Wallfahrt zur ‚Schmerzhaften-Muttergottes‘ von Dieburg – 8. September

Dieburg, in Südhessen, ist seit dem Mittelalter das Ziel vieler Pilger, wo es bereits 1232 eine Marienkapelle gab. Bis zum heutigen Tag wird die große geräumige Wallfahrtskirche noch im Volksmund ‚Kapelle‘ genannt. So hat sich der Name der einstigen kleinen Marienkapelle, die der Ausgangspunkt der Dieburger Wallfahrt ist, auf das große Kirchengebäude übertragen. Das Wort ‚Gnadenkapelle‘ deutet auf die vielen Gebetserhörungen hin, die auf die Fürsprache Mariens eingetreten sind. Bis 1666 war das Fest ‚Maria-Himmelfahrt‘ (15. August) der eigentliche Wallfahrtstag der Dieburger Katholiken. Als die Feier des Sankt-Rochus-Festes (16. August), das wegen der vielen Pesttoten in Dieburg als ‚Gelobter Tag‘ begangen wurde, aufkam, wählte man, um die beiden aufeinanderfolgenden Festtage auseinander zu legen, den 8. September, nämlich das Fest ‚Maria-Geburt‘ als Hauptwallfahrtstag.

Hochaltar_Pieta
Pieta im Hochaltar – Gnadenkapelle Dieburg
Schmerzhafte Gottesmutter - Das Gnadenbild von Dieburg (Pieta)
Schmerzhafte Gottesmutter – Das Gnadenbild von Dieburg (Pieta)

In einer Nische des Hochaltars steht das Gnadenbild der ‚Schmerzhaften Mutter Gottes‘. Das jetzige Gnadenbild ist erst um 1420 entstanden, also rund 200 Jahre nach dem Bau der einstigen Marienkapelle. Es stellt die schmerzhafte Mutter dar. Der Oberkörper des Leichnams Christi lehnt an der Brust Mariens und gibt dem Bildwerk eine auffällige Geschlossenheit. Das Antlitz Mariens ist von einem weit nach vorne gezogenen Kopftuch beschattet. Besondere Sorgfalt ist auf den Saum des Mantels verwandt, der im Relief Adler und gotische Ornamente zeigt und eine Vergoldung trägt.

Ein kunstgeschichtliches Rätsel ist die Beschaffenheit des Gnadenbildes: Es ist nicht aus Holz geschnitzt, vielmehr besteht die sichtbare Außenseite aus mehreren Materiallagen. Im Kern befindet sich eine lederne Gussform, darüber liegen Stoffstreifen, die mit Ton und Bindemitteln zu einer harten Masse verarbeitet sind, darauf erst ist die Polychromierung aufgetragen.

In einer Urkunde vom 7. April 1498 bestätigt der Mainzer Weihbischof Erhard, dass er am Dienstag nach dem Dreikönigstag des Jahres 1498 im Auftrag des Mainzer Erzbischofs Berthold von Henneberg (1484-1504) Statue und Bild der allerseligsten Jungfrau in der Wallfahrtskirche der Stadt Dieburg geweiht und in einer Höhlung auf der Rückseite des Fußgestelles Reliquien von Heiligen, drei Weihrauchkörner und eine amtliche Urkunde in eine Schatulle eingelegt habe. Weihbischof Erhard verlieh den Pilgern einen päpstlichen Ablass. Spätestens seit der Aufstellung des Gnadenbildes begann die Wallfahrt. Viele Prozessionen hatten Dieburg als Ziel, u. a. eine Prozession aus dem Rheinland, die auf dem Weg zum Wallfahrtsort Walldürn in Dieburg Halt machte.

Als das Gnadenbild während des Krieges 1939 bis 1945 im sog. Muttergottesbunker in der alten gotischen Sakristei untergebracht war, suchten dort viele Menschen Schutz und Trost. Am Fronleichnamstag des Jahres 1945 wurde die Pieta wieder, in einer Prozession über den alten Friedhof, auf ihren ursprünglichen Platz über dem Hochaltar der Wallfahrtskirche gebracht.

Mit Glauben und Vertrauen kamen stets die Pilger zur Gnadenstätte nach Dieburg, wo Gott auf außerordentliche und wunderbare Weise Gnaden erteilt hat.

(vgl.: Wallfahrtskirche Dieburg, Schnell&Steiner)

 

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