Wiederholt hat sich das Lehramt der Kirche zur Heiligenverehrung geäußert. Es hat festgestellt: Die Heiligen dürfen verehrt und angerufen werden1, und ihre Verehrung und ihre Anrufung ist gut und nützlich2. Eine Pflicht, die Heiligen zu verehren und sie anzurufen, besteht jedoch nicht für den Katholiken. Grundsätzlich kann er das Heil auch ohne die Heiligen erlangen3. Legitimiert ist der Kult der Heiligen prinzipiell bereits durch das Alte Testament4. Da gibt es schon in Ansätzen die Engelverehrung5 und auch den Glauben an die Fürbitte der Engel und der Heiligen6. Im Buch Tobias ist die Rede davon, dass die Engel im Himmel die Gebete der Heiligen auf Erden vor Gott bringen7. Judas der Makkabäer sieht in einem Traumgesicht, wie zwei verstorbene Gerechte, nämlich der Hohepriester Onias und der Prophet Jeremias, Fürsprache einlegen bei Gott für das Volk und für die heilige Stadt8. Solche Gedanken werden im Neuen Testament entfaltet und vertieft. Nach der Apokalypse kommt die Aufgabe, die Gebete der Heiligen auf Erden vor Gott zu bringen, nicht nur den Engeln zu, sondern auch den Heiligen in der Vollendung9. Verständlich wird die Unterstützung der Heiligen auf Erden durch die Heiligen in der Vollendung angesichts der Tatsache, dass die Liebe fortdauert, dass sie im Tode nicht stirbt10. Gemäß dem Hebräerbrief umgeben uns die Heiligen als eine “große Wolke von Zeugen”11. Wenn die Heiligen des Himmels Fürsprache einlegen für die Menschen, dann ist es konsequenterweise auch erlaubt, nicht verpflichtend, dass man sie anruft12. Ihre letzte Rechtfertigung erhält der Kult der Heiligen im Kontext des Lobpreises der siegreichen Gnade Gottes13.
Immerhin ist die Verehrung der Heiligen ein integrales Moment des Kultes der Kirche, prinzipiell. Sie hat allerdings ihre Geschichte. Am Anfang richtete sich die Verehrung der Heiligen in der Kirche auf die Märtyrer, speziell auf die Apostel, die bis auf einen, bis auf Johannes, als Märtyrer galten. Dann richtete sie sich aber schon bald auch auf die Bekenner, auf die Jungfrauen und auf all jene Personen, die ein vorbildliches Leben geführt und den Auftrag Gottes in exemplarischer Weise erfüllt hatten. Das ist nicht überraschend. Schon mit der Verehrung der Apostel hatte man die Praxis der ausschließlichen Verehrung der Märtyrer verlassen.
1-Denzinger-Schönmetzer Nr. 1823; Nr. 675; Nr.Nr. 1744-1755; Nr. 1824; Nr. 1867; Nr.Nr. 2235 f.
2-Ebd., Nr. 1821; vgl. Nr. 1867.
3-Der Kanon 1186 des CIC empfiehlt die Verehrung Mariens, macht sie aber nicht obligatorisch. Vgl. Herbert Vorgrimler, Art. Heiligenverehrung I (dogmatisch), in: Lexikon für Theologie und Kirche V, Freiburg 21960, 104.
4-2 Makk 15,11-16.
5-Jos 5, 14; Dn 8, 17; Tob 12, 16.
6-Tob 12, 12; 2 Makk 15,11-16; vgl. auch Jer 15, 1.
7-Tob 12, 12.
8-2 Makk 15,11-16.
9-Apk 5, 8; 8, 3.
10-1 Kor 13, 8.
11-Hebr 12,1.
12-Vgl. Ludwig Ott, Grundriss der katholischen Dogmatik, Freiburg 21954, 368.
13-Eph 1,6.12-14.
(Joseph Schumacher: Die Bedeutung der Verehrung des heiligen Joseph im Kontext der Heiligenverehrung der Kirche)
