Die Bedeutung der Verehrung des heiligen Joseph (4/19)

2. Die Entfaltung der Verehrung des heiligen Joseph in der Geschichte des Glaubens.

Die Verehrung des heiligen Joseph entfaltete sich nur langsam. In den Evangelien war nur wenig über ihn berichtet worden. Da war ihm gleichsam nur eine Nebenrolle im Erlösungsplan zuerkannt worden. Immerhin war er als ein „gerechter Mann“ bezeichnet worden, der dem Messiaskind auftraggemäß den Namen Jesus gegeben, die Familie geschützt und ernährt und Jesus das Zimmermannshandwerk gelehrt hatte, der aber zu Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu nicht mehr am Leben war. Es war sodann von ihm auch schon bald in der Geschichte der Kirche die Rede, aber mehr am Rande. Im ersten Jahrtausend stand er auf jeden Fall mehr im Hintergrund34.

Das erste Jahrtausend in der Geschichte der Kirche war vor allem mit den beiden Grunddogmen des Christentums beschäftigt, mit dem Dogma vom trinitarischen Gott und mit dem Dogma von der Inkarnation der zweiten Person der Dreieinigkeit. In dramatischem Ringen mussten die beiden Fragen geklärt werden: Wer ist Gott? und: Wer ist Jesus von Nazareth?

Bei der Antwort auf die Frage nach Jesus von Nazareth kam man dann nicht vorbei an der Frage nach seiner Mutter. Maria war die natürliche Mutter des menschgewordenen Gottessohnes, wenngleich sie ihn nicht auf natürliche Weise empfangen und geboren hatte. An der Menschwerdung Gottes hatte Joseph zunächst keinen Anteil. Er war nur der Adoptivvater, und es musste alles getan werden, dass man ihm nicht auch die natürliche Vaterschaft zuschrieb. Es ging um das Geheimnis der Gottessohnschaft Jesu von Nazareth. In der Tat begegnet uns die nahe liegende Behauptung, Joseph sei der natürliche Vater Jesu, mehr als einmal. Das war indessen eine folgenreiche Irrlehre. Erst als die gottmenschliche Natur Jesu und seine wunderbare Menschwerdung in hellem Licht dastanden, konnte der heilige Josef in seiner wahren Größe erkannt werden und die ihm gebührende Verehrung finden35. Dennoch begegnet uns die Verehrung des heiligen Joseph eigentlich in nuce schon in der ältesten Zeit. Sie begann in der Kirche des Ostens, in Ägypten. Von daher griff sie über auf die Kirche des Westens. Die frühesten Zeugnisse der Verehrung des Heiligen reichen zurück in das 4. Jahrhundert36.

34-Vgl. Médard Barth, Die Verehrung des heiligen Josef im Elsass, Hagenau 1970, 5 f.
35-Alfons Maria Weigl, Sankt Josef auch dein Helfer, Altötting 31971, 148.
36-Adolf Adam, Rupert Berger, Pastoralliturgisches Handlexikon, Freiburg 51989, 224.

(Joseph Schumacher: Die Bedeutung der Verehrung des heiligen Joseph im Kontext der Heiligenverehrung der Kirche)

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