Das Levitierten Hochamt ist nach dem Pontifikalamt, das ein Bischof oder Abt zelebriert, die zweite Form ist die Missa solemnis. Dabei handelt es sich um eine vereinfachte Form des Pontifikalamtes für Priester ohne Pontifikalien. Mit der Assistenz des Diakons und Subdiakons (den Leviten) wird das levitierte Hochamt in großer Feierlichkeit begangen. Der Priester spricht dabei die von Diakon, Subdiakon oder Chor laut gesungenen Texte leise mit.
Eines von vielen ergreifenden Bilder des tridentinischen Ritus sehen wir beim Levitierten Hochamt: Nach der Bereitung der Gaben erhält der Subdiakon vom Diakon die Patene in die rechte Hand. Er bedeckt sie mit dem Velum und stellt sich vor die unterste Stufen, wo er in der Mitte, die verhüllte Patene in Gesichtshöhe haltend, bis zum Ende des Pater noster zum Altar gewandt stehen bleibt. Nur zum Sanctus tritt er neben den Priester an den Altar. Während der Wandlung kniet er auf die unterste Stufe nieder.
Die Verhüllung der Patene entspricht dem Ritus in der nicht levitierten Messe, in der der Priester die Patene teilweise unter das Korporale schiebt.
Es geschieht in besonderer Ehrfurcht vor dem Leib Christi, der, zunächst als Hostie, auf der Patene liegt, und allegorisch mit dem Sichverbergen Jesu vor seiner Passion gedeutet.
Zur Brechung des Brotes nimmt die Patene auf dem Altar die konsekrierte Hostie auf.
(Vgl. Josef Andreas Jungmann: Missarum Sollemnia.)
Es ist wichtig, dass die religiösen Akte und Zeichen erläutert werden. Zuerst vom Bischof den jungen Theologen, besonders anläßlich ihrer verschiedenen Weihegraden.
Aber auch den Gläubigen und, wenn die Möglichkeit besteht, den dem katholischen Glauben Fernstehenden, sollen Zeichen und Riten erklärt werden. Vorzüglich den Priestern obliegt diese Aufgabe. Immer wieder sollen sie dies erklären und beschreiben, was am Altar und bei der Spendung der anderen Sakramente vor sich geht. Dies geschieht viel zu selten. So vieles wird nicht verstanden.
Dies ist auch ein Grund dafür, dass so viele beim Zweiten Vatikanischen Konzil gejubelt haben und froh waren, dass die Muttersprache eingeführt wurde, und dass die ersten Rubriken, die festgeschriebenen liturgischen Handlungen, verschwunden sind: sie haben es nicht verstanden; man hat es ihnen nicht erklärt. – So verschwinden auch heute noch Wissen und Ehrfurcht.
+
Ein gutes Beispiel
Wie dem zu begegnen ist hat Bischof Fellay anläßlich seiner Predigt bei den Subdiakonatsweihen am Samstag dem 21.3.2015 in Zaitzkofen deutlich gemacht. Er erläuterte mit wunderbaren Worten diese immer wieder ergreifende Zeremonie. Mgr. Fellay sprach zu den Weihekandidaten, den Seminaristen und Gläubigen und sagte (einige Auszüge):
[…] Schon bei der Weihe von Akolythen wird vom Licht gesprochen. Diese werden das Licht tragen, sie sind die Lichtträger, und die Kirche will auch ihnen das Licht übergeben; sagt doch der Heiland selbst: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Und es ist so: Je mehr man sich dem Altar nähert, desto größere Reinheit verlangt die Kirche.
Beim Subdiakonat wird dieses Versprechen sogar zu einem impliziten Gelübde: Auf ewig verzichte ich auf eine Familie, verzichte auf die Lust, die der liebe Gott an den Eheakt gebunden hat, ich verzichte darauf. Der liebe Gott, der reiner Geist ist, will, dass seine Diener, diejenigen, die ihm am nächsten sind, irgendwie wie Engel werden. Wir wissen wohl, dass wir keine Engel sind, wir sind Menschen, aber umso größer, umso fordernder das Opfer ist, desto kostbarer ist es für den lieben Gott.
Auch die Exorzisten haben mit dem Licht zu tun. Luzifer war ein Lichtträger, doch jetzt bringt er die Finsternis. Der Exorzist soll das wahre Licht, das Licht Gottes bringen und diese Finsternis des Teufels, der Sünde bekämpfen. Wie wird die Sünde weggewischt? Was geschieht im Beichtstuhl? Wir sprechen von „wegwischen“, von waschen. Ganz besonders bei der Taufe haben wir dieses Bild vom Wasser. Aber wir wissen auch: Wenn die Sünde getilgt wird, dann bleibt die Seele nicht in einem neutralen Zustand, sie geht vielmehr von einem Abgrund des Elends, der Zerstörung zu einer großen Erhebung in der Gnade über. Die Gnade ist es, das Eingießen der Gnade wird die Sünde vertreiben. Und ich glaube, dass eines der Bilder, das dies am besten beschreibt, das Licht ist: Nehmen wir ein ganz dunkles Zimmer, finster, als Bild der Sünde. Wie wird man diese Dunkelheit, diese Finsternis los? Durch das Licht! Kommt das Licht, fällt das Licht in dieses Zimmer, in diesen Raum ein, so vertreibt es die Dunkelheit, die Finsternis. So könnte man sagen: Jedes Mal bei der Beichte wird nicht nur die Sünde verziehen – es ist die Gnade, die gleichzeitig eingegossen wird. Die Gnade Gottes. Dieses unbeschreibliche Licht. Ich glaube, der liebe Gott hat uns eben mit dem natürlichen Lichte, mit der Sonne, etwas gegeben, was uns irgendetwas vom lieben Gott verstehen lässt, wenn ich das Wort verstehen benutzen darf. Dieses Licht der Sonne ist vollkommen rein, es ist nur Licht.
Gestern gab es eine partielle Sonnenfinsternis. Wahrscheinlich haben einige versucht, die Sonne zu beobachten. Ich war an einem Ort, wo 70 % der Sonne vom Mond bedeckt waren. Es war unmöglich, in die Sonne zu schauen, sie war einfach zu stark. Und prompt sind sehr viele Leute jetzt im Krankenhaus; sie haben unvorsichtigerweise versucht, die Sonne zu beobachten, das war einfach zu stark.
So hat das Licht Gottes eine Stärke, eine Größe, dass es die Sünde, die Finsternis der Sünde überstrahlt, wegwischt; das geschieht im Beichtstuhl. Das ist der Kampf zwischen dem Teufel, der versucht, sich in einen Engel des Lichtes zu verwandeln, versucht zu täuschen, glauben zu lassen: Ich bin Licht. Welche Täuschung! Welcher Betrug! So empfängt schon der Exorzisten diese Kraft – nicht die Sünden zu vergeben – wohl aber den Teufel, diesen Urfeind Gottes, der so viel Übel anrichtet und die Menschen zu so vielen Sünden verführt, zu vertreiben. Es ist eine unglaubliche Macht, die da verliehen wird. Wir können das nur im Glauben verstehen. Jene, die schon Exorzismen vorgenommen haben, werden versichern, dass es eine große Stärkung im Glauben ist. Wenn der Teufel sich zeigt, hat man gleichsam eine sinnliche Berührung mit dem Übel, mit diesem unbeschreiblichen Hass gegen Gott, gegen alles Gute. So hasst der Teufel den Priester abgrundtief. Hier sieht man diesen Kampf um die Seelen, deshalb werden Sie Priester: Um Seelen zu retten! Es gilt gerade, diese Seelen aus der Sünde, aus den bösen Einflüssen der Welt, die das Reich des Teufels ist, herauszureißen und sie zu Gott zu führen; sie aus der Finsternis zum Licht zu führen. Man darf gemäß den Worten des Heilandes von diesen lichten Seelen, diesen klaren Seelen sprechen, von den klaren Augen der Seele.
Wann sind sie klar? Wenn sie rein sind! Wenn sie die Sünde hinter sich gelassen haben. Die Reinheit, die vom Subdiakon verlangt wird, ist das Bild von dieser Trennung von der Welt. Es ist eine andere Reinheit, die die erste, die Reinheit von der Sünde, mit einschließt. Nur dann, wenn der zukünftige Subdiakon dieses Versprechen gemacht hat: Ja, auf ewig verspreche ich, wenn ich diesen Schritt auf den Altar hin mache, mich von der Welt zu trennen -, erst dann wird die Kirche es wagen, dem Subdiakon die Gegenstände anzuvertrauen, die im direkten Kontakt mit dem göttlichen Heiland sind.
Nur der Subdiakon darf die Patene, den Kelch, das Korporale, jene Tücher, die in direktem Kontakt mit dem Heiland stehen, berühren.
Wegen der Heiligkeit dieser Gegenstände sagt die Kirche den anderen: Nein, ihr dürfen sie nicht berühren! Nur ein Subdiakon darf es. Betrachten wir diese Achtung der Kirche, diese Ehrfurcht, diesen Respekt vor der Größe Gottes, vor der Majestät Gottes, die sich bis zu den materiellen Gegenständen erstreckt.
Wenn man diese Ehrfurcht mit der Art und Weise vergleicht, wie man heute in der modernen Kirche die heiligen Gegenstände berührt und behandelt, dann sind das zwei Welten! Als Folge ist ein großer Teil des Glaubens verschwunden, aufgelöst. Man nimmt den Heiland einfach in die Hand, man will jetzt sogar die Kommunion Unwürdigen, die im Stande der Sünde leben, spenden. Das ist wirklich ein Verlust an Anerkennung dieser Größe Gottes. Und doch sagt Gott, er werde es nicht dulden, dass etwas Unreines in seiner Gegenwart sei – im Himmel gibt es nichts Unreines. Stirbt jemand im Stande der Gnade, hat aber noch irgendwelche kleinen Flecken, eine Anhänglichkeit, eine Neigung zu einer Sünde, einen Gefallen am Irdischen oder lässliche Sünden auf dem Gewissen, stirbt er mit diesen, so kann er nicht in den Himmel eingehen. Er muss durch das reinigende Fegfeuer gehen.
Nur das Reinste kann in den Himmel eingehen. Das gilt für das Ende unseres Lebens, aber es gilt auch schon jetzt. In der Tat will die Kirche, dass wir von solch einer Sehnsucht nach Reinheit erfüllt seien, wenn wir uns dem göttlichen Heiland, dem Altar nähern.
So wollen wir zur Gottesmutter, zur allerseligsten Jungfrau, der Königin der Reinheit, gehen und ihr unsere Weihekandidaten anempfehlen. Wir wollen von ihr alle Gnaden erflehen, insbesondere diese Reinheit, diesen Weg zur Heiligkeit an ihrer Hand beschreiten.
Wenn wir von Reinheit sprechen, drücken wir nicht etwas Negatives aus, wir sagen vielmehr etwas Positives. Es ist nicht einfach ein Verzicht, vielmehr wird die Dunkelheit durch das Licht ersetzt. Die Reinheit ist eine Tugend. Es ist nicht bloß die Sündlosigkeit; es ist eine Tugend, also etwas, das gut macht, heilig macht!
Und wie weit kann diese Fülle der Reinheit gehen? Es ist wie mit der Liebe: Es gibt keine Grenze und kein Maß, weil der liebe Gott selber die Reinheit ist, und diese Gnade der Reinheit nähert uns dem lieben Gott an. Alle Bindungen an das Irdische werden allmählich ausgelöscht. Man kann nicht sagen: Jetzt habe ich genug getan, es genügt, das geht nicht. Es ist immer ein Weiterkämpfen, das ganze Leben hindurch, bis zum Tode. Ja, mögen Sie diese Gnade empfangen, möge die Gottesmutter Ihnen diese Gnade erlangen, uns allen erbitten! Damit wir so würdig wie möglich in diesem heiligen Gottesdienst dem lieben Gott dienen, und so Gnaden verdienen, Gnaden des Heiles für viele, viele Seelen. Amen.
+