Als sich einmal ein Mensch, der oftmals zwischen Furcht und Hoffnung schwebte, von Kummer ganz erschöpft, in der Kirche vor einem Altar betend niederwarf, ging er mit sich zu Rate und sprach:
„Wenn ich doch wüßte, ob ich beharrlich bleibe!“
Sogleich vernahm er in seinem Innern die Antwort Gottes:
„Was würdest du tun, wenn du es wüßtest?
Tu jetzt, was du dann tätest, und du wirst deiner Sache sicher sein.“
Und sogleich fühlte er sich getröstet und gestärkt, überließ sich dem göttlichen Willen und wußte nichts mehr von einem ängstlichen Schwanken. Er wollte auch nicht mehr vorwitzig über seine Zukunft nachgrübeln, vielmehr suchte er zu erkennen, worin der ‚wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes‘ (Röm 12, 2) bestehe, um jegliches gute Werk zu beginnen und zu vollenden.
Thomas von Kempen. Die Nachfolge Christi. Kap. 25
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