Der Hospitalordens des hl. Johannes von Gott (1495-1550) folgt keiner eigenen Regel seines Gründers. Vielmehr verfügte er, dass die Brüder der Regel des heiligen Augustinus (354-430) folgen sollten.
In den Nummern 21 bis 25 der Regel des hl. Augustinus heißt es – zwar zunächst nur für jene, die der Regel des hl. Augustinus verpflichtet sind -, aber auch andere Christen sollten diese Worte beachten, die insbesondere für Männer gelten:
Im Gehen, Stehen und all euren Bewegungen komme nichts vor, was bei irgend jemand Anstoß erregen könnte; sondern alles entspreche eurem heiligen Stande.
Wenn euer Blick auf eine Frau fällt, soll er auf ihr nicht haften bleiben. Zwar ist es euch nicht verwehrt, wenn ihr ausgeht, Frauen zu sehen; aber sie zu begehren oder von ihnen begehrt werden zu wollen, ist schuldhaft.
Denn nicht nur in Berührungen und Zuneigung äußert sich die Begierlichkeit und zeigt sie sich in Frauen, sondern auch in Blicken. Sagt doch nicht, euer Herz sei rein, wenn die Augen unrein sind; denn der unkeusche Blick verrät das unkeusche Herz.
Und wenn die Herzen im wortlosen Austausch von Blicken einander ihre Unlauterkeit verraten und infolge der fleischlichen Begierde in Leidenschaft zueinander entbrennen, so ist es um die Keuschheit schon geschehen, auch wenn die körperliche Unversehrtheit nicht verletzt wird.
Wer mit seinen Blicken eine Frau sucht und es gerne hat, wenn auch sie ihn sucht, soll nicht glauben, dass er dabei ungesehen bleibt; ganz gewiss wird er gesehen, und zwar von Beobachtern, an die er gar nicht denkt.
Doch wenn es auch unbemerkt bliebe und kein Mensch es beobachtet hätte, was will er denn anfangen gegenüber dem Zeugen aus der Höhe, dem nichts verborgen bleiben kann?
Oder will man glauben, der sehe deshalb nichts, weil seine Geduld ebenso groß ist wie seine Weisheit? Ihm zu missfallen fürchte der Gottgeweihte, damit er nicht einer Frau in sündhafter Weise zu gefallen sucht. Er soll daran denken, dass Gott alles sieht, damit er nicht eine Frau schuldhaft anzusehen verlangt.
Die Furcht vor Ihm ist auch in diesem Punkte anempfohlen durch das Schriftwort: „Lüsterne Augen sind dem Herrn ein Greuel“ (Spr 27,20).
Wenn ihr also in der Kirche, und wo sonst auch Frauen sind, beisammen seid, wacht gegenseitig über eure Reinheit; denn Gott, der in euch wohnt, wird euch auch auf diese Weise durch euch selbst schützen..
Wenn ihr nun diese Zuchtlosigkeit der Augen, von der ich spreche, an einem unter euch bemerkt, mahnt ihn gleich, damit die bösen Anfänge nicht erst weiter wachsen, sondern sofort behoben werden.
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