Satan bindet niemand,
ohne dass du in der Nähe wärst
und er zu dir rufen könnte
und du geschwind seine Fesseln durchschneiden
und ihn losmachen würdest.
Niemand wird von ihm so gejagt,
dass du fern wärest,
dass du, gerufen, nicht im selben Moment
bei ihm wärst und ihn retten würdest.
Wegen all dem hasst dich dein Hasser,
denn du hast ihn immer
mehr gehasst.
Er hasst dich, weil du dich
ihm die ganze Zeit entgegenstellst.
Er hasst dich, weil er den hasst,
der dich gegeben hat.
Sowohl du
bist sein Gegner,
als auch dein Herr stellt sich gegen ihn.
Quelle: Johannes von Dalyatha: Briefe. Aus der syrisch-aramäischen Sprache übersetzt von Matthias Binder, Beuroner Kunstverlag, Beuron 2020, ISBN: 978-3870713683.
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Johannes Saba von Dalyatha lebte zwischen 690 und 780. Er wurde in einem Dorf der Provinz Beit Nouhadra, das heute nördlich von Mossoul im Irak liegt, geboren. Um 710 beginnt er sein Noviziat im Kloster Mar Yuzadaq. Nach sieben Jahren Ausbildung darf er sein Einsiedlerleben in den Bergen von Dalyatha beginnen, einem einsamen Ort auf über 4.000 m Höhe, der an der Grenze zwischen der heutigen Türkei und dem Irak liegt. Dort verbringt Johannes den größten Teil seines Lebens.
Erst gegen Ende seines Lebens verlässt er die unwirtliche, karge Hochgebirgswelt und geht in sein früheres Kloster Mar Yuzadaq zurück. Hier schließen sich ihm weitere Brüder an. Johannes wird Abt einer Mönchsgemeinschaft und baut gemeinsam mit seinen Brüdern das Kloster Arqol auf. Bald leben hier bis zu vierzig Brüder, denen er eine Lebens- oder Mönchsregel übergibt.
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