Bischof Klaus Hemmerle über Weihbischof August Peters

Bischof Klaus Hemmerle (* 3. April 1929, † 23. Januar 1994) starb an einer Krebserkrankung, die ihn als Oberhirte von Aachen mehrere Monate sehr beeinträchtigte. Einige Jahre vor seinem Tod hat er seinem Weihbischof August Peters, der jünger war als er und ebenfalls an einer Krebserkrankung starb, einen Nachruf gewidmet. Darin kann man erkennen welche Hochachtung der damalige Bischof von Aachen August Peters entgegenbrachte.

Bereits am 3. November 2023 waren in der TAGESPOST drei Leserbriefe zu lesen, die mit harscher Kritik auf die Veröffentlichung von Namen verstorbener (angeblicher!?) Missbrauchstäter und Beschuldigter (!) durch das Bistum Aachen reagierten. Insbesondere die Worte des Cousins des Weihbischofs, Prof. Dr. Leo Peters, lassen aufhorchen. Daraus ein kurzer Abschnitt:

„Lange und gründlich habe ich mir überlegt, ob ich mich zu der bistumsinternen Anklage gegen meinen Vetter Weihbischof August Peters öffentlich äußern soll (DT vom 26. Oktober). Natürlich setze ich mich dabei der Gefahr des Vorwurfs aus, befangen zu sein. Dennoch stelle ich meine Zweifel an der Opportunität meiner folgenden Aussagen zurück.

Wenn es je einen Menschen gab, dessen Leben ich aufgrund langjähriger Kenntnis für heiligmäßig ansehe, dann ist es Weihbischof August Peters, ein Mensch, lauter, selbstlos, stets den Menschen, besonders den schwachen, kranken und armen zugewandt, immer seinen Wahlspruch vor Augen „Quaerite, ubi Christus est“ (Suchet wo Christus ist).

Ich glaube den erhobenen Vorwürfen nicht, weil sie dem Bild von ihm, das ich aus der persönlichen Nähe gewonnen habe, diametral widersprechen. Wie leichtfertig und kalt geht Bischof Helmut Dieser dagegen mit nicht nachprüfbar erhobenen Vorwürfen gegen einen hoch angesehenen Priester um, dessen angebliche Taten ein halbes Jahrhundert zurückliegen und gegen die der vor 37 Jahren verstorbene Weihbischof sich nicht mehr wehren kann! Unschuldsvermutung, normalerweise eine gängige Forderung, wird beiseite geschoben.

Die Bistumsspitze wäre gut beraten, sich nicht dem Eindruck selbstgerechter Saubermännermentalität auszusetzen und dem Verdacht, bei bestimmten Medien und kirchenkritischen Kreisen punkten zu wollen.“

Ein Katholik muss sich seiner Sündhaftigkeit immer bewusst sein. Das sollte sich auch in der Art und Weise seiner Äußerungen zeigen. Ja, es gibt menschliche Defizite, die möglicherweise irgendwann einmal öffentlich werden könnten. Gerade dann, wenn diese durch Enthüllungen aufgedeckt werden, sollten Christen nicht in Triumphgeheul verfallen. Niemand sollte an den Pranger gestellt werden. Denn vielleicht lenken wir durch unsere Finger, mit denen wir auf andere zeigen, nur von uns selbst ab. Sollen wir nicht zuerst den Balken im eigenen Auge entfernen, bevor wir den Splitter im Auge des anderen sehen wollen?

Wohl wissend, dass man bei jedem Menschen nur vor die Stirn blicken kann und niemanden wirklich kennt um womöglich seine Hand für jemanden ins Feuer legen kann, so schließe ich mich – selbst Zeuge der Person des Weihbischofs -, der Familie von August Peters an, die kundtut, Bischof Dieser wegen Verleumdung anzuzeigen.

Wir veröffentlichen nachstehend den Nachruf von Bischof Hemmerle um deutlich zu machen, wie verdächtig es ist, wenn Jahre später der Bischof von Aachen verkündet, August Peters habe sich an einem Mädchen vergangen.

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Bischof Klaus Hemmerle

Weihbischof August Peters [1931–1986]

Als im April 1981 bekannt wurde, daß Papst Johannes Paul II. den Pfarrer an Liebfrauen in Krefeld, August Peters, zum Weihbischof in Aachen ernannt habe, löste dies eine ungewöhnlich breite und starke Welle freudiger Zustimmung im gesamten Bistum Aachen aus. Nicht minder groß und allgemein war die Teilnahme, als er am 3. Mai 1986 im Alter von 55 Jahren heimgerufen wurde. Doch war da mehr und anderes als bloß die Trauer; denn Weihbischof August Peters blieb einfach „da“. Er ging dorthin, wo er mit seinem Herzen im Leben schon war, und die Transparenz seines Wesens und Wirkens für den nahen und liebenden Gott blieb in den Ungezählten Gegenwart, denen er Wegbegleiter und Freund gewesen war.

Daß Weihbischof August Peters im Bistum Aachen ein so herzliches Willkommen als Weihbischof fand, hat seine Wurzeln in derselben Strahlkraft seines Mensch- und Priesterseins, die ihn ohne besondere Funktionen und Positionen, ohne aufzählbare Publikationen oder Werke zu einem der am meisten in seinem Rat und Wort geschätzten Priester des gesamten Diözesanklerus hat werden lassen.

In der Tat ist an den äußeren Lebensdaten nicht viel Außergewöhnliches abzulesen: August Peters wurde am 27. Mai 1931 in Kaldenkirchen geboren, wuchs dort in einer gediegenen katholischen Familie auf, deren enges und vielfältiges Netz ihm zeitlebens kostbar und tragend blieb; sein Studium der Philosophie und Theologie persolvierte er ordnungsgemäß als Priesteramtskandidat des Bistums Aachen und wurde am 1. März 1958 in Aachen zum Priester geweiht. Sodann war er von 1958 bis 1963 Kaplan in Setterich. Im September 1963 trat er den Dienst als Kaplan in St. Hubert in Willich-Schiefbahn an. Dort wirkte er – seit 1968 als Pfarrvikar und von 1971 an als Titularpfarrer – bis zu seiner Ernennung 1980 zum Pfarrer der Pfarrei Liebfrauen in Krefeld. Seine außerordentliche Bereitschaft, einfach dazusein, wo er gebraucht wird, ließ ihn bei seinem hochgeschätzten Pfarrer Dr. Brück und in seiner geliebten Gemeinde Schiefbahn, St. Hubert, aushalten weit über die Zeiten hinaus, die normalerweise hierzulande für einen Kaplansdienst vorgesehen sind. Die Verleihung des Pfarrertitels und die Bestellung zum Dechanten änderten nichts daran: er war in Schiefbahn der brüderlich Mittragende, der sich in seelsorglichem Eifer verzehrte, ohne auf Rang und Macht zu achten. Seine kurze Tätigkeit als Pfarrer an Liebfrauen in Krefeld ließ ihn sofort die Herzen dieser Gemeinde gewinnen, der er für lange Zeit Hirte zu sein hoffte. So waren denn auch die Menschen in dieser Pfarre schier die einzigen, bei denen die Freude über den neuen Weihbischof sich mit dem Schmerz über einen zugemuteten Abschied verband.

Wo waren sodann die Lebensorte von August Peters als Weihbischof während der fünf Jahre, die er diesen Dienst ausfüllte? Es genügt keineswegs, seine Wohnung am Aachener Katschhof zu nennen. Sakramentskapelle und Bischofsgruft im Aachener Dom waren Schwerpunkte seines Daseins. In den Pfarreien des Bistums war er oft und mit Freude, in den vielen Sitzungen und Konferenzen innerhalb und außerhalb des Bistums war er treu, aber mit „leicht stöhnender“ Geduld. Wo Menschen verborgen Rat und Hilfe brauchten, wo Priester sich zur Suche geistlichen Weges und zur Pflege gemeinsamen Gebetes versammelten, wo es um das Bußsakrament und die Begleitung von Berufungswegen ging, da brachte er sein Herz und seine Zeit mit.

Diese knappen „Ortsangaben“ bezeichnen bereits mehr als die äußeren Daten seines Lebens, wo Antwort auf die Frage zu suchen ist: Was war das Geheimnis dieses Bischofs und Priesters, was hat ihn aus der Stille heraus zum Freund und Bruder so vieler werden lassen?

Ich möchte nun versuchen, aus den fünf mir so kostbaren Jahren unseres gemeinsamen Wirkens im bischöflichen Dienst, besonders aber aus seiner letzten schweren Leidenszeit, vielfältige Beobachtungen so zusammenzufügen, daß im Bild seiner Persönlichkeit eine Mitte, ein Grundansatz sichtbar wird.

Diese Mitte, dieser Grundansatz ist: August Peters hat ganz klein von sich selbst gedacht, aber viel mehr noch hat er groß von Gott und seiner Liebe gedacht. Klein von sich und groß von Gott denken, kritisch sich selbst und vertrauensvoll Gott sehen: das ist der einfache und in allem durchklingende Grundton seines Wesens. In einem wenige Monate vor seinem Sterben geschriebenen Brief an jene, die ihm nahe waren, drückt er das in unüberbietbarer Klarheit aus: „Das einzige absolut Sichere ist mir dies, daß ich im Tod nicht tiefer falle als in Gottes große, gute Hand! Zwar bin ich IHM ganz viel schuldig geblieben, doch glaube ich ganz fest, daß seine Liebe größer ist…“

Diese einfache und elementare Überzeugung, ja Erfahrung, die August Peters trug, entfaltete sich in einer Reihe von Eigenschaften und Haltungen, die das Ganze seines Wesens, Lebens und Wirkens prägen.

Da ist als erstes die Anbetung zu nennen. Im schon zitierten Brief schreibt er: „Vergeßt nicht die Anbetung! In der Anbetung habe ich die dichtesten Stunden meines Lebens erlebt.“ Anbetung, das heißt: sein eigenes Kleinsein hineinhalten in Gottes Größe, alles, was uns bedrängt und wichtig ist, was uns „groß“ erscheint, hineinhalten in die Wirklichkeit Gottes und es von hierher klein werden lassen; Anbetung läßt so durchdringen zu jener Gelassenheit, zu jenem Gleichgewicht, das uns über das bloße Agieren und Reagieren hinausführt. Genauso haben Ungezählte August Peters erlebt: er kam gewissermaßen „vom Berge der Anbetung“, fand aber gerade so hin zu den Niederungen des Lebens, dorthin, wo die Menschen mit ihren Sorgen sind.

Dem Wort „Anbetung“ steht ein zweites zur Seite: Treue. Wenn es wirklich auf Gott ankommt, wenn Gott wirklich groß, ja der einzig Große ist, wenn er die Liebe ist, dann wäre es Schizophrenie, Anbetung auf einige Augenblicke zu beschränken und im übrigen „nebenan“ ein neutrales Leben zu führen. Treue als Durchtragen empfangener Gnaden und getroffener Entscheidungen, Konsequenz in der Anlage und im Gehen des Lebensweges, Gewissenhaftigkeit im Erfüllen des einmal Übernommenen, dies war ein festes Gerüst, welches das durch Verstehen und Freundlichkeit durchstimmte Menschsein von August Peters hielt und trug und zugleich ihn zum Orientierungspunkt und Maßstab für viele werden ließ.

Es mag überraschen, wenn nach Anbetung und Treue als nächstes Stichwort ein scheinbar andersartiges fällt: Humor. August Peters lachte gerne, vermochte die schlagfertige Bemerkung, die aufdeckt, aber nicht bloßstellt. Humor im Sinne von Weihbischof Peters ist die Freiheit des Kleinen, der sich vom großen Gott geliebt weiß und deswegen sich, wie er ist, ihm zumutet. In anderer Wendung: Humor ist jenes freundliche Lächeln, das Barmherzigkeit erst ganz barmherzig sein läßt.

Die liebende Annahme des eigenen Kleinseins vor dem großen Gott prägte auch und gerade den Stil der Seelsorge von August Peters. Weil er sich selbst klein wußte, war er einer unverstellten und unmittelbaren Nähe zu allen und gerade zu den Kleinsten und Schwächsten fähig. Sie hatten einen besonderen Platz in seinem Herzen und in seiner Sorge.

Er hatte nicht den Ballast eigener Ideologien und selbstgezimmerter Ideale, die ihn den anderen nicht verstehen ließen oder dem anderen sich auferlegten. Er wurde so ein hinhörender, von sich selbst freier Mutmacher, Wegbegleiter, Freund. Er selber kannte den kleinen Weg und war deswegen gefragt und glaubwürdig als Ratgeber und Wegweiser.

Die Kehrseite seiner gelebten Solidarität mit den Kleinen und mit allen, die seinen Rat und seine Hilfe brauchten, war freilich der Sinn für die Größe Gottes, der ihn zum Schützer des Heiligen, zum sensiblen Sachwalter der auch gegen den Strom gängiger Meinungen zu wahrenden Werte und Wahrheiten machte. Rechthabende Enge war ihm fremd, leichtfertiger Umgang mit der Wirklichkeit des Heiligen und auch mit den Gütern der Überlieferung aber verletzte ihn, betraf ihn. Die Gleichzeitigkeit seiner Zuwendung zu den Kleinen und seiner Ehrfurcht vor dem Großen schärfte in ihm die Gabe der Unterscheidung.

Der große Gott und das kleine Ich – dies prägte auch den Lebensstil von August Peters, der von Einfachheit und Anspruchslosigkeit, von Liebe zur evangelischen Armut geprägt war. Diese Liebe zur Armut aber machte ihn nicht zum herben Asketen, sondern ließ ihn fähig bleiben und vielleicht sogar immer mehr werden, die Geschenke, die Gott in den Alltag hineinlegte, mit der Dankbarkeit und Freude des Kindes anzunehmen. Ich erinnere mich da an eine Reise, die wir gemeinsam zu machen hatten; auf dem Rückweg suchten wir, nahe meiner Freiburger Heimat, ein Restaurant zum Abendessen. Ich machte beiläufig darauf aufmerksam, daß wir soeben an einer recht guten Adresse für Feinschmecker vorbeikämen, doch daß dies wohl nichts für uns wäre. Er stellte die Frage: „Warum nicht?“ und hatte noch lange Zeit nachher immer wieder Freude, von der dort mit Genuß verzehrten „badischen Schneckensuppe“ zu plaudern.

Wer von einem Menschen sprechen will, der muß von dessen Freunden sprechen. Sie geben mit die beste „Definition“ seines Wesens. August Peters hatte viele Freunde, und – hiervon war schon die Rede – es waren die Kleinen und Schwachen und Unscheinbaren, jene, die Trost und Rat und Hilfe brauchten, aber auch viele, die mit ihm gemeinsam einen geistlichen Weg suchten. Einer besonderen „Kategorie“ von Freunden wandte sich August Peters in seinem zitierten Abschiedsbrief zu. Er schrieb von jenen, auf deren Gemeinschaft er sich freute und denen er im Angesicht des Todes entgegenging. Außer Jesus und seiner Mutter stehen da die Namen: Paulus, Augustinus, Franz von Assisi, Charles de Foucauld. In Paulus und Augustinus blitzen sofort die beiden Pole auf, die das Wesen von August Peters bestimmen: der allein große Gott – das durch Ohnmacht und Sünde gekennzeichnete, aber von Gottes Erbarmen gerettete und geheilte Ich. Es war dieselbe Grundstruktur in diesen beiden Heiligen, die August Peters anzog. Natürlich ist dies auch die Grundstruktur eines Franz von Assisi; doch was bei ihm das Herz von August Peters in Schwingungen versetzte, ist jene unverwechselbare Freude, die ihn gerade als den „kleinen Bruder Franz“ angesichts der Größe Gottes erfüllte und mit allen Geschöpfen liebend verbunden sein ließ. Und diese Linie führt weiter zum Namen von Charles de Foucauld, der sich selbst den „kleinen universalen Bruder“ nannte. In der Spiritualität von Charles de Foucauld fand Weihbischof Peters die Freunde, die mit ihm gemeinsam den Weg gingen; hier war seine geistliche Quelle. Charles de Foucauld, das heißt: das Leben teilen mit den Ärmsten und Schwächsten, mehr wirken durch Sein als durch Tun, ganz gleichförmig werden mit dem kleinen und armen Jesus, leben aus der Anbetung, Verweilen vor dem eucharistischen Herrn, der zum Maß, zum Bild und zur Kraft des eigenen Lebens wird.

Solche geistliche Freundschaft, die über die engen Räume unseres Lebens hier und jetzt hinausführt, ließ August Peters aber nicht die Erdung verlieren. Die eigene Heimat, die eigene Familie, die unmittelbaren Nächsten gehörten für ihn zum „heiligen Lebensraum“, von dem er sich nicht selbstmächtig abkoppelte, sondern den er mit neuer Liebe und Hingabe übernahm. So wurde August Peters zum Geschenk für die Seinen, zum Geschenk für die Menschen vom Niederrhein, zum Geschenk für das Bistum Aachen, freilich immer mit dem Blick, der weiter sieht. Weltkirche, Einsatz für die Glaubensnot und Brotnot der Dritten Welt, das gehörte in seinem Leben, Denken, Wirken untrennbar „dazu“.

Fast immer, wenn von August Peters, seinem Weg, seiner unverwechselbaren Persönlichkeit die Rede ist, spielt eine zentrale Rolle das Leitwort, das er sich für seinen bischöflichen Dienst gewählt hat: „Suchet, wo Christus ist!“ (vgl. Kol 3,1). Aber wer ist denn dieser Christus, zu dessen Suche Weihbischof Peters aufgebrochen ist und auf dessen Spuren er Ungezählte geführt hat und führt? Er ist jener, in dem der große Gott und der kleine Mensch zugleich da ist. Er ist jener, der uns in den Kleinen und Schwachen, in den Nahen und Fernen, der uns in der Stille der Anbetung und im Leben seiner Heiligen begegnet. Er ist derjenige, der sich zutiefst und zuletzt von August Peters suchen und finden ließ in jenen Monaten eines abgründigen, in tiefer Bereitschaft angenommenen, zur letzten Reife führenden Leidens, in welchem sich Zeugnis und Erbe, Sein und Wirkung von August Peters vollendet haben.

Quelle:  https://www.klaus-hemmerle.de/de/werk/weihbischof-august-peters-1931-1986.html#/reader/0

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Für den Himmel geboren

Der Geburtstag des heiligen Leonhard von Porto Maurizio war am 20. Dezember 1676, heimgegangen zu Gott ist der Franziskanerpater am 26. November 1751.

Nach seiner Priesterweihe wurde Leonhard zum Philosophielehrer ernannt. Bald darauf erkrankte er schwer und wurde von seinen Vorgesetzten zur Luftveränderung nach Porto Maurizio in seine Heimat zurückgeschickt. Als sich keine Besserung zeigte, betete der Pater zur Jungfrau Maria, sie möge von ihrem göttlichen Sohn eine robuste Gesundheit für ihn erbitten; er werde sie dazu nutzen, Seelen für den Himmel zu gewinnen. Seine Bitte wurde erhört; die Krankheit verschwand.

1708 hielt Pater Leonhard in der Nähe von Porto Maurizio seine erste „Volksmission“.  Solche Missionen waren überaus beliebt und fruchtbar. Traditionell wurde dabei die Notwendigkeit thematisiert, sich zum Herrn zu bekehren, um ein wahrhaft christliches Leben zu führen und seine Seele zu retten.

Die Betrachtung der letzten Dinge stand im Mittelpunkt von Pater Leonhards Lehre. Er schrieb:

„Bedenkt, wie wichtig es für euch ist, euer letztes Ziel zu erreichen. Es geht dabei um alles: Erreicht ihr es, so seid ihr gerettet, ewig glückselig und im Besitz aller Wohltaten für Leib und Seele. Verfehlt ihr es aber, so seid ihr verloren mit Leib und Seele, ihr verliert Gott und das Paradies, ihr seid auf ewig unglücklich, für immer verdammt. Solltet ihr einen Teil eures Vermögens verlieren, bleibt euch immer noch etwas; solltet ihr einen Prozess verlieren, könnt ihr Berufung einlegen; solltet ihr einen zeitlichen Irrtum begehen, er lässt sich korrigieren. Und selbst wenn ihr alles verliert, was soll’s? Ob ihr es wollt oder nicht, einmal wird ohnehin der Tag kommen, an dem ihr alles zurücklassen müsst.

Wenn ihr aber euer letztes Ziel verfehlt, dann verliert ihr alles Gute und zieht euch für alle Ewigkeit irreparables Leid zu. Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewinnt, an seinem Leben aber Schaden leidet? (Mt 16,26). Unser ewiges Heil! Das ist unsere große, unsere einzige Aufgabe. Wenn es um weltliche Dinge geht und ihr vergesst etwas, mag vielleicht ein anderer für euch daran denken; wenn ihr aber die große Aufgabe eures ewigen Heils vergesst, wer wird für euch daran denken? Wenn ihr euch nicht sorgfältig darum bemüht, wer wird sich für euch bemühen? Wenn ihr euch nicht selbst zu eurer Rettung verhelft, wer soll euch retten? Gott, der euch ohne euer Zutun erschaffen hat, will euch nicht ohne euer Zutun retten. Wenn ihr euch aber retten wollt, so müsst ihr daran denken.“

(Betrachtung über die Bestimmung des Menschen)

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Geboren, um Gott zu begegnen

„Wir wurden geboren, um eines Tages Gott zu begegnen. Die alten [Mönch] bitten Ihn, nicht mehr länger zu warten.

Der Tod ist das Ende der Schule; danach kommt das Paradies.

Ein Mönch schenkt sein ganzes Leben Gott, ohne Ihn je gesehen zu haben. Da ist es verständlich, dass er mit Ungeduld darauf wartet, Ihm zu begegnen. Wie es die heilige Teresa von Avila und der heilige Johannes vom Kreuz in ihren Gedichten beschreiben, sterben die [Mönche] vor Sehnsucht nach dem Tod.

Zu unserem großen Bedauern hat der Heilige Geist keine Eile, uns heimzusuchen. Reinigung und große Prüfungen kommen […] vor. Christus hat von unserem Mönchsleben schon Besitz ergriffen. Der abgenutzte Körper kehrt zur Erde zurück und erwartet dort die Herrlichkeit der Auferstehung.

Wie unser verklärter Leib aussieht, entzieht sich unserer Erkenntnis. Wir kennen nicht seine Schönheit, sein Licht und seine Herrlichkeit. Das Allerschönste liegt noch vor uns.“

Nicolas Diat, „Heimkehr. Die letzten Tage im Leben der Mönche“

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Ewiger Tod oder ewige Liebe

Im Theotimus, seinem Werk über die Gottesliebe, schreibt der heilige Franz von Sales am Schluss:

„Der Kalvarienberg ist der Berg der Liebenden. Unglückselig ist der Tod ohne die Liebe des Erlösers; unglückselig die Liebe ohne den Tod des Erlösers. Im Übrigen ist alles entweder ewiger Tod oder ewige Liebe, und die ganze christliche Weisheit besteht darin, gut zwischen diesen beiden zu wählen. In diesem Leben, o Sterblicher, musst du wählen zwischen der ewigen Liebe und dem ewigen Tod. Gottes ewiger Ratschluss lässt dir keinen Mittelweg.

O ewige Liebe, meine Seele verlangt nach dir und erwählt dich auf ewig.
Komm Heiliger Geist und entzünde unsere Herzen mit Deiner Liebe.
Ich liebe Jesus, der lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.“

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Letzter Sonntag des Kirchenjahres

Brüder! Wir hören nicht auf, für euch zu beten und zu flehen,
ihr möchtet erfüllt werden mit der Erkenntnis des Willens Gottes in aller Weisheit und geistigen Einsicht, auf daß ihr würdig und in allem Gott wohlgefällig wandelt;
ihr möchtet an allen guten Werken Früchte bringen und wachsen in der Erkenntnis Gottes, und in jeder Tugend gekräftigt werden, gemäß der Macht Seiner Herrlichkeit in allem ausgerüstet mit viel Geduld und freudiger Ausdauer;
ihr möchtet danken Gott dem Vater, der uns befähigt hat, am Lose der Heiligen im Lichte [der Glorie] teilzunehmen.
Er hat uns der Gewalt der Finsternis entrissen und ins Reich Seines geliebten Sohnes hineinversetzt.
In Ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden.

Fratres: Non cessamus pro vobis orantes et postulantes, ut impleamini agnitione voluntatis Dei, in omni sapientia et intellectu spiritali: ut ambuletis digne Deo per omnia placentes: in omni opere bono fructificantes, et crescentes in scientia Dei: in omni virtute confortati secundum potentiam claritatis ejus in omni patientia, et longanimitate cum gaudio, gratias agentes Deo Patri, qui dignos nos fecit in partem sortis sanctorum in lumine: qui eripuit nos de potestate tenebrarum, et transtulit in regnum Filii dilectionis suæ, in quo habemus redemptionem per sanguinem ejus, remissionem peccatorum. – Epistola (Col. 1,9-14)

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Besinnung zum Krieg

Dies ist nicht der erste Krieg zwischen Israel und Hamas-Terroristen.
Und es gibt keine Garantie, dass es das letzte Mal sein wird.

Es gibt keine Garantie dafür, dass Israel die Hamas so entscheidend besiegen kann, wie es aus deren Sicht nötig erscheint.

Es ist auch nicht klar, wie ein Sieg über die Hamas letztendlich aussehen könnte oder was er bewirken würde.

Würde ein solcher Sieg die Palästinensische Autonomiebehörde im Westjordanland plötzlich dazu veranlassen, einen dauerhaften Frieden mit Israel anzustreben?
Unwahrscheinlich.
Würde es alle Möglichkeiten eines palästinensischen Terrorismus ausschließen?
Unwahrscheinlich.
Würde es dem Rest des Nahen Ostens Frieden und Stabilität bringen?
Sehr unwahrscheinlich.
Würde es dazu führen, dass Iran seine Ambitionen auf regionale Vorherrschaft und seinen scheinbar unausrottbaren Hass auf Israel aufgibt?
Absolut unwahrscheinlich.

Kein Frieden in Sicht.

Also, was tun?

Krieg führen, Reden, Demonstrieren …?

Oder doch
Beten?

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Von notwendiger Kritik an Papst Franziskus

Kein Ende der Krise in Sicht

Der Blick auf den „Synodalen Weg“ und seine Folgen läßt manchmal vergessen, daß die Krise der katholischen Kirche in Deutschland keineswegs singulär, sondern Teil jener Krise ist, in der sich die katholische Kirche insgesamt befindet.

Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht. Im Gegenteil:
Sie wird von hohen und höchsten kirchlichen Würdenträgern befeuert, auch von Papst Franziskus – aktuell mittels der „Weltsynode 2021-2024“.

Wie ernst die Situation ist, zeigt sich darin, daß Kardinal Gerhard Müller, der frühere Präfekt der Glaubenskongregation, darum betet, „dass das Ganze zum Segen und nicht zum Schaden der Kirche gereicht“.

Seit dem Tod von Papst Benedikt XVI. macht Franziskus keinen Hehl daraus, daß er „anders katholisch“ sein möchte … Das zeigen auch seine zunehmenden Angriffe auf glaubenstreue Katholiken. In Bezug auf sie spricht er von „schrecklichem Widerstand“, „unglaublichem Restaurationismus“, „Indietrismus“ (eine private Wortschöpfung im Sinne von „Rückwärtsgewandtheit“), „Reaktion gegen das Moderne“, „nostalgischer Krankheit“, „Starrheit“, „stagnierender Theologie“, „doktrinärer Unnachgiebigkeit“, „Verschlossenheit“, „Ideologie“ oder von der Verteidigung einer „Doktrin, […] die eine Lehre wie destilliertes Wasser ist“.

Auch wenn sich glaubenstreue Katholiken mit ihren Überzeugungen in guter Gesellschaft z. B. mit den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI., dem hl. John Henry Newman, den Kirchenvätern oder dem Apostel Paulus befinden, ist es doch eine schmerzliche Erfahrung, von einem Nachfolger des heiligen Petrus wegen des Festhaltens (!) an der überlieferten Lehre diffamiert zu werden.

Daher können wir … nicht darauf verzichten, Kritik an Papst Franziskus zu üben.

Christoph Blath
in: IK-NACHRICHTEN Pro Sancta Ecclesia, September/Oktober 2023

https://www.pro-sancta-ecclesia.de

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Leichenbestattung – (3/3)

Über den heiligen Augustinus

Der heilige Mann hat uns in seinem von Gott zu Nutzen und zum Wohle der heiligen Kirche geschenkten langen Leben (er lebte nämlich 70 Jahre, im Priester- und Bischofsstand aber etwa 40 Jahre) in den häuslichen Gesprächen immer wieder gesagt, auch gepriesene Christen und Priester dürften nach der Taufe nicht ohne würdige und vollgültige Buße sich von ihrem Leibe trennen.

Hiernach handelte er auch selbst in seiner letzten, zum Tode führenden Krankheit: er ließ sich von den Psalmen Davids, die von der Buße handeln, die vier kürzesten abschreiben, beschaute und las sie, an die Wand geheftet, in den Tagen seiner Krankheit immer wieder und unter reichlichen Tränen, und damit seine Andacht von niemandem gestört werde, verlangte er in den letzten zehn Tagen von uns Anwesenden, niemand zu ihm zu lassen außer in den Stunden, da die Ärzte zur Untersuchung kamen, und wenn ihm Speise gebracht wurde. Das wurde beachtet und ausgeführt, und so war er die ganze übrige Zeit frei für das Gebet.

Das Wort Gottes hat er bis zu seiner letzten Krankheit ununterbrochen, frisch und kräftig gesunden Geistes und gesunden Urteils in der Kirche gepredigt. An allen Gliedern des Leibes unversehrt, mit ungeschwächtem Augenlicht und Gehör und in unsrem Beisein und unter unseren Augen und Gebeten, wie geschrieben steht, „entschlief er mit seinen Vätern“, „hochgebracht in einem guten Alter“, und in unsrer Gegenwart wurde für die Gott wohlgefällige Beisetzung seines Leibes das Opfer dargebracht, und er wurde bestattet.

Ein Testament hat er nicht gemacht, denn als „Armer Gottes“ hatte er nichts zu vererben.

Immer schon hatte er angeordnet, die Bibliothek der Kirche und alle Kodizes seien sorgfältig für die Nachkommen zu hüten. Sofern aber die Kirche zu ihrem Unterhalt oder Schmuck etwas hätte, überließ er das der Gewissenhaftigkeit des Presbyters, dem unter seiner Leitung die Sorge für das Kirchenhaus bisher obgelegen.

Seine Verwandten, sowohl die im Mönchsstande als auch die außerhalb desselben, behandelte er bei Lebzeiten und für den Todesfall gegen die herrschende Gewohnheit. Wenn es notwendig war, gab er ihnen bei seinen Lebzeiten das, was er auch anderen gab, nicht um sie zu bereichern, sondern damit sie keinen oder nur einen geringeren Mangel litten.

Einen sehr zahlreichen Klerus und von männlichen und weiblichen Asketen erfüllte Klöster samt den dazugehörigen leitenden Persönlichkeiten hinterließ er der Kirche zusammen mit der Bibliothek und mit Büchern, die seine Predigten und die anderer heiliger Männer enthielten. An dieser Gabe läßt sich durch Gottes Gnadendarreichung seine Eigenart und Größe in der Kirche erkennen, und hier werden die Gläubigen ihn fort und fort als noch Lebenden finden.

Wie auch ein weltlicher Dichter sich auf einem öffentlichen Platz ein Grabmal errichten und folgende Inschrift setzen ließ:
„Ob nach dem Tode noch lebt der Poet, willst Wandrer Du wissen —
Was Du hier liest, rede Ich; selbst Deine Stimme ist mein.“

Und in seinen Schriften offenbart sich deutlich, daß dieser gottgenehme und gottgeliebte Priester, soweit das Licht der Wahrheit den Einblick verstattet, rechtschaffen und korrekt des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe der katholischen Kirche gelebt hat, und die da lesen, was er über die göttlichen Dinge schreibt, werden gefördert.

Doch muß ich urteilen, daß diejenigen noch mehr von ihm haben konnten, die ihn als Prediger und Liturgen in der Kirche hören und sehen und dazu noch vor allem seinen Verkehr mit den Menschen beobachten konnten. Denn er war nicht nur ein „unterrichteter Schriftsteller im Himmelreich, der aus seinem Schatze Neues und Altes hervorbrachte“ und nicht nur „einer jener Kaufleute, der die köstliche Perle fand und alles, was er besaß, verkaufte und sie kaufte“, sondern er gehörte auch zur Zahl derer, von denen das Schriftwort [als erfüllt] gilt: „So sprecht und so tut“ und das Wort des Heilands: „Wer das tut und lehret die Menschen also, der wird ,Groß‘ genannt werden im Himmelreich.“

„Die dringliche Bitte aber richte ich an Eure Liebe, die Ihr diese Schrift lest, daß Ihr mit mir dem allmächtigen Gott Dank sagt und den Herrn preist, daß er mir das geistige Vermögen verliehen hat, Vorstehendes zur Kenntnis der An- und Abwesenden in Gegenwart und Zukunft bringen zu wollen und zu können, und daß Ihr mit mir und für mich betet, daß ich, der ich ganze vierzig Jahre durch Gottes Geschenk mit dem Entschlafenen ohne jede bittere Meinungsverschiedenheit in vertrautem und beglückendem Umgang gelebt habe, in dieser Welt sein Nacheifrer und Nachahmer sei und in der zukünftigen die Verheißungen des allmächtigen Gottes mit ihm genieße. Amen.

Aus: „Possidius (370-437), Vita Augustinus Leben“, Kap. 31 (Tod und Begräbnis) über den heiligen Augustinus.

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Leichenbestattung – (2/3)

Augustinus über seine verstorbene Mutter Monika

Sie ruhe also in Frieden

Ich will also jetzt, Gott meines Herzens, du mein Lob und mein Leben, die guten Werke meiner Mutter, für welche ich dir freudig meinen Dank bringe, einstweilen bei Seite setzen und für die Sünden meiner Mutter zu dir flehen: Erhöre mich um des Heilandes unserer Wunden willen, der am Kreuze hing und nun „zu deiner Rechten sitzend Fürbitte für uns bei dir einlegt“.

Ich weiß, daß sie Barmherzigkeit geübt und von Herzen ihren Schuldigern die Schulden vergeben hat: vergib nun auch du ihr ihre Schulden, die sie vielleicht in so vielen Jahren nach dem Bade des Heiles auf sich geladen hat. Vergib, o Herr, vergib ihr, ich flehe dich an; „gehe nicht ins Gericht mit ihr“. „Deine Barmherzigkeit sei erhaben über dein Gericht“, denn deine Worte sind Wahrheit, und du hast Barmherzigkeit den Barmherzigen versprochen. Und hinwiederum bist du selbst es, von dem sie Barmherzigkeit erlangt haben; denn „du erbarmest dich, wessen du dich erbarmen, und erzeigest Barmherzigkeit, wem du Barmherzigkeit erzeigen willst“.

Nun, glaube ich, hast du bereits getan, worum ich dich bitte; doch „laß dir das freiwillige Opfer meines Mundes angenehm sein“, o Herr. Denn als der Tag ihrer Auflösung herannahte, da war ihre Sorge nicht darauf gerichtet, daß ihr Leichnam prächtig gekleidet oder mit Spezereien begraben werde; auch wünschte sie kein herrliches Denkmal noch verlangte sie ein Grab in der Heimat. Nichts von alledem trug sie uns auf, sondern verlangte nur, daß wir ihrer eingedenk seien an deinem Altare, dem sie gedient hatte, ohne auch nur einen Tag auszusetzen.

Wußte sie doch, daß von ihm aus das Opferlamm gespendet wird, durch welches „die Handschrift, die gegen uns zeugte, vernichtet worden“, und daß in ihm der Feind besiegt worden, der schon unsere Sünden zusammenzählte und suchte, was er uns vorhalten könne, aber nichts fand an jenem, in dem wir siegen.

Wer wird ihm sein unschuldiges Blut wiederersetzen? Wer wird ihm den Preis zurückerstatten, den er gezahlt, um uns dem Feinde zu entreißen? An das Sakrament dieses unseres Lösegeldes hat deine Dienerin ihre Seele mit dem Bande des Glaubens geknüpft. Niemand soll sie von deinem Schutze losreißen. Nicht mit Gewalt und auch nicht mit List sollen Löwe und Drache dazwischen treten; auch wird sie nicht behaupten, schuldlos zu sein, damit nicht der schlaue Widersacher sie überführe und in seine Gewalt bekomme, sondern sie wird antworten, daß ihre Schulden nachgelassen seien von dem, dem niemand zurückgeben kann, was er freiwillig für uns geopfert hat.

Sie ruhe also in Frieden mit ihrem Manne, vor dem und nach dem sie keinem andern vermählt war, dem sie diente, indem sie dir darbrachte „Früchte mit Geduld“, um auch ihn für dich zu gewinnen. Und du, mein Herr und Gott, flöße es auch deinen Dienern, meinen Brüdern, deinen Söhnen und meinen Herren, denen ich mit Herz und Mund und Schrift diene, ein, daß alle, die meine Bekenntnisse lesen, an deinem Altare deiner Dienerin Monika eingedenk seien und des Patricius, der einst ihr Gatte war; durch sie hast du mich, ich weiß nicht wie, in dieses Leben geführt.

Mögen alle in frommer Liebe in diesem vergänglichen Lichte meiner Eltern gedenken, die meine Brüder sind als Kinder des himmlischen Vaters und unserer Mutter, der Kirche, und meine Mitbürger im himmlischen Jerusalem, nach dem dein Volk auf seiner Pilgerfahrt vom Ausgange bis zur Rückkehr sich sehnt. Möge so meiner Mutter letzte Bitte um meiner Bekenntnisse willen in reicherem Maße erfüllt werden als meine Gebete allein es vermöchten.

Aus: Augustinus (354-430), Bekenntnisse (Confessiones), Neuntes Buch, 12. Kap.: Seine Trauer über den Tod der Mutter.

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Leichenbestattung – (1/3)

Warum begraben wir die Leiber unserer Toten?

Man darf […] die Leiber der Toten – betont der heilige Augustinus – [… besonders] der Gerechten und Gläubigen, „deren sich der Geist als seiner Organe und Gefäße zu jeglichem guten Werke mit Ehrfurcht bedient hat, nicht geringschätzen und wegwerfen.

Denn wenn schon des Vaters Kleid oder Ring oder sonst etwas dergleichen den Nachkommen umso teurer ist, je größer die Liebe zu den Eltern war, so darf man die Leiber erst recht nicht geringschätzen, die doch viel vertrauter und inniger mit uns zusammenhängen als irgend eine Gewandung, die wir tragen; sie sind ja nicht ein bloß äußerlich anhaftender Schmuck oder Behelf, sondern gehören zur menschlichen Natur.

Deshalb hat man auch die Leichen der Gerechten in alter Zeit mit gewissenhafter Pietät behandelt, hat ihre Leichenbegängnisse gefeiert und für ein Begräbnis gesorgt; sie selbst haben bei Lebzeiten über die Bestattung oder Übertragung ihrer Leichname ihren Söhnen Anweisungen gegeben und von Tobias wird erwähnt — der Engel bezeugt es —, daß er sich durch das Bestatten der Toten Gottes Gunst verschafft hat (Tob 12,12 f).

Auch der Herr selbst, der doch am dritten Tage auferstehen sollte, verkündet es (Mt 26,10;13 f) als ein gutes Werk des frommen Weibes und bezeichnet es als würdig der Verkündigung, daß sie eine kostbare Salbe über seine Glieder ausgoß und dies zu seinem Begräbnis getan habe. Und mit Worten der Anerkennung werden im Evangelium (Joh. 19, 38 ff) jene Männer erwähnt, die seinen Leichnam vom Kreuze sorgsam abnahmen und ihm eine ehrenvolle Einhüllung und Bestattung verschafften.

Jedoch diese Schriftstellen wollen nicht sagen, daß den Leichnamen eine Empfindung innewohne, sondern, um den Glauben an die Auferstehung zu befestigen, deuten sie an, daß sich die göttliche Vorsehung, welcher derartige Liebesdienste wohlgefällig sind, auch auf die Leiber der Toten erstrecke.

Zugleich liegt darin eine heilsame Lehre, wie groß die Belohnung erst sein wird für Almosen, die wir lebenden und empfindenden Menschen erweisen, wenn nicht einmal das bei Gott verloren geht, was man an Rücksicht und Sorgfalt entseelten menschlichen Gliedern angedeihen läßt.

Die heiligen Patriarchen haben auch sonst über Beisetzung und Übertragung ihrer Leiber mancherlei Äußerungen getan, die sie in prophetischem Sinne aufgefaßt wissen wollten; doch ist hier nicht der Ort davon zu handeln, da das Beigebrachte schon genügt. Wenn jedoch nicht einmal der gewiß schwer empfundene Mangel an dem, was den Lebenden zur Erhaltung nötig ist, wie Nahrung und Kleidung, bei den Guten die Kraft der Geduld und Ergebung bricht, noch die Frömmigkeit aus den Herzen reißt, sondern dieselbe prüft und ihre Fruchtbarkeit erhöht, wieviel weniger macht dann der Mangel dessen, was man den Toten an Pflege und Bestattungsfürsorge zuzuwenden pflegt, solche unglücklich, die schon an den verborgenen Wohnsitzen der Frommen der Ruhe genießen!

Wenn es daher an diesen Dingen bei der Verwüstung der großen Stadt oder auch anderer Städte gemangelt hat, so bedeutet das weder für die Überlebenden, die das nicht bieten konnten, eine Schuld, noch für die Toten, die das nicht zu fühlen vermögen, eine Strafe.“

Aus: Augustinus von Hippo (354-430), De Civitate – Die Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat, 1. Buch, 13. Kap.

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