Bischof Gregor Maria Hanke OSB von Eichstätt

– erklärte am Ende der letzten Synodalversammlung des deutschen Synodalen Wegs:

„Abweichler von der Mehrheitsmeinung wurden wieder einmal verbal geohrfeigt.“

Er sei „frustriert aus der Sitzungsaula“ gegangen, weil „einige Kritiker“ glaubten, „mich besser interpretieren zu können, als ich mich selbst. Warum geben sie sonst Statements ab, wonach ich und einige andere offensichtlich keinen Wandel und keine Erneuerung der Kirche wollen? Ein seltsames Verständnis von Synodalität, denn keine dieser Stimmen hat je mit mir gesprochen und erfahren wollen, wo ich stehe und wofür ich stehe.“

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„Anna Katharina Emmerick – Vorausschau für unsere Zeit?“

In einem Beitrag von Prof. Dr. Johannes Stöhr in der Zeitschrift „Theologisches“ (Nr. 01/02, 2016) referiert er darüber, ob die Vision von Anna Katharina Emmerick auch eine Prophetie, eine Vorausschau auf unsere Zeit ist.

Stöhr stellt fest, dass die Persönlichkeit und das Wirken der Mystikerin Anna Katharina Emmerick in den letzten Jahren viel öffentliche Beachtung gefunden habe. Tatsächlich wird „gefühlt“ seit dem Pontifikat des jetzigen Papstes manchmal über die deutsche Mystikerin aus Westfalen berichtet und aus ihren Werken zitiert.

Aber offenbar ist das „Gefühl“ trügerisch, denn schon im Jahre 1974 schrieb der Regensburger Bischof Rudolf Graber in einem Brief an seine Priester über die Bedeutung der Vorausschau Katherina Emmericks, wie es in Clemens Brentanos Aufzeichnungen über die Seherin „Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi“ zu lesen ist. Graber schreibt:

„Sie wird jetzt öfter zitiert, … weil man ihre prophetische Schau auch auf unsere Zeit ausdehnt. […]
‚Sie bauten eine große, wunderliche, tolle Kirche, da sollten alle darin sein und einig und mit gleichen Rechten, evangelisch, katholisch und alle Sekten, und es sollte eine wahre Gemeinschaft der Unheiligen sein und ein Hirt und eine Herde werden. Es sollte auch ein Papst sein, er sollte aber gar nichts besitzen und besoldet werden. Alles war schon vorbereitet und vieles fertig … Das sollte die neue Kirche werden und (wegen dieser) steckte er (Kardinal Consalvi) das Haus der alten Kirche in Brand. Gott aber wollte es anders. Er (der Kardinal) kam zum Sterben und zu Buße und Bekenntnis und die Kirche lebte wieder auf. Tatsächlich starb der von ihr so schwer beschuldigte Kardinal im Jahre 1824‘“.

Johannes Stöhr stellt die Frage: „War das nur damals?“ – um mit einer anderen Schau Anna Katharinas fortzufahren:

Ich sah die Peterskirche und eine ungeheure Menge Menschen, die beschäftigt waren, sie niederzureißen, aber auch andere, welche wieder an ihr herstellten. Die Abtrünnigen und Abbrechenden rissen ganze Stücke hinweg. Wie nach Vorschrift und Regel aber rissen Leute ab, welche weiße mit blauem Bande eingefasste Schürzen mit Taschen trugen und Kellen im Gürtel stecken hatten: es waren große und dicke, vornehme Leute dabei mit Uniformen und Sternen … auch katholische Priester waren dabei. Den Papst sah ich betend und von falschen Freunden umgeben. Während die Kirche auf der einen Seite so abgebrochen wurde, ward auf der anderen Seite wieder daran gebaut aber sehr ohne Nachdruck … Schon war das ganze Vorderteil der Kirche herunter, nur das Allerheiligste stand noch … Da stieg Michael gerüstet (vom Dach) in die Kirche nieder und wehrte mit seinem Schwert vielen schlechten Hirten, die in sie eindringen wollten; er trieb sie in einen dunklen Winkel“.

Mit Johannes Stöhr sind wir überrascht, wie treffsicher manches aus unserer Zelt hier vorausgesehen wurde. Trotzdem wollen wir nüchtern bleiben und uns an das Wort des hl. Paulus halten:

Sei besonnen in allem, nimm das Schwere auf dich,
versieh das Werk eines Evangelisten, erfülle deinen Dienst‘ (2 Tim 4. 5)!

„Dieser Mahnung des Apostels wollen wir folgen“!

Selige Anna Katharina Emmerick

„Anna Katharina Emmerick (Emmerich) wurde um den 8.9.1774 als Kind armer Köttersleute in Coesfeld geboren und verstarb am 9. 2. 1824 in Dülmen, Westfalen. Sie lebte als Ordensfrau und Mystikerin; 2004 wurde sie von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Ihr Gedenktag ist der 9. Februar. Mit 13 Jahren verdingte sie sich als Magd und absolvierte eine Lehre als Näherin. Sie trat als Augustinerin in das Kloster Agnetenberg (Dülmen) ein und legte dort am 13. November 1803 ihre feierliche Profess ab. Gegen Ende 1811 wurde das Kloster aufgehoben. An ihrem Leib erschienen am 19. 12. 1812 die Wundmale Jesu Christi, und sie durchlitt jahrelang an jedem Freitag die Passion des Heilandes. In mystischen Visionen sah sie Ereignisse aus der biblischen Schöpfungs- und Heilsgeschichte. Der preußische Staat leitete Untersuchungen ein, bei denen versucht wurde, Anna Katharina Emmerick als Betrügerin zu entlarven; doch konnten keine Nachweise für einen Betrug erbracht werden. Ein erster Prozess zur Seligsprechung wurde 1892 eingeleitet und 1928 zunächst eingestellt, da von Clemens Brentano erweiterte Aufzeichnungen und Bücher nicht verwertbar waren. Der Prozess wurde dann 1973 neu eröffnet. Am 3. Oktober 2004 hat sie Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Die zuständige Kommission erklärte, die Seligsprechung betreffe lediglich die Heiligkeit der Person und gebe kein Urteil über den Wahrheitsgehalt der Aufzeichnungen von Clemens Brentano ab.“

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Die Kirche Heilig-Kreuz (Kreuzkirche) zu Dülmen, in deren Unterkirche sich das Grab der Seligen befindet, ist ganz schrecklich modernistisch.

Grab der seligen Anna Katharina Emmerick in der Unterkirche

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Abt Jean Pateau über Papst Benedikt XVI. – 3/3

Der Abt der traditionellen Benediktinerabtei von Fontgombault hat im jüngsten Brief an die Freunde des Klosters an Papst Benedikt erinnert, der 2001 als Kardinal Ratzinger das Kloster besuchte.

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In seiner Abschlusskonferenz betonte der Kardinal, dass es keine rechtlichen Gründe gegen eine Vielzahl von Formen im römischen Ritus gebe, sondern nur kirchenrechtliche und pastorale Probleme, und zwar im Rahmen der Pfarreien. Die Freiheit, das alte Missale zu verwenden, ermöglichte es, den Gegensatz zwischen zwei Kirchenmodellen zu überwunden, das eines veralteten vorkonziliaren, das des konziliaren. Darüber hinaus blieb das alte Messbuch für ihn ein Bezugspunkt, ein zu bewahrender Schatz der Kirche.

Liturgische Tagung Fontgombault 2001

Heute scheint mir die Intuition von Papst Benedikt, den Weg für eine gegenseitige Beeinflussung der beiden Messbücher zu ebnen, der einzige Weg zu sein, um auf eine liturgische Befriedung in der Wahrheit hinzuarbeiten, damit die Kirche all ihre Kräfte einsetzen kann, um der Welt die frohe Botschaft des Evangeliums zu bringen.

Die Arbeit von Kardinal Ratzinger und Papst Benedikt auf diese Reinigung zu beschränken zu wollen, wäre unvollständig. Die zweite, besonders leuchtende Seite seines Werkes, die auch die produktivste ist, ist die seiner Lehren, denn Joseph Ratzinger war und blieb immer ein Lehrer.
In seinem Wort, seinen Schriften und seinen Büchern war er ein Sänger der Schönheit und Güte Gottes. Er verherrlichte seine Werke durch die Jahrhunderte hindurch und insbesondere das schönste seiner Werke: die Kirche.

Darüber sprach er ausführlich während der Audienzen, in denen er abwechselnd das Dogma, die Kirchenväter und die Heiligen erwähnte. Bevor er „ein einfacher und demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn“ wurde, liebte der deutsche Papst diesen Weinberg so sehr, dass er sein ganzes Leben in seinen Dienst stellte.

Lassen Sie uns diese Erinnerung mit einer bewegenden persönlichen Erinnerung abschließen. Ich hatte die Gnade, Papst Benedikt in Begleitung von Vater Abt Antoine Forgeot, meinem Vorgänger, nur wenige Wochen nach meiner Abtweihe bei einer Generalaudienz in der Audienzhalle zu treffen. Als wir nur wenige Meter von ihm entfernt waren, erkannte der Heilige Vater Abt Antoine. Sichtlich erfreut rief er mit einfacher Stimme: „Fontgombault!“.

Abt Antoine stellte mich ihm mit wenigen Worten als neuen Vater Abt vor. Papst Benedikt nimmt meine Hände in die seinen und wünscht mir alles Gute für die bevorstehende Arbeit als Abt und lädt mich ein, in Treue und Kontinuität gegenüber dem lieben Vater Abt Antoine zu bleiben. Dann fragt er nach dem Befinden der Klostergemeinde: „Wie läuft es in Fontgombault, und kommen immer noch viele Menschen?

Das Treffen endete mit einem kurzen Dialog mit Abt Antoine: „Sie sind also jetzt emeritierter Abt.“ „Aber ich habe genug zu tun“, antwortet Vater Abt. „Ein Priester hat immer Arbeit“, fährt der Heilige Vater fort. „Ich habe jetzt die Rolle eines Großvaters“, präzisierte Vater Abt. Der Papst lächelt. Ich bitte ihn, für mich zu beten. Abschließend richtete er dieselbe Bitte an uns.

Die Gestalt von Papst Benedikt verpflichtet uns auf den Weg eines liebevollen Dienstes für die Kirche. Sein Motto hinterlässt er uns in den Zeilen seines geistlichen Testaments: „Steht fest im Glauben! Laßt euch nicht verwirren!“ … „Jesus Christus ist wirklich der Weg, die Wahrheit und das Leben – und die Kirche ist in all ihren Mängeln wirklich Sein Leib.

Das Zeugnis der letzten Jahre seines Exerzitienlebens im Kloster Mater Ecclesiae erinnert uns an die Bedeutung des Gebets für die Welt, für die Kirche und insbesondere mit und für den Nachfolger Petri. Schließen wir den lieben Papst Benedikt in unsere Gebete ein, so wie er demütig gebeten hat: „Betet für mich, damit der Herr mich trotz all meiner Sünden, Schwächen und Unzulänglichkeiten in die ewigen Wohnungen eintreten lässt.“

Sein Denken und seine Schriften werden immer eine wertvolle Hilfe und ein sicherer Wegweiser sein, wenn die Kirche einen anspruchsvollen synodalen Weg beschreitet. Beim gemeinsamen Gehen geht es nicht nur darum, ein paar Augenblicke Seite an Seite spazieren zu gehen. Papst Benedikt lädt uns ein, gemeinsam auf die Suche nach der Wahrheit zu bleiben und sie der Welt anzubieten, während wir der vom Herrn empfangenen Berufung treu bleiben. Lassen wir uns von Christus faszinieren.

Er versuchte nicht, sich freundlich zur Welt anzubiedern. Es war sogar das Zeichen des Widerspruchs, das Simeon am Tag der Darbringung im Tempel angekündigt hatte. Als Sohn Gottes behauptete er, „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ zu sein.

Den Gewissheiten der Ideologen, die Wege öffnen, die in Sackgassen enden, stellt sich Christus mit der Wahrheit entgegen. Lasst uns in diesen Tagen auf den Geist hören, der noch so viel zu sagen hat, lasst uns das Verständnis für die Geheimnisse Gottes entwickeln, für sein Denken, das in der Welt wirkt, um die Wahrheit zu präsentieren, die Gott jedem Menschen anbietet und die sich in einem Wort zusammenfassen lässt: seine rettende Liebe.

Liebe Freunde, die letzten Worte dieses viel zu langen Briefes schreibe ich aus dem Kloster „Monastère Notre-Dame du Mont-des-Oliviers de Terreville“ in Fort-de-France auf Martinique am Ende der kanonischen Visitation dieses Klosters.

Ich möchte Sie unseres Gebets versichern und Ihnen für Ihre großzügige materielle und geistige Hilfe danken. Gott möge es Ihnen vergelten. Er segne Ihre Familien und Ihre Gemeinden. Möge Unsere Liebe Frau, unsere Mutter und Königin, Sie behüten.

+ Fr. Jean Pateau, Abbé.

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Abt Jean Pateau über Papst Benedikt XVI. – 1/3
Abt Jean Pateau über Papst Benedikt XVI. – 2/3

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Abt Jean Pateau über Papst Benedikt XVI. – 2/3

Der Abt der traditionellen Benediktinerabtei von Fontgombault hat im jüngsten Brief an die Freunde des Klosters an Papst Benedikt erinnert, der 2001 als Kardinal Ratzinger das Kloster besuchte.

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Heute wissen wir, dass Kinder durch Verfehlungen von Kirchenmännern zwar an ihrem Leib, aber viel mehr noch an ihrem Glauben verletzt worden sind. Aus diesem Grund hat Papst Johannes Paul II. der Kongregation für die Glaubenslehre die Kompetenz über diesen Missbrauch unter dem Titel „Delicta majora contra fidem – Schwere Vergehen gegen den Glauben“ übertragen und damit die Möglichkeit geschaffen, gegen die Schuldigen die maximale Strafe der Entlassung aus dem kirchlichen Stand zu verhängen.

Die Betonung des Zusammenhangs zwischen der Förderung der Situationsmoral und der Unfähigkeit, Sanktionen zu verhängen, wird nicht ohne Reaktionen bleiben, zumal einige Vertreter der Situationsmoral sich heute als Vorkämpfer gegen Missbrauch in der Kirche aufspielen und ihre Thesen weiterhin auf der Straße vertreten sind.

In diesem Jahr jährt sich die Enzyklika Veritatis splendor von Johannes Paul II. zum 30. Mal, in der er die Auswüchse der Moral bekämpfte und unter anderem den Wettlauf mit dem absolut Guten – Gott – bekräftigte, zu dem wir alle aufgerufen sind. Ist das nicht eine Einladung, sie wieder zu lesen?

Papst Benedikt schloss seinen Brief mit drei Herausforderungen:

1. Glauben, dass „Gott existiert. Eine Welt ohne Gott kann nur eine Welt ohne Sinn sein. Denn woher kommt dann alles, was ist? Jedenfalls hat es keinen geistigen Grund. Es ist irgendwie einfach da und hat dann weder irgendein Ziel noch irgendeinen Sinn. Es gibt dann keine Maßstäbe des Guten oder des Bösen.“ „Eine Gesellschaft, in der Gott abwesend ist – eine Gesellschaft, die ihn nicht kennt und als inexistent behandelt, ist eine Gesellschaft, die ihr Maß verliert. In unserer Gegenwart wurde das Stichwort vom Tod Gottes erfunden. Wenn Gott in einer Gesellschaft stirbt, wird sie frei, wurde uns versichert. In Wahrheit bedeutet das Sterben Gottes in einer Gesellschaft auch das Ende ihrer Freiheit, weil der Sinn stirbt, der Orientierung gibt.“

2. Verkünden, dass „Gott für uns Mensch geworden ist“ und „die Erneuerung des Glaubens an die uns geschenkte Wirklichkeit Jesu Christi im Sakrament“.

3. Sich erinnern, dass die Kirche ein Geheimnis ist, nicht ein äußeres System oder ein politischer Apparat. „Die Krise, die durch die vielen Fälle von Mißbrauch durch Priester verursacht wurde, drängt dazu, die Kirche geradezu als etwas Mißratenes anzusehen, das wir nun gründlich selbst neu in die Hand nehmen und neu gestalten müssen. Aber eine von uns selbst gemachte Kirche kann keine Hoffnung sein.“ „Jesus selber hat die Kirche mit einem Fischernetz verglichen, in dem gute und böse Fische sind, die am Ende von Gott selbst geschieden werden müssen. Daneben steht das Gleichnis von der Kirche als einem Ackerfeld, auf dem das gute Getreide wächst, das Gott selbst hingesät hat, aber auch das Unkraut, das „ein Feind“ geheim ebenfalls darauf gesät hat. In der Tat ist das Unkraut auf dem Ackerfeld Gottes, der Kirche, übermäßig sichtbar, und die bösen Fische im Netz zeigen ebenfalls ihre Stärke. Aber dennoch bleibt der Acker Gottes Ackerfeld und das Netz das Fischernetz Gottes. Und es gibt in allen Zeiten nicht nur das Unkraut und die bösen Fische, sondern auch die Saat Gottes und die guten Fische. Beides gleichfalls mit Nachdruck zu verkünden, ist nicht eine falsche Apologetik, sondern ein notwendiger Dienst an der Wahrheit.

Die Hauptklage gegen Gott besteht heute darin, dass wir seine Kirche als völlig schlecht bezeichnen und uns von ihr abwenden. Die Idee einer besseren, von uns selbst geschaffenen Kirche ist in Wirklichkeit ein Vorschlag des Teufels, mit dem er uns durch eine trügerische Logik, auf die wir nur allzu leicht hereinfallen, vom lebendigen Gott entfernen will. Nein, auch heute besteht die Kirche nicht nur aus schlechten Fischen […]. Die Kirche Gottes existiert auch heute, und sie ist heute das eigentliche Werkzeug, durch das Gott uns rettet.

Mit diesen Worten bringt uns der emeritierte Papst zur Hoffnung zurück und erneuert unseren Blick auf die Kirche. In der großen Beliebigkeit der Welt stirbt sie. Trotz und durch die Schwäche ihrer Mitglieder bleibt sie eine demütige Lehrmeisterin der Wahrheit, die nicht den wechselnden Ideologien dient, sondern dem, der sie dazu berufen hat, alle Menschen zu Jüngern zu machen.

Das dritte Thema, das dem Kardinal und dann dem Papst am Herzen lag, war die Frage der Liturgie. Im Vorwort zur russischen Ausgabe des elften Bandes seiner Opera omnia beklagte der emeritierte Papst Benedikt XVI.:

„Die tiefste Ursache der Krise, die die Kirche erschüttert hat, liegt in der Verdunkelung der Priorität Gottes in der Liturgie. All dies hat mich dazu veranlasst, mich dem Thema der Liturgie zu widmen […], weil ich wusste, dass die wahre Erneuerung der Liturgie eine grundlegende Voraussetzung für die Erneuerung der Kirche ist.“

Als theologischer Berater von Kardinal Frings und später als offizieller Theologe des Konzils war Joseph Ratzinger in einer guten Position, um die Einflüsse zu beurteilen, die während der Entwicklung der Liturgiereform am Werk waren.

Kein Konzilsvater wäre auf die Idee gekommen, in diesem Text [der Konstitution Sacrosanctum Concilium] eine „Revolution“ zu sehen, die „das Mittelalter beendet“. Er wurde als Erweiterung der von Pius X. eingeführten und von Pius XII. begonnenen Reformen angesehen […] Er sollte […] über die Tendenzen der barocken Liturgie und Frömmigkeit des 19. Jahrhunderts hinausgehen und eine demütige und nüchterne Neuausrichtung auf das wahre Geheimnis der Gegenwart Christi in seiner Kirche fördern […]

Dass einige (oder viele?) der Liturgiker von Anfang an die Absicht hatten, weiter zu gehen, lässt sich in vielen Publikationen von Joseph Ratzingers Werk finden. 50 Jahre nach der Verkündung der Liturgiereform und angesichts der Tatsache, dass sich viele junge Christen gegenüber der alten Form der römischen Liturgie sensibel zeigen, hätten solche Bestrebungen sicherlich nicht die Zustimmung der Konzilsväter gefunden.

Wie können wir ehrlicherweise auf eine Reflexion über die getreue Umsetzung des Gedankens der Konzilsväter in der Liturgiereform verzichten?

Im Jahr 2001 wurden in der Abtei Fontgombault liturgische Tage abgehalten. Ein Kardinal, Bischöfe, Priester und Ordensleute, Laien verschiedener Richtungen trafen sich um sich auszutauschen.

Kardinal Ratzinger in Fontgombault 2001

Am Ende der Tage wandte sich Kardinal Ratzinger an den Vater Abt von Fontgombault:

„Ich möchte Ihnen, lieber Vater Abt, meinen tiefsten Dank für den Geist dieses Klosters aussprechen. Er hat uns den Frieden der Kirche, den Frieden unseres Herrn, vermittelt und uns inspiriert. Ich möchte Sie bitten, dass wir gemeinsam nach diesem katholischen Recumenismus suchen, in dem es eine Versöhnung innerhalb der Kirche geben kann, in diesen Unterschieden, die tief und schmerzhaft sind.“

Fortsetzung folgt.

Abt Jean Pateau über Papst Benedikt XVI. – 1/3

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Abt Jean Pateau über Papst Benedikt XVI. – 1/3

Der Abt der traditionellen Benediktinerabtei von Fontgombault hat im jüngsten Brief an die Freunde des Klosters an Papst Benedikt erinnert, der 2001 als Kardinal Ratzinger das Kloster besuchte.

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Als das Jahr 2022 und die Oktav von Weihnachten zu Ende gingen, übergab der gute Papst Benedikt XVI. seine Seele Gott.

Ist es nicht ein Akt der Vorsehung, diese einfache, klare Kinderseele, die an einem Karsamstag auf die Welt gekommen war, in der Weihnachtszeit wieder ins Leben gerufen wurde?

Kardinal Ratzinger kannte unseren früheren Abt Antoine Forgeaut gut. Im Laufe der Jahre waren Beziehungen gegenseitigen Vertrauens entstanden. Beide fanden sich in einer starken Liebe zu Christus und seiner Kirche wieder, und in dem Wunsch, daran zu arbeiten, ihre Wunden zu heilen, insbesondere im Bereich der Liturgie.

Abt Antoine liebte es, Kardinal Meisners Worte über Kardinal Ratzinger zu wiederholen: „Intelligent wie zwölf Professoren und fromm wie ein Erstkommunionkind“. Die Abtei verliert einen Freund auf Erden. Sie gewinnt einen im Himmel.

Papst Benedikt war wahrlich „von Gott gesegnet“, gesegnet mit den Gaben der Intelligenz, des Gedächtnisses und der Sensibilität, die ihm eine außergewöhnliche Unterscheidungsfähigkeit verliehen, die er sehr früh, als demütiger Diener, in den Dienst der Kirche zu stellen wusste.

Papst Ratzinger war ein Mann des Friedens; des Friedens, der von Gott kommt und der die Wahrheit verlangt. Dieses unaufhörliche Streben nach Wahrheit machte ihn zu einem freien Mann, der die Worte Jesu anwenden konnte: „Meine Lehre stammt nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat“ (Joh 7,16). Sein Leben und seine Gaben setzte er gemäß seinem Motto „Cooperatores veritatis – Mitarbeiter der Wahrheit“, für ein doppeltes Ziel ein: die Läuterung – Reinigung und die Verherrlichung der Wahrheit.

Die Wahrheit wird euch frei machen (Joh 8,32). Diese Freiheit von Klischees und vorgefertigten Meinungen hat Kardinal Ratzinger und später Papst Benedikt XVI. stets für sich beansprucht. Sie hat ihm nicht nur Freunde eingebracht! Er steckte schon in einer bestimmten Meinungs-Schublade, lange bevor er den Stuhl Petri bestieg. Kritik erhielt er so reichlich, und manchmal von denen, deren Mission es war, ihm zu helfen.

Ich sehe vor allem drei Bereiche, in denen Papst Benedikt dieses Werk der Reinigung der Wahrheit fortgesetzt hat:

Kardinal Ratzinger war ein leidenschaftlicher Verteidiger des Zweiten Vatikanischen Konzils, an dem er selbst teilgenommen hatte. Aber die richtige Umsetzung des Konzils erforderte seiner Meinung nach, eine Klarstellung der Hermeneutik, d.h. der allgemeinen Linie, die bei der Interpretation der Konzilstexte vorherrschen sollte. In seiner Ansprache an die Kurie anlässlich des Austausches von Gewändern am 22. Dezember 2005 sagte er:

„Auf der einen Seite gibt es eine Auslegung, die ich ‚Hermeneutik der Diskontinuität und des Bruches‘ nennen möchte; sie hat sich nicht selten das Wohlwollen der Massenmedien und auch eines Teiles der modernen Theologie zunutze machen können. Auf der anderen Seite gibt es die ‚Hermeneutik der Reform‘, der Erneuerung des einen Subjekts Kirche, die der Herr uns geschenkt hat …“

Zwischen dem Streben nach einer Erneuerung, die die Vergangenheit ignoriert, und der Aufrechterhaltung eines starren Status quo, erinnert Benedikt XVI. einfach daran, dass die Kirche lebt und sich weiterentwickeln muss, indem sie immer dieselbe bleibt und sich doch erneuert.

Papst Benedikt musste sich auch mit den ersten Enthüllungen des weit verbreiteten sexuellen Missbrauchs durch Priester und Ordensleute auseinandersetzen. In den ersten Monaten seines Pontifikats ging er entschlossen und mutig mit den Fällen um, die er aus seiner vorherigen Funktion als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre kannte. Aber es war im Priesterjahr 2009-2010, dass die brutale Wahrheit ans Licht kam und das ganze Ausmaß sichtbar wurde.

In der Predigt bei der Abschlussmesse dieses Gnadenjahres am 11. Juni 2010, dem Fest des Heiligsten Herzens, sagte er:

„So ist es geschehen, daß gerade in diesem Jahr der Freude über das Sakrament des Priestertums die Sünden von Priestern bekannt wurden – vor allem der Mißbrauch der Kleinen, in dem das Priestertum als Auftrag der Sorge Gottes um den Menschen in sein Gegenteil verkehrt wird. Auch wir bitten Gott und die betroffenen Menschen inständig um Vergebung und versprechen zugleich, daß wir alles tun wollen, um solchen Mißbrauch nicht wieder vorkommen zu lassen; daß wir bei der Zulassung zum priesterlichen Dienst und bei der Formung auf dem Weg dahin alles tun werden, was wir können, um die Rechtheit der Berufung zu prüfen, und daß wir die Priester mehr noch auf ihrem Weg begleiten wollen, damit der Herr sie in Bedrängnissen und Gefahren des Lebens schütze und behüte. Wenn das Priesterjahr eine Rühmung unserer eigenen menschlichen Leistung hätte sein sollen, dann wäre es durch diese Vorgänge zerstört worden. Aber es ging uns gerade um das Gegenteil: Das Dankbar-Werden für die Gabe Gottes, die sich „in irdenen Gefäßen“ birgt und die immer wieder durch alle menschliche Schwachheit hindurch seine Liebe in dieser Welt praktisch werden läßt. So sehen wir das Geschehene als Auftrag zur Reinigung an, der uns in die Zukunft begleitet und der uns erst recht die große Gabe Gottes erkennen und lieben läßt.“

Am 11. April 2019 veröffentlichte er einen Brief mit dem Titel „Die Kirche und der Skandal des sexuellen Mißbrauchs“, in dem er Papst Franziskus bei der Bekämpfung dieser Geißel und der Reform der Kirche zur Seite stehen wollte.

In diesem Brief erinnerte er an den gesellschaftlichen Kontext der 1960er und 1980er Jahre, als die Normen in der Sexualmoral zusammengebrochen waren. Für manche schien Pädophilie kein Problem darzustellen. Dieser Kontext blieb in den Seminaren und den verschiedenen Ausbildungsstätten nicht ohne Folgen, zumal in der Kirche eine weitgehend naturrechtlich begründete Moraltheologie in Frage gestellt wurde. Stattdessen wurde eine Situationsmoral vorgezogen, in der es nichts absolut Gutes und nichts grundsätzlich Schlechtes geben konnte. Alles blieb relativ und im Vagen, je nach Moment oder den Umständen.

„In der Tat wurde konziliare Gesinnung in vielen Teilen der Kirche als eine der bisherigen Tradition gegenüber kritische oder negative Haltung verstanden, die nun durch ein neues, radikal offenes Verhältnis zur Welt ersetzt werden sollte.“ Es mussten „die Rechte der Angeklagten garantiert werden und dies bis zu einem Punkt hin, der faktisch überhaupt eine Verurteilung ausschloß“.

Als Gegengewicht gegen die häufig ungenügende Verteidigungsmöglichkeit von angeklagten Theologen wurde nun deren Recht auf Verteidigung im Sinn des Garantismus so weit ausgedehnt, daß Verurteilungen kaum noch möglich waren. In seinem Brief erinnerte der emeritierte Papst auch an die richtige Interpretation der Worte Jesu, die bei Markus aufgezeichnet sind: Wer einen dieser Geringen die glauben, zu Fall bringt, für den wäre es weit besser, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde (vgl. Mk 9,42):

„Das Wort ‚die Kleinen‘ [Geringen] bezeichnet in der Sprache Jesu die einfachen Glaubenden, die durch den intellektuellen Hochmut der sich gescheit Dünkenden in ihrem Glauben zu Fall gebracht werden können. Jesus schützt also hier das Gut des Glaubens mit einer nachdrücklichen Strafdrohung an diejenigen, die daran Schaden tun. Die moderne Verwendung des Satzes ist in sich nicht falsch, aber sie darf nicht den Ursinn verdecken lassen. Darin kommt gegen jeden Garantismus deutlich zum Vorschein, daß nicht nur das Recht des Angeklagten wichtig ist und der Garantie bedarf. Ebenso wichtig sind hohe Güter wie der Glaube. Ein ausgewogenes Kirchenrecht, das dem Ganzen der Botschaft Jesu entspricht, muß also nicht nur garantistisch für den Angeklagten sein, dessen Achtung ein Rechtsgut ist. Es muß auch den Glauben schützen, der ebenfalls ein wichtiges Rechtsgut ist. Ein recht gebautes Kirchenrecht muß also eine doppelte Garantie – Rechtsschutz des Angeklagten, Rechtsschutz des im Spiel stehenden Gutes – beinhalten. Wenn man heute diese in sich klare Auffassung vorträgt, trifft man im allgemeinen bei der Frage des Schutzes des Rechtsgutes Glaube auf taube Ohren. Der Glaube erscheint im allgemeinen Rechtsbewußtsein nicht mehr den Rang eines zu schützenden Gutes zu haben. Dies ist eine bedenkliche Situation, die von den Hirten der Kirche bedacht und ernstgenommen werden muß.“

Fortsetzung folgt.

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Solche Reformen sind der Kirche nicht dienlich!

Vor über 50 Jahren, am 16. November 1972, wurde der Presse von Österreich ein Text übergeben, der an die Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz gerichtet war und „die tiefe Sorge über den Zustand der Kirche“ zum Ausdruck bringt. Angesichts der Situation, in der sich die katholische Kirche heute, fünfzig Jahre später, befindet, mögen diese Zeilen deutlich machen, dass ein wesentlicher Grund für den Niedergang seine Ursache bei Bischöfen und Priestern hat.

Eminenz! Exzellenzen! Hochwürdigste Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz!

Am Ende ihrer Jahrestagung, auf der sie sich eingehend mit der Lage der Kirche, des Glaubens und des gläubigen Katholiken in Österreich befaßte, fühlt sich die Austria Catholica gedrängt, den verantwortlichen Oberhirten in Österreich jene einmütig festgestellten Momente der gegenwärtigen Situation zur Kenntnis zu bringen, die allen versammelten Delegierten aus ganz Österreich in besonderem Maße besorgniserregend erscheinen und nach einer dringlichen Abhilfe rufen.

An erster Stelle muß hier die unter den Katholiken immer mehr um sich greifende und bereits den gesamten Inhalt des Glaubens betreffende Unklarheit darüber genannt werden, was Lehre der katholischen Kirche ist und was nicht, was dieser Lehre entspricht und was ihr als mit ihr unvereinbar entgegensteht. Es kann einfach nicht mehr übersehen werden, daß sich eine in ihren Aufstellungen evident heterodoxe Theologie und kirchenfremde Theorie des Christentums auf breiter Front entwickelt hat und daran ist, mit allen Mitteln der Kommunikation nach einer immer deutlicher erkennbaren Strategie den authentischen Glauben der Kirche in den Seelen zu zerstören. Mit tiefer Bestürzung muß wahrgenommen werden, daß fast alles, was sich hier als die Lehre der Kirche zersetzend erweist, von zuständiger Seite unwidersprochen bleibt, gelegentlich jedoch als diskutabel bezeichnet wird, nicht selten sogar durch die Kanäle der offiziellen Verkündigung an die Gläubigen herantritt. Wir müssen mit großem Schmerz feststellen, daß dies das Vertrauen des Volkes zur Kirche bereits schwer erschüttert.

Besonderes Ärgernis erregt der Umstand, daß auf allen Linien eine bestimmte Richtung, nämlich die der überlieferten Glaubenslehre am kritischsten begegnende und mit sachlichen Argumenten als neo-modernistisch zu bezeichnende, einseitig bevorzugt erscheint, und daß nicht wenige Priester, die ihr Amt verlassen haben , einen maßgeblichen Einfluß auf die theologische Literatur, religiöses Schrifttum, die innerkirchliche Meinungsbildung, ja sogar die Glaubenserziehung der Jugend üben können. Es steht zu befürchten, daß gerade unter jenen, die die Haltung der Kirche in unserem Land heute entscheidend mitbestimmen, sich solche befinden, die diesen traurigen Schritt schon erwägen, wie es ohne Zweifel für die Förderung von Kräften spricht, die diese am wenigsten gerechtfertigt haben, wenn in verhältnismäßig kurzer Zeit ein Bischofskandidat, der Regens eines Priesterseminars und ein Prodekan einer theologischen Fakultät (um nur an einige der bekanntesten Fälle zu erinnern) unter spektakulären Umständen aus ihrem Amt oder sogar aus der Kirche geschieden sind.

Kann sich der reife Mensch in der allgemeinen‘ Verwirrung, angesichts der fast schon unbegreiflichen Zurückhaltung und Unentschiedenheit der Bischöfe und der zahllosen Akte der Selbstaufgabe in der Kirche von heute, noch eher an seinem wohlbegründeten Glauben aufrechthalten, ist der Jugendliche dem Sturm der alles profanierenden Kritik einfach preisgegeben und der Sturzflut neuer Lehren gegenüber völlig hilflos. Um so folgenschwerer ist es, daß mit den neuen Richtlinien für den Religionsunterricht und den in deren Geist erstellten Lehrbehelfen nicht nur einer soliden Glaubensunterweisung das Fundament entzogen wurde, sondern Lehrziele gesteckt sowie Lehrinhalte formuliert sind, die unverhüllt keinem anderen Zweck dienen als dem Einbruch der neo-modernistischen Ideen in die Herzen der Jugend. Wir können nicht unterdrücken, daß die katholischen Eltern auf die neuen „Religionsbücher“ ihrer Kinder mit heller Empörung reagiert haben. Sie bringen zum Ausdruck, daß sie sich mit der gegenwärtigen Lage des Religionsunterrichtes keinesfalls abfinden werden.

Wie dieser neu konzipierte Unterricht an der Aufgabe echter Katechese vorbeizielt, müssen leider auch die neuen Prinzipien und Maßnahmen der Pastoral als tatsächlich sehr wenig pastoral bezeichnet werden. Die gewaltsame Umerziehung der Gläubigen zu kirchlichen Lebensformen, die ihnen weder entstammen noch entsprechen, hat schon zu einem alarmierenden Rückgang des kirchlichen Lebens geführt und wird sich in der Folge immer mehr als ein Fiasko erweisen. Gegenüber dem allgemeinen Anspruch dieser Aufnötigung muß das unantastbare Recht der Gläubigen auf die heiligen Überlieferungen der Kirche immer wieder betont werden. Viele wertvolle Glaubenshilfen sind entgegen dem wahren Interesse des Gottesvolkes den Lieblingsideen einiger Zeitgenossen bereits geopfert worden. Wir können nur mit tiefem Bedauern feststellen, daß hierin noch immer kein Ende der Demontage erreicht ist, und daß nur einer praktisch bedeutungslosen, aber der allgemeinen Umorientierung willkommenen Vereinheitlichung zuliebe in einer weiteren Etappe des Umbaus österreichisches Liedgut ausgemerzt und durch unserem Volk wesensfremde Texte und Weisen ersetzt werden soll.

Wir sind der Überzeugung, daß diese und ähnliche Maßnahmen der Kirche nicht dienlich, sondern ihrem eigentlichen Interesse entgegengesetzt sind, weil sie nicht nur zur Brüskierung breiter Schichten beitragen, welchen damit das vertraute kirchliche Milieu genommen wird, sondern weil sie der Entwicklung echter Religiosität in der jungen Generation direkt entgegenwirken. Was nicht aus lebendigem Glauben kommt, kann keinen lebendigen Glauben wecken.

Es ist unser aufrichtiger Wunsch und unser Gebet, daß die Bischöfe Österreichs durch mutige Besinnung auf ihr heiliges Amt und ihre schwere Verantwortung vor Gott sich selber vor dem künftigen Vorwurf bewahren mögen, ihr Ohr wohl den Einflüsterungen kirchenfremder Ideologen geliehen, der Stimme des Gottesvolkes aber verschlossen zu haben.

Wien, am 16. November 1972
Der Präsident, der Vorstand und die Vollversammlung der Delegierten der Austria Catholica

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Beten für die liturgischen Tradition

O MARIA, Mutter Gottes und Mutter der Kirche, wir kommen zu dir in bewegter und unsicherer Zeit. Mächte des Bösen, Feinde deines geliebten Sohnes, haben viel Einfluss gewonnen. Das Gute wird jetzt böse genannt und das Böse gut (vgl. Jes 5,20). Was die Welt heimsucht, erfasst auch die heilige Kirche, die dein göttlicher Sohn gegründet hat. Die Wahrheit wird abgelehnt, die Gerechtigkeit entstellt. Die heilige Liturgie, wie sie von der Tradition überliefert ist, wird offen angegriffen.

Du hast uns versichert, dass dein Unbeflecktes Herz triumphieren wird. Diese Verheißung tröstet uns. Voll Demut streben wir ein heiligmäßiges Leben an, um deines Sieges würdig zu werden.

Deinem Unbefleckten Herzen weihen wir die gesamte Kirche, den Heiligen Vater, die Bischöfe, alle Gläubigen und unsere ganze Welt, in der wir leben. In besonderer Weise weihen wir dir alle katholischen Priester und Gläubigen, die an ihren überlieferten Riten festhalten, so auch an der römischen Liturgie, wie sie uns seit den Ursprüngen des Christentums durch eine ungebrochene Tradition vermittelt und vom heiligen Papst Pius V. grundlegend bestätigt wurde. Wir bitten dich: Beschütze alle, in deren Herz Gott den Entschluss gesät hat, der Tradition unserer Väter verbunden zu bleiben. Erbitte ihnen die Gnade, Zeugen für die Unschuld dieser Ordnung des Gebets zu sein, und den Mut, inmitten jeder Verfolgung und Vereinsamung, die sie erleiden müssen, standhaft zu bleiben. Erflehe ihrer Treue das Licht, tief vereinigt zu werden mit der sühnenden Liebe des Herzens Jesu, deines Sohnes.

Maria, wir vertrauen dir alle in der katholischen Tradition besonders beheimateten Gemeinschaften, Priester und Gläubige an. Lass sie unerschütterlich in ihrer Berufung und standfest in ihrem Herzen sein, damit sie konsequent die Wahrheit in Liebe tun (vgl. Eph 4,15), zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen. Bewahre sie vor jeder Art formeller Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils und der danach approbierten liturgischen Bücher und lehramtlichen Dokumente. Lass ihre Sicht auf alle neueren Entwicklungen fundiert, ausgewogen und fruchtbar für die Einheit in der katholischen Wahrheit sein. Beschütze sie dabei vor Glaubenshaltungen, die nur scheinbar der Fülle des Glaubens und der gesunden Tradition entsprechen. Eröffne ihren Gewissen mit deiner mütterlichen Hand Wege, um ihre Treue zum liturgischen Erbe mit der Treue und Liebe zur Kirche von heute zu verbinden, frei von Nostalgien und im Frieden des Herzens . Lass sie in ihrem Festhalten an der katholischen Tradition – ohne die Klarheit des Glaubensinhalts abzuschwächen – erfüllt sein von engagiertem Mitgefühl für alle Gläubigen in der Kirche, unabhängig von deren geistiger Heimat oder deren Voraussetzungen, um so der kirchlichen Gemeinschaft zu dienen. Lass Miteinander über Abschottung siegen!

Ausdrücklich danken wir auch für alles Gute neuerer Erscheinungsweisen kirchlichen Lebens, die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil dem Reich Gottes dienlich sind. Wir bitten dich, Maria: Führe dies alles mit deinen milden Händen, damit jeder Aufbruch zuerst im Innern der Herzen gesucht wird. Lenke jeden Umgang mit bereits vollzogenen Änderungen und auch jede künftige äußere Reform, damit alles im Geist der Unterscheidung, im gläubigen Realismus und in der Ehrfurcht vor der Tradition verwurzelt bleibt. Verleihe mit deinem mütterlichen Segen der lebenspendenden Kraft kontinuierlicher katholischer Überlieferung wieder mehr Einfluss in der ganzen Kirche.

Lass die Absicht des Motu proprio Traditionis custodes, der Einheit in der Kirche zu dienen, in allen Herzen Aufnahme finden. Aber nimm diesem Schreiben den Einfluss, katholische Gemeinschaften, Priester, Seminaristen und Gläubige davon abzuhalten, der Liturgie unserer Väter verbunden zu bleiben oder sich ihr zu nähern. Gebiete jedoch all jenen Kräften Einhalt, welche im Umgang mit der Liturgie unserer Väter Spaltungen Vorschub leisten. Schenke allen … … …

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Die Worte von Kardinal Ratzinger an die Kardinäle sind aktueller denn je

Wie viele Glaubensmeinungen haben wir in diesen letzten Jahrzehnten kennengelernt, wie viele ideologische Strömungen, wie viele Denkweisen … Das kleine Boot des Denkens vieler Christen ist nicht selten von diesen Wogen zum Schwanken gebracht, von einem Extrem ins andere geworfen worden: vom Marxismus zum Liberalismus bis hin zum Libertinismus; vom Kollektivismus zum radikalen Individualismus; vom Atheismus zu einem vagen religiösen Mystizismus; vom Agnostizismus zum Synkretismus, und so weiter. Jeden Tag entstehen neue Sekten, und dabei tritt ein, was der hl. Paulus über den Betrug unter den Menschen und über die irreführende Verschlagenheit gesagt hat (vgl. Eph 4,14). Einen klaren Glauben nach dem Credo der Kirche zu haben, wird oft als Fundamentalismus abgestempelt, wohingegen der Relativismus, das sich »vom Windstoß irgendeiner Lehrmeinung Hin-und-hertreiben-lassen«, als die heutzutage einzige zeitgemäße Haltung erscheint. Es entsteht eine Diktatur des Relativismus, die nichts als endgültig anerkennt und als letztes Maß nur das eigene Ich und seine Gelüste gelten läßt.

Wir haben jedoch ein anderes Maß: den Sohn Gottes, den wahren Menschen. Er ist das Maß des wahren Humanismus. »Erwachsen« ist nicht ein Glaube, der den Wellen der Mode und der letzten Neuheit folgt; erwachsen und reif ist ein Glaube, der tief in der Freundschaft mit Christus verwurzelt ist. Diese Freundschaft macht uns offen gegenüber allem, was gut ist und uns das Kriterium an die Hand gibt, um zwischen wahr und falsch, zwischen Trug und Wahrheit zu unterscheiden. Diesen erwachsenen Glauben müssen wir reifen lassen, zu diesem Glauben müssen wir die Herde Christi führen. Und dieser Glaube – der Glaube allein – schafft die Einheit und verwirklicht sich in der Liebe. Dazu bietet uns der hl. Paulus – im Gegensatz zu den ständigen Sinnesänderungen derer, die wie Kinder von den Wellen hin- und hergeworfen werden – ein schönes Wort: die Wahrheit tun in der Liebe, als grundlegende Formel der christlichen Existenz. In Christus decken sich Wahrheit und Liebe. In dem Maße, in dem wir uns Christus nähern, verschmelzen auch in unserem Leben Wahrheit und Liebe. Die Liebe ohne Wahrheit wäre blind; die Wahrheit ohne Liebe wäre wie »eine lärmende Pauke« (1 Kor 13,1).

(aus der MISSA PRO ELIGENDO ROMANO PONTIFICE,
Predigt von Kardinal Ratzinger an die Kardinäle,
Patriarchalbasilika St. Peter am Montag, 18. April 2005)

Kardinal Ratzinger am 18. April 2005

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Super Bowl Gewinner, Skapulierträger und Ministrant im tridentinischen Ritus

Super Bowl wird das Finale der US-amerikanischen Football-Profiliga (NFL) genannt. Dieses Finale könnte man vergleichen mit einem Endspiel, in dem die deutsche Meisterschaft und der Pokal ausgespielt würden. „Super Bowl ist weltweit eines der größten Einzelsportereignisse.“ (Wiki). Das Endspiel, in dem sich die Kansas City Chiefs und die Philadelphia Eagles gegenüberstanden, fand in Phoenix/Arizona statt. Weltweit sollen es 800 Millionen Zuschauer verfolgt haben. Elf Sekunden vor Schluss traf Harrison Butker mit einem Field Goal zum 38:35-Sieg für Kansas City.

Butker ist katholisch und bezeugt auch öffentlich seinen Glauben.

Unter seinem Trikot lugte das Skapulier hervor

Im Gespräch mit Catholic News Agency (CNA) äußerte sich Harrison Butker auch zur Jahrhunderte alten Messe:

„Ich glaube, die Kultur verändert sich schnell, und die traditionelle lateinische Messe ist so gegenkulturell, dass sie meiner Meinung nach viele junge Menschen anzieht, die nach Antworten suchen. Sie sind auf der Suche nach Glück.“

American Footballer und Messdiener

Butker sagte mit Blick auf die derzeitigen Einschränkungen des tridentinischen Ritus:

„Ich habe das Gefühl, in der Kirche nicht willkommen zu sein, weil ich zur lateinischen Messe gehen und meine Kinder traditionell firmen lassen möchte. Ich habe das Gefühl, dass ich ein minderwertiger Katholik bin und nicht zur Kirche gehöre, weil ich den traditionellen Ritus besuchen möchte. Aber das ist überhaupt nicht die Realität. Ich möchte der Kirche gehorsam sein. Ich möchte innerhalb der Kirche bleiben. Es scheint, dass ich verfolgt werde, nur weil ich den traditionellen Ritus liebe. Und dieser Ritus wird leider immer mehr abgeschafft, was sehr traurig ist.“

Lesen Sie den ganzen Artikel bei CNAdeutsch

Harrison Butker

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Aufruf zum Gebet für die Freiheit des traditionellen römischen Ritus

Una Voce International, Pro Missa Tridentina und andere Organisationen, Gruppen und Einzelpersonen, denen der traditionelle lateinische Ritus wichtig ist, rufen alle Katholiken guten Willens dazu auf, während der Fastenzeit Gebete und Bußübungen zu verrichten, mit dem besonderen Anliegen: für die Freiheit des traditionellen lateinischen Ritus.

Wir wissen nicht, wie zutreffend die Gerüchte bezüglich weiterer Dokumente des Heiligen Stuhls zu diesem Thema sind, aber die Gerüchte selbst deuten auf eine Situation des Zweifels, des Konflikts und der Besorgnis hin, die für die Sendung der Kirche sehr schädlich ist. Wir bitten den allmächtigen Gott auf die Fürsprache der heiligen Gottesmutter Maria und aller Heiligen, allen Katholiken das Recht und die Möglichkeit wiederzugeben, Gott nach den ureigenen ehrwürdigen liturgischen Traditionen der Kirche in vollkommener Einheit mit dem Heiligen Vater und den Bischöfen der ganzen Kirche zu verehren und auch alle Sakramente in dieser Form zu empfangen.

Vorschläge: häufige Mitfeier der heiligen Messe im traditionellen römischen Ritus, Allerheiligenlitanei, Rosenkranz, …..

Laienvereinigung Pro Missa Tridentina: https://www.pro-missa-tridentina.org/

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