Der christliche Glaube ist ein Geheimnis von Tod und Leben; aber der Tod ist ihm nur Mittel, um das übernatürliche Leben in uns zu bewahren:
Non est Deus mortuorum sed viventium –
Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.
(Matt 22,32)
Jesus Christus hat „durch seinen Tod unsern Tod überwunden und durch seine Auferstehung uns das Leben wiedergegeben“, wie die Präfation der Osterzeit so schön singt:
Mortem nostram moriendo destruxit et vitam resurgendo reparavit.
Die wesentliche Aufgabe des Christentums und sein Endziel, dem es naturnotwendig zustrebt, dient dem Leben. Das Christentum soll in unserer Seele das Leben Jesu Christi nachbilden. Man könnte […] das Leben Jesu Christi in die zwei Gedanken fassen:
„Unserer Sünden wegen ist er geopfert worden und unserer Rechtfertigung wegen ist er auferstanden.“ – Traditus est propter delicta nostra et resurrexit propter justificationem nostram. (Röm 4,25)
Der Christ soll allem absterben, was Sünde heißt, aber nur, damit er dann um so mehr lebe vom Leben Gottes. Die Buße dient in erster Linie nur als Mittel, um dieses Ziel, das Leben, zu gewinnen.
Das will auch der hl. Paulus sagen mit den Worten: „Wir tragen immerdar das Sterben Jesu an unserem Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde.“ (2Kor 4,10)
Das Leben Christi, das aus der Gnade entspringt und in der Liebe sich vollendet, ist unser Ziel, ein anderes gibt es nicht.
Aber um dieses Ziel zu erreichen, ist Abtötung vonnöten. Darum schreibt der hl. Paulus: „Die Christo angehören“ – und wir gehören durch die Taufe Christo an – „haben ihr Fleisch gekreuzigt samt ihren Lastern und Gelüsten,“ – qui sunt Christi, crucifixerunt carnem suam cum vitiis et concupiscentiis suis. (Gal 4,27)
Und noch deutlicher sagt er an einer anderen Stelle: „Wenn ihr nach dem Fleische lebt, werdet ihr sterben, wenn ihr aber durch den Geist die Werke des Fleisches ertötet, werdet ihr leben.“ (Röm 8,13)
(Columba Marmion OSB. Christus das Leben der Seele)
Columba Marmion:
Christus, das Leben der Seele
Patrimonium-Verlag 2016
478 Seiten; 24,80 Euro
ISBN: 978-3864170744
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