Motive für das Tragen von Bußwerkzeugen

Ein Hauptmotiv für das Anlegen des Bußgewandes, insbesondere des Bußgürtels ist die mortificatio (Kirchen-Lexikon 1, Auszügen):

Abtödtung als Act (Werk der Abtödtung), ist jede auf Schwächung der sinnlichen Triebe gerichtete Handlung oder Entsagung, als Tugend die im steten Kampfe mit der unordentlichen Begierlichkeit erworbene Beherrschung des niedern, sinnlichen Theiles der menschlichen Natur durch den höhern geistigen Willen.

Die Pflicht der Abtödtung, schon der Vernunft einleuchtend, weil ein menschenwürdiges Leben ohne Regelung und Beherrschung der sinnlichen Triebe unmöglich ist, ergibt sich für den Christen noch insbesondere aus seiner Berufung zum Leben der Gnade, aus dem ihm zur Nachahmung vorgestellten Beispiele des abgetödteten Lebens unseres Erlösers, aus der Vorschrift des Evangeliums (2Cor. 4,10. Hebr. 12,1-4. Luc. 9,23).

Dem Sünder dient sie als Mittel der Buße und Genugthuung, um die aus der Begierlichkeit entsprungene Sünde an der Begierlichkeit zu strafen und die als Wirkung und Folge aus der Sünde hervorgegangene Mehrung der unordentlichen Lust zu beseitigen; dem Gerechten als Mittel zum Fortschritt im Guten, da man nach den Worten des hl. Hieronymus nur so weit fortschreitet in der Tugend, als man sich selbst (d. h. seiner sinnlichen Natur) Gewalt anthut.

Um den Leib willfähriger zu machen, sich der Herrschaft des Geistes und der göttlichen Gnade und Liebe zu unterwerfen, werden mit großem Nutzen bei sehr vielen Seelen auch Fastenübungen, körperliche Bußwerke und Nachtwachen Anwendung finden, aber nur bei Befolgung nachstehender Regeln:

1. Sie sind nicht anders als unter vollster Unterwerfung unter den Gehorsam zu gestatten und dürfen nie dem eigenen Gutdünken überlassen werden. –
2. Es ist sorgfältig zu wachen, dass durch dieselben die Demuth und Bußfertigkeit des Herzens, nie aber die geistige Eitelkeit und Selbstgefälligkeit Nahrung gewinnen. –
3. Sie sind deßhalb in der Regel nicht zu erlauben, so lange die Seele nicht alles Ernstes daran geht, die unumgänglich nöthige Abtödtung der Rechthaberei und des Eigensinnes, der Zornmüthigkeit und des Neides und der Geschwätzigkeit auf sich zu nehmen. –
4. In Auflegung und Gestattung solcher äußerer Strengheiten ist stets Rücksicht zu nehmen sowohl auf die äußeren Verhältnisse, wie auf den moralischen Zustand der Person, denn nicht Alles ist Allen möglich, nicht Allen ist Alles nützlich. –
5. Die einmal übernommene Bußübung soll beharrlich beibehalten und nicht ohne genügenden Grund abgeändert oder aufgegeben werden. –
6. Um aber dieses zu ermöglichen, sowie zur Erprobung, ob der Anfänger Werke der Buße nicht bloß im ersten unklugen Eifer verlange, um sie nach kurzer Zeit wieder zu unterlassen, ist es zu rathen, dass man anfänglich nur Geringes auflege oder erlaube, und erst allmählich zu Schwererem fortschreite. –
7. Je weniger ein Bußwerk den Charakter des Außerordentlichen und Sonderlichen an sich trägt, je mehr es im Verborgenen und unbemerkt von Anderen vorgenommen werden kann, desto mehr empfiehlt es sich.

(Vgl.: H. Dannheimer, B. Probst OSB; Bussgürtel oder ärztliche Bandage? Zum christlichen Bussbrauchtum in Mittelalter und Neuzeit. – In Germania Monastica 126/2015)

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Cilicium und Bußgürtel aus Draht

In der 3. Auflage des Kirchenlexikons heißt es 1848:

In neuerer Zeit bezeichnet man mit dem Worte Cilicium vielfach aus dickem Draht geflochtene, etwa handbreite Bußgürtel, die mit nach innen gekehrten Spitzen auf bloßem Leibe getragen werden. Diese werden seltener um die Lenden (Stachelgürtel), häufiger um die Arme (Stachelarmbänder) oder um das Bein gelegt. Nach Benedict XIV. sind sie erst seit Beginn des 16. Jahrhunderts in Gebrauch, doch scheint der eiserne stachlige Gürtel, den der hl. Jacobus von Marchia (gest. 1479) trug, schon dieser Art gewesen zu sein. Der in Rede stehende Drahtgürtel hat in neuerer Zeit die alten Cilicien vielfach verdrängt und wird in einzelnen Gegenden auch häufig von Laien angewandt, besonders von den in der Welt lebenden Mitgliedern der dritten Orden des hl. Franciscus und des hl. Dominicus.

Von ärztlicher Seite wurde gegen das Tragen der Cilicien, sowohl der alten wie der neuern, nicht selten Einspruch erhoben, …].

Freilich, was einzelne Heilige aus besonderem Antriebe des Heiligen Geistes gethan, darf nicht Regel für die Menge werden, und es ist nicht zu bezweifeln, dass der indiscrete Gebrauch solcher Bußinstrumente nachtheilig auf die Gesundheit wirkt; aber eben deßhalb unterliegt die Anwendung derselben in Klöstern der steten Controle der Obern, und Laien sollen sich derselben nur mit Erlaubniß und nach Anweisung eines klugen und erfahrenen Beichtvaters bedienen.

(Vgl.: H. Dannheimer, B. Probst OSB; Bussgürtel oder ärztliche Bandage? Zum christlichen Bussbrauchtum in Mittelalter und Neuzeit. – In Germania Monastica 126/2015)

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Aus Haaren geflochten: Cilicium, Bußgürtel

Kurze Erwähnung des Ciliciums in der 1. Auflage des Kirchenlexikons von 1848:

Bußgürtel, ein aus Haaren geflochtenes oder aus Draht gefertigtes Mortificationswerkzeug, das gewöhnlich um die Lenden getragen wird, um durch den dadurch verursachten Schmerz den Sieg über die Sinnlichkeit zu erleichtern und dem Träger die Gelegenheit einer empfindlichen Bußübung zu geben.

Man täuscht sich sehr, wenn man glaubt, dass dergleichen Mittel dem christlichen Alterthume fremd gewesen seien. Die erste Spur der Existenz des Ciliciums findet sich schon in den Worten der hl. Schrift: „ego autem, cum mihi molesti essent, induebarcilicio“ (Ps. 35,13). Die größte Rolle aber spielte das Cilicium im Mittelalter, welches die Pflicht strenger Buße für die begangenen Sünden ernster nahm, als unsere verweichlichte Zeit. Damals war es nichts Seltenes, dass Könige und Königinnen unter fürstlichem Prachtgewande den Bußgürtel verbargen. Jetzt ist er wohl nur mehr in religiösen Orden und in ganz katholischen Ländern bekannt, wenn auch die meisten ascetischen Schriftsteller von ihm sprechen. …

Dass übrigens bei der Anwendung eines solchen Bußmittels mit großer Discretion zu verfahren sei und dass es nicht Jedermann angerathen werden könne, versteht sich von selbst.

Nichtsdestoweniger bleibt die Wahrheit stehen, dass das Cilicium mit so vielen anderen Beweisen christlicher Bußfertigkeit aus dem schöpferischen Worte des Apostels Paulus „castigo corpus meum et in servitutem redigo“ (1. Kor. 9, 27) hervorgewachsen ist.

(Vgl.: H. Dannheimer, B. Probst OSB; Bussgürtel oder ärztliche Bandage? Zum christlichen Bussbrauchtum in Mittelalter und Neuzeit. – In Germania Monastica 126/2015)

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Cilicium – Bußgewand

Das Cilicium [war] ursprünglich ein rauhes Bußgewand von einfachem Schnitte, Anfangs aus Ziegenhaaren, später auch aus Kamel- oder Pferdehaaren gefertigt. Es wurde unter den Oberkleidern auf bloßem Leibe getragen und führte den Namen Cilicium, weil das dazu dienende Zeug zuerst in Cilicien angefertigt wurde. Der Gebrauch härener Bußgewänder ist uralt. Der hebräische und griechische Text der heiligen Schrift bezeichnen sie regelmäßig mit dem Namen Sack, während die Vulgata bei Uebersetzung der betreffenden Stellen bald von Sack, bald von Cilicium redet.

Beide Ausdrücke, Sack und Cilicium, bezeichnen nun allerdings häufig bloß ein härenes Oberkleid, das bei besondern Anlässen zum Zeichen der Trauer oder Buße übergeworfen wurde (Gen. 37,34), nicht selten aber auch (so 3Kön 21,27; 4Kön. 5,60; Judith 8,6; Job 16,16) ein solches Unterkleid, das man unter den Oberkleidern verborgen trug, und das sich seiner Form und Bestimmung nach von dem spätem Cilicium der christlichen Büßer nicht unterschied.

In der christlichen Zeit, besonders seit der Mitte des dritten Jahrhunderts, hat sich der Sprachgebrauch ziemlich allgemein dahin fixiert, dass man das Wort Cilicium nur mehr für das auf bloßem Leibe zu tragende härene Bußkleid anwandte. Die ersten Einsiedler und Mönche bedienten sich häufig nach dem Beispiele und dem Vorgange des hl. Johannes des Täufers (Mat 3,4) eines bis auf die Füße reichenden Ciliciums als Hauptkleides und trugen es auf bloßem Leibe, aber für Jedermann sichtbar. […]

Doch erhielt sich dieser Gebrauch nicht lange, denn, wie Cassian bemerkt, mißbilligten ihn die Väter seiner Zeit allgemein, theils weil das Cilicium, in dieser Weise getragen, leicht Anlaß zu eitler Ueberhebung bieten konnte, theils auch, weil es zu den bei den Mönchen üblichen Handarbeiten untauglich und ungeschickt machte.

Deßhalb wurde es von da an Sitte, dasselbe nur mehr kurz und unter den übrigen Kleidern verborgen zu tragen; –cilicium infra lebitonem indutus divinam implorabat opem-, heißt es schon im Leben des hl. Theodorus, des Schülers des hl. Pachomius. Gewöhnlich hatte es die Gestalt eines engen, meist ärmellosen, kürzern oder längern Hemdes, daher das härene Bußhemd genannt; bisweilen begnügte man sich auch mit einem breiten härenen, zumeist aus Pferdehaaren geflochtenen Gürtel. So besaß der hl. Ludwig, König von Frankreich, außer dem härenen Bußhemd noch drei oder vier derartige Gürtel.

(Vgl.: H. Dannheimer, B. Probst OSB; Bussgürtel oder ärztliche Bandage? Zum christlichen Bussbrauchtum in Mittelalter und Neuzeit. – In Germania Monastica 126/2015)

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Bußwerkzeuge in Vorchristlicher Zeit

Frühe Hinweise auf Trauer- und/oder Bußübungen, auf welchen christliche Bußgepflogenheiten und -Ordnungen fußen, finden sich im Alten Testament (Genesis 37): Nachdem Jakob von seinen Söhnen vorgetäuscht worden war, dass ihr Bruder Joseph von einem Raubtier verschlungen worden sei, zerriss er seine Kleider, legte sich ein cilicium (einen Sack oder eine Decke) um seine Hüften und beweinte den Sohn lange Zeit (in der Übersetzung der Vulgata): … bestia devorabit Joseph, cissisque vestibus indutus est cilicio lugens adfilium multo tempore.

Für die Buße in „Sack und Asche“ (in cilicio/in sacco et in cinere) gibt es im AT, aber auch im NT mit Hinweisen auf vorchristliche Zeit, mehrere Belege, z. B. Daniel 9,3, Jesaja 58,5, Matthäus 11,21. Dabei fällt auf, dass der Name der Textilie wechselt. Die aus dem Griechischen übernommene Bezeichnung cilicium benennt zunächst ein besonders rauhes, strapazierfähiges Gewebe aus dem Haar in Kilikien (im heutigen Taurusgebirge) beheimateter Ziegen, das in der Antike vor allem für Decken, Teppiche und Zelte verwendet worden ist. Die Bedeutung des Ciliciums als Teil der Bekleidung in vorchristlicher Zeit beschreibt und erläutert das von Wetzer u. Welte herausgegebene Kirchenlexikon.

(Vgl.: H. Dannheimer, B. Probst OSB; Bussgürtel oder ärztliche Bandage? Zum christlichen Bussbrauchtum in Mittelalter und Neuzeit. – In Germania Monastica 126/2015)

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Von christlichen Bußwerkzeugen

Bei Ausgrabungen (1979-1989) im ehemaligen Augustinerstift auf der Herreninsel im Chiemsee wurden im abgebrochenen Chorbereich der profanierten Kirche im Grab des Propstes Arsenius Ulrich (+1653) ungewöhnliche Beigaben entdeckt:

An den Oberarmen waren Lederriemen angelegt, die mit einem Verschlussblech geschlossen waren. Beide Riemen waren auf der Innenseite zusätzlich mit einem weiteren Blech ausgestattet, das in dichten Reihen so perforiert war, dass die Metallspitzen der Lochränder nach innen, zum Arm hin gerichtet waren.

Eine Auswertung zeitgenössischer Dokumente führt zur Deutung, dass es sich um Bußriemen handelt, die der Abtötung dienen sollten. Die ursprünglichen Bußgürtel, die auf biblische Zeugnisse zurückgehen, wurden beim Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit zunehmend durch kleinere Abtötungsriemen um Arme oder Beine ersetzt, die weniger behinderten und sich besser verbergen ließen.

(Vgl.: H. Dannheimer, B. Probst OSB; Bussgürtel oder ärztliche Bandage? Zum christlichen Bussbrauchtum in Mittelalter und Neuzeit. – In Germania Monastica 126/2015)

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Tagebuch eines amerikanischen Exorzisten

Was ein amerikanischer Exorzist in seinem
„Tagebuch“ über Begegnungen mit Satan berichtet

Jesus wurde vom Geist in die Wüste geführt, damit er vom Teufel versucht werde. Er fastete vierzig Tage und vierzig Nächte. Dann hatte er großen Hunger. In dieser Situation trat der Teufel an ihn heran um ihn zur Sünde zur verführen. Er sprach: Wenn du Gottes Sohn bist, dann befiel, dass Steine zu Brot werden, und er versprach ihm – als könnte der Teufel Gottes Sohn etwas versprechen –, wenn er sich von der Zinne des Tempels hinabstürzen würde und auf die Knie falle, um ihn, den Satan, anzubeten, würde er ihm alles auf der Welt übergeben. Jesus sprach: „Weiche Satan, denn es steht geschrieben: den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm alleine dienen.“ Daraufhin verschwand der Teufel (vgl. Mt 4,1-11).

Mit diesem Evangeliumsbericht beginnt die Fastenzeit. Katholiken fasten, um sich darauf vorzubereiten, dass sie endlich entschieden für Gott und gegen den Teufel kämpfen. Es geht um die eigene, persönliche Umkehr. Wir sollen und müssen unser Denken und Tun ändern. Nicht Ruhm, Genuss und Vergnügen ist das Ziel der geistlichen Umkehr – es geht um Leben und Tod. Fasten ist ein starkes Mittel, damit Matanoia – Umkehr – möglich wird. Gott begegnen kann nur, wer den Satan und seine Teufelsschläue verachtet und sich nicht von seinen Versprechungen verführen lässt.

In seinen abschließenden Bemerkungen in seinem „Tagebuch eines amerikanischen Exorzisten“ schreibt der Priester Stephen J. Rossetti: „Ich habe nicht übertrieben. Ich habe nichts aufgebauscht. Ich behaupte nicht, dass meine Überlegungen als de fide zu bewerten sind. Ich nehme keine besondere Autorität für mich in Anspruch. Vielmehr beziehe ich mich in allem auf die Lehre der Katholischen Kirche, die die Botschaft Jesu Christi vermittelt. Es sind nur meine Erfahrungen und meine Einschätzungen, die ich wiedergebe, die durchaus Irrtümern in Wahrnehmung und Interpretation unterliegen können. Zweifellos werden einige Exorzisten bei dem einen oder anderen Punkt anderer Meinung sein. Damit habe ich kein Problem. Ich gehe davon aus, dass es zu gewissen Punkten unterschiedliche Auffassungen gibt. Im Austausch mit anderen Exorzisten merke ich allerdings, dass wir überraschenderweise sehr ähnliche Erfahrungen machen.

Rossetti ist promovierter Psychologe. Er blickt auf eine langjährige Erfahrung als Exorzist zurück. In seiner Tätigkeit als Exorzist ist er täglich mit Dämonen konfrontiert und erlebt, wie sie ihn „bedrohen und zuweilen geistig sowie körperlich angreifen“. In seinem Buch berichtet er von der heilenden Kraft Christi für die Besessenen, aber auch für den Exorzisten, und von „erstaunlichen Momenten, in denen Christus und seine Kirche sichtbar über Satan triumphieren“.

In jedem der 95 kurzen Kapitel, die der Beschreibung einzelner Exorzismen bzw. damit zusammenhängender Themen gewidmet sind, können viele der wahren Begebenheiten beängstigend und sehr traurig sein. Besonders tragisch, aber auch deutlich und klar, ist die Geschichte von „Jason“ (Kapitel 42 und 71). Diese Person, die bereits in verschiedene sündige Verhaltensweisen verstrickt war, hatte Satan um des „geschäftlichen und finanziellen Erfolges willen“ gebeten, ihm zu helfen. Eines Morgens wachte der Mann mit einem auf dem Kopf stehenden Kreuz auf, das auf seiner Schulter eingebrannt war. Bei der ersten „Sitzung“ mit Rossetti rief „Jason“ dreimal aus: „Ich gehöre zu Jesus. Jesus ist mein Herr und Erlöser.“ Tatsächlich aber hatte sich der Teufel in „Jasons“ Seele verschanzt, und ihm vorgegaukelt, er sei Jesus. Die vermeintliche Annahme, selbst Jesus in sich reden zu hören oder zu meinen, Jesus würde das eigene Tun und Lassen leiten, ist leider allzu oft verbreitet.

Nicht nur solche subtilen, im Innern des Menschen vorgehende Einwirkungen des Teufels, auch „Wut- und Gewaltexzesse sind oft auf dämonisches Einwirken zurückzuführen“, weiß der Autor zu berichten.

Hexerei und andere okkulte Praktiken können zum Einfallstor werden, die es dem „Satan und seinen Dämonen erlauben, in das Leben eines Menschen hineinzukommen“. Rosetti zählt einige dieser Einfallstore auf: Totenbeschwörungen, Hexerei, Zauberei oder Flüche, heidnische Rituale, Ouija-Bretter, Seancen, Voodoo, Ahnenkult oder andere heidnische oder dämonische Beschwörungen von Geistern. „Besonders verhängnisvoll wirkt es sich aus, wenn jemand einen Pakt mit Satan schließt oder sich ihm weiht.“ So können Menschen von Satan zu seinen Lakaien gemacht werden, was nichts anderes heißt, als dass sie sich ihm ausgeliefert haben und zu seinen Erfüllungsgehilfen geworden sind.

Der Autor scheut sich nicht, Tätowierungen – modern, beliebt und heute weit verbreitet – als verdächtig zu bezeichnen. So sei es zumindest keine gute Idee, „sich Abbildungen bösartiger oder okkulter Dinge als Tattoo stechen zu lassen“. Denn diese könnten bereits ein „Einfallstor für die dämonischen Mächte“ sein. Rosetti erinnert in diesem Zusammenhang an den ersten Korintherbrief, in dem „unsere Körper als Tempel des Heiligen Geistes“ bezeichnet seien und entsprechend behandelt werden sollten.

Gerade in der soeben zu Ende gegangenen Karnevalszeit wurde wieder das Lied von den „kleinen Sünderlein“ gesungen und das entsprechende Tun halb entschuldigend verniedlicht.

Rossetti betont ausdrücklich, man müsse beachten, dass es so etwas wie eine „kleine“ Sünde nicht gibt: „Jede Sünde ist schlimm.“ Denn jede Sünde biete den Dämonen den Spalt, „in den Satan seinen Keil treiben“ könne. „Hast du ein Problem mit Alkohol? Mit der Sexualität? Mit Pornografie? Mit Ungehorsam? Mit Hochmut? Mit Selbsthass? Mit Zorn? Sieh zu, dass du das zuerst in Ordnung bringst, und dann komm zurück.“

Die Sünde verschafft dem Bösen immer mehr Zugang zu unserem Leben.“ Der Appell ist klar: sich niemals auf okkulte und Praktiken einlassen, Drogen und Pornografie vermeiden, Abtreibungen und Selbstmord ablehnen. Christen leben in der Hoffnung und vermeiden das Gefühl der Hoffnungslosigkeit.

Hier ist die Aufgabe für Exorzisten wie Stephen J. Rossetti. Sie beten explizit im Namen der Kirche über Besessene oder für auf unterschiedlichste Weise bedrängte Personen.

Das in einem verständlichen Stil geschriebene Buch vermeidet geheimnisvolle Begriffe und Verweise. So ist es für jeden leicht lesbar. Man muss kein praktizierender Katholik sei, um das Buch zu lesen, aber allen Katholiken – auch den Priestern – sei das Buch zur Lesung empfohlen.

Erstveröffentlicht bei CNA

Stephen J. Rossetti
Tagebuch eines amerikanischen Exorzisten:
Dämonen, Besessenheit und der heutige Kampf gegen das Böse
Media Maria 2024
304 Seiten; 1995 Euro
ISBN: ‎ 978-3947931576

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Kathedra Petri – 22. Februar

Überzeugung und Bekehrung

„Es ist sehr schwierig, die anderen zu bekehren, wenn man selbst schon als jemand erscheint, der im täglichen Leben, im praktischen Leben schwach ist.
Man überzeugt zum Beispiel seinen Gesprächspartner nicht, indem man ihn beleidigt, indem man ihn missachtet, indem man ihn beschimpft.
Wenn er aber, im Gegenteil, eine aufrichtige, ernste, übernatürliche, selbstlose Liebe zu ihm wahrnimmt, dann beginnt er, aufmerksam zu werden, denn dann hat er den deutlichen Eindruck:
Der da mit mir spricht, der spricht nicht, um die Oberhand zu behalten und mich zu überzeugen, sondern er will mir tatsächlich eine Wahrheit zeigen, die nicht von ihm kommt und nach der er auch lebt.
Und das ist sehr wichtig.
Die Heiligen haben viel mehr durch ihr Beispiel überzeugt, durch ihr Gebet, durch ihre Abtötung, als durch ihre Worte.“

(Erzb. M. Lefebvre an seine Seminaristen, 1975)

Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991)

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Vorsicht: Römische Fälscher

Manchmal laufen wir Gefahr, das Wort Gottes zu verfälschen, uns von dem zu entfernen, der gesagt hat:
‚Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben‘,
und die Offenbarung und die immerwährende Lehre der Kirche zu verraten.
Einige Schriften oder Erklärungen [aus Rom]
scheinen nicht darauf bedacht zu sein,
den gläubigen Christen zu helfen, Jesus Christus zu begegnen,
die radikalen Forderungen seines Evangeliums voll anzunehmen
und ihren Glauben zu festigen, damit wir ihm wirklich gleichgestaltet werden können.
Wir neigen dazu, christliche Realitäten
im schlechten Sinne des Wortes zu „vergeistigen“.
Wir machen sie tatsächlich zu Geistern.

Kardinal Sarah

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Robert Kardinal Sarah: Für die Ewigkeit
232 Seiten, 16,80 Euro
ISBN : ‎ 978-3863573577

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Heller und heller

So stehe ich vor dir: elend und blind. Zwar kann dein Trost mich zuweilen aufheitern, doch ich weiß, was für ein Mensch ich war.
Nur wer ich jetzt bin, weiß ich noch nicht. Um eines nur bitte ich Gott, das ist mein Herzenswunsch (Ps26,4):
Je verzweifelter ich mich in meiner Not nach dir sehne, um so heller und heller möge dein barmherziges Antlitz über mir leuchten, (Ps 30,17) bis all meine Not und Finsternis ganz verschwunden sind.

Wilhelm von St. Thierry, 8. Meditation, 14

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