Damit Gott unseren Gebeten ein huldvolleres Ohr leihe und damit er seiner Kirche bereitwilliger und freigebiger beistehe, scheint es uns höchst angebracht, dass die Christenheit es sich zur Gewohnheit mache, zugleich mit der jungfräulichen Gottesmutter auch den heiligen Josef, ihren keuschen Gemahl, mit großer Andacht und kindlichem Vertrauen anzurufen.
Bei dir, heiliger Josef, suchen wir Zuflucht. Wir haben deine heiligste Braut um Hilfe angefleht und bitten nun vertrauensvoll um deinen väterlichen Schutz. Um der Liebe willen, die dich mit der unbefleckten Jungfrau und Gottesmutter verbunden, um der väterlichen Liebe willen, mit der du das Jesuskind umfangen hast, bitten wir dich flehentlich: Schau gütig herab auf die Kirche, die Jesus Christus durch sein Blut sich erworben hat, und komm unseren Nöten durch deine Macht zu Hilfe.
Du hast in treuer Sorge gewacht über die heilige Familie; schütze nun auch die auserwählten Kinder Jesu Christi. Liebreicher Vater, halte fern von uns jede Ansteckung durch Irrtum und Verderbnis. Du starker Beschützer, steh uns vom Himmel aus gnädig bei in unserem Kampf gegen die Mächte der Finsternis. Wie du einst das Jesuskind aus höchster Lebensgefahr gerettet hast, so verteidige jetzt die heilige Kirche Gottes gegen alle Nachstellungen ihrer Feinde und gegen jede Widerwärtigkeit. Jeden von uns aber nimm unter deinen beständigen Schutz, damit wir nach deinem Beispiel und mit deiner Hilfe heilig leben, gut sterben und die ewige Glückseligkeit im Himmel erlangen. Amen.
Thomas von Aquin wurde um 1225 in dem zwischen Rom und Neapel gelegenen Schloss Roccasecca bei Aquino geboren. Sein Vater ist der aus langobardischem Geschlecht (vgl. 9.1.) stammende Graf Landulf IV., Herr von Loreto, Acerra und Belcastro, ein Neffe Kaiser Barbarossas, seine Mutter eine adlige Normannin, Theodora Caracciolo, Gräfin von Theate. Graf Landulf gehörte zu den Parteigängern Kaiser Friedrichs II. (1215-1250), der auch Herr des süditalienischen Königreichs Sizilien war.
Mit fünf Jahren kam Thomas als Oblate nach Montecassino, um eine erste schulische Ausbildung in jenem Kloster zu erhalten, dem ein Oheim von ihm als Abt vorstand. Als kaiserliches Militär dort stationiert wurde, kam Thomas nach Neapel. An der dortigen, 1224 von Friedrich II. gegründeten Universität, lernte der Aquinate den antiken Philosophen Aristoteles (384-322 v. Chr.) kennen, der dem Abendland gerade zu jener Zeit, vermittelt durch arabische Übersetzungen, in weiterem Umfang bekannt wurde. Auch begegnete der hl. Thomas in der Residenzstadt Neapel Franziskanern und Dominikanern, den beiden etwa zwei Dezennien zuvor päpstlich anerkannten Bettelorden. Thomas erkannte, dass er zu einem mönchischen Leben innerhalb des durch St. Dominikus gegründeten Ordens berufen war. 1243 nahmen ihn die Predigerbrüder auf.
Wie groß später auch immer die Ehrungen waren, die der hl. Thomas von Aquin erfuhr, wie sehr seine theologischen Werke auch gelobt und anerkannt wurden, Thomas blieb stets der lautere und demütige Beter, der Schlichtheit, Armut und Frieden liebt.
Mit dem Eintritt des hl. Thomas in den Predigerorden war seine Familie alles andere als einverstanden. Er wurde von zweien seiner eigenen Brüder festgenommen und etwa ein Jahr lang gefangen gehalten. Die leiblichen Brüder versuchten Thomas von seiner Berufung abzubringen und sandten sogar eine Buhlerin zu ihm in sein Gemach, die er aber mit einem glühenden Holzscheit wieder vertrieb. Endlich sah die Mutter ein, dass ihr Sohn standhaft bleiben würde, und ließ ihn mit Hilfe einer seiner Schwestern heimlich in einem an der Mauer herabgelassenen Korb entweichen.
Der Orden sandte den hl. Thomas zur weiteren Ausbildung nach Paris, wo um die Mitte des 12. Jahrhunderts eine Universität entstanden war, die bedeutendste Stätte zum Studium der Theologie im Abendlande jener Zeit. Als St. Thomas 1245 in der französischen Hauptstadt ankam, hatte dort gerade der Dominikaner St. Albertus Magnus seine Unterrichtstätigkeit aufgenommen. Drei Jahre darauf wanderten beide nach Köln, wo zu jener Zeit der Bau des im 19. Jahrhundert vollendeten Domes begonnen wurde. Albertus ging an die Kölner Universität, um zu unterrichten, und Thomas, um sein Studium fortzusetzen. Von anderen Scholaren wurde St. Thomas wegen seiner Schweigsamkeit als stummer, sizilischer Ochse verspottet. Albertus aber verkündete daraufhin:
„Die Stimme dieses Ochsen wird sich in der Lehre einst dröhnend erheben, so dass es auf der ganzen Erde davon tönen wird!“
Nachdem er zu Köln die Priesterweihe empfangen hatte, kehrte der hl. Thomas 1252 nach Paris zurück und wurde Lehrer an der Ordensschule St. Jacques. Die Unterrichtstätigkeit an der Universität aber wurde ihm ebenso wie seinem Freunde, dem Franziskaner Bonaventura, verwehrt, da man einen zu großen Einfluss der Bettelorden befürchtete. Erst 1256 wurden durch ein Eingreifen des Papstes Thomas und Bonaventura als Magistri anerkannt, doch versuchte man auch weiterhin, die Studenten von ihnen fernzuhalten, bis ein weiteres Schreiben des Papstes 1257 diesen Zustand beendete. Während sich die Gelehrsamkeit des hl. Thomas nun segensreich entfalten konnte, wurde der hl. Bonaventura noch in demselben Jahr zur Leitung des Franziskanerordens abberufen und schied damit aus dem Lehrbetrieb der Universität aus.
1259 verließ St. Thomas die Universität Paris. Während der nächsten zehn Jahre leitete er in Italien die Ordensschulen zu Orvieto, Rom und Viterbo. – Er war Lehrer und wollte stets ein solcher bleiben. Darum lehnte Thomas die ihm angetragene, erzbischöfliche Würde Neapels ab. Der Aquinate ermunterte seinen Ordensbruder Wilhelm von Moerbeke, einen Flamen, zur Übersetzung der Schriften des Philosophen Aristoteles ins Lateinische und verfasste auf Bitten des hl. Raymund von Penaforte hin 1259 bis 1263 seine Summa contra gentiles, die Summe wider die Heiden; dabei war Thomas einmal so versunken, daß er nachts beim Diktieren nicht wahrnahm wie die heruntergebrannte Kerze ihm die Finger versengte. In diesem Werk werden die Argumente der Gegner des Christentums, der Mohammedaner und der Heiden, referiert und mit den Mitteln der natürlichen Vernunft widerlegt. Hier, wie in der 1266 bis 1273 verfassten Summa Theologica, der theologischen Summe, und in seinen zahlreichen weiteren Werken, ist Thomas’ Sprache schlicht und einfach. Der große Gelehrte legt geduldig dar, klar und vollständig, und er überzeugt durch seine folgerichtige Argumentation.
Seine Darstellung gleicht einem gemächlich dahinfließenden Strom, dem jedoch nichts standzuhalten vermag. Dabei bleibt Thomas ganz bescheiden, indem er bekennt, dass die Wahrheit nur erkennt, wer nichts für sich selber will. – Seine Summa Theologica ist ein einzigartiges Werk, geschrieben für Anfänger und doch zugleich für alle von so grundlegender Bedeutung, dass sie während des Konzils zu Trient (1545-1563) als einziges Werk neben der Bibel auf dem Altar lag. Thomas’ theologisches Werk ist zum tragenden Pfeiler im Gebäude der katholischen Theologie geworden, er selbst zum Doctor communis.
In seinen theologischen Werken vertritt Thomas keine einseitigen Positionen, wie sie sich später ausbreiteten: Nicht Natur oder Gnade, nicht Glaube oder Vernunft – beides schaut Thomas zusammen. Auf antiker Tradition gründend begreift Thomas scheinbare Gegensätze als einander Ergänzendes. So ist er Aristoteliker soweit der Philosoph mit dem christlichen Bekenntnis übereinstimmt. Doch besteht bei Thomas nicht etwa ein Gegensatz zwischen Aristotelismus und Platonismus; Aristoteles war ja auch Platons Schüler und dem entsprechend wurde er in der Antike verstanden. Der Aquinate vermag neben dem Aristotelischen auch das Platonische oder Neuplatonische aufzunehmen und, wenn nötig, darüber hinauszugehen.
1263 beauftragte Papst Urban IV. (1261-1264) den heiligen Aquinaten, für das ab 1264 in der gesamten Kirche zu feiernde Fronleichnamsfest die liturgischen Texte der Messe und des Breviers zu verfassen. So dichtete St. Thomas neben Adoro Te devote, Pange lingua und Tantum ergo, das wir vor dem ausgesetzten Allerheiligsten zu singen pflegen, auch den Hymnus Lauda Sion Salvatorem.
Noch einmal kehrte Thomas von Italien nach Paris zurück. Von 1269 bis 1272 unterrichtete er wieder an der Universität. Neben der Arbeit an der Summa Theologica entstanden zahlreiche weitere Werke. Danach kehrte Thomas in seine Heimat zurück, um in Neapel eine Ordensschule zu gründen. Da kündigte sich das Ende des irdischen Lebens des großen Lehrers der Christenheit am Tage des hl. Nikolaus (6.12.) des Jahres 1272 an. St. Thomas kam von der hl. Messe, die er zelebriert hatte, und stellte zum Erstaunen aller die Arbeit an der noch unvollendeten Summa Theologica ein. Auf Nachfragen gab er die Auskunft: „Alles, was ich geschrieben habe, erscheint mir wie Spreu – im Vergleich zu dem, was ich geschaut habe.“ – Schüler des hl. Thomas vollendeten später dessen Werk gemäß seinen Plänen.
Im folgenden Jahr 1273 beauftragte der selige Papst Gregor X. (1271-1276) den Heiligen mit der Teilnahme am zweiten allgemeinen Konzil zu Lyon. Auf dem Weg dorthin erkrankte der Doctor angelicus, der englische Lehrer, und starb am 7. März des Jahres 1274 im Kloster Fossa nuova. (Die hll. Bonaventura und Albertus Magnus nahmen an dem Konzil teil, doch der Franziskaner, der seraphische Lehrer, starb noch in Lyon am 15. Juli.)
. . . Wache über deine Gedanken, beobachte sie, wie ein guter Fischer wacht über die Fische . . . Beobachte beständig den Psalter, löse dich nicht von ihm . . . Stelle deine Gedanken unter die Gegenwart Gottes, voller Furcht und Zittern, wie diejenigen, die in der Anwesenheit des Kaisers sind und etwas zu verbergen haben . . . Bleibe durch die Gnade Gottes vollständig bei Ihm und sitze da, wie sein Kind . . .
Die Kirche feiert am 7. Februar das Fest des heiligen Ordensgründers Romuald. In Ravenna um 952 geboren, trat er nach einer weltlich verbrachten Jugend im Kloster seiner Heimatstadt, S. Apollinare in Casse, in ein Benediktinerkloster ein. Bald wurde er jedoch Einsiedler und später Abt einer Einsiedlerkolonie. Er gründete mehrere ähnlicher Niederlassungen an zahlreichen einsamen Orten in Oberitalien.
Das Kloster von Camaldoli, in einer damals undurchdringlichen Gegend des zentralen Appennengebirges, das 1024 von von ‚San Romualdo‘ gegründet wurde, gab dem neuen Orden seinen Namen: Kamaldulenser.
[1] Paulus, Knecht Gottes, Apostel Jesu Christi um des Glaubens der Auserwählten Gottes willen und der Erkenntnis der Wahrheit, wie sie der Frömmigkeit entspricht, in der Hoffnung auf das ewige Leben, das verheißen hat der untrügliche Gott vor ewigen Zeiten; offenbar aber machte er sein Wort zu seiner Zeit in der Verkündigung, mit der ich betraut wurde nach dem Auftrag Gottes, unseres Erretters. An Titus, sein wahres Kind im gemeinsamen Glauben: Gnade und Friede von Gott, dem Vater, und von Christus Jesus, unserem Heiland.
Ich ließ dich dazu in Kreta zurück, daß du das Fehlende ordnest und in den einzelnen Städten Presbyter einsetzest, wie ich es dir auftrug: Ein solcher sei unbescholten, Mann einer einzigen Frau und Vater gläubiger Kinder, denen nicht Ausschweifung nachgesagt wird oder Unbotmäßigkeit.
Denn der Bischof soll als Hauswalter Gottes untadelig sein, nicht selbstherrlich, nicht zornmütig, nicht trunksüchtig, nicht gewalttätig, nicht auf unlauteren Gewinn bedacht, sondern gastfreundlich, gütig, besonnen, gerecht, ehrbar, enthaltsam. Er halte sich an das verlässige Wort, der Lehre entsprechend, damit er imstande sei, in der gesunden Lehre zu ermahnen und die Widersacher zu widerlegen.
Es gibt ja viele Widerspenstige, Schwätzer und Verführer, besonders die aus der Beschneidung, denen man den Mund stopfen muß; denn sie bringen ganze Häuser durcheinander, indem sie aus schnöder Gewinnsucht ungehörige Lehren verbreiten. Es sagte ja einer von ihnen als ihr eigener Prophet: »Kreter sind immerdar Lügner, schlimme Bestien, faule Bäuche.« Dieses Zeugnis ist wahr. Darum weise sie mit aller Strenge zurecht, damit sie gesund bleiben im Glauben und nicht auf jüdische Fabeln hören und auf Satzungen von Menschen, die von der Wahrheit sich abkehren. Den Reinen ist alles rein; den Befleckten aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern sowohl ihr Verstand ist befleckt als auch ihr Gewissen. Gott zu kennen, behaupten sie, doch in ihren Werken verleugnen sie ihn; ein Greuel sind sie, unbekehrbar und unfähig zu jeder guten Tat.
[2] Du aber verkünde, wie es der gesunden Lehre entspricht: Die älteren Männer sollen nüchtern sein, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, in der Geduld. Desgleichen seien die älteren Frauen ehrwürdig in ihrem Benehmen, nicht verleumderisch, nicht vielem Trank ergeben, Lehrerinnen des Guten, um die jungen Frauen verständnisvoll anzuhalten, liebevoll zu sein gegen Mann und Kinder, besonnen, ehrbar, häuslich, gütig, dem eigenen Mann sich unterordnend, damit das Wort Gottes nicht gelästert werde. Ebenso mahne die jüngeren Männer, besonnen zu sein in allem, und zeige dich selbst als Vorbild edlen Tuns, lauter und würdevoll in der Belehrung; dein Wort sei gesund und unanfechtbar, damit der Gegner beschämt werde, wenn er nichts Schlechtes über uns zu sagen weiß. Die Sklaven sollen ihren Herren in allem untertänig sein, gefällig, nicht widersprechen, nichts veruntreuen, sondern in allem die rechte Treue zeigen, damit sie in jeder Hinsicht der Lehre Gottes, unseres Erretters, zur Zierde gereichen. Erschienen ist ja die Gnade Gottes als Heil für alle Menschen. Sie leitet uns an, daß wir uns lossagen von der Gottlosigkeit und von den weltlichen Lüsten und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben im Warten auf die selige Hoffnung und das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus. Er gab sich für uns hin, um uns loszukaufen von aller Ungerechtigkeit und für sich ein reines Volk zu bereiten, das ihm zu eigen ist und eifrig im Wirken des Guten. So rede und mahne und weise zurecht mit aller Entschiedenheit! Niemand soll gering von dir denken.
[3] Ermahne sie, den obrigkeitlichen Gewalten untertan und gehorsam zu sein und bereit zu jedem guten Werk, über niemand zu lästern, nicht streitsüchtig zu sein, sondern nachgiebig und alle Güte zu zeigen gegenüber allen Menschen. Ehedem waren ja auch wir unverständig, ungehorsam, im Irrtum befangen, Sklaven von mancherlei Begierden und Lüsten, in Bosheit und Neid dahinlebend, abscheulich und voll Haß gegeneinander. Als aber die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters, erschien, rettete er uns nicht aufgrund von Werken der Gerechtigkeit, die wir vollbracht hätten, sondern nach seinem Erbarmen durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung des Heiligen Geistes; ihn goß er in reicher Fülle über uns durch Jesus Christus, unserem Retter, damit wir gerecht geworden durch seine Gnade, Erben würden gemäß der Hoffnung auf ewiges Leben.
Glaubhaft ist das Wort, und ich möchte, daß du mit allem Nachdruck dich dafür einsetzest, damit sie, die an Gott glauben, es sich angelegen sein lassen, sich hervorzutun durch gute Werke. Das ist edel und von Nutzen für die Menschen.
Mit törichten Auseinandersetzungen aber, mit Geschlechtsregistern, Streitigkeiten und Kämpfen um das Gesetz befasse dich nicht; denn sie sind nutzlos und ohne Wert. Von einem Menschen, der falsche Lehren vertritt, ziehe dich zurück, wenn du ein erstes und zweites Mal ihn zurechtgewiesen hast! Du weißt ja, ein solcher ist verkehrt und sündigt, indem er sich zu seinem eigenen Richter macht. Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir schicken werde, dann komm baldigst zu mir nach Nikopolis; denn ich entschloß mich, dort den Winter zu verbringen. Zenas, den Gesetzeskundigen, und Apollos versorge bestens für die Weiterreise, damit ihnen nichts mangle. Auch die Unseren sollen lernen, voranzugehen in guten Werken bei Not und Bedürftigkeit, damit sie nicht ohne Fracht bleiben. Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße, die uns Freund sind im Glauben! Die Gnade [Gottes] sei mit euch allen! [Amen.]
[…] Ich aber weiß, an diesem Punkte meiner Geschichte angelangt, nicht, wie mir zu Mute ist. Ich möchte einerseits die an ihm verübten Frevel und Ungerechtigkeiten offen erzählen, andererseits aber habe ich ehrerbietige Scheu vor der sonstigen Tugendhaftigkeit derer, die ihm das Unrecht zugefügt haben. Deshalb will ich versuchen, selbst Ihre Namen geheim zu halten. Dieselben hatten verschiedene Gründe, ihm feind zu sein, und wollten den hellen Glanz der Tugend dieses Mannes nicht ansehen. Sie fanden einige elende Ankläger, und obschon sie die Verleumdung als solche klar durchschauten, setzten sie doch fern von der Stadt ein Gericht ein und fällten das Urteil. Der Kaiser aber, der ihnen als Priestern Glauben schenkte, verfügte, daß jener weit weg von der Stadt seinen Aufenthalt nehmen solle. So wurde derselbe, ohne die Anklage gehört und ohne sich verteidigt zu haben, gleich als wäre er der Punkte, deren man ihn beschuldigte, überführt, gezwungen, die Stadt zu verlassen. Er begab sich nach dem am Eingang zum Pontus gelegenen Hieron. So heißt nämlich der dortige Ankerplatz. Da aber während der Nacht ein sehr heftiges Erdbeben entstand, das die Kaiserin in gewaltigen Schrecken versetzte, so sandte man gegen Morgen Boten an den Vertriebenen mit der Bitte, schleunigst in die Stadt zurückzukehren und die Gefahr von ihr abzuwenden. Nach diesen Boten wurden noch andere geschickt und nach diesen wieder andere, so daß schließlich der Bosporus mit Abgesandten ganz bedeckt war. Als das gläubige Volk dieses erfuhr, verstopfte es förmlich mit seinen Segelschiffen den Ausgang der Propontis; denn alle eilten ihm mit brennenden Wachsfackeln entgegen.
Für dieses Mal wurde also die engverbundene Schar seiner Feinde auseinandergesprengt. Aber nach wenigen Monaten fanden sie sich wieder zusammen und forderten Rechenschaft nicht in betreff der früheren falschen Anklagepunkte, sondern wegen des nach der Absetzung gehaltenen Gottesdienstes. Johannes entgegnete, er sei nicht ordnungsgemäß gerichtet worden, habe keine Anklage gehört, habe sich nicht verteidigen können, sei auch nicht in seiner Gegenwart verurteilt, sondern vom Kaiser verbannt und von ihm auch wieder zurückgerufen worden. Seine Feinde beriefen indessen eine neue Synode und verlangten nicht einmal ein geordnetes Rechtsverfahren, sondern redeten dem Kaiser ein, daß das Urteil gesetzmäßig und gerecht gewesen sei, und verbannten ihn nicht nur aus jener Stadt, sondern schickten ihn auch in ein kleines und einsames Städtchen Armeniens mit Namen Kukusus. Auch von dort vertrieben sie ihn wieder und verwiesen ihn nach Pityus, dem äußersten Punkt des Pontus und des römischen Reiches, in der Nähe der wildesten Barbaren. Doch der gütige Herr duldete nicht, daß der ruhmvolle Kämpfer und Sieger bis zu diesem Inselchen geschleppt werde. Denn als er nach Komana gekommen war, nahm er ihn auf in das ewig junge und schmerzlose Leben. Sein Leib aber, der so herrliche Kämpfe bestanden hatte, wurde neben dem Reliquienschrein des Martyrers Basiliscus beigesetzt, wie es der Martyrer im Traume befahl.
Wie viele Bischöfe nun um seinetwillen von ihren Kirchen vertrieben und selbst bis an die äußersten Grenzen des Erdkreises verbannt wurden, wie viele auch von denen, welche die aszetische Lebensweise sich erwählt hatten, dem gleichen Schicksale verfielen, das scheint mir überflüssig zu erzählen und die Darstellung zu sehr in die Länge zu ziehen. Überdies halte ich es für angezeigt, die widerlichen Vorgänge nur kurz zu behandeln und die Fehler der dabei tätigen Personen, da sie gleichen Glaubens mit uns sind, zuzudecken1. Die meisten von ihnen haben auch ihr Unrecht gebüßt und durch ihre Leiden den Übrigen eine nützliche Lehre gegeben.
Dieses Unrecht verabscheuten ganz besonders die Bischöfe Europas; sie trennten sich sogar von der Gemeinschaft der Urheber desselben, und sämtliche Illyrier schlossen sich ihnen an. Die meisten Bischöfe der morgenländischen Städte dagegen vermieden zwar die Teilnahme an dem Unrecht, spalteten aber nicht den Leib der Kirche. Selbst als der große Lehrer des Erdkreises gestorben war, stellten die Bischöfe des Abendlandes die Kirchengemeinschaft mit denen in Ägypten, im Morgenlande, im Bosporus und in Thrazien nicht eher wieder her, als bis diese den Namen jenes ehrwürdigen Mannes in die Liste der verstorbenen Bischöfe aufgenommen hatten. Und den Arsacius, der auf jenen folgte, würdigten sie nicht einmal einer Begrüßung; den Attikus aber, den Nachfolger des Arsacius, der oftmals Gesandte schickte und oftmals um Frieden bat, anerkannten sie erst später, als er den Namen des Heiligen in das Verzeichnis der Bischöfe eingetragen hatte. […]
(Theodoret von Cyrus (393-466) , Bibliothek der Kirchenväter)
Saulus aber noch Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn atmend, ging zum Hohenpriester, und erbat sich von ihm Briefe nach Damaskus an die Synagogen, damit, wenn er welche fände, die dieses Weges wären, Männer und Weiber, er sie gefesselt nach Jerusalem führte.
Als er nun auf dem Wege war, und sich Damaskus näherte, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel. Und er fiel auf die Erde, und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach:
Saulus, Saulus! warum verfolgst du mich? Er sprach: Wer bist du, Herr? und dieser antwortete: Ich bin Jesus, den du verfolgst; es ist dir hart, wider den Stachel auszuschlagen.
Da sprach er zitternd und staunend: Herr! was willst du, dass ich tun soll? Und der Herr sprach zu ihm: Stehe auf, und gehe in die Stadt; dort wird dir gesagt werden, was du tun sollst!
Die Männer aber, welch mit ihm reisten, standen sprachlos, da sie zwar die Stimme hörten, aber niemanden sahen.
Da stand Saulus von der Erde auf; und als er die Augen auftat, sah er nichts. Sie nahmen ihn also bei der Hand, und führten ihn nach Damaskus. Daselbst war er drei Tage, ohne zu sehen; und er aß nicht, und trank nicht.
Es war aber ein Jünger zu Damaskus, mit Namen Ananias. Zu diesem sprach der Herr in einem Gesichte: Ananias! Er antwortete: Siehe, Herr, hier bin ich. Und der Herr sprach zu ihm: Stehe auf, und gehe in die Straße, welche die gerade heißt, und frage im Hause des Judas nach jemanden mit Namen Saulus aus Tarsus; denn siehe, er betet.
(Und er hat einen Mann mit Namen Ananias eintreten, und ihm die Hände auflegen sehen, damit er wieder sehend werde.) Ananias aber antwortete: Herr! ich habe von vielen gehört, wie viel Böses dieser Mann deinen Heiligen in Jerusalem angetan hat. Und hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, alle, die deinen Namen anrufen, zu fesseln.
Der Herr sprach zu ihm: Gehe hin! denn dieser ist mir ein auserwähltes Werkzeug, meinen Namen vor Heiden und Könige und die Kinder Israels zu tragen. Denn ich werde ihm zeigen, wie viel er für meinen Namen leiden muss.
Da ging Ananias hin, und trat in das Haus, und ihm die Hände auflegend sprach er: Bruder Saulus! der Herr Jesus, der dir auf dem Wege, auf dem du kamest, erschienen ist, hat mich zu dir gesandt, damit du sehend und mit dem Heiligen Geiste erfüllt werdest.
Und sogleich fiel es wie Schuppen16 von seinen Augen, und er erhielt das Gesicht wieder, stand auf, und wurde getauft.
Dann nahm er Speise, und kam wieder zu Kräften. Er hielt sich aber bei den Jüngern, die zu Damaskus waren, einige Tage auf. Und alsbald predigte er in den Synagogen Jesus, dass dieser der Sohn Gottes sei. Es staunten aber alle, die es hörten, und sprachen: Ist nicht dieser es, welcher in Jerusalem die Jünger verfolgte, die diesen Namen anriefen? und der dazu hierher gekommen ist, um sie zu fesseln und zu den Hohenpriestern zu führen? Saulus aber erstarkte immer mehr, und brachte die Juden, welche zu Damaskus wohnten, in Verwirrung, indem er bewies, dass dieser Christus sei.
Als nun viele Tage verflossen waren, hielten die Juden miteinander Rat, ihn zu töten. Jedoch wurden ihre Anschläge dem Saulus bekannt. Sie bewachten aber Tag und Nacht die Tore, damit sie ihn töteten. Da nahmen ihn die Jünger bei Nacht, und ließen ihn über die Mauer in einem Korbe hinab.
Als er nun nach Jerusalem kam, suchte er sich den Jüngern anzuschließen; aber alle fürchteten sich vor ihm, da sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei. Barnabas aber nahm sich seiner an, führte ihn zu den Aposteln, und erzählte diesen, wie er auf dem Wege den Herrn gesehen, dass dieser zu ihm geredet, und wie er in Damaskus freimütig im Namen Jesu gepredigt habe.
Und er ging mit ihnen in Jerusalem ein und aus, und sprach freimütig im Namen des Herrn. Er redete auch mit den Heiden, und stritt mit den griechischen Juden; diese aber suchten ihn zu töten. Da dieses die Brüder erfuhren, geleiteten sie ihn nach Cäsarea, und entsandten ihn nach Tarsus.
Gnade, Erbarmung, Friede von Gott dem Vater und Christus Jesus, unserm Herrn.
Ich sage Gott Dank, dem ich von den Voreltern her mit reinem Gewissen diene, wie ich ohne Unterlass deiner eingedenk bin in meinen Gebeten Tag und Nacht, voll Sehnsucht dich zu sehen, wenn ich an deine Tränen denke, damit ich mit Freude erfüllt werden möchte, da ich mir jenen Glauben in die Erinnerung rufe, der ungeheuchelt in dir lebt, und der zuerst in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunice wohnte, und, ich bin gewiss, auch in dir.
Deshalb erinnere ich dich, dass du die Gnadengabe Gottes wieder erweckest, welche in dir ist durch die Auflegung meiner Hände. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Stärke und Liebe und Selbstbeherrschung gegeben.
Schäme dich also nicht des Zeugnisses von unserem Herrn, noch meiner, seines Gefangenen, sondern leide mit für das Evangelium vermöge der Kraft Gottes, der uns errettet und berufen hat durch seine heilige Berufung, nicht zufolge unserer Werke, sondern nach seinem Ratschlusse der Gnade, die uns verliehen worden in Christus Jesus vor ewigen Zeiten.
Jetzt aber ist sie offenbart worden durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesus Christus, der den Tod vernichtet, dagegen Leben und Unverweslichkeit an´s Licht gebracht hat durch das Evangelium, für welches ich bestellt bin als Verkünder und Apostel und Lehrer der Heiden. Um dieser Ursache willen leide ich auch solches. Aber ich schäme mich dessen nicht, denn ich weiß, auf wen ich mein Vertrauen gesetzt habe, und ich bin überzeugt, dass er mächtig ist, meine Hinterlage zu bewahren auf jenen Tag.
Das Vorbild heilsamer Worte, welche du von mir gehört hast, bewahre im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus sind.
… darf nicht allein von ihrer negativen Seite betrachtet werden, als Ausscheiden aus der christlichen Gemeinde. Es waren positive, echt biblische Werte, die zu dieser Wüstenläuterung geführt haben. Dabei muss die ganze Entwicklung der Bewegung gesehen werden. Nur selten und zeitlich begrenzt war die völlige Isolierung.
Auch für Antonius galt der Grundsatz:
Leben und Tod des Mönches entscheiden sich
an seiner Haltung zum Mitmenschen.
Wer nicht mit den Menschen leben kann,
kann auch nicht mit der Einsamkeit zurechtkommen.
Wer nicht zu unterscheiden versteht,
was das Gute und welcher Art das Böse ist,
dem ist es nicht möglich,
die Guten und die Bösen auseinanderzuhalten.
Denn ein Mensch, der Gott erkennt, ist gut.
Wenn er aber nicht gut ist, weiß er nichts,
noch wird er jemals Gott erkennen.
Die Art und Weise der Erkenntnis Gottes
ist nämlich das Gute.
Aelred (1109-1167) wurde 1134 zum Priester geweiht. Er war Mönch im Zisterzienserkloster in Rievaulx in Yorkshire, England. Sein Ruf als großer Lehrer und Theologe führte zu seiner Wahl zum Abt. Während seiner Amtszeit wurde das Kloster zur Heimat von 650 Mönchen. Ihm wird eine große Freundschaft und Nächstenliebe zugeschrieben.
Als Aelred dafür gesorgt hatte, dass sein Orden der Zisterziensermönche an Zahl und Einfluss in ganz Großbritannien und Nordeuropa zugenommen hatte, wurde er auch „der Heilige Bernhard von England“ genannt.
Er starb nach längerer Krankheit am 12. Januar 1167. Im Zisterzienserorden wird das Fest des seligen Aelred an diesem Tag begangen.
„Ich spüre, mein Sohn, ich spüre, wie innig, wie leidenschaftlich, mit wieviel Tränen du das in deinen Gebeten von Jesus erfragst, wenn das beseligende Bild des beseligenden Jesus vor den Augen deines Herzens steht, wenn du dir sein wunderschönes Antlitz vorstellst, wenn du seine liebevollen und milden Augen freundlich strahlend auf dich blicken fühlst. Dann, wie mir scheint, rufst du aus tiefstem Herzen: Oh beseligender Jesus, wo warst du? Wo hieltest du dich verborgen? Wo fandest du Aufnahme?“ (Sel. Aelred)