Bernardin von Siena, der Heilige des Namens Jesu – 20. Mai

Die Liebe des hl. Bernardin von Siena zum heiligsten Namen Jesu.

Bernardino di Betto, „Das Begräbnis des Heiligen Bernhardin von Siena“, um 1486. Fresko. Rom, Kirche S.Maria in Aracoeli, Cappella Bufalini.

Um das Jahr 1380 schien das Andenken an den süßesten Namen Jesus und die Liebe zu ihm in den Herzen der Völker Oberitaliens untergegangen zu sein, so sehr hatten Hass und die Zwietracht den himmlischen Sinn in den Gemütern vertilgt.

Da erschien, von Gott gesendet, der heilige Bernardin und stellte diesen hochheiligen Namen als ein Zeichen des Friedens und der Einigkeit den Parteien vor Augen, von feinen Lippen ertönte unaufhörlich der Name „Jesus“ und durch die Kraft dieses heiligsten Namens bewirkte er eine wunderbare Umgestaltung der Sitten; die Geister der Hölle mussten fliehen, das Reich Christi begann wieder aufzublühen.

Am Feste Maria Geburt war er geboren; ihm sollte Maria fortan eine treue Mutter und er ihr treuester Diener werden.

Sein Wahlspruch:
„Alles mit Maria!“

Mehr über den hl. Bernardin von Siena hier:
Der Name Jesus sei euer Gruß

Täglichen Anmutungen des heiligen Bernardin. Er seufzte:

Am Sonntag: O guter Jesus! gib, daß ich Dich inbrünstig liebe!

Am Montag: Jesus, süße Liebe, lass mich die unermessliche Liebe fühlen, die Du zu den Menschen hast.

Am Dienstag: Liebenswürdigster Jesus, ich möchte dich lieben, aber ohne dich kann ich es nicht!

Am Mittwoch: Jesus, meine Liebe, lass mich sterben aus Liebe zu Dir!

Am Donnerstag: Jesus, meine Liebe, gib mir eine inbrünstige, demütige, dankbare Liebe zu Dir, damit ich Dich lobe, damit ich Dich preise für Deine unaufhörliche Güte.

Am Freitag: O mein Jesus, der Du für mich gekreuzigt worden, möchte ich mit Dir gekreuzigt werden.

Am Samstag: O mein Jesus, meine glorreichste und süßeste Liebe, wann werde ich doch ganz trunken von Dir sein und wann werde ich so der Welt erscheinen? Wann wird unsere Vereinigung so vollkommen sein, dass ich Dich nicht mehr beleidigen kann? Warum sollte ich mich von Dir entfernen? Ohne Dich sein ist Schmerz und Tod. Dein herrlicher, süßer Name sei gepriesen!!

Wie wäre es, christliche Seele, wenn auch du diese Seufzer täglich oder doch öfter machen würdest!!

(nach: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858)

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Hl. Bischof Mamertus – 11. Mai

Im Römischen Martyriologium wird heute des Todes des heiligen Bischof Mamertus zu Vienne in Frankreich gedacht. Angesichts eines drohenden Unglücks hielt er in jener Stadt an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt feierliche Bittprozessionen.

Diesen Brauch hat später die ganze Kirche übernommen. Doch heute kommt dem Bitten um Gottes Segen für die „Frucht der Erde“ kaum noch Bedeutung zu. Die einst in der DDR gängige Bauern-Parole: „Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein!“ scheint heute auch bei katholischen Landwirten gängige Ansicht zu sein. Wie sonst ist es möglich, dass selbst in „katholischen Gegenden“ kaum ein Bauer beim „Wettersegen“, bei „Bittandachten“ oder bei „Bittprozessionen“ anzutreffen ist.

Gibt es dort, wo diese katholischen Traditionen gepflegt wurden, überhaupt noch eine Bittprozession?

Bischof Mamertus mit dem Allerheiligsten bei einer Bittprozession

Wir schreiben das Jahr 477.

Über fünfzig Jahre lang wurden zwei Provinzen Frankreichs, Dauphine und Savoien besonders aber die Stadt Vienne, fast alljährlich von immer neuen Unglücksfällen heimgesucht
Die Erdbeben waren beinahe täglich; Feuerbrünste verheerten die schönsten Wohnungen, und die wilden Tiere wurden so zahlreich und kühn, dass sie am hellen Tage mitten in die Stadt drangen, ohne die Einwohner zu fürchten.

Der Schrecken erreichte den höchsten Grad, als in der Osternacht des Jahres 469, während das Volk in der großen Kirche der Stadt mit feinem Bischöfe, dem heil. Mamertus, die heiligen Geheimnisse feierte, das Feuer ein Stadthaus, ein prächtiges Gebäude auf einer Anhöhe, ergriff.

Man glaubte, die ganze Stadt würde in Asche gelegt werden. Alle Gläubigen verließen die Kirche, um sich und ihre Habe zu retten; nur der heilige Bischof blieb allein vor dem Altare, vertrauend auf den Schutz Gottes. Er war ein Mann des Glaubens und des Gebetes. Unter einem Strom von Tränen flehte er zu Gott, er möge sich des Volkes erbarmen und so vielen und großen Drangsalen Einhalt tun. Die ganze Nacht harrte er so in der Kirche im Gebete aus, und siehe da, kaum war der Tag angebrochen, da erlosch plötzlich der große Brand.

Jetzt eilte das Volk voll Freude und Dank gegen Gott wieder in die Kirche zurück, um den heiligen Gottesdienst fortzusetzen. Nachdem der heilige Bischof die hochheiligen Geheimnisse vollendet hatte, wandte er sich an das versammelte Volk und mahnte es mit den eindringlichsten Worten zur Buße und Besserung des Lebens, denn nur dadurch würde der Zorn des Himmels besänftigt und sein Segen wieder erlangt werden.

Seine Rede schloss er mit den Worten, dass er während der Nacht am Altare stehend, Gott versprochen habe, mit seiner Herde drei Tage nacheinander, öffentliche Bittgänge zu halten und alle sollten sich durch Fasten, Almosengeben und reumütiges Sündenbekenntnis darauf vorbereiten.

Das ganze Volk stimmte dem heil. Bischöfe bei und mit allgemeiner Zustimmung der Geistlichkeit wählte man zur Erfüllung des Gelübdes die drei Tage vor Christi Himmelfahrt. Als die Zeit erschienen war, bezeichnete der heil. Bischof eine Kirche außerhalb der Stadt als das Ziel der Prozession.

Hierher zog nun das Volk in schönster Ordnung unter Anrufung aller Heiligen, weinend und betend. Als der heil. Bischof den Eifer des Volkes sah, bestimmte er noch zwei andere weitere Kirchen, wohin das Volk eben so andächtig wallfahrtete.

Das bußfertige Flehen fand bei Gott Erhörung, die Drangsale hörten auf, und Friede und Ruhe kehrte wieder ein in der Stadt und im Lande.

Als nun die französischen Bischöfe von dieser heilsamen Übung gehört, führten sie dieselbe auch in ihren Bistümern ein und von da verbreitete sie sich dann unter Zustimmung des Papstes über die ganze Kirche.

Der heilige Mamertus lebte nach diesem Ereignisse nur mehr 7 Jahre; aber er hatte die Freude, noch vor seinem Tode zu sehen, wie seine vielen Gebete und Arbeiten für das Heil seiner Herde endlich doch noch Früchte brachten. Das Volk bekehrte sich; und Tugend und Frömmigkeit fingen an, in den Herzen der Gläubigen Platz zu greifen. Hochbetagt starb er gottselig im Jahre 477.

Von der Bedeutung der Prozessionen und den Bittgängen.

In der katholischen Kirche werden öfters im Jahre Prozessionen, d. h. Umgänge gehalten. Das gläubige Volk samt der Geistlichkeit zieht nämlich, das Kreuz, dies Zeichen der Erlösung an der Spitze, mit fliegenden Fahnen unter Gebet und Gesang von einer Kirche zur anderen oder auch bloß um die Fluren. Es liegt eben darin eine tiefe Bedeutung.

Es sind solche Prozessionen oder auch Bittgänge ein Zeichen der Einheit im Glauben an Jesus, den Gekreuzigten, daher wird das Kreuz an der Spitze getragen, oder es wird auch vom Priester das hochwürdigste Gut selbst mitgetragen. Jesus ist aber der Mittelpunkt der Einheit; er ist der treue Hirt seiner Schafe, die ihm alle nachwandeln, die um ihn sich sammeln, bei ihm bleiben sollen. — Ferners sind die Prozessionen ein Sinnbild unseres Pilger- oder Wanderlebens auf Erden. Wir müssen alle fort von hier; der Himmel ist das Ziel unserer Reise, daher der Einzug in das Gotteshaus am Schlüsse der Prozession.

Wer an der Prozession Teil nimmt, legt ein öffentliches Bekenntnis seines Glaubens ab, dass Gott, dem Allmächtigen Lob, Dank und Anbetung gebührt und dass nur von Gott allein Hilfe kommt.

Die Prozessionen sind endlich ein öffentlicher Triumph des christlichen Glaubens über die finstere Macht des Heidentumes; daher die wehenden Fahnen, deren rote Farbe auf das Blut der hl. Märtyrer deutet, die über die Macht der Hölle gesiegt haben und uns sagt, wie auch wir unter der Fahne des Kreuzes kämpfen und siegen müssen.

Schäme dich also nicht, christliche Seele, den Prozessionen und Bittgängen beizuwohnen und gehe mit, indem du folgende gute Meinung machst:

„Ich will dadurch meinen Gott verherrlichen; ihm für alle seine Gnade danken und von ihm Hilfe in allen meinen Nöten erbitten. Ich will dadurch öffentlich meinen Glauben an Jesus bekennen und ich will immer Christo, dem Gekreuzigten nachfolgen!“

Tust du dieses und betest du vom Herzen mit allen Gläubigen, die mit dir gehen, dann wird dein Gebet Erhörung finden; denn Christus sagt ja: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“

(aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858)

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Heiliger Johannes von Avila – 10. Mai

Johannes von Avila, der auch als Apostel von Andalusien verehrt wird, wurde 1499 in Almodóvar del Campo (Ciudad Real) geboren und starb am 10. Mai 1569 in Montilla (Cordoba). 1894 wurde er von Papst Leo XIII. seliggesprochen und von Paul VI. 1970 heiliggesprochen. Am 7. Oktober 2012 wurde er von Benedikt XVI. zum Kirchenlehrer erhoben.

Sein Eifer und sein Ansehen als Prediger lösten bei einige Kleriker großen Neid aus, so dass sie ihn 1531 bei der Inquisition in Sevilla anklagten. Von 1531 bis 1533 führte die Inquisition einen Prozess gegen Johannes von Ávila. Die Anschuldigungen waren für die damalige Zeit sehr schwerwiegend: Er bezeichne die von Irrlehrern Verbrannten als Martyrer, er verschließe den Reichen den Himmel, er erkläre das Geheimnis der heiligen Eucharistie nicht richtig, die Muttergottes habe lässliche Sünden gehabt, er verdrehe den Sinn der Heiligen Schrift, es sei besser, Almosen zu geben, als Pfründe zu stiften, das betrachtende Gebet sei besser als das mündliche …

Johannes kam ins Gefängnis, wo er ein ganzes Jahr verbrachte. Als die Verhandlung kam, wies man ihn darauf hin, er sei in der Hand Gottes, worauf er erwiderte:

„In besseren Händen kann ich nicht sein.“

Johannes antwortete auf alle Anschuldigungen, eine nach der anderen, in größter Aufrichtigkeit, Klarheit und Demut und in einer tiefen Liebe zur Kirche und zur Wahrheit. Er hatte die fünf Zeugen, die ihn anklagten, nicht verwerfen wollen, und nun lieferte ihm die göttliche Vorsehung fünfundfünfzig, die zu seinen Gunsten aussagten.

Die Zeit im Gefängnis brachte ihre inneren Früchte hervor, wie es auch beim heiligen Johannes vom Kreuz der Fall war. In dieser Zeit schrieb er den Entwurf zu Audi Filia, doch vor allem lernte er, wie er uns erzählt, mehr über das Geheimnis Christi als in seinen theologischen Studien.

Als Johannes von Avila wurde freigesprochen.

Heiliger Johannes von Avila. Bitte für uns.

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Hl. Pius V. – 5. Mai

Heiliger Papst Pius V. – tritt du auch heute für die Kirche ein!

Am Abend des 7. Januar 1566 ging ein langes und stürmisches Konklave zu Ende. Der Name des erwählten Papstes, Michael Ghislieri, erregte bei den Römern jedoch mehr Unbehagen als Freude; denn an diesen Mann knüpfte sich der Ruf äußerster Strenge und asketischer Weltverachtung. Der Papst selbst sorgte sich nicht um die Volksstimmung. Den ängstlichen Ratgebern und Warnern sagte er mit leisem Lächeln, er hoffe so zu regieren, daß man bei seinem Tode mehr Ursache zu trauern hätte als bei seiner Erhebung.

Giovanni Gasparro. Papst Pius V.

Bald sah das Volk ihn selbst, wie er die sieben Hauptkirchen zu Fuß und mit wenigen Begleitern besuchte, ein hagerer und kahlköpfiger Mann mit schneeweißem Bart und scharfblickenden Augen, und es hörte, daß dieser Mann einst in seinem Heimatdorf Bosco in Savoyen die Schafe gehütet und auf Kosten eines wohlhabenden Nachbars studiert hatte, daß er mit vierzehn Jahren bei den Dominikanern zu Boghera eingetreten und ohne den Einfluß mächtiger Gönner allein durch seine außergewöhnliche Tüchtgikeit und sein vorbildliches Priestertum vom einfachen Mönch zum Prior, Bischof und endlich zum Kardinal aufgestiegen war. Sagenhafte Erzählungen von seinem Mut und seiner Regeltreue liefen von Mund zu Mund; bald wußte jeder, daß dieser Mann, der jetzt die Weltkirche regierte, nie anders als barfuß und mit dem Rucksack beschwert, ohne Mantel und Hut die heißen Reisfelder der Lombardei und die verschneiten Pässe der Bergamasker Alpen durchwandert hatte, daß er auch jetzt als Papst zuerst die abgelegten Gewänder seiner Vorgänger auftrug und daß er nicht zu bewegen gewesen war, seine Mönchskutte bei der Reise durch das ketzerische Graubünden abzulegen, obwohl er als Kommissar der Inquisition der am meisten gehaßte Mann in allen abgefallenen Landesteilen war.

Solche Proben unerschrockenen Mutes und aufopfernder Selbstlosigkeit verschafften ihm schnell die Achtung der Römer, die sich freilich erst daran gewöhnen mußten, daß die Zeit der Renaissancepäpste mit ihrem äußeren Glanz und den dunklen Schatten des Verfalls vorüber war. Der jetzt den Fischerring trug, hatte nicht den Ehrgeiz, als Kunstmäzen, Diplomat und weltlicher Herrscher in der Geschichte weiterzuleben. Er kannte nur die einer Würde und die eine Verantwortung, Statthalter Christi auf Erden zu sein. Vor ihm galt kein Ansehen der Person; die Ärmsten hatten in allen Audienzen den Vortritt, und er selbst scheute sich nicht, in Gegenwart hochgeborener Herren von seiner niedrigen Abkunft zu sprechen. Luxus, Unsittlichkeit, schmeichlerisches Getue waren dem Papst verhaßt. Die heilige Stätte, wo die Apostelfürsten und viele Tausend Märtyrer gelitten, sollte frei sein von jedem Makel.

Drakonisch streng waren deshalb seine gesetzgeberischen Maßnahmen für Rom und den Kirchenstaat. Das Dirnenunwesen wurde aufs Schärfste verfolgt, der Kornwucher unnachsichtlich bestraft, die bestechlichen Richter abgesetzt. Die weltliche Justiz sparte nicht mit Todesurteilen, die ohne Rücksicht auf Rang und Stand, auf Alter und Geschlecht vollstreckt wurden. Nicht bloß die Irrlehre, auch Unzucht, Okkultismus und Zauberei galten als Kapitalverbrechen, die in schweren Fällen mit dem Beil oder Scheiterhaufen zu sühnen waren. Ein hartes Gerichtsverfahren, dem man jedoch nicht den Vorwurf der Grausamkeit machen kann; denn ein verwildertes, zügellos gewordenes Volk läßt sich nur durch äußerste Strenge zu Gesetz und Sitte zurückführen, und wenn Pius V. jedes Aufflackern des Protestantismus südlich der Alpen mit eiserner Faust unterdrückt hat, so hat er dadurch dem politisch zerklüfteten Italien das letzte einigende Band, die religiöse Einheit, bewahrt und das Land vor den namenlosen Greueln eines Dreißigjährigen Krieges bewahrt.

Was der Papst aber von den Laien forderte, das verlangte er erst recht vom Welt- und Ordensklerus. Er schärfte den Kardinälen ein, daß sie Priester und erst in zweiter Linie Kirchenfürsten seien. Er legte den höchsten Nachdruck auf eine zeitgerechte Ausbildung und eine unermüdliche wissenschaftliche Weiterbildung der Seelsorgegeistlichkeit. Die Reformvorschriften des Trienter Konzils sollten überall in die Tat umgesetzt werden, die Kunst der Katechese und Predigt zu neuem Leben erweckt, der ursprüngliche Geist in den Klöstern aller Orden wiederhergestellt, der Sonntag und die Kirchen heiliggehalten werden.

Die liturgischen Reformen an Meßbuch und Brevier brachte dieser seeleneifrige Papst zum Abschluß. Er selbst war durch sein persönliches Beispiel der beste Wegbereiter der Klerusreform; unter seiner Regierung ähnelte der Vatikan mehr einem Exerzitienhaus als einem Palast; der Hofstaat wurde auf ein Minimum beschränkt; bei Neuernennungen von Kardinälen ließ sich Pius V. nur durch die Charaktereigenschaften und kirchlichen Verdienste der von ihm erwählten leiten. Das ging nicht ohne Einspruch des selbstbewußten Uradels Italiens und der staatlichen Gewalten; aber allen Bitten und Drohungen gegenüber blieb der Papst unerbittlich; selbst der allmächtige Spanierkönig Philipp und das spanische Staatskirchentum mußten sich vor der geistigen Autorität dieses Greises beugen.

Man hat Pius V. wegen seiner starren Haltung oft gescholten, ihm jede politische und diplomatische Fähigkeit abgesprochen, und man tut ihm nicht einmal unrecht damit; denn zeitlebens blieb er in den Dingen dieser Welt ein Mönch, der in unangebrachtem Optimismus am liebsten alle Soldaten des Kirchenstaates entlassen hätte und das Finanzwesen in Unordnung geraden ließ, so daß er später drückende Steuern verhängen mußte; aber in einem Punkt bewies er einen besseren politischen Instinkt als alle übrigen Staatsmänner Europas.

Er erkannte klar den Umfang der Türkengefahr und schweißte mit unsäglicher Mühe die Liga gegen den Halbmond zusammen, die am 7. Oktober 1571 in der Seeschlacht von Lepanto die Türken vernichtend schlug und das Abendland vor dem Einfall der fanatischen Mohammedaner rettete. Wäre Pius nicht gewesen, die europäische Kultur wäre wahrscheinlich an der Zwietracht der christlichen Nationen zugrunde gegangen.

Nur sechs Jahre hat das Pontifikat des Dominikanerpapstes gedauert, sechs Jahre reich an Kämpfen – man braucht nur an die Hugenotten in Frankreich, die aufständischen Niederländer und die Leiden der englischen Katholiken unter den Blutedikten Elisabeths zur erinnern -, und dennoch sind diese Jahre für die Geschichte der Kirche fruchtbarer gewesen als die lange Glanzzeit der Renaissancepäpste; denn an den Namen Pius V. knüpft sich die „Reform der Kirche an Haupt und Gliedern“, die von allen kirchentreuen Männer seit Jahrhunderten gefordert wurde. Seit dieser Heilige auf dem Thron des heiligen Petrus saß, ist es wieder aufwärts gegangen. Im Frühjahr 1572 brach er nach heftigen Beschwerden an völliger Entkräftung zusammen, raffte sich aber noch einmal auf, um zum letzten Male die sieben Hauptkirchen zu besuchen. Mit dieser Wallfahrt beschloß er sein Leben am 1. Mai 1572; sein Fest feiern wir am 5. Mai.

Auszug aus: „Helden und Heilige“ von Hans Hümmeler.

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Philippus und Jakobus, Apostel – 3. Mai

Apostelgeschichte 1,12-14
Hierauf kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der Ölberg heißt und nahe bei Jerusalem liegt, einen Sabbatweg davon entfernt. Dort angekommen, stiegen sie in das Obergemach hinauf, wo sie sich aufhielten, nämlich Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon der Eiferer und Judas, der Bruder des Jakobus. Diese alle verharrten einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.

Duccio di Buoninsegna. Der Hl. Philippus und der Hl. Jakobus d. Ä. – Detail aus: Maestà, Altarretabel des Sieneser Doms, Vorderseite, Haupttafel mit Maestà, Szene: Thronende Maria mit Kind, Engeln, Heiligen und Apostelfiguren in Arkaden. Ca 1308–1311.

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Athanasius / Athanasios von Alexandria, der Apostelgleiche – 2. Mai

Dieses große Glaubensbekenntnis wird dem heiligen Kirchenlehrer Athanasius zugeschrieben. Heute ist man davon nicht mehr vollends überzeugt. – Der heilige Kirchenlehrer Athanasius wurde um 298 in Alexandria in Ägypten geboren, dort starb er als Bischof am 2. Mai 373.

Das Athansische Glaubensbekenntnis wurde früher im Brevier der Prim täglich gebetet. Bereits vor dem Konzil kam es in der Prim nur noch an Sonntagen vor. Doch nach der Liturgiereform, mir der diese Gebetszeit abgeschafft wurde, wurde auch das Athanasische Glaubensbekenntnis, wie so viele bisher vertraute Gebete der katholischen Kirche, abgeschafft.

Gerade in unserer Zeit sollte dieses Glaubensbekenntnis, das in besonderer Weise die Dreifaltigkeit betont und hervorhebt, gebetet werden.

Gasparro. Athanasius kämpft gegen Arius

DAS GLAUBENSBEKENNTNIS DES HEILIGEN ATHANASIUS:

Antiphon
Ehre sei dir, wesensgleiche Dreifaltigkeit,
eine Gottheit vor aller Zeit, so auch jetzt und in Ewigkeit.
(In der österlichen Zeit: Alleluja.)

Wer da selig werden will, *
der muss vor allem den katholischen Glauben festhalten.
Wer diesen nicht in seinem ganzen Umfang und unverletzt bewahrt, *
wird ohne Zweifel ewig verloren gehen.
Dies ist aber der katholische Glaube: *
Wir verehren den Einen Gott in der Dreifaltigkeit und die Dreifaltigkeit in der Einheit.
Ohne Vermengung der Personen *
und ohne Trennung der Wesenheit.
Eine andere nämlich ist die Person des Vaters, eine andere die des Sohnes, *
eine andere die des Heiligen Geistes.
Aber Vater und Sohn und Heiliger Geist haben nur Eine Gottheit, *
gleiche Herrlichkeit, gleich ewige Majestät.
Wie der Vater, so der Sohn, *
so der Heilige Geist.
Unerschaffen ist der Vater, unerschaffen der Sohn, *
unerschaffen der Heilige Geist.
Unermesslich ist der Vater, unermesslich der Sohn, *
unermesslich der Heilige Geist.
Ewig ist der Vater, ewig der Sohn, *
ewig der Heilige Geist.
Und doch sind es nicht drei Ewige, *
sondern Ein Ewiger.
Wie auch nicht drei Unerschaffene und nicht drei Unermessliche, *
sondern Ein Unerschaffener und Ein Unermesslicher.
Ebenso ist allmächtig der Vater, allmächtig der Sohn, *
allmächtig der Heilige Geist.
Und doch sind es nicht drei Allmächtige, *
sondern Ein Allmächtiger.
So ist der Vater Gott, der Sohn Gott, *
der Heilige Geist Gott.
Und doch sind es nicht drei Götter, *
sondern es ist nur Ein Gott.
So ist der Vater Herr, der Sohn Herr, *
der Heilige Geist Herr.
Und doch sind es nicht drei Herren, *
sondern es ist nur Ein Herr.
Denn wie wir nach der christlichen Wahrheit jede Person einzeln als Gott und Herrn bekennen, *
so verbietet uns doch auch der katholische Glaube, drei Götter oder Herren anzunehmen.
Der Vater ist von Niemand gemacht, *
noch geschaffen, noch gezeugt.
Der Sohn ist vom Vater allein, *
nicht gemacht, noch geschaffen, sondern gezeugt.
Der Heilige Geist ist vom Vater und vom Sohn, *
nicht gemacht, noch geschaffen, noch gezeugt, sondern hervorgehend.
Es ist also Ein Vater, nicht drei Väter; Ein Sohn, nicht drei Söhne; *
Ein Heiliger Geist, nicht drei Heilige Geister.
Und in dieser Dreieinigkeit ist nichts früher oder später, nichts größer oder kleiner, *
sondern alle drei Personen sind sich gleich ewig und gleich groß.
So dass in allem, wie bereits vorhin gesagt wurde, *
sowohl die Einheit in der Dreifaltigkeit als auch die Dreifaltigkeit in der Einheit zu verehren ist.
Aber zum ewigen Heil ist es ferner notwendig, *
treu auch an die Menschwerdung unseres Herrn Jesus Christus zu glauben.
Das ist nun der rechte Glaube: wir müssen glauben und bekennen, *
dass unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, Gott und Mensch ist.
Gott ist er aus der Wesenheit des Vaters von Ewigkeit gezeugt, *
und Mensch ist er aus der Wesenheit der Mutter in der Zeit geboren.
Vollkommener Gott, vollkommener Mensch, *
bestehend aus einer vernunftbegabten Seele und einem menschlichen Leibe.
Dem Vater gleich der Gottheit nach, *
geringer als der Vater der Menschheit nach.
Da er nun Gott ist und Mensch zugleich, *
so sind doch nicht zwei, sondern nur Einer ist Christus.
Einer aber, nicht als ob die Gottheit in Fleisch verwandelt worden wäre, *
sondern weil Gott die Menschheit angenommen hat.
Einer ganz und gar, nicht durch Vermengung der Wesenheit, *
sondern durch die Einheit der Person.
Denn wie eine vernunftbegabte Seele und der Leib nur einen Menschen ausmacht, *
so ist auch Gott und Mensch nur Ein Christus.
Er hat gelitten um unseres Heiles willen und ist abgestiegen zur Unterwelt, *
am dritten Tage aber ist er auferstanden von den Toten.
Aufgefahren in den Himmel, sitzt er zur Rechten Gottes des allmächtigen Vaters; *
von dort wird er kommen, zu richten die Lebendigen und die Toten.
Bei seiner Ankunft werden alle Menschen mit ihren Leibern auferstehen *
und Rechenschaft ablegen über ihre eigenen Handlungen.
Und die, welche Gutes getan haben, werden eingehen zum ewigen Leben, *
die aber Böses getan haben, ins ewige Feuer.
Das ist der katholische Glaube. *
Wer ihn nicht treu und fest umfasst, kann nicht selig werden.

Antiphon
Ehre sei dir, wesensgleiche Dreifaltigkeit,
eine Gottheit vor aller Zeit, so auch jetzt und in Ewigkeit.
(In der österlichen Zeit: Alleluja.)

V. Herr, erhöre mein Gebet.
A. Und laß mein Rufen zu dir kommen.
(V. Der Herr sei mit euch.
A. Und mit deinem Geiste.)

V. Lasset uns beten; Allmächtiger ewiger Gott, du hast deinen Dienern die Gnade verliehen, im Bekenntnis des wahren Glaubens die Herrlichkeit der ewigen Dreifaltigkeit zu erkennen und in der Macht der Majestät die Einheit anzubeten; nun bitten wir dich: laß uns kraft dieses unerschütterlichen Glaubens stets vor allem Unheil gesichert sein. Durch unseren Herrn Jesus Christus deinen Sohn, der mit dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott in alle Ewigkeit.
A. Amen.

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Caterina von Siena (30. April)

Caterina hatte 22 ältere Geschwister. Sie war eine Tochter des Pelzfärbers Giacomo Benincasa und seiner Frau Lapa und wurde am 25. März 1347 in Siena geboren. Von Kindheit an empfand Katharina eine tiefe Zuneigung zu Gott und Maria. Bereits mit 5 Jahren konnte sie das „Gegrüßet seist du, Maria“ voller Andacht beten. Später empfahl sie immer wieder, man möge sich mit allen Anliegen an Maria wenden: „Maria ist unsere Fürsprecherin, die Mutter der Gnade und der Barmherzigkeit. Sie ist ihren Dienern gegenüber nicht undankbar.“

Mit knapp 6 Jahren hatte Caterina ihre erste Vision, die sie in ihrem Glaubenseifer weiter bestärkte: Christus segnete sie. Im Rahmen ihrer religiösen Erziehung las sie viel über das Leben von Heiligen, Einsiedlern und Wüstenvätern und versuchte bald, diesen durch ein asketisches und zurückgezogenes Leben nachzueifern. Caterina fühlte sich sehr zum Dominikanerorden hingezogen und legte bereits mit 7 Jahren ein Keuschheitsgelübde ab.

Ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester Bonaventura zuliebe ließ sich Caterina ab dem Alter von etwa 12 Jahren sehr elegant kleiden. Im August 1362 starb Bonaventura im Wochenbett. Nach der Trauerzeit sollte Caterina bald verheiratet werden, doch sie wehrte sich heftig. Tommaso, ein junger Dominikaner erkannte ihre Entschlossenheit  zu einem gottgeweihten Leben und riet ihr, sich einfach die Haare abzuschneiden. Caterina wurde in der Familie bestraft, gehänselt und aus ihrem Zimmer vertrieben, wo sie viel Zeit allein mit Beten verbracht hatte. Ihre Mutter hatte keinerlei Verständnis für sie und zwang sie nun, fortan die Magd im Haus zu ersetzen.

Nun beschloss Caterina, in ihrem Inneren gleichsam eine „kleine Klosterzelle“ einzurichten, in die sie sich während der Arbeit mit Jesus zurückzog. Um ihre Andacht und ihren Gehorsam zu steigern, stellte sie sich vor, ihre Mutter sei die heilige Gottesmutter, ihr Vater Jesus, ihre Geschwister die Jünger Christi und die heiligen Frauen. So konnte sie dank ihrer Vorstellungsgabe inmitten der Welt kontemplativ leben; sie konnte in der Welt sein, ohne weltlich zu sein, und dem Alltagsleben viele Gelegenheiten zur Begegnung mit Gott abgewinnen. Ihre Schüler lehrte sie später: „Alle Werke, die wir für unseren Nächsten oder für uns selbst aus Liebe tun, und mögen sie noch so äußerlich sein, sind ein Gebet, sofern sie in heiliger Absicht verrichtet werden.“

Eines Tages erschien Caterina der heilige Dominikus im Traum und überreichte ihr das Ordenskleid einer Dominikanerin. Angesichts ihrer Entschlossenheit war ihr Vater schließlich doch damit einverstanden, dass sie sich den Bußschwestern des heiligen Dominikus anschloss (die wegen ihres schwarzen Umhangs – italienisch mantellataMantellaten genannt wurden); die Gemeinschaft bestand im Wesentlichen aus Witwen, die sich karitativen Werken widmeten und einmal wöchentlich zusammenkamen, um gemeinsam die Messe zu besuchen und religiöse Unterweisung zu erhalten. Caterina wurde allerdings zunächst einmal abgewiesen: Die Schwestern fanden sie zu jung, vielleicht auch zu schwärmerisch. Aber schon bald konnte sie durch ihre mutige Haltung während einer schweren Krankheit so beeindrucken, dass sie doch aufgenommen wurde. Sie wurde Ende 1364 eingekleidet.

Bereits während ihres Noviziats wurde der asketisch lebenden Caterina die Gnade von Erscheinungen sowie von Gesprächen mit Jesus zuteil. Diese mystischen Gaben waren mitunter von Momenten des Zweifels, der Angst und starker Versuchungen begleitet. Nach einer solchen Versuchung wurde Caterina bei einer Erscheinung des Herrn belohnt: „Gütiger und sanftmütiger Jesus“, sprach sie zu ihm. „Wo warst du, als meine Seele von solchen Qualen gepeinigt wurde?“ – „Ich war in deinem Herzen, Katharina, denn ich lasse diejenigen nie im Stich, die sich nicht als Erste von mir abwenden, indem sie der Sünde huldigen.“ – „Wie? Du warst in meinem Herzen, während es von den abscheulichsten Gedanken überschwemmt wurde?“ – „Sag mal, Caterina, haben dir diese Gedanken Freude oder Traurigkeit bereitet?“ – „Ach, Herr! Unbeschreibliche Traurigkeit und unermesslichen Abscheu.“ – „Und was bewirkte deine Traurigkeit, wenn nicht meine Gegenwart in deinem Herzen? Wenn ich nicht dagewesen wäre, wärst du den Versuchungen erlegen: Ich habe bewirkt, dass du ihnen widerstehen konntest und dass du traurig warst. Und ich habe mich gefreut über deine Treue während dieses schmerzhaften Kampfes.

In einem Brief zog Caterina folgende Lehre aus diesem Erlebnis: „Gott lässt die Versuchung zu, damit unsere Tugenden sich bewähren können …, damit wir der Versuchung nicht erliegen, sondern sie besiegen dank des Vertrauens auf die göttliche Hilfe, das uns mit dem heiligen Apostel Paulus sagen lässt: Alles vermag ich im gekreuzigten Jesus, der in mir ist, und der mich stärkt (vgl. Phil 4,13).“

1368 starb Caterinas Vater. Im gleichen Jahr hatte sie eine Vision, die sich ihrem Herzen für immer einprägte. Sie wurde von der Gottesmutter Jesus als Braut präsentiert, und er schenkte ihr einen herrlichen Ring mit den Worten: „Ich, dein Schöpfer und dein Heiland, verlobe mich mit dir in dem Glauben, den du immer rein erhalten sollst, bis du im Himmel deine ewige Vermählung mit mir feierst.“ Caterina konnte den Ring an ihrem Finger spüren und sehen, für andere blieb er unsichtbar. Von da an widmete sie sich vermehrt den Armen und Kranken und vollbrachte wahre Wunder für sie. Sie musste jedoch zugleich auch viel Spott und Verleumdung einstecken: Man warf ihr unter anderem einen üblen Lebenswandel vor.

Caterina besaß die Gabe der Tränen. Diese brachten eine tiefe Empfindsamkeit, eine große Emotions- und Liebesfähigkeit zum Ausdruck. „Denkt an den gekreuzigten Christus“, schrieb sie in einem Brief. „Blickt auf den gekreuzigten Christus, bergt euch in den Wunden des gekreuzigten Christus, versenkt euch in das Blut des gekreuzigten Christus.

Caterinas Ruhm verbreitete sich, und sie entfaltete eine rege geistliche Beratungstätigkeit für Adlige und Politiker, Künstler und einfache Leute, geweihte Personen und Kleriker. Es entstand eine Gruppe von Schülern um sie, die sie anhielt, sich für das Heil ihres Nächsten einzusetzen. Diesen Einsatz nannte sie „die Lehre Mariens“, denn, so erklärte sie, „als Mensch war der Gottessohn von dem Wunsch getragen, zur Ehre seines Vater und für unser Heil zu wirken; und dieser Wunsch war so mächtig, dass er in seinem Eifer Leid, Schmach und Schande bis hin zu seinem elenden Kreuzestod auf sich nahm. Den gleichen Wunsch hegte auch Maria, denn sie konnte nichts anderes wünschen als die Ehre Gottes und das Heil seiner Geschöpfe.“

Als Caterina auch zu reisen begann, stieß ihre Rührigkeit sowohl in Siena als auch beim Dominikanerorden auf Befremden, und sie musste 1374 vor dem Generalkapitel der Dominikaner in Florenz erscheinen. Man wies ihr als geistlichen Ratgeber den heute noch als Seligen verehrten künftigen Generalmeister des Ordens, Raimund von Capua, zu, der nicht nur ihr Beichtvater, sondern auch ihr geistlicher Ziehsohn wurde.

Zu Pfingsten 1375 empfing Caterina die Stigmata Christi: Die Wundmale des Gekreuzigten an Händen, Füßen sowie an der Seite prägten sich ihrem Körper unsichtbar ein, wie sie darum gebeten hatte. Geistliches Leben bestand für sie in der Einheit mit Gott, der ein „Weg der Wahrheit“ sei; die beste Führung auf diesem Weg biete die Passion Christi: Sie sei „allen Büchern vorzuziehen“. Die Liebe wies Katharina den Weg in die Nachfolge Christi durch ein Leben der Askese, der Buße und des Dienstes am Anderen.

Ab 1375 engagierte sich Caterina für die Rückkehr der Päpste aus Avignon (wo sie aus politischen Gründen seit 1309 residierten) nach Rom sowie für die Einheit und Unabhängigkeit der Kirche. „Die Kirche ist nichts anderes als Christus selbst“, schrieb sie, sie vermittle die Liebe Gottes zu den Menschen; die hierarchisch organisierte Kirche versehe ein unentbehrliches Amt für das Heil der Welt. Ihr ging es nicht darum, die Strukturen der Kirche zu verändern, gegen Geistliche zu rebellieren oder im Bereich des Kultus sowie der Disziplin Neuerungen einzuführen, sondern darum, der Braut Christi ihre ursprüngliche Berufung wiederzugeben. Denn obwohl die Kirche in der Kraft des Heiligen Geistes die treue Braut des Herrn geblieben ist und niemals aufgehört hat, das Zeichen des Heils in der Welt zu sein, so weiß sie doch klar, dass unter ihren Gliedern, ob Klerikern oder Laien, im Lauf so vieler Jahrhunderte immer auch Untreue gegen den Geist Gottes sich fand.

Caterina liebt die Kirche, wie sie ist, nicht wegen der menschlichen Verdienste derer, die ihr angehören oder die sie repräsentieren. Bedenkt man die Bedingungen, unter denen die Kirche damals existierte, so erkennt man, dass ihre Liebe anders motiviert war … Die heilige Caterina schwieg nicht zu den Verfehlungen der Kirchenleute; indem sie ihre Stimme gegen die Dekadenz erhob, betrachtete sie diese sogar als einen zusätzlichen Grund, als eine Notwendigkeit, noch mehr zu lieben. – Die Erneuerung der Kirche betraf zunächst die Kleriker, von denen sie eine hohe Meinung hatte. In ihrem Dialog über die göttliche Vorsehung lässt sie Gott sagen: „Ich wählte meine Diener zu eurem Heil aus, damit sie das Blut des einzigen, demütigen und unbefleckten Lammes, meines Sohnes, an euch weitergeben.“

Caterina setzte sich aber auch für eine Umkehr der Laien ein. An einen Mann, der fleischlichen Leidenschaften verfallen war, schrieb sie: „Geliebter Bruder, dämmere nicht länger in der Todsünde dahin! Ich sage dir: Die Axt rührt bereits an die Wurzel des Baumes. Nimm die Schaufel der Gottesfurcht und lass die Hand der Liebe sie führen. Leg die Verdorbenheit deiner Seele und deines Leibes ab. Sei nicht dein eigener Henker, indem du dir das sanfte Haupt, Jesus Christus, abschlägst! Mach Schluss mit deinen Ausschweifungen. Ich habe es dir gesagt und wiederhole es: Gott wird dich bestrafen, wenn du dich nicht besserst; aber ich verspreche dir auch: Wenn du umkehren und die Zeit, die dir noch bleibt, nutzen willst, wird Gott so gütig, so barmherzig sein, dass er dir vergeben, dich in seine Arme schließen, dich am Blut des Lammes teilhaben lassen wird, das mit so viel Liebe vergossen wurde, dass es keinen Sünder gibt, dem keine Barmherzigkeit zuteil werden kann; denn die Barmherzigkeit Gottes ist größer als unsere Sorgen, sobald wir nur unser Leben ändern wollen.

 

Die heilige Caterina wusste, dass der Weg zur Heiligung über die Sakramente der Buße und der Eucharistie führt; an einen Schüler schrieb sie einmal: „Ihr müsst eure Seele oft vom Schmutz der Sünde reinigen durch eine gute und heilige Beichte und sie mit dem Brot der Engel nähren, das heißt mit dem süßen Sakrament des Leibes und des Blutes Jesu Christi, der Gott und Mensch zugleich war.“ Sie ließ unter ihren Schülern die selten gewordene Gewohnheit der häufigen Kommunion wiederaufleben; die beste Vorbereitung auf die sakramentale Kommunion war ihrer Ansicht nach die spirituelle Kommunion: Diese bestehe darin, die Eucharistie mit echtem, innigem Verlangen zu empfangen; dieses Verlangen müsse nicht nur im Moment der Kommunion, sondern zu jeder Zeit und an jedem Ort vorliegen.

Auf Bitten der Stadtoberen von Florenz brach Caterina im April 1376 nach Avignon auf, wo sie den Papst traf. Sie bat ihn um dreierlei: nach Rom zu fahren, einen großen Kreuzzug zu unternehmen und schließlich gegen Laster und Sünde inmitten der Kirche vorzugehen. In der Stadt Avignon wurde sie wegen ihres wachsenden Einflusses auf den Papst, aber auch wegen ihrer – mitunter in aller Öffentlichkeit stattfindenden – Ekstasen mit einigem Misstrauen beobachtet. Der Papst ließ sie insgeheim überwachen, doch man konnte ihr letztlich nichts vorwerfen.

Der kränkliche französische Papst Gregor XI. verließ Avignon am 13. September 1376 in Richtung Italien, wo gerade heftige Unruhen tobten, und traf am 16. Januar 1377 in Rom ein. Caterina fuhr zunächst nach Siena, dann im Auftrag des Papstes in die immer noch gegen das Papsttum rebellierende Stadt Florenz, die sie unter Hinweis auf den „gekreuzigten Christus und die sanfte Maria“ zu besänftigen suchte. 1378 hatte sie mehrere Ekstasen, die sie in ihren von fünf Schreibern aufgezeichneten Dialogen verarbeitete.

Am 27. März 1378 starb Papst Gregor XI. Bald darauf wurde Urban VI. zu seinem Nachfolger gewählt. Doch die – vor allem französischen – Kardinäle, die mit dem autoritären Stil des neuen Pontifex unzufrieden waren, hielten am 18. September 1378 eine Versammlung in Fondi ab und wählten ihrerseits Kardinal Robert von Genf zum Gegenpapst Clemens VII. Ein schwerwiegender Akt für Caterina, denn er führte zu einem (vierzig Jahre währenden) Schisma. Sie verließ Siena und kam am 28. November 1378 in Rom an. Sie wurde von Papst Urban VI. empfangen, der in ihrer Anwesenheit eine wichtige Unterstützung sah. Da die Spaltung der Kirche sie überaus schmerzlich berührte, begann sie einen Gebetskreuzzug und appellierte an alle, mit christlicher Liebe zu handeln, um die Probleme der Christenheit zu lösen. Sie rief Fürsten und Städte zum Gehorsam gegenüber dem Papst auf und bat Ordensleute und Einsiedlermönche um Unterstützung für den Papst. Am 29. Januar 1380 geriet Caterina bei ihrem letzten Besuch im Petersdom in Ekstase und sah Jesus, wie er zu ihr trat und das schwere, unruhige Schiff der Kirche auf ihre schmalen Schultern legte; unter der gewaltigen Last brach sie ohnmächtig zusammen.

Durch ihre vielen Bußübungen zusätzlich geschwächt und krank, verabschiedete sie sich bald danach von ihren Freunden. Als sie am 29. April ihr Ende nahen fühlte, betete sie noch einmal insbesondere für die katholische Kirche und für den Heiligen Vater. Bevor sie starb, erklärte sie: „Ich habe mein Leben in der Kirche vollendet und für die heilige Kirche hingegeben; das ist für mich eine einzigartige Gnade.“ Dann sprach sie mit strahlendem Gesicht die Worte des Erlösers „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“ (Lk 23,46), neigte sanft den Kopf und entschlief im Herrn im Alter von 33 Jahren.

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950 Jahre – hl. Leo IX., ein deutscher Papst

Der heilige Papst Leo IX. starb am 19. April 1054

Der heilige Papst Leo IX. wurde im Dezember 1048 gewählt und am 12. Februar 1049 inthronisiert. Er war Papst von 1049 bis 1054.

Als Bruno, Graf von Egisheim-Dagsburg, wurde er am 21.06.1002 in Egisheim (Elsaß, im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation) geboren. Er war zunächst Domschüler und Kanoniker in Toul, Hofkapellan und schließlich ab 1026 Bischof von Toul. Papst Leo IX. starb am 19.04.1054 in Rom und wurde in St. Peter beigesetzt.

Papst Leo IV. – Briefmarke des Vatican im Jahr 2002: „Bruno, Bischof von Toul kam mit einfachster Kleidung nach Rom, um sich von Klerus und Volk als Papst bestätigen zu lassen.“ – http://www.vaticanhistory.de/pm/B_Leo_IX_Briefm2.jpg

Papst Leo IX. – „Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858“:

Um die Zeit, als dieser große heilige Papst geboren wurde, herrschte eine gefährliche Lauigkeit und Schlaffheit unter den Geistlichen, und Sittenlosigkeit unter den Hohen der Welt. Die hohen geistlichen Würden und Ämter wurden um Geld verkauft, was gegen die Anordnung des heil. Geistes und darum eine große Sünde ist. Man nennt diese Verkäuflichkeit der geistlichen Ämter oder auch geistlicher Sachen Simonie, weil Simon, der Zauberer, solches tun wollte, wie die heilige Apostelgeschichte erzählt.

Durch dieses Laster der Simonie geschah es, dass untaugliche und selbst sittenlose Männer geistliche Würden erhielten und dadurch ein großes Verderben unter Hirten und Herde einriss. Doch Gott, der seine heilige Kirche nicht verlässt, erweckte als einen Vorkämpfer gegen dieses Verderben zuerst den Papst Leo und später den heiligen Papst Gregor VII., denen es gelang, das Übel zu besiegen.

Leo war ein Deutscher und stammte aus einer vornehmen Familie von Niederelsass, welche mit Königen und Kaisern verwandt war. Bei seiner Geburt fand sich sein Leib ganz mit roten Kreuzlein bedeckt, was hindeutete auf das Kreuz, welches er bis zu seinem Tode tragen sollte und mit Geduld und Liebe auch getragen hat. In der heiligen Taufe erhielt er den Namen Bruno.

Mit fünf Jahren übergab ihm seine fromme Mutter Hellwig dem frommen und gelehrten Bischof Berthold von Toul zur Erziehung, der in sein Herz mit aller Sorgfalt die schönen christlichen Tugenden des Gehorsams, der Bescheidenheit und Keuschheit pflanzte und ihn in den Wissenschaften fleißig unterrichtete.

Zum jungen Mann herangewachsen, wurde er Domherr, aber auch zugleich ein Vater der Armen, ein tröstender Engel für die Kranken, welche er oft in den Spitälern besuchte. Zum Diakon geweiht, nahm ihn Kaiser Konrad an seinen Hof, wo er von Geschäften aller Art überhäuft, dennoch ein strenges Bußleben führte. Nun starb im Jahre 1036 der Bischof von Toul und Bruno wurde zum Bischof ernannt.

Der Kaiser wollte, dass er seine Weihe bis auf das nächste Jahr verschiebe; aber Bruno sehnte sich zu sehr nach seiner Herde und ließ sich sogleich weihen.

Als er von seinem erhabenen Amte Besitz genommen, machte er sich sogleich daran, die Zucht unter den Geistlichen zu verbessern; ebenso verbesserte er den Gottesdienst und den Kirchengesang. Er war selbst ein Freund der heiligen Musik und verfertigte schöne Musikstücke.

Den größten Eindruck auf Geistliche und Gläubige machte sein heiliger Wandel. Er hielt sich immer für einen armseligen Sünder, wusch daher alle Tage mehreren Armen die Füße, ließ sie an seinem eigenen Tische essen und bediente sie eigenhändig.

Wenn man ihn sah, glaubte man einen Engel zu sehen. Doch die kleinen Kreuzlein, die er als kleines Kind am Leibe trug, sollten zum Kreuze werden. Daher ließ es auch Gott zu, dass er selbst bei dem Kaiser schwer verleumdet wurde, Bruno jedoch schwieg und duldete und suchte im Gebete Trost. Innig verehrte er die beiden heiligen Apostel Petrus und Paulus; alle Jahre besuchte er ihre Gräber zu Rom.

Im Jahre 1048 starb Papst Damasus und ein halbes Jahr blieb der päpstliche Stuhl unbesetzt. Die Kirche Gottes bedurfte zu selbiger Zeit eines frommen, gelehrten und kräftigen Oberhauptes, um die großen Übel zu bekämpfen, welche bereits hingerissen waren.

Es kamen Gesandte von Rom zu Kaiser Heinrich III. nach Deutschland, damit dieser die Wiederbesetzung des päpstlichen Stuhles bewirke. Dieser versammelte in der Stadt Worms die deutschen Bischöfe und fragte sie in Gegenwart der Gesandten, welchen sie für den Würdigsten zur Regierung der Kirche hielten. Einmütig nannten die Bischöfe Bruno, Bischof von Toul.

Bruno erschrak gewaltig; er weigerte sich aus allen Kräften, diese Würde anzunehmen, erbat sich drei Tage Bedenkzeit und legte hierauf unter einem Strom von Tränen in Gegenwart der Bischöfe und des Kaisers ein öffentliches Bekenntnis seiner Sünden ab, damit sie sähen, welch ein Mensch er sei und wie sie nur den Unwürdigsten erwählt hätten.

Aber all sein Sträuben half nichts. Seine Demut und Gewissenhaftigkeit gefiel allen und Kaiser Heinrich bestätigte freudig die Wahl. Endlich willigte Bruno ein, stellte aber die Bedingung, dass auch die Geistlichkeit und das Volk zu Rom ihre Zustimmung geben müssten.

Nach den Osterfeiertagen machte sich Bruno auf die Reise. Zu Besancon traf er mit dem berühmten Hildebrand, Prior des Klosters Cluny, zusammen. Dieser war ein sehr gelehrter, kluger und dabei fester, mutiger Mann, den Gott bestimmt hatte, um das große Werk der Wiederherstellung der Kirchenzucht als nachmaliger Papst Gregor VII. zu vollenden.

Leo fand sich mit diesem Manne geistesverwandt und bat ihn, mit nach Rom zu ziehen. Beide zogen nun, in einfache Pilgerkleider gehüllt, in die ewige Stadt. Zu Fuß hielt Leo seinen Einzug; mit lautem Jubel nahm man ihn auf und Volk und Geistlichkeit bestätigten feine Wahl. Bei seiner Weihe nahm er den Namen Leo an, indem er sich den großen heiligen Papst Leo zu seinem Vorbilde erwählte.

Als Papst fing er alsbald an, mit unerschrockenem Eifer und unerbittlicher Strenge dem Laster der Simonie, das heißt, dem Kauf und Verkauf geistlicher Güter und Ämter Schranken zu setzen und die blutschänderischen Ehen der Adeligen zu trennen.

Dann eilte er nach Deutschland, um auch in diesem Lande das Laster der Simonie auszurotten. Er versöhnte hierauf den König Andreas von Ungarn mit dem Kaiser Heinrich und begleitete diesen nach Regensburg. Hier erfuhr er, dass das Grab des heiligen Bischofs Wolfgang beständig von zahlreichen Gläubigen umgeben sei, welche diesen Heiligen kindlich verehrten, und dass bei seinem Grabe viele Wunder geschähen.

58 Jahre lag der Leib dieses heiligen Bischofs schon im Grabe, aber noch hatte ihm kein Papst die Ehre der Heiligsprechung erwiesen. Kaiser Heinrich und der damalige Bischof Gebhard von Regensburg drangen mit Bitten und Flehen in den Papst Leo, er möchte die feierliche Heiligsprechung vornehmen.

Leo stellte nun die genaueste Prüfung über den Lebenswandel des heiligen Bischofs Wolfgang an und erhob dann in Gegenwart vieler Bischöfe und weltlicher Fürsten die heil. Gebeine desselben aus ihrem bisherigen Grabe, versetzte den heiligen Diener Gottes feierlich in die Zahl der Heiligen und setzte dann die heil. Reliquien in einer Gruft der schönen Emmeranskirche in ein neues Grab hinter dem Altare, welche er selbst eingeweiht hatte. Dies geschah am 7. Oktober 1053.

Ebenso versetzte er auch den heiligen Bischof Erhard in die Zahl der Heiligen. Auf seinen Reisen, die er durch Deutschland hielt, verkündete er auch den Gottesfrieden, indem er diejenigen, welche widerrechtlich Gewalt brauchten und den Landesfrieden brachen, neuerdings mit dem Kirchenbanne bedrohte.

Als er wieder in Rom ankam, wurde sein Herz mit großem Leid erfüllt über die Irrlehre des Berengar von Tours. Dieser war Priester und Professor, aber stolz und aufgeblasen, und suchte sich durch sonderbare Meinungen und Lehrsätze auszuzeichnen. So geschah es, dass ihn Gott in eine schändliche Ketzerei fallen ließ. Er leugnete nämlich die Gegenwart Christi im heiligsten Altarssakrament.

Papst Leo versammelte die Bischöfe zu einem Konzil und verdammte feierlich zweimal diese verderbliche Irrlehre. Berengar bekehrte sich 8 Jahre vor seinem Tode, widerrief seine Irrlehre, tat Buße und starb reumütig. 

Kaum hatte Leo, der besorgte Vater der Christenheit, dieses Leid überstanden, als ein noch größeres ihn traf. Der hochmütige und noch dazu unwissende Patriarch Michael von Konstantinopel wollte dem päpstlichen Stuhle nicht mehr unterworfen, er wollte selbst wie ein Papst im griechischen Reiche sein. Leo suchte durch Güte und Sanftmut den Übermütigen zurückzuweisen und sendete sogar Gesandte an ihn ab.

Michael weigerte sich jedoch hochmütig nur mit diesen Gesandten zu reden, und als diese im Namen Gottes den Bann über ihn aussprachen, suchte er sie sogar zu ermorden. Da sich dieser boshafte Mann später auch gegen den Kaiser des griechischen Reiches erhob und sich sogar kaiserliche Ehren anmaßte, ließ ihn dieser in ein Kloster sperren, wo er vor Wut und Gram starb.

Aber zum größten Schmerze des Papstes war durch diesen Menschen das Band der Einigkeit zerrissen. Die griechische Kirche trennte sich von der römisch-katholischen und ist leider bis zur Stunde getrennt. Das war ein großes Leid für den heiligen Papst, der so gerne gewünscht hätte, dass ein Hirt und ein Schafstall wäre; allein nicht lange und ein neues Kreuz wurde ihm aufgelegt.

Die Normannen, tapfere aber rachsüchtige Männer, brachen mit Feuer und Schwert in Unteritalien ein und drückten das Volk auf schreckliche Weise. Man rief den heiligen Papst zu Hilfe und dieser stellte sich selbst an die Spitze eines Kriegsheeres. Leider wurde er in einer Schlacht, der er von Ferne zugesehen, besiegt und selbst gefangen genommen. Die Feinde behandelten ihn aber mit aller Ehrfurcht und küssten selbst seine Füße, obwohl er mit dem Kirchenbann belegt hatte.

Ein Jahr lang schmachtete er in der Gefangenschaft, wo er das strengste Bußleben führte. Ein härenes Bußkleid kam nicht von feinem Leibe; sein Bett war der Boden seines Zimmers, sein Kopfkissen war ein Stein und von dem wenigen, was er besaß, unterstützte er die Armen. Nach dem Willen und Vorbilde Jesu, seines Herrn und Meisters, verzieh er von Herzen seinen Feinden, den Normannen, und löste sie vom Kirchenbanne. Die rastlosen Arbeiten, seine beschwerlichen Reisen und seine letzte Gefangenschaft hatten endlich die Kraft des Heiligen gebrochen; er wurde krank und begehrte von Benevent, wo man ihn gefangen hielt, nach Rom zurückzukehren.

So zog der kranke Vater der Christenheit unter dem Jubel des Volkes wieder in die Stadt, welche so oft Zeuge seines heiligen Lebens gewesen war.

In Rom angelangt, fühlte er die Nähe seines Todes; da nahm er seine letzten Kräfte zusammen und ließ sich in die Kirche des Vatikan tragen, wo er sein Grab betrachtete und folgende schöne Worte sprach: „Sei mir gesegnet, du meine Grabstätte! nimm mich mit Freude auf und werde mir am Tage der Vergeltung ein Brautgemach der Auferstehung, das mich meinem Bräutigame (damit ist der Heiland gemeint) zuführt! Denn ich glaube, dass mein Erlöser lebt, dass ich am jüngsten Tage von der Erde auferstehen und in meinem Fleische Gott meinen Heiland sehen werde.“ Am anderen Tage empfing er die heilige Ölung und verharrte dann eine Stunde lang am Altare des heiligen Petrus.

Zurückgekehrt auf sein Sterbebett, empfing er nochmals mit innigstem Verlangen das hochheilige Sakrament und brachte dann während der heiligen Messe sein Leben Gott zum Opfer dar am 19. April 1054. 

Er war einer der größten Päpste, die je auf St. Peters Stuhl gesessen. Gott verherrlichte sein Grab durch viele und große Wunder; kurz nach seinem Tode wurde er in die Zahl der Heiligen aufgenommen.

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NICHTS der Liebe Christi vorziehen

Der Todestag des heiligen Benedikt (21. März 547) fällt in diesem Jahr 2024 auf den Donnerstag nach dem 1. Passionssonntag.

Die Regel des heiligen Benedikt – REGULA BENEDICTI – wird im Verlauf eines Jahres den Mönchen und Nonnen, die nach dieser Regel leben (Benediktiner, Zisterzienser, Trappisten u. a.) dreimal jährlich vorgelesen.

Am 18. Januar, am 19. Mai und am 18. September wird Vers 21 aus dem 4. Kapitel: „Nihil amori Christi praeponere“ – „Der Liebe zu Christus soll nichts vorgezogen werden“ vorgetragen.

Nihil amori Christi praeponere
Der Liebe zu Christus soll nichts vorgezogen werden

Dieser Vers steht in der REGULA in der Reihe der „Instrumente der guten Werke“. Manchmal wurde er so gedeutet, dass das Lob Gottes in Form des Chorgebetes im Vordergrund stehe; als ob dies nur für Ordensleute gelten würde. Doch bedeutet dieses Wort nicht auch und ausdrücklich:

Christus gebührt der erste Platz, er muss der Mittepunkt des eigenen Lebens sein, das Zentrum unseres Denkens, Wollens und Wirkens?

„Die Liebe Christi leben“ heißt aber nicht, dass es ein Leben im freudigen Überschwang ist. Christi Liebe ist der Weg des Leidens, der Schmerzen und der Einsamkeit. Wie könnte ein Leben in seiner Liebe, der wir nichts vorziehen sollen, etwas anderes sein?

Kardinal Joseph Ratzinger war am 1. April 2005, dem Vorabend des Todes von Papst Johannes Paul II., in Subiaco. Dort sagte er:

„Was wir aber in dieser Stunde vor allem brauchen, sind Menschen, die durch einen erleuchteten und gelebten Glauben Gott-glaub-würdig-machen in dieser Welt. […] Wir brauchen Menschen wie Benedikt von Nursia, der in einer Zeit der Auflösung und des Untergangs bis in die äußerste Einsamkeit hinabgestiegen ist und nach allen Reinigungen, die er durchlitten hatte, ans Licht treten, wieder hinaufsteigen und in Montecassino die Stadt auf dem Berg gründen konnte, die durch alle Untergänge hindurch die Kräfte sammelte, aus denen sich eine neue Welt bildete. So ist er wie Abraham Vater vieler Völker geworden.“

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Zum heiligen Josef

Zu dir, o heiliger Josef, fliehen wir in unserer Not
und bitten dich vertrauensvoll um deinen Schutz.
Um der Liebe willen, welche dich
mit der Unbefleckten Jungfrau und Gottesmutter verband,
und um der väterlichen Zuneigung willen,
die du dem Jesuskind getragen,
flehen wir inständig,
blicke doch gnädig auf das teure Erbe herab,
das Jesus Christus sich mit seinem Blute erworben,
und eile uns in unseren Nöten
mit deinem mächtigen Beistand zu Hilfe.

Nimm, o fürsorglicher Beschützer der Heiligen Familie,
die auserwählten Kinder Jesu Christi unter deine Obhut.
Halte fern von uns, o liebreicher Vater,
jede Ansteckung des Irrtums und der Verderbnis.
Stehe uns, o unser starker Helfer,
vom Himmel aus gnädig bei in unserem Kampfe
mit den Mächten der Finsternis.
Wie du ehedem das Jesuskind
aus der höchsten Lebensgefahr errettet hast,
so verteidige jetzt die heilige Kirche Gottes
gegen die Nachstellungen ihrer Feinde
und gegen jegliches Ungemach.

Uns alle aber nimm jederzeit unter deinen Schutz,
auf daß wir nach deinem Vorbild
und mit deiner
Hilfe heilig leben,
fromm sterben
und die ewige Seligkeit im Himmel erlangen mögen.
Amen.

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