Begegnung mit Pater Winfried Leipold, einen Kamaldulenser-Eremiten

Pater Winfried Leipold ist unerwartet am Mittwochabend der Osteroktav, am 20. April 2022, gestorben. Don Winfrido, wie er in seinem Orden genannt wurde, war der einzige aus Deutschland stammende Mönch der Kongregation von Monte Corona im Orden der Kamaldulenser-Eremiten.
Winfried Leipold wurde am 21. Mai 1939 in Frankfurt am Main geboren. Nach dem Abitur war er Trappist und Kartäuser. Bei den Kamaldulensern von Monte Corona ist er am 2. September 1972 eingetreten.
Einfache Profeß an Maria Geburt, am 8. September 1974.
Ewige am gleichen Marienfesttag 1977.
Priesterweihe Allerheiligen 1980.
Don Winfrido“ war viele Jahre Prior in Monte Rua („Eremo Camaldolese di Monte Rua“ in der Nähe von Padua), danach eine Periode lang Oberer der Kongregation der Kamaldulenser-Eremiten von Monte Corona im Generalhaus der Kongregation (Sacro Eremo Tuscolano) in Frascati. 1995 wurde er Prior des Klosters „Eremo Di San Girolamo, Monte Cucco“, anschließend Novizenmeister in Frascati und später wieder Prior in Monte Rua. Seit 2019 lebte Don Winfrido wieder in Frascati, wo er zuletzt noch als Visitator tätig war.

Don Winfrido 2017 (Foto privat)

Vor vielen Jahren besuchte Freddy Derwahl (*1946), belgischer Journalist und Buchautor, den aus Deutschland stammenden Kamaldulesermönch Pater Winfried Leipold, der zu jener Zeit Prior der Kamaldulenser-Einsiedelei von Monte Rua war:

Das Taxi aus Padua musste im Berg oberhalb von Torreglia umkehren, die Pforte ist nur zu Fuß erreichbar. Dann die graue Mauer und ein langer Glockenstrang, man zögert, die Stille zu unterbrechen. Lange muss man im Schatten strenger Heiligenfiguren an der Klosterpforte warten. Plötzlich Schritte auf dem Hofpflaster, das Gerassel von Schlüsseln. Als sich die Türe öffnet, sehe ich zunächst einen langen, rötlich-schwarzen Bart. „Kommen Sie, kommen Sie“, sagt der Mönch in deutscher Sprache, „Sie werden schon erwartet“. Dann führt er mich in eine geräumige Klosterküche, wo ein alter Bruder Holzscheite im offenen Feuer wendet. Zuerst muss ich essen, der Bruder besteht darauf, tischt am Nachmittag reihum die besten Gerichte dieser „cucina rusticana“ auf, schiebt Käse hinzu, schüttet Wein nach, zaubert schließlich eine verstaubte Grappaflasche hervor und pocht darauf, dass dies alles notwendig und auch ratsam sei, eine Henkersmahlzeit sozusagen, eine letzte Wegzehrung vor dem einstweiligen Abschied von der Welt …

[…] Zur Komplet sehe ich zum ersten Mal die Eremiten. Im Chor stehend die bärtigen Mönche in ihren kurzen Kapuzenmänteln aus weißer Wolle über dem Habit. Vor dem Altartisch knien vier betagte Brüder, die etwas Unzertrennliches haben. Immer sieht man sie zu den Gebetszeiten in dieser wartenden, geduckten Position. Die Rosenkränze in ihren schweren Arbeiterhänden, während die Mönche mit rauhen Stimmen Psalm für Psalm rezitieren. […]

Die Aprilnächte sind empfindlich kühl hier oben. Als ich in mein Häuschen zurückkehre, hat jemand in dem kleinen Terracotta-Ofen bereits ein Feuer angezündet. Wild prasseln die Flammen in den roten Steinen. Die Zelle ist eremitisch: ein Bett, ein Tisch, ein Fenster zum Garten, das andere hinaus auf die schwarze Kette der Berge. Nebenan eine winzige Hauskapelle mit einem Altar, man könnte die Messe lesen. Jenseits des Flurs, Waschbecken und Toilette, Werkzeug und hoch aufgestapeltes Holz. Alles sauber, gut besorgt. Mehr braucht man nicht. Zu den Essenszeiten stellt ein Bruder, den man kaum zu Gesicht bekommt, ein Henkelgeschirr mit etwas Suppe, Teigwaren, Brot und Früchte aufs Fensterbrett. Auch gibt es Weißwein, man braucht den Krug nur nach draußen zu stellen.

In den Gesprächen mit dem Gastpater und dem Prior wird gleich klar, dass es in solche Reservate wohl nur eine bestimmte Spezies zieht. […]

Pater Winfried, der Prior, verbindet hessische Daseinsfreude mit dem Sinn für strikte Observanzen. Hier oben, zwischen den Weinstöcken des Veneto und der lateinischen Schwermut der Zypressen, ist er eine völlig überraschende Erscheinung. Während seine Frankfurter Altersgenossen für „Ho-Ho-Ho Chi Minh“ und gegen die „Startbahn West“ auf die Straße zogen, suchte er ganz andere Orientierungen, einen noch „ferneren Osten“. Von einem wohlmeinenden Priester ursprünglich zu den Trappisten geleitet, verbrachte er einige Jahre in der Abtei Tegelen. Als in den Konzilsstürmen die niederländische Kirche in Turbulenzen geriet und innerhalb der Klausur ein Schwimmbad (!) angelegt wurde, ergriff er die Flucht und bat bei den Kartäusern […] um Aufnahme. Es war eine gute Zeit, doch wurde er zur ewigen Profess nicht zugelassen. Blieben schließlich für seine strengen Ambitionen die Kamaldulenser-Eremiten, die sich nicht nur seiner erbarmten, sondern ihn später auch zum Prior und Ordensgeneral wählten.

Ich habe Pater Winfried sehr ins Herz geschlossen. Er ist ein Mann diskreter, väterlicher Sorge. Noch bevor ich Jahre nach unserer ersten Begegnung im Frühjahr 1999 seinen Rat brauchte, hat er sich bereits nach mir erkundigt. Selbstverständlich war ich in seiner neuen Bleibe, dem umbrischen Eremo San Girolamo, gleich hoch willkommen. Eben erst vom Generalkapitel aus Frascati heimgekehrt, eilte er noch vor der Vesper zum Bahnhof von Fabriano, um mich abzuholen. Kaum älter geworden, steuerte er den kleinen Jeep durch die Dörfer. Zu meiner Bemerkung, es werde immer einsamer, grinste er nur, ich werde mich wohl noch wundern. Dann hält er in der Nähe des Örtchens Pascelupo an und zeigt zur Linken auf den Monte Cucco. Jenseits eines Wildbaches aufstrebender dichter Wald, darüber dramatische Felsen, zerklüftet, abweisend. Er fordert mich auf, seiner Hand zu folgen und ganz oben, neben dem weißen Gischtstreifen eines riesigen Wasserfalls, klebt das Eremo wie ein Adlerhorst. Aus Tibet oder vom Athos kennt man solche Felsenklöster. San Girolamo wirkt kleiner, aber entrückter, verwegener, unheimlicher. Das Yeti, der Schneemensch, oder Graf Dracula könnten da hausen. Wer sich dahin vorwagt, braucht eine spezielle Art von Humor.

Schon für die Auffahrt in dieses Genist bedarf es des Gottvertrauens. Hin und her rüttelt der Allradjeep, die Sturzbäche des sich hier oben nur zögernd zurückziehenden Winters haben in dem Dreckweg tiefe Furchen hinterlassen. Doch immer dann, wenn ich denke, es sei das Ende der Fahnenstange, ab hier gehe es per pedes weiter hinauf, entdeckt mein kontemplativer Chauffeur noch einen schmalen Übergang oder einen rettenden Felsbrocken, über den er die Reifen steuert. Er scheint diese steil ansteigende Geisterbahn auswendig zu kennen, beugt sich schmunzelnd über Abgründe, setzt überraschend zurück, um neue Anläufe zu nehmen. Der Motor heult auf, als schrecke selbst das Gefährt vor dieser Direttissima zurück. Rechts und links im lichter werdenden Wald fallen kleinere und größere Felsbrocken auf, manche haben ganze Schneisen gerissen. Pater Winfried erläutert, das seien die Reste des Erdbebens, das letztes Jahr die gesamte Region erschüttert habe. „Manchmal finde ich so ein Ding morgens im Garten“, berichtet er, „doch keine Sorge, das letzte Mal, dass ein Mönch vom Steinschlag tödlich getroffen wurde, das war vor 600 Jahren“. In der Tat, ein tröstendes Wort.

Endlich oben angelangt, erweist sich das vermeintliche Nest als eine feste Burg. Streng und kompakt klebt sie am Fels. Mehr als für eine Handvoll Eremiten ist nicht Platz, aber es herrscht eine wohltuende architektonische Ökonomie. Alles ist klein und übersichtlich, aber nichts eng oder gewagt. Die Zellen umfassen einen Flur, der im Winter auch zum Auf- und Abgehen dient, eine Toilette mit Dusche und Waschbecken, sowie den eigentlichen Wohn-, Schlaf- und Gebetsraum. Weiße Wände, Holzfußboden, ein kleiner Ofen, in dem die Flammen züngeln, ein Tisch zum großen Fenster. Gleich berührt die einfache und warme Atmosphäre; drüben hinter den Bergen von Pascelupo, dem „Pfad der Wölfe“, geht die Märzsonne unter. Das stürzende Wasser rumort im Tal, noch liegt goldenes Licht auf den dichten Wäldern, die sich bis zur Schneegrenze erstrecken. Es ist eine großartige, einmalige Lage, fast verführerisch. Hier möchte man bleiben.

Später stehe ich im Chor der winzigen Kirche. Neben dem Prior umfasst die Gemeinschaft von San Girolamo zwei weitere Einsiedler: einen ehemaligen italienischen Trappisten und einen alten, spät berufenen Puerto-Ricaner; für viel mehr wäre auch kein Platz. Nach dem Glockenzeichen rezitieren wir die Abendpsalmen auf Italienisch. Es ist so kalt, dass der Hauch des Atems sogleich gefriert; im Weihwasserbecken klebt ein Stück Eis. Das Stundengebet endet mit Fürbitten für die Welt. Selten erschien sie so fern, aber die Anliegen sind sehr konkret: Krieg im nahen Ex-Jugoslawien, innere und äußere Katastrophen, Krankheit und Tod, das Leid scheiternder Menschen.

Pater Winfried stellt mir das Essen nach einem kurzen Klopfzeichen in den Flur. Es ist wieder jenes Henkelgeschirr, schlichter und praktischer geht es nicht. Sonderbar, jetzt allein zu essen. Am Fenster steht schon die Nacht, weit in der Ferne funkeln einige Lichter. Die Zelle erhält eine andere Dimension, wird enger, nur das Feuer leistet Gesellschaft. Schwierig, jetzt Schlaf zu finden. Kurz vor vier geht die Glocke zum ersten Mal. Das Wasser ist so eisig, dass es schmerzt. Der bärtige Puerto-Ricaner steht aufrecht am Glockenstrang, dann erfolgen drei kurze Schläge zum Angelus und in schneidender Kälte beginnt die Vigil. Das sind unromantische Nächte.

Zu besichtigen gibt es in diesem Felsennest nicht viel. Der Prior führt durch die Keller, wo mächtige Fundamente und Stützmauern aufstreben. Der Orden hat das historische Gebäude auf schwierigen Umwegen von zahlreichen Erben zurückerwerben müssen und von Grund auf renoviert. An der Felswand entlang schlängelt sich ein schmaler Pfad hinauf zum Wasserfall. Es sind scharfe Extreme, an die man hier herantritt. […]

(Die vorstehenden Ausschnitte entstammen dem Essay „Am Pfad der Wölfe“ und durfte mit der Erlaubnis des Autors hier abgedruckt werden. Original: Freddy Derwahl, Eremiten. Die Abenteuer der Einsamkeit, Pattloch-V. 2000)

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Über Faustrecht und Regelwillkür

Seit vielen Jahren schon wurde in Deutschland das Verständnis dessen, was ein Gemeinwesen zusammenhält, total durcheinander gebracht. Gemeinwesen werden ausschließlich durch Gottesfurcht, Respekt vor der natürlichen Ordnung, Nächstenliebe und Hingabebereitschaft zusammengehalten. Wer liebt, braucht keine Gesetze. Je liebloser und hasserfüllter, je selbstverächtlich und verbogen die Einzelnen sind, desto mehr herrschen Regelwillkür und Menschenverachtung. Das Unterste wird zuoberst gekehrt. Je mehr verregelt wird, desto größer werden Entfremdung und Misstrauen zwischen den Menschen.

Zum ersten Mal fiel es mir bewusst auf, als ich als Mutter miterleben musste, wie es in deutschen Staatsschulen heutzutage zugeht. Dass überhaupt der Staat derart erpresserisch, wie es der Fall ist, das Bildungswesen stranguliert und kontrolliert, ist ein historisches Relikt, das niemals ausreichend reflektiert wurde. Die Krönung dieses Reliktes stammt mit dem Reichsschulpflichtgesetz vom 6. Juli 1938 aus dem NS-Staat und hat sich bis zur Stunde nicht wesentlich geändert. Kaum ein anderer Staat kennt eine Schulpflicht, das wissen viele nicht. Im heutigen Deutschland stammt ein zentraler Baustein totalitärer Kontrolle aus der Zeit des Nationalsozialismus über das Volk und setzt seinen Ungeist weiterhin fort. Der anstößige Inhalt dieses Gesetzes ist nicht, dass der Staat für alle Bildung ermöglicht, sondern dass er kontrollieren will, was Bildung überhaupt ist und alternative Schulprojekte oder private Initiativen nur dann genehmigt werden, wenn er es erlaubt, was eine echte Alternative nahezu unmöglich macht. […]

Vielen gehen erst anhand ihrer Kinder langsam, wie in einem Erwachen aus tiefer Narkose die Augen darüber auf, was im Lande überhaupt läuft … Und in manchem ist doch immer ein Unbehagen verblieben, ein Gefühl dafür, dass das alles so nicht richtig ist. Es ist vielleicht nicht jedem gegeben, die Dinge ins helle Licht der schonungslosen Analyse zu stellen. Wichtig ist, dass wir dem Unrecht und der Unordnung, die sich als Ordnung ausgibt, nicht unsere innere Zustimmung geben, auch wenn wir womöglich im Außen zu unsicher für Widerstand sind. Und wichtig wäre auch, sich zu fragen, ob ein Bildungswesen, das alleine schon baulich und organisatorisch eher einer Kaserne, einer Irrenanstalt, einem Lager oder einem Gefängnis gleicht, wirklich ein geeigneter Bildungsort ist. Offenkundig kann es in diesen Kasernen nicht um echte Bildung des Einzelnen und die Entfaltung der Individualseele gehen.

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Heiliger Paul vom Kreuz

Im Passionistenorden wird am 28. April das Hochfest ihres Gründers begangen.

Der Gründer der Passionisten, Paolo Francesco Danei kommt am 3. Januar 1694 in norditalienischen Ovada (Alessandria) zur Welt. Aufgewachsen in einer christlichen Familie, entscheidet er sich mit 19 Jahren, konsequent nach Heiligkeit und christlicher Vollkommenheit zu streben.

1715 schließt er sich dem Kreuzzugsheer der Republik Venedig gegen die Türken an. Doch erkennt er bald, dass ihn Gott auf einen ganz anderen Weg ruft. 1718 verzichtet er auf eine reiche Erbschaft und die Möglichkeit zu einer Heirat. Er zieht es vor, sein geistliches Leben zu vertiefen und seine Berufung zu klären.

1720 läßt er sich von seinem Bischof in einen schwarzen Habit einkleiden und beginnt in Castellazzo eine Zeit des intensiven Gebetes und der Buße. Während dieser 40 Tage der Zurückgezogenheit begreift er, dass sein Lebensprogramm darin bestehen soll, die im Kreuz Christi geoffenbarte Liebe Gottes zu verkünden. Deshalb nennt er sich von nun an Paolo della Croce – Paul vom Kreuz.

Vom 2. bis 7. Dezember 1720 schreibt er, während dieser Zeit tiefer mystischer Erfahrung in Castellazzo, die Ordensregel für die künftigen Passionisten. 1721 schließt sich ihm sein leiblicher Bruder Johann Baptist an. In den nun folgenden Jahren leben die beiden in verschiedenen Einsiedeleien Mittel- u. Süditaliens in Erwartung der päpstlichen Approbation des neuen Institutes.

Nach ihrer Priesterweihe in Rom im Jahre 1727, beginnen sie eine intensive missionarische Tätigkeit. 1737 eröffnet Paul vom Kreuz auf dem Monte Argentario (Grosseto) sein erstes Kloster. 1741 approbiert Papst Benedikt XIV. das neue Institut. Paul fördert das Wachstum seiner Gründung, indem er weitere Mitglieder aufnimmt und neue Klöster gründet. Währenddessen setzt er unermüdlich sein Apostolat als Volksmissionar in Italien fort. 1771 öffnet in Tarquinia (Viterbo) das erste Kloster der Klausur-Passionistinnen.

Paul vom Kreuz stirbt am 18. Oktober 1775. Am 29. Juni 1867 wurde er von Papst Pius IX. heiliggesprochen. Seine Reliquien ruhen in der Basilika der hl. Johannes und Paulus in Rom.

San Paolo della Croce

Bereits in jungen Jahren ist er mit dem Leiden massiv konfrontiert worden. Seine Eltern hatten sechzehn Kindern das Leben geschenkt. Von diesen Kindern sind elf vor dem sechsten Lebensjahr gestorben. Was das für die Familie bedeutete, können moderne Menschen kaum verstehen. Vor allem für die Mutter war es ein unsägliches Leid. Doch ist Sie an diesem Leiden nicht zerbrochen. Im Glauben an Gott, im Glauben an den leidenden und gekreuzigten Herrn Jesus Christus hat sie Kraft und Trost erfahren. Diesen, existentiell vollzogenen Glauben hat sie an ihre Kinder weiter gegeben. Paul vom Kreuz wuchs in einer Familie auf, die tief im christlichen Glauben verwurzelt war. Die Mutter hat in Paul vom Kreuz gleichsam den Boden bereitet, dass Gott ihm eine besondere Gnade, ein Charisma schenken konnte. Das Leiden Christi war in seinem Leben das Zentrum seines Denkens und Handelns.

Ich möchte der ganzen Welt sagen, dass man doch erkenne, welch große Gnade Gott in seinem Erbarmen erweist, wenn er Leiden schickt, vor allem, wenn das Leiden ohne Trost ist. Denn dadurch wird die Seele wie Gold im Feuer gereinigt. sie wird schön und leicht, um so den Höhenflug zu ihrem höchsten Gut anzutreten, das heißt, zur seligen Umformung zu gelangen, ohne es jedoch wahrzunehmen. Sie trägt das Kreuz mit Jesus und weiß es nicht.

Der Orden der Passionisten in Deutschland – http://passionisten.de

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Lebensweg eines russischen Starzen

Ostrov – The Island – ein im Jahre 2006 in Russland produzierter Film

oder: Das andere Russland.

Nur dank seiner Hysterie überlebt der russische Soldat 1942 den Angriff der Angriff der Deutschen: Die Nazis zwingen ihn, seinen Hauptmann zu erschiessen. Dafür lassen sie ihn am Leben. In seiner Verzweiflung drückt der Soldat ab. Der Leichnam seines Hauptmannes verschwindet sofort in den Fluten. Zurück bleibt ein geschockter Soldat, der ahnt, dass er zwar noch am Leben ist, den Grund dafür aber nicht vergessen wird.

Der Soldat wird ans Ufer einer Insel gespült und findet Unterschlupf in einem abgelegenen Männerkloster, das auf der kargen, verwitterten Insel eine Art Mikrokosmos gebildet hat. In dieser Einsiedelei verbringt der Soldat fortan sein Leben.

34 Jahre später (1976) ist er in der weiteren Region als Heiler bekannt. Menschen aus Nah und Fern reisen an, um bei Vater Anatoly, wie sich der Soldat nun nennt, Rat und Heilung zu suchen. Doch auch wenn Anatoly mit Gottes Kraft viel Gutes tun kann, betet er unaufhörlich um Vergebung für seine Tat in den Kriegstagen. Zwar glaubt Anatoly an Gottes Barmherzigkeit, doch auf sich selber kann er sie nicht übertragen. Vergibt Gott tatsächlich auch einen Mord? Eines Tages geschieht das Unglaubliche: Ein weitgereister Admiral trifft mit seiner von Dämonen geplagten Tochter ein. Und im Admiral glaubt Anatoly einen alten Bekannten zu erkennen.

Sie sehen einen ruhigen und langsamen Film, der vor allem durch seine Schlichtheit und die karge Landschaft der Insel überzeugt. Zwischendurch bringen einen auch immer wieder lustige Szenen schmunzeln. Denn der Gottesfürchtige Anatoly liebt Schalk und ist ein Spitzbube geblieben.

Gedreht wurde der Film in Kem, eine kleine Insel im Norden des Weissen Meeres, wo Regisseur Pavel Lungin die richtige Kulisse entdeckte: Einen halbgesunkenen Lastkahn und eine alte Heizanlage – wahrscheinlich ein Überbleibsel aus den Zeiten der Gulags.

Tauchen Sie mit „Ostrov“ ein, in einen Film, in dessen Atmosphäre man leicht alles um sich herum vergessen kann.

Film mit deutschen Untertiteln

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Die Liebe ist in das Reich des Todes hinabgestiegen

oder:

Der Tod nach der Auferstehung

Bis zur Auferstehung Jesu hatte der Tod das Angesicht eines Leichnams.

Durch Seine Auferstehung von den Toten
hat der Tod
das Angesicht des Sohnes Gottes.

Gesegnet sind diejenigen,
die jetzt im Herrn sterben.

Der auferstandene Christus in der Vorhölle mit Adam und Eva und den Patriarchen – Hauptaltar der „Catedral de Cristo Salvador“ in Avila. 1499, von Pedro Berruguete (1450-1504).

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Jesus ist hinabgestiegen um uns zu retten

Durch seinen Tod
öffnete Christus
die Pforte des Fegfeuers
den geretteten Seelen

Heute hast du dich herabgelassen,
unser Erlöser,
in die Hölle hinabzusteigen,
um sogar die alten Patriarchen und Propheten zu retten:
Wir flehen dich an, o Jesus,
schau auf unsere Seelen mit dem gleichen liebevollen und ängstlichen Blick,
mit dem du diese Menge der Gerechten gesehen hast
und der Heiligen, Joseph von Nazareth,
dein vermeintlicher Vater,
und errette uns durch die unendlichen Verdienste
deines schmerzhaften Leidens vor dem ewigen Tod,
indem du uns 
nach dem Ende unseres irdischen Exils
die himmlischen Freuden
für alle Ewigkeit gewährst.

3 Gloria Patri

Hinabstieg Christi in die Vorhölle, um 1482, Öl auf Holz, Französische Schule, 15. Jahrhundert (Musee des Beaux-Arts, Chambery, Savoie, Rhone-Alpes, France)

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HEUTE

Sitze in deiner Zelle wie im Paradies.

Wirf die Erinnerung an die Welt hinter dich
und achte auf deine Gedanken wie ein guter Fischer auf die Fische.

Der Weg, dem du folgen musst, liegt in den Psalmen – verlass ihn nie.

Wenn du gerade erst ins Kloster gekommen bist,
und trotz deines Eifers nicht vollbringen kannst, was du möchtest,
nutze jede Gelegenheit, die Psalmen in deinem Herzen zu singen
und sie im Geist zu verstehen.

Und wenn du bemerkst, dass du beim Lesen zerstreut bist,
gib nicht auf;
eile zurück und versuche deinen Verstand erneut
auf die Worte zu richten.

Sei dir vor allem bewusst, dass du in der Gegenwart Gottes bist,
und nimm die Haltung eines Menschen an,
der ehrfürchtig vor seinem Kaiser steht.

Lass alles von dir
und sitze wie ein kleines Vögelchen zufrieden in der Gnade Gottes,
das nichts anderes schmeckt und isst,
als das, was seine Mutter ihm gibt.

Kleine Regel des Hl. Romuald

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Abtei Unserer Lieben Frau von Randol – Abbaye Notre Dame de Randol

Die Abtei Randol (L’Abbaye Notre-Dame de Randol) ist ein Benediktinerkloster und gehört zu der Gemeinde Saint-Saturnin (Departement Puy-de-Dôme) in den Bergen der Auvergne in Frankreich.

Randol – Grundsteinlegung für das neue Kloster am 31. Mai 1969

Der Grundstein des Klosters wurde 1969 gelegt und im Mai 1971 kamen die ersten Mönche aus Fontgombault in Randol an. Zu dieser Zeit waren die Bauarbeiten des Klosters, das auf Wunsch des zuständigen Bischofs von Clermont errichtet wurde, bereits vorangeschritten und konnte im Oktober desselben Jahres eingeweiht werden.

Das Bendiktinerkloster von Randol – eingebettet in der Bergwelt der Auvergne.

Das Priorat wuchs schnell heran, und wurde am 21. März 1981 als Abtei errichtet. Erster Abt von Randol war von 1981 bis 2003 Dom Éric de Lesquen. Sein Nachfolger und zweiter Abt von Randol wurde Dom Bertrand de Hédouville, der bis zum heutigen Tag Ober von (2021) 34 Mönchen ist. Leider ist in den letzten Jahren der Klosternachwuchs ausgeblieben. Nur wenige Mönche sind heute jünger als 60 Jahre.

Heilige Messen der Priestermönche von Randol

In Treue zur benediktinischen Tradition bewahrten die Mönche in Notre-Dame de Randol sowohl das Offizium in seiner ursprünglichen Form, als auch die Feier der heiligen Messe im Jahrhunderte alten Ritus. Zu Beginn der Gründung verwendete die Mönche das tridentinische Messbuch von 1962, welches 1965 modifiziert wurde. Erst 1974 nahmen sie den Neue Ritus der Messe (nach dem Messbuch von 1969) an.

Seit 1985 konnten die Priestermönche auf eigenen Wunsch und gemäß des päpstlichen „Indult Quattuor abhinc annos“ (3. Oktober 1984) an Wochentagen gemäß dem Messbuch von 1962 zelebrieren. Für das tägliche Konventamt, das selten an Sonn- und Feiertagen konzelebriert wird, gilt der Ritus von 1969.

Nach der Errichtung der päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“ im Jahr 1989, nahm die Abtei den alten Ritus nach dem Messbuch von 1962 wieder auf. Allerdings wurden manche Elemente des Ritus von 1969 beibehalten, wie etwa die neuen Präfationen oder das gemeinsam gesungenen „Pater noster“. Die Abtei Randol war von 1988 bis 2019 von der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei abhängig.

Kardinal Sarah zu Besuch in Randol

Durch Ermutigung von Kardinal Robert Sarah, dem ehemaligen Präfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, wurden in der Abtei Randol liturgische Tagungen abgehalten. Dabei sollten den Teilnehmern für einige Tage die Möglichkeit angeboten werden, nicht nur theologisch-liturgische Vorträge über das Gebet der Kirche zu hören, sondern selbst in einem geeigneten klösterlichen Rahmen Anleitung zum Erlernen der Zelebration des Jahrhunderte alten Mess-Ritus zu erhalten.

Kardinal Sarah erwartet „in dem Bewusstsein, dass die schwere Krise, die wir heute in der Kirche durchmachen“, die vor allem „auf eine große Unkenntnis der notwendigen Rolle der Liturgie als Weg des Heils zurückzuführen“ sei, dass die Mönche der Abtei Notre-Dame de Randol als auch das Ambiente dieses Klosters die Teilnehmer an die Messe und das innerliche Gebet heranführen.

Der einzigartigen Rahmen dieses Angebotes, Teilnahme am normalen Klosterleben, die natürliche klösterliche Umgebung, die Liturgie und Möglichkeiten zu Zeiten für das persönliche Gebet, zieht viele Menschen an. Priester, Ordensleute, Seminaristen und einfache Gläubige, sogar ganze Familien nehmen daran teil. Sie alle wollen ihren Glauben durch eine tiefere Kenntnis der Liturgie verwurzeln.

Kardinal Sarah bei der Predigt in Randol

Abbaye Notre Dame de Randol
285 route de Randol
63450 COURNOLS
abbaye@randol.org

VIDEO über das Kloster Randol.

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Gekreuzigt – samt unseren Lastern und Gelüsten

Der christliche Glaube ist ein Geheimnis von Tod und Leben; aber der Tod ist ihm nur Mittel, um das übernatürliche Leben in uns zu bewahren:

Non est Deus mortuorum sed viventium
Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.
(Matt 22,32)

Jesus Christus hat „durch seinen Tod unsern Tod überwunden und durch seine Auferstehung uns das Leben wiedergegeben“, wie die Präfation der Osterzeit so schön singt:

Mortem nostram moriendo destruxit et vitam resurgendo reparavit.

Die wesentliche Aufgabe des Christentums und sein Endziel, dem es naturnotwendig zustrebt, dient dem Leben. Das Christentum soll in unserer Seele das Leben Jesu Christi nachbilden. Man könnte […] das Leben Jesu Christi in die zwei Gedanken fassen:
„Unserer Sünden wegen ist er geopfert worden und unserer Rechtfertigung wegen ist er auferstanden.“ – Traditus est propter delicta nostra et resurrexit propter justificationem nostram. (Röm 4,25)

Der Christ soll allem absterben, was Sünde heißt, aber nur, damit er dann um so mehr lebe vom Leben Gottes. Die Buße dient in erster Linie nur als Mittel, um dieses Ziel, das Leben, zu gewinnen.

Das will auch der hl. Paulus sagen mit den Worten: „Wir tragen immerdar das Sterben Jesu an unserem Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde.“ (2Kor 4,10)
Das Leben Christi, das aus der Gnade entspringt und in der Liebe sich vollendet, ist unser Ziel, ein anderes gibt es nicht.

Aber um dieses Ziel zu erreichen, ist Abtötung vonnöten. Darum schreibt der hl. Paulus: „Die Christo angehören“ – und wir gehören durch die Taufe Christo an – „haben ihr Fleisch gekreuzigt samt ihren Lastern und Gelüsten,“ – qui sunt Christi, crucifixerunt carnem suam cum vitiis et concupiscentiis suis. (Gal 4,27)

Und noch deutlicher sagt er an einer anderen Stelle: „Wenn ihr nach dem Fleische lebt, werdet ihr sterben, wenn ihr aber durch den Geist die Werke des Fleisches ertötet, werdet ihr leben.(Röm 8,13)

(Columba Marmion OSB. Christus das Leben der Seele)

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