Vom heiligen Meßopfer

Nach der Lehre des Konzils von Trient

Um die ewige Erlösung zu wirken (Hebr. 9,12), wollte Christus sich einmal auf dem Altare des Kreuzes dem Vater zum Opfer darbringen. Sein Priestertum sollte aber mit seinem Tode nicht aufhören. Deshalb brachte er beim letzten Abendmahl seinen Leib und sein Blut unter den Gestalten von Brot und Wein Gott Vater dar und wollte damit seiner Kirche ein Opfer hinterlassen, durch welches das blutige, einmal am Kreuze darzubringende Opfer vergegenwärtigt, das Andenken daran bis zum Ende der Welt festgehalten und seine heilsame Kraft zur Nachlassung der Sünden zugewendet würde, die von uns täglich begangen werden.
(Trid. Sess. XXII, c. I).

MISSALE ROMANUM

 

Das Konzil von Trient bringt das Opfer der heiligen Messe mit der Passahfeier im Abendmahlsaal und mit dem Opfer Christi am Kreuze in Verbindung. Es erklärt: die heilige Messe ist ein «wahres und eigentliches Opfer». Die Opfergabe, die Gott in der heiligen Messe dargebracht wird, ist ein und dieselbe wie jene, die einst am Kreuze geopfert wurde, nämlich Christus, der Gottmensch, eine reine, heilige, unbefleckte, Gott vollkommen wohlgefällige Opfergabe, eine Opfergabe von unendlichem Wert. Darin liegt die überragende Würde des Opfers der heiligen Messe, daß wir in ihr Christus selbst, den lebendigen Christus mit Gottheit und Menschheit, mit seinem heiligen Innenleben, mit seinem Beten, Lieben, Lobpreisen und Sühnen, mit den unendlichen Verdiensten seines Erdenwirkens und mit der überschwenglichen Fülle der Güter und Werte seines erklärten Lebens im Himmel als unsre Gabe vor Gott bringen können. Die Macht dazu ist uns durch die heilige Taufe verliehen worden: dazu sind wir Getaufte, Christen, um diese erhabene Opfergabe Gott mit dem Priester darbringen zu können und ihm dadurch eine vollkommene, Gottes wahrhaft würdige Verherrlichung zu bieten und so den Zweck unsres Daseins ganz zu erfüllen.

Die Gestalten von Brot und Wein sind zum Vollzug des eucharistischen Opfers wesentlich notwendig, da sie das Opfer Christi in der heiligen Messe zu einem sichtbaren Opfer machen. «Die Natur des Menschen verlangt ein sichtbares Opfer» (Konzil von Trient).

Christus der Opferpriester

Christus ist in der heiligen Messe zugleich die Opfergabe und der Opferpriester. Am Kreuz und auf dem Altar haben wir «ein und dieselbe Opfergabe und ein und denselben Opfernden [Priester]» (Konzil von Trient). «Weil im Alten Testament wegen der Unzulänglichkeit des levitischen Priestertums die Vollendung [das Vollkommene] nicht erreicht werden konnte, mußte ein anderer Priester auftreten, unser Herr Jesus Christus» (Konzil von Trient). In der heiligen Messe steht der «heilige, schuldlose, reine Hohepriester, der nicht aus der Zahl der Sünder, sondern über alle Himmel erhaben ist» (Hebr. 7, 26), am Altar. Sein Beten und Opfern hat einen unendlichen, göttlich großen Wert. Jedes Opfern und Beten eines Geschöpfes im Himmel und auf Erden, das nicht in das Opfern dieses Hohenpriesters und Hauptes der Menschheit irgendwie einbezogen und mit ihm eins geworden ist, wäre gehaltlos, eine Schale ohne Kern, vor Gott ohne Wert und Wirkung.

Christus und der menschliche Priester

Christus ist in der Feier der heiligen Messe der eigentliche Priester und Opferer. Aber er opfert durch den sichtbaren, d.h. durch den geweihten menschlichen Priester. Dieser besitzt in seinem Priestertum kein anderes Priestertum als das Christi selbst, er übt Christi unsichtbares Priestertum in sichtbarer Weise aus, ganz und gar abhängig vom Hohenpriester, als dessen Werkzeug und Stellvertreter. So ist und bleibt Christus der eigentliche Priester. Er ist dies in der heiligen Messe nicht etwa bloß dadurch, daß er sie eingesetzt und sie darzubringen befohlen hat; auch nicht bloß dadurch, daß sie ihre Kraft und Wirksamkeit von ihm hat, oder bloß dadurch, daß er Priester und Gläubige zur Feier und Mitfeier der heiligen Messe anregt, sondern vor allem durch die unmittelbare und persönliche Darbringung des eucharistischen Opfers. Christus opfert, indem er in jeder heiligen Messe, durch die Kraft seiner Gottheit und Menschheit, mittels des geweihten Priesters Brot und Wein in seinen Leib und sein Blut verwandelt. In der Verwandlung (Konsekration) vollzieht sich die eigentliche Opferhandlung der heiligen Messe. Diese Verwandlung nimmt aber in jeder heiligen Messe Christus selber vor: «Das ist mein Leib. Das ist mein Blut.» In jeder Messe betätigt er seine priesterliche Gesinnung Gott und den Menschen gegenüber, die vollkommene Hingabe an den Vater zum Heile der Menschen. Mag der geweihte Priester, der Mensch, auch unvollkommen sein, mag er mit Schwachheiten und Sünden behaftet, ja mit unreinen Händen am Altare stehen, das Opfer, das er darbringt, bleibt doch immer rein: das Opfer Christi. Deshalb ist das eucharistische Opfer stets und überall das heilige, unbefleckte Opfer und, wie das Opfer am Kreuz, von unendlichem Wert und unendlicher Vollkommenheit.

Opferhandlung – Konsekration

Zum Opfer gehört außer der Opfergabe und dem Opferpriester auch die Opferhandlung. Die eucharistische Opferhandlung ist in der Konsekration des Brotes und Weines beschlossen. Die «Opferung» der Messe ist nicht die eigentliche Opferhandlung: sie ist die Überbringung der Opfergaben auf den Altar, die liturgische Zubereitung der Opfergaben und zugleich der sichtbare Ausdruck unsrer Teilnahme am Opfer, da die Opfergaben auch ein Sinnbild von uns sind (Opfervorbereitung). Wahre und wirkliche Opferhandlung ist die heilige Wandlung. Gerade als Opferhandlung muß die Wandlung irgendwie der sinnlich wahrnehmbare, menschliche Ausdruck der inneren Opfergesinnung Christi und der sich mit ihm opfernden Kirche sein.

Wie bringt nun die heilige Wandlung die innere Opfergesinnung Christi, seine restlose Selbsthingabe an den Vater, sichtbar zum Ausdruck? Sicher ist, daß Christus, und zwar indem er als Haupt der Kirche und mit seiner Kirche opfert, im Opfer der heiligen Messe die Opfergesinnung, die er am Kreuze hatte, unverändert besitzt und zur Darstellung bringt, freilich nicht mehr in der Form eines blutigen, qualvollen Sterbens, sondern «in unbIutiger Weise» (Konzil von Trient). Sicher ist, daß die heilige Messe wie das Kreuzesopfer ein wahres, in der Gegenwart sich vollziehendes Opfer ist. Bei diesem Opfer wird an der Opfergabe eine Handlung vorgenommen, in der der Heiland seine ewig bleibende, unendlich vollkommene Gesinnung gegen Gott, von der er am Kreuze beseelt war, zum Ausdruck bringt und für die Ehre Gottes und unser Heil fruchtbar macht.

Messe und Kreuzesopfer

Deshalb ist die heilige Messe in ihrem Wesen eine Nachbildung des Kreuzesopfers Christi, aber nicht ein leeres, schattenhaftes Bild, wie es etwa ein Passionsspiel ist, sondern eine wirkliche Darstellung, in welcher derselbe Christus, der sich am Kreuze opferte, lebendig, wenn auch nicht in blutiger Weise, im gleichen Geist und mit derselben inneren Gesinnung sich opfert wie ehedem am Kreuze. Die heilige Messe ist demnach ein lebendiges, die Wirklichkeit geheimnisvoll in sich schließendes Bild, eine lebendige Vorführung und in diesem Sinne eine wesenhafte Vergegenwärtigung oder Erneuerung (Röm. Katechismus) des Kreuzesopfers. Die heilige Messe schließt also eine innere und wesenhafte Beziehung zum Kreuzesopfer ein und ist nur in dieser Hinordnung auf das Kreuzesopfer ein wahres Opfer.

Darin liegt die Würde und Bedeutung der heiligen Messe, daß sie ein und dasselbe Opfer ist wie das am Kreuze, ebenso heilig, ebenso gottgefällig. Deshalb verschafft auch sie Gott unendliche Ehrung, bietet ihm unendlichen Lobpreis, unendliche Danksagung und Anbetung. Für uns aber zeitigt jede heilige Messe dieselbe Frucht wie das Kreuzesopfer: sie wendet uns die von Christus am Kreuze erworbenen Verdienste, Gnaden und Genugtuungen zu.

Messe und Leben Christi

Weil die heilige Messe ihrem innersten Wesen nach zum Kreuzesopfer in Beziehung steht, muß sie zuallererst aus diesem verstanden und erklärt werden. Das Kreuzesopfer ist der klarste Ausdruck der Opfergesinnung, des vollkommenen Gehorsams und der liebenden Selbsthingabe Christi an den Willen Gottes. Aber Christi Tod am Kreuz ist nicht das Letzte. Zum Werke der Erlösung gehört nicht bloß das Sterben Christi, seine Erniedrigung, sondern auch die Auferstehung und die Himmelfahrt, seine Erhöhung und Verklärung. Tod und Auferstehung Christi gehören zusammen wie Erlösung von der Sünde und Mitteilung der Gnade. «Um unsrer Sünden willen ist er gestorben und um unsrer Rechtfertigung willen ist er auferstanden» (Röm. 4,25). Die Verklärung Christi ist die Vollendung seines Sterbens, sie gehört zur Vollständigkeit der Erlösung und bildet mit dem Leiden und Sterben Christi ein Ganzes. So steht geschrieben: «Christus mußte leiden und am dritten Tage auferstehen» (Luk. 24,46). Die Verklärung Christi ist nicht bloß Opferlohn, sie ist auch Opferziel. Deshalb ist die heilige Messe ein Gedächtnis nicht bloß des Leidens, sondern auch der Auferstehung und Himmelfahrt Christi, seines verklärten Lebens und Wirkens. Die ganze Erlösungstat Christi, die ihren Höhepunkt hat in Tod und Auferstehung, ist so der Inhalt der Feier der heiligen Messe (vergl. das Kanongebet «Unde et memores» nach der Wandlung).

Messe und Kirchenjahr

Trotz aller Verschiedenheit der im Opfer der heiligen Messe gefeierten Festgeheimnisse und trotz aller Abwechslung in den Lese- und Gesangsteilen bleibt das Meßopfer immer und notwendigerweise eine Abbildung und Darstellung des Kreuzestodes Christi, an Weihnachten ebenso wie an Ostern oder am Feste der heiligsten Dreifaltigkeit. Ob im Sinne der Liturgie Christus in der heiligen Messe als Herr und König oder als Mann der Schmerzen oder als Arzt und Totenerwecker auftritt, immer erscheint er hier als der, welcher als Haupt seiner Kirche seinen Opfertod am Kreuze unblutig erneuert und opfernd uns dessen Früchte zuwendet. Freilich wechseln diese Früchte und Gnaden, je nach dem Festgeheimnis und je nach der Verfassung unsrer Seelen. Ja man kann sagen, daß in der eucharistischen Feier die einzelnen Ereignisse des Lebens Christi, wie sie im Laufe des Kirchenjahres vor uns treten, in gewissem Sinne lebendige Wirklichkeit werden. Denn auf dem Altar erscheint wahrhaft und persönlich derselbe Heiland, der einmal geboren wurde, litt, starb und jetzt im Himmel thront, den wir im Evangelium lehren und heilen sehen; beim heiligen Opfer macht er an den Gliedern seines mystischen Leibes in besonderer Weise die Gnaden wirksam, die er in den verschiedenen Geheimnissen seines Erdenlebens seiner Kirche einmal erworben hat. So bildet und baut Christus im Laufe der Zeiten und gerade im Kirchenjahr seinen mystischen Leib aus, die Kirche.

Opfer der Kirche

Die heilige Messe ist nicht bloß das Opfer Christi, sie ist auch das Opfer der Kirche; sie wird von der Kirche und durch die Kirche Gott dargebracht. Im Opfer der heiligen Messe besitzt die Kirche ihr erhabenstes Gut, ihren größten Reichtum, die höchste Form ihrer Frömmigkeit. In ihr kann sie dem unendlichen Gott einen unendlichen Erweis von Liebe und Dankbarkeit darbieten, einen unendlichen Ersatz für jede Sünde und Schuld. In ihr wird Christi Opfern und Beten das Opfern und Beten, Lieben und Lobsingen der Kirche und ihrer einzelnen Glieder. In ihr wird die Kirche selbst die Priesterin der Menschheit und der Gesamtschöpfung und singt Gott durch Christus und mit Christus und in Christus den Hymnus des vollkommensten Lobpreises. In ihr erfüllt die Kirche ihren eigentlichsten und ersten Beruf, für den sie geschaffen ist und in den Wassern der Taufe neugeboren wird. Heiligeres, Segenvolleres kann sie nicht vollbringen, als was sich in der Feier der heiligen Messe vollzieht. Heiligeres, Segenvolleres gibt es auch für den Christen nicht, als die heilige Messe im rechten Geiste mitzufeiern.

Dies geschieht dadurch, daß wir in Christus und mit Christus, unsrer Opfergabe, uns selbst mitopfern. Die Opfergabe vertritt die Stelle dessen, der sie darbringt. In der Opfergabe bringt der Opfernde sich selbst zum Opfer; tut er dies nicht, so opfert er rein äußerlich und nur unvollkommen.

Wenn wir zur heiligen Opferfeier kommen, sind wir erschienen, nicht um irgend eine Privatandacht zu verrichten, um irgend etwas zu beten oder eine Betrachtung zu machen, z.B. über die Geheimnisse des Leidens Christi, auch nicht um bloß die Meßgebete mitzubeten, sondern um das heilige Opfer zu feiern und, wenn es möglich ist, seine Frucht, die heilige Kommunion zu empfangen. Wir kommen, um in geistiger Gemeinschaft mit der Kirche im großen und mit der in dem Gotteshause zur Opferfeier verbundenen Teilkirche (Pfarrei), in Gemeinschaft mit dem zelebrierenden Priester am Altare und mit dem uns in sein Opfer aufnehmenden Hohenpriester Christus zu beten und zu opfern. Wir kommen, um Christus als unsre Opfergabe zu erwarten, um ihn dann mit der ganzen Fülle seines heiligsten Herzens, mit seinen Gebeten und Tugenden der allerheiligsten Dreifaltigkeit darzubieten, zum Ausdruck unsrer Liebe, Anbetung, Hingabe und Huldigung. Wir kommen, um im äußern Opfern auch uns selbst zu einem Opfer mit Christus zu machen, um in die Opfergesinnung Christi einzugehen.

Die Feier der heiligen Messe ist wesenhaft Gemeinschaftsfeier, in welcher der einzelne in das Leben, Denken, Wollen und Tun der Gemeinschaft eingeht und sich in der Gemeinschaft Christus, dem sich opfernden Hohenpriester und Haupte, hingibt. Da kommt die «Gemeinschaft der Heiligen» mit ihrem wundervollen, übernatürlichen Lebens- und Güteraustausch zur herrlichsten Entfaltung.

Bei der Feier der heiligen Messe treten wir in Opfergemeinschaft mit den Heiligen und Seligen des Himmels, unsern verklärten Brüdern und Schwestern. Sie legen ihre Gebete und Verdienste, ihre Tugenden und Abtötungen, ihre Entsagung und Buße, ihre Liebe zu Gott, ihr heldenhaftes Wirken und Leiden in unsre Hand, damit wir dies alles als unser Eigentum und unsre Opfergabe durch Christus und mit Christus dem himmlischen Vater darbringen. So wird diese Opfergabe duftend vom Wohlgeruch ihrer Tugenden, ihrer Jungfräulichkeit, Demut, Nächstenliebe – duftend vom Wohlgeruch der Reinheit und Heiligkeit der hehren Gottesmutter, der Apostel, der Martyrer, der Bekenner und Jungfrauen (vgl. die Secreta am Feste der hl. Katharina von Siena, 30. April).

Wir treten auch in lebendige Opfer- und Gütergemeinschaft mit den Gliedern der Kirche auf Erden. Ein Gedanke, ein Wille, ein Streben verbindet uns, wenn wir zur heiligen Feier um den Altar geschart sind. Wie schön äußerte sich diese Gemeinschaft im Opfergang der früheren Jahrhunderte! Was der einzelne zum Altare brachte, gehörte der Gesamtheit und wurde die Opfergabe aller, die Gabe, an der dann alle im Opfermahl gleichmäßig teilnahmen. Diesen Gedanken bringt z.B. die Secreta des fünften Sonntags nach Pfingsten zum Ausdruck mit den Worten: «Was die einzelnen zur Ehre Deines Namens dargebracht, möge allen zum Heile dienen

In erster Linie treten wir aber in Opfergemeinschaft mit Christus. Er gibt sich uns selbst mit allem, was er ist und hat, er gibt uns seine Tugenden, seine Gebete, seinen Gehorsam, seine Demut, die Verdienste seiner Kindheit, seines verborgenen und öffentlichen Lebens, seines Leidens und Sterbens, die Reichtümer seines verklärten Lebens und legt dies alles in unsre Hände, damit wir es als unsre Gabe dem Vater weihen.

Opfergemeinschaft mit der verklärten Kirche im Himmel, mit der streitenden Kirche auf Erden und mit Christus fordert aber von dem, der die heilige Messe innerlich mitfeiern will, Hingabe an die innere Gesinnung der Kirche und ihres Hauptes Christus: Absage an die Sünde, ein Leben, das mit der heiligen Taufe, ihren Gnaden und Verpflichtungen Ernst macht.

Ein Opferwille verbindet in der heiligen Messe Christus und seine Kirche, die Gemeinschaft und die einzelnen; alle, die die heilige Messe mitfeiern, sollen sich in einem Liebesopfer vereinen, im selben Drang der vollkommenen Hingabe an den Vater, in dem einen Geiste Christi, der mit ihnen eine Opfergabe geworden ist. Wer dieses Eingehen in Christus und in die Gemeinschaft tiefer erfaßt und eifriger betätigt, der hat auch reicheren Anteil an den Früchten der heiligen Messe. Engere Opfergemeinschaft bringt auch reichlichere Opferfrucht. So soll die Opferfeier der Heiligen Messe im Mittelpunkt der katholischen Frömmigkeit stehen.

Messe und Erlösung

In der ununterbrochenen Feier der heiligen Messe steht die Kirche gleichsam immer am Fuße des Kreuzes. Aus Christi Blut wird sie immerfort neu geboren, erhält sie neue Kraft, stetes Wachstum. Aus der heiligen Messe, die ja das Kreuzesopfer gleichsam verewigt und festhält, strömen der Kirche, und in ihr den einzelnen, alle Gnaden zu: die Kraft der heiligen Sakramente, die Kraft der heiligen Weihen, die Kraft zum Heldenmut in Opfer und Entsagung, die Kraft zur Erwerbung der ewigen Verklärung.

Das Werk der Erlösung ist in der Kirche und in den einzelnen noch nicht vollendet. In der heiligen Messe und durch sie wird es stets weiter vollzogen und seiner Vollendung entgegengeführt. Deshalb betet die Kirche : «So oft man das Gedächtnis dieses Opfers feiert, wird das Werk unsrer Erlösung vollzogen» (Secreta am 9. Sonntag nach Pfingsten). Die heilige Messe schöpft die erlösende, heiligende, gnadenspendende Kraft aus dem Kreuzesopfer; dieses wirkt sich aus im Opfer der heiligen Messe. In diesem Sinne kann die Liturgie sagen: «Wir opfern dir [in der heiligen Messe] jenes Opfer, von dem jedes Martyrium seinen Ausgang nahm» (Secreta vom Donnerstag in der 3. Fastenwoche). Jede Kraft zum Martertod und jede Gnade, für Christus den Tod zu erleiden, quillt ja aus dem Kreuzesopfer Christi, das in der heiligen Messe vergegenwärtigt wird, in ihr seine Kraft ausstrahlt und den Seelen einströmt. In diesem «einen Opfer» des Kreuzes, das in der heiligen Messe «erneuert» wird (Röm. Katechismus), sind alle Opfer des Alten Bundes zur Vollendung gebracht (Secreta am 7. Sonntag nach Pfingsten). Dort war nur der Schatten, im Opfer auf dem Altar ist die Wirklichkeit: Christi Opfer.

Opfermahl

Die Opferfeier findet naturgemäß im Opfergenuß, Opfermahl, ihren Abschluß. Die «Kommunion» ist nicht ein Wesensbestandteil der Opferhandlung im strengen Sinne, gehört aber doch zur Vollständigkeit des Opfers, ähnlich wie die Auferstehung und Verklärung Christi zur Vollständigkeit des Erlösungswerkes Christi am Kreuze gehört. Der Vater hat unsre Opfergabe, Christus, wohlgefällig angenommen. Was wir in Form der Opfergabe durch Christus zu ihm emportrugen und vor sein Angesicht brachten, das steigt nun in Form der Gnade und des Segens auf uns hernieder als ein wirksamer Friedenskuß des Vaters für seine Kinder, als eine liebevolle Umarmung der Kinder im Sohne seiner Liebe, an dem er sein ganzes Wohlgefallen hat. Als Sünder traten wir mit dem Priester an den Altar; Christus wurde unsre Opfergabe. Jetzt empfangen wir in wunderbarem «Austausch» in der heiligen Kommunion den verklärten, geopferten Christus, unsre Opfergabe, damit sie uns mit göttlichem Leben, mit Christi Geist und Gesinnung erfülle und unsern Willen in seinen Opferwillen hineinziehe und für den neuen Tag, die neue Woche mit seiner Hingebung an den Vater verbinde (vgl. die Secreta des 18. Sonntags nach Pfingsten).

So sind wir im Opfermahl Träger der Gesinnung Christi geworden. Nun soll der Opferduft in die Mühen und Beschwerden des Tages hineingetragen werden. Das Mitopfer mit Christus, das Opfermahl, hat uns stark gemacht, alles zu tragen, allem zu begegnen, alles zu einer Ausstrahlung des großen Werkes zu machen, das wir in der heiligen Messe vollzogen haben. Das Morgenopfer will umgestaltend, segnend, heiligend das ganze Tun und Lassen des Tages ergreifen und es zu einer wohlgefälligen Opfergabe für Gott machen.

«Durch Ihn [Christus] und mit Ihm und in Ihm ist Dir, Gott, dem allmächtigen Vater alle Ehre und Verherrlichung» – in der Feier der heiligen Messe, dem Wesenskern und Mittelpunkt des ganzen christlichen Lebens.

Wert und Wirkungen der heiligen Messe

Jede heilige Messe ist ihrem Zwecke nach ein Anbetungs-, Dank-, Sühn- und Bittopfer und kann und soll deshalb für die verschiedenen Nöte der Kirche und der Einzelperson, zur Nachlassung der Sünden, zur Genugtuung für die Sünden, für die Lebenden und Toten dargebracht werden (Konzil von Trient).

Das Opfer der heiligen Messe umfaßt:

das Selbstopfer Christi; als solches ist es von unendlicher Reinheit, Heiligkeit und Würde, besitzt einen unendlichen Wert und überragt jede andere Form der Gottesverehrung (Frömmigkeit) unendlich;
das Opfer der Kirche als einer Gemeinschaft; unter diesem Gesichtspunkt ist das heilige Meßopfer ebenfalls immer und überall, selbst wenn der opfernde Priester und die Mitopfernden nicht rein und heilig sind, das eine heilige, unbefleckte Opfer der allzeit heiligen und gottwohlgefälligen Kirche, freilich nicht von unendlicher Würde;
das Opfer des Priesters und der Mitopfernden, insofern sie im eigenen Namen opfern. Unter dieser Rücksicht richtet sich die Würde, der Wert und die Wirkung der heiligen Messe nach dem Verdienst und Gnadenstand, nach der Reinheit, Frömmigkeit und Seelenverfassung des Priesters beziehungsweise der Mitopfernden.

Das Opfer der heiligen Messe bewirkt mittelbar, nämlich mittels der Gnade der Reue und Liebe, die es von Gott erwirkt, die Nachlassung der Sünden; unmittelbar, entsprechend der Seelenverfassung der Opfernden, den Nachlaß der zeitlichen Sündenstrafen, sowohl für die Lebenden als für die Verstorbenen. Ebenso können alle Güter der natürlichen Ordnung durch die bittende Kraft des heiligen Meßopfers erwirkt werden, wenn alle Bedingungen des Bittgebetes erfüllt sind. Das gleiche gilt, wenn der Priester die heilige Messe andern zuwendet, für sie «appliziert».

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Hl. Pius V., Papst und Bekenner

Papst Pius V. regierte von 1566 bis 1572, er wurde 1712 von Klemens XI. heiliggesprochen.
Unter seinem Pontifikat erhielt die „tridentinische Liturgie“ ihre feste Gestalt.

Bischof Pius,
Diener der Diener Gottes zum ewigen Gedächtnis

Seit Unserer Berufung zum höchsten Apostolischen Amt richten wir gern Unseren Sinn, Unsere Kräfte und alle Unsere Überlegungen auf die Reinerhaltung des Kirchlichen Kultes und bemühen Uns, das dazu Nötige in die Wege zu leiten und mit Gottes Beistand mit allem Eifer wirksam zu machen.

Nun hatten Wir gemäss den Beschlüssen des Heiligen Konzils von Trient über die Herausgabe und die Verbesserung der Heiligen Bücher, nämlich des Katechismus, des Missales und des Breviers zu verfügen. Nachdem mit Gottes Zustimmung der Katechismus zur Belehrung des Volkes herausgegeben und das Brevier zum schuldigen Gotteslob verbessert worden war, mussten Wir Uns, damit dem Brevier das Missale gebührend entspreche (da es sich gar sehr geziemt, dass in der Kirche Gott auf einheitliche Art gelobt und die Messe auf einheitliche Art gefeiert werde), der noch verbliebenen Aufgabe zuwenden: das Missale selbst herauszugeben.

Wir hielten es darum für richtig, diese Bürde ausgesuchten Gelehrten zu übertragen. Nach sorgfältiger Untersuchung der alten Bücher Unserer Vatikanischen Bibliothek sowie anderer, von überall herbeigeholter, verbesserter und unverderbter Handschriften, ebenso auch der Überlegungen der Alten und der Schriften anerkannter Autoren, die Uns Aufzeichnungen über die heilige Einrichtung der Riten hinterlassen haben, stellten diese gelehrten Männer das Missale nach Vorschrift und Ritus der Heiligen Väter wieder her.

Damit alle aus dieser Arbeit Nutzen zögen, haben Wir, nachdem Wir es geprüft und verbessert hatten, nach reiflicher Überlegung angeordnet, dass es möglichst bald in Rom gedruckt und herausgegeben werde.

Die Priester im besonderen sollen daraus erkennen, welche Gebete sie von jetzt an bei der Messfeier verwenden und welche Riten und Zeremonien sie dabei einhalten müssen. Damit aber alle das von der Heiligen Römischen Kirche, der Mutter und Lehrerin der übrigen Kirchen, Überlieferte überall erfassen und beachten, setzen Wir durch diese Unsere ewig gültige Konstitution unter Androhung Unseres Unwillens als Strafe fest und ordnen an: fürderhin soll in allen kommenden Zeiten auf dem christlichen Erdkreis in allen Patriarchalkirchen, Kathedralen, Kollegiaten und Pfarreien, in allen weltlichen, klösterlichen – welchen Ordens und welcher Regel sie auch seien, ob Männer- oder Frauenklöster – in allen militärischen und ungebundenen Kirchen oder Kapellen, in denen die Messe des Konvents laut mit Chor oder still nach dem Ritus der Römischen Kirche gefeiert zu werden pflegt oder gefeiert werden sollte, nicht anders als nach dem von Uns herausgegebenen Missale gesungen oder gelesen werden, auch wenn diese Kirchen irgendwelche Ausnahmen geniessen, durch ein Indult des Apostolischen Stuhles, durch Gewohnheitsrecht oder Privileg, ja durch Eid oder Apostolische Bestätigung oder irgendwelche andere Besonderheiten bevorzugt sind – ausser wenn sie gleich von ihrer vom Apostolischen Stuhl gutgeheissenen Errichtung an oder aus Tradition bei der Messfeier einen mindestens zweihundertjährigen Ritus in eben diesen Kirchen ohne Unterbrechung eingehalten haben. Diesen letzteren nehmen Wir keineswegs das genannte Sonderrecht oder die Tradition bei der Messfeier, doch gestatten Wir, falls das von Uns herausgegebene Missale mehr gefällt, dass die Messen mit Zustimmung des Bischofs oder Prälaten und des gesamten Kapitels, ungeachtet anderer Bestimmungen, nach Unserem Missale gefeiert werden.

Allen anderen genannten Kirchen jedoch benehmen Wir damit den Gebrauch ihrer Missalien, verwerfen sie von Grund auf und vollständig und setzen fest, dass diesem Unseren gerade herausgegebenen Missale niemals etwas hinzugefügt, weggenommen oder an ihm verändert werden dürfe.

Streng befehlen Wir jedem einzelnen Patriarchen und Verwalter der vorgenannten Kirchen, allen anderen Personen, gleich welchen Ranges sie auch seien, in der Tugend des heiligen Gehorsams: sie sollen die bisher gewohnten Weisen und Riten (auch die aus noch so alten Messbüchern) in Zukunft ganz und gar aufgeben, völlig verwerfen und die Messe nach Ritus, Weise und Norm Unseres Messbuches singen und lesen, und sie sollen nicht wagen, bei der Messfeier andere Zeremonien und Gebete als die in diesem Missale enthaltenen hinzuzufügen oder vorzulesen.

Und dass sie in allen Kirchen bei der gesungenen oder gelesenen Messe ohne Gewissensskrupel oder Furcht vor irgendwelchen Strafen, Urteilen und Rügen von nun an ausschliesslich diesem Missale folgen, es unbefangen und rechtens zu gebrauchen imstande und ermächtigt sind, dazu geben Wir kraft Unserer Apostolischen Vollmacht für jetzt und für ewig Unsere Bewilligung und Erlaubnis.

Ebenso setzen Wir fest und erklären: Kein Vorsteher, Verwalter, Kanoniker, Kaplan oder anderer Weltpriester und kein Mönch gleich welchen Ordens darf angehalten werden, die Messe anders als wie von Uns festgesetzt zu feiern, noch darf er von irgendjemandem gezwungen und veranlasst werden, dieses Missale zu verändern, noch kann das vorliegende Schreiben irgendwann je widerrufen oder modifiziert werden, sondern es bleibt für immer im vollen Umfang rechtskräftig bestehen.


Damit sind alle gegenteiligen früheren Bestimmungen, Apostolischen Konstitutionen und Ordinationen, alle allgemeinen oder besonderen Konstitutionen und Ordinationen von Provinzial- oder Synodalkonzilien, ebenso die Statuten und Gewohnheiten der oben erwähnten Kirchen, auch wenn ihr Brauch zwar durch eine sehr alte und ehrwürdige Vorschrift gestützt, aber nicht älter als zweihundert Jahre ist, ausser Kraft gesetzt.

Von der Veröffentlichung dieser Unserer Konstitution und des Missales an sollen die Priester an der römischen Kurie angehalten werden, nach einem Monat, die diesseits der Alpen nach drei, die jenseits der Alpen nach sechs Monaten, oder sobald sie dieses Missale käuflich erwerben können, die Messe danach zu singen oder zu lesen.


Damit es überall auf der Erde unverderbt und von Fehlern und Irrtümern rein bewahrt werde, verbieten Wir kraft Apostolischer Vollmacht mit dem vorliegenden Schreiben allen Buchdruckern in Unserem (und von S. R. E. [Sanctae Romanae Ecclesiae]) mittelbaren und unmittelbaren Herrschaftsbereich bei Strafe des Bücherverlusts und von an die Apostolische Kammer zu zahlenden hundert Golddukaten, den anderen Buchdruckern aber in allen Teilen der Erde bei Strafe der Exkommunikation im weiten Sinne und anderen Strafen nach unserem Schiedsspruch: dass sie sich ohne Unsere bzw die ausdrücklich dazu erteilte Erlaubnis eines von Uns an dem betretenden Ort zu bestellenden Apostolischen Kommissars nicht unterstehen sollen, zu drucken, zu verkaufen und überhaupt anzunehmen, ausser wenn vorher durch eben diesen Kommissar eben diesem Buchdrucker volle Gewissheit gegeben worden ist, dass das Messbuchexemplar, welches die Norm für den Druck weiterer Exemplare zu sein hat, mit dem in Rom im Erstdruck hergestellten Missale verglichen worden sei, mit ihm übereinstimme und in gar nichts abweiche.

In Anbetracht der Schwierigkeit, das vorliegende Schreiben an alle Orte des christlichen Erdkreises und gerade in der ersten Zeit zur Kenntnis aller zu bringen, schreiben Wir vor: Es soll in herkömmlicher Weise an den Türflügeln der Basilika des Apostelfürsten und der Apostolischen Kanzlei und an der Spitze des Campus Florae öffentlich angeschlagen werden; man soll auch den gedruckten Exemplaren dieses Schreibens, die von einem öffentlichen Notar handschriftlich unterzeichnet und mit dem Siegel eines kirchlichen Würdenträgers versehen sind, bei allen Völkern und an allen Orten geradewegs denselben unbezweifelten Glauben schenken, wie man ihn dem vorliegenden Schreiben schenken würde, wäre es sichtbar ausgestellt.


Überhaupt keinem Menschen also sei es erlaubt, dieses Blatt, auf dem Erlaubnis, Beschluss, Anordnung, Auftrag, Vorschrift, Bewilligung, Indult, Erklärung, Wille, Festsetzung und Verbot von Uns aufgezeichnet sind, zu verletzen oder ihm im unbesonnenem Wagnis zuwiderzuhandeln. 
 
Wenn aber jemand sich herausnehmen sollte, dies anzutasten, so soll er wissen, dass er den Zorn des Allmächtigen Gottes und Seiner Heiligen Apostel Petrus und Paulus auf sich ziehen wird.
Gegeben zu Rom bei Sankt Peter im fünfzehnhundertsiebzigsten Jahre der Geburt des Herrn

am 14. Juli im Fünften Jahre Unseres Pontifikats
Pius V. PP.

Bulle Quo primum von Papst Pius V.
zur Einführung des Römischen Messbuches 14. Juli 1570

(Quelle: Übersetzt von Professor Peter Schilling, April 1971)

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„Summorum Pontificum“ – Negatives

Die Feier von heiligen Messen im klassischen römischen Ritus wird an manchen Stellen immer noch unterdrückt, erschwert, die Information darüber, wann wer wo zelebriert, untersagt. Das reicht von der „Bestrafung“ traditioneller Gottesdienstgemeinden durch Rücknahme der Genehmigung zur Feier der alten Messe – weil die Gläubigen etwa mit einer Petition gegen irgendetwas protestiert haben – bis zur Forderung an junge Männer, die Priester werden wollen, alle im Internet publizierten Artikel, in denen sie sich positiv zur außerordentlichen Form des römischen Ritus äußern, zu löschen beziehungsweise löschen zu lassen.

Monika Rheinschmitt im Interview mit CNA

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1. Passionssonntag – JUDICA

Um ihren Schmerz über das Leiden und den Tod ihres Bräutigams noch mehr zu bekunden, läßt die Kirche in den Tagesmessen der Passionszeit im Staffelgebet den Psalm Judica, der in freudigem Jubel ausklingt und im Introitus des Passionssonntags wiederkehrt, wegfallen und das Gloria Patri, den frohen Lobruf an die heiligste Dreifaltigkeit, verstummen. Sie verhüllt auch das Altarkreuz und die Altarbilder mit dunklen Tüchern, um so an die Erniedrigung des Erlösers zu erinnern und das Bild des Gekreuzigten um so tiefer in unsre Herzen zu prägen. Die Altarkreuze bleiben verhüllt bis nach der Kreuzverehrung am Karfreitag, die Altarbilder bis zum Gloria der Osternacht.

Introitus
Judica me, Deus, et discerne causam meam de gente non sancta: ab homine iniquo et doloso eripe me: quia tu es Deus meus et fortitudo mea. (Ps. ibid. 3) Emitte lucem tuam et veritatem tuam: ipsa me deduxerunt et adduxerunt in montem sanctum tuum et in tabernacula tua. – Judica me (usque ad Ps.).
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Schaff Recht mir, Gott, und führe meine Sache gegen ein unheiliges Volk; von frevelhaften, falschen Menschen rette mich; denn Du bist ja mein Gott und meine Stärke. (Ps. ebd. 3) Send mir Dein Licht und Deine Wahrheit, daß sie zu Deinem hl. Berg mich leiten und mich führen in Dein Zelt. – Schaff Recht mir (bis zum Ps.).

Offertorium
Confitebor tibi, Domine, in toto corde meo: retribue servo tuo: vivam, et custodiam sermones tuos: vivifica me secundum verbum tuum, Domine.
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Dich will ich preisen, Herr, aus ganzem Herzen. Erweise Deinem Knechte Huld, so werd ich leben und Dein Wort befolgen. Belebe neu mich, Herr, so wie Du mir verheißen.

Mariawalder Messbuch

Das heilige Meßopfer mit aszetisch-mystischer Erklärung (16)

17. „Offerimus tibi, Domine. – Wir opfern Dir“

Darbringung des Kelches

Wir opfern Dir, Herr, den Kelch des Heiles und flehen Dich, den Allgütigen, an:
laß ihn, uns zum Segen und der ganzen Welt zum Heile,
wie lieblichen Wohlgeruch vor das Angesicht
Deiner göttlichen Majestät emporsteigen. Amen.

Auch dieses Opferungsgebet läßt uns bereits auf das Geschehen der Wandlung blicken, wo der Wein zum kostbaren Blut und das heilige Gefäß zum „Kelch des ewigen Heiles und zum Segen der ganzen Welt“ wird.

18. „In spiritu humilitatis. – Im Geiste der Demut“

Unsere Mitaufopferung

Priester und Volk müssen von einer demütigen und reuevollen Opfergesinnung erfüllt sein, soll ihr Opfer dem unendlich heiligen Gott Wohlgefallen.

Bibelworte:
„Ein Opfer für Gott ist ein zerknirschter Geist; ein zerschlagenes und gedemütigtes Herz wirst Du, o Gott, nicht verschmähen“ (Ps 50,19).

O Laß uns, Herr, im Geiste der Demut
und mit zerknirschtem Herzen
bei Dir Aufnahme finden.
So werde unser Opfer heute vor Deinem Angesichte,
auf daß es Dir wohlgefalle, Herr und Gott.

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Pater Gebhard Heyder OCD (1977)
„Das heilige Meßopfer mit aszetisch-mystischer Erklärung“

Die vorangegangenen Kapitel.

Das heilige Meßopfer mit aszetisch-mystischer Erklärung (15)

16. „Deus, qui humanae substantiae. – Gott, Du hast den Menschen“

Mischung des Weines mit Wasser

Gott, Du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar erschaffen
und noch wunderbarer erneuert:
laß uns durch das Geheimnis dieses Wassers und Weines
teilnehmen an der Gottheit Dessen, der Sich herabgelassen hat,
unsre Menschennatur anzunehmen,
Jesus Christus, Dein Sohn, unser Herr:
der mit Dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes,
Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Diese uralte Zeremonie geht zurück auf Kalvaria, wo aus der durchbohrten Seite Jesu „Blut und Wasser herausfloß“ (Joh 19,34). Zugleich wird damit die mystische Vereinigung und Versenkung der geläuterten Seele mit und in das Meer der Gnade und Liebe Christi versinnbildet, von der sie, wie ein Wassertropfen vom Meere, gleichsam absorbiert wird und gnadenhaften Anteil an seiner Gottheit erhält.

Bibelworte:
„Dadurch sind uns die so kostbaren und überaus großen Verheißungsgüter geschenkt worden, damit ihr durch sie der göttlichen Natur teilhaftig werdet“ (2 Ptr 1,4).

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Pater Gebhard Heyder OCD (1977)
„Das heilige Meßopfer mit aszetisch-mystischer Erklärung“

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Das heilige Meßopfer mit aszetisch-mystischer Erklärung (14)

IV. Opferung bis Präfation

Von jetzt ab vollzieht sich im heiligen Meßopfer alles, was Jesus im Abendmahlsaal getan hat: Darbringung und Segnung von Brot und Wein, Danksagung und Lobpreis, Verwandlung der irdischen Opfergaben von Brot und Wein in den wahren Leib und in das kostbare Blut des Gotteslammes, Darreichung und Genuß des himmlischen Opfermahles.

14. Offertorium. – Opferungslied

Gepriesen sei Gott Vater und Gottes eingeborener Sohn wie auch der Heilige Geist, weil sie an uns Barmherzigkeit getan.

Mit einem Altarkuß bringt der Priester seine und unsere Opfergemeinschaft mit Christus zum Ausdruck. Nach dem Wechselgruß: „Dominus vobiscum“, betet der Priester das kurze Offertorium. Dieses bringt einen Gedanken aus der Tagesmesse und verbindet diese wieder mit den feststehenden Meßtexten und der Opferhandlung.

15. „Suscipe, sancte Pater. – Heiliger Vater“
Darbringung des Hostienbrotes

Die dünne Hostienscheibe und das Gläschen Wein sind nun wirklich die ganzen Opfergaben, die wir Gott aus unserem menschlichen Eigentum anbieten können.
Jedoch sollen wir mit Brot und Wein zugleich uns selbst Gott schenken und aufopfern, um so in die Opfergesinnung Christi einzugehen.
Dazu fordert uns schon der Apostel auf: „Bringt euren Leib als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer dar! Das sei euer geistiger Gottesdienst“ (Röm 12,1).
„Während wir um den Altar versammelt sind, sollen wir unser Inneres derart umformen, daß alles, was darin Sünde ist, ausgelöscht werde. Hingegen soll alles eifrig gepflegt und gestärkt werden, was durch Christus das übernatürliche Leben nährt. So sollen wir zusammen mit der makellosen Opferhostie ein dem ewigen Vater angenehmes Opfer werden“ (Mediator Dei, Pius XII.).

Die Opferungsgebete selbst lauten wie eine sakramentale Intention der ganzen Messe. Sie richten unseren Blick bereits jetzt auf das Mysterium der Wandlung und bereiten – gerade auch durch die wiederholten Kreuzzeichen – unsere irdischen Opfergaben darauf vor. – Zugleich erklären uns diese Gebete die mannigfaltigen und wunderbaren Früchte des eucharistischen Opfers, dessen Fernwirkungen über „die ganze Welt hin“ und bis hinab ins Fegfeuer dringen, „für die Lebenden und Verstorbenen“.

Der Priester führt mit der Patene und der darauf liegenden Hostie ein Kreuz über dem Altar aus und legt dann die Hostie gleichsam aufs Kreuz nieder. Dasselbe geschieht mit Kelch und Wein. Dadurch wird der Charakter des Meßopfers als Kreuzopfer nochmals symbolisch unterstrichen.

[Der Priester hält die Patene mit der Hostie empor und betet leise:]

Heiliger Vater, allmächtiger ewiger Gott,
nimm diese makellose Opfergabe gnädig an.
Dir, meinem lebendigen, wahren Gott, bringe ich, Dein unwürdiger Diener,
sie dar für meine unzähligen Sünden, Fehler und Nachlässigkeiten.
Ich opfere sie auf für alle Umstehenden und alle Christgläubigen,
für die Lebenden und Verstorbenen.
Gib, daß sie mir ihnen zum Heile gereiche für das ewige Leben. Amen.

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Pater Gebhard Heyder OCD (1977)
„Das heilige Meßopfer mit aszetisch-mystischer Erklärung“

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Das heilige Meßopfer mit aszetisch-mystischer Erklärung (12)

12. Zum Evangelium

Die reine Wahrheit des Evangeliums soll auch mit reinem Herzen und reinen
Lippen verkündet werden. Daher betet der Priester, nach einem Aufblick zu
Gott, in der Mitte des Altares tief verbeugt das:

„Munda cor. Reinige mein Herz“

Reinige mein Herz und meine Lippen, allmächtiger Gott. Wie Du einst die Lippen des Propheten Isaias mit glühender Kohle gereinigt hast, reinige auch mich in Deinem gnädigen Erbarmen und laß mich so Dein heiliges Evangelium würdig verkünden. Durch Christus, unsern Herrn. Amen.

Herr, gib mir Deinen Segen. Der Herr sei in meinem Herzen und auf meinen Lippen, damit ich Sein Evangelium würdig und geziemend verkünde. Amen. [Entfällt in Totenmessen].

Der Priester bittet den Herrn, hier den Heiligen Geist, er möge ihm Herz und Lippen mit heiligem Feuer reinigen und gleichsam aufs neue salben, damit er in der Kraft und Würde Christi das Wort Gottes verkünden könne.

Bibelworte:
„Da flog einer der Seraphim auf mich (Isaias) zu, in der Hand eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altare genommen hatte. Er berührte damit meinen Mund und sprach: Siehe, dies hat gerührt an deinen Lippen. Getilgt ist deine Schuld und deine Sünde ist ausgelöscht“ (Is 6,6-7).

Verkündigung des Evangeliums

Der Priester verkündet uns an Christi Statt das Evangelium.

Bibelworte:
„Wer euch hört, der hört Mich“ (Lk 10,16).
„Jesus lehrte in ihren Synagogen. Aller Augen waren gespannt auf Ihn gerichtet. Alle staunten ob der anmutsvollen Worte, die aus seinem Munde kamen (Lk 4, 15.20.22).
„Jesus lehrte die Volksscharen vom Schifflein aus“ (Lk 5, 3).
„Er lehrte sie, wie einer, der da Macht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten“ (Mt 7, 29).

Der Herr sei mit euch.
M. Und mit deinem Geiste.
Pr. + Aus dem heiligen Evangelium nach N.
M. Ehre sei Dir, o Herr.

Evangelium
(Joh. 15,26-27; 16,1-4)
In jener Zeit sprach Jesus zu Seinen Jüngern: „Wenn der Tröster kommt, den Ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis von Mir ablegen. Aber auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei Mir seid. Das habe Ich euch gesagt, damit ihr nicht Anstoß nehmt. Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen; ja es kommt die Stunde, da jeder, der euch tötet, glaubt, Gott einen Dienst zu erweisen. Und zwar werden sie dies tun, weil sie weder den Vater noch Mich erkannt haben. Doch Ich habe euch dies gesagt, damit, wenn die Stunde dafür kommt, ihr daran denkt, daß Ich es euch gesagt habe.“

M. „Laus tibi, Christe. Lob sei Dir, Christus“.

Ein kurzes Danklob für die Frohbotschaft des Herrn. Dem feierlich verkündeten oder auch gläubig gelesenen Wort Gottes wird eine Seele und Geist reinigende Kraft zugeschrieben. Jesus selbst sagt: „Ihr seid gereinigt durch das Wort, das Ich zu euch gesprochen habe“ (Joh 15,3).

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Pater Gebhard Heyder OCD (1977)
„Das heilige Meßopfer mit aszetisch-mystischer Erklärung“

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Das heilige Meßopfer mit aszetisch-mystischer Erklärung (9)

9. Oration. Kirchengebet

Pr. Der Herr sei mit euch!
A. Und mit deinem Geiste.

Oremus.
Allmächtiger ewiger Gott, Du hast Deinen Dienern die Gnade verliehen, im Bekenntnis des wahren Glaubens die Herrlichkeit der ewigen Dreifaltigkeit zu erkennen und in der Macht der Majestät die Einheit anzubeten; nun bitten wir Dich, laß uns kraft dieses unerschütterlichen Glaubens stets vor allem Unheil gesichert sein.
Durch unsern Herrn…

„Oremus. Lasset uns beten“: Der Priester fordert uns auf, uns seinem Gebet anzuschließen. Er ist der Wortführer bei unserer feierlichen Audienz vor dem dreimal heiligen Gott. Der Priester betet flehentlich „mit ausgebreiteten Händen“ oder auch „ausgespannten Armen“ (Segnung der Opfergaben, Beginn des Kanon). Es ist dies eine biblische und altchristliche Gebetshaltung. In den Katakomben finden wir die Kirche (oder auch Seele) mit Vorliebe als Frau in der Orante-Stellung, mit ausgebreiteten Armen betend abgebildet.

Die Oration beginnt mit einer die Ewigkeit oder Allmacht Gottes hervorhebenden Anrufung. Sie nennt einen Kernpunkt der Tagesfeier und fugt daran eine Bitte um Gnade und Hilfe. Der Priester schließt das ganze Gebet „durch unsern Herrn Jesus Christus“, wobei er durch Herz und Mund des primären Hohenpriesters und des Hauptes des mystischen Leibes, der Kirche, unser Gebet zum himmlischen Vater emporsendet. Mit diesem lebt und herrscht Christus, zugleich in der Einheit des Heiligen Geistes, „als Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Mit den Schlußworten klingt unser Gebet hinüber und hinein in die himmlische Sphäre der göttlichen Unendlichkeit von Raum und Zeit.

„Amen, Ja, so soll es sein“: Damit schließen sich die Gläubigen mit vertrauensvoller Beteuerung dem feierlich-liturgisch vorgetragenen Gebet des Priesters an.

Bibelworte: „So lange Moses seine Arme (in Kreuzesform) ausgebreitet hielt, siegten die Israeliten“ (Ex 17,11).
„Da trat Salomon angesichts der ganzen Gemeinde vor den Altar des Herrn, breitete seine Hände gen Himmel aus und betete“ (1 Kön 8,22).
Der Apostel mahnt: „Ich will, daß Männer allerorts reine Hände zum Gebet erheben“ (1 Tim 2,8). „Unserem Gott und Vater aber sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen“ (Phil 4,20).“
„So preisen wir einmütig, aus einem Munde Gott und den Vater unseres Herrn Jesus Christus“ (Röm 15,6).

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Pater Gebhard Heyder OCD (1977)
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Das heilige Meßopfer mit aszetisch-mystischer Erklärung (8)

8. „Gloria in excelsis Deo. Ehre sei Gott in der Höhe“.

Engelsgesang von Bethlehem

Ehre sei Gott in der Höhe.
Und auf Erden Friede den Menschen, / die guten Willens sind.
Wir loben Dich. Wir preisen Dich.
Wir beten Dich an. Wir verherrlichen Dich.
Wir sagen Dir Dank ob Deiner großen Herrlichkeit.
Herr und Gott, König des Himmels, / Gott, allmächtiger Vater!
Herr Jesus Christus, / eineingeborener Sohn!
Herr und Gott, Lamm Gottes, / Sohn des Vaters!
Du nimmst hinweg die Sünden der Welt: / erbarme Dich unser.
Du nimmst hinweg die Sünden der Welt: / nimm unser Flehen gnädig auf.
Du sitzest zur Rechten des Vaters: / erbarme Dich unser.
Denn Du allein bist der Heilige. Du allein der Herr.
Du allein der Höchste, / Jesus Christus,
Mit dem Heiligen Geiste, /
+ in der Herrlichkeit Gottes des Vaters. / Amen.

Mit den Weihnachtsengeln begrüßen wir den Erlösergott, wie Er einst zwischen Maria und Joseph in der Krippe lag und wie Er jetzt aufs neue in Brotsgestalt auf unseren Altar herabkommen will. Wir preisen Ihn als „Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt“, das aber zugleich mit dem allmächtigen Vater und dem Heiligen Geist in der Gottherrlichkeit thront.

Bibelworte: „Da gesellte sich plötzlich zu dem Engel eine Menge der himmlischen Heerschar, die Gott lobten und priesen: Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Friede den Menschen, die guten Willens sind“ (Lk 2,13-14).
„Ihm, dem einen, weisen Gott, sei durch Jesus Christus die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen“ Röm 16,27).

Das „Gloria“ – unser tägliches Weihnachten.

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Pater Gebhard Heyder OCD (1977)
„Das heilige Meßopfer mit aszetisch-mystischer Erklärung“

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