So viele Bedrängnisse

Die Dinge von außen erregen das Innere.
Das Innere entzündet und verwirrt nach außen:
das Herumschweifen der irrenden Gedanken,
unkeusche Phantasiebilder,
das Festhalten von allerlei Unsittlichkeit.

Wie viel sind die Bedrängnisse,
zahllos in ihrer Verschiedenheit:
Nachlässigkeit, Stumpfsinn, Trägheit,
Kummer, Trauer, Seufzen,
schluchzendes Weinen.

Dazu die heftigen Stürme der Geister, der Fürsten (der Welt),
die durch zahllose Listen und böse Nachstellungen (sich mühen),
durch ihre Frechheit und starke Überhebung
jedes festgegründete und gerade,
auf das Fundament Jesu gegründete Gebäude ,
zu zerstören und zu zerstreuen.

Durch die Flut der verschiedenen Begierden
und heftige, beständige Stürme
peitschen sie und stürzen sie um,
um zu zerstören: Ruhmsucht, Machtliebe, Zorn, Hochmut und alles,
wovon bloß die in Wahrheit der Welt gekreuzigten Mönche wissen,
wie hart und schwer es ist,
da nur einzelne daraus gerettet werden.

(Ausgewählte Akten persischer Märtyrer: mit einem Anhang: Ostsyrisches Mönchsleben / aus dem Syrischen übers. von Oskar Braun. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 22) Kempten; München: J. Kösel, 1915.)

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Er bereitete alle seine Glieder für den Dienst

Er ging hinein und ließ sich nach dem Kanon der wahren Mönche
in seiner Zelle verschließen, um zu kämpfen, zu siegen
und gekrönt zu werden.

Er begann, stark und mutig Leib und Seele
in vernünftigen, gottgefälligen Diensten
als lebendiges, annehmbares Opfer darzubringen.

Er bereitete alle seine Glieder für den Dienst der Wahrheit,
Gerechtigkeit und behutsamen Keuschheit und für alle Tugenden,
die in der Stille der Zelle gewirkt werden, die Gott versöhnen
und zur Vollkommenheit hinaufführen, durch anstrengendes Fasten,
Nachtwachen, beständiges, unaufhörliches Gebet,
fortwährende Inklinationen und Ausbreiten der Hände,
demütiges Stehen und Prostrationen.

Auch seinen Geist bildete er beständig und wachsam durch
Lesung der heiligen Schriften und die Lehre der heiligen Väter,
zwischen den Zeiten des (Kirchen) -dienstes nach dem
Brauche der nach geistlicher Erkenntnis Verlangenden,
in einem unersättlichen Durst, indem er die Nacht zum Tag machte
und den Tag mit der Nacht vermischte, so dass er in
der Nacht den David (= Psalmen) durchnahm. Und (er war) wie einer,
der große Schulden hat und sich ängstlich
jederzeit müht, dass er die unbezahlbare Schuld bezahle.

Und er pflegte zu sagen: „Bis jetzt waren es die Gnade Gottes
und seine Gaben in Barmherzigkeit, was sich meiner erbarmte
und sich reichlich […] über mich, den Unwürdigen, ergoss.
Nun muss ich mich mühen nach meiner Kraft, mit bereitem Willen flehen,
tapfer kämpfen und starkmütig wachen, damit mein Sinn
seine Einfalt und Christusliebe keinen Augenblick ändere.

Nichts nützen mir Glaube und Taufe, wenn nicht meine eigenen Werke,
die in der Taufe, dem Unterpfand des Lebens erlangte Reinheit,
bewahren und in mir den Glauben vermehren
durch gestärkte Kraft, Hass meiner selbst
und in den Gekreuzigten versenkte Liebe,
in dem ich erlöst bin durch sein überfließendes Erbarmen.

Wie zahlreich sind hier verschiedene Trübsale,
mühsame Kämpfe, heftige, zahllose Kriege,
Erinnerungen an die Vergangenheit,
Regungen der Leidenschaft der Jugend.“

(Ausgewählte Akten persischer Märtyrer: mit einem Anhang: Ostsyrisches Mönchsleben / aus dem Syrischen übers. von Oskar Braun. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 22) Kempten; München: J. Kösel, 1915.)

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„Ich befehle nicht, außer was uns angeht.“

Der König sprach:
„Ich befehle nicht, außer was uns angeht.“
Und er ließ die Sache eine Stunde lang gehen. Und da noch viel mehr Zeit hinging, erinnerte er sich nicht. Hernach kam Farruchân auf Bitten des Mâr Gîwargîs wiederum vor den König und sprach:

„Was befehlt ihr wegen jener Bischöfe, von denen wir vor eurer Majestät sprachen?“
Der König antwortete:
„Da ihr Glaube nicht der rechte ist, wie sollen wir ihnen ein Oberhaupt setzen?“

Farruchân sprach, wie ihn Mâr Gîwargîs belehrt:
„Wenn ihr befehlt, sollen sie ihren Glauben schriftlich darlegen und man bringe ihn vor euch.“
Da befahl der König, daß sie in Frieden (ein Glaubensbekenntnis) fertigen sollten.
Farruchân ging hinaus und teilte es dem Mâr Gîwargîs mit.

Dieser teilte den Bischöfen mit:
„So hat der König befohlen: sie sollen ihren Glauben schriftlich darlegen und vor mich bringen.“
Da versammelten sich die Bischöfe, sowie Mâr Gîwargîs, der Bekenner, und unser Vater Mâr Henânischô‘, der Mann Gottes, der in Wahrheit Orthodoxe, der eifrige, feurige Lehrer der Orthodoxie, der in Liebe zu Christus glühte, der erprobte Mönch und Haupt der Mönche. Auch er war bei der Regierung groß und angesehen gewesen, hatte aber alles hinter sich gelassen, und tapfer, mutig und jugendlich erglühten seine Schritte im Lauf und Kampf um Gerechtigkeit, Tugend und Erkenntnis der Wahrheit. Und er zeichnete sich aus in dieser Gemeinschaft durch zahllose Großtaten, so daß in dieser Zeit nach dem gekrönten Märtyrer Mâr Gîwargîs niemand erfunden wurde, der ihm gleich gewesen wäre, weder an festem Glauben, noch an Glaubenseifer, noch an jugendlicher Hoffnung, noch an brennender Liebe.
Auch er erwartete sehnsüchtig die Bekennerkrone.
Seine Gebete seien über uns allen. Amen.

(Ausgewählte Akten persischer Märtyrer: mit einem Anhang: Ostsyrisches Mönchsleben / aus dem Syrischen übers. von Oskar Braun. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 22) Kempten; München: J. Kösel, 1915.)

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Über Demut

Ein Altvater erzählte dieses Gleichnis:
Die Zedern sagten zu den Rosen:
„Warum zerbrecht ihr nicht während des Unwetters, obgleich ihr schmächtig und schwach seid, während wir, obgleich wir so groß sind, zerbrochen werden und manchmal entwurzeln?“
Die Rosen antworteten:
„Wenn das Unwetter kommt und die Winde blasen, neigen wir uns hin und her, deshalb brechen wir nicht.
Ihr aber widersteht den Winden, und seid in Gefahr.“
Und der Alte fügte hinzu:
Vor einer Beleidigung muss man weichen, um das Feld nicht dem Zorn zu überlassen, ihm nicht zu widersprechen und nicht in unangebrachte Worte oder Taten zu verfallen.

(Orthodox, Kloster der hl. Elisabeth)

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Abbas Proclus, Einsiedler, Wüstenmönch

Der Eremit Proclus redet davon, dass die heutigen Christen nicht so stark seien wie früher. Sie hätten keine Kraft mehr. Dagegen helfe die Demut.

Er redet über die Vergebung und er sagt, dass es sehr viele Dämonen gibt, die sich auf Erden ausbreiten, – durch den Hochmut der Menschen: Weil man sich für besser hält als die anderen, weil man man denkt, heiliger und frömmer zu sein als andere, weil man andere richtet. – So freut sich die Unterwelt! Es ist ein Sieg der Dämonen.

Abbas Proclus sagt:

Wenn man betet soll man nichts gegen jemanden haben.
Wenn andere etwas gegen mich haben, ist das deren Problem …
Die Christen, die einen geistlichen Vater (Beichtvater) haben, sind gesegnet und wenn sie einen haben, vertraue ich darauf, dass der gute Herr diese Seele retten wird, denn wir bekommen durch die Beichtväter die Lossprechung, die Befreiung von unseren Sünden, – und der liebe Gott wird uns nicht in Stich lassen, wenn wir demütig sind …

Zu mir kommen manche mit ihren Kindern, damit ich sie segne …
Die größten Leiden haben diejenigen, die Kinder abgetrieben haben. Sie sollen aber nicht verzweifeln. Reue wird benötigt. Sie sollen traurig darüber sein, das getan zu haben und mit nichts anderem einschlafen.

Bete, sei demütig, bekenne deine Sünden und der liebe Gott wird dich nicht in Stich lassen, – aber es wird dazu eine große Demut nötig sein.

Ich habe bemerkt, dass wenn ich demütig bete: dann eilt mir die allmächtige Macht zu Hilfe, aber wenn ich nicht genügend Demut habe, dann befallen mich Versuchungen.

Ich habe auch bemerkt, dass, egal was mir auch passiert: ich soll niemandem dafür die Schuld geben, sondern sagen:
„Das geschieht wegen all meiner Sünden“
und wenn ich das sage, mich demütige und von ganzem Herzen bete,
wird der liebe Herr Jesus darauf achten.

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Von Symeon dem Theologen

Seitdem der Teufel den Menschen durch den Ungehorsam zum Verbannten des Paradieses und Gottes gemacht hat, fand er zusammen mit den Dämonen Gelegenheit, die Denkkraft eines jeden Menschen sowohl in der Nacht als auch am Tag geistigerweise zu erschüttern — beim einen viel, beim andern wenig, bei einem anderen noch mehr. Man kann diese Denkkraft nicht anders sichern als durch fortwährendes Gedenken Gottes — wenn durch die Kraft seines Kreuzes dem Herzen das göttliche Gedenken eingeprägt wird und es dann die Denkkraft zur Unerschütterlichkeit festigt. Dazu nämlich führt der Ablauf des geistigen Kampfes, den ein jeder Christ im Stadion des Glaubens an Christus sich zu kämpfen anschickt. Andernfalls wird angesichts eines solchen Kampfes jegliche mannigfache Askese eines jeden, der um Gottes willen Ungemach erduldet, vergebens kämpfen. So erweiche man das Herz des guten (Gottes), damit er (von neuem) diese erste Würde verleihe und der Denkkraft Christus eingeprägt werde. So spricht der Apostel: „Meine Kinder, um die ich von neuem Geburtswehen leide, bis Christus in euch Gestalt annimmt.

Habt ihr gemerkt, Brüder, daß es eine geistliche Kunst gibt, das heißt einen Weg, welcher den, der ihn ausübt, rasch zu Leidenschaftslosigkeit und Gottesschau emporführt? Seid ihr jetzt überzeugt, daß ein jedes praktische Tugendleben bei Gott als das Laub eines Baumes ohne Früchte gilt; und daß für eine jede Seele, welche die Bewachung des Geistes nicht besitzt, dies für sie auf ein Nichts hinauslaufen wird? Darum wollen wir uns eifrig bemühen, damit wir nicht ohne Frucht das Leben beenden und dann unnütze Dinge bereuen.

Frage: Zwar erkennen wir aus der vorliegenden Schrift, was das Tun derer war, welche dem Herrn wohlgefällig waren, sowie daß es eine Tätigkeit gibt, welche die Seele rasch von den Leidenschaften befreit und mit der Liebe Gottes verbindet. Auch wir zweifeln nicht daran, daß sie von einem jeden geschuldet wird, der sich für Christus in den Krieg begeben hat, sondern wir sind sogar sehr davon überzeugt. Worin aber die Aufmerksamkeit besteht und wie man gewürdigt wird, sie zu finden, das bitten wir zu erfahren. Wir sind nämlich noch ganz und gar nicht eingeweiht in diese Sache.

Antwort: Im Namen unseres Herrn Jesus Christus, welcher gesagt hat: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“, werde ich, nachdem wir ihn als Beistand und Gehilfen angerufen haben, nach Vermögen aufzuzeigen versuchen, worin die Aufmerksamkeit besteht und wie man sie, so Gott will, vollbringen soll.

(Philokalie_4/Nikephoros über die Nüchternheit und Bewachung des Herzens)

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Bleiben und Schweigen

Abbas Serapion hat die wunderschöne, aber leichtlebige Kurtisane Taïs in Alexandrien dazu überreden können, ihren Lebenswandel aufzugeben; er führt sie in ein Frauenkloster, wo sie sich für drei Jahre – bis zu ihrem Tod – in ein Kellion einschließen lässt. Bevor Serapion sie verlässt, fragt sie:

„Wie befiehlst du mir zu beten? Ich fürchte, dass ich dazu nicht würdig bin.“
Da sagt er ihr:
„Ich weiss, dass du unwürdig bist, den Namen des Herrn anzurufen, oder [auch nur] die Hände auszubreiten, um ihn anzuflehen, denn deine Lippen sind befleckt und deine Hände unrein, deshalb [bleibt dir] nur:
Sitze schweigend, nach Osten gewendet,
sage in deinem Herzen nichts als dies:
Der du mich geschaffen hast, erbarme dich meiner;
ich habe gesündigt, sei mir gnädig.“

Und nachdem er noch ein Gebet gesprochen und sie dem Herrn anbefohlen hatte, ging er.

(F. NAU: Histoire de Taïs. Serapion und Thaïs)

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Heilige Antonius, Wüstenvater – 17. Januar

Der heilige Wüstenvater Antonius. + 356 im Alter von 105 Jahren.

Was können uns die Wüstenväter heute noch sagen?

Die Kunst hat sich in verschiedenen Variationen dem Geheimnis der Wüstenmönche und ihrer Persönlichkeiten genähert, die sich in ihrem Leben in die wirkliche Wüste zurückgezogen haben um einzig Gott zu suchen. Im Wesentlichen kann man zwei Unterschiedliche Darstellungsweisen ausmachen. Die eine führt uns in eine gewisse Idylle, eine Art „Garten Eden“, in dem die Wüstenväter ein „Gott wohlgefälliges Leben“ führten. Eine andere Art, und diese überwiegt in der bildlichen Darstellung, spricht von den Anfechtungen, von den „Tentationen“, vor allem des heiligen Antonius. Glücklicherweise verfügen wir über ein Zeugnis dieses Menschen, um besser zu verstehen, was tatsächlich in seinem Leben vorging. Der berühmte Bischof und Kirchenvater Athanasius, ein Zeitgenosse des Antonius, hat sein Leben dokumentiert.

Der Teufel machte sich daran, Antonius an der schwächsten Stelle des Mannes, besonders des jungen Menschen, zu treffen. Er gaukelte ihm sexuelle Verlockungen und Begierden vor. Vielleicht verliert man in einer Zeit wie der unseren, das Verständnis für ein keusche Gesinnung und ihren Zusammenhang mit dem geistlichen Leben. Für uns sind sexuelle Anspielungen und entsprechende Darstellungen allgegenwärtig. Machen sie uns etwas aus? Antonius ist sich bewusst gewesen, dass gerade und besonders die Unkeuschheit es ist, die dazu fähig macht, den Menschen geistig abzutöten. Diese Versuchung bestand Antonius.

Der Teufel erschien ihm leibhaftig und sprach zu ihm als schwarzer Knabe: „Ich habe viele verführt und die meisten auch überwunden. Aber jetzt bin ich ob deiner starken Anstrengungen schwach geworden.“ Antonius wollte wissen, wer dieser denn sei, der da sprach. „Ich bin ein Freund der Unzucht. Meine Aufgabe ist es, ihre Verlockungen und ihre Reizmittel zum Schaden der Jünglinge einzusetzen. Mein Name ist Geist der Unzucht.

Das mindeste, was uns die Wüstenväter um den heiligen Antonius heute sagen können ist: Hüte dich, nicht alles was du siehst ist zu deinem Wohl, und nicht alles wirst du mit deinem aufgeklärten Verstand begreifen. Du bist ein sündiger Mensch. Du fällst täglich. Gerade die sexuellen Begierlichkeiten die in deinem Leben ständig auftauchen können, haben die Macht, deine Sehnsucht nach Gott zu vernichten.
Habe keine Angst.
Der Herr stellt dir Helfer zur Seite.
Nimm ihre Hilfen an; erbitte sie.
Und bete.

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