Das erste in Indonesien gegründete Trappistenkloster „Santa Maria Rawaseneng“ vermeldet am Fest Mariä Himmelfahrt, dass fünf ihrer Mönche die feierliche Profess abgelegt haben.
Das Kloster wurde 1953 von Mönchen der Abtei Koningshoeven (Tilburg, NL) auf der indonesischen Insel Java gegründet. Das Land war bis 1949 eine niederländische Kolonie. „Santa Maria Rawaseneng in Zentraljava gehört zu der Erzdiözese Semarang. 1978 wurde das Priorat in den Rang einer Abtei erhoben. Seit 1987 wurden von Rawaseneng vier weitere Klöster gegründet, wovon sich das vierte noch im Aufbau befindet.
Seit 1995 haben in dieser Abtei mehr als 65 Mönche die feierliche Profess abgelegt. Am diesjährigen Fest Mariä Himmelfahrt kamen fünf weiter Trappisten dazu: Bruder Bonifatius, Bruder Laurentius, Bruder Johannes Paul II., Bruder Romanus und Bruder Johannes XXIII.
Der Trappistenorden heißt offiziell „Orden der Zisterzienser von der strengen Observanz“ (OCSO) und unterscheidet sich vom Zisterzienserorden (OCist) vor allem dadurch, dass sie im allgemeinen keinerlei pastorale Tätigkeiten außerhalb ihres Klosters nachgehen. Während europäische Klöster des Ordens oft betonen, dass sie Zisterzienser seien und keine Trappisten, sind Mönche und Nonnen des Ordens in der früheren Dritten Welt stolz sich Trappisten nennen zu können.
Statt großer Abtei nun kleines Klösterchen: Maria Frieden in Steinfeld
Am 22. Juni 2022 verließen die Trappistinnen von Maria Frieden ihr geliebtes Kloster in Dahlem, um fortan im ehemaligen Kloster der Benediktinerinnen in Steinfeld zu beten, zu leben und zu arbeiten.
Im Ursprungskloster musste alles verpackt werden
Die Äbtissin der klein gewordenen Trappistinnen-Gemeinschaft, die 11 Schwestern umfasst – unter denen sich auch zwei ehemalige Eremitinnen befinden, die viele Jahrzehnte in einer „Klause am Bodensee“ lebten und nun wieder zurückgekehrt sind -, schreibt: „Inzwischen sind die Kisten ausgepackt und wir sind langsam vertraut mit den Räumlichkeiten.“
Als Abteikirche dient die Kapelle
Äbtissin Maria Gratia erinnert an die „zurückgezogene Lebensweise“ der Schwestern. Auch in der neuen Heimstatt in Steinfeld sei es „nicht vorgesehen“, Seelsorge zu betreiben oder Kurse zu geben. „Die Konstitutionen weisen auf die strenge Klausur und das Leben des Gebetes und der Stille hin.“ Ohne Zurückgezogenheit, so die Äbtissin, sei ein solches Leben nicht möglich.
Im Zentrum des Lebens der Trappistinnen von Maria Frieden stehen auch im neuen Kloster sieben Gebetszeiten, die Heilige Messe und die geistliche Lesung (Lectio divina).
Da das ehemalige Gästehaus der Benediktinerinnen, die vor einigen Jahren ein neues und altengerechtes Haus auf dem Bonner Venusberg bezogen haben, heute zum Gästebetrieb der „Werke der Salvatorianer gemeinnützige GmbH“ gehört, haben die Trappistinnen kein eigenes Gästehaus mehr. „Wer eine Weile hier wohnen will muss ausweichen“ und in der Nähe ein Zimmer buchen. Doch gibt es zwei Sprechzimmer für Besucher. Die Kapelle, wo auch das Offizium gesungen wird, ist frei zugänglich.
Bei ihrem Umzug von Dahlem nach Steinfeld erhielten die Schwestern viel Unterstützung durch Freunde, Verwandte und Bekannte. „Natürlich sind wir weiterhin dankbar für Spenden und Zuwendungen, denn es ist nicht leicht, mit Handarbeit den Lebensunterhalt zu verdienen und dabei mehrere pflegebedürftige Mitschwestern zu versorgen“.
Äbtissin Maria Gratia richtet ein „großes Dankeschön an alle, die uns auf diesem Weg begleitet haben und weiter begleiten werden!“
Glöcknerin
Chorgebet im neuen Chorgestühl
Die Trappistinnen sind dankbar, nach vielen Jahren wieder einen Pater aus dem eigenen Orden als Hausgeistlichen zu haben. P. Christian Keller ist nach Zwischenstationen in Mariawald und Koningshoeven Konventuale der belgischen Abtei Sint Sixtus (Westvleteren). Der aus dem Rheinland stammende Mönch wurde 2020 zum Priester geweiht.
In der Messe, in der alles Gebet vollkommen wird, sprechen wir zu allen.
Manchmal sprechen wir zur Heiligen Dreifaltigkeit (Suscipe Sancta Trinitas)1, manchmal zum Vater (Elevatis oculis ad Te Deum Patrem)2, manchmal zu Jesus dem Wort, manchmal zum Heiligen Geist (Veni Sanctificator)3, manchmal zu den Heiligen im Himmel, manchmal auch zu dem Volke rings um uns und manchmal sogar zu uns selbst, sinnend in der Gegenwart Gottes: Quid retribuam Domino… calicem salutaris accipiam4.
Wenn wir nicht zu den Engeln sprechen (bis zu den Gebeten nach der Messe), so sprechen wir doch wenigstens zu Gott über die Engel, die als Seine Diener gegenwärtig sind und im Opfer eine aktive Rolle spielen. Und wir sprechen auch zu Ihm von den Heiligen und den frommen Seelen im Fegfeuer und vom Papst und vom Bischof und von allen unseren Freunden. Nichts könnte weniger privat sein als die Messe. Und doch ist sie zugleich auch vollkommene Einsamkeit.
(von fr. Louis in der Abtei Gethsemani am 15. März 1950; in: Thomas Merton. Das Zeichen des Jonas. 1954)
1 – Suscipe, sancta Trinitas, hanc oblationem, quam tibi offerimus ob memoriam passionis, resurrectionis, et ascensionis Jesu Christi, Domini nostri, et in honorem beatæ Mariæ semper Virginis, et beati Joannis Baptistæ, et sanctorum apostolorum Petri et Pauli, et istorum et ominum sanctorum: ut illis proficiat ad honorem, nobis autem ad salutem: et illi pro nobis interecedere dignentur in cælis, quorum memoriam agimus in terris. Per eumdem Christum Dominum nostrum. Amen. – Heiliger Vater, allmächtiger ewiger Gott, nimm diese makellose Opfergabe gnädig an. Dir, meinem lebendigen, wahren Gott, bringe ich, Dein unwürdiger Diener, sie dar für meine unzähligen Sünden, Fehler und Nachlässigkeiten. Ich opfere sie auf für alle Umstehenden und alle Christgläubigen, für die Lebenden und Verstorbenen. Gib, daß sie mir und ihnen zum Heile gereichen für das ewige Leben. Amen
2 – Qui pridie quam pateretur, accepit panem in sanctas ac venerabiles manus suas, et elevatis oculis in cælum ad te Deum, Patrem suum omnipotentem, tibi gratias agens, benedixit, fregit, deditque discipulis suis, dicens. – Am Abend vor seinem Leiden nahm er das Brot in seine heiligen und ehrwürdigen Hände, erhob die Augen zum Himmel, zu dir, seinem Vater, dem allmächtigen Gott, sagte dir Lob und Dank, brach das Brot, reichte es seinen Jüngern und sprach:
3 – Veni, sanctificator, omnipotens æterne Deus: et benedic hoc sacrificium, tuo sancto nomini præparatum. – Komm, Heiligmacher, allmächtiger, ewiger Gott, und segne + dieses Opfer, das Deinem heiligen Namen bereitet ist.
4 – Quid retribuam Domino pro omnibus quae retribuit mihi? Calicem salutaris accipiam. – Womit kann ich dem Herrn vergelten für alles, was er mir Gutes getan hat? Den Kelch des Heils will ich nehmen.
Pater Louis (Thomas Merton) erhebt den Kelch während seiner ersten Zelebration des feierlichen Hochamtes (Konventamt) nach seiner Priesterweihe in der Trappistenabtei Unserer Lieben Frau von Gethsemani (Kentucky, USA) am 28. Mai 1949. – An dieser Stelle der heiligen Messe wird die Wandlung des Leibes und Blutes Christi vollzogen. – Foto von H.P. Littell über AP-Archive.
„Niemand kann zwei Herren dienen. Dein Leben ist geprägt von dem Ziel, für das du lebst.“
Nach dem Segen schlängelt sich die Prozession der Mönche durch den Kreuzgang zum Friedhof. Ausnahmsweise dürfen die Gäste die Klausur betreten. An den Wänden die Kreuzwegstationen, eine Hinweistafel mit Informationen für die Gemeinschaft, gegenüber das Fenster einer Heiligen aus einer anderen Zeit.
Allen voran das Vortragekreuz, von zwei Kerzenträgern begleitet und von Weihrauchwolken umfangen. Draußen macht die Kälte das Antlitz der Brüder deutlicher. Der Nobelpreisträger Franҫois Mauriac schrieb, er habe in La Trappe 19-Jährige gesehen, „doch die Alten schienen so jung wie sie“. Ein schönes Bild, doch trifft es an diesem Morgen nicht zu. Manche Gesichter sind blass, gelblich und leidend. Ein junger Mönch friert, die Betagten gehen am Stock.
Dann segnet der Abt die Gräber. Psalmen-Gesang, Verbeugungen. Es ist eine nüchterne Zeremonie, die bei Regen ausgefallen wäre. Keine Ehre dem Tod, keine Trauer, keine Träne für Verluste, die hier keine sind.
(Aus: Freddy Derwahl. Gottsucher. Was Menschen im Kloster suchen und finden)
Ehemalige Trappistenabtei Mariawald. Friedhof der Mönche.
Das Priestertum, das Christus seiner Kirche geschenkt hat, ist eines, aber es verbindet sich mit vielfaltigen Charismen und vielfältigen Begabungen entsprechend der Vielfalt der Menschen, die in die Gemeinschaft mit Christus gerufen sind und seine Kirche bilden sollen. Heute geschieht es, dass das Sakrament des Priestertums sich begegnet mit dem Charisma des Mönchtums in seiner strengsten Form: mit der kontemplativen Hingabe an den Herrn in einem Leben des Gebetes und des Sinnens über das Göttliche. Unsere Vorstellung von Pastoral ist inzwischen so pragmatisch und auch so funktional geworden, dass wir uns eigentlich nur sehr schwer vorstellen können, wie dies zusammengehen solle: ein Hirte zu sein für die Menschen vom Herrn her und zugleich ein Mensch der Hingabe, des Schweigens, im Heraustreten aus den Aktivitäten dieser Welt, in der betenden Zugewandtheit zum lebendigen Gott. Dennoch gehört beides zueinander, und gerade wenn wir auf dieses Miteinander sehen, werden wir vor einer Vereinseitigung dessen bewahrt, was Priester-Sein heißt und verstehen es tiefer. Wir können dieses Miteinander recht begreifen, wenn wir auf den Kern hingehen, der sich dann in vielfältiger Weise der Verwirklichung öffnet.
Dies zu verstehen, hat mir geholfen und hilft mir immer wieder ein Wort, das die Kirche in der zweiten Vesper für heilige Hirten im Anschluss an Texte des Alten Testamentes geformt hat. Da heißt es: »Hic est fratrum amator qui multum orat pro populo suo: Dies ist der Freund der Brüder, der große Beter für das Volk.«
Hier die ganze Predigt von Kardinal Joseph Ratzinger am 15. September 1991.
Alle Vorschriften, die wir mit Freude annehmen, wenn wir hierher kommen – der mit unbedingter Regelmäßigkeit ablaufende Stundenplan, das Fehlen jeglicher Freiheit im Gebrauch unserer Zeit, der Schlaf ohne Bequemlichkeit und das Aufstehen in der Morgenfrühe, die Praxis der Bußübungen und des Fastens, die Arbeit und das Schweigen -, sind in keiner Weise, wie man sich allzuoft vorstellt und wie eine gewisse Literatur gelegentlich den Eindruck erwecken könnte, willkürliche Schikanen oder ein ausgeklügelter Masochismus, der uns den Weg zu einem widernatürlichen Mystizismus öffnen soll.
Die Wahrheit ist viel einfacher und viel menschlicher.
Um Den zu empfangen, den wir zum Ziel unseres Lebens gewählt haben, verhalten wir uns instinktiv wie die Frau, die einen Gast erwartet: alles Ungeordnete, Trübe, Schmutzige aufräumen, hell und sauber machen.
Wir wissen ja, daß sie jeder von uns mit sich herumträgt, die Zwänge, die Komplexe und die Trugbilder, in denen man von jetzt an die einzige Erklärung unseres menschlichen Verhaltens sehen möchte. Und wir wissen, daß wir unser eigenes Opfer werden, wenn wir sie nicht durch die Disziplinierung von Körper und Geist, von Gedanken und Taten beherrschen lernen. Wir würden nicht länger für die Suche nach Gott bereit sein, die doch der Sinn unseres Ordenslebens ist und deren Zeuge Sie für einige Wochen werden wollten. Es ist ganz natürlich, daß der Liebende jede Unruhe, die ihn vom Gegenstand seiner Liebe ablenken könnte, aus seinen Gedanken drängt; es ist ganz natürlich, daß er jede Gelegenheit flieht, wo seine Treue Gefahr laufen würde, sich einer zu harten Prüfung unterziehen zu müssen. Wenn wir die Vorschriften unserer Ordensregel beobachten, tun wir nichts anderes, und wir tun es ebenso natürlich.
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Unsere liebe Frau vom Tal. Nach dem Feuer 1950
Am 21. März 1950, dem Fest des Heiligen Benedikt, wurden die Mönche des Trappistenklosters „Unsere liebe Frau vom Tal“ (USA) von einer Feuersbrunst verwüstet. Nach dem fürchterlichen Brand knieten die Mönche noch einmal vor dem Altar, bevor sie an anderer Stelle ein neues Kloster errichteten.
(über die letzten Jahre in der Trappistenabtei Mariawald, bevor der „frische Wind des 2. Vatikanischen Konzils den Mief der Jahrhunderte“ Begann hinauszuwehen; darüber schreibt ein ehemaliger Mönch dieses Klosters, der 1966 eingetreten ist:)
Wenn ich mich an hohen Feiertagen nach zweieinhalb oder fast drei Stunden Gesang von den Vigilien zum Frühstück ins Refektorium begab, war ich ganz benommen von einer eigenartigen Mischung aus Erschöpfung und Euphorie.
Ich glaube, der gregorianische Choral konnte seine ganze Schönheit und Tiefe, ja hinreißende Gewalt nur vollkommen im Rahmen jener sprachlichen und kulturellen Ganzheit entfalten, die ich gerade noch einige Jahre erleben durfte. Das Latein, in dem er gesungen wurde, war die Sprache der Vulgata, in der wir auch die Bibel lasen, und genauso die Sprache der wenigen Literatur, die wiederum vorwiegend von biblischen Themen und Bildern durchsetzt war. Wir hoben also sozusagen all das Sprachliche und Gedankliche, womit wir den ganzen Tag beschäftigt waren, unmittelbar auf die Ebene des Gesangs. Die Ränder zwischen Lektüre, Sprache und Gesang waren fließend. Unser Choral erhob sich aus dem Schweigen, tanzte in jubelnde Höhen, spielte auf den Wellen seiner meditativen Melodien, tauchte in traurige Abgründe und glitt schließlich wieder ins Schweigen unseres Alltagslebens zurück. Mich fragte in diesen Jahren einmal jemand, ob ich es nicht als Entbehrung empfände, niemals Musik hören zu können. Mir kam spontan die Antwort: »Ich lebe doch den ganzen Tag in der Musik.«
(aus: Bernardin Schellenberger „Gott suchen-sich selbst finden. Erfahrungen mit der Regel Benedikts“. Kapitel: Das Stundengebet)
Bernardin Schellenberger
Gott suchen – sich selbst finden – Erfahrungen mit der Regel Benedikts
Verlag der Ideen 2016
ISBN: 978-3942006217
432 Seiten; 24,90 Euro
(über die letzten Jahre in der Trappistenabtei Mariawald, bevor der „frische Wind des 2. Vatikanischen Konzils den Mief der Jahrhunderte“ Begann hinauszuwehen; darüber schreibt ein ehemaliger Mönch dieses Klosters, der 1966 eingetreten ist:)
Im Werktagsvesper-Hymnus Deus creator omnium sangen wir Gott zu:
Te cordis ima concinant, te vox canora concrepet,
was sich mit keiner Übersetzung derart prägnant und zugleich poetisch wiedergeben lässt und jedenfalls heißt:
»Der tiefste Grund unseres Herzens singe dir zu, unsere Stimme schmettere dir Lieder.«
Das Singen aus voller Kehle war nicht nur eine emotionale, sondern geradezu körperliche Erfahrung:
Man wurde selbst zum Klangkörper; es war, als vibriere man von Kopf bis Fuß, schaukle leibhaftig auf den sanften Wellen der Choralmelodien, die nicht betäuben, sondern eher eine spirituelle Sensibilität und Wachheit wecken – jene sobria ebrietas, »nüchterne Trunkenheit«, von der in einem Hymnus und in etlichen spirituellen Werken der Mönche die Rede ist.
(aus: Bernardin Schellenberger „Gott suchen-sich selbst finden. Erfahrungen mit der Regel Benedikts“. Kapitel: Das Stundengebet)
Bernardin Schellenberger
Gott suchen – sich selbst finden – Erfahrungen mit der Regel Benedikts
Verlag der Ideen 2016
ISBN: 978-3942006217
432 Seiten; 24,90 Euro