Allerseelen im Trappistenkloster

Nach dem Segen schlängelt sich die Prozession der Mönche durch den Kreuzgang zum Friedhof. Ausnahmsweise dürfen die Gäste die Klausur betreten. An den Wänden die Kreuzwegstationen, eine Hinweistafel mit Informationen für die Gemeinschaft, gegenüber das Fenster einer Heiligen aus einer anderen Zeit.

Allen voran das Vortragekreuz, von zwei Kerzenträgern begleitet und von Weihrauchwolken umfangen. Draußen macht die Kälte das Antlitz der Brüder deutlicher. Der Nobelpreisträger Franҫois Mauriac schrieb, er habe in La Trappe 19-Jährige gesehen, „doch die Alten schienen so jung wie sie“. Ein schönes Bild, doch trifft es an diesem Morgen nicht zu. Manche Gesichter sind blass, gelblich und leidend. Ein junger Mönch friert, die Betagten gehen am Stock.

Dann segnet der Abt die Gräber. Psalmen-Gesang, Verbeugungen.

Es ist eine nüchterne Zeremonie, die bei Regen ausgefallen wäre. Keine Ehre dem Tod, keine Trauer, keine Träne für Verluste, die hier keine sind.

(Aus Freddy Derwahl: Gottsucher)

Friedhof der Trappistenabtei Port du Salut, F-53260 Entrammes

Pater noster.

Ave Maria.

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Der Abt von Acey – Tod nach Sturz in die Tiefe

Dom Godefroy Raguenet de Saint Albin, der Abt der Trappisten von Acey, der einige Tage in der Zisterzienserabtei Hauterive in der Schweiz verbrachte, machte am Morgen des 3. August eine Fahrradtour in den Bergen und kehrte am Abend nicht mehr zurück. Nach einer eintägigen Suche fand die Polizei die Leiche von Dom Godefroy. Er war aus einer Höhe von 51 Metern abgestürzt und wurde tödlich verletzt.

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Ich suche meine Brüder.
(Abt-Spruch aus dem Joseph-Zyklus in der Genesis)

Dom Godefroy OCSO – sreenshot

Dom Godefroy wurde am 18. September 1970 in Versailles in eine Familie mit drei Kindern geboren. Nach seiner Schulausbildung besuchte er die Marineakademie und wurde Offizier. Als solcher war er in den USA, wo er auch die Trappisten der „Spencer Abbey“ besuchte. Die Lesung eines Buches über die Mönche von Tibhirine weckten in ihm die Sehnsucht nach einem klösterlichen Leben.

Im Jahr 2001 trat er in die Trappistenabtei N.-D. d’Aiguebelle in Südfrankreich ein, um später an der Neugründung von Tibhirine mitzuwirken, was jedoch nicht gelang. So blieb er in Aiguebelle und legte hier am 1. Dezember 2007 die feierliche Profess ab. Am 1. Oktober 2011 wurde er zum Priester geweiht. Ende 2014 wurde er für dreieinhalb Jahre Hausgeistlicher der Trappistinnen des Priorates „Fons Pacis“ in Syrien. Nach seiner Rückkehr nach Europa war Dom Godefroy zunächst für einige Monate bei den Zisterziensern in Hauterive in der Schweiz, bevor er wieder nach Aiguebelle ging.

Im Januar 2020 wurde er zum Superior von Acey ernannt und am 25. März 2021 zum Abt gewählt. Er erhielt die Weihe zum Abt.

Am 11. August wurde Dom Godefroy in Acey zu Grabe getragen. Der General des Ordens der Zisterzienser der strengeren Observanz (OCSO), Dom Bernardus Peeters, sprach zu den Trauernden in der Abteikirche diese Worte (Ausschnitte: nicht autorisierte Übersetzung):

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Die Gemeinschaft von Tibhirine hatte ihn gelehrt, dass gute Unterscheidung durch dreifaches Zuhören gekennzeichnet ist: Hören auf das Wort, Hören auf die Brüder, Hören auf die Umstände. Versuchen wir heute, dasselbe zu tun, um herauszufinden, dass auch dieser Tod „in der Gabe enthalten ist“, wie Pater Christian de Cherge es ausdrückte. 

Wenn wir auf das Wort hören, erfahren wir heute diese geheimnisvollen Worte Jesu: „Amen, ich sage euch: Unter denen, die hier sind, werden einige den Tod nicht kennen, bis sie den Menschensohn in seinem Reich kommen sehen.“ (Mt 16,28). Ist es das Kommen Christi und seine bevorstehende Erwartung, wie es die ersten Christen erlebten? Spricht Er von seiner Verklärung, wie sie der Evangelist im nächsten Kapitel beschreibt? Oder ist es das dritte Kommen, das Kommen, das der heilige Bernhard erwähnt und bei dem der Herr sich herablässt, uns in unserer „Zwischenzeit“ zu unerwarteten Zeiten zu besuchen? (Adv. V, 1-3) 

Wenn wir diesem vom Licht des zisterziensischen Charismas erleuchteten Wort lauschen, können wir großen Trost empfinden. Wir sind berechtigt zu glauben, dass Dom Godfrey bereits vor seinem Tod die Herrlichkeit des Menschensohnes sah und erlebte. Das Kreuz auf sich zu nehmen, sich selbst zu verleugnen, bereitet uns darauf vor, hier und jetzt „die königliche Macht des Menschensohnes“ zu erfahren. Und diese königliche Macht ist nichts anderes als die des Dieners. Denn Jesus „kam nicht, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen“ (Mt 20,28). Wir wagen zu glauben, dass die gütigen Hände des barmherzigen Samariters Godfrey auferweckt haben, um ihn zu heilen und ihm einen Vorgeschmack auf die himmlische Gastfreundschaft zu geben. Das Hören auf dieses Wort hilft uns, diesen harten und unangenehmen Tod zu mildern. es öffnet die Tür des Glaubens. Ein Glaube, der uns versichert, dass wir, wenn wir fallen, in die Hände unseres lieben Herrn fallen. 

Der plötzliche und unpassende Tod ihres Vaters berührt diese Gemeinschaft der Brüder von Acey in ihrem konkreten Alltag. Es betrifft auch den Orden, es betrifft seine Freunde und seine Familie. Durch seinen Tod erstrahlt das Motto von Dom Godefroy: „Ich suche meine Brüder“. Es ist hart und unpassend, dass er ohne die physische Anwesenheit seiner Brüder so tragisch gestorben ist. Aber die brüderliche Bindung ist immer präsent, da wir unaufhörlich für unsere abwesenden Brüder beten. Trotz seiner Einsamkeit stirbt ein Mönch immer inmitten seiner Brüder. Diese offene Haltung gegenüber den Brüdern trägt dazu bei, die harte und unangenehme Seite dieses Todes zu mildern. Es öffnet uns die Tür des Vertrauens, des Vertrauens, dass wir alle, wenn wir fallen, in die Hände des Herrn fallen. 

Das klösterliche Leben von Dom Godefroy war geprägt vom Zeugnis der Brüder von Tibhirine. Diese fanden den Tod in den Bergen, hingerichtet: einige sagen „von den Brüdern des Berges“ anderen zufolge von den „Brüdern der Ebene“. Es ist der Berg, der den Tod von Dom Godefroy mit dem der Brüder von Tibhirine verbindet. Aber was sie noch stärker vereint als der Ort dieses unpassenden und schmerzhaften Todes, ist die Hingabe ihres Lebens in Einsamkeit und damit die Nachfolge ihres Meisters Jesus. „Wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es behalten“ (Mt 16,25). 

Wenn wir auf die Umstände hören, können wir auch hier Trost finden, indem wir das Wort Jesu lernen: „Wahrlich, ich sage euch: Einige von denen, die hier sind, werden nicht sterben, bis sie den Menschensohn als König kommen sehen“ (Mt 16,28). 

Es ist die Hoffnung, dass wir, wenn wir fallen, in die liebevollen Hände Gottes fallen. Wenn wir auf das Wort hören, auf die Brüder hören, auf die Umstände hören, versuchen wir zu erkennen, dass dieser Tod nicht nur hart und unpassend ist, sondern dass durch ihn das Feuer entspringt, in dem der Herr zu uns spricht, dass durch ihn das Feuer entsteht Erfahrung der königlichen Macht des Menschensohnes. 

So werden wir in der Lage sein, Glaube, Vertrauen und Hoffnung in ihrer Fülle für Dom Godfrey, aber auch für uns selbst, zu entdecken: Wenn wir fallen, fallen wir in die Hände Gottes. 

Um Weihnachten 1992 schrieben die Tibhirine-Brüder: „Vertrauen ist das Geschenk Gottes, um das wir in diesen dunklen Zeiten bitten müssen. Vertrauen ist der unermessliche Name, den die Liebe in dieser Welt hier unten annimmt, wenn Glaube und Hoffnung sich vereinen, um sie hervorzubringen.“

Foto – OCSO

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Trappistinnen-Portraits in der Kirche von Bocholt

Noch bis Oktober hängen große Bilder von Trappistennen des Priorats O.L.Vr. van Klaarland (Unsere liebe Frau von Klaarland) in der Sint-Laurentius-Kerk in Bocholt (Limburg, Belgien).

Die Fotos wurden von den Geschwistern Inge und Maryse Kuypers, den Inhaberinnen des Fotostudio Leyssen aus Bocholt aufgenommen. Mit ihren Porträts wollten die Fotografinnen die Betrachter in „andere Atmosphären“ führen.

Das Kloster der Trappistinnen befindet sich seit über 50 Jahren außerhalb des Ortes Lozen, einer Gemeinde, die zur Stadt Bocholt gehört. Die Fotografinnen beabsichtigten, endlich ihr Ansinnen, mehr über die Nonnen wissen zu wollen, in die Tat umsetzen. Außerdem wollten sie damit auch ihrer eigenen Nachwelt ein Beispiel ihrer vielfältigen Arbeiten hinterlassen.

So klingelten die Geschwister an der Klosterpforte und wurden begrüßt. … „Wir haben die Trappistinnen als selbstbewusste Frauen kennengelernt, die sich in die Welt einbringen und sich gleichzeitig von ihr distanzieren“, sagt Inge. „Obwohl sie ein zurückgezogenes Leben führen, wollten sie sich dem Fotoprojekt öffnen, um ihre Lebensentscheidung zu bezeugen.“ Doch bevor sie zum fotografieren kamen, lernten sie sich zunächst einmal gegenseitig kennen. Die beiden Foto-Profis hatten im Sinn, eine Ausstellung zu organisieren, die ausschließlich aus Portraits in Schwarz-Weiß bestehen sollte.

Jede der 13 Schwestern wird sowohl bescheiden, betend als auch in spontaner, entspannter Pose fotografiert. Sie sehen glücklich aus. Die Ausstellung wurde mit Bedacht konzipiert. Und so sieht, wer seit einigen Monaten die Sint-Laurentius-Kirche in Bocholt betritt, nur Gesichter mit gesenktem Blick. Man kann sich hinsetzen und die verschiedenen Aufnahmen der Trappisten-Schwestern auf sich wirken lassen. Doch beim Verlassen der Kirche lächeln die Schwestern den Betrachtern zu.

Trotz der schönen und aussagekräftigen Porträts wird mancher Kirchenbesucher die Bilder sonderbar finden und die Kirche mit gemischten Gefühlen wieder verlassen: sind das nicht jene Nonnen, die zurückgezogen und im Schweigen nur wenige Kilometer von hier entfernt leben und das Lob Gottes singen?

screenshot
expo Bocholt ©Studio Leyssen

Priorij Klaarland
Vosheuvelstraat 39
B 3950 Bocholt

www.priorijklaarland.be

Trappistinnen in Klaarland, Kapitelsaal. – screenshot

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Viele Berufungen bei indonesischen Trappisten

Das erste in Indonesien gegründete Trappistenkloster „Santa Maria Rawaseneng“ vermeldet am Fest Mariä Himmelfahrt, dass fünf ihrer Mönche die feierliche Profess abgelegt haben.

Das Kloster wurde 1953 von Mönchen der Abtei Koningshoeven (Tilburg, NL) auf der indonesischen Insel Java gegründet. Das Land war bis 1949 eine niederländische Kolonie. „Santa Maria Rawaseneng in Zentraljava gehört zu der Erzdiözese Semarang. 1978 wurde das Priorat in den Rang einer Abtei erhoben. Seit 1987 wurden von Rawaseneng vier weitere Klöster gegründet, wovon sich das vierte noch im Aufbau befindet.

Seit 1995 haben in dieser Abtei mehr als 65 Mönche die feierliche Profess abgelegt. Am diesjährigen Fest Mariä Himmelfahrt kamen fünf weiter Trappisten dazu: Bruder Bonifatius, Bruder Laurentius, Bruder Johannes Paul II., Bruder Romanus und Bruder Johannes XXIII.

Der Trappistenorden heißt offiziell „Orden der Zisterzienser von der strengen Observanz“ (OCSO) und unterscheidet sich vom Zisterzienserorden (OCist) vor allem dadurch, dass sie im allgemeinen keinerlei pastorale Tätigkeiten außerhalb ihres Klosters nachgehen. Während europäische Klöster des Ordens oft betonen, dass sie Zisterzienser seien und keine Trappisten, sind Mönche und Nonnen des Ordens in der früheren Dritten Welt stolz sich Trappisten nennen zu können.

Santa Maria Rawaseneng

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NEU „Maria Frieden“

Statt großer Abtei nun kleines Klösterchen: Maria Frieden in Steinfeld

Am 22. Juni 2022 verließen die Trappistinnen von Maria Frieden ihr geliebtes Kloster in Dahlem, um fortan im ehemaligen Kloster der Benediktinerinnen in Steinfeld zu beten, zu leben und zu arbeiten.

Im Ursprungskloster musste alles verpackt werden

Die Äbtissin der klein gewordenen Trappistinnen-Gemeinschaft, die 11 Schwestern umfasst – unter denen sich auch zwei ehemalige Eremitinnen befinden, die viele Jahrzehnte in einer „Klause am Bodensee“ lebten und nun wieder zurückgekehrt sind -, schreibt: „Inzwischen sind die Kisten ausgepackt und wir sind langsam vertraut mit den Räumlichkeiten.“

Als Abteikirche dient die Kapelle

Äbtissin Maria Gratia erinnert an die „zurückgezogene Lebensweise“ der Schwestern. Auch in der neuen Heimstatt in Steinfeld sei es „nicht vorgesehen“, Seelsorge zu betreiben oder Kurse zu geben. „Die Konstitutionen weisen auf die strenge Klausur und das Leben des Gebetes und der Stille hin.“ Ohne Zurückgezogenheit, so die Äbtissin, sei ein solches Leben nicht möglich.

Im Zentrum des Lebens der Trappistinnen von Maria Frieden stehen auch im neuen Kloster sieben Gebetszeiten, die Heilige Messe und die geistliche Lesung (Lectio divina).

Da das ehemalige Gästehaus der Benediktinerinnen, die vor einigen Jahren ein neues und altengerechtes Haus auf dem Bonner Venusberg bezogen haben, heute zum Gästebetrieb der „Werke der Salvatorianer gemeinnützige GmbH“ gehört, haben die Trappistinnen kein eigenes Gästehaus mehr. „Wer eine Weile hier wohnen will muss ausweichen“ und in der Nähe ein Zimmer buchen. Doch gibt es zwei Sprechzimmer für Besucher. Die Kapelle, wo auch das Offizium gesungen wird, ist frei zugänglich.

Bei ihrem Umzug von Dahlem nach Steinfeld erhielten die Schwestern viel Unterstützung durch Freunde, Verwandte und Bekannte. „Natürlich sind wir weiterhin dankbar für Spenden und Zuwendungen, denn es ist nicht leicht, mit Handarbeit den Lebensunterhalt zu verdienen und dabei mehrere pflegebedürftige Mitschwestern zu versorgen“.

Äbtissin Maria Gratia richtet ein „großes Dankeschön an alle, die uns auf diesem Weg begleitet haben und weiter begleiten werden!“

Glöcknerin
Chorgebet im neuen Chorgestühl

Die Trappistinnen sind dankbar, nach vielen Jahren wieder einen Pater aus dem eigenen Orden als Hausgeistlichen zu haben. P. Christian Keller ist nach Zwischenstationen in Mariawald und Koningshoeven Konventuale der belgischen Abtei Sint Sixtus (Westvleteren). Der aus dem Rheinland stammende Mönch wurde 2020 zum Priester geweiht.

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Glocken rufen zum Gebet

Die Glocken wollen uns daran erinnern,
dass nur Gott gut ist,
dass wir ihm gehören und
dass wir nicht für diese Welt leben.

Die Glocken rufen uns aus unseren Tätigkeiten
um uns daran zu erinnern,
dass alles vorübergeht und
dass dabei unsere Ängste keine Rolle spielen.

Die Glocken sind die Stimme unserer Allianz
mit dem Gott im Himmel.

Pater M. Louis, Trappist (Thomas Merton)

Glockenzeichen – Timadeuc, Trappist

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Von der Heiligen Messe

In der Messe, in der alles Gebet vollkommen wird, sprechen wir zu allen.

Manchmal sprechen wir zur Heiligen Dreifaltigkeit (Suscipe Sancta Trinitas)1,
manchmal zum Vater (Elevatis oculis ad Te Deum Patrem)2,
manchmal zu Jesus dem Wort,
manchmal zum Heiligen Geist (Veni Sanctificator)3,
manchmal zu den Heiligen im Himmel,
manchmal auch zu dem Volke rings um uns und
manchmal sogar zu uns selbst, sinnend
in der Gegenwart Gottes:
Quid retribuam Domino… calicem salutaris accipiam4.

Wenn wir nicht zu den Engeln sprechen (bis zu den Gebeten nach der Messe), so sprechen wir doch wenigstens zu Gott über die Engel, die als Seine Diener gegenwärtig sind und im Opfer eine aktive Rolle spielen. Und wir sprechen auch zu Ihm von den Heiligen und den frommen Seelen im Fegfeuer und vom Papst und vom Bischof und von allen unseren Freunden. Nichts könnte weniger privat sein als die Messe. Und doch ist sie zugleich auch vollkommene Einsamkeit.

(von fr. Louis in der Abtei Gethsemani am 15. März 1950;
in: Thomas Merton. Das Zeichen des Jonas. 1954)

1Suscipe, sancta Trinitas, hanc oblationem, quam tibi offerimus ob memoriam passionis, resurrectionis, et ascensionis Jesu Christi, Domini nostri, et in honorem beatæ Mariæ semper Virginis, et beati Joannis Baptistæ, et sanctorum apostolorum Petri et Pauli, et istorum et ominum sanctorum: ut illis proficiat ad honorem, nobis autem ad salutem: et illi pro nobis interecedere dignentur in cælis, quorum memoriam agimus in terris. Per eumdem Christum Dominum nostrum. Amen. – Heiliger Vater, allmächtiger ewiger Gott, nimm diese makellose Opfergabe gnädig an. Dir, meinem lebendigen, wahren Gott, bringe ich, Dein unwürdiger Diener, sie dar für meine unzähligen Sünden, Fehler und Nachlässigkeiten. Ich opfere sie auf für alle Umstehenden und alle Christgläubigen, für die Lebenden und Verstorbenen. Gib, daß sie mir und ihnen zum Heile gereichen für das ewige Leben. Amen

2Qui pridie quam pateretur, accepit panem in sanctas ac venerabiles manus suas, et elevatis oculis in cælum ad te Deum, Patrem suum omnipotentem, tibi gratias agens, benedixit, fregit, deditque discipulis suis, dicens. – Am Abend vor seinem Leiden nahm er das Brot in seine heiligen und ehrwürdigen Hände, erhob die Augen zum Himmel, zu dir, seinem Vater, dem allmächtigen Gott, sagte dir Lob und Dank, brach das Brot, reichte es seinen Jüngern und sprach:

3Veni, sanctificator, omnipotens æterne Deus: et benedic hoc sacrificium, tuo sancto nomini præparatum. – Komm, Heiligmacher, allmächtiger, ewiger Gott, und segne + dieses Opfer, das Deinem heiligen Namen bereitet ist.

4 – Quid retribuam Domino pro omnibus quae retribuit mihi? Calicem salutaris accipiam. – Womit kann ich dem Herrn vergelten für alles, was er mir Gutes getan hat? Den Kelch des Heils will ich nehmen.

Pater Louis (Thomas Merton) erhebt den Kelch während seiner ersten Zelebration des feierlichen Hochamtes (Konventamt) nach seiner Priesterweihe in der Trappistenabtei Unserer Lieben Frau von Gethsemani (Kentucky, USA) am 28. Mai 1949. – An dieser Stelle der heiligen Messe wird die Wandlung des Leibes und Blutes Christi vollzogen. – Foto von H.P. Littell über AP-Archive.

„Niemand kann zwei Herren dienen.
Dein Leben ist geprägt von dem Ziel,
für das du lebst.“

Thomas Merton

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Allerseelen im Trappistenkloster

Nach dem Segen schlängelt sich die Prozession der Mönche durch den Kreuzgang zum Friedhof. Ausnahmsweise dürfen die Gäste die Klausur betreten. An den Wänden die Kreuzwegstationen, eine Hinweistafel mit Informationen für die Gemeinschaft, gegenüber das Fenster einer Heiligen aus einer anderen Zeit.

Allen voran das Vortragekreuz, von zwei Kerzenträgern begleitet und von Weihrauchwolken umfangen. Draußen macht die Kälte das Antlitz der Brüder deutlicher. Der Nobelpreisträger Franҫois Mauriac schrieb, er habe in La Trappe 19-Jährige gesehen, „doch die Alten schienen so jung wie sie“. Ein schönes Bild, doch trifft es an diesem Morgen nicht zu. Manche Gesichter sind blass, gelblich und leidend. Ein junger Mönch friert, die Betagten gehen am Stock.

Dann segnet der Abt die Gräber. Psalmen-Gesang, Verbeugungen.
Es ist eine nüchterne Zeremonie, die bei Regen ausgefallen wäre. Keine Ehre dem Tod, keine Trauer, keine Träne für Verluste, die hier keine sind.

(Aus: Freddy Derwahl. Gottsucher. Was Menschen im Kloster suchen und finden)

Ehemalige Trappistenabtei Mariawald. Friedhof der Mönche.

Der Mönchspriester – Beter für das Volk

Das Priestertum, das Christus seiner Kirche geschenkt hat, ist eines, aber es verbindet sich mit vielfaltigen Charismen und vielfältigen Begabungen entsprechend der Vielfalt der Menschen, die in die Gemeinschaft mit Christus gerufen sind und seine Kirche bilden sollen. Heute geschieht es, dass das Sakrament des Priestertums sich begegnet mit dem Charisma des Mönchtums in seiner strengsten Form: mit der kontemplativen Hingabe an den Herrn in einem Leben des Gebetes und des Sinnens über das Göttliche. Unsere Vorstellung von Pastoral ist inzwischen so pragmatisch und auch so funktional geworden, dass wir uns eigentlich nur sehr schwer vorstellen können, wie dies zusammengehen solle: ein Hirte zu sein für die Menschen vom Herrn her und zugleich ein Mensch der Hingabe, des Schweigens, im Heraustreten aus den Aktivitäten dieser Welt, in der betenden Zugewandtheit zum lebendigen Gott. Dennoch gehört beides zueinander, und gerade wenn wir auf dieses Miteinander sehen, werden wir vor einer Vereinseitigung dessen bewahrt, was Priester-Sein heißt und verstehen es tiefer. Wir können dieses Miteinander recht begreifen, wenn wir auf den Kern hingehen, der sich dann in vielfältiger Weise der Verwirklichung öffnet.

Dies zu verstehen, hat mir geholfen und hilft mir immer wieder ein Wort, das die Kirche in der zweiten Vesper für heilige Hirten im Anschluss an Texte des Alten Testamentes geformt hat. Da heißt es: »Hic est fratrum amator qui multum orat pro populo suo: Dies ist der Freund der Brüder, der große Beter für das Volk.«

Hier die ganze Predigt von
Kardinal Joseph Ratzinger
am 15. September 1991.

Friedhof der Mönche in Mariawald

Die Abtei Mariawald
wurde auf Anordnung des Vatikan vom Orden aufgehoben.
Es bleibt die Erinnerung –
und die Hoffnung auf andere Zeiten.

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Ich fand Mariawald – das Eifelkloster der Trappisten.

„SWR Retro – Der Südwesten damals“
stellt ein bestaunenswerte Filmdokument
zur Verfügung.

Ein schwarz-weiß-Fernsehfilm,
der in der Karwoche des Jahres 1959
vom Südwestfunk ausgestrahlt wurde.

Abt des Trappisten-Klosters Mariawald
war Christophorus Elsen (von 1946-1961).

https://www.ardmediathek.de/video/swr-retro-der-suedwesten-damals/trappisten-kloster-mariawald/swrfernsehen-de/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE1MDU1MDI/

Bildschirmfoto

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