Fürchtet Gott und sein gerechtes Gericht!
(Caterina von Siena schreibt an Kardinäle und Bischöfe:)
Kehrt um, kehrt um und wartet nicht auf die Rute der Gerechtigkeit, denn der Hand Gottes können wir nicht entrinnen! Wir sind in seiner Hand, entweder für die Gerechtigkeit oder für die Barmherzigkeit. Und es ist besser für uns, unsere Schuld zu bekennen und in die Hand der Barmherzigkeit zu fallen, als in der Sünde zu verharren und in die Hand der Gerechtigkeit zu stürzen – denn unsere Sünden bleiben nicht ungestraft. Vor allem jene nicht, die gegen die heilige Kirche begangen werden. Ich aber will mich gerne verpflichten, Euch unter Tränen und in beständigem Gebet vor Gott hinzutragen und zusammen mit Euch die Buße auf mich zu nehmen, sofern Ihr nur zum Vater zurückkehren wollt, der Euch als wahrer Vater erwartet mit den geöffneten Flügeln der Barmherzigkeit.
O weh, o weh, flieht doch nicht diese Barmherzigkeit und weicht ihr nicht aus, sondern nehmt sie demütig an und glaubt nicht heimtückischen Ratgebern, die Euch dem Tod überliefert haben!
O weh!
Liebe Brüder – ja, liebe Brüder und Väter werdet Ihr mir wieder sein, wenn Ihr zur Wahrheit zurückfindet – widersteht doch nicht länger den Tränen und dem Angstschweiß, den die Diener Gottes Euretwegen vergießen, so daß Ihr Euch vom Kopf bis zu den Füßen darin baden könntet. Aber wenn Ihr dieses süße, angstvolle und schmerzliche Verlangen, das sie um Euch erleiden, zurückweist, wird Euch eine noch viel härtere Strafe zuteil werden.
Fürchtet Gott und sein gerechtes Gericht!
Ich hoffe, daß seine unendliche Güte an Euch das Verlangen seiner Diener erfüllen wird .
(Caterina von Siena. An die Männer der Kirche II; Kleinhain 2005)
+