Festtag der heiligen Therese vom Kinde Jesu – 3. Oktober

Die Patronin der Missionen trug in ihrem Ordensnamen den Zusatz:
„vom Kinde Jesu und vom heiligsten Antlitz“.

Dieses heilige Antlitz Jesu hat sie selbst gemalt und auf einem Stück Wolle befestigt; es ist ca. 25 cm hoch.

 

In der Selbstbiographie Thereses, der „Geschichte einer Seele„, findet sich der folgende Eintrag am 12. August 1895:

„Lobgesang auf das heilige Antlitz“

Dein Antlitz, Herr, gibt mir hienieden
Auf allen Lebenswegen Licht.
Ich schöpfe wahren Himmelsfrieden
Aus deinem milden Angesicht.
O, wie dein Aug’ vor Wonne leuchtet!
Mit Tränen ist es noch geziert.
Ich lächle, ob mein Aug’ sich feuchtet,
Das sich in deinen Schmerz verliert.

Zu trösten dich, will ich allein,
Von allen unbekannt, gern leben.
Die gut verhüllte Schönheit dein
Ließ mich den dichten Schleier heben.
Ich sehne mich, bei dir zu sein.

Dein Antlitz ist mein Reich der Wonne;
Mein Vaterland in ihm ich schau’.
Es ist die milde Tagessonne,
Die schöne, blumenreiche Au,
Die Lilie im Tränentale
Mit dem geheimnisvollen Duft,
Voll Trost für mich so viele Male,
Der mich umgibt mit Friedensluft.

Es ist die wonnigliche Ruh’,
Die Harfe, reich an Lust und Klage.
Und deine Züge, mein Erlöser du,
Sind Myrrhensträußlein, die ich trage
An meiner Brust dir einstens zu.

Der einz’ge Reichtum hier auf Erden
Soll mir, o Herr, dein Antlitz sein.
Darin, um ähnlich dir zu werden,
Such’ Schutz und Hilfe ich allein.

Den Gottestempel deiner Züge,
So mild, den präge mir ins Herz.
Dann würde heilig ich und trüge
Dir viele Seelen himmelswärts.

So könnte bieten ich zur Stund’
Dir, Herr, der Ernte gold’nen Hügel.
Entflamme mich aus Herzensgrund!
Es drückt’ der ew’gen Liebe Siegel
Schon bald mir auf dein heil’ger Mund.

(Quelle: Die ehrwürdige Theresia vom Kinde Jesu, Geschichte einer Seele von ihr selbst geschrieben, 4. Aufl., Kirnach-Villingen (Baden) 1922, 375 f.)

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Marie-Françoise Martin (2.1.1873-30.9.1897) – 3. Oktober

Thérèse vom Kinde Jesus und dem heiligen Antlitz, (auch: T. von Lisieux), Karmelitin.

So schnell die Zeit vergeht,
so schnell vergeht das Leben,
und näher kommt der Tod
mit jedem Stundenschlag.
Zu lieben, dich mein Gott,
hast du mir nur gegeben
den heutigen Tag!

Muss ich im Dunkeln gehen
auf unbekannten Wegen,
sollt ich da fürchten mich
vor dem, was kommen mag?
Bewahre rein mein Herz,
und schenk mir deinen Segen
am heutigen Tag!

Wenn ich an morgen denk‘ ,
dann fürcht‘ ich mein Versagen,
und schon erahnt mein Herz
Verdruss und Schicksalsschlag;
doch will ich, Herr, für dich
gern, Leid und Prüfung tragen
am heutigen Tag!

Aus meinem Herzen wird
dich keine Angst vertreiben,
und nie wird schrecken mich,
was finstre Macht vermag,
ach, lass mich nur, o Herr,
in deinem Herzen bleiben
am heutigen Tag!

(1. Juni 1894)

Die Novizin Therese

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Heilige Therese vom Kinde Jesu und vom Heiligsten Antlitz – 3. Oktober

Therese von Lisieux. Ihr Ordensname lautet
„Thérèse de l’enfant Jesus“ (Therese vom Kinde Jesus);
sie selbst gab ihrem Ordensnamen später noch den Zusatz
„et de la Sainte Face“ (und vom Heiligen Antlitz).

Therese vom Kinde Jesu und vom Heiligsten Antlitz
Therese vom Kinde Jesu und vom Heiligsten Antlitz

Ihre Weihe an das Heilige Antlitz

O anbetungswürdiges Antlitz Jesu!
Da Du geruhtest, gerade unsere Seelen zu erwählen, um Dich ihnen zu schenken, kommen wir, sie Dir zu weihen. Wir vermeinen zu hören, wie Du, o Jesus, zu uns sprichst: „Tut Mir auf, meine Schwestern, meine vielgeliebten Bräute, denn mein Antlitz ist bedeckt mit Tau und meine Haare vom Sprühtau der Nacht.“
Unsere Seelen verstehen Deine Sprache der Liebe; wir wollen Dein sanftes Antlitz trocknen und Dich trösten, wenn die Bösen Dich vergessen. Ihren Augen bist Du noch wie verhüllt. Du bist verachtet, sie schätzen Dich nicht.

O Antlitz, schöner als die Lilien und Rosen des Frühlings!
Unseren Augen bis Du nicht verborgen. Die Tränen, die Deinen göttlichen Blick verschleiern, scheinen uns kostbare Diamanten, die wir sammeln wollen, um mit ihrem unendlichen Wert die Seelen unserer Brüder zu erkaufen. Aus Deinem verehrungswürdigen Mund haben wir die Liebesklage vernommen. Wir haben begriffen: Der Durst, der Dich verzehrt, ist ein Durst nach Liebe, und um ihn zu stillen, möchten wir unendliche Liebe besitzen.

Vielgeliebter Bräutigam unserer Seelen!
Hätten wir die Liebe aller Herzen, so wäre all diese Liebe für Dich. Wohlan, schenke uns diese Liebe und komm. Deinen Durst zu stillen in Deinen kleinen Bräuten.

Seelen, Herr, wir brauchen Seelen!
Vor allem Apostel- und Märtyrerseelen, damit wir durch sie die Menge der armen Sünder mit Deiner Liebe entflammen. O anbetungswürdiges Antlitz, wir können diese Gnade von Dir erlangen! Unsere Verbannung an den Flüssen Babylons vergessend, singen wir Deinen Ohren die süßesten Melodien. Und wir singen unsere Lieder nicht auf fremder Erde, weil Du die wahre, die einzige Heimat unserer Seelen bist.

O geliebtes Antlitz Jesu!
In Erwartung des Tages der Ewigkeit, an dem wir Deine unendliche Glorie schauen werden, ist unser einziger Wunsch, Deine göttlichen Augen zu erfreuen, indem auch wir unser Gesicht verbergen, dass hienieden niemand uns kenne.

Dein verschleierter Blick ist unser Himmel, o Jesus!

Therese im Klostergarten von Lisieux, Juli 1896
Therese im Klostergarten von Lisieux, Juli 1896