Meine Hände, Herr, haben getan, was sie nicht durften, und deine Hände wurden statt meiner, deine Füße statt meiner mit Nägeln durchbohrt.
Ich habe angesehen und angehört, was ich nicht ansehen und anhören durfte, und deine Augen und deine Ohren wurden im Sterben blind und taub.
Deine Seite wurde mit der Lanze des Soldaten geöffnet, damit durch deine Wunde aus meinem unreinen Herzen alles herausfließt, was ein böses Geschwür darin über lange Jahre entzündet und zersetzt hat. (Ps 79,17 (vom Weinberg): „… die ihn verbrannten und zerstörten, sollen zugrunde gehen.“)
Du bist schließlich gestorben, damit ich leben kann, du wurdest begraben, damit ich auferstehen kann.
Dies ist dein zärtlicher Kuß für deine Braut, dies ist die liebevolle Umarmung für deine Liebste. Wehe denen, die diesen Kuß nicht bekommen haben. Wehe denen, die aus dieser Umarmung herausfallen.
Diesen Kuß empfing am Kreuz der Schächer, weil er seine Schuld eingestanden und Jesus bekannt hatte. (Lk 23,43)
Diesen Kuß empfing Petrus, als der Herr sich nach der Verleugnung nach ihm umsah und er hinausging und bitterlich weinte. (Lk 22,62)
Und in diesem Kuß wurden sehr viele von denen mit dir vereinigt, die dich erst kreuzigten, sich nach deinem Leiden aber zu dir bekehrten.
In dieser Umarmung jubelte Maria Magdalena, einst von sieben bösen Geistern besessen. (Lk 9,2)
Und aus dieser Umarmung fiel der böse Jünger, der Verrat verübte. (Mt 26,48)
Mit dieser Umarmung hast du die Zöllner und Sünder an dich gedrückt, mit denen du Mahl gehalten und Freundschaft geschlossen hast, auch Rahab, die bekehrte Dirne (Ps 86,4; Hebr 11,31), Babylon, als es dich anerkannte (Ps 86,4), viele Fremdlinge, Tyrus (Ps 86,4; Ez 27,12-27) und die schwarzen Äthiopier (Jer 13,23; Act 8,27-38, wohl auch Ps 86,4).
Wilhelm von St. Thierry, 8. Meditation, 5.
+