Über Abtötung

„Die Abtötungen dienen uns auch als Sühne für unsere Schuld in diesem Leben. Derjenige, der Gott beleidigt hat, muss, selbst wenn seine Schuld vergeben ist, immer noch die zeitliche Strafe erfüllen, und wenn er sie in diesem Leben nicht erfüllt, wird er es tun muss es im Fegefeuer befriedigen, wo die Strafen viel größer sein werden.“

(Heiliger Alfons Maria de Ligurio)

Ich weiß, wo du wohnst: wo der Thron Satans ist …
Tue Buße …

Dies spricht der Sohn Gottes,
der Augen hat wie Feuerflammen,
und dessen Füße wie Glüherz sind:
Ich kenne deine Werke und deinen Glauben,
und deine Liebe und deine Dienstleistung, und deine Geduld,
und dass deine letzten Werke mehr sind als die ersten.

Aber ich habe etwas Weniges wider dich:
dass du dem Weibe Jezabel,
die sich selbst für eine Prophetin ausgibt,
gestattest zu lehren und meine Knechte zu verführen,
Unzucht zu treiben und von Götzenopfern zu essen.

Ich habe ihr Frist gegeben, dass sie Buße tue;
aber sie will sich nicht bekehren von ihrer Unzucht.

Siehe, ich werde sie auf das Krankenbett werfen,
und die mit ihr ehebrechen, werden in sehr großer Drangsal sein,
wenn sie sich nicht bekehren von ihren Werken.

Und ihre Kinder werde ich durch Todesgericht töten,
alle … sollen erkennen, dass ich es bin, der Herz und Nieren erforscht,
und ich werde einen jeden von euch nach seinen Werken vergelten.

Euch aber sage ich,
den übrigen in Thyatira, allen, die nicht
an dieser Lehre halten
und die Tiefen des Satans, wie sie sagen,
nicht erkannt haben:
Euch werde ich keine andere Last auferlegen;
jedoch was ihr habt, das bewahret, bis ich komme.

(Offb 2, 13, 16, 18-25)

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Im Anfang war das Herz

Im Anfang war das Herz,
und das Herz war Gott,
und Gott war das Herz,
und das Herz gebar das gute Wort.
Durch des Herzens Wort strahlte Licht, wurde Welt.

Und das Wort ist Fleisch geworden, Menschenherz,
aus dem Geist und der Braut.
In sanfter Demut hat es unter uns gewohnt
und sich einer Söldnerlanze dargeboten.
Die hat es aufgerissen;
sogleich entsprangen Blut und Wasser.
Sturzflut des Erbarmens und der Gnade,
Strom des Friedens…

O schaut hinein in den Durchbohrten!
Schaut, ihr Durchbohrenden, in Seine Tiefe!
Seht das Herz vom Herzen!
Rührt es an!
Tretet ein, die ihr’s geöffnet habt!

Im Anfang war das Herz.
Am Ende bleibt das Herz,
dessen Reich allein kein Ende nimmt,
tiefste Mitte der Dreieinigkeit,
Quelle allen Lebens und sein Ziel.

Schatzhaus, unerschöpflich schenkend,
Heimat, unermüdlich harrend,
Büßern Balsam,
Frommen Freude,
Mitdurchbohrten aber flammendes Geheimnis
des Geistes der Braut.

(Aus: Oda Schneider, Am Anfang war das Herz. Vom Geheimnis des Karmel, Otto Müller Verlag 1951)

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Ich will euch am Kreuz Christi lesen lehren!

„Ich will euch am Kreuz Christi lesen lehren:
Schaut hin und leset:
Was leset ihr?
Was steht geschrieben?
Es steht geschrieben die Liebe Christi gegen die Welt.
Er hat mich geliebt und sich für mich hingegeben.
Er hat sich erniedrigt unter alle,
der Reinste ward den Sündern gleich geachtet,
der Seligste schmachtete in den größten Leiden,
der Unsterbliche starb am Kreuz.
Betet an und danket und liebet entgegen.“

Bischof Johann Michael Sailer (1751-1832)

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Nutzen und Weisheit des Glaubens

Das erste, was einem Christen nötig ist, das ist der Glaube, ohne den niemand ein „Christgläubiger“ genannt werden kann.

Der Glaube aber bringt dem Menschen einen vierfachen Nutzen.

Erstens eine Verbindung mit Gott. Denn durch den Glauben geht die christliche Seele mit Gott gleichsam einen Ehebund ein: „Ich verlobe mich mit Dir im Glauben“ (Osee 2,20)
Daher muß der Mensch, wenn er getauft wird, zuerst den Glauben bekennen, indem er gefragt wird: Glaubst Du an Gott? Denn die Taufe ist vorab das Sakrament des Glaubens. Deshalb sagt auch der Herr: „Wer glaubt und sich taufen läßt, wird selig“ (Mc 16,16); denn die Taufe ohne den Glauben nützt nichts. Und daher muß man wohl beherzigen, daß keiner Gott genehm ist ohne den Glauben. „Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen.“ (Hebr 11,6)
Und in diesem Sinne bemerkt auch Augustinus über jene Stelle Röm 14,23: „Alles, was nicht aus dem Glauben ist, ist Sünde“, „wo die Anerkennung der ewigen und unveränderlichen Wahrheit fehlt, ist die Tugend eine falsche, auch bei den besten Sitten.“

Zweitens einen Anfang des ewigen Lebens. Denn das ewige Leben besteht in nichts anderem als in der Erkenntnis Gottes; denn so sagt der Herr: „Das ist das ewige Leben, daß sie Dich, den einen, wahren Gott erkennen.“ (Jo 17,3)
Diese Erkenntnis Gottes aber nimmt hier ihren Anfang durch den Glauben und wird vollendet im zukünftigen Leben, in welchem wir ihn dann erkennen, wie er ist. Daher heißt es auch, daß der Glaube die Unterlage der zu hoffenden Dinge sei (vgl. Hebr 11,1). Niemand also kann zur Seligkeit gelangen, die gerade in der vollendeten Erkenntnis Gottes besteht, wenn er ihn nicht zuerst erkennt durch den Glauben. „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ (Jo 20,29)

Drittens die Regelung des gegenwärtigen Lebens. Denn damit der Mensch recht lebe, ist es notwendig, daß er wisse, was zu einem guten Leben erforderlich ist; müßte er aber dies alles sich durch eigenes Nachdenken aneignen, so würde er dazu entweder gar nicht gelangen oder doch nur sehr spät.
Der Glaube dagegen gibt über alles Aufschluß, was man wissen muß, um recht leben zu können. Er lehrt, daß ein Gott existiert, der ein Belohner der Guten, ein Bestrafer der Bösen ist; daß es ein anderes Leben gibt und dergleichen mehr, wodurch wir wirksam zum Guten angetrieben, vom Bösen abgeschreckt werden. Daher heißt es: „Mein Gerechter lebt aus dem Glauben.“ (Hab 2,4)
Und es wird dies erst recht klar, wenn man beobachtet, wie vor der Ankunft Christi keiner von allen Philosophen mit seinem eigenen Nachdenken auch nur so viel von Gott und was zum ewigen Leben nötig ist, wußte, als nach der Ankunft Christi ein einziges altes Mütterchen durch den Glauben. Daher sagt der Prophet: „Erfüllt ist die Erde von der Weisheit des Herrn.“ (Is 11,9)

Viertens die Überwindung der Versuchungen. „Die Heiligen haben durch den Glauben Mächte überwunden.“ (Hebr 11,33)
Es erhellt dies daraus: eine jede Versuchung ist entweder vom Teufel, oder von der Welt, oder vom Fleisch. Der Teufel versucht, daß man Gott nicht gehorche, noch ihm sich unterwerfe; diese Versuchung aber wird durch den Glauben besiegt, denn durch ihn erkennen wir, daß Gott der Herr von allem ist und man vor allem ihm gehorchen muß. Darum sagt der Apostel: „Euer Widersacher, der Teufel, geht umher …, suchend, wen er verschlinge. Widerstehet ihm tapfer im Glauben!“ (1 Petr 5,8)
Die Welt versucht durch Anlocken, mit Glück und Abschrecken mit Unglück. Aber auch sie besiegen wir durch den Glauben, indem dieser uns ein anderes, besseres Leben vorhält. Im Hinblick auf dieses verachten wir dann die Güter der Welt und fürchten nicht ihre übel. Darum sagt wieder der Apostel: „Das ist der Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube.“ (1 Jo 5,4) Und zwar auch noch dadurch, daß er uns noch andere, größere übel vorstellt, nämlich die der Hölle. Das Fleisch endlich versucht den Menschen, indem es ihn hinzieht zu den augenblicklichen Lüsten dieses Lebens. Aber der Glaube zeigt uns, daß wir durch diese, wenn wir ihnen unerlaubt nachhängen, die ewigen Freuden verlieren. So verhilft auch hier der Glaube zum Sieg über die Versuchung. Und mit Recht ermahnt uns darum die Schrift: „In allem nehmet den Glauben zum Schilde.“ (Eph 6,16)

So bringt also der Glaube mannigfachen Nutzen.

(Aus: Thomas von Aquin, Nutzen und Weisheit des Glaubens, Einleitung der Expo sitio Symboli Apostolorum (Opusculum XVI) nach dem „Katechismus des heiligen Kirchenlehrers Thomas von Aquin“, Kirchen/Sieg 1971, S. 16f)

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Dein Wille – niedere Seelenkräfte und andere Feinde

Von dem Verhalten, wenn der Wille scheinbar von den niederen Seelenkräften und anderen Feinden überwunden und unterdrückt ist.

Wenn es dir zuweilen scheint, der höhere Wille vermöge nichts wider den niederen und wider seine Feinde, weil du in dir kein wirksames Wollen verspürst, dann harre dennoch ruhig aus und gib den Kampf nicht auf! Du darfst dich nämlich nicht für überwunden halten, solange du dir nicht klar bewußt bist, daß du wirklich nachgegeben hast.

Gleichwie unser höherer Wille der niederen Triebe nicht bedarf, um seine eigenen Akte zu setzen, so kann er auch niemals, trotz heftiger Angriffe, ohne seine Zustimmung gezwungen werden, sich ihnen als besiegt zu ergeben. Gott hat ja unseren Willen mit Freiheit und einer solchen Energie ausgestattet, daß — mögen sich auch alle sinnlichen Triebe, alle Teufel und die ganze Welt miteinander gegen ihn verschwören und rüsten, um ihn mit aller Macht anzugreifen und zu bedrängen — er trotz ihrer Anfeindungen vollkommen frei das wollen und nicht wollen kann, was er will oder nicht will, und zwar sooft und solange (und in solcher Weise) und in der Absicht, wie es ihm beliebt.

Sollten dich bisweilen jene Feinde mit solcher Heftigkeit anfallen und dir so zusetzen, daß deinem Willen, gleichsam wie erstickt, der Atem vergeht: Laß den Mut nicht sinken und wirf die Waffen nicht zu Boden! Bediene dich in diesem Falle deiner Zunge zur Verteidigung und sprich: „Ich gebe nicht nach! Ich will nichts mit dir zu tun haben!“ Mache es wie ein Krieger, der wenigstens mit dem Schwertknauf zuschlägt, wenn der Feind ihm auf dem Nacken sitzt und er ihn nicht mit des Schwertes Spitze zu treffen vermag.

Und wie er dann, um den Feind mit der Spitze töten zu können, zurückspringt, so ziehe dich auf deine Selbsterkenntnis zurück: daß du nichts bist und nichts vermagst. Und im Vertrauen auf Gott, der alles vermag, versetze der feindlichen Leidenschaft mit den Worten einen Hieb: „Hilf mir, Herr! Hilf mir, o Gott! Helft mir, Jesus und Maria, damit ich ihr nicht nachgebe.

Läßt der Feind dir Zeit, dann kannst du der Schwäche deines Willens zu Hilfe kommen, indem du dir verschiedene Gedanken vor die Seele führst, aus deren Betrachtung der Wille wieder Atem und Kraft wider seine Feinde schöpfen kann.

Du wirst zum Beispiel durch irgendeine Versuchung oder eine sonstige Drangsal in einer Weise von der Ungeduld bestürmt, daß dein Wille kaum zu widerstehen vermag; da kannst du ihn stärken, indem du in deinem Geiste folgende oder ähnliche Gedanken erwägst:

Erstens: Prüfe dich, ob du das Übel, das du leiden mußt, vielleicht verdienst, weil du selbst dazu den Anlaß gegeben hast. Hast du es verdient, dann mußt du eben das Harte und Unangenehme, das du dir selber zugefügt hast, wie es die Gerechtigkeit verlangt, auch geduldig in Kauf nehmen.

Zweitens: Hast du keine Schuld daran, dann denke einmal an andere Fehltritte, für die dich Gott noch nicht gestraft hat und für die du nicht genügend Buße getan hast. Erkennst du dann, daß Gottes Barmherzigkeit die Strafe, welche entweder die ewige oder die zeitliche im Fegfeuer wäre, in eine unbedeutende in diesem Leben umwandelt, so mußt du diese Strafe nicht nur gerne, sondern auch dankbar hinnehmen.

Drittens: Sollte es dir scheinen, als hättest du zuviel Buße getan und die göttliche Majestät nur ein wenig beleidigt, was du dir aber durchaus nicht einbilden darfst, so bedenke, daß man nur durch die enge Pforte der Trübsale ins Himmelreich eingeht.

Viertens: Selbst wenn du auf einem anderen Weg dahin gelangen könntest, so dürftest du schon um des Gesetzes der Liebe willen nicht einmal daran denken, da doch der Sohn Gottes und all seine geliebten Freunde nur durch Dornen und Kreuze in das Himmelreich eingegangen sind.

Fünftens: Du mußt dir bei dieser und jeder anderen Gelegenheit vor allem den Willen Gottes vor Augen halten, der bei der Liebe, die er zu dir hegt, ein überaus großes Wohlgefallen an jedem Werk der Tugend und Abtötung hat, das du, um seine Liebe zu erwidern, als treuer und hochherziger Streiter vollbringst. Sei auch überzeugt, daß, je unsinniger diese Unbill an sich ist und je unangemessener vonseiten desjenigen, der sie dir zufügt, und je lästiger und schwerer es dir daher fällt, sie zu ertragen, du desto angenehmer dem Herrn sein wirst, wenn du selbst in solchen Dingen, die außer der Ordnung scheinen und dir daher umso bitterer sind, den göttlichen Willen und die Pläne seiner Vorsehung erkennst und liebst, die jedes Ereignis – so widersinnig es scheinen mag — zu einem guten und äußerst vollkommenen Ende zu ordnen und zu lenken weiß.

(aus: Lorenzo Scupoli. Der geistliche Kampf, 14)

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Das wahre Gesetz der Liebe …

Die heilige Klarissin Camilla Battista von Varano (1458-1524) ist eine Lehrmeisterin des geistlichen Lebens. Sie liebte das göttliche Herz Jesu über alles. In ihrer Abhandlung über die Reinheit des Herzens schreibt sie die starken, törichten, uns heutigen fast unverständlichen Worte:

„Das Gesetz der Liebe führt die Seele zu einem Verlangen, das von der Welt als Verrücktheit angesehen wird, wenn die Seele mit wahrer und inniger Zuneigung ruft: Mein lieber Gott, warum bestrafst du mich nicht, warum erträgst du meine Sünden? Schick mich in die Hölle, die ich verdiene, damit ich dich dort liebe.“

 

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