Ad VIGILIAS – Zu den NACHTWACHEN

Trappistenmönche huschen durch den Kreuzgang. In der Kirche machen sie eine tiefe Verneigung vor dem Allerheiligsten und begeben sich zu ihren Stallen, ihrem Platz im Mönchs-Chor. Sie knien nieder. Stille. Die Kirche ist nur schwach beleuchtet, es ist kurz nach zwei Uhr. Die Turmglocke gibt dem Glöckner die Zeit an; er zieht am Glockenseil – alle erheben sich.

Der erste Gesang der Nacht und des neuen Tages ist eine Marianische Antiphon, ein Überbleibsel des „Officium parvum B.M.V.“, des „Marianischen Offiziums“.

Der erste Gesang der Nacht ist der intensivste, dichteste Gesang der Trappisten: noch müde und verschlafen erheben sie ihre Stimmen: klagend, hoffend, eindringlich; begrüßend und ehrend Maria, die Gottesmutter.

O admirabile commercium *
Creator generis humani,
animatum corpus sumens,
de Virgine nasci dignatus est:
et procedens homo sine semine,
largitus est nobis suam Deitatem.
+
V. Speciosa facta es, et suavis.
R. In deliciis tuis, sancta Dei Genitrix.
+
Oremus.
Concede nos famulos tuos, quaesumus, Domine Deus, perpetua mentis et corporis sanitate gaudere: et gloriosa beatae Mariae semper Virginis intercessione, a praesenti librari tristitia, et aeterna perfrui laetitia. Per Christum Dominum nostrum .
R. Amen.
+
Dulce nomen Domini nostri Jesu Christi et beatissimae Matris Ejus sit benedictum in saecula saeculorum.

o-admirabile-mw

O wunderbarer Tausch: *
der Schöpfer des Menschengeschlechtes wollte,
einen beseelten Leib annehmend,
von einer Jungfrau geboren werden,
und ohne Samen als Mensch hervorgehend,
hat er uns seine Gottheit geschenkt.
+
V. Schön bist du und hold in deinem Liebreiz.
R. Heilige Gottesmutter.
+
Lasset uns beten.
Wir bitten Dich, Herr, unser Gott, dass wir deine Diener, uns beständiger Gesundheit des Leibes und der Seele erfreuen, und daß wir durch die glorreiche Fürsprache der seligen, allzeit reinen Jungfrau Maria, von der Trübsal dieser Zeit befreit werden und die ewige Freude genießen dürfen. Durch unseren Herrn Jesus Christus. Amen
+
Die liebreichen Namen unseres Herrn Jesus Christus und Seiner allerseligsten Mutter sollen gepriesen sein in alle Ewigkeit. Amen.

 

Von der Art und Weise zu gehen, und vom Eintreten in die Kirche

1. Es ziemt sich, mit höchster Eile zum „Opus Dei“ (Gottesdienst) zu kommen: Dennoch sollen wir überall demütig einhergehen, den Kopf ein wenig geneigt, den Blick auf den Boden gerichtet, die Hände und die Ärmel der Kukulle zu den Seiten herabhängend, vor allem dann, wenn die Gemeinschaft zusammen ist und in der Kirche. Denn wenn wir außerhalb der Gemeinschaft im Kreuzgang oder andernorts umhergehen, halten wir die Hände in den Ärmeln der Kukulle oder unter dem Skapulier unterhalb des Gürtels so, dass sie gefaltet sind. Niemand jedoch, nur der Abt oder ein anderer Oberer, der der Gemeinschaft vorsteht, geht in der Mitte des Kreuzgangs.

2. [Haben] wir die Kukulle fertig [angezogen], treten wir mit entblößtem Haupt in die Kirche ein; und sooft wir vor einem Altar vorübergehen (dessen Altarschranken nicht geschlossen sind), verneigen wir uns. Zu welchem Stundengebet wir auch kommen (ausgenommen die Terz an Sonntagen), besprengen wir unsere Stirn mit Weihwasser.

3. In den Chor treten wir  von oben ein (das heißt: zwischen der Presbyteriumsstufe und den Chorstallen), wenn das Offizium im unteren Teil gefeiert wird; und dann dürfen im unteren Teil nur Abt und Prior eintreten, oder, wenn sie abwesend sind, die Älteren, die dort bei ihnen stehen. Ähnlich ist es, wenn die Vorsteher im oberen Teil stehen, denn dann treten die anderen von unten her ein.

4. Wenn andere daherkommen und man sich begegnet, grüßen sich beide, das heißt, sie verneigen sich mit unbedecktem Haupt. Vor dem Abt jedoch, der die Abtsstalle besetzt, und vor niemand anderem, treten die entgegenkommenden zur Seite, wenden sich ihm zur Gänze zu und verneigen sich tief. Dieser ehrfürchtige Gruß unterbleibt jedoch zu nächtlicher Zeit, sowie auch während der Arbeit, im Dormitorium (Schlafsaal), im Refektorium; auch in der Kirche wird nur der Abt gegrüßt.

5. Vor dem Abt nämlich, der in den Chor in die Abtsstalle eintritt, verneigt sich der erste eines jeden Chores, sowohl der Mönche als auch der Novizen, die ihm dann am nächsten stehen; und wenn noch andere Vorsteher kommen, verneigen sie sich trotzdem vor ihnen. Ähnlich verneigen sich jene, die vor jenem in der Stalle stehenden [Oberen] vorübergehen.

(Rituale cisterciense (1892), Buch 1, Kap. 5)

Timadeuc, Trappist, Kukulle, Glockenzeichen
Timadeuc, Trappist, Kukulle, Glockenzeichen