Reuegebet

Herr Jesus Christus, mein Gott, wie urteilst Du?
Du gibst mir eine Frist zur Bekehrung. Unverdient ob meiner Lauheit.
Doch ich will in Demut Deine väterliche gütige Hand ergreifen.
Die Gnade nicht zurückweisen. Zurückkehren; wie ein verlorener Sohn.
Führe mich auf den Weg – zu Dir!

Ja, Herr Jesus, wenn Du willst kannst Du mich rein machen. Du kannst mir Leben schenken; selbst dann, wenn ich es nicht verdient habe, wenn ich mein eigenes Leben verwirkt haben sollte. Du bist der Gütige und Barmherzige. Du löschst einen glimmenden Docht nicht aus. Du willst die gefallenen und die Sünder retten, sie berufen in Dein Reich. Herr, rette mich und führe mich zu Dir, – dereinst, aber auch schon in diesem Leben!

Herr Jesus Christus,
erbarme Dich meiner.

Pater Pio OFMCap im Beichtstuhl von San Giovanni Rotondo

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Die Beichte – Hinführungen

Die heilige Beichte ist eines der sieben von Christus eingesetzten Sakramente. Heutzutage wird sie leider vielerorts schwer vernachlässigt. Das Sakrament hat die Gewalt, die Menschen von dem loszusprechen, was ihnen den Himmel verschließt, nämlich von der Schuld und Strafe der Sünde.

Wie man beichtet wird HIER gut erklärt:

Tipps für eine gute Beichte gibt es HIER:

HIER erfährt man, wie man richtig beichtet und Fehler vermeidet:

Ein Grund dafür, dass heute so wenig gebeichtet wird, besteht im geringen Angebot. In vielen Pfarreien gibt es keine regelmäßigen Beichtzeiten. Manchmal muss man sich im Pfarrbüro dafür einen Termin geben lassen, was manche Beichtwillige scheuen. Sogar an Wallfahrtsorten und in Klosterkirchen, wo man in früheren Zeiten immer beichten konnte, sind die Beichtzeiten eingeschränkt worden.

Beichtmöglichkeiten gibt es in den Kirchen und Kapellen, in denen Priester der Piusbruderschaft und der Petrusbruderschaft heilige Messen zelebrieren.

Dieses Foto zeigt einen Beichtstuhl,
in dem ein Beichtvater
zur Verfügung stehen könnte.

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Umkehr von der Sünde, – Beichte und Buße

Wenn Gott in uns, durch uns und mit uns
ein großes Werk der Liebe vollbringen will,
dann schlägt er es uns zuerst durch die Einsprechung vor,
wir heißen es gut und schließlich stimmen wir zu.

Wie wir zur Sünde auf drei Stufen hinabsteigen
– durch die Versuchung, die Freude an ihr
und endlich die Zustimmung, –
so steigen wir auch auf drei Stufen zur Tugend empor:
durch die Einsprechung,
die das Gegenstück zur Versuchung ist,
durch die Freude an der Einsprechung,
das Gegenstück zur Freude an der Versuchung,
und schließlich durch die Zustimmung zur Einsprechung,
die das Gegenstück zur Einwilligung in die Versuchung ist.

(Franz von Sales. Philothea, 89. Kapitel)

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Die Sünde eine Schande, wenn wir sie begehen;
in Beichte und Buße umgewandelt aber
ist sie ehrenvoll und heilsam.
Reue und Beichte
sind so wohltuend,
daß sie die Häßlichkeit der Sünde
tilgen und ihren Gestank vertreiben.

(Franz von Sales. Philothea, 19. Kapitel)

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Beichten Sie immer demütig
und mit einem aufrichtigen und bestimmten Vorsatz der Besserung.
Vergessen Sie niemals
– darum aber muss ich Sie recht dringend bitten –,
bevor Sie des Morgens Ihr Zimmer verlassen,
Gott auf den Knien um seine Hilfe zu bitten,
und bevor Sie zur Ruhe gehen,
ihn um Verzeihung für Ihre Fehler anzuflehen.

(Franz von Sales. Viertes Buch,
Briefe an Freunde weltlichen und geistlichen Standes)

 

Beichtstühle in einer Römischen Kirche

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Bereite dich auf deine eigene Beichte vor!

Das Jesusgebet könnte vergebens sein –
wenn du dich nicht um Demut bemühst.

Der Glanz der Demut

Wenn eine neue Person in die Kirche kommt, kommt sie meist belastet von Schmerz und Ungerechtigkeit und redet ständig von den Sünden anderer Leute. Und dann sage ich ihnen mit Humor:

„Du hast mir gerade die Beichten deiner Familienmitglieder und Bekannten erzählt. Bereite dich das nächste Mal auf deine eigene Beichte vor.“

Wenn aber ein langjähriges Gemeindemitglied zur Beichte kommt und sich immer noch auf die Sünden anderer konzentriert – das ist eine katastrophale Situation. Und dann habe ich das Gefühl, dass es keinen Sinn hat, mit ihnen zu reden.

Welchen Sinn hat es, das Jesusgebet zu beten, wenn du dich nicht um Demut bemühst? Denn das ist die wichtigste Frucht des Jesusgebetes.

Vielleicht hörst du Leute sagen, dass das Jesusgebet Verblendung verursacht …

Generell kann alles zu einer Quelle der Täuschung werden, egal ob es das Jesusgebet, das Abendmahl, das „Vater unser“ oder irgendetwas anderes ist, wenn du erwartest, als Ergebnis des Gebets etwas zu erhalten.

Du erwartest, dass du bestimmte geistliche Gaben erhältst, du erwartest, dass du geistlich wächst, du erwartest, dass Gott ein Wunder in deinem Leben vollbringt, du erwartest, dass dein Problem gelöst wird.

Stell dir vor, du betest und dein Problem wird tatsächlich gelöst. Jetzt hat jemand anderes ein Problem und du sagst ihm:
„Soll ich für dich beten?“
Du betest und auch sein Problem wird gelöst.
Glaubst du nicht, dass das eine Quelle der Täuschung ist?!

So verhält es sich mit Menschen, die manchmal Sekten innerhalb der Kirche bilden.

Was ist in Wirklichkeit die richtige Motivation hinter dem Gebet?

„Herr, sei mir gnädig.“

Gott sei Dank haben uns die Heiligen Väter diese Worte vor Augen geführt:

„Erbarme dich meiner.“

Das Einzige, was ein Mensch im Gebet erwarten sollte, ist, dass ihm Barmherzigkeit und Vergebung zuteil werden, damit er beim Herrn sein kann.

Erinnern wir uns an das Gebet des Schächers am Kreuz, der den Herrn nicht einmal darum bittet, dass er bei ihm sein darf. Er bittet nicht einmal darum. Er bittet den Herrn, sich an ihn zu erinnern.
Das ist im Grunde dasselbe:
Wenn der Herr sich an dich erinnert, bist du bei ihm.
Der Dieb weiß zwar nicht so viel über Theologie, aber trotzdem wagt er es aufgrund seiner Demut nicht, darum zu bitten, mit dem Herrn im Paradies zu sein.
Er sagt nur:
„Gedenke meiner.“
Das war die Demut, die ihn aus dem Abgrund holte und ins Paradies brachte.

Wenn Demut nicht die Hauptfrucht des Jesusgebets, des Empfangs der Heiligen Kommunion und der kirchlichen Lebensweise ist, dann hast du die vielen Jahre, die du hier verbracht hast, umsonst verbracht.

Und was ist Demut?

Wenn wir Demut haben, können wir uns über niemanden auch nur ein bisschen ärgern, niemanden verurteilen oder beleidigen und niemanden in unserem Herzen verurteilen. Demut lässt diese Möglichkeit nicht zu.

Wenn wir das die ganze Zeit tun, bedeutet das, dass wir keine Demut haben. Und da wir keine Demut haben, können unser Gebet, unsere Gemeinschaft und unser Leben in der Kirche keine Früchte tragen.

Was sollen wir tun?!
Wir müssen aufwachen!

Das Jüngste Gericht wird auch für uns kommen.
Und es ist so seltsam:
hier in dieser Welt, unterscheiden wir uns in vielerlei Hinsicht voneinander, es gibt tausend verschiedene Arten von Menschen, aber beim schrecklichen Gericht wird es nur zwei Gruppen geben:

Die Böcke und die Schafe.

Die Einstellung:
„Oh, ich bin nicht perfekt, aber so schlecht bin ich auch wieder nicht“
wird uns nicht retten.

Erzpriester Theodore Gignadze – Tiflis, Georgien – aus einer Predigt vom 07.03.2021.

Übersetzt bei Pfarrer Joachim Schwarzmüller

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Sündenbewusstsein

„Das Bewusstsein um die Unterscheidung zwischen lässlicher Sünde und Todsünde ist für den einzelnen Gläubigen von Bedeutung, da eine Todsünde vom Empfang der Eucharistie ausschließt, während dies bei der lässlichen Sünde nicht der Fall ist. Während also eine Todsünde unbedingt vor im Bußsakrament Gott bekannt werden muss, bevor ein würdiger und berechtigter Kommunionempfang wieder möglich ist, ist die lässliche Sünde zwar generell zu beichten, schließt jedoch nicht unmittelbar vom Kommunionempfang aus.“

(Christoph Münch: Buße und Eucharistie-Die Untrennbarkeit zweier Sakramente, UVK 1, 2014)

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Mönch begleitet Mörder bis zur Hinrichtung

Eine Katechese zu Leben, Tod und Todesstrafe

In der Quartals-Zeitschrift „Der Ruf des Königs“ der Kongregation „Servi Jesu et Mariae“ (SJM) findet sich eine Katechese von Pater Martin Linner mit dem Titel: „Vergib uns unsere Schuld – Die fünfte Vaterunser-Bitte„.

Es geht um „Schuld, Versuchung und das Böse“. Nichts, was auch nur ein einziger Mensch nicht kennen würde. Wir alle beten immer wieder:

Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.

Pater Linner berichtet von einem Mann, der als Mönch in der Benediktiner-Abtei „Clear Creek„, in den einsamen Wäldern von Oklahoma lebt. Bruder Vianney-Marie Graham ist Laienbruder und widmet sich viele Stunden des Tages dem Gebet der Kirche (das Göttliche Offizium) sowie dem meditativen und privatem Beten. So ist sein zurückgezogenes Mönchsleben in Gebet und Arbeit (ora et labora) ein Leben für die ganze Welt, besonders für notleidende Menschen und Sünder.

Ein Mönch und das Leid der Welt

Taten der Schuld und Verletzungen durch Schuld berühren die Existenz des Menschen zuinnerst. Bruder Vianney-Maries Gebete gehen daher oft zu den „Verlassenen der Verlassenen“ im Hochsicherheitsgefängnis von McAlester. Der kontemplative Mönch bittet seinen Abt schließlich um die Erlaubnis, einigen Gefangenen schreiben zu dürfen, „um ihnen zu sagen, dass sie nicht verzweifeln sollen, dass  ihnen Gott barmherzig sein will, unabhängig von ihren Verbrechen.“

Das zeigt uns die Heilige Schrift von Anfang an: Nach der Erschaffung des Menschen kommt es  umgehend zum Sündenfall – mit dramatischen Folgen. Wie reagiert Gott? Seine Antwort auf die in  Schuld verstrickten Menschen ist ein Wort des Heiles: Er verheißt den Erlöser (vgl. Gen 3,15).

Bruder Vianney-Marie will auch die Erlösung der Menschen und sucht nach den „schlimmsten Fällen“. Dabei stößt er auf James Malicoat, einen Mann, der seine 13 Monate alte Tochter durch eine Vielzahl an Schlägen über zwei Wochen hin derart brutal verletzte, dass sie am 21. Februar 1997 starb. „Als ich von diesem Verbrechen zum ersten Mal hörte, dachte ich: Er  braucht mehr als jeder andere Mensch einen Freund.“

Der Benediktiner erhält von seinem Prior die Erlaubnis, an Malicoat zu schreiben. Mit Bedacht wählt er dafür das Fest Mariä Himmelfahrt – die Fürsprache Mariens soll dem Todeskandidaten den Weg zum Himmel öffnen. Nach anderthalb Monaten, am 1. Oktober 2001, dem Fest der heiligen Theresia von Lisieux, antwortet Malicoat. Ein regelmäßiger Briefkontakt entsteht. Obgleich die kontemplativen Mönche von Clear Creek selten das Kloster verlassen, bittet Vianney-Marie nach zwei Jahren brieflichen Austauschs um Erlaubnis, James Malicoat im Todestrakt besuchen zu dürfen. „Ich wollte wenigstens ein Treffen, damit er sehen kann, dass es die Person wirklich gibt, der er schreibt.“

Im Super-Maximum-Security-Gefängnis 

Vianney-Maries erster Besuch im Death Row nimmt ihn körperlich ziemlich mit. „Die Atmosphäre dort war schrecklich.“ Mönch und Mörder sehen sich durch Panzerglas und unterhalten sich über Telefonhörer. Malicoat ist verschlossen. Doch der Ordensmann schreibt weiter und kommt wieder. Langsam wächst das Vertrauen Malicoats in den Benediktiner. Er beginnt von seinem Leben zu erzählen – stockend, abgehackt: „Ich weiß nicht, warum ich meine Tochter Tessa getötet habe.“ Er berichtet von schlimmen körperlichen Misshandlungen in seiner Kindheit und Jugend. Er selbst war gewalttätig. Seinen leiblichen Vater hat er nie kennengelernt. Er wisse nicht, ob ihn jemand liebe. Seiner Ehefrau war er untreu. … Abgründe tun sich auf.

Die Schuld und ihre Folgen

Die fünfte Vaterunser-Bitte setzt eine Welt voraus, in der es nicht nur Schuld gibt – gegenüber Gott und den Menschen –, sondern viele Verletzungen, die folgenschwer sind. Wie oft ruft Schuld neue Schuld hervor. So auch bei James Malicoat. Wie oft entsteht eine Spirale von Vergeltung und Hass. Mit dieser Bitte lehrt uns Jesus, dass „Schuld nur überwunden werden kann durch Vergebung, nicht durch Vergeltung“ (Benedikt XVI.).

Jesus, der Heiland

Für uns alle, aber besonders für Menschen wie James Malicoat, ist der Herr „aus seiner Göttlichkeit aufgebrochen, um auf uns zuzugehen, uns zu versöhnen“ (Benedikt XVI.). Eindrucksvoll ist die Geste Jesu, wenn er sich beim letzten Abendmahl vor seinen Jüngern niederkniet, nicht nur um ihre schmutzigen Füße zu waschen, sondern sie mit seiner demütigen Liebe innerlich zu reinigen.

Im Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht (Mt 18,23-35) beschreibt Jesus die überbordende  Barmherzigkeit Gottes: Der König erlässt einem Diener die Schuld von 10.000 Talenten – eine ungeheure Summe, die umgerechnet 60  Millionen Denaren,  d.h. 60 Millionen Tageslöhnen eines Arbeiters entspricht.

James Malicoat kann an diese Barmherzigkeit nicht  glauben. „Hab keine Angst!“, schreibt ihm der Laienbruder. „Der Teufel wird versuchen, dich in Verzweiflung zu bringen. Vertraue auf Gott und  sage ihm, dass es dir leid tut.“ Fünf Jahre sind Mönch und Mörder nun schon in Kontakt. Die Aufarbeitung von verübter, aber auch erlittener Schuld ist mühsam. Der Laienbruder ist geduldig und betet.

Die Bitte um Vergebung

Bei einem erneuten Besuch fragt ihn der Ordensmann schließlich ganz direkt: „James, willst du mit deiner Tochter Tessa sprechen?“ „Der Schock, der über Malicoats Gesicht ging, war die erste emotionale Reaktion, die ich bei ihm feststellte. An so etwas hatte er wohl nie gedacht. Und doch begann er, stammelnd, zu seinem toten Kind zu sprechen: »Tessa, kannst du mir verzeihen?« Ich saß geduldig auf der anderen Seite des Panzerglases und hörte Malicoat zu. Dann vertraute er mir die Sorgen seiner Mutter an, die in all den Jahren voller Schmerz den Tag seiner Hinrichtung kommen sah.“

Um Vergebung bitten, setzt Reue voraus. Die zeigt Malicoat nicht nur in seinem Testament: „Ich  möchte jeden wissen lassen, wie leid es mir tut. Es tut mir leid, dass ich den Tod eines anderen Menschen verschuldet habe. Es gibt nichts, was ich tun kann, um das rückgängig zu machen.“

Die Saat wächst

Es sind mühevolle Jahre des Aufbaus von Gottvertrauen und der Zurückhaltung, um Malicoat nicht zu überfordern. Es bahnt sich langsam eine Freundschaft an. Trotzdem reagiert der Häftling oft unruhig und deprimiert. Die Last der Schuld droht ihn zu erdrücken.

Schuld ist eine Wirklichkeit, eine Macht, die Zerstörung und Verletzung hervorgebracht hat. Die Überwindung und Vergebung der Schuld kann sich daher nicht einfach auf  Ignorieren oder Vergessen beschränken.

So sagt Benedikt XVI.: „Vergebung kostet etwas – zuerst den, der vergibt: Er muss in sich das ihm geschehene Böse überwinden, es inwendig gleichsam verbrennen und darin sich selbst erneuern, so dass er dann auch den anderen, den Schuldigen, in diesen Prozess der Verwandlung, der inneren Reinigung hineinnimmt und sie beide durch das Durchleiden und Überwinden des Bösen neu werden.“ Das tut Jesus.

Für Malicoat ist der Gedanke an Vergebung noch weit weg. In einem Brief vom 26. Juni 2006 informiert er den Benediktiner, dass seine Hinrichtung nun für den 22. August angesetzt ist. „Ich habe nichts dagegen, dass sie michtöten“, schreibt er. „Ich habe Dinge getan, auf die ich nicht stolz sein kann. So muss ich vor Gott hintreten.“

Am Kreuz

Müssen wir das wirklich? Unsere Grenzen, das Böse aus eigener Kraft zu heilen, überwindet die Liebestat Christi am Kreuz. Von ihm sagt der Prophet Jesaja: „Er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen.  …  Er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen. … Durch seine Wunden sind wir geheilt“ (53,4f ).

Gott hat die ganze Welt mit einem Wort erschaffen, sagt der heilige Kardinal John Henry Newman. Aber unsere Schuld vergibt er durch den Lösepreis seines eigenen Sohnes. Jesus selbst ist gekommen, „um sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45). Kann James Malicoat dieses Wunder der Gnade annehmen?

Der Mönch glaubt an die Macht von Gebet und Opfer. Er bittet seine Mitbrüder um Unterstützung und gründet eigens eine Gebetsgemeinschaft. In benachbarten Pfarreien werden Gebetsvigilien abgehalten.

Jesus lässt den Menschen an seinem Erlöserleiden geheimnisvoll mitwirken (vgl. Kol 1,24). Das spürt auch Bruder Vianney-Marie. Der an sich robuste Benediktiner hat Albträume und schwere Anfechtungen. Er ahnt, wie es dem heiligen Pfarrer von Ars oder dem heiligen Pater Pio im Kampf um die Seelen erging.

Ein Sakrament

Die Vergebung von Schuld geht von Gott aus (vgl. Lk 5,21). Diese Gabe ist dem Herrn so  bedeutungsvoll, dass er dafür ein eigenes Sakrament eingesetzt und seine Jünger zu dessen Verwaltern bestellt hat – die heilige Beichte: „Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Joh 20,22f ).

Der innere Kampf

Der Hinrichtungstermin wird auf den 31. August 2006 verschoben. Malicoat stimmt der Anwesenheit eines Priesters bei der Hinrichtung zu, Bruder Vianney-Marie soll ihn begleiten. Doch am Hinrichtungstag will Malicoat davon nichts mehr wissen. Der Mönch und der mitgekommene Priester, Kaplan Kirk Larkin, warten und beten. Nach 45 endlos scheinenden Minuten bittet Malicoat endlich die beiden zu sich. „Er ist wie versteinert“, sagt sein Anwalt. „Sie haben keine Ahnung, unter  welcher Spannung diese Jungs in ihrer letzten Stunde stehen.“

Im Angesicht des Todes

Bruder Vianney-Marie erblickt in seinem Gegenüber einen gebrochenen Mann. Er ist erschüttert. Er stellt Kaplan Larkin vor und bittet Malicoat einen Akt des Glaubens zu setzen und zu beichten. Dann übergibt er Larkin den Telefonhörer.

Kirk Larkin ist erst seit zwei Jahren Priester – trotz seiner 47 Jahre. Er weiß, was es heißt, den Ruf Gottes sehr spät zu hören. Erst mit über 30 begann er regelmäßig die Messe zu besuchen. Später gesteht Larkin, dass er sich dieser Aufgabe nicht gewachsen sah: „Zuerst habe ich nein gesagt, doch dann dachte ich: Vielleicht hat Gott mich dazu berufen.“

Vergebung der Schuld

Priester und Mörder sitzen sich gegenüber: „Ich will nicht beichten!“, erklärt Malicoat dem Neupriester entschieden. „Ich möchte Sie nicht mit den schrecklichen Dingen meines Lebens belasten.“

Larkin macht dem Todeskandidaten Mut. Er geht mit ihm das Glaubensbekenntnis durch und fragt bei jedem Artikel, ob Malicoat zustimmen könne.

Der Laienbruder geht währenddessen im hinteren Teil des Raumes auf und ab und betet den Rosenkranz. „Ich fühlte ein schreckliches Gewicht auf meinen Schultern. Aber gleichzeitig habe ich noch nie so viel Gebetsunterstützung gespürt wie an diesem Tag.“

Dann sieht er, wie Kaplan Larkin seine rechte Hand segnend über James Malicoat erhebt. Da weiß er:  Ein Schwerverbrecher hat seinen Schöpferum die Vergebung seiner Schuld gebeten. Und Gott hat ihm alle Schuld vergeben. „Ich hätte vor Freude an die Decke springen können.“

Letzte Minuten

Kaplan Larkin winkt Bruder Vianney-Marie herbei, der zu Malicoat meint: „James, du bist jetzt nicht nur mein Freund, du bist mein Bruder. Du hast genau die gleichen Gnaden.“Die beiden schauen sich still an. Schließlich fragt der Mönch: „Bist du bereit zu gehen?“ – „Ja“, ist die klare Antwort. Dabei strahlt der Todeskandidat friedliche Ruhe aus und zeigt, wie die Vergebung von Schuld auch äußerlich einen Menschen verändert.

Priester und Mönch sind bei der Hinrichtung mit der Giftspritze zugegen. „Ein grausamer Akt“, meint  der Benediktiner später. „Doch James zeigte sich gelassen und furchtlos.““Jesus, Maria und Josef, nehmt seine Seele in den Himmel auf“, betet Bruder Vianney-Marie, während Malicoat stirbt.

Kaplan Larkin erinnert sich an die Reaktion des Mönchs. „Bruder Vianney-Maria wurde gleichsam körperlich verletzt, als James Malicoat hingerichtet wurde.“

Vergebung durch Gebet

Der Laienbruder erfuhr erst später, dass Malicoat am selben Tag, dem 31. August, starb, an dem auch der dreifache Mörder Henri Pranzini im Jahr 1887 hingerichtet worden war. Von  Pranzinis hartnäckiger Unbußfertigkeit hatte die damals 14-jährige Theresia von Lisieux in der Zeitung gelesen und daraufhin immer wieder gebetet: „Lieber Gott, bitte, vergib Pranzini die schwere Schuld!“ An der Hinrichtungsstätte ergriff dieser schließlich das Kreuz des  ihn  begleitenden  Priesters  und  küsste  es  dreimal.

„Niemand kann mir sagen, dass diese Heilige nicht für James gebetet habe“, ist der Mönch überzeugt. Nicht zu vergessen die Fürsprache Mariens, an deren Himmelfahrtstag  alles begann…

Einige Tage nach der Hinrichtung erhielt Bruder Vianney-Marie einen zwei Tage davor verfassten Brief. Darin hatte Malicoat geschrieben: „Sie werden sehen, das Gebet ist nie umsonst.“

Schuld als Mangel

Leben und Taten James Malicoats zeigen: Sünden sind Schulden. Und Schulden sind immer ein Mangel, ein „Mangel an Gutem“ (hl. Augustinus). Man könnte auch sagen: ein Mangel an Liebe – und jede Sünde somit eine Lieblosigkeit. Mit dem Bild des „Liebestanks“ beschreibt die Kinderpsychologie  das Bedürfnis nach einem ausreichenden Maß an Liebe, welches das Kind zu einem gesunden körperlichen und seelischen Wachstum befähigt. Ist der Tank gefüllt, dann ist das Kind im Gleichgewicht, dann ist es glücklich. Ist er leer, kommt es zu psychischen und auch physischen Entwicklungsstörungen.  Das gilt in ähnlicher Weise auch für Erwachsene.

Fülle an Liebe

Schuld entleert jeden Liebestank. Die Beseitigung der Schuld verlangt zugleich die Beseitigung des Mangels an Liebe, die erneute Erfüllung mit Liebe. Das tut Gott. In ganz einzigartiger Weise im Bußsakrament. Die Schuld, der Mangel wird beseitigt und die Seele mit der Liebe Gottes angefüllt.

Bruder Vianney-Marie und James Malicoat sind Zeugen der vergebenden Liebe Gottes.

Zuerst veröffentlicht bei CNAdeutsch

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Dokumentation – James Patrick Malicoat,
Hinrichtung am 31. August 2006 um 18:09 Uhr.

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Abbey Our Lady of Clear Creek

Benediktinerabtei Clear Creek, Priestermönch bei täglicher Privatmesse

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BEICHTEN – 8 / Die geistlichen Wirkungen der Beichte

Die Wirkungen des Sakraments sind vielfältig: die Versöhnung mit Gott, die Wiedererlangung der mit der Sünde verlorengegangenen Gnade, die Versöhnung mit der Kirche, der Nachlass der ewigen Strafe, die aufgrund der Todsünden verdient wäre, der Nachlass – wenigstens eines Teils – der Sündenstrafen, die Konsequenz der Sünde sind; der Friede und die Unbeschwertheit der Seele und der geistliche Trost; das Wachstum der geistlichen Kraft für den christlichen Kampf; die Vorwegnahme des Gerichts, dem wir am Ende unseres Lebens unterzogen sein werden (vgl. KKK 1470); der Frieden und die Freude eines neuen Lebens im Geist. Schlussendlich das Wachstum der geistlichen Kräfte für den guten Kampf im Glauben, mit der Hilfe der Kraft Gottes, die von der Eucharistie kommt. Viele Heilige beichteten häufig, um möglichst immer im Stand der Gnade zu sein.

Das „Heilmittel“, um nicht in die Sünde zu fallen und als gerettete und versöhnte Menschen zu leben, ist das Gebet. Durch das Gebet lässt der Geist Gottes uns anbeten, fragen, fürbittend eintreten, danken, loben. Besonders bewährt und empfohlen sind in der christlichen Tradition drei Gebetsformen: die mündliche, weil ich als Mensch die inneren Regungen zum Ausdruck bringen muss; die Meditation, die versucht zu verstehen, was Gott von mir will; die Kontemplation, ein auf Jesus gerichteter Blick im Glauben, das Hören auf das Wort Gottes, eine stille Liebe (vgl. KKK 2700-2724).

Das Gebet, vor allem des Psalms 50 „Miserere mei, Deus, secundum magnam misericordiam tuam“ und das Kyrie eleison, verbindet sich mit anderen Bußhaltungen wie Fasten und Almosen geben.

Also geh zur Beichte, nicht wann du Lust hast, denn es ist eine Sünde, die Barmherzigkeit abzulehnen; erkenne die Vermittlung eines Menschen wie du an; verstecke dich nicht hinter der Gemeinschaft, sie ersetzt dich nicht. Such dir einen Beichtvater aus, auch anonym. Mach also das Kreuzzeichen mit dem Priester und sage, wie viel Zeit seit der letzten Beichte verstrichen ist. Zähl die Sünden im Verhältnis zum Dekalog und den Kirchengeboten auf, den theologischen Tugenden und den Kardinaltugenden, den sehr empfohlenen Tugenden der Demut und Armut; dann höre auch das Urteil und nimm die Therapie oder Buße an, die du verrichten sollst (ein Gebet, ein biblischer Text zum Meditieren, ein Buch des hl. Alfons von Liguori, auch wenn es für manch einen Priester nicht mehr modern ist), sprich das Bußgebet, das sich im Katechismus findet, und empfange die Lossprechung. Antworte Amen und mach das Kreuzzeichen. Deswegen muss man persönlich beichten und nicht am Telefon oder im Internet. Denn die Bedingung, um von Gott angenommen zu werden, ist nicht die Reinheit als solche, sondern die Anerkennung der eigenen Sünden.

(Nicola Bux : Mit den Sakramenten spielt man nicht: Über eine fehlgeleitete Sakramentenpraxis)

Nicola Bux
Mit den Sakramenten spielt man nicht: Über eine fehlgeleitete Sakramentenpraxis
Edition Una Voce 2018
156 Seiten; 14,80 Euro.
ISBN: 978-3926377456

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BEICHTEN – 7 / Wie die Versöhnung geschieht-2

Der Bußritus in der außerordentlichen Form ist dem griechischen sehr ähnlich und ausreichend lang, um darüber nachzudenken, was man getan hat, sowie über das Geschenk, das man nun erhält – d. h. man wird erlöst vom Zustand der Exkommunikation oder des Interdikts, in das man mit der Sünde gefallen war. Außerdem hilft er, daran zu erinnern, dass man nicht im Zustand der Exkommunikation sterben soll. An der Exkommunikation kann man nach dem Tod nichts mehr ändern, weil nur bis dahin die Jurisdiktion der Kirche reicht: Daher versuchte man in den ersten Jahrhunderten, die Lossprechung vor dem Tod zu empfangen oder wenigstens in der Todesstunde.

In Ausnahmesituationen (Kriegen, Erdbeben, Epidemien) ist die Generalabsolution vorgesehen, d.h., das Sakrament wird einer großen Anzahl von Gläubigen gespendet, die einzeln das Sakrament nicht empfangen könnten. Dieser Ritus wird von einigen auf das Schuldkapitel in den Klöstern zurückgeführt, wo auch die einzelnen Mönche ein Geständnis ablegten und der Abt die Absolution sprach. In Wirklichkeit ging es dabei nicht um die persönliche Schuld oder Sünde, sondern es handelte sich um das Geständnis der Übertretungen der monastischen Regeln. Andere fuhren den Ritus der Generalabsolution auf eine Beteiligung des Volkes an der Versöhnung mit den öffentlichen Büßern am Gründonnerstag zurück, wie sie vom Bischof in Altertum und Mittelalter vollzogen wurde. Damals kamen außer den Büßern auch noch andere Gläubige zur Versöhnung mit den Büßern hinzu – ein wenig wie es heute geschieht, wenn die Krankensalbung gemeinschaftlich gespendet wird.

Und dann gibt es noch die Meinung, dass dieser Ritus auf die Notbeichten zurückgeht, wie sie in Gefahrensituationen gespendet wurden, zu Kriegszeiten, als es um unmittelbare Todesgefahr ging und man daher die Generalabsolution erteilte. Diese Absolution ist nie für ein Sakrament gehalten worden, denn das Sakrament wird immer nur einer einzelnen Person gespendet, auch wenn es in gemeinschaftlicher Form gefeiert wird. Daher bleibt auch die Pflicht, zur Beichte zu gehen, wenn die Gefahr überwunden ist.

Der Bußritus in der ordentlichen Form erlaubt die Generalabsolution auch im Fall einer großen Zahl von Pönitenten und einer nicht ausreichenden Zahl von Beichtvätern (vgl. 31) . In Wallfahrtskirchen, wo so etwas passieren kann, achtet man darauf, eine ausreichende Zahl von Priestern zu rufen, die die Beichten abnehmen können. Aber auch in diesem Fall ist eine Einzelbeichte für die Todsünden nötig, wenn die Gefahr oder Notsituation vorüber ist (vgl. 34). Der Gesprächspartner Gottes ist der einzelne Mensch, weil der Sohn in der Menschwerdung ein einzelner Mensch geworden ist. Hier liegt die Bedeutung der Erlösung in diesem grundlegenden Sakrament.

(Nicola Bux : Mit den Sakramenten spielt man nicht: Über eine fehlgeleitete Sakramentenpraxis)

Beichtgitter

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BEICHTEN -6 / Wie die Versöhnung geschieht-1

Das Sakrament wird gespendet, wenn der Beichte hörende Priester die Hand ausstreckt und betet und mit den Worten abschließt: „Ich spreche dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Lossprechen – im Lateinischen absolvere – bedeutet, die Bosheit oder die Verbindung mit dem Bösen zu lösen, denn sie lähmt uns und stellt uns an den Rand der Kirche. Dieser Ritus löst aus der Schlinge der Sünde in dem Maße, in dem der Beichtende vor allem drei Dinge getan hat:

a) Bereut hat, also einen ehrlichen Schmerz über die begangene Sünde verspürt hat oder wenigstens die Strafen fürchtet, die der Übertretung des göttlichen Gesetztes folgen (vollkommene/unvollkommene Reue);

b) das vollständige – auch mit Anzahl und Art – Bekenntnis der Sünden, so dass der Priester, ähnlich einem Richter und Arzt, verstehen kann, ob es sich um etwas Leichtes oder Schwerwiegendes handelt, um einen „Unfall“ auf dem Weg oder um eine schlechte Angewohnheit. Der Beichtvater kann vorsichtig Fragen stellen, um den Pönitenten zu helfen, wie es ein Arzt tut, wenn er nach den Symptomen fragt, um die Gründe einer Krankheit zu finden;

c) der Vorsatz, nicht wieder in die Sünde zu fallen und die Buße zu tun, die auferlegt wurde (z. B . ein gutes Werk, Gebet, Fasten).

Die Absolutionsformel in der Einzelbeichte versöhnt mit Gott und der Kirche und ist der Ausdruck des feierlichen Versprechens, das Jesus dem Petrus gegeben hat: „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben“ (Mt 16,19).

Die Tür wird für den verschlossen bleiben, der sich nicht bekehren will, und sie wird offen stehen für denjenigen, der umkehrt. Dies ist die Schlüsselgewalt, die der Kirche übertragen wurde, zuallererst Petrus, dann den Aposteln (vgl. Mt 18,18). Diese haben dann ihren Nachfolgern, dem Papst und den Bischöfen, die Schlüsselgewalt übertragen, diese wiederum haben sie den Priestern mitgeteilt, den Mitarbeitern der Bischöfe. So konnte Irenaus sagen: „Es kann Gott nicht zum Vater haben, wer die Kirche nicht zur Mutter hat“: Die Versöhnung mit der Kirche ist aufgrund der Menschwerdung, wie wir gesehen haben, untrennbar mit der Versöhnung mit Gott verbunden. Die Versöhnung bedeutet zu erkennen, dass die Liebe Gottes des Vaters unendlich viel größer ist als meine Schuld; sie bedeutet, den Sohn Jesus Christus zu bitten, er möge mir die Kraft geben, mein Leben zu erneuern und meine Freiheit gut zu nutzen; sie bedeutet, aus der Gnade reichlich zu schöpfen durch die Beichte und die Kommunion im Heiligen Geist, den Sakramenten, die von der Sünde zur Versöhnung führen.

Also, Priester, lass dich im Beichtstuhl finden – nicht in kurzen Hosen, sondern im Talar oder in der Albe und mit der violetten Stola – und erinnere dich daran, du spendest ein Sakrament, in dem Christus anwesend ist und wirkt; versuche, den Beichtenden zu verstehen und zu respektieren. Du fuhrst die Seele eines anderen, wobei du sein Gewissen nicht ersetzt; sei im Einklang mit der Lehre der Kirche, du bist nur ihr Diener, sonst geh gar nicht in den Beichtstuhl; führe die Geste der Handauflegung aus und spricht die Formel mit dem Verb im Indikativ aus. Sie drückt aus, dass Gott und die Kirche vergeben haben: Ego te absolvo. Die zum Beichtenden hin ausgestreckt erhobene Hand – auch hinter dem Gitter – ist eine alte Geste und bedeutet, dass Jesus Christus den Geist sendet, zur Vergebung der Sünden. Es ist eine Epiklese oder eine Anrufung an den Vater, damit er den Geist auf die Sünden des Pönitenten sende und sie auflöse.

Weil die Kirche die Rechte Gottes garantiert, drückt das Sakrament die rechtliche Gewissheit aus, dass der Priester nicht nur die Vergebung Gottes anruft, sondern ihre erfolgte Bewilligung erklärt. In der außerordentlichen Form sagt der Priester: „Unser Herr Jesus Christus spreche dich los; und auch ich spreche dich los kraft der von Ihm verliehenen Vollmacht“. Der Priester ist derjenige, der in persona Christi handelt, er ist Richter, Arzt und guter Hirte. Die erklärende Formel ist psychologisch wichtig, denn der Mensch muss sicher sein, dass ihm vergeben wurde, sonst bleibt ihm der Zweifel. Dieser Aspekt, so wie er in der katholischen Theologie entwickelt wurde, ist wichtig: Der Beichtvater erklärt die Wahrheit der erhaltenen Versöhnung.

Auch in der byzantinischen Liturgie gibt es die Einzelbeichte, die vom Pönitenten vor der Ikonostase abgelegt wird. Der Priester legt die epitrachilion (Stola) auf seinen Kopf, während der Pönitent das Bußgebet spricht und die Absolution erhält. Hier sind auch noch die rigorosen Kanones gültig, die Fasten und sexuelle Abstinenz vorschreiben. So kann man die Kommunion auch nach dem Geschlechtsverkehr mit dem eigenen Ehepartner nicht empfangen. Das ist im Übrigen einer der Gründe, weshalb verheiratete Priester keine tägliche Messe feiern und die Tage der eucharistischen Nüchternheit – besonders Mittwoch und Freitag, neben den anderen im liturgischen Jahr vorgeschriebenen – einhalten. Die Bußformel der Orientalen verwendet das Verb im Konjunktiv, d.h. es erfleht die Vergebung Gottes, wie im Schuldbekenntnis der lateinischen Messe: Misereatur (der Herr habe Erbarmen).

(Nicola Bux : Mit den Sakramenten spielt man nicht: Über eine fehlgeleitete Sakramentenpraxis)

Beichtstühle – Santiago de Campostelle

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