Tägliches Novenengebet vom 30. November bis zum 8. Dezember.

Novenengebet als Vorbereitung auf das Hochfest der ohne Makel der Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria am 8. Dezember:

O reichste Himmelskönigin, etwas Großes und Wunderbares hat gleich im Beginn Deines Daseins der Gott aller Güte an Dir getan! Schon damals gedachte Er aller Kinder Adams, die einer neuen Heimat, einer Gnadenschatzkammer bedurften! In Seinen Augen warst Du, noch ehe Du die Kirche durch Dein Mitleiden mit Christus in Schmerzen auf Golgotha gebarst, die große Mutter aller Völker, weil der Höchste selbst Dich sich zur Mutter bildete.
Er, Mensch und Gott, zugleich Schöpfer und Geschöpf, sterblich und unsterblich, endlich und unendlich, ewig in des Vaters und zeitlich in der Mutter Schoß, ist geboren aus Dir, der reinsten Jungfrau. Du bist Seine Wohnstatt, die Er sich ganz geheiligt hat mit dem Aufwand all Seiner Macht, Weisheit und Liebe.
Die Völker und Könige, sind Dir als Kinder eingeschrieben, umfangen von Deinem Herzen. Das Wohnen in Dir, dem treuen Mutterherzen und hochherrlichen Gottespalast, ist voll Frohlocken. Jubel, Jauchzen, Dank­ und Lobpreis erschallen in Dir, der Mutter aller Lebendigen, der neuen Eva.

Sie mischen sich mit dem triumphierenden Sieges­ und Huldigungssturm, der ohne Ende den Thron des Allerhöchsten umbraust. So grüßen wir Dich, süße Mittlerin unseres Heiles, und bitten Dich: Wende nie Deine barmherzigen Augen von uns ab!
Sei im Kampf unsere unüberwindliche Stadt, in der Not unser Schutz, im Leben unser Schirm und im Sterben unsere heilige Pforte zum himmlischen Sion!

«Keine Ehrung ist Maria erwünschter, an keiner hat sie solches Gefallen, als daß wir Jesus wirklich erkennen und lieben. Mögen die Gläubigen nur Festlichkeiten begehen in den Kirchen und mögen die Gemeinden sich rüsten zu feierlichen Veranstaltungen und Freudenbezeugungen: das alles ist gut und trefflich, um Frömmigkeit und Andacht zu fördern.

Wenn jedoch dies alles nicht aus dem tiefsten Innern kommt, bleibt es doch bloß äußerer Schein und ein Zerrbild echter Religiosität. Und die seligste Jungfrau könnte dann fürwahr mit Recht die vorwurfsvollen Worte Christi sich auch uns gegenüber zu eigen machen: „Dieses Volk ehrt mich bloß mit den Lippen; ihr Herz aber ist fern von mir [Mt 15,8].

Denn wir können nur dann von einer wahren Verehrung der Gottesmutter sprechen, wenn sie vom Herzen kommt. Ohne den inneren Geist hat das äußere Werk weder Wert noch Nutzen. Dieser innerliche Geist muß sich aber vor allem in uns dahin auswirken, daß wir die Gebote ihres göttlichen Sohnes genauestens beobachten.

Wenn die Liebe echt ist, muß sie notwendig den Willen ergreifen; unser Wollen muß mit dem unserer heiligsten Mutter in Übereinstimmung gebracht werden, nämlich Christus dem Herrn zu dienen.

Was die Jungfrau aus tiefster Überzeugung bei der Hochzeit zu Kana den Dienern auftrug: „Was er sagt, das tut“ [Jo 2,5], das spricht sie auch zu uns. Christus aber wiederum sagt: „Wenn du zum Leben eingehen willst, halte die Gebote [Mt 19,17].“

Ein jeder möge sich also vor Augen halten: Wenn die Verehrung, die er der seligsten Jungfrau entgegenzubringen vorgibt, ihn nicht von der Sünde abhält und ihn nicht zu dem Entschlusse bringt, böse Gewohnheiten aufzugeben, so ist diese Verehrung Mariens bloß eine Äußerlichkeit und eine Selbsttäuschung ohne echten Kern und ohne heilbringende Frucht.»

Hl. Papst Pius X.

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Ihr Väter und Mütter –

Kinder bringen Eltern in Verlegenheit.
Soll wirklich vorgekommen sein.
Was?
Daß ein Knabe von 8 Jahren seinen Vater fragte:
„Warum gehst Du so wenig zur heiligen Kommunion?“
Peinlich berührt sucht der Angesprochene nach einer Ausrede und antwortet:
„Kind, ich hab keine Zeit dazu!“
Darauf der Junge in erhöhtem Ton:
„Das ist aber doch nicht wahr, daß Du keine Zeit hast! Oder hast Du den Heiland nicht lieb?“
Noch peinlicheres Schweigen. …

Gefunden im Passauer Bistumsblatt.
Jahrgang 1. Nummer 8. 16. August 1936

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Mönche glaubten offenbar an Auferstehung des Fleisches

In der berühmten, seit 1539 mehr oder weniger ruinösen nordenglischen Cistercienserabtei Fountains sind mehr als 500 Mönchsgräber gefunden worden. Besonders beachtenswert ist die Lagerung der unüberschaubaren Schar von Leichen in symmetrisch zusammengestellten, unterirdischen Steingehäusen, die bis zu vier Leichen in der Art von Lagerbetten übereinander stellten. Jüngste Technologie war bei dem Fund ausschlaggebend: Man hat mit geophysischen Messgeräten die genaue Aufstellung der Gräberreihen identifiziert. Sie erstrecken sich österlich der Abteikirche auf ein Areal von 60 m x 80 m.

Tragisch an der Berichterstattung in den englischen Medien ist der Hinweis in vielen Zeitungsberichten, dass der Fund den Auferstehungsglauben der Mönche bestätige. In einem Bericht hieß es: „Moderne christliche Theologie erwartet zwar die Auferstehung der Seele, nicht aber des Leibes. Islam und Judentum erwarten eine leibliche Auferstehung“. Zur Entschuldigung der theologischen Ignoranz der britischen Journalisten sei auf die erlaubte und immer populärere Urnenbestattung hingewiesen. Welche Religion, die an die Auferstehung des Fleisches glaubt, würde die Verbrennung von Leichen erlauben?

Fountains gehört mit seinen mehr als 300.000 jährlichen Einzelbesuchern zu den meistfrequentierten Objekten des National Trust. Was erzählt man den Touristen über den Glauben, der zur Errichtung der atemberaubend schönen Bauten geführt hat? Scheinbar wenig.

Prof. P. DDr. Alkuin Schachenmayr OCist

FOTO – https://www.nationaltrust.org.uk/fountains-abbey-and-studley-royal-water-garden/features/fountains-abbey

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Prostratio nach den Exequien von Zisterziensern

Bei Exsequien kommt die Prostratio in folgender Weise vor:

Im letzten Teil der Beerdigungsliturgie, nach der Versenkung des Verstorbenen ins Grab, kehrt die Mönchsprozession in die Kirche zurück; die Mönche stellen sich der Seniorität nach entlang der Altarstufe auf und prosternieren sich mit dem Kopf zum Altar. Ist der Konvent groß, bildet sich eine zweite Reihe, eine Körperlänge dahinter, die sich ebenso zu Boden wirft. Der Abt kehrt, nachdem er in der Sakristei die Messgewänder abgelegt hat, an die Stufe zurück und nimmt seinen Platz auf dem Boden ein, den die ältesten Mönche ihm freihielten.

Aus: Cist. Chronik 27 (1915) 218-221.

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Gewissenserforschung, oder: Vom Mißtrauen gegen sich selbst

Beherzige das wohl und vergiß es nie: Im geistlichen Kampfe ist dir das Mißtrauen gegen dich selbst so notwendig, daß du ohne dasselbe – und davon sei fest überzeugt – nicht nur den erwünschten Sieg nicht zu erringen, sondern auch nicht einmal die geringste deiner Leidenschaften zu überwinden imstande bist.

Infolge unserer verdorbenen Natur sind wir gar leicht geneigt, eine zu hohe Meinung von uns selbst zu haben. Obwohl wir an sich doch nur ein Nichts sind, reden wir uns ein, wir seien doch etwas, und überschätzen deshalb ohne jeglichen Grund unsere eigenen Kräfte und bauen vermessentlich auf uns selbst.

Dieser Fehler, den wir nur schwer erkennen, mißfällt Gott sehr, weil er von uns die aufrichtige Überzeugung von jener untrüglichen Wahrheit wünscht, daß jede Gnade und Tugend von ihm als dem Urquell alles Guten herrührt und daß von uns selbst nicht einmal ein guter Gedanke stammen kann, der ihm wohlgefällig wäre (vgl. 2 Kor 3,5).

Ebenso ist auch dieses so notwendige Mißtrauen gegen uns selbst gleichfalls ein Werk seiner göttlichen Hand, die Gott seinen geliebten Freunden bald mittels heiliger, innerer Erleuchtungen, bald mittels harter Schicksalsschläge, bald in heftigen und fast unüberwindbaren Anfechtungen und bald in anderen, von uns nicht wahrnehmbaren Mitteln zu reichen pflegt. Nichtsdestoweniger will aber Gott, daß auch wir nach besten Kräften mitwirken.

Aus diesem Grunde biete ich dir im Folgenden vier Mittel, mit welchen du dir ein solches Mißtrauen mit Gottes Hilfe aneignen kannst.

Das erste Mittel besteht darin, daß du dich durch eifriges Betrachten zu der festen Überzeugung von deiner Armseligkeit und deinem Unvermögen durchringst, wie du aus dir selbst überhaupt nichts Gutes auszuführen imstande bist, wodurch du dir den Himmel verdienen könntest.

Das zweite ist, daß du durch häufiges, inbrünstiges und demütiges Gebet ein solches Mißtrauen erflehst; denn es ist ja eine Gottesgabe. Um aber dieses Mißtrauen zu erlangen, mußt du selbst davon überzeugt sein, daß es dir gänzlich fehlt, und daß du dasselbe aus eigener Kraft nicht zu erlangen vermagst.

Deshalb nahe dich oftmals der göttlichen Majestät im Vertrauen, Gott werde es dir in seiner Güte gewiß geben, und erwarte mit Zuversicht die Stunde, welche die göttliche Vorsehung dafür bestimmt hat; zweifellos wirst du es erhalten!

Das dritte Mittel besteht darin, daß du dich daran gewöhnst, dich selbst und dein eigenes Urteil zu fürchten, besonders deine starke Neigung zur Sünde und deine unzähligen Feinde, denen du aus dir allein nicht den geringsten Widerstand entgegensetzen kannst. Außerdem mußt du auch die lange Erfahrung deiner Kampfesgegner, ihre Kriegslist, mit der sie sich in Engel des Lichtes verwandeln, und ihre ungezählten Kunstgriffe und Fallstricke kennen, die sie uns heimlicherweise auf dem Wege der Vollkommenheit legen.

Das vierte Mittel endlich ist, daß du dich noch stärker und nachhaltiger von deiner großen Schwäche überzeugen läßt, wenn du bisweilen in einen Fehler fällst. Darum ließ Gott deinen Fall zu, damit du, durch denselben innerlich gewarnt und noch mehr erleuchtet, dich als ein armseliges Geschöpf einzuschätzen und verachten lernst und wünschst, auch von anderen ebenso eingeschätzt zu werden. Ohne eine derartige Gesinnung gibt es kein wahres Mißtrauen gegen sich selbst, weil es sich eben nur auf wahre Demut und praktische Selbsterkenntnis gründet.

Es ist daher klar, daß einem jeden, der sich mit dem göttlichen Lichte und der unerschaffenen Wahrheit vereinen will, Selbsterkenntnis vonnöten ist.

Nicht selten verleiht Gott sie den Stolzen und Vermessenen auf dem Wege einer Niederlage, indem er sie in Fehler fallen läßt, vor denen sie sich sicher fühlten, damit sie sich auf diese Weise kennen und mißtrauen lernen.

Dieses empfindlichen Mittels bedient sich aber Gott nur dann, wenn die anderen, milderen, von denen im vorigen die Rede war, versagen und den von seiner Güte beabsichtigten Erfolg nicht zeitigen. Gottes Güte läßt den Menschen nämlich mehr oder weniger tief fallen, je nachdem sein Stolz oder seine Einbildung größer oder geringer sind, so daß kein Fall eintritt, wo gar keine Selbstüberhebung vorhanden ist, wie dies bei der allerheiligsten Jungfrau Maria zutraf.

Fällst du also in irgendeinen Fehler, so geh in demütiger Selbsterkenntnis in dich und flehe inständig zum Herrn, daß er dir in seiner Barmherzigkeit das Licht einer echten Selbsterkenntnis und ein wahres Mißtrauen wider dich selbst schenke, wenn du nicht aufs neue und nicht noch tiefer fallen willst.

Deshalb nahe dich oftmals der göttlichen Majestät im Vertrauen, Gott werde es dir in seiner Güte gewiß geben, und erwarte mit Zuversicht die Stunde, welche die göttliche Vorsehung dafür bestimmt hat; zweifellos wirst du es erhalten!

Lorenzo Scupoli
DER GEISTLICHE KAMPF

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Das Weltgericht und der Richter

Bevor das Weltgericht stattfindet, werden die Toten auferstehen aus ihren Gräbern. Die Auferstehung zum ewigen Leben ist ein Geschenk, das wir von Gott erhalten. Dieses Geschenk sollen wir durch den Menschensohn erhalten. Der menschgewordene Sohn wird unsere toten Leiber auferwecken. Wenn er schon als Mensch hier ist, um uns aufzuwecken, dann liegt es nahe, daß er uns auch als Menschensohn richten wird.

Im übrigen wollen die, die gerichtet werden, den Richter sehen. Würde Gott als Richter erscheinen und sich in seiner himmlischen Herrlichkeit zeigen, dann könnten nur die Guten den Richter sehen, nicht die Bösen. Gott in seiner Herrlichkeit zu sehen, ist ja der Lohn der Guten. Christus in seiner menschlichen Gestalt dagegen kann jeder sehen, egal ob gut oder böse. Als Christus hier auf Erden wandelte, da konnte auch Annas ihn sehen und Kaiphas, Judas und alle anderen Bösewichte.

Darüber hinaus ist es eine Belohnung für den, der ungerecht gerichtet wurde von den Menschen. Jetzt darf er die richten, die ihn ungerecht verurteilt haben. Christus hat das ungerechte Urteil der Menschen auf sich genommen und ist am Kreuz gestorben. Dadurch hat er uns den Himmel verdient. Es ist passend, daß der den Lohn austeilen darf, der ihn auch verdient hat, nämlich Christus als Menschensohn.

P. G. Heumesser

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Heiliger Clemens I. – 3. Nachfolger des hl. Petrus in Rom von 88-97) – 23. November

Der letzte Papst des ersten Jahrhunderts war der hl. Clemens. Er war ein Schüler der Apostel Petrus und Paulus, der ihn im Brief an die Philipper (4,3) erwähnt. Ihn bezeichnet Paulus auch als einen der eifrigen Mitarbeiter im Evangelium, deren Namen im Buch des Lebens stehen. Es wird berichtet, daß Clemens bereits von Petrus zum Bischof konsekriert und von ihm als Gehilfe beigezogen worden sei. Seine Regierungsdauer wird auf zehn bis elf Jahre angegeben. Über seine Wirksamkeit fehlen uns weitere verbürgte Nachrichten, mit Ausnahme seines energischen Einschreitens gelegentlich ausgebrochenen Streitigkeiten in der Kirche von Korinth. Bekannt ist, wie Paulus daselbst eine bedeutende Christengemeinde gründete, an die er auch die berühmten zwei Briefe richtete.

Während des Pontifikates des hl. Clemens entstanden unter den Christen in Korinth Unruhen. Einige junge Leute hatten sich gegen die kirchlichen Vorstände erhoben und dadurch nicht bloß große Verwirrung in der korinthischen angerichtet, sondern auch den christlichen Namen bei den Heiden in Verruf gebracht. Die Nachricht von diesen Zerwürfnissen wurde nach Rom berichtet. Clemens griff nun ein und richtete das herrliche Schreiben an die Kirche von Korinth, um Ruhe und Ordnung in derselben herzustellen.

Dieser Brief beweist die oberhirtliche Stellung, welche vom Bischof von Rom, dem Papst, eingenommen und anerkannt wurde. Er schreibt mit Ernst und Nachdruck, wie ein Vorgesetzter, der das Recht und die Pflicht hat, ein entschiedenes Wort zu sprechen und die herrschende Unordnung zu beseitigen. Nicht an Johannes, den Apostel, der damals noch lebte und in Ephesus sich befand, also Korinth näher war, wurde die Sache berichtet, sondern nach Rom, und nicht Johannes, sondern Clemens als Bischof von Rom und Nachfolger des hl. Petrus griff ein. Daß die Autorität des hl. Clemens in Korinth anerkannt und sein Schreiben von günstigem Erfolg gekrönt warm ersehen wir aus dem Zeugnis des hl. Irenäus (gest. 202), der dasselbe ein gewaltiges Wort nannte und bezeugt, daß infolgedessen bald die Ruhe wieder hergestellt war. Das beweist auch der hl. Dionysius, der als Bischof von Korinth 80 Jahre nach diesem Vorfall berichtet, daß das Schreiben des Papstes damals öffentlich in vielen Kirchen des Orients verlesen wurde. So hoch stand es in Ansehen.

Im dritten Jahr der Regierung des Kaisers Trajan wurde Clemens, wie viele Berichte lauten, seines Glaubens wegen in die Verbannung nach dem Chersones, der heutigen Krim (Rußland), geschickt und zur Arbeit in den Bergwerken verurteilt. Daselbst erduldete er den Martertod.

Auf Domitian folgte der milde Kaiser Nerva. Nach dem Tod des Nerva, der nur zwei Jahre regierte, bestieg der kräftige Trajan den Kaiserthron. Dieser verbannte den heiligen Papst Clemens und ließ ihn endlich mit einem schweren Anker beladen in das Schwarze Meer versenken, wahrscheinlich um so den Gläubigen den Leichnam des heiligen Papstes für immer zu entziehen.

Schon in dem römischen Meßbuch wird der heilige Papst Clemens als Martyrer aufgeführt. Im neunten Jahrhundert wurden Reliquien von ihm nach Rom gebracht und in der dortigen Clemenskirche beigesetzt. Papst Hadrian II. Soll den größten Teil der Reliquien einem Kloster zu Cava bei Salerno geschenkt haben, wo sie noch heute gezeigt werden. Der Todestag des heiligen Clemens wird am 23. November gefeiert. An Papst Clemens finden wir den Beweis, daß die Christen seiner Zeit auch nicht den geringsten Zweifel daran hegten, daß der Bischof von Rom als der Nachfolger des heiligen Petrus als Papst anzuerkennen sei. Die ehemals durch ihre Sittenlosigkeit verrufene Stadt Korinth in Griechenland hatte vom heiligen Paulus den Glauben angenommen.

Zur Zeit des heiligen Clemens brach in jener Christengemeinde ein Streit aus. – An wen wendeten sich aber die Korinther, um ihren Streit schlichten zu lassen. In Antiochia lebte und wirkte der heilige Bischof Ignatius, dem der heilige Petrus selbst noch das bischöfliche Amt in dieser Stadt übertragen hatte. Riefen die Korinther diesen an? In Ephesus lebte zu eben der Zeit der heilige Apostel Johannes. In einem Tage konnte man von Korinth nach Kleinasien kommen. Wandten sich die Korinther in ihrem Streit an ihn? In Jerusalem lebte zu eben der Zeit Simeon, ein naher Blutsverwandter und ein Jünger des Herrn. Reisen die Korinther zu ihn? Sie wenden sich weder an Johannes, noch an Ignatius, noch an Simeon. – Papst Clemens mußte entscheiden, wer recht hatte.

Damals also hatte die christliche Welt schon die Überzeugung, daß der Vorrang, der den heiligen Petrus als Oberhaupt der Kirche ausgezeichnet hatte, mit seinem Tode nicht erloschen ist, auch nicht auf einen anderen Apostel überging, sondern in Rom bei dem Nachfolger des heiligen Petrus geblieben ist. Das möge genügen, um den gläubigen Christen in den Stand zu setzen, beurteilen zu können, ob die Päpste ihre hohe Würde durch den heiligen Petrus erhalten, oder ob sie sich eigenmächtig angemaßt haben, wie ihre Feinde behaupten.

(Ausschnitte: Chrysostomus Stangl, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, 32f)

Papst Clemens I. – Foto: https://staticserver2.com/edu/static/en/800/pope-clement-i.jpg

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Die Hölle (3/3)

3. Heiliges Kreuz errette uns

Wir haben also in der Hölle eine doppelte Qual zu unterscheiden, die Qual der Sinne und die Qual des Verdammt seins. Die Qual der Sinne wird vornehmlich durch das ewige Feuer verursacht, die Qual des Verdammt seins ist die des Ausschlusses von den Freuden und der Anschauung Gottes. Die Qual des Verdammt seins steigert also die Qual der Sinne ins Unermessliche.

Was würde es für eine Erleichterung bedeuten für die Insassen der Hölle, wenn sie erführen, wir bleiben vielleicht nur 100, vielleicht nur 10.000, vielleicht nur 1 Milliarde Jahre hier; aber dann hat es ein Ende. Es wäre am Ende dieses furchtbaren Weges doch ein kleiner Schimmer Hoffnung. So aber gibt es nichts, was ihre Qual erleichtert. Selbst nach Jahrmilliarden wird der Verdammte noch so brennen, als sei er erst eben in die Hölle gekommen. Die Wände dieses Gefängnisses sind ja unerschütterlich. Der Rauch des Feuers steigt auf in Ewigkeit.

Es ist die Flamme, die nie erlischt. Die Geister, die mitgefangen sind, sind unsterblich. Die Sünde aber kann dort nicht vergeben werden, weil es in der Hölle keine Reue mehr gibt. In den Qualen der Unterwelt wirkt die Kraft des Blutes Christi nicht mehr.

Wie schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen (Hebr 10,31). Wie kann sich ein armes Geschöpf nur so überheben und den Zorn des lebendigen Gottes herausfordern? Wie kann man sich nur freiwillig von Gott, als seinem letzten Ziel und Ende, seiner höchsten Vollendung, lossagen?

Welche Verblendung liegt in der Tatsache, dass sich ein Mensch um einer einzigen bösen Stunde willen die Ewigkeit der Hölle zuzieht! Da kann man mit Recht mit dem Weisen sagen: „Für einen Pfennig Lust eine Million Reue.“ Aber auch dieses Wort ist nicht hart genug, man müsste sagen: „Für einen Pfennig Lust eine Million Hass und Verzweiflung.“

Sei vernünftig, o Mensch, und wache über deine Seele. Tu deinem Willen Gewalt an, um alles Böse in ihm zu brechen und ihn auf das Gute auszurichten. Fürchte nicht die kurze und leichte Strenge der Buße, sondern fürchte die ewige und schreckliche Rache Gottes.

O Herr im Himmel, habe Mitleid mit unserer Blindheit.

Lass die Flammen der Hölle ohne Unterlass vor unseren Augen leuchten, damit ihr Anblick uns mit heilsamen Schrecken erfülle. Lass uns begreifen, dass es besser ist, die Grenzen Deiner Gebote zu wahren, als in den Ketten der ewigen Verdammnis zu leiden.

Vater des Erbarmens, habe Erbarmen mit uns armen Menschen, lass uns lieber hier in der Welt leiden als dort in der Ewigkeit.
Göttlicher Heiland, liebenswürdiger Erlöser, gib uns eine wahre Kreuzesliebe, damit wir durch Kreuz und Leid in die Herrlichkeit eingehen und ewig gerettet werden.

Ludwig de Ponte SJ (1554 – 1624)

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