Der Kreuzestod Jesu unter medizinischen Gesichtspunkten (2/5)

Der Kreuzestod Jesu unter medizinischen Gesichtspunkten – (Der besseren Lesbarkeit willen wird an dieser Stelle auf die im Original angegebenen Verweise verzichtet.)

Von Dr. med. Ewa Kucharska

(4) Zeugnis des Turiner Grabtuches

Eines der authentischen Zeugnisse des Leidens und der Kreuzigung von Jesus ist das Turiner Grabtuch. Papst Johannes Paul II. hielt das Leinen für einen „schweigenden Zeugen des Todes und der Auferstehung“, obwohl die Kirche nicht offiziell dazu Stellung nahm.

Die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen spiegeln das Bild der grausamen Folter und des Kreuzes wider und geben eine Vorstellung davon, wie schrecklich das Leiden des Verurteilten war. Das Leinen mit einer Länge von 4,36 m und einer Breite von 1,10 m ist, wie heute angenommen wird, eine Fotoplatte mit dem vorderen und hinteren Teil des Körpers des Opfers. Sie entstand von innen infolge einer Explosion geheimnisvoller Energie wegen des Anbrennens der Oberfläche von Fasern durch Infrarotstrahlung oder Protonenbeschuss, was immer noch ein ungelöstes wissenschaftliches Rätsel ist. Das dreidimensionale Bild auf dem Tuch ist im Foto negativ, die Blutflecken im Positiv sichtbar.

Aufgrund der Untersuchungen konnte man feststellen, dass die gekreuzigte Person ein Mann mit einer Größe von 181 cm, einem Gewicht von 65 kg, mit semitischen Gesichtszügen und einem starken gleichmäßigen Körperbau war.

Die Untersuchungen des Grabtuches ergaben, dass der Körper darin 36 Stunden verblieben war, da es auf dem Leinen keine Verwesungszeichen gibt. Auf dem Grabtuch fanden sich unversehrte Blutspuren, ohne Spuren des Abreißens, was beweisen kann, dass die Leiche aus dem Leinen nicht herausgenommen wurde. Aus den Untersuchungen ergibt sich auch, dass das Blut auf dem Leinen menschliches Blut der Gruppe AB ist.

Es wurde darin ein Pigment der Galle festgestellt. Es ist bemerkenswert, dass sich eine übermäßige Menge des Bilirubins im Blut wegen der erhöhten Produktion infolge einer großen Anstrengung (Leiden, Schmerz) sowie einer geringgradigen Hämolyse in der Leber finden kann. Die Art des Todes hing von der Art und Weise der Befestigung des Opfers am Kreuz ab. Wenn das Opfer mit den traditionell gestreckten Armen am Kreuz hing, hatte es keine Atemprobleme. Die von Zugibe durchgeführten Untersuchungen bewiesen, dass der Tod in einem solchen Fall durch die orthostatische Hypotonie verursacht wurde.

Wenn die Arme über dem Kopf gestreckt waren und das Opfer hing, konnte der Tod in einer Stunde oder einer Minute erfolgen, da das Opfer die Arme nicht nutzen konnte, um den Körper zum Ausatmen anzuheben. Wir wissen, dass normalerweise am Ausatmen zwei Gruppen von Muskeln teilnehmen, d.h. Zwischenrippenmuskeln und Zwerchfell. Wenn das Opfer mit den Armen über dem Kopf hängt, können diese Muskelgruppen nicht arbeiten, so dass das Opfer nicht ausatmen kann und erstickt.

Die Todesursache bestand aus mehreren Faktoren. Der Tod von Jesus konnte – wie Prof. Sienkiewicz und andere betonen – mit einer Beschädigung des Brustkorbs noch vor der Kreuzigung verbunden sein, was das Vorhandensein einer bluthaltigen Flüssigkeit in der Pleurahöhle und das sog. Nasse-Lunge-Syndrom verursachen konnte. Die Anzeichen sind in diesem Fall beschleunigtes Atem, Atemnot, Zyanose und Verminderung der Sauerstoffkonzentration im Blut mit dem Anstieg der Kohlendioxidkonzentration.

Auf Grundlage der Untersuchungen wissen wir, dass Jesus an eine niedrige Säule angebunden und gebeugt war. Sein ganzer Körper, hauptsächlich Rücken, Oberschenkel und Waden wurden gefoltert. Der Kopf, der Unterbauch und die Nähe des Herzens blieben verschont, um einen zu schnellen Tod zu vermeiden. Jesus trug das Kreuz von der Burg Antonia bis zum Gipfel von Golgota. Er litt seelisch und physisch.

Wegen des erheblichen Kraftverlustes infolge des Leidens konnte er das Kreuz nicht tragen. Durch erheblichen Blutverlust, Schlafmangel, nach schweren Erlebnissen und gleichzeitig im ungünstigen Klima kam es zu seinem Tod. Infolge des Sturzes hatte Jesus eine Schulterverwundung.

Es gibt zahlreiche Diskussionen über die Nagelstellen in den Händen von Jesus. Wie der deutsche Theologe Martin Hengel meint, konnten die Hände das Körpergewicht nicht tragen. Besser geeignet wären dafür die Handgelenke. Die Nägel wurden in die Handwurzeln zwischen den Handwurzelknochen oder der Speiche und den Handwurzelknochen hineingeschlagen. Der Nagel verursachte keine Frakturen, aber infolge der Beschädigung der mit Nerven durchzogenen Knochenhaut verursachte er starke Schmerzen.

Bei der Beschädigung des Mittelarmnervs kamen reißende Schmerzen beider Arme, Lähmung eines Teils der Extremität und ischämische Kontrakturen vor. Die Nägel wurden sachkundig eingeführt, damit die Arteria radialis und die Arteria ulnaris nicht beschädigt werden. Die Nägel haben gewöhnlich das Kreuz durchgeschlagen. Sie wurden durch die erste oder die zweite Zone des Mittelfußes hineingeschlagen, beschädigten den N. peroneus und den Zweig des N. plantaris, was grausame Schmerzen verursachte. Die Extremitäten waren kniegebogen und seitlich gedreht.

Die Agonie wurde oft durch Brechen der Beine unterhalb der Knie verkürzt. Das war manchmal eine Erlösung für den Verurteilten. Wie Prof. Sienkiewicz und andere glauben, starb Jesus wahrscheinlich 6 Stunden nach der Kreuzigung. Es wird auch die Frage diskutiert, ob Er seinen Kopf hängen ließ und einen Schrei als Anzeichen des Todes ausstieß. Wahrscheinlich war eine Ruptur der Wand des linken Ventrikels und die Füllung des Herzbeutels mit Blut. Es ist auch zur verstreuten Blutgerinnung innerhalb von Gefäßen und dann zum Verschluss der Koronargefäße mit thromboembolischem Material gekommen, was akute Ischämie und sekundären Herzinfarkt verursachte.

Untersuchungen in mehreren Instituten bewiesen, dass es kaum zu glauben ist, dass Jesus den Lanzenstoß in die Seite und den Blut- und Wasserverlust überlebte. Die Beschädigung der Kontinuität der Gewebe sowie riesige Störungen im Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt und massive intravaskuläre Gerinnung schränken diese Möglichkeit ein.

(Dr. med. Ewa Kucharska: „Der Kreuzestod Jesu unter medizinischen Gesichtspunkten“ – Erschienen in THEOLOGISCHES, Juli/August 2014)

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Die traditionelle Liturgie und die Zukunft des Glaubens – (1/6)

(Ausschnitte aus Prof. Dr. Andreas Wollbold –
Die klassische römische Liturgie
und die Zukunft der Kirche)

Rettung durch Tradition […] [Zwar erschöpft sich Tradition] nicht in der Liturgie, aber sie findet darin ihren vornehmsten Ausdruck. Darum soll es im folgenden vor allem um Liturgie gehen.

Unsere erste Frage lautet:
Wie trägt die traditionelle Liturgie zur Zukunft des Glaubens bei?

Pointiert formuliert: durch ihre Fremdheit! Manche Freunde der alten Liturgie hatten ja vielleicht auf einen Durchbruch nach „Summorum Pontificum“ gehofft: Wenn die Gläubigen sie nur einmal wieder erlebt hätten, würden sie nichts anderes mehr wünschen. So ist es nicht gekommen. 40 Jahre (und wohl noch bedeutend mehr) einer weithin ganz anderen gottesdienstlichen Praxis, ja generell einer Kultur, die von der blitzschnellen Verwertbarkeit starker Reize lebt, haben den Zugang zum römischen Ritus in seiner klassischen Gestalt beinahe vollständig versperrt.

Zutreffend nüchtern hat der Büchner-Preisträger Martin Mosebach die Lage eingeschätzt:

Ich mache mir da wenig Illusionen, daß da nun in einem Rausch plötzlich ein großes Verständnis für die alte Liturgie wieder erwächst. Die alte Liturgie ist nicht etwas, was auf den ersten Blick überzeugt. Sie braucht eine intensive Vertrautheit. Man muß mit ihr leben.

Mehr noch, in provokativer Art und Weise hat die traditionelle Liturgie es geradezu darauf angelegt, sich der raschen Begeisterung, der ekstatischen Überwältigung oder auch nur dem ästhetischen Genuß zu entziehen. Wen bloß die Neugierde zu ihr treibt, wer nur den mystischen Schauer sucht oder eine spirituelle Gänsehaut, der wird enttäuscht werden.

Denn es ist, als wollten die heiligen Geheimnisse die Offenbarung Gottes nachahmen: Die revelatio, das Enthüllen des Schleiers durch Gott, verlangt vom Menschen stets die velatio, den Schritt zurück in die Distanz, in das Ahnen, ohne schauen zu wollen. Am Sinai „hielt sich das Volk in der Ferne und Mose näherte sich der dunklen Wolke, in der Gott war“ (Ex 20,21). Selbst dem Mose gibt Gott sich nur von hinten zu schauen, „mein Angesicht aber darf niemand sehen“ (vgl. Ex 33,23: „videbis posteriora mea“), und ganz ähnlich darf der Prophet Elia, sein Gesicht mit dem Mantel verhüllt, den Herrn im Eingang der Höhle am Horeb nur ahnen, aber nicht schauen (vgl. 1 Kön 19,13).

Die lateinische Sprache, die Zelebrationsrichtung, die Verhüllungen und Verschleierungen von Kelch und Patene, auf dem Altar das Gewand Priesters, das das Geschehen wie eine Ikonostase verdeckt, das lange Wegtauchen der Sprache, das für niemanden als Gott allein hörbare Wort, der Choral mit einer Ästhetik, die von den Sinnen viel an Vergeistigung verlangt – ganz anders als das gewohnte Anregen oder gar Aufputschen – u.v.a., all diese Elemente geben viel, aber doch stets so, als würde es sich jederzeit auch wieder entziehen können. Es ist, als wolle diese Gabe das Gleichnis vom Sämann wahrmachen (Mk 4,1-25).

Denn gegenüber der Liturgie gibt es viele unangemessene Arten der Aufnahme ihres Samens, also defiziente Formen der Teilnahme an den göttlichen Geheimnissen:

– Es gibt den Samen auf dem Weg – d.h. die rasche Greifbarkeit, die Begreifbarkeit des „Sofort“ (Mk 4,14), also die teuflische Versuchung, alles umstandslos brauchbar, verbrauchbar zu machen und Gottes Gabe nur als Proviant für die eigenen Wege mitzunehmen;
– den Samen auf dem felsigen Boden – die charismatische Begeisterung derer, die den Samen „freudig aufnehmen“ (Mk 4,16), ohne ihn Wurzeln schlagen zu lassen;
– den Samen in den Dornen – die „Gier nach all den anderen Dingen“ (Mk 4,19), also das heilige Tun für alles mögliche andere missbrauchen zu wollen: Applaus für den routinierten Alleinunterhalter, Selbstdarstellung der liturgischen Gestalter oder der Musiker, Inszenierung des Ganz-Persönlichen bei einer Trauung oder einer Taufe usw.

Aber es gibt auch die einzig angemessene Form liturgischer Teilnahme: Da fällt der Same auf guten Boden und bringt dreißig-, sechzig-, ja hundertfach Frucht – das aber geschieht nur, wenn der Same zunächst ins Erdreich verschwindet, d.h. im humus zu einem humilis wird, nicht um den Samen irgendwie zu eigenen Zwecken zu manipulieren, sondern um sich wie der Same zur Frucht verwandeln zu lassen. Hier hören wir das alte Wort von den Meßopfer-Früchten noch einmal mit ganz neuen Ohren: Jede Frucht der heiligen Messe erwächst aus dem Opfer, daraus, daß ein Mensch im Herrn wie das Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt – und so erst reiche Frucht bringt (vgl. Joh 12,24).

Nicht umsonst schließt der Heiland an das Gleichnis noch die Mahnung zum rechten Hören an:
Wenn einer Ohren hat zum Hören, so höre er!“ (Mk 4,23).
Seid Same, der in tiefe Erde fällt – dann erst werden die heiligen Geheimnisse Frucht bringen.“
Die alte Liturgie braucht also das neue Ohr, ein Ohr, das aufnimmt, um sich verwandeln zu lassen und nicht um etwas an sich zu reißen, um etwas damit zu machen.

Besteht darin nicht der Schlüssel zur Zukunft des Glaubens? Nach dem letzten Konzil ist etwas Eigenartiges geschehen. Glaube, Liturgie und Kirche sollten den Menschen „näher“, begreiflicher, zugänglicher und handlicher werden. Daraufhin wurde jegliche Fremdheit getilgt: die fremde Sprache, lange Momente der Stille, der Abstand zum Altar, Riten, deren Feinheit sich erst nach vielen Jahren erschließt u.v.a. Worte wie Sünde, Gnade und Seele wurden ins Alltagsdeutsch übersetzt, und beim Übersetzen sind sie oft wie in einem lecken Kahn beim Über-Setzen über einen See in der Tiefe des Wassers auf Nimmerwiedersehen versunken.

Die liturgische Ästhetik wurde einem umfassenden aggiornamento unterzogen – denken wir etwa nur an eine solche Kleinigkeit wie die Kerzen: Die klassische hohe, schlanke Altarkerze war dem Sursum corda des zum Himmel strebenden Hoch-Altars angemessen. Daraus wurde nun der wuchtige „Bodenkriecher“ mit Wohnzimmer atmosphäre auf dem Volksaltar. War jetzt nicht überhaupt alles „handy“, also handlich, faßbar auf den ersten Blick? Doch was man schon mit einem Blick erfassen kann, davon wendet sich der zweite Blick rasch wieder ab. Auch beim eyecatcher, dem Blickfang auf der ersten Seite einer Zeitung, verweilt man ja nicht, sondern blättert rasch weiter. Genauso ist es auch dem Glauben, der Kirche und der Liturgie nach 1965 gegangen: Man ging rasch weiter, gleich ob zu Baghwan oder zu Hausbackenem.

(aus: Dominus vobiscum Nr. 3, 2011)

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Hl. Rosa von Lima – 30. August

Die heilige Rosa von Lima ist am 30. April 1586 in Lima, damals Hauptstadt des Vizekönigreichs Peru, geboren. Ihr ursprünglicher Name war Isabel Flores de Oliva. Sie war eines von dreizehn Kindern ihrer Eltern.

Die kleine Isabel wurde von ihrer Mutter von Kind an Rosa genannt. Rosa zog mit einzigartiger Kraft das Beispiel der hl. Caterina von Siena an. Das führte sie 1606 zu dem Entschluss, wie diese, den weißen Habit der Terziarinnen des Dominikanerordens zu tragen. Trug den Ordensnamen Rosa von der heiligen Maria.

Sie war geschickt im Nähen, und trug mit ihren Näharbeiten zum Unterhalt der Familie bei. Um 1615 baute sie sich eine kleine Zelle oder Klause im Garten ihres Elternhauses. In diesem kleinen Raum von nur etwa zwei Quadratmetern fand sie die Sammlung zum Beten und zu Bußwerken. Sie half von hier aus den Ärmsten und Bedürftigsten von Lima. Im März 1617 feierte sie in der Dominikus-Kirche in Lima ihre mystische Vermählung mit Christus.

Halbseitig gelähmt, übergab die Jungfrau aus Lima am frühen Morgen des 24. August 1617 ihre Seele an Gott.

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Martha – die moderne Frau der Kirche

„Als sie aber weiterreisten, kam er in ein Dorf; ein Weib aber namens Martha nahm ihn auf in ihr Haus. Und diese hatte eine Schwester, welche Maria hieß, die setzte sich zu Jesu Füßen und hörte seiner Rede zu. Martha aber machte sich viel zu schaffen mit der Bedienung. Und sie trat herzu und sprach: Herr, kümmerst du dich nicht darum, daß mich meine Schwester allein dienen läßt? Sage ihr doch, daß sie mir helfe! Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha, du machst dir Sorge und Unruhe um vieles; eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden!“ (Lukas 10,38–42)

Martha war eine vielbeschäftigte Frau. Sie kochte, nähte und putze. „Sie machte sich viel zu schaffen mit der Bedienung“, heißt es.

Die moderne Martha ist jene Frau, die heute in der Kirche das Sagen haben will, mindestens das Mitspracherecht und am liebsten will sie selbst Priester sein. Sie ist in der Kirche viel beschäftigt und überall dabei.

Doch sie erkennt nicht, dass der Herr in ihrem Haus eingekehrt ist.

Sie so beschäftigt, dass sie seine Gegenwart nicht mehr bemerkte.
Sie wist so in das kirchliche Zukunftsgeschäft eingebunden, dass sie keine Zeit mehr hatte, zu Jesu Füßen zu sitzen und ihm zuzuhören; die Kirche zu Erneuern hat für sie höchste Priorität. Ja sie beschwert sich sogar beim Herrn: „Warum hilft mir niemand?

Diese Frau, die neue Martha, ist – und darin folgt sie vielen Männern – überaktiv. So aktiv, dass sie nicht mehr die Zeit haben, zu den Füßen des Herrn zu sitzen.

Man stelle sich einmal vor: Nur ich und Er.
Keine Handys, kein Lärm, keine noch so gut gemeinten Erledigungen.
Nur ich und Er.
Mach deinen Computer aus, schalte dein Handy ab,
schließ deine Tür … verbringe Zeit mit Ihm.

Öffne ihm dein Herz wie deinem besten Freund.
Mach es wie Jesus, der Herr: Er verbrachte Zeit alleine mit dem Vater.

„EINS nur ist Not-WENDIG!“

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Ostermontag

Introduxit vos Dominus in terram fluentem lac et mel,
alleluja:
et ut lex Domini semper sit in ore vestro,
alleluja, alleluja.
Confitemini Domino et invocate nomen ejus:
annuntiate inter gentes opera ejus.

Introitus, 2 Mos 13,5 u. 9)

Es führte der Herr euch ins Land, das fließt von Milch und Honig,
alleluja.
Nun sei auch des Herrn Gesetz allzeit in eurem Munde,
alleluja, alleluja.
Preiset den Herrn, ruft an Seinen Namen;
macht kund Seine Werke unter den Heiden.

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Gebet um die Rettung der Seelen

„Meine Kinder, merkt euch wohl:
Sooft ich eine Gnade erhalten habe,
erlangte ich sie mit diesem Gebet. Es trügt niemals.“

„O Mutter Jesu,
durch deine unermesslichen Schmerzen
beim Leiden und Sterben
deines göttlichen Sohnes
und um der bitteren Tränen willen,
die du vergossen hast bitte ich dich:

Opfere den heiligen,
mit Wunden und Blut bedeckten Leib
unseres göttlichen Erlösers
in Vereinigung mit deinen Schmerzen und Tränen
dem himmlischen Vater auf
zur Rettung der Seelen
und um die Gnade zu erlangen,
um die ich dich anflehe.
Amen.“

(Hl. Jean-Marie Vianney, Pfarrer von Ars)

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AVE MARIA

Heilige Maria, du Mutter des Erlösers;
du Königin der Märtyrer,
auf Kalvaria wurde deine Seele
vom Schwert des Schmerzes durchbohrt.

Heilige Maria, du Mutter der Kirche,
in der entscheidendsten Stunde der Menschheit
hat dir dein Sohn den Jünger anvertraut.
So wurdest du auch unsere Mutter,
die Mutter aller Erlösten.

Heilige Maria, du Mutter der Barmherzigkeit,
als deine Kinder vertrauen wir uns
deinem mütterlichen Herzen an.
Wir wollen unser Leben nach der Frohen Botschaft
deines Sohnes ausrichten,
auf dessen Namen wir getauft sind.
Wir wollen als Boten des Friedens das Licht des Glaubens,
der Hoffnung und der Liebe zu den Menschen tragen,
die von der Dunkelheit der Gottesferne,
der Sinnleere und des Hasses bedrängt werden.

Heilige Jungfrau, erbitte uns den heiligen Geist,
dass unsere Familien als Christliche Keimzellen
Jungen Menschen die Werte des Evangeliums und die Liebe zur Kirche vermitteln.
Erflehe uns auch Priester — und Ordensberufungen —
glaubwürdige Zeugen für das anbrechende Reich Gottes.

Heilige Maria, erbitte allen die Gnade,
sich in Kreuz und Leid mit jener Gesinnung Gott anheim zu geben,
in der du selbst in schwersten Stunden
deinem Sohn verbunden warst.

Vertrauensvoll blicken wir auf zu deinem Bild und sprechen:
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

AVE MARIA

ROSENKRANZKÖNIGIN

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Das große Instrument des Betens

Sie sind von Gott geschenkte Worte – im Psalmgebet verbinden wir uns mit David, Christus und der Kirche. Das neue Werk von P. Rodrigo H. Kahl OP erschließt den Reichtum des römischen Psalters.

Von jeher übt das Buch der Psalmen eine große Faszination aus. Hier ist von der Not des Beters die Rede, vom Lob seines Gottes und von der Erhebung aus Schmach und Erniedrigung durch die Feinde. Ja, selbst menschlicher Zorn wird zum Ausdruck gebracht und zu Gott getragen als Bitte um Erlösung. Praktisch alle Situationen eines menschlichen Lebens finden also im Psalter ihren sprachlichen Ausdruck. Papst Benedikt XVI. nennt es von daher das „Gebetbuch schlechthin“ (Katechese, 22.06.11) und drückt damit aus, wie wir das Psalmenbuch verstehen müssen.

Während wir jedoch in unserem Alltag Gebet als etwas verstehen, was sich in unserem Innersten formt und tief aus unserem eigenen Herzen aufsteigt oder – wenn wir an festgeformte Texte denken – als Gedanken, die Heilige oder heiligmäßige Menschen uns vorgebetet und hinterlassen haben, so sind die Psalmen doch unendlich mehr. Als Buch der Heiligen Schrift sind sie vom Heiligen Geist inspiriert. Das bedeutet, sie haben „Gott zum Verfasser“ und zugleich im menschlichen Autor „ein beseeltes und vernünftiges Werkzeug“ (Pius XII., Divino afflante spiritu), dessen sich Gott bedient. Sie sind somit Gotteswort im Menschenwort. Wenn Gott aber der Verfasser der Psalmen ist, dann zeichnet sie vor allen anderen Gebeten aus, daß nur hier „er uns die Worte gibt, mit denen wir ihn anreden, im Gespräch unser Leben vor ihn tragen können und so das Leben selbst in eine Bewegung auf Gott hin verwandeln“ (Benedikt XVI., Verbum Domini 24). Unwillkürlich mag man hier an Röm 8,26 denken: „So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, was wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern.“ Gott selbst also schenkt uns die Worte, mit denen wir zu ihm beten sollen. Von daher kann es nicht verwundern, daß der Psalter nicht nur das Stundengebet, sondern die gesamte Liturgie prägt. So sind etwa die Proprientexte der Messe in der Regel den Psalmen entnommen.

Ein weiterer Gedanke ist für das Verständnis dieses einzigartigen Buches grundlegend. Man kann die Psalmen als heilsgeschichtliches Offenbarungszeugnis nehmen, in dem wir David und in ihm den Alten Bund als Beter der Psalmen erkennen. Wenn Psalm 3 beginnt mit: „O Herr, wie zahlreich sind die geworden, die mich bedrängen? Viele erheben sich gegen mich“, dann können wir hier den Gerechten des Alten Bundes erblicken, vielleicht David auf der Flucht vor Saul. Doch letztlich bleibt auch das Buch der Psalmen wie das gesamte Alte Testament auf Christus hin ausgerichtet. Den genannten Vers können wir dem Herrn angesichts seiner Verfolger, angesichts von Sünde und Tod, in den Mund legen, die er besiegen wird. So erkennen wir Christus als den eigentlichen Beter der Psalmen! Da wir als Getaufte Glieder seines Mystischen Leibes sind, werden in ihm diese Worte aber auch zu den unsrigen. Wir können sie sprechen als Ausdruck all der Bedrängnisse und Nöte unseres eigenen Lebens und unserer Zeit. Als Beter der Psalmen erscheinen also David, Christus und wir selbst in der hl. Kirche und keine Ebene des Schriftverständnisses schließt die anderen aus.

Bleibt noch ein Wort darüber zu sagen, welche Version des Psalters für die Liturgie maßgeblich ist. Wir unterscheiden beim Alten Testament die hebräische Bibel, die griechische Version und die lateinische. Die griechische Septuaginta entstand als Übersetzung aus dem Hebräischen im 3. Jahrhundert v. Chr. im Raum Alexandrien, also im Judentum der Diaspora. Sie war die Hl. Schrift zur Zeit Jesu und der jungen Kirche und gilt ebenso wie die hebräische Bibel als inspiriert. Dabei gibt es Abweichungen zum heutigen hebräischen Text. An manchen Stellen setzt die Septuaginta aber ältere hebräische Versionen voraus. Der hl. Hieronymus nahm sie zur Grundlage des Psalterium Gallicanum, der lateinischen Vulgata, und dieses wurde maßgebend für das kirchliche Stundengebet. „Der Psalter der Vulgata ist im Abendland das große Instrument des Betens geworden. Aber „Der Psalm ist Segen für das Volk, Lob Gottes, Preislied des Volkes, Beifall aller, Wort der Gesamtheit, Stimme der Kirche …“

Der Leser wird den einzelnen Psalmvers erst auf Deutsch lesen, dann auf Latein und dann auf die Fußnoten achten. In diesem direkten Vergleich der Sprachen werden ihm einzelne Worte auffallen, in die er sich betrachtend versenken kann. Schritt für Schritt durchdringt man zunächst die einzelnen Psalmverse, dann die jeweiligen Psalmen als ganze. Unser Beten wird hierdurch geformt und bereichert. Dieses Buch gehört in die Hand jedes Gläubigen, der sich das Beten der Kirche von innen her zu eigen machen will.

Papst Pius XII. zitiert in seiner Liturgieenzyklika Mediator Dei das schöne Wort des hl. Ambrosius: „Der Psalm … ist Segen für das Volk, Lob Gottes, Preislied des Volkes, Beifall aller, Wort der Gesamtheit, Stimme der Kirche, lautes Bekenntnis des Glaubens, volle Ergebung in den allerhöchsten Willen, Erlösungsglück, Jubelruf, Jauchzen der Freude.“ Im Geiste der Liturgischen Bewegung hat schon dieser Papst die Gläubigen dazu aufgerufen, sich dem Stundengebet der Geistlichen und Klöster anzuschließen. Doch der Mitvollzug des Stundengebetes erfordert ein Grundverständnis dessen, was die Psalmen sind und im Leben der Kirche bedeuten.

Pater Dr. Leo Sven Conrad FSSP (im INFORMATIONSBLATT der Petrusbruderschaft 7, 2021) über das Buch:

Die liturgischen Psalmen
der lateinischen Kirche,
Rodrigo H. Kahl OP,
Verlag Sabat 2021
560 Seiten; 24,95 Euro
Format: 13,2 x 21 cm
ISBN 978-3943506709

 

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