Leichenbestattung – (3/3)

Über den heiligen Augustinus

Der heilige Mann hat uns in seinem von Gott zu Nutzen und zum Wohle der heiligen Kirche geschenkten langen Leben (er lebte nämlich 70 Jahre, im Priester- und Bischofsstand aber etwa 40 Jahre) in den häuslichen Gesprächen immer wieder gesagt, auch gepriesene Christen und Priester dürften nach der Taufe nicht ohne würdige und vollgültige Buße sich von ihrem Leibe trennen.

Hiernach handelte er auch selbst in seiner letzten, zum Tode führenden Krankheit: er ließ sich von den Psalmen Davids, die von der Buße handeln, die vier kürzesten abschreiben, beschaute und las sie, an die Wand geheftet, in den Tagen seiner Krankheit immer wieder und unter reichlichen Tränen, und damit seine Andacht von niemandem gestört werde, verlangte er in den letzten zehn Tagen von uns Anwesenden, niemand zu ihm zu lassen außer in den Stunden, da die Ärzte zur Untersuchung kamen, und wenn ihm Speise gebracht wurde. Das wurde beachtet und ausgeführt, und so war er die ganze übrige Zeit frei für das Gebet.

Das Wort Gottes hat er bis zu seiner letzten Krankheit ununterbrochen, frisch und kräftig gesunden Geistes und gesunden Urteils in der Kirche gepredigt. An allen Gliedern des Leibes unversehrt, mit ungeschwächtem Augenlicht und Gehör und in unsrem Beisein und unter unseren Augen und Gebeten, wie geschrieben steht, „entschlief er mit seinen Vätern“, „hochgebracht in einem guten Alter“, und in unsrer Gegenwart wurde für die Gott wohlgefällige Beisetzung seines Leibes das Opfer dargebracht, und er wurde bestattet.

Ein Testament hat er nicht gemacht, denn als „Armer Gottes“ hatte er nichts zu vererben.

Immer schon hatte er angeordnet, die Bibliothek der Kirche und alle Kodizes seien sorgfältig für die Nachkommen zu hüten. Sofern aber die Kirche zu ihrem Unterhalt oder Schmuck etwas hätte, überließ er das der Gewissenhaftigkeit des Presbyters, dem unter seiner Leitung die Sorge für das Kirchenhaus bisher obgelegen.

Seine Verwandten, sowohl die im Mönchsstande als auch die außerhalb desselben, behandelte er bei Lebzeiten und für den Todesfall gegen die herrschende Gewohnheit. Wenn es notwendig war, gab er ihnen bei seinen Lebzeiten das, was er auch anderen gab, nicht um sie zu bereichern, sondern damit sie keinen oder nur einen geringeren Mangel litten.

Einen sehr zahlreichen Klerus und von männlichen und weiblichen Asketen erfüllte Klöster samt den dazugehörigen leitenden Persönlichkeiten hinterließ er der Kirche zusammen mit der Bibliothek und mit Büchern, die seine Predigten und die anderer heiliger Männer enthielten. An dieser Gabe läßt sich durch Gottes Gnadendarreichung seine Eigenart und Größe in der Kirche erkennen, und hier werden die Gläubigen ihn fort und fort als noch Lebenden finden.

Wie auch ein weltlicher Dichter sich auf einem öffentlichen Platz ein Grabmal errichten und folgende Inschrift setzen ließ:
„Ob nach dem Tode noch lebt der Poet, willst Wandrer Du wissen —
Was Du hier liest, rede Ich; selbst Deine Stimme ist mein.“

Und in seinen Schriften offenbart sich deutlich, daß dieser gottgenehme und gottgeliebte Priester, soweit das Licht der Wahrheit den Einblick verstattet, rechtschaffen und korrekt des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe der katholischen Kirche gelebt hat, und die da lesen, was er über die göttlichen Dinge schreibt, werden gefördert.

Doch muß ich urteilen, daß diejenigen noch mehr von ihm haben konnten, die ihn als Prediger und Liturgen in der Kirche hören und sehen und dazu noch vor allem seinen Verkehr mit den Menschen beobachten konnten. Denn er war nicht nur ein „unterrichteter Schriftsteller im Himmelreich, der aus seinem Schatze Neues und Altes hervorbrachte“ und nicht nur „einer jener Kaufleute, der die köstliche Perle fand und alles, was er besaß, verkaufte und sie kaufte“, sondern er gehörte auch zur Zahl derer, von denen das Schriftwort [als erfüllt] gilt: „So sprecht und so tut“ und das Wort des Heilands: „Wer das tut und lehret die Menschen also, der wird ,Groß‘ genannt werden im Himmelreich.“

„Die dringliche Bitte aber richte ich an Eure Liebe, die Ihr diese Schrift lest, daß Ihr mit mir dem allmächtigen Gott Dank sagt und den Herrn preist, daß er mir das geistige Vermögen verliehen hat, Vorstehendes zur Kenntnis der An- und Abwesenden in Gegenwart und Zukunft bringen zu wollen und zu können, und daß Ihr mit mir und für mich betet, daß ich, der ich ganze vierzig Jahre durch Gottes Geschenk mit dem Entschlafenen ohne jede bittere Meinungsverschiedenheit in vertrautem und beglückendem Umgang gelebt habe, in dieser Welt sein Nacheifrer und Nachahmer sei und in der zukünftigen die Verheißungen des allmächtigen Gottes mit ihm genieße. Amen.

Aus: „Possidius (370-437), Vita Augustinus Leben“, Kap. 31 (Tod und Begräbnis) über den heiligen Augustinus.

+

Leichenbestattung – (2/3)

Augustinus über seine verstorbene Mutter Monika

Sie ruhe also in Frieden

Ich will also jetzt, Gott meines Herzens, du mein Lob und mein Leben, die guten Werke meiner Mutter, für welche ich dir freudig meinen Dank bringe, einstweilen bei Seite setzen und für die Sünden meiner Mutter zu dir flehen: Erhöre mich um des Heilandes unserer Wunden willen, der am Kreuze hing und nun „zu deiner Rechten sitzend Fürbitte für uns bei dir einlegt“.

Ich weiß, daß sie Barmherzigkeit geübt und von Herzen ihren Schuldigern die Schulden vergeben hat: vergib nun auch du ihr ihre Schulden, die sie vielleicht in so vielen Jahren nach dem Bade des Heiles auf sich geladen hat. Vergib, o Herr, vergib ihr, ich flehe dich an; „gehe nicht ins Gericht mit ihr“. „Deine Barmherzigkeit sei erhaben über dein Gericht“, denn deine Worte sind Wahrheit, und du hast Barmherzigkeit den Barmherzigen versprochen. Und hinwiederum bist du selbst es, von dem sie Barmherzigkeit erlangt haben; denn „du erbarmest dich, wessen du dich erbarmen, und erzeigest Barmherzigkeit, wem du Barmherzigkeit erzeigen willst“.

Nun, glaube ich, hast du bereits getan, worum ich dich bitte; doch „laß dir das freiwillige Opfer meines Mundes angenehm sein“, o Herr. Denn als der Tag ihrer Auflösung herannahte, da war ihre Sorge nicht darauf gerichtet, daß ihr Leichnam prächtig gekleidet oder mit Spezereien begraben werde; auch wünschte sie kein herrliches Denkmal noch verlangte sie ein Grab in der Heimat. Nichts von alledem trug sie uns auf, sondern verlangte nur, daß wir ihrer eingedenk seien an deinem Altare, dem sie gedient hatte, ohne auch nur einen Tag auszusetzen.

Wußte sie doch, daß von ihm aus das Opferlamm gespendet wird, durch welches „die Handschrift, die gegen uns zeugte, vernichtet worden“, und daß in ihm der Feind besiegt worden, der schon unsere Sünden zusammenzählte und suchte, was er uns vorhalten könne, aber nichts fand an jenem, in dem wir siegen.

Wer wird ihm sein unschuldiges Blut wiederersetzen? Wer wird ihm den Preis zurückerstatten, den er gezahlt, um uns dem Feinde zu entreißen? An das Sakrament dieses unseres Lösegeldes hat deine Dienerin ihre Seele mit dem Bande des Glaubens geknüpft. Niemand soll sie von deinem Schutze losreißen. Nicht mit Gewalt und auch nicht mit List sollen Löwe und Drache dazwischen treten; auch wird sie nicht behaupten, schuldlos zu sein, damit nicht der schlaue Widersacher sie überführe und in seine Gewalt bekomme, sondern sie wird antworten, daß ihre Schulden nachgelassen seien von dem, dem niemand zurückgeben kann, was er freiwillig für uns geopfert hat.

Sie ruhe also in Frieden mit ihrem Manne, vor dem und nach dem sie keinem andern vermählt war, dem sie diente, indem sie dir darbrachte „Früchte mit Geduld“, um auch ihn für dich zu gewinnen. Und du, mein Herr und Gott, flöße es auch deinen Dienern, meinen Brüdern, deinen Söhnen und meinen Herren, denen ich mit Herz und Mund und Schrift diene, ein, daß alle, die meine Bekenntnisse lesen, an deinem Altare deiner Dienerin Monika eingedenk seien und des Patricius, der einst ihr Gatte war; durch sie hast du mich, ich weiß nicht wie, in dieses Leben geführt.

Mögen alle in frommer Liebe in diesem vergänglichen Lichte meiner Eltern gedenken, die meine Brüder sind als Kinder des himmlischen Vaters und unserer Mutter, der Kirche, und meine Mitbürger im himmlischen Jerusalem, nach dem dein Volk auf seiner Pilgerfahrt vom Ausgange bis zur Rückkehr sich sehnt. Möge so meiner Mutter letzte Bitte um meiner Bekenntnisse willen in reicherem Maße erfüllt werden als meine Gebete allein es vermöchten.

Aus: Augustinus (354-430), Bekenntnisse (Confessiones), Neuntes Buch, 12. Kap.: Seine Trauer über den Tod der Mutter.

+

Leichenbestattung – (1/3)

Warum begraben wir die Leiber unserer Toten?

Man darf […] die Leiber der Toten – betont der heilige Augustinus – [… besonders] der Gerechten und Gläubigen, „deren sich der Geist als seiner Organe und Gefäße zu jeglichem guten Werke mit Ehrfurcht bedient hat, nicht geringschätzen und wegwerfen.

Denn wenn schon des Vaters Kleid oder Ring oder sonst etwas dergleichen den Nachkommen umso teurer ist, je größer die Liebe zu den Eltern war, so darf man die Leiber erst recht nicht geringschätzen, die doch viel vertrauter und inniger mit uns zusammenhängen als irgend eine Gewandung, die wir tragen; sie sind ja nicht ein bloß äußerlich anhaftender Schmuck oder Behelf, sondern gehören zur menschlichen Natur.

Deshalb hat man auch die Leichen der Gerechten in alter Zeit mit gewissenhafter Pietät behandelt, hat ihre Leichenbegängnisse gefeiert und für ein Begräbnis gesorgt; sie selbst haben bei Lebzeiten über die Bestattung oder Übertragung ihrer Leichname ihren Söhnen Anweisungen gegeben und von Tobias wird erwähnt — der Engel bezeugt es —, daß er sich durch das Bestatten der Toten Gottes Gunst verschafft hat (Tob 12,12 f).

Auch der Herr selbst, der doch am dritten Tage auferstehen sollte, verkündet es (Mt 26,10;13 f) als ein gutes Werk des frommen Weibes und bezeichnet es als würdig der Verkündigung, daß sie eine kostbare Salbe über seine Glieder ausgoß und dies zu seinem Begräbnis getan habe. Und mit Worten der Anerkennung werden im Evangelium (Joh. 19, 38 ff) jene Männer erwähnt, die seinen Leichnam vom Kreuze sorgsam abnahmen und ihm eine ehrenvolle Einhüllung und Bestattung verschafften.

Jedoch diese Schriftstellen wollen nicht sagen, daß den Leichnamen eine Empfindung innewohne, sondern, um den Glauben an die Auferstehung zu befestigen, deuten sie an, daß sich die göttliche Vorsehung, welcher derartige Liebesdienste wohlgefällig sind, auch auf die Leiber der Toten erstrecke.

Zugleich liegt darin eine heilsame Lehre, wie groß die Belohnung erst sein wird für Almosen, die wir lebenden und empfindenden Menschen erweisen, wenn nicht einmal das bei Gott verloren geht, was man an Rücksicht und Sorgfalt entseelten menschlichen Gliedern angedeihen läßt.

Die heiligen Patriarchen haben auch sonst über Beisetzung und Übertragung ihrer Leiber mancherlei Äußerungen getan, die sie in prophetischem Sinne aufgefaßt wissen wollten; doch ist hier nicht der Ort davon zu handeln, da das Beigebrachte schon genügt. Wenn jedoch nicht einmal der gewiß schwer empfundene Mangel an dem, was den Lebenden zur Erhaltung nötig ist, wie Nahrung und Kleidung, bei den Guten die Kraft der Geduld und Ergebung bricht, noch die Frömmigkeit aus den Herzen reißt, sondern dieselbe prüft und ihre Fruchtbarkeit erhöht, wieviel weniger macht dann der Mangel dessen, was man den Toten an Pflege und Bestattungsfürsorge zuzuwenden pflegt, solche unglücklich, die schon an den verborgenen Wohnsitzen der Frommen der Ruhe genießen!

Wenn es daher an diesen Dingen bei der Verwüstung der großen Stadt oder auch anderer Städte gemangelt hat, so bedeutet das weder für die Überlebenden, die das nicht bieten konnten, eine Schuld, noch für die Toten, die das nicht zu fühlen vermögen, eine Strafe.“

Aus: Augustinus von Hippo (354-430), De Civitate – Die Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat, 1. Buch, 13. Kap.

+

Die stumme Liebe flieht alle Worte

Von der stummen Liebe

O diese stumme Liebe,
Die alle Worte flieht,
Daß sie verborgen bliebe!

O Liebe, die verborgen
Durch allen Wechsel geht,
Auf daß kein Mensch von außen
Ihr tiefes Glück errät,
Und sie kein Dieb erspäht,
Daß ihr nicht würd geraubt
Der Schatz, den sie gefunden.

Je mehr du bleibst verschwiegen,
Je heißer ist dein Brennen,
Und wer dich ganz verschließt,
Wird dich am tiefsten kennen,
Doch wer dich wagt zu nennen,
In Worte fassen will,
Den wird dein Glück verwunden.

Umsonst all sein Bemühen,
Geheime, dich zu künden,
Noch eh er stammelnd sucht
Worte für dich zu finden,
Wird schon von allen Winden
Entführt sein und zerstreut,
Was er als sein empfunden.

Denn soll das Licht den Menschen
Mit stiller Flamme führen,
So halt er es verschlossen,
Verriegle alle Türen,
Laß keinen Hauch es spüren,
Daß nicht das Licht verlischt
Im Sturme dunkler Stunden.

Die tiefe stumme Liebe
Hemmt selbst der Seufzer Wehen.
Sie ist am Tor des Herzens
Als Hüterin zu sehen
Und heißt sie still vergehen,
Daß nichts der Geist ablenkt
Von dem, was er gefunden.

Denn mit der Seufzer Hauch
Will auch der Geist entfliehen,
Läßt gegenwärtges Glück,
Um Fernem nachzuziehen;
Doch fühlt die Scham er glühen
Um das, was er verschwendet,
Bist ewig du entschwunden.

Die tiefe stumme Liebe
Hat Heuchelei verbannt,
Du wirst sie nirgends finden
In ihrem stillen Land.
Sie löscht des Ruhmes Brand.
Es hat sein flüchtig Feuer
Die Liebe überwunden.

Jacopone da Todi

+

Die Menschen im Spiegel

Heute bin ich an der Reihe, morgen auch du.

Speculum miseriæ et fragilitatis humanæ.
Hodie mihi cras tibi.

Eine Prüfung für Stolz und Eitelkeit.
Oder:
Ein Spiegel menschlichen Elends und Gebrechlichkeit.

Ein Skelett mit Schlangen und Ratten. Radierung von C. Grignion. – Photo https://wellcomecollection.org/works/au2m2w6y

Charles Grignion der Ältere (1721–1810) wurde in London als Sohn von Hugenotten geboren. Er war ein bekannter und produktiver Kupferstecher und Buchillustrator.

+

Ambrosius – Hieronymus – Augustinus

Die KARDINALTUGENDEN und ihre Bedeutung für ein christliches Leben. -3

Der heilige Ambrosius (+ 397) ist es wohl gewesen, der die vier aus dem Griechentum überkommenen Grundtugenden als Kardinaltugenden bezeichnet hat. Der Kirchenvater Hieronymus (+ 419) spricht von den Kardinaltugenden als dem Viergespann, dessen Wagenlenker Christus ist. Papst Gregor der Große, er stirbt im Jahre 604, verbindet die vier Kardinaltugenden mit den ihnen zugeordneten drei theologischen Tugenden und stellt dann die sieben Tugenden in Parallele zu den sieben Gaben des Heiligen Geistes. Mit Augustinus (+ 430) bezeichnet er die Liebe als den Quellgrund aller Tugenden. An die Spitze der erworbenen Tugenden stellt er jedoch die Demut als die Anführerin und Mutter der übrigen. Das ist übrigens sehr plausibel, wenn man den Hochmut als das eigentliche Fundament aller Sünden und aller Laster bezeichnet.

Der heilige Augustinus spricht sehr häufig über die Kardinaltugenden. Einmal stellt er mit dem Blick auf sie fest: „Möchte doch ihr Wesen ebenso in aller Herzen sein, wie ihr Name in aller Mund ist“. Immer wieder deutet er sie als vier Eigenschaften oder Ausstrahlungen der Liebe, des Grundaffekts des Willens oder der Liebe als übernatürlicher Gottesliebe. Diese Feststellung unterscheidet die christliche Tugendlehre von der Tugendlehre der Römer und der Griechen. Sie konnten nicht sehen, dass die erste und grundlegende natürliche Tugend des Willens nur die Liebe sein kann. In der Antike rechnete man die Liebe zu den bloßen Leidenschaften und erkannte man der Gerechtigkeit den absolut ersten Rang zu.

(Aus Vorträgen von Prof. Dr. Joseph Schumacher, 2005)

+

Grundtugend – Grundhaltung

Die KARDINALTUGENDEN und ihre Bedeutung für ein christliches Leben. -2

In allen großen ethischen Systemen wird die Vielzahl der Einzeltugenden in einer Grundtugend zusammengefasst, in einer Grundtugend oder in einer Grundhaltung.

Für die Griechen ist diese Grundtugend die Tugend der Klugheit bzw. die Tugend der Weisheit, für den Philosophen Kant (+ 1804) ist das Zentrum aller Tugenden das Erfülltsein von dem allgemeinen Gedanken der Pflicht, für den Christen besteht dieses Zentrum in dem Erfasstsein von der sich schenkenden und von der die freie Antwort der Dankbarkeit heischenden Liebe Gottes.

Die Zurückführung der Einzeltugenden auf die vier Kardinaltugenden geht zurück auf den griechischen Philosophen Platon (+ 347 v. Chr.). Er ordnet die vier Kardinaltugenden den vier Seelenvermögen zu, wie er sie unterscheidet:

Die Klugheit ist dem Erkennen zugeordnet, sofern in ihr die Erkenntniskraft in praktischer Hinsicht betätigt wird,
die Gerechtigkeit ist dem Willen zugeordnet, sofern sie dem Willen die feste Richtung auf das erkannte Rechte gibt,
die Mäßigkeit ist zusammen mit der Tapferkeit dem Affektleben zugeordnet, sofern die Tapferkeit das aufbegehrende Affektleben oder die leidenschaftliche Aktivität in Ordnung hält und die Mäßigkeit das begehrende Affektleben.

Platon versteht alle anderen Tugenden als Teiltugenden einer dieser vier Tugenden.

Diese Einteilung haben bereits die Kirchenväter im christlichen Altertum übernommen und in die christliche Tugendlehre eingeführt.

(Aus Vorträgen von Prof. Dr. Joseph Schumacher, 2005)

+

Sieben Tugenden

Die KARDINALTUGENDEN und ihre Bedeutung für ein christliches Leben. -1

Sieben Tugenden prägen das Christenleben.

Die Tugend meint die Stetigkeit des guten Verhaltens,
sie ist dem Laster, der Stetigkeit im schlechten oder bösen Verhalten,
entgegengesetzt.

Die drei ersteren nennen wir göttliche Tugenden
Der Glaube,
die Hoffnung,
die Liebe.

Die anderen vier Tugenden nennen wir Kardinaltugenden.
die Gerechtigkeit,
die Klugheit,
die Tapferkeit
die Mäßigkeit.

(Aus Vorträgen von Prof. Dr. Joseph Schumacher, 2005)

+