Benedikt XVI. – der gute Hirte

(DIE TAGESPOST, 5. Januar 2023):

In einem Gastbeitrag für die französische Tageszeitung „Le Figaro“ hält Kurienkardinal Robert Sarah eine sehr persönliche Rückschau auf das Leben Papst Benedikts XVI. Jede persönliche Begegnung mit dem verstorbenen Papst sei „eine echte spirituelle Erfahrung gewesen, die meine Seele geprägt hat“, so der ehemalige Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. Er hoffe darauf, dass Benedikt „bald heiliggesprochen und zum Kirchenlehrer erklärt wird“.

DIE TAGESPOST schreibt weiter:

Als junger Kurienkardinal sei Sarah von der engen Beziehung zwischen Johannes Paul II. und dem damaligen Kardinal Ratzinger fasziniert gewesen: „Beide waren auf der Suche nach Gott und wollten der Welt diese Suche wieder schmackhaft machen.“ Sarah selbst erinnert sich an unzählige Arbeitsstunden mit Papst Benedikt, in denen er den Charakter des Verstorbenen studieren konnte. Über Benedikts Qualität als Leiter Kurie schreibt er: „Ich glaube, dass er seinen Mitarbeitern immer vertraut hat. Das hat ihm übrigens auch Verrat und Enttäuschungen eingebracht. Aber Benedikt XVI. war so unfähig zur Verstellung, dass er nicht glauben konnte, dass ein Kirchenmann in der Lage ist zu lügen.“ Die Wahl des geeigneten Personals sei dem damaligen Papst daher nicht leichtgefallen.

Für den Kurienkardinal war Benedikt XVI. der gute Hirte, „der wollte, dass keines seiner Schafe verloren geht. Er wollte sie mit der Wahrheit nähren und sie nicht den Wölfen und Irrtümern überlassen. Aber vor allem liebte er sie. Er liebte die Seelen, weil sie ihm von Christus anvertraut worden waren.“

DIE TAGESPOST

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Besser Schweigen

Schweigen ist eine schwierige, brennende und trockene Aufgabe, denn es bedeutet, seine Lippen und seine Zunge zu beherrschen.

Doch wir müssen uns immer tiefer in die innere Wahrheit flüchten, welche die Welt nutzbringend formen kann. Der Mensch muss still vor Gott stehen und Ihm sagen:

Herr, da Du mir Verstand und den Wunsch nach Vollendung gegeben hast, führe mich stetig zur vollkommenen Liebe. Mach, dass ich Dich immer mehr liebe, denn Du bist der weise Künstler, der von dem Zeitpunkt an kein Werk unvollendet lässt, da sich das Material Dir nicht länger widersetzt. Ich übergebe mich Dir ohne Worte, o Herr. Ich möchte weich und geschmeidig in Deinen Händen sein, wie der Ton in den Händen des geschickten und wohlwollenden Töpfers.

(Kardinal Robert Sarah. Kraft der Stille. 56)

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Kardinal Sarah über die Zukunft der Kirche

Ich bin Mitglied der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse. Dort sehe ich mit unermeßlicher Freude, wie die Kirche Heiligkeit ausstrahlt. Freuen wir uns, die beeindruckende Zahl so vieler Töchter und Söhne der katholischen Kirche zu sehen, die das Evangelium und den universellen Ruf zur Heiligkeit ernst nehmen, ‚denn aus der Seite des am Kreuz entschlafenen Christus ist das wunderbare Geheimnis der ganzen Kirche hervorgegangen‘ (Sacrosanctum Concilium, 5).

Unabhängig von dem, was jene sagen, die ‚blind geboren‘ wurden, und trotz der vielen Sünden ihrer Glieder ist die Kirche schön und heilig. Sie ist die Ausweitung Jesu Christi. Die Kirche ist nicht eine weltliche Institution. Ihre Gesundheit mißt sich nicht nach ihrer Macht und ihrem Einfluß.

Die Kirche erlebt heute den Karfreitag. Von allen Seiten scheint Wasser in das Schiff einzudringen. Einige verraten sie von innen. Ich denke an das Drama und die schrecklichen Verbrechen der pädophilen Priester.

Wie könnte die Mission fruchtbringend sein, wenn so viele Lügen die Schönheit des Antlitzes Jesu verdecken?

Andere sind zum Verrat versucht, indem sie das Schiff verlassen, um den gerade in Mode stehenden Mächten zu folgen.

Ich denke an die Versuchungen gerade in Deutschland durch den Synodalen Weg. Wir werden gefragt, was vom Evangelium bleibt, wenn das alles bis zum Ende durchgezogen wird: eine echte stillschweigende Apostasie.

Aber Christi Sieg führt immer durch das Kreuz.

Die Kirche muß zum Kreuz gehen und zur großen Stille des Karsamstags.

Wir müssen mit Maria beim Leichnam Jesu beten. Sehen, beten, Buße tun und wiedergutmachen, um den Sieg des auferstandenen Christus besser verkünden zu können.

Robert Kardinal Sarah – Privatmesse

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Schelte Gottes

Hören wir auf den heiligen Paulus.
Ergreifen wir mutig das Wort,
um den Glauben zu verkünden,
ohne zu befürchten,
es an Barmherzigkeit fehlen zu lassen.

In diesen schwierigen Zeiten
soll jeder sich davor fürchten,
von Gott einmal zu hören, wie er …

»diese scharfen Worte
als Schelte an ihn adressiert:
Verdammt sollst Du sein, der nichts gesagt hat.
Ach genug des Schweigens!
Schreit in hunderttausend Zungen.
Ich sehe, dass vor lauter Schweigen
die Welt korrumpiert,
die Braut Christi ganz blass ist,
sie ihre Farben verloren hat,
weil man ihr Blut saugt,
das Blut Christi, das durch die Gnade
verschenkt wird. […]
Schlaft nicht mehr den Schlaf der Nachlässigkeit.
Tut schnell, was ihr könnt.« (Hl. Katherina von Siena)

Kardinal Robert Sarah. Aus der Tiefe des Herzens. 149

Siehe HIER

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Kardinal Sarah wird 75

Robert Kardinal Sarah
geboren am 15. Juni 1945 in Ourous, Guinea.
1979 Erzbischof von Conakry in Guinea.
2001 Sekretärs der Kongregation für die Evangelisierung der Völker.
2010 Präsident des Päpstlichen Rates „Cor Unum“.
20. November 2010 Kardinaldiakon.
2014 Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung.

Robert Kardinal Sarah

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Der Kardinal spricht:

Gott ist still, der Teufel ist laut.
Seit jeher versucht Satan, seine Lügen unter der Maske einer trügerischen und lauten Geschäftigkeit zu verbergen.
Dem Christen ist es aufgetragen, nicht von der Welt zu sein.
Es gehört zu seinem Leben, sich von den Geräuschen der Welt abzuwenden, vom Lärm, der zügellos dahineilt, um uns vom Wesentlichen abzulenken:
von Gott.

Unsere ultratechnisierte und übergeschäftige Welt hat uns nur noch kränker gemacht.
Der Lärm ist wie eine Droge, von der unsere Zeitgenossen abhängig sind.
Mit seinem Anschein von Feierstimmung ist der Lärm ein Wirbel, der es vermeidet, sich ins Gesicht zu schauen, sich mit der inneren Leere zu konfrontieren.
Er ist eine diabolische Lüge.
Das Erwachen daraus kann nur eine brutale Erfahrung sein.

Im Schwall geschäftiger und hohler Worte scheint die Stille ein Zeichen von Schwäche zu sein.
In der modernen Welt wird der stille Mensch als einer angesehen, der sich nicht zu verteidigen weiß.
Er ist ein „Untermensch“ gegenüber dem sogenannten Starken, der den anderen mit seinem Wortschwall erdrückt und ertränkt.

Der stille Mensch wird als überflüssig empfunden.
Das ist der tiefe Grund für die schrecklichen Verbrechen oder für die Verachtung und den Haß der Moderne gegen die stillen Wesen, die die ungeborenen Kinder sind, die Kranken oder die Sterbenden.
Diese Menschen sind wunderbare Propheten der Stille.
Zusammen mit ihnen scheue ich mich nicht, zu bekräftigen, daß die Priester der Moderne, die der Stille eine Art Krieg erklärt haben, die Schlacht verloren haben.
Denn wir können stillbleiben inmitten des größten Durcheinanders, der schändlichsten Unruhe, inmitten des Krachs und des Schreiens dieser höllischen Maschinen, die zum Aktivismus einladen und uns jeder transzendenten Dimension und jeder Innerlichkeit entreißen.

Kardinal Sarah im Kreuzgang der Großen Kartause

Als einer der wenigen Kardinäle
spricht Kardinal Sarah
tatsächlich noch von Gott,
von Anbetung und Entsagung –
und nicht von Kirchensteuer,
Kirchenorganisation und Kirchenpolitik.

(Alexander Pschera)

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Was tun?

Wir müssen an erster Stelle
den Ruf Gottes wieder hören:
»Ihr sollt heilig sein;
denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig« (3 Lev 19,2).
Die Priesterweihe führt zu der Identifikation mit Christus.
Natürlich bleibt die substanzielle Wirksamkeit des Amtes
von der Heiligkeit des Amtsträgers unabhängig,
dennoch sollte man nicht die außerordentliche Fruchtbarkeit,
die aus der Heiligkeit der Priester entsteht, missachten.

Niemand wird daran gehindert,
die Wahrheit des Glaubens in einem Geist des Friedens,
der Einheit und der Barmherzigkeit zu verkünden.
Wehe dem, der schweigt.
»Vae mihi si non evangelizavero!«
»Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!« (1 Kor 9,16).

Kardinal Robert Sarah. Aus der Tiefe des Herzens. 150

Siehe HIER

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Schelte Gottes

Hören wir auf den heiligen Paulus.
Ergreifen wir mutig das Wort,
um den Glauben zu verkünden,
ohne zu befürchten,
es an Barmherzigkeit fehlen zu lassen.
In diesen schwierigen Zeiten
soll jeder sich davor fürchten,
von Gott einmal zu hören, wie er …

»diese scharfen Worte
als Schelte an ihn adressiert:
Verdammt sollst Du sein, der nichts gesagt hat.
Ach genug des Schweigens!
Schreit in hunderttausend Zungen.
Ich sehe, dass vor lauter Schweigen
die Welt korrumpiert,
die Braut Christi ganz blass ist,
sie ihre Farben verloren hat,
weil man ihr Blut saugt,
das Blut Christi, das durch die Gnade
verschenkt wird. […]
Schlaft nicht mehr den Schlaf der Nachlässigkeit.
Tut schnell, was ihr könnt.« (Hl. Katherina von Siena)

Kardinal Robert Sarah. Aus der Tiefe des Herzens. 149

Siehe HIER

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Bischöfe, Priester und Laien

Es ist dringend notwendig,
dass alle, Bischöfe, Priester und Laien
sich von den schlechten Plädoyers,
den theatralischen Inszenierungen,
den teuflischen Lügen,
den modischen Irrtümern,
die den priesterlichen Zölibat destabilisieren wollen,
nicht mehr beeinflussen lassen.

Es ist dringend notwendig,
dass alle – Bischöfe, Priester und Laien –
wieder einen Blick des Vertrauens
auf die Kirche
und den ihr Mysterium schützenden
priesterlichen Zölibat werfen.

Dieser Blick wird auch der beste Schutz
gegen den Geist der Spaltung,
gegen den politischen Geist, aber auch
gegen den Geist der Gleichgültigkeit
und des Relativismus sein.

Kardinal Robert Sarah. Aus der Tiefe des Herzens. 147

Siehe HIER

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Jesus – die Kirche ist deine Braut

Gekreuzigter Jesus, schau auf Deine Kirche,
wie Du Maria vom Kreuz herab angeschaut hast.
Du hast sie Johannes, dem priesterlichen und keuschen Apostel,
als Mutter anvertraut.
Du hast sie ihm gegeben, damit er
»von jener Stunde an, […] sie zu sich [nahm]« (Joh 19,27).
Habe Mitleid mit Deiner Kirche.
Schenke ihr Frieden und Einheit.
Habe Mitleid mit Deinen Priestern.
Gib ihnen, dass auch sie Maria empfangen können.
Gib ihnen, dass sie
kein anderes Gut als Deine Kirche haben.

Gekreuzigter Jesus, schau auf die Kirche,
Deine Braut.
Mach sie schön und Deiner würdig.
Sie soll Deinem Herzen gleichen.
Jeder soll in ihr Dein Antlitz erkennen können.
Alle Völker sollen in ihr endlich ihr
gemeinsames Haus erkennen.

Kardinal Robert Sarah. Aus der Tiefe des Herzens. 146-147.

Siehe HIER

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