Dein Antlitz suche ich!

Erhör mein Rufen, Herr,
mit dem ich zu Dir flehe,
alleluia.
Es spricht zu Dir mein Herz:
Dein Antlitz suche ich.
Ja Herr,
Dein Antlitz will ich suchen.
Dein Antlitz wende nicht hinweg von mir,
alleluia, alleluia.

Der Herr ist mein Licht und mein Heil,
wen sollte ich fürchten?

(Introitus am Sonntag nach Christi Himmelfahrt)

Exaudi, Domine, vocem meam, qua clamavi ad te, alleluia: tibi dixit cor meum, quæsivi vultum tuum, vultum tuum, Domine, requiram: ne avertas faciem tuam a me, alleluia, alleluia.
Dominus illuminatio mea, et salus mea: quem timebo?
[Introitus (Ps. 26, 7 8 u. 9)]

Photo: Daniel Ibanez/EWTN – Veil of the Holy Face of Manoppello

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Hl. Bischof Mamertus – 11. Mai

Im Römischen Martyriologium wird heute des Todes des heiligen Bischof Mamertus zu Vienne in Frankreich gedacht. Angesichts eines drohenden Unglücks hielt er in jener Stadt an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt feierliche Bittprozessionen.

Diesen Brauch hat später die ganze Kirche übernommen. Doch heute kommt dem Bitten um Gottes Segen für die „Frucht der Erde“ kaum noch Bedeutung zu. Die einst in der DDR gängige Bauern-Parole: „Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein!“ scheint heute auch bei katholischen Landwirten gängige Ansicht zu sein. Wie sonst ist es möglich, dass selbst in „katholischen Gegenden“ kaum ein Bauer beim „Wettersegen“, bei „Bittandachten“ oder bei „Bittprozessionen“ anzutreffen ist.

Gibt es dort, wo diese katholischen Traditionen gepflegt wurden, überhaupt noch eine Bittprozession?

Bischof Mamertus mit dem Allerheiligsten bei einer Bittprozession

Wir schreiben das Jahr 477.

Über fünfzig Jahre lang wurden zwei Provinzen Frankreichs, Dauphine und Savoien besonders aber die Stadt Vienne, fast alljährlich von immer neuen Unglücksfällen heimgesucht
Die Erdbeben waren beinahe täglich; Feuerbrünste verheerten die schönsten Wohnungen, und die wilden Tiere wurden so zahlreich und kühn, dass sie am hellen Tage mitten in die Stadt drangen, ohne die Einwohner zu fürchten.

Der Schrecken erreichte den höchsten Grad, als in der Osternacht des Jahres 469, während das Volk in der großen Kirche der Stadt mit feinem Bischöfe, dem heil. Mamertus, die heiligen Geheimnisse feierte, das Feuer ein Stadthaus, ein prächtiges Gebäude auf einer Anhöhe, ergriff.

Man glaubte, die ganze Stadt würde in Asche gelegt werden. Alle Gläubigen verließen die Kirche, um sich und ihre Habe zu retten; nur der heilige Bischof blieb allein vor dem Altare, vertrauend auf den Schutz Gottes. Er war ein Mann des Glaubens und des Gebetes. Unter einem Strom von Tränen flehte er zu Gott, er möge sich des Volkes erbarmen und so vielen und großen Drangsalen Einhalt tun. Die ganze Nacht harrte er so in der Kirche im Gebete aus, und siehe da, kaum war der Tag angebrochen, da erlosch plötzlich der große Brand.

Jetzt eilte das Volk voll Freude und Dank gegen Gott wieder in die Kirche zurück, um den heiligen Gottesdienst fortzusetzen. Nachdem der heilige Bischof die hochheiligen Geheimnisse vollendet hatte, wandte er sich an das versammelte Volk und mahnte es mit den eindringlichsten Worten zur Buße und Besserung des Lebens, denn nur dadurch würde der Zorn des Himmels besänftigt und sein Segen wieder erlangt werden.

Seine Rede schloss er mit den Worten, dass er während der Nacht am Altare stehend, Gott versprochen habe, mit seiner Herde drei Tage nacheinander, öffentliche Bittgänge zu halten und alle sollten sich durch Fasten, Almosengeben und reumütiges Sündenbekenntnis darauf vorbereiten.

Das ganze Volk stimmte dem heil. Bischöfe bei und mit allgemeiner Zustimmung der Geistlichkeit wählte man zur Erfüllung des Gelübdes die drei Tage vor Christi Himmelfahrt. Als die Zeit erschienen war, bezeichnete der heil. Bischof eine Kirche außerhalb der Stadt als das Ziel der Prozession.

Hierher zog nun das Volk in schönster Ordnung unter Anrufung aller Heiligen, weinend und betend. Als der heil. Bischof den Eifer des Volkes sah, bestimmte er noch zwei andere weitere Kirchen, wohin das Volk eben so andächtig wallfahrtete.

Das bußfertige Flehen fand bei Gott Erhörung, die Drangsale hörten auf, und Friede und Ruhe kehrte wieder ein in der Stadt und im Lande.

Als nun die französischen Bischöfe von dieser heilsamen Übung gehört, führten sie dieselbe auch in ihren Bistümern ein und von da verbreitete sie sich dann unter Zustimmung des Papstes über die ganze Kirche.

Der heilige Mamertus lebte nach diesem Ereignisse nur mehr 7 Jahre; aber er hatte die Freude, noch vor seinem Tode zu sehen, wie seine vielen Gebete und Arbeiten für das Heil seiner Herde endlich doch noch Früchte brachten. Das Volk bekehrte sich; und Tugend und Frömmigkeit fingen an, in den Herzen der Gläubigen Platz zu greifen. Hochbetagt starb er gottselig im Jahre 477.

Von der Bedeutung der Prozessionen und den Bittgängen.

In der katholischen Kirche werden öfters im Jahre Prozessionen, d. h. Umgänge gehalten. Das gläubige Volk samt der Geistlichkeit zieht nämlich, das Kreuz, dies Zeichen der Erlösung an der Spitze, mit fliegenden Fahnen unter Gebet und Gesang von einer Kirche zur anderen oder auch bloß um die Fluren. Es liegt eben darin eine tiefe Bedeutung.

Es sind solche Prozessionen oder auch Bittgänge ein Zeichen der Einheit im Glauben an Jesus, den Gekreuzigten, daher wird das Kreuz an der Spitze getragen, oder es wird auch vom Priester das hochwürdigste Gut selbst mitgetragen. Jesus ist aber der Mittelpunkt der Einheit; er ist der treue Hirt seiner Schafe, die ihm alle nachwandeln, die um ihn sich sammeln, bei ihm bleiben sollen. — Ferners sind die Prozessionen ein Sinnbild unseres Pilger- oder Wanderlebens auf Erden. Wir müssen alle fort von hier; der Himmel ist das Ziel unserer Reise, daher der Einzug in das Gotteshaus am Schlüsse der Prozession.

Wer an der Prozession Teil nimmt, legt ein öffentliches Bekenntnis seines Glaubens ab, dass Gott, dem Allmächtigen Lob, Dank und Anbetung gebührt und dass nur von Gott allein Hilfe kommt.

Die Prozessionen sind endlich ein öffentlicher Triumph des christlichen Glaubens über die finstere Macht des Heidentumes; daher die wehenden Fahnen, deren rote Farbe auf das Blut der hl. Märtyrer deutet, die über die Macht der Hölle gesiegt haben und uns sagt, wie auch wir unter der Fahne des Kreuzes kämpfen und siegen müssen.

Schäme dich also nicht, christliche Seele, den Prozessionen und Bittgängen beizuwohnen und gehe mit, indem du folgende gute Meinung machst:

„Ich will dadurch meinen Gott verherrlichen; ihm für alle seine Gnade danken und von ihm Hilfe in allen meinen Nöten erbitten. Ich will dadurch öffentlich meinen Glauben an Jesus bekennen und ich will immer Christo, dem Gekreuzigten nachfolgen!“

Tust du dieses und betest du vom Herzen mit allen Gläubigen, die mit dir gehen, dann wird dein Gebet Erhörung finden; denn Christus sagt ja: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“

(aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858)

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Heiliger Johannes von Avila – 10. Mai

Johannes von Avila, der auch als Apostel von Andalusien verehrt wird, wurde 1499 in Almodóvar del Campo (Ciudad Real) geboren und starb am 10. Mai 1569 in Montilla (Cordoba). 1894 wurde er von Papst Leo XIII. seliggesprochen und von Paul VI. 1970 heiliggesprochen. Am 7. Oktober 2012 wurde er von Benedikt XVI. zum Kirchenlehrer erhoben.

Sein Eifer und sein Ansehen als Prediger lösten bei einige Kleriker großen Neid aus, so dass sie ihn 1531 bei der Inquisition in Sevilla anklagten. Von 1531 bis 1533 führte die Inquisition einen Prozess gegen Johannes von Ávila. Die Anschuldigungen waren für die damalige Zeit sehr schwerwiegend: Er bezeichne die von Irrlehrern Verbrannten als Martyrer, er verschließe den Reichen den Himmel, er erkläre das Geheimnis der heiligen Eucharistie nicht richtig, die Muttergottes habe lässliche Sünden gehabt, er verdrehe den Sinn der Heiligen Schrift, es sei besser, Almosen zu geben, als Pfründe zu stiften, das betrachtende Gebet sei besser als das mündliche …

Johannes kam ins Gefängnis, wo er ein ganzes Jahr verbrachte. Als die Verhandlung kam, wies man ihn darauf hin, er sei in der Hand Gottes, worauf er erwiderte:

„In besseren Händen kann ich nicht sein.“

Johannes antwortete auf alle Anschuldigungen, eine nach der anderen, in größter Aufrichtigkeit, Klarheit und Demut und in einer tiefen Liebe zur Kirche und zur Wahrheit. Er hatte die fünf Zeugen, die ihn anklagten, nicht verwerfen wollen, und nun lieferte ihm die göttliche Vorsehung fünfundfünfzig, die zu seinen Gunsten aussagten.

Die Zeit im Gefängnis brachte ihre inneren Früchte hervor, wie es auch beim heiligen Johannes vom Kreuz der Fall war. In dieser Zeit schrieb er den Entwurf zu Audi Filia, doch vor allem lernte er, wie er uns erzählt, mehr über das Geheimnis Christi als in seinen theologischen Studien.

Als Johannes von Avila wurde freigesprochen.

Heiliger Johannes von Avila. Bitte für uns.

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Schweigen, um Gott zu hören

Die nachfolgenden Gedanken von Prof. Dr. Berthold Wald weisen auf ein modernes Phänomen hin: Noch Nutzloser als in zurückliegenden Epochen scheint dem modernen Menschen der Zugang zum Schweigen völlig abhanden gekommen zu sein.

Handy und Kopfhörer – Symbole unserer Zeit und Feinde des Schweigens

Vernunft und Vernehmen stehen schon wortgeschichtlich in direktem Zusammenhang. „‚Vernunft‘ kommt von ‚Vernehmen‘; niemand kann aber etwas vernehmen, wenn er nicht schweigt; nur der Schweigende hört.“ Auf dies Schweigen und Vernehmen und auf das schweigend Vernommene kommt Pieper schon sehr früh und dann immer wieder von neuem zu sprechen, nach kleineren Vorarbeiten zuerst in „Muße und Kult“ (1948). Muße versteht er als Haltung der „Nichtaktivität“, als „Haltung dessen, der nicht eingreift und redet, sondern dessen, der schweigt“, „der losläßt, der sich losläßt und überläßt“. Solche Nichtaktivität und solches Schweigen bedeutet, „daß der dem Seienden von Natur zugeordneten und ‚ent-sprechenden‘ Antwortkraft der Seele nicht ins Wort gefallen werde.“ Und solches Schweigen beansprucht den Menschen tiefer, als alle wissenschaftliche Objektivität.

Schweigen zu können heißt, den vielerlei Gestalten des Nicht-Schweigens keinen Resonanzraum zu öffnen: angefangen bei den täglichen Ablenkungen durch das mediale Infotainment, den demokratiepolitisch erwarteten Stellungnahmen zu allem und jedem bis hin zur empörten Ignoranz, wenn andere anders denken als man selbst.

Wie es viele Weisen des Nicht-Schweigens, der Vereitelung von Hören auf die Sprache der Dinge, gibt, so auch viele Weisen des schweigenden Vernehmens. In einer Pfingstbetrachtung, die 1955 zuerst als Leitartikel der „FAZ“ erscheint, nennt Pieper verschiedene Gestalten wahrhaft geistigen Lebens, worin „das Auge der Seele sich öffne zu der äußersten ihm möglichen Empfänglichkeit“ für die Dimension des Seins im Ganzen: „Zum Beispiel, wenn wir die Zeichen bedenken, die uns in der Dichtung, in der Musik und in allen bildenden Künsten vor Augen gebracht werden. Auch die Besinnung des Philosophierenden meint das Insgesamt der Welt“, und eben diese gleiche Welt schon als Gegenstand „irdischer Kontemplation“. „Vor allem aber ist die religiöse Kontemplation zu nennen, das betrachtende Sich-versenken in die Mysterien der Rede Gottes“, schließlich das Gebet, in welchem „das Schweigen entscheidender ist als die eigene worthafte Äußerung“.

Zu allen diesen Weisen, von der Wirklichkeit selbst erst in schweigendem Vernehmen berührt zu werden, gehört die Grenze des Erreichbaren ebenso wie das sich steigernde Verlangen, diese Grenze zu überschreiten. Die Berührung mit dem, was ist und geschieht, führt zur „Anerkennung des Geheimnischarakters der Welt“, dem einzig die „Heiterkeit des Nichtbegreifenkönnens“ entspricht. Das ist zugleich gegen einen „Fanatismus des Wahren“ (Konrad Weiß) gerichtet, welcher „das Vertrauen auf das Fragmenthafte, das eben das Leben und das Wesen der Geschichte bildet“, nicht aufzubringen vermag. Der Selbstbezug des Denkens dagegen, wie er für das neuzeitliche Philosophieren kennzeichnend ist, führt entweder in eine geschlossene Welt philosophischer „Systeme“ oder in die Auflösung allen Vernunftvertrauens. Auf die letzte Bedeutung des Wirklichkeitsganzen aufmerksam zu werden, geschieht auf diesem Weg gerade nicht. Und weil das bei Josef Pieper auf erregende Weise anders ist, darum führt jede philosophische Erörterung und jedes Buch Piepers seine Hörer und Leser zugleich in den Vorhof der Theologie und näher an die Schwelle zum Geheimnis des christlichen Glaubens heran.

Berthold Wald (Herausgeber der Werke Josef Piepers) in „Schweigen, um Gott zu hören“, zum 120. Geburtstag von Josef Pieper, am 4. Mai 2024. Erschienen in „Die Tagespost“ am 3. Mai 2024.

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Erziehungsperspektiven aus den Quellen der christlichen Tradition

Das Buch „Große Ziele, kleine Schritte. Überraschende Erziehungsperspektiven aus den Quellen der christlichen Tradition“ des orthodoxen Professors Philip Mamalakis beginnt mit der Überzeugung, dass Väter und Mütter für die Erziehung als Eltern ihrer Kinder nicht nur die Zeitlichkeit im Blick haben sollen. Vor allem dürfe die Perspektive der Ewigkeit nicht aus dem Blick geraten: „Wir erziehen unsere Kinder nicht nur für den Erfolg in diesem Leben, sondern auch für das ewige Leben.“

Ganz gleich, wie fähig wir als Eltern sind – wenn unser Leben nicht auf Christus und sein Reich ausgerichtet ist, werden unsere Kinder den lebendigen Glauben an ihn nicht durch unser Vorbild kennenlernen und verinnerlichen können. Andersherum gilt aber auch: Wir können noch so viel fasten, beten und regelmäßig in die Kirche gehen – wenn wir nicht wissen, wie wir unsere Kinder und ihre Schwierigkeiten respektieren, eine gute Beziehung zu ihnen pflegen und angemessen auf ihr Fehlverhalten antworten sollen, dann werden ihnen all unsere religiösen Aktivitäten hohl vorkommen.“

Das Buch konzentriert sich nicht darauf, glückliche, wohlerzogene und sanftmütige Kinder in einem friedlichen Zuhause zu haben. Vielmehr geht es darum, ein Vater oder eine Mutter zu sein, der oder die es Kindern ermöglicht, ihre eigenen Probleme zu bewältigen und die Tugenden zu entwickeln, die sie brauchen, um ein „heiliges Leben“ zu führen.

Kinder werden nicht mit Bedienungsanleitung geliefert“, schreibt der Autor – und wird für diese Aussage von Eltern keinen Widerspruch erfahren. Aber er schätzt den Wert seines Buches sicherlich richtig ein, wenn er schreibt: „Dieses Buch ist die Bedienungsanleitung, von der ich wünschte, jemand hätte sie meiner Frau Georgia und mir in die Hand gedrückt, als vor 21 Jahren unser erstes Kind Kyranna geboren wurde.

Auch wenn es in dieser Buchbesprechung nicht darum geht, Eltern in Deutschland und in anderen deutschsprachigen Ländern ein schlechtes Gewissen zu vermitteln: Alle Eltern müssen für sich die Frage beantworten, warum sie Kinder haben.

Unsere Kinder sind nicht dazu da, um uns ein friedliches Leben zu bescheren“, auch nicht um „stolz zu sein, wenn unsere Kinder sich freundlich oder großzügig zeigen“: „Wir sind dazu da, ihnen beim Wachsen zu helfen, egal wie sie sich benehmen.

Ein großer Teil des Buches ist der Frage gewidmet, wie wir unseren Kindern bei ihren Schwierigkeiten helfen können und wie diese Kämpfe ihnen dabei helfen, Tugenden zu entwickeln, die sie durch das eigene Leben tragen können. Das Buch konzentriert sich darauf zu zeigen, dass Eltern nicht für ihre Kinder kämpfen, sondern ihnen zeigen sollten, dass sie als Eltern in den Kämpfen ihrer Kinder an ihrer Seite sind. Und Mamalakis erörtert dazu auch, wie es möglich ist, die Probleme der Eltern von denen der Kinder zu trennen.

Er betont, dass Eltern ihre Kinder, die nach dem Bild Gottes geschaffen sind, respektieren sollen – wozu auch gehört, ihre jeweiligen Fähigkeiten und Entwicklungsstadien zu respektieren. Es bedeutet, ihre Gefühle zu respektieren, sie nicht herabzusetzen oder zu ignorieren: Verständnis und Mitgefühl für die Kinder zuhaben und gleichzeitig Festigkeit zu zeigen und Konsequent zu sein.

Das 360-seitige Buch „Große Ziele, kleine Schritte. Überraschende Erziehungsperspektiven aus den Quellen der christlichen Tradition“ ist nicht immer leicht zu lesen – aber es lohnt sich. Und man muss nicht alles auf einmal lesen. Man kann reinschnuppern, das Gelesene sacken lassen, nachdenken: Es gibt viel zum Nachdenken.

Mamalakis macht es einfacher, Dinge in die Praxis umzusetzen, indem er wichtige Prinzipien zusammenfasst, auf die man sich in schwierigen Momenten der Elternschaft leicht berufen kann. Einer dieser Grundsätze lautet: „Kinder suchen nach Verbindung, nicht nach Aufmerksamkeit.“

Wenn sich unsere Kinder schlecht benehmen und scheinbar nach Aufmerksamkeit streben, versuchen wir innezuhalten und darüber nachzudenken. Kinder möchten Verbindung zu ihren Eltern herstellen. So verändert sich auch unsere Reaktion auf das Verhalten der Kinder.

Kinder verlangt es ständig nach Verbindung zu uns: durch körperliche Nähe, indem sie Zeit mit uns verbringen, uns kennenlernen und sich uns zu erkennen geben. Verbundenheit gehört zum Kern unserer menschlichen Natur, und Kinder sind so angelegt, dass sie danach streben. Verbundenheit ist Nahrung für die Seelen unserer Kinder. Wir sind geschaffen als Beziehungswesen nach dem Ebenbild eines Beziehungs-Gottes, der drei Personen in einer Liebesgemeinschaft vereint. Durch unsere Beziehungen zueinander und zu Gott erfahren wir Intimität und entwickeln uns als Menschen. Kinder wachsen als Personen in den und durch die Verbindungen, die sie zu ihren Bezugspersonen haben. Bei der Erziehung geht es deshalb immer darum, die Verbindung zu unseren Kindern zu suchen, während wir gemeinsam durchs Leben gehen, und ihnen beizubringen, wie man auf positive Weise Verbindungen schafft.

Vergebung und Reue sind nicht nur etwas für Kinder. Auch Eltern müssen nach Vergebung und Reue streben und diese sogar vorleben. Wenn Vater und Mutter vor ihren Kindern eine Meinungsverschiedenheit haben, sollten sie Wert darauf legen, sich vor ihren Kindern wieder zu versöhnen. Ja, die Kinder sollen wissen, dass es in Beziehungen Meinungsverschiedenheiten und Konflikte geben kann, aber sie sollen auch wissen und lernen, dass es einen Weg zur Versöhnung gibt, der die Liebe nicht nur wiederherstellt, sondern vermehrt. Wir bitten also unsere Kinder um Vergebung, wenn wir Unrecht tun oder überreagieren, auch wenn wir vielleicht dachten, wir wären im Recht gewesen.

Dem Thema Buße widmet der Autor ein ganzes Kapitel: „Freude an der Buße zu vermitteln muss das Herzstück unserer Erziehung sein, denn Buße ist das Herzstück unseres geistlichen Lebens in Christus.“ „Um das zu erreichen, sollten wir unsere Fehler nicht leugnen oder uns von Schuldgefühlen überwältigen lassen. Stattdessen dürfen wir unseren Kindern die Freude an der Buße nahebringen.“

Wenn wir zugeben, uns falsch verhalten zu haben, dann machen wir damit deutlich, dass es ein ‚richtiges‘ Tun gibt und dass wir diesen Maßstab verfehlt haben. Dies ist doppelt wichtig: Durch unsere Buße zeigen wir unseren Kindern sowohl den richtigen Weg als auch die Art und Weise, wie wir wieder darauf zurückkehren können.“

Buße und Vergebung schützen „vor der destruktiven Kraft der Sünde und machen es möglich, Gott und anderen Menschen trotzdem nahezukommen“.

Die Absicht des Buches, so kann sicher behauptet werden, ist es, dass unsere Kinder sehen, dass sich unser Handeln aus der Kraft der Liebe Gottes speist. So können auch sie lernen, Gott als die ultimative Quelle der Liebe zu erkennen. Sie spüren, dass er im Zentrum unserer Familie steht und gemeinsam alle gemeinsam als Familie auf dem Weg sind.

Zuerst erschienen bei CNAdeutsch

Philip Mamalakis: Große Ziele, kleine Schritte.
Überraschende Erziehungsperspektiven aus den Quellen der christlichen Tradition;
Fontis-Media 2023; 332 Seiten; 19,90 Euro;
ISBN: 9783038482475

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Kampagne für die vollständige Freiheit der überlieferten Liturgie

Im Jahr 2024 katholisch zu sein, ist wahrlich nicht einfach. Die Entchristlichung des Westens ist so massiv und anhaltend, dass der Katholizismus aus dem öffentlichen Raum zu verschwinden scheint. Anderswo steigt die Zahl der wegen ihres Glaubens verfolgten Christen ständig. Zudem befindet sich die Kirche in einer inneren Krise, die sich in einem Rückgang der religiösen Praxis und der Priester- und Ordensberufungen,  einem selteneren Empfang der Sakramente und sogar in bisher undenkbaren Differenzen zwischen Priestern, Bischöfen oder Kardinälen äußert. Was vor allem anderen zu einer inneren Renaissance der Kirche und neuem missionarischen Elan beitragen kann, ist  die würdige und ehrfürchtige Zelebration der Liturgie, für die das Beispiel der überlieferten römischen Liturgie eine wirksame Hilfe sein kann.

Trotz aller Versuche, insbesondere unter dem derzeitigen Pontifikat, diese Liturgie verschwinden zu lassen, lebt sie  weiter, verbreitet sich und heiligt die Christen, die sie besuchen. Sie bringt sichtbare Früchte der Frömmigkeit, der Berufungen und Bekehrungen. Sie zieht die Jugend an, bringt viele Werke zur Blüte, besonders im schulischen Bereich, und steht für eine solide katechetische Bildung. Sie dient unbestreitbar der Bewahrung und Weitergabe des Glaubens und des religiösen Lebens inmitten des heutigen Glaubensverfalls. Durch ihr ehrwürdiges Alter kann diese Messe für sich in Anspruch nehmen, über Jahrhunderte viele Seelen geheiligt zu haben. Unter anderen lebendigen Kräften, die es in der Kirche noch gibt, ragt die überlieferte Liturgie heraus durch ihre Struktur, die ihr eine ununterbrochene lex orandi gegeben hat.

Gewiß, man hat der alten Messe kleine Nischen zugestanden, aber nur allzu oft nahm die eine Hand wieder weg, was die andere ihr gegeben hatte. Ohne sie jedoch zum Verschwinden bringen zu können.

Seit der Zeit des Niedergangs nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat man mehrfach alles versucht, um die Glaubenspraxis wieder zu beleben, die Berufungen zu fördern und den christlichen Glauben zu bewahren. Alles, außer die Gläubigen „die Erfahrung der Tradition“ machen zu lassen und der tridentinischen Liturgie eine Chance zu geben.

Heute verlangt der gesunde Menschenverstand es eigentlich dringend, dass man die lebendigen Kräfte in der Kirche leben und gedeihen lässt, und insbesondere die Liturgie, deren Rechte  auf ein über tausendjähriges Bestehen gründen. Man verstehe mich nicht falsch: Unser aktueller Appell ist  keine Bitte um eine neuerliche Toleranz wie 1984 und 1988 und nicht einmal um eine Wiederherstellung des besonderen Status, der der überlieferten Liturgie 2007 durch das Motu proprio  Summorum Pontificum zugestanden wurde und durch den man eigentlich die Rechte der Liturgie anerkannte, der jedoch dann auf spärlich zugestandene Genehmigungen reduziert wurde.

Wir sind einfache Gläubige und es steht uns nicht zu, ein Urteil über das Zweite Vatikanische Konzil zu fällen, über Kontinuität oder Bruch mit dem Lehramt der Kirche oder darüber, ob die aus dem Konzil erwachsenen Reformen richtig waren oder nicht …  Allerdings müssen wir die Mittel verteidigen und weitergeben, die die göttliche Vorsehung genutzt hat, damit eine wachsende Zahl von Katholiken  ihren Glauben bewahren, darin wachsen oder ihn entdecken konnten. Hierbei nimmt die überlieferte Liturgie durch ihre Transzendenz, ihre Schönheit, ihren überzeitlichen Charakter und ihre Lehramtstreue einen wesentlichen Platz ein.

Daher bitten wir aus der wahren Freiheit der Kinder Gottes in der Kirche heraus um die Anerkennung der vollständigen Freiheit der überlieferten Liturgie, mit dem freien Gebrauch aller ihrer liturgischen Bücher, damit diese Liturgie ohne Einschränkung allen Gläubigen  zugänglich gemacht wird und alle Priester im überlieferten Ritus zelebrieren können. 

Jean-Pierre Maugendre, Direktor von Renaissance catholique, Paris

QUELLEN:

https://katholisches.info/2024/05/03/internationale-kampagne-fuer-die-vollstaendige-freiheit-der-ueberlieferten-liturgie/

https://renaissancecatholique.fr/blog/internationale-kampagne-zur-die-befreiung-der-traditionellen-liturgie/

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Hl. Pius V. – 5. Mai

Heiliger Papst Pius V. – tritt du auch heute für die Kirche ein!

Am Abend des 7. Januar 1566 ging ein langes und stürmisches Konklave zu Ende. Der Name des erwählten Papstes, Michael Ghislieri, erregte bei den Römern jedoch mehr Unbehagen als Freude; denn an diesen Mann knüpfte sich der Ruf äußerster Strenge und asketischer Weltverachtung. Der Papst selbst sorgte sich nicht um die Volksstimmung. Den ängstlichen Ratgebern und Warnern sagte er mit leisem Lächeln, er hoffe so zu regieren, daß man bei seinem Tode mehr Ursache zu trauern hätte als bei seiner Erhebung.

Giovanni Gasparro. Papst Pius V.

Bald sah das Volk ihn selbst, wie er die sieben Hauptkirchen zu Fuß und mit wenigen Begleitern besuchte, ein hagerer und kahlköpfiger Mann mit schneeweißem Bart und scharfblickenden Augen, und es hörte, daß dieser Mann einst in seinem Heimatdorf Bosco in Savoyen die Schafe gehütet und auf Kosten eines wohlhabenden Nachbars studiert hatte, daß er mit vierzehn Jahren bei den Dominikanern zu Boghera eingetreten und ohne den Einfluß mächtiger Gönner allein durch seine außergewöhnliche Tüchtgikeit und sein vorbildliches Priestertum vom einfachen Mönch zum Prior, Bischof und endlich zum Kardinal aufgestiegen war. Sagenhafte Erzählungen von seinem Mut und seiner Regeltreue liefen von Mund zu Mund; bald wußte jeder, daß dieser Mann, der jetzt die Weltkirche regierte, nie anders als barfuß und mit dem Rucksack beschwert, ohne Mantel und Hut die heißen Reisfelder der Lombardei und die verschneiten Pässe der Bergamasker Alpen durchwandert hatte, daß er auch jetzt als Papst zuerst die abgelegten Gewänder seiner Vorgänger auftrug und daß er nicht zu bewegen gewesen war, seine Mönchskutte bei der Reise durch das ketzerische Graubünden abzulegen, obwohl er als Kommissar der Inquisition der am meisten gehaßte Mann in allen abgefallenen Landesteilen war.

Solche Proben unerschrockenen Mutes und aufopfernder Selbstlosigkeit verschafften ihm schnell die Achtung der Römer, die sich freilich erst daran gewöhnen mußten, daß die Zeit der Renaissancepäpste mit ihrem äußeren Glanz und den dunklen Schatten des Verfalls vorüber war. Der jetzt den Fischerring trug, hatte nicht den Ehrgeiz, als Kunstmäzen, Diplomat und weltlicher Herrscher in der Geschichte weiterzuleben. Er kannte nur die einer Würde und die eine Verantwortung, Statthalter Christi auf Erden zu sein. Vor ihm galt kein Ansehen der Person; die Ärmsten hatten in allen Audienzen den Vortritt, und er selbst scheute sich nicht, in Gegenwart hochgeborener Herren von seiner niedrigen Abkunft zu sprechen. Luxus, Unsittlichkeit, schmeichlerisches Getue waren dem Papst verhaßt. Die heilige Stätte, wo die Apostelfürsten und viele Tausend Märtyrer gelitten, sollte frei sein von jedem Makel.

Drakonisch streng waren deshalb seine gesetzgeberischen Maßnahmen für Rom und den Kirchenstaat. Das Dirnenunwesen wurde aufs Schärfste verfolgt, der Kornwucher unnachsichtlich bestraft, die bestechlichen Richter abgesetzt. Die weltliche Justiz sparte nicht mit Todesurteilen, die ohne Rücksicht auf Rang und Stand, auf Alter und Geschlecht vollstreckt wurden. Nicht bloß die Irrlehre, auch Unzucht, Okkultismus und Zauberei galten als Kapitalverbrechen, die in schweren Fällen mit dem Beil oder Scheiterhaufen zu sühnen waren. Ein hartes Gerichtsverfahren, dem man jedoch nicht den Vorwurf der Grausamkeit machen kann; denn ein verwildertes, zügellos gewordenes Volk läßt sich nur durch äußerste Strenge zu Gesetz und Sitte zurückführen, und wenn Pius V. jedes Aufflackern des Protestantismus südlich der Alpen mit eiserner Faust unterdrückt hat, so hat er dadurch dem politisch zerklüfteten Italien das letzte einigende Band, die religiöse Einheit, bewahrt und das Land vor den namenlosen Greueln eines Dreißigjährigen Krieges bewahrt.

Was der Papst aber von den Laien forderte, das verlangte er erst recht vom Welt- und Ordensklerus. Er schärfte den Kardinälen ein, daß sie Priester und erst in zweiter Linie Kirchenfürsten seien. Er legte den höchsten Nachdruck auf eine zeitgerechte Ausbildung und eine unermüdliche wissenschaftliche Weiterbildung der Seelsorgegeistlichkeit. Die Reformvorschriften des Trienter Konzils sollten überall in die Tat umgesetzt werden, die Kunst der Katechese und Predigt zu neuem Leben erweckt, der ursprüngliche Geist in den Klöstern aller Orden wiederhergestellt, der Sonntag und die Kirchen heiliggehalten werden.

Die liturgischen Reformen an Meßbuch und Brevier brachte dieser seeleneifrige Papst zum Abschluß. Er selbst war durch sein persönliches Beispiel der beste Wegbereiter der Klerusreform; unter seiner Regierung ähnelte der Vatikan mehr einem Exerzitienhaus als einem Palast; der Hofstaat wurde auf ein Minimum beschränkt; bei Neuernennungen von Kardinälen ließ sich Pius V. nur durch die Charaktereigenschaften und kirchlichen Verdienste der von ihm erwählten leiten. Das ging nicht ohne Einspruch des selbstbewußten Uradels Italiens und der staatlichen Gewalten; aber allen Bitten und Drohungen gegenüber blieb der Papst unerbittlich; selbst der allmächtige Spanierkönig Philipp und das spanische Staatskirchentum mußten sich vor der geistigen Autorität dieses Greises beugen.

Man hat Pius V. wegen seiner starren Haltung oft gescholten, ihm jede politische und diplomatische Fähigkeit abgesprochen, und man tut ihm nicht einmal unrecht damit; denn zeitlebens blieb er in den Dingen dieser Welt ein Mönch, der in unangebrachtem Optimismus am liebsten alle Soldaten des Kirchenstaates entlassen hätte und das Finanzwesen in Unordnung geraden ließ, so daß er später drückende Steuern verhängen mußte; aber in einem Punkt bewies er einen besseren politischen Instinkt als alle übrigen Staatsmänner Europas.

Er erkannte klar den Umfang der Türkengefahr und schweißte mit unsäglicher Mühe die Liga gegen den Halbmond zusammen, die am 7. Oktober 1571 in der Seeschlacht von Lepanto die Türken vernichtend schlug und das Abendland vor dem Einfall der fanatischen Mohammedaner rettete. Wäre Pius nicht gewesen, die europäische Kultur wäre wahrscheinlich an der Zwietracht der christlichen Nationen zugrunde gegangen.

Nur sechs Jahre hat das Pontifikat des Dominikanerpapstes gedauert, sechs Jahre reich an Kämpfen – man braucht nur an die Hugenotten in Frankreich, die aufständischen Niederländer und die Leiden der englischen Katholiken unter den Blutedikten Elisabeths zur erinnern -, und dennoch sind diese Jahre für die Geschichte der Kirche fruchtbarer gewesen als die lange Glanzzeit der Renaissancepäpste; denn an den Namen Pius V. knüpft sich die „Reform der Kirche an Haupt und Gliedern“, die von allen kirchentreuen Männer seit Jahrhunderten gefordert wurde. Seit dieser Heilige auf dem Thron des heiligen Petrus saß, ist es wieder aufwärts gegangen. Im Frühjahr 1572 brach er nach heftigen Beschwerden an völliger Entkräftung zusammen, raffte sich aber noch einmal auf, um zum letzten Male die sieben Hauptkirchen zu besuchen. Mit dieser Wallfahrt beschloß er sein Leben am 1. Mai 1572; sein Fest feiern wir am 5. Mai.

Auszug aus: „Helden und Heilige“ von Hans Hümmeler.

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Philippus und Jakobus, Apostel – 3. Mai

Apostelgeschichte 1,12-14
Hierauf kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der Ölberg heißt und nahe bei Jerusalem liegt, einen Sabbatweg davon entfernt. Dort angekommen, stiegen sie in das Obergemach hinauf, wo sie sich aufhielten, nämlich Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon der Eiferer und Judas, der Bruder des Jakobus. Diese alle verharrten einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.

Duccio di Buoninsegna. Der Hl. Philippus und der Hl. Jakobus d. Ä. – Detail aus: Maestà, Altarretabel des Sieneser Doms, Vorderseite, Haupttafel mit Maestà, Szene: Thronende Maria mit Kind, Engeln, Heiligen und Apostelfiguren in Arkaden. Ca 1308–1311.

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Athanasius / Athanasios von Alexandria, der Apostelgleiche – 2. Mai

Dieses große Glaubensbekenntnis wird dem heiligen Kirchenlehrer Athanasius zugeschrieben. Heute ist man davon nicht mehr vollends überzeugt. – Der heilige Kirchenlehrer Athanasius wurde um 298 in Alexandria in Ägypten geboren, dort starb er als Bischof am 2. Mai 373.

Das Athansische Glaubensbekenntnis wurde früher im Brevier der Prim täglich gebetet. Bereits vor dem Konzil kam es in der Prim nur noch an Sonntagen vor. Doch nach der Liturgiereform, mir der diese Gebetszeit abgeschafft wurde, wurde auch das Athanasische Glaubensbekenntnis, wie so viele bisher vertraute Gebete der katholischen Kirche, abgeschafft.

Gerade in unserer Zeit sollte dieses Glaubensbekenntnis, das in besonderer Weise die Dreifaltigkeit betont und hervorhebt, gebetet werden.

Gasparro. Athanasius kämpft gegen Arius

DAS GLAUBENSBEKENNTNIS DES HEILIGEN ATHANASIUS:

Antiphon
Ehre sei dir, wesensgleiche Dreifaltigkeit,
eine Gottheit vor aller Zeit, so auch jetzt und in Ewigkeit.
(In der österlichen Zeit: Alleluja.)

Wer da selig werden will, *
der muss vor allem den katholischen Glauben festhalten.
Wer diesen nicht in seinem ganzen Umfang und unverletzt bewahrt, *
wird ohne Zweifel ewig verloren gehen.
Dies ist aber der katholische Glaube: *
Wir verehren den Einen Gott in der Dreifaltigkeit und die Dreifaltigkeit in der Einheit.
Ohne Vermengung der Personen *
und ohne Trennung der Wesenheit.
Eine andere nämlich ist die Person des Vaters, eine andere die des Sohnes, *
eine andere die des Heiligen Geistes.
Aber Vater und Sohn und Heiliger Geist haben nur Eine Gottheit, *
gleiche Herrlichkeit, gleich ewige Majestät.
Wie der Vater, so der Sohn, *
so der Heilige Geist.
Unerschaffen ist der Vater, unerschaffen der Sohn, *
unerschaffen der Heilige Geist.
Unermesslich ist der Vater, unermesslich der Sohn, *
unermesslich der Heilige Geist.
Ewig ist der Vater, ewig der Sohn, *
ewig der Heilige Geist.
Und doch sind es nicht drei Ewige, *
sondern Ein Ewiger.
Wie auch nicht drei Unerschaffene und nicht drei Unermessliche, *
sondern Ein Unerschaffener und Ein Unermesslicher.
Ebenso ist allmächtig der Vater, allmächtig der Sohn, *
allmächtig der Heilige Geist.
Und doch sind es nicht drei Allmächtige, *
sondern Ein Allmächtiger.
So ist der Vater Gott, der Sohn Gott, *
der Heilige Geist Gott.
Und doch sind es nicht drei Götter, *
sondern es ist nur Ein Gott.
So ist der Vater Herr, der Sohn Herr, *
der Heilige Geist Herr.
Und doch sind es nicht drei Herren, *
sondern es ist nur Ein Herr.
Denn wie wir nach der christlichen Wahrheit jede Person einzeln als Gott und Herrn bekennen, *
so verbietet uns doch auch der katholische Glaube, drei Götter oder Herren anzunehmen.
Der Vater ist von Niemand gemacht, *
noch geschaffen, noch gezeugt.
Der Sohn ist vom Vater allein, *
nicht gemacht, noch geschaffen, sondern gezeugt.
Der Heilige Geist ist vom Vater und vom Sohn, *
nicht gemacht, noch geschaffen, noch gezeugt, sondern hervorgehend.
Es ist also Ein Vater, nicht drei Väter; Ein Sohn, nicht drei Söhne; *
Ein Heiliger Geist, nicht drei Heilige Geister.
Und in dieser Dreieinigkeit ist nichts früher oder später, nichts größer oder kleiner, *
sondern alle drei Personen sind sich gleich ewig und gleich groß.
So dass in allem, wie bereits vorhin gesagt wurde, *
sowohl die Einheit in der Dreifaltigkeit als auch die Dreifaltigkeit in der Einheit zu verehren ist.
Aber zum ewigen Heil ist es ferner notwendig, *
treu auch an die Menschwerdung unseres Herrn Jesus Christus zu glauben.
Das ist nun der rechte Glaube: wir müssen glauben und bekennen, *
dass unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, Gott und Mensch ist.
Gott ist er aus der Wesenheit des Vaters von Ewigkeit gezeugt, *
und Mensch ist er aus der Wesenheit der Mutter in der Zeit geboren.
Vollkommener Gott, vollkommener Mensch, *
bestehend aus einer vernunftbegabten Seele und einem menschlichen Leibe.
Dem Vater gleich der Gottheit nach, *
geringer als der Vater der Menschheit nach.
Da er nun Gott ist und Mensch zugleich, *
so sind doch nicht zwei, sondern nur Einer ist Christus.
Einer aber, nicht als ob die Gottheit in Fleisch verwandelt worden wäre, *
sondern weil Gott die Menschheit angenommen hat.
Einer ganz und gar, nicht durch Vermengung der Wesenheit, *
sondern durch die Einheit der Person.
Denn wie eine vernunftbegabte Seele und der Leib nur einen Menschen ausmacht, *
so ist auch Gott und Mensch nur Ein Christus.
Er hat gelitten um unseres Heiles willen und ist abgestiegen zur Unterwelt, *
am dritten Tage aber ist er auferstanden von den Toten.
Aufgefahren in den Himmel, sitzt er zur Rechten Gottes des allmächtigen Vaters; *
von dort wird er kommen, zu richten die Lebendigen und die Toten.
Bei seiner Ankunft werden alle Menschen mit ihren Leibern auferstehen *
und Rechenschaft ablegen über ihre eigenen Handlungen.
Und die, welche Gutes getan haben, werden eingehen zum ewigen Leben, *
die aber Böses getan haben, ins ewige Feuer.
Das ist der katholische Glaube. *
Wer ihn nicht treu und fest umfasst, kann nicht selig werden.

Antiphon
Ehre sei dir, wesensgleiche Dreifaltigkeit,
eine Gottheit vor aller Zeit, so auch jetzt und in Ewigkeit.
(In der österlichen Zeit: Alleluja.)

V. Herr, erhöre mein Gebet.
A. Und laß mein Rufen zu dir kommen.
(V. Der Herr sei mit euch.
A. Und mit deinem Geiste.)

V. Lasset uns beten; Allmächtiger ewiger Gott, du hast deinen Dienern die Gnade verliehen, im Bekenntnis des wahren Glaubens die Herrlichkeit der ewigen Dreifaltigkeit zu erkennen und in der Macht der Majestät die Einheit anzubeten; nun bitten wir dich: laß uns kraft dieses unerschütterlichen Glaubens stets vor allem Unheil gesichert sein. Durch unseren Herrn Jesus Christus deinen Sohn, der mit dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott in alle Ewigkeit.
A. Amen.

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Marienmonat Mai – Weihe an Maria

Heilige Maria, Mutter Gottes und Jungfrau,
ich erwähle dich heute zu meiner Gebieterin,
Beschützerin und Fürsprecherin
und nehme mir fest vor, dich nie zu verlassen,
nie etwas gegen dich zu sagen oder zu tun noch zuzulassen,
daß von anderen je etwas wider deine Ehre geschieht.
Ich bitte dich daher,
nimm mich an zu deinem ewigen Diener,
steh mir bei in allen meinen Handlungen und verlasse mich nicht
in der Stunde meines Todes. Amen.

(Hl. Johannes Berchmans)

Marienbildnis auf einer Kirchenfahne. Eibesthal, Nd.österreich

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