(K)ein Grund ins Kloster zu gehen (?)

Was eine klösterliche Berufung madig machen kann, also jemandem, der sich berufen fühlt, den Eintritt in ein Kloster verleidet und verdirbt, kommt manchmal von den Ordensleuten selbst. Die Damen dieser beiden Fotos sind US-amerikanische Benediktinerinnen: einmal ein Gruppenbild und einmal während ihres Chorgebetes.

Im konkreten Fall handelt es sich um Benediktinerinnen des „Baltimore Emmauel Monastery„.

Natürlich gilt auch hier die Redeweise „Eine Kutte macht noch keinen Mönch oder Nonne„, und es soll hier auch nicht über die Berufung dieser Personen geurteilt werden. Doch darf man sich fragen, für wen diese Frauen als Ordensleute so anziehend sind, dass sie den Wunsch haben, selbst in deren Kloster einzutreten.

Hinter diesem Beitrag steht die Frage, die sich Ordensfrauen und Ordensmänner stellen sollen:

WIE werden wir als geistliche Gemeinschaft
– werde ich als geistliche Person –
von jungen Menschen wahrgenommen,
die sich fragen,
ob sie „berufen“ sind
und sich mit dem Gedanken tragen
„einzutreten“.

„Grund für eine Berufung“ (2/2)

Jesus sagte „Komm!“
(Offb 22,17).

Ich hatte Gelegenheit, die reine Luft und den lieblichen Wohlgeruch des vollkommen der Kontemplation geweihten Lebens einzuatmen, in einer Gemeinschaft […] der Unbeschuhten Karmelitinnen […].

Eine Klausur, die „als Geschenk empfangen und als freie Antwort der Liebe gewählt“ wurde (vgl. Nachsynodales Apostolisches Schreiben Vita consecrata, 59): zwanzig Frauen, junge oder junggebliebene (es ist wirklich wahr, daß die Kontemplativen einfach nicht älter werden!).

Wer in dieses Kloster kommt, wie in die vielen kontemplativen Männer- oder Frauenklöster auf der ganzen Welt, nimmt diese tiefe, reine Freude wahr, die hier herrscht; kann erfahren, wie schön es ist, mit offenen Armen aufgenommen, auf ewig geliebt zu werden, wie schön es ist, statt des eigenen rissigen und versiegelten Kruges, so eifersüchtig bedacht auf sich selbst und seine wenigen bitteren Tropfen Wassers, einen bis an den Rand gefüllten Kelch vorzufinden, ein Herz, das offen ist für die großen Bedürfnisse der Menschen und der Geschichte, offen für den, der die Begegnung sucht, die Gemeinschaft, offen für alle nach Gott und seiner Liebe Hungernden und Dürstenden.

Ihre tiefempfundene Freude zeigt sich in dem offenen Lächeln, dem wir in den von der Begegnung mit Gott verklärten Augen und Gesichtern begegnen, die nach und nach verwandelt; zeigt sich in einer Gemeinschaft, wo für Vulgarität und Falschheit kein Platz ist, sondern vielmehr für eine Atmosphäre der Wahrheit und der Aufrichtigkeit, eine Zuneigung, die sich nicht von menschlichen Dingen beeinflussen läßt.

Somit wird die Klausur, „Ort der spirituellen Gemeinschaft mit Gott“, Ort der Liebesgemeinschaft „von Brüdern und Schwestern“, wo „die Raum- und Kontaktbeschränkung zum Vorteil der Verinnerlichung der evangelischen Räte gereicht“ (VC 59).

Wie Terese von Lisieux schrieb, ist der Platz der Kontemplativen im Herzen der Kirche, und ihre Berufung ist Liebe: „Im Herzen der Kirche, meiner Mutter, werde ich Liebe sein, und werde alles sein“.

Diese Männer und Frauen stellen ihr Leben ganz in den Dienst der Kirche, der Bischöfe, der Priester, der Zweifelnden, der Leidenden, derer, die fern sind von Gott, aller Tragödien und Bedürfnisse der Menschheit: trotz der Klostermauern – oder, auf irgendeine geheimnisvolle Weise vielleicht gerade durch sie –, die sie von der Welt trennen, durch den engen und unendlichen Raum ihrer Klausur, sind sie mit ihrem Leben im Verborgenen präsent, diesem Leben der Liebe und des Opfers für alle Dramen der Welt und der Kirche. Werden zur Quelle, aus der jeder Mann und jede Frau Kraft, Freude, Ruhe, Mut schöpfen kann, in einer kontinuierlichen Gemeinschaft, gemacht aus einfachen Worten, geistlichem Beistand, was jeder, der an diese Klosterpforten klopft, konkret erfahren kann.

Die Klausur ist also der Ort, wo die Braut Kirche ihrem Bräutigam Ruhm verleiht und ihm, bewegt von dem in ihr wohnenden Geist, zuruft:

„Komm!“
(Offb 22,17).

Alle Kontemplativen wiederholen gern und voller Staunen das Gebet der hl. Maria Magdalena de’ Pazzi:

„O Bräutigam, o Wort, so will ich dich immer nennen. Bewundert meinen Bräutigam, das Wort, seht, wie schön er ist, wie groß, wie würdig, wie strahlend sein Antlitz. O Bräutigam, o mein geliebtes Wort! O, Geschöpfe, die ihr von ihm geschaffen wurdet, was tut ihr? Euch alle lade ich ein, seine Größe zu bewundern und zu betrachten, seine Pracht und seine Herrlichkeit.“

(von Franc Kardinal Rodé CM, notiert in 30giorni, 12, 2004)

Franc Kardinal Rodé CM (* 23. September 1934 in Ljubljana, Slowenien), Mitglied der Kongregation der Mission (Congregatio Missionis – CM), auch bekannt unter den Namen Vinzentiner oder Lazaristen. Rodé war Erzbischof von Ljubljana. Ab 2004 war er Präfekt der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens. 2006 erhielt er von Papst Benedikt XVI. den Kardinalshut.

Einkleidung einer Karmelitin im Karmel Himmelspforten
Foto: http://www.karmelitinnen-wuerzburg.de.jpg

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„Grund für eine Berufung“ (1/2)

Jesus sagte „Komm!“
(Offb 22,17).

Schon immer hat sich aus dem Herzen des Menschen eine Frage erhoben; eine Frage, die das ausdrückt, was letztendlich das Wesen der Menschheit ist. Eine Frage, die sich von jedem Ort und seit allen Zeiten erhebt, in der Tiefe des Herzens, im Innersten des menschlichen Wesens zuhause ist:

„Gott, du mein Gott, dich suche ich,
meine Seele dürstet nach dir“
(Ps 63,2).

Wie die hl. Teresa von Avila in ihrem Camino de perfección [Weg der Vollkommenheit] schreibt, „drückt der Durst das Verlangen nach etwas aus, aber ein derart großes Verlangen, daß wir sterben, wenn wir es nicht stillen können“ (Camino de perfección, XIX).

Der Durst ist kein Problem trister Tage oder ungünstiger Bedingungen, ist kein Zufall, nichts Gelegentliches, sondern eine gewöhnliche, normale, ewige Befindlichkeit. Dieser Durst zeigt sich im Verlangen nach einem authentischen Leben, das in der Tiefe des Seins, und nicht an der Oberfläche, verwurzelt ist, in der Mitte, im Herzen der Person, und nicht am Rand: es ist Durst nach Gemeinschaft, Liebe, Begegnung, nach Blicken, nach Wahrheit und Schönheit. Es ist Durst nach einem Gott, der herabkommt, um in der Abendbrise im Garten spazierenzugehen.

Dieses Verlangen nach Gott ist Verlangen nach Unendlichkeit, nach Vollkommenheit; ist die Antwort auf die Fragen, die unsere menschliche Befindlichkeit aufwirft; ist das Wissen, daß der Mensch sich nicht allein erklärt, daß wir und die Realität nur im Licht einer noch größeren Realität Sinn machen, die zwar vor unseren Augen verborgen ist, aber von unserem Herzen wahrgenommen und ersehnt wird.

Dieser Durst nach Tagen und nach Ewigkeit – des Lebens –, Verlangen nach einer Quelle, aus der das ewige Leben sprudelt, kann gestillt werden:

„Wer Durst hat, komme zu mir,
und es trinke, wer an mich glaubt“
(Joh 7, 37-38).

Augustinus beschreibt im Ersten Buch seiner berühmten Bekenntnisse dieses ununterdrückbare Verlangen, das den Menschen dazu treibt, das Antlitz Gottes zu suchen: „Denn geschaffen hast Du uns zu Dir, und ruhelos ist unser Herz, bis daß es seine Ruhe hat in Dir.“

Die Kontemplativen haben mit einer Liebe auf diesen Ruf geantwortet, die ihresgleichen sucht. Gott allein ist ihr Bräutigam, Er allein kann (nach dem hl. Bernhard) ihren Durst stillen: „Capacem Dei, quidquid Deo minus est non implebit“ („Das Herz dessen, der zu Gott fähig ist, kann nicht mit etwas Geringerem als Gott gefüllt werden“).

Das dem Gebet, der anbetenden Fürbitte, der einfachen Arbeit, der demütigen Brüderlichkeit geweihte Leben der Kontemplativen ruft die Kammer des Herzens wach, den Ort der Begegnung mit dem Geliebten, an dem jeder gerufen ist, die Union (Vereinigung) mit dem Bräutigam zu leben, jenen Ort, wo die gesamte menschliche Existenz eine bedeutungsreiche Fülle und Freude findet.

Die Klausur ist ein Ort der Wüste, an dem Gott die Geliebte mit sich vereint, in einer tiefen und unlösbaren Beziehung: „Darum will ich selbst sie verlocken. Ich will sie in die Wüste hinausführen und sie umwerben“ (Hos 2,16). Die Wüste, wo das Bedürfnis nach Wasser, der Durst, schlimmer wird, unerträglich, eine Frage von Tod oder Leben.

(von Franc Kardinal Rodé CM, notiert in 30giorni, 12, 2004)

Franc Kardinal Rodé CM (* 23. September 1934 in Ljubljana, Slowenien), Mitglied der Kongregation der Mission (Congregatio Missionis – CM), auch bekannt unter den Namen Vinzentiner oder Lazaristen. Rodé war Erzbischof von Ljubljana. Ab 2004 war er Präfekt der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens. 2006 erhielt er von Papst Benedikt XVI. den Kardinalshut.

Karmelitinnenkloster Sora, Slowenien

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Als ich dich rief

Du warst noch jung, so jung,
als ich dich rief
ganz nah zu mir.
Du solltest bei mir sein –
Ein Leben lang,
weil ich dich liebe,
dich – glaubst du es mir?

Ich rief dich,
immer wieder rief ich dich.
Doch du ,
du hast dich abgewandt.
Ich zog dich an mich,
doch du wolltest nicht!
Du setztest deinen Schritt zurück.
Den Rücken hast du mir gezeigt,
mir, der ich nur
dein Bestes hab gewollt.

Du gabst dich hin
Dem Augen-Blick,
der Gier nach Freuden,
den Götzenbildern eigener Ideen.
Für sie gabst du mich preis,
mich, den du tiefer liebst,
als du es ahnst!

Nicht mir bist du gefolgt,
nicht mir!
Nein, weg von mir
bist du gelaufen
der ich dich zog zu mir,
Ganz nah zu mir.
Lieb ich dich doch,
dich, mein geliebtes Kind!

Komm, hör mich an:
War ich es nicht,
der dich das Gehen lehrte?
Hab ich dich nicht getragen
durch die Nacht;
durch Jahre voller Not,
durch Prüfung und Gefahr?

Doch du,
du hast es nicht erkannt,
verstandest nicht,
dass ich es war,
der voller Liebe
sich um dich gesorgt,
bei Tag und Nacht.

Du wirst es noch erkennen
Und erspüren,
dass ich es bin,
dein Meister und dein Gott!
Ich ziehe dich zu mir, mein Kind
sanft, in nie
endender Geduld,
mit Güte
und mit Liebe,
grenzenlos.

Geborgen
in der Stärke meiner Arme
neig ich mich zu dir
und erfülle dich
mit meiner Freude
und mit meinem Frieden.

Ich liebe dich,
Dich, mein geliebtes Kind!

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Der Abt von Acey – Tod nach Sturz in die Tiefe

Dom Godefroy Raguenet de Saint Albin, der Abt der Trappisten von Acey, der einige Tage in der Zisterzienserabtei Hauterive in der Schweiz verbrachte, machte am Morgen des 3. August eine Fahrradtour in den Bergen und kehrte am Abend nicht mehr zurück. Nach einer eintägigen Suche fand die Polizei die Leiche von Dom Godefroy. Er war aus einer Höhe von 51 Metern abgestürzt und wurde tödlich verletzt.

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Ich suche meine Brüder.
(Abt-Spruch aus dem Joseph-Zyklus in der Genesis)

Dom Godefroy OCSO – sreenshot

Dom Godefroy wurde am 18. September 1970 in Versailles in eine Familie mit drei Kindern geboren. Nach seiner Schulausbildung besuchte er die Marineakademie und wurde Offizier. Als solcher war er in den USA, wo er auch die Trappisten der „Spencer Abbey“ besuchte. Die Lesung eines Buches über die Mönche von Tibhirine weckten in ihm die Sehnsucht nach einem klösterlichen Leben.

Im Jahr 2001 trat er in die Trappistenabtei N.-D. d’Aiguebelle in Südfrankreich ein, um später an der Neugründung von Tibhirine mitzuwirken, was jedoch nicht gelang. So blieb er in Aiguebelle und legte hier am 1. Dezember 2007 die feierliche Profess ab. Am 1. Oktober 2011 wurde er zum Priester geweiht. Ende 2014 wurde er für dreieinhalb Jahre Hausgeistlicher der Trappistinnen des Priorates „Fons Pacis“ in Syrien. Nach seiner Rückkehr nach Europa war Dom Godefroy zunächst für einige Monate bei den Zisterziensern in Hauterive in der Schweiz, bevor er wieder nach Aiguebelle ging.

Im Januar 2020 wurde er zum Superior von Acey ernannt und am 25. März 2021 zum Abt gewählt. Er erhielt die Weihe zum Abt.

Am 11. August wurde Dom Godefroy in Acey zu Grabe getragen. Der General des Ordens der Zisterzienser der strengeren Observanz (OCSO), Dom Bernardus Peeters, sprach zu den Trauernden in der Abteikirche diese Worte (Ausschnitte: nicht autorisierte Übersetzung):

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Die Gemeinschaft von Tibhirine hatte ihn gelehrt, dass gute Unterscheidung durch dreifaches Zuhören gekennzeichnet ist: Hören auf das Wort, Hören auf die Brüder, Hören auf die Umstände. Versuchen wir heute, dasselbe zu tun, um herauszufinden, dass auch dieser Tod „in der Gabe enthalten ist“, wie Pater Christian de Cherge es ausdrückte. 

Wenn wir auf das Wort hören, erfahren wir heute diese geheimnisvollen Worte Jesu: „Amen, ich sage euch: Unter denen, die hier sind, werden einige den Tod nicht kennen, bis sie den Menschensohn in seinem Reich kommen sehen.“ (Mt 16,28). Ist es das Kommen Christi und seine bevorstehende Erwartung, wie es die ersten Christen erlebten? Spricht Er von seiner Verklärung, wie sie der Evangelist im nächsten Kapitel beschreibt? Oder ist es das dritte Kommen, das Kommen, das der heilige Bernhard erwähnt und bei dem der Herr sich herablässt, uns in unserer „Zwischenzeit“ zu unerwarteten Zeiten zu besuchen? (Adv. V, 1-3) 

Wenn wir diesem vom Licht des zisterziensischen Charismas erleuchteten Wort lauschen, können wir großen Trost empfinden. Wir sind berechtigt zu glauben, dass Dom Godfrey bereits vor seinem Tod die Herrlichkeit des Menschensohnes sah und erlebte. Das Kreuz auf sich zu nehmen, sich selbst zu verleugnen, bereitet uns darauf vor, hier und jetzt „die königliche Macht des Menschensohnes“ zu erfahren. Und diese königliche Macht ist nichts anderes als die des Dieners. Denn Jesus „kam nicht, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen“ (Mt 20,28). Wir wagen zu glauben, dass die gütigen Hände des barmherzigen Samariters Godfrey auferweckt haben, um ihn zu heilen und ihm einen Vorgeschmack auf die himmlische Gastfreundschaft zu geben. Das Hören auf dieses Wort hilft uns, diesen harten und unangenehmen Tod zu mildern. es öffnet die Tür des Glaubens. Ein Glaube, der uns versichert, dass wir, wenn wir fallen, in die Hände unseres lieben Herrn fallen. 

Der plötzliche und unpassende Tod ihres Vaters berührt diese Gemeinschaft der Brüder von Acey in ihrem konkreten Alltag. Es betrifft auch den Orden, es betrifft seine Freunde und seine Familie. Durch seinen Tod erstrahlt das Motto von Dom Godefroy: „Ich suche meine Brüder“. Es ist hart und unpassend, dass er ohne die physische Anwesenheit seiner Brüder so tragisch gestorben ist. Aber die brüderliche Bindung ist immer präsent, da wir unaufhörlich für unsere abwesenden Brüder beten. Trotz seiner Einsamkeit stirbt ein Mönch immer inmitten seiner Brüder. Diese offene Haltung gegenüber den Brüdern trägt dazu bei, die harte und unangenehme Seite dieses Todes zu mildern. Es öffnet uns die Tür des Vertrauens, des Vertrauens, dass wir alle, wenn wir fallen, in die Hände des Herrn fallen. 

Das klösterliche Leben von Dom Godefroy war geprägt vom Zeugnis der Brüder von Tibhirine. Diese fanden den Tod in den Bergen, hingerichtet: einige sagen „von den Brüdern des Berges“ anderen zufolge von den „Brüdern der Ebene“. Es ist der Berg, der den Tod von Dom Godefroy mit dem der Brüder von Tibhirine verbindet. Aber was sie noch stärker vereint als der Ort dieses unpassenden und schmerzhaften Todes, ist die Hingabe ihres Lebens in Einsamkeit und damit die Nachfolge ihres Meisters Jesus. „Wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es behalten“ (Mt 16,25). 

Wenn wir auf die Umstände hören, können wir auch hier Trost finden, indem wir das Wort Jesu lernen: „Wahrlich, ich sage euch: Einige von denen, die hier sind, werden nicht sterben, bis sie den Menschensohn als König kommen sehen“ (Mt 16,28). 

Es ist die Hoffnung, dass wir, wenn wir fallen, in die liebevollen Hände Gottes fallen. Wenn wir auf das Wort hören, auf die Brüder hören, auf die Umstände hören, versuchen wir zu erkennen, dass dieser Tod nicht nur hart und unpassend ist, sondern dass durch ihn das Feuer entspringt, in dem der Herr zu uns spricht, dass durch ihn das Feuer entsteht Erfahrung der königlichen Macht des Menschensohnes. 

So werden wir in der Lage sein, Glaube, Vertrauen und Hoffnung in ihrer Fülle für Dom Godfrey, aber auch für uns selbst, zu entdecken: Wenn wir fallen, fallen wir in die Hände Gottes. 

Um Weihnachten 1992 schrieben die Tibhirine-Brüder: „Vertrauen ist das Geschenk Gottes, um das wir in diesen dunklen Zeiten bitten müssen. Vertrauen ist der unermessliche Name, den die Liebe in dieser Welt hier unten annimmt, wenn Glaube und Hoffnung sich vereinen, um sie hervorzubringen.“

Foto – OCSO

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Über die gebrochene Natur des Menschen

Die Natur des Menschen ist eine gebrochene Natur,
wenn man sie nicht verwundet, verwundet sie sich selbst.

Vielleicht ist die Narrheit der Askese die einzige wahre Weisheit.

Aber das sagt uns einzig die Schau des Glaubens.

Beachten wir, dass die drei wesentlichen Abtötungen:
in der Nahrung,
in der Bequemlichkeit,
im Schlaf,
sich in verschiedenen Formen auf dieselbe Sache ausrichten.

Sie messen der Angleichung, dem „Sich einrichten“,
der friedlichen und befriedigenden Freude an dieser Welt
eine Schuld bei.

Warum nur ist es nur von solcher Bedeutung,
dass der Mönch, dass der Mensch,
der Gott sucht,
sich dem verweigert, was so natürlich erscheint!

(vgl.: Buße und Abtötung; Louis Bouyer,
Vom Geist des Mönchtums, Otto Müller Verlag 1958)

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55 Jahre Enzyklika Humanae Vitae

Am 25. Juli 1968 unterzeichnet Papst Paul VI. die Enzyklika Humanae Vitae, die bis zum heutigen Tag (auch innerhalb der Kirche) großen Widerspruch erfährt. Es ist Zeit, diesen wichtigen Text wieder oder neu zu lesen und zu bedenken.

Hier nur ein kurzer Abschnitt aus dem Text:

Ernste Folgen der Methoden einer künstlichen Geburtenregelung

17. Verständige Menschen können sich noch besser von der Wahrheit der kirchlichen Lehre überzeugen, wenn sie ihr Augenmerk auf die Folgen der Methoden der künstlichen Geburtenregelung richten. Man sollte vor allem bedenken, wie bei solcher Handlungsweise sich ein breiter und leichter Weg einerseits zur ehelichen Untreue, anderseits zur allgemeinen Aufweichung der sittlichen Zucht auftun könnte. Man braucht nicht viel Erfahrung, um zu wissen, wie schwach der Mensch ist, und um zu begreifen, daß der Mensch – besonders der Jugendliche, der gegenüber seiner Triebwelt so verwundbar ist – anspornender Hilfe bedarf, um das Sittengesetz zu beobachten, und daß es unverantwortlich wäre, wenn man ihm die Verletzung des Gesetzes selbst erleichterte. Auch muß man wohl befürchten: Männer, die sich an empfängnisverhütende Mittel gewöhnt haben, könnten die Ehrfurcht vor der Frau verlieren, und, ohne auf ihr körperliches Wohl und seelisches Gleichgewicht Rücksicht zu nehmen, sie zum bloßen Werkzeug ihrer Triebbefriedigung erniedrigen und nicht mehr als Partnerin ansehen, der man Achtung und Liebe schuldet. Schließlich ist sehr zu bedenken, welch gefährliche Macht man auf diese Weise jenen staatlichen Behörden in die Hand gäbe, die sich über sittliche Grundsätze hinwegsetzen. Wer könnte es Staatsregierungen verwehren, zur Überwindung der Schwierigkeiten ihrer Nationen für sich in Anspruch zu nehmen, was man Ehegatten als erlaubte Lösung ihrer Familienprobleme zugesteht? Wer könnte Regierungen hindern, empfängnisverhütende Methoden zu fördern, die ihnen am wirksamsten zu sein scheinen, ja sogar ihre Anwendung allgemein vorzuschreiben, wo immer es ihnen notwendig erscheint? Auf diese Weise könnte es geschehen, daß man, um Schwierigkeiten persönlicher, familiärer oder sozialer Art, die sich aus der Befolgung des göttlichen Gesetzes ergeben, zu vermeiden, es dem Ermessen staatlicher Behörden zugestände, sich in die ganz persönliche und intime Aufgabe der Eheleute einzumischen. Will man nicht den Dienst an der Weitergabe des Lebens menschlicher Willkür überlassen, dann muß man für die Verfügungsmacht des Menschen über den eigenen Körper und seine natürlichen Funktionen unüberschreitbare Grenzen anerkennen, die von niemand, sei es Privatperson oder öffentliche Autorität, verletzt werden dürfen. Diese Grenzen bestimmen sich einzig aus der Ehrfurcht, die dem menschlichen Leibe in seiner Ganzheit und seinen natürlichen Funktionen geschuldet wird: und zwar entsprechend den oben dargelegten Grundsätzen und dem recht verstandenen sogenannten Ganzheitsprinzip, so wie es Unser Vorgänger Pius XII. erläutert hat (21).

Die Kirche als Garant der wahren Werte des Menschen

18. Es ist vorauszusehen, daß vielleicht nicht alle diese überkommene Lehre ohne weiteres annehmen werden; es werden sich, verstärkt durch die modernen Kommunikationsmittel, zu viele Gegenstimmen gegen das Wort der Kirche erheben. Die Kirche aber, die es nicht überrascht, daß sie ebenso wie ihr göttlicher Stifter gesetzt ist „zum Zeichen, dem widersprochen wird (22)“, steht dennoch zu ihrem Auftrag, das gesamte Sittengesetz, das natürliche und evangelische, demütig, aber auch fest zu verkünden. …

ENZYKLIKA … HUMANAE VITAE

Paul VI. stand nach Humanae Vitae buchstäblich im Regen.

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Super Bowl Gewinner, Skapulierträger und Ministrant im tridentinischen Ritus

Super Bowl wird das Finale der US-amerikanischen Football-Profiliga (NFL) genannt. Dieses Finale könnte man vergleichen mit einem Endspiel, in dem die deutsche Meisterschaft und der Pokal ausgespielt würden. „Super Bowl ist weltweit eines der größten Einzelsportereignisse.“ (Wiki). Das Endspiel, in dem sich die Kansas City Chiefs und die Philadelphia Eagles gegenüberstanden, fand in Phoenix/Arizona statt. Weltweit sollen es 800 Millionen Zuschauer verfolgt haben. Elf Sekunden vor Schluss traf Harrison Butker mit einem Field Goal zum 38:35-Sieg für Kansas City.

Butker ist katholisch und bezeugt auch öffentlich seinen Glauben.

Unter seinem Trikot lugte das Skapulier hervor

Im Gespräch mit Catholic News Agency (CNA) äußerte sich Harrison Butker auch zur Jahrhunderte alten Messe:

„Ich glaube, die Kultur verändert sich schnell, und die traditionelle lateinische Messe ist so gegenkulturell, dass sie meiner Meinung nach viele junge Menschen anzieht, die nach Antworten suchen. Sie sind auf der Suche nach Glück.“

American Footballer und Messdiener

Butker sagte mit Blick auf die derzeitigen Einschränkungen des tridentinischen Ritus:

„Ich habe das Gefühl, in der Kirche nicht willkommen zu sein, weil ich zur lateinischen Messe gehen und meine Kinder traditionell firmen lassen möchte. Ich habe das Gefühl, dass ich ein minderwertiger Katholik bin und nicht zur Kirche gehöre, weil ich den traditionellen Ritus besuchen möchte. Aber das ist überhaupt nicht die Realität. Ich möchte der Kirche gehorsam sein. Ich möchte innerhalb der Kirche bleiben. Es scheint, dass ich verfolgt werde, nur weil ich den traditionellen Ritus liebe. Und dieser Ritus wird leider immer mehr abgeschafft, was sehr traurig ist.“

Lesen Sie den ganzen Artikel bei CNAdeutsch

Harrison Butker

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Brich auf, christliche Seele – auch am Jahresbeginn

Die Kirchlichen Sterbegebete wurden seit Jahrhunderten „Commendatio animæ“ genannt. Wenn ein Mensch im Sterben lag, betete der Priester das „Proficiscere, anima christiana“. Es handelt sich um ein Gebet aus dem 8. Jahrhundert und erinnert uns daran, dass jeder Mensch sterben muss und bereits heute, in dieser Stunde, sterben kann.

Sind wir bereit?
Auch am Anfang des neuen Jahres 2023?

„Du kennst nicht den Tag, noch die Stunde deines Todes“ sagt das Schriftwort. Und die Lehrer des geistlichen Lebens weisen uns darauf hin, dass wir „täglich den Tod vor Augen haben“ sollen. Wir sollen jederzeit bereit sein für die Begegnung mit unserem Schöpfer. Darum kann dieses Gebet auch am Beginn eines neuen Jahres Anwendung finden.

Vielleicht ist es hilfreich dieses Gebet oft, ja täglich zu beten, um bereit zu sein, wenn der Herr ruft: Komm!

Das Gebet „Proficiscere, anima christiana“ war (IST) ein Sterbegebet, das unmittelbar vor dem Hinscheiden gebetet wurde. Wenn der Priester, der früher dem Sterbenden beistand, das Sterben des Todgeweihten erkannte, also die Agonie begann, sprach er dieses Gebet:

Brich auf, christliche Seele, von dieser Welt,
im Namen Gottes, des allmächtigen Vaters,
der dich erschaffen hat,
im Namen Jesu Christi, des Sohnes des lebendigen Gottes,
der für dich gelitten hat,
im Namen des Heiligen Geistes,
der über dich ausgegossen worden ist.
Heute noch sei dir in Frieden deine Stätte bereitet,
deine Wohnung bei Gott im heiligen Zion,
mit der heiligen Jungfrau und Gottesmutter Maria,
mit dem heiligen Josef und mit allen Engeln und Heiligen Gottes.
Du kehrst zurück zu deinem Schöpfer,
der dich aus dem Lehm der Erde gebildet hat.
Mögen dir, wenn du dieses Leben verlässt, die heilige Maria,
die Engel und alle Heiligen begegnen.
Mögest du deinen Erlöser schauen von Angesicht zu Angesicht
und dich der Erkenntnis Gottes erfreuen in Ewigkeit.
Amen.

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Proficiscere, anima christiana, de hoc mundo,
In nomine Dei Patris omnipotentis, qui te creavit,
In nomine Iesu Christi Filii Dei vivi, qui pro te passus est,
In nomine Spiritus Sancti, qui in te effusus est;
Hodie sit in pace locus tuus
et habitatio tua apud Deum in sancta Sion,
cum sancta Dei Genitrice Virgine Maria,
cum sancto Ioseph, et omnibus Angelis et Sanctis Dei.
Ad auctorem tuum,
qui te de limo terrae formavit, revertaris.
Tibi itaque egredienti de hac vita sancta Maria,
Angeli et omnes Sancti occurrant. […]
Redemptorem tuum facie ad faciem videas
et contemplatione Dei potiaris in saecula saeculorum.
Amen.

Der Versehgang: Gemälde von Michael Emonds-Alt, Niederrhein

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