Zusammenkunft: Laterankirche Stationskirche: Heiligkreuz „in Jerusalem“
Jesus hatte einst gesagt:
„es geht nicht an, dass ein Prophet außerhalb Jerusalems umkomme.“
Darum ist heute die Station in der Basilika „Sancta Hierusalem“. In früheren Zeiten zog der Papst mit den Gläubigen barfuß in Prozession vom Lateran dorthin; auf dem Wege hielt er ein Rauchfaß, dessen wohlriechende Düfte eine Kreuzpartikel einhüllten, die ein Diakon trug. Die Schola sang dabei den 118. Psalm: „Beati immaculati in via“.
Zum Zeichen tiefster Trauer war der Karfreitag ursprünglich a-liturgisch, wie übrigens in Rom alle Freitage und Samstage des Jahres. Im 6. Jahrhundert ließ die Strenge der alten Disziplin etwas nach und wurden für die Freitage der Fastenzeit Stationsfeiern festgesetzt, doch hielten sich die Päpste noch jahrhundertelang an den alten römischen Brauch und feierten keine Missa Praesanctificatorum. Der heutige Karfreitagsritus geht also nicht über das Mittelalter zurück, und ist dem Ritus in den römischen Titelkirchen nachgebildet, an denen der Papst nicht teilnahm.
Die Verehrung des hl. Kreuzes am Karfreitag war, wie schon bemerkt, in der Liturgie von Jerusalem bereits am Ende des 4. Jahrhunderts üblich. Sie bildete auch im Abendlande auf lange Zeit das charakteristische Merkmal des Karfreitags und war der Mittelpunkt der ganzen heutigen Liturgie. „Ecce lignum crucis“: mit diesen Worten beginnt die Parusie des göttlichen Richters, und beim Anblick des Siegeszeichens der Erlösung wirft sich die hl. Kirche voll Verehrung auf die Knie nieder; die Mächte der Hölle aber fliehen in den Abgrund.
Im Mittelalter wurde das päpstliche Reliquiar mit dem hl. Kreuze mit Wohlgerüchen besprengt, um die Lieblichkeit der Gnade anzudeuten, die vom Kreuzesholze ausgeht, wie auch die innere Salbung und geistige Süßigkeit, die der Herr in die Herzen derer eingießt, die ihr Kreuz aus Liebe zu ihm tragen.
Die Ordines Romani des 8. Jahrhunderts verlegen die heutige Zeremonie teils in die Sessorianische Basilika, teils in den Lateran: Gegen 2 Uhr nachmittag zieht der Papst mit dem Klerus seines Palastes barfuß in Prozession vom Patriarchium zur Stationskirche; dort wird zuerst das hl. Kreuz verehrt, dann folgt die Lesung der Passio nach Johannes, endlich die großen Fürbitten für alle kirchlichen Stände und für alle Anliegen des Gottesreiches.
Auf dem Rückweg zum Lateran singt man den Psalm „Beati immaculati“. Zum Zeichen der Trauer enthielten sich der Papst Und die Diakone der hl. Kommunion, das Volk konnte sie entweder im Lateran empfangen, wo einer der suburbikaren Bischöfe zelebrierte, oder in einer Titelkirche.
Gegen das 9. Jahrhundert war eine kleine Änderung im Ritus eingetreten: die Verehrung des hl. Kreuzes hatte ihren Platz zwischen der Litanei und dem Gesang des Paternoster erhalten, und es folgte dann noch die Kommunion der Anwesenden. Eine Prozession mit den hl. Gestalten gab es aber noch nicht, und die Funktion schloss mit dem Segen des Papstes „in nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti“ und mit der Antwort des Volkes „et cum spiritu tuo“. Hierauf betete ein jeder für sich und ging zu Tisch.
Im 12. Jahrhundert nahm einer der suburbikaren Bischöfe, den die Reihe traf, in der Lateranbasilika die hl. Funktionen vor; der Papst jedoch nahm nicht daran teil, sondern begab sich wie früher in die Sessorianische Basilika. Aus dem Patriarchium brachte man die Kreuzpartikel und die eucharistischen Gaben für die missa Praesanctificatorum in Prozession dorthin; wahrscheinlich kommunizierte damals das Volk nicht mehr wie in den ersten Jahrhunderten des Mittelalters.
Zur Zeit Honorius‘ III. sang der Papst beim Morgengrauen mit seinen Kaplänen den ganzen Psalter. Gegen Mittag ging er in Begleitung der Kardinäle zur Laurentiuskapelle, öffnete dort das Eisengitter unter dem Altare Leos III. und nahm aus einem Schreine zwei Reliquiare, die hl. Kreuzpartikel und die Häupter der Apostelfürsten Petrus und Paulus, heraus; nach einer späten Tradition, die nicht über das Jahr 1000 hinausreicht, sollten die hl. Häupter dort ruhen. Nachdem die hl. Reliquien den Kardinälen zum Kusse gereicht worden waren, ordnete sich der Zug zur Prozession in die Sessorianische Basilika. Vor Beginn der hl. Zeremonien zog sich der Papst in das anstoßende Kloster zurück, wusch sich dort die Füße und legte seine gewöhnlichen Sandalen an. Nach beendeter Feier kehrte die Prozession in den Lateran zurück, schloss jedoch nicht, wie gewöhnlich, mit einem Mahl im Triklinium, da an diesem Tage der Trauer und Buße die Bewohner des Palastes nur Brot und Gemüse, nicht einmal Wein, erhielten.
So war es bis zum 15. Jahrhundert. Von da ab betete der Papst morgens in seinem Schlafgemach zuerst das Psalterium mit seinen Kaplänen und spendete dann von der Loggia herab dem Volke einen Ablass. Zu festgesetzter Zeit rezitierte er im Chor der Kirche das Offizium. Nach der Mittagsstunde, aber noch vor Beginn der Stationsprozossion, trat er nochmals auf die Loggia, bekleidet mit einem roten Pluviale und der Mitra auf dem Haupte, und erteilte der versammelten Volksmenge auf dem Platze von neuem einen Ablass. Nun legte er die Sandalen ab und schritt mit den Kardinälen barfuß zur Heiligkreuzkirche. Dort fand die Feier der missa Praesanctificatorum nach dem schon beschriebenen Ritus statt. Nur eine Änderung war während des avignonesischen Exils eingetreten: der Papst trug jetzt, nachdem er das hl. Kreuz verehrt hatte, die hl. Gestalten selbst auf den Altar, und nicht mehr wie früher ein Kardinal. Diese Vorschrift ist auch heute noch im Missale erhalten geblieben.
Obwohl im Mittelalter noch manche Zeremonien und Prozessionen hinzugekommen sind, lässt sich unschwer erkennen, dass die Karfreitagsliturgie, wie sie die Ordines Romani des 16. Jahrhunderts überliefern und wie wir sie heute noch feiern, aus drei verschiedenen Teilen besteht, die gleich Schichten nebeneinander gelagert sind: die Vormesse, die Verehrung des hl. Kreuzes und die Missa Praesanctificatorum.
Die Katechumenenmesse trägt deutlich die Züge der alten liturgischen Versammlungen. Ohne Introitus und Kyrie, besteht sie aus drei Schriftlesungen, zwei aus dem Alten Testament und einer aus dem Evangelium; auf die beiden ersten folgt je ein Responsorium und ein Gebet des Vorstehers, an die dritte Lesung, die Passion nach Johannes, schließt sich das große Fürbittgebet für die verschiedenen Anliegen der Kirche (Oremus, dilectissimi), das ursprünglich die Sonntagsvigilien beendete und zur eucharistischen Liturgie hinüberleitete. Auch heute noch grüßt bei der Meßfeier der Priester nach dem Evangelium das Volk mit dem Segenswunsche Dominus vobiscum und lädt es zum gemeinsamen Gebet mit Oremus ein. Seitdem jedoch das Litaneigebet weggefallen ist, wenigstens für gewöhnlich, verrichten Priester und Volk kein gemeinsames Gebet mehr; einzig der Sängerchor singt das Offertorium. Nur der Karfreitag bewahrt uns den ursprünglichen römischen Ritus. Man darf also sagen, dass das uralte Litaneigebet nach dem Evangelium, das bereits Justinus im 2. Jahrhundert bezeugt, nicht vollständig aus der Liturgie des Apostolischen Stuhles Verschwunden ist, da es wenigstens am Karfreitag geblieben ist.
An die Litanei schloss sich für gewöhnlich der Kanon und die hl. Kommunion. Weil aber am Karfreitag keine Konsekration stattfand, ging im 9. Jahrhundert der Papst, ohne den Kanon zu beten, sogleich zum Paternoster über, dem Vorbereitungsgebete auf die hl. Kommunion. Einige Jahrhunderte später wurde die Verehrung des hl. Kreuzes, die anfangs vor den hl. Funktionen stand, ohne rechten Grund zwischen Litanei und Kommunion eingeschoben. Dies zerstörte den ursprünglichen Rhythmus der Zeremonie und brachte einige Verwirrung herein. Mehrere Päpste kehrten nach der Verehrung des hl. Kreuzes an den Altar zurück und begannen die Opferfeier mit dem 42. Psalm und dem Confiteor wie bei der gewöhnlichen Messe.
Später fügten die Päpste in Avignon aus privater Andacht die Prozession mit den „hl. Gaben“ hinzu; allmählich folgte dann die Inzensation der praesanctificata und des Altares, die Händewaschung, die Stillgebete und die Elevatio, letztere erst im 15. Jahrhundert, und zwar zuerst bei den Worten „sicut in coelo …“ (Paternoster), später nach dem Gebete des Herrn, unmittelbar vor der Fractio panis. So war es in alter Zeit bei der Opferfeier stets gehalten worden.
Lesegottesdienst. Die Karfreitagsliturgie beginnt ohne Introitus wie ehedem, d. h. bevor Papst Cölestin die antiphonarischen Gesänge in der Messe einführte. Nach einem stillen Gebete, das die Diener des Heiligtums vor dem Altare hingestreckt verrichten, besteigt ein Lektor den Ambo und liest einen Abschnitt aus Oseas (6, 1-6) vor: Der Herr sieht, wie der Apostel sagt, lieber als alle Riten und gesetzlichen Reinigungen des Alten Bundes, dass der Mensch ihm diene durch gläubiges Erfassen der ewigen Wahrheiten und durch Beobachtung seiner hl. Gebote. Gott hebt den Alten Bund auf und stiftet einen Neuen Bund der Liebe. Doch Israel braucht nichts zu fürchten: die hl. Gerechtigkeit Gottes züchtigt es zwei Tage lang zur Strafe seiner Sünden, am dritten Tage aber steht es zu neuem Leben auf und dient dem Herrn in der Kirche der Erlösten.
TRAKTUS (Hab 3).
Gott zeigt sich nie heiliger, furchtbarer und herrlicher, als auf Kalvaria. Hier nimmt die hl. Dreier bricht sich auch die Macht Satans. „Herr, ich Vernehme deine Botschaft und schaudere, betrachte deine Werke und bebe.
V. Inmitten zweier Lebenden offenbarst du dich: wenn die Jahre kommen, zeigst du dich; ist die Zeit da, so enthüllst du dich. V. Aber dann, wenn meine Seele voll Schrecken ist vor deinem Zorne, gedenke deiner Barmherzigkeit. V. Gott kommt vom Libanon, der Heilige vom Berge düsteren Schattens.
V. Seine Herrlichkeit bedeckt die Himmel, von seinem Ruhme widerhallt die Erde.“
KOLLEKTE.
Diakon: „Beugen wir die Knie.“
Subdiakon: „Erhebt euch.“
Bischof:
„Gott, von dir empfing Judas die Strafe für seine Schuld und der Schacher den Lohn für sein Bekenntnis: lass uns die Wirkung deiner verzeihenden Huld erfahren; und wie unser Herr Jesus Christus in seinem Leiden beide nach ihrem Verdienst verschieden belohnte, so tilge er in uns den Irrwahn des alten Menschen und schenke Uns die Gnade, an seiner Auferstehung teilzuhaben.“
2. LESUNG (2 Mos 12, 1-11).
Das Osterlamm wurde an zwei Hölzern in Kreuzesform aufgespießt und gebraten: so ward es zum Symbol des gekreuzigten Heilandes. Die Juden mussten es eilends essen, die Lenden gegürtet, den Reisestab in der Hand, wie zürn Aufbruch gerüstet. Dadurch sollte angedeutet werden, dass der Weg zur Ewigkeit weit, das Leben aber kurz ist, und dass wir uns deshalb auf der Reise zum Himmel keinen Aufenthalt gönnen dürfen. Zum Osterlamm wurden bittere Kräuter und ungesäuertes Brot gegessen, ein Bild der Eucharistie, in der wir des Todes Jesu gedenken, und eine Mahnung zur Buße und Abtötung, worin die beste Vorbereitung auf eine gute Kommunion besteht.
Der 2. TRAKTUS (Ps 139, 2-10.14) drückt Jesu Gefühle am Kreuz aus.
Wir alle sind schuldig am Tode des Herrn durch unsere Sünden und wir alle haben gerufen: „er ist des Todes schuldig.“ Schutzlos sieht er sich dem Hass und der Wut der ganzen Welt preisgegeben; daher fleht er den Vater um Hilfe an. Er ergibt sich in den Willen Gottes, ist aber voll unerschütterlicher Zuversicht; darum singt er schon bei seinem Hinscheiden den Auferstehungsgesang: „Entreiße mich, Herr, dem bösen Menschen, von dem gottlosen Manne befreie mich.
V. Hass sind ihres Herzens Gedanken, den ganzen Tag schüren sie Streit.
V. Spitzen ihre Zunge wie die Schlangen, haben Natterngift hinter den Lippen.
V. Bewahre mich, Herr, vor der Hand des Sünders, von so gottlosen Menschen befreie mich.
V. Sie trachten meine Schritte zu unterfangen; die Stolzen, sie legen mir heimlich den Fallstrick.
V. Spannen Schnüre, ein Netz meinen Füßen; legen mir Steine auf den Weg.
V. Ich spreche zum Herrn: Mein Gott bist du; Herr, höre mein Rufen, mein Flehen.
V. Herr, du Herr, mein starker Heiland, beschatte mein Haupt am Tage der Schlacht.
V. Gib mich nicht preis wider meinen Willen dem Sünder; sie planen Roses wider mich; verlass mich nicht, sie werden zu übermütig.
V. Das Haupt derer im Kreis ringsum — der Fluch der eigenen Lippen bedecke es.
V. Die Gerechten aber werden preisen deinen Namen, die Redlichen ausruhen vor deinem Angesicht.“
Mit welch hl. Ehrfurcht sollen wir das Gebet des sterbenden Heilandes in unserm Herzen sprechen, damit dieser Psalm nicht bloß eine geschichtliche Erinnerung an den Gekreuzigten sei, sondern eine Erhebung der christlichen Seele zu Gott, die in sich das Geheimnis der Erlösung nacherlebt.
3. LESUNG. Die Passion des Herrn nach Johannes (Kap. 18, 1-40; 19, 1-42).
Eingehender als die übrigen Evangelisten berichtet Johannes über die Lehre Jesu, wie sie vor dem römischen Landpfleger dargelegt wird. Nach der Weissagung des Psalmisten: „vincas cum iudicaris“ leuchtet die Gottheit Jesu in allen Antworten, die er Pilatus gibt. Hier steht nicht ein Angeklagter vor seinem Richter, sondern der Herr, der sogar im Praetorium des römischen Landpflegers predigt und unterweist. Er ist die Wahrheit und ist in die Welt gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen; daher ergreift er jede Gelegenheit, um sich den Menschen zu offenbaren und sie durch seine Gnade an sich zu ziehen.
Fürbitten.
In der Karfreitagsliturgie ist uns, wie schon bemerkt, das alte Fürbittgebet, von dem schon der Märtyrer Justinus spricht, unversehrt erhalten geblieben. Dieses Gebet, in Form einer Litanei, bei dem die anwesenden Gläubigen mit einem immer wiederkehrenden Zuruf, z. B. Domine miserere oder Kyrie eleison, antworteten, steht in den orientalischen Liturgien noch an seinem alten Platze; im römischen Sakramentar findet es sich wahrscheinlich schon seit Gregor d. Gr. nicht mehr.
Die ersten Spuren des Litaneigebetes dürfen wir wohl im Gottesdienst der Synagogen erblicken; dort betete man nämlich nach den Schriftlesungen für die Glieder der jüdischen Gemeinde und für ihre verschiedenen Anliegen. Der Text jedoch, wie er uns im Missale vorliegt, weist wegen seiner eigenartigen Ausdrucksweise auf die Zeit Leos d. Gr. hin. Beispielsweise ist noch von Ostiariern die Rede, deren Amt bald an die mansionarii (Sakristane) überging, ebenso heißen die Mönche Confessores wie im Sacramentarium Leonianum, und die gott-gottgeweihten Jungfrauen Virgines und nicht Sanctimoniales; es wird gebetet für den römischen Kaiser, dass er die Barbaren unterwerfe und das Imperium Romanum besitze. Genau so würde St. Leo sprechen, denn ihm war das Römische Reich der gesetzliche Hüter aller Gewalt. Noch besteht das Katechumenat, die Welt ist voll von Häresien, heimgesucht von Krankheiten und Hungersnot; in den Gefängnissen schmachten viele Unschuldige, die Sklaverei ist noch der Schandfleck der alten römischen Zivilisation. All dies weist auf das 5. Jahrhundert, das goldene Zeitalter der römischen Liturgie; ihm verdankt das Gebet seine endgültige Fassung, während seine Anfänge zweifellos apostolischen Ursprunges sind. In alter Zeit betete man die Fürbitten auch außerhalb des eucharistischen Gottesdienstes; und auch heutzutage dürften sich die Gläubigen in ihren Privatgebeten der verschiedenen geistlichen und zeitlichen Nöte der großen katholischen Familie erinnern. Sprechen wir dies alte, ehrwürdige Gebet, dann stehen wir in innigster Gemeinschaft mit jenen Märtyrern und Glaubenshelden, die es vor uns beteten und sich dadurch die Gnade erflehten mit ihrem Blute Zeugnis für den Glauben abzulegen.
„Lasset uns beten, Geliebteste, für die hl. Kirche Gottes, dass unser Gott und Herr ihr auf dem ganzen Erdkreis den Frieden schenke, sie einige und behüte, Mächte und Gewalten ihr unterwerfe, und uns ein stilles, ruhiges Leben gewähre, um Gott, den allmächtiger Vater, zu verherrlichen.“
Lasset uns beten.
Diakon: „Beugen wir die Knie.“
Subdiakon: „Erhebt euch.“
Allmächtiger, ewiger Gott, du hast in Christus allen Völkern deine Herrlichkeit geoffenbart: schirme die Werke deines Erbarmens, daß deine Kirche über den ganzen Erdkreis ausgebreitet, mit standhaftem Glauben im Bekenntnis deines Namens verharre. Durch ihn, unsern Herrn.“
R. Amen.
„Lasset uns auch beten für unsern heiligsten Vater, Papst …, dass unser Gott und Herr, der ihn zum Oberhirtenamt erkoren, ihn heil und unversehrt seiner hl. Kirche bewahre, damit er Gottes hl. Volk regiere.“
„Lasset uns beten“ (wie vorher).
„Allmächtiger, ewiger Gott, auf deinen Ratschluss gründet sich alles: schau gnädig auf unsere Bitten und bewahre in deiner Huld den für uns erwählten Oberhirten, damit das christliche Volk, das nach deiner Anordnung regiert wird, unter einem so erhabenen Oberhirten in den Verdiensten seines Glaubens zunehme.“
„Lasset uns auch beten für alle Bischöfe, Priester, Diakone, Subdiakone, Akolythen, Exorzisten, Lektoren, Ostiarier, Bekenner, Jungfrauen und Witwen, und für das gesamte hl. Volk Gottes.“
„Lasset uns beten.“
„Beugen wir“ (wie vorher).
„Allmächtiger, ewiger Gott, dein Geist heiligt und regiert den gesamten Leib der Kirche: erhöre unser Flehen für alle geistlichen Stände, daß mit dem Beistand deiner Gnade dir von allen Rangstufen treu gedient werde.“
Das folgende Gebet wurde früher für den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, den Schirmvogt der Kirche, verrichtet:
„Lasset uns auch beten für den aller christlichsten Kaiser …, dass unser Gott und Herr alle Barbarenvölker ihm Untertan mache zu unserm beständigen Frieden.“
„Lasset Uns beten.“
„Beugen wir“ (wie vorher).
„Allmächtiger, ewiger Gott, in deiner Hand sind die Gewalten und die Rechte aller Staaten: schau gnädig herab auf das Römische Reich, dass die Völker, die auf die Stärke ihrer Faust vertrauen, durch deine mächtige Hand gebändigt werden. Durch unsern Herrn …“
„Lasset uns auch beten für unsere Katechumenen, dass unser Gott und Herr ihnen das Ohr des Herzens und die Pforte seines Erbarmens öffne, damit sie durch das Rad der Wiedergeburt den Nachlass aller Sünden empfangen Und mit uns einverleibt werden in Christus Jesus, unsern Herrn.“
„Lasset uns beten.“
„Beugen wir“ (wie vorher).
„Allmächtiger, ewiger Gott, du schenkst deiner Kirche stets neue Kinder: mehre den Glauben und die Erkenntnis unserer Katechumenen, damit sie, im Quell der Taufe wiedergeboren, deinen Kindern beigezählt werden. Durch unsern Herrn.“
„Lasset uns beten, Geliebteste, zu Gott, dem allmächtigen Vater, dass er die Welt von allen Irrtümern reinige, Krankheiten hinwegnehme, Hungersnot abwehre, die Kerker erschließe, die Fesseln löse, den Pilgern Heimkehr, den Siechen Genesung, den Schiffbrüchigen den rettenden Hafen schenke.“
„Lasset uns beten.“
„Beugen wir“ (wie vorher).
„Allmächtiger, ewiger Gott, du Trost der Betrübten, du Stärke der Leidenden: lasse zu dir gelangen das Flehen aller, die aus irgend einer Bedrängnis zu dir rufen, damit alle in ihren Nöten des Beistandes deiner Barmherzigkeit sich erfreuen mögen.“
„Lasset uns auch beten für die Irrgläubigen und die Abtrünnigen, dass unser Gott und Herr sie allen Irrtümern entreiße und zur heiligen Mutter, der katholischen und apostolischen Kirche, zurückrufen wolle.“
„Lasset uns beten.“
„Beugen wir“ (wie vorher).
„Allmächtiger, ewiger Gott, du bist der Heiland aller und willst keinen verloren gehen lassen: schau auf die Seelen, die durch teuflischen Trug verführt sind: lass die Herzen der Irrenden wieder zur Einsicht kommen, dass sie alle Verkehrtheit des Irrtums ablegen und zur Einheit deiner Wahrheit zurückkehren.“
„Lasset uns auch beten für die treulosen Juden, dass Gott, unser Herr, den Schleier von ihren Herzen wegnehme, auf dass auch sie unsern Herrn Jesus Christus erkennen.“
Kein Amen und Oremus.
„Allmächtiger, ewiger Gott, du schließest sogar die treulosen Juden von deiner Erbarmung nicht aus: erhöre Unser Flehen, das wir ob der Verblendung jenes Volkes zu dir senden, damit sie das Licht deiner Wahrheit, welches Christus ist, erkennen und ihrer Finsternis entrissen werden. Durch ihn, unsern Herrn.“
„Lasset Uns auch beten für die Heiden, dass Gott, der Allmächtige, das Sündenelend von ihren Herzen nehme, damit sie ihre Götzen verlassen und sich bekehren zum lebendigen und wahren Gott und zu seinem eingeborenen Sohn Jesus Christus, unsern Gott und Herrn.“
„Lasset uns beten.“
„Beugen wir“ (wie vorher).
„Allmächtiger, ewiger Gott, nicht den Tod der Sünder, sondern ihr Leben suchst du immerdar; nimm huldvoll unser Gebet an, befreie sie vom Götzendienst und vereinige sie mit deiner hl. Kirche zum Preis und zur Ehre deines Namens. Durch unsern Herrn …“
R. Amen.
An die Litanei schloss sich für gewöhnlich der Friedenskuss und die Darbringung der Opfergaben. Analog sollten auch bei der heutigen Zeremonie nach den Fürbitten die hl. Gestalten zum Altar gebracht und genossen werden. So war es anfänglich. Im 9. Jahrhundert jedoch wurde hier die Verehrung des hl. Kreuzes eingefügt, die ehemals eine von der eucharistischen Handlung vollkommen getrennte Zeremonie war. Immerhin darf man nicht verkennen, dass die Verherrlichung des hl. Kreuzes außerordentlich passend in den Mittelpunkt der heutigen Feier gestellt ist, denn gerade heute nimmt der Triumph des Erlösers seinen Anfang, da das hl. Kreuz auf Kalvarias Höhe von der Erde aufgerichtet wurde. Von diesem Thron der Schmerzen und der Liebe herab schließt Jesus die ganze Menschheit in seine geöffneten Arme. Die
Verehrung des hl. Kreuzes
kam in Jerusalem auf, wie uns die Pilgerin Ätheria um das Jahr 385 ausführlich in ihrem Tagebuche berichtet. Von da verbreitete sie sich wahrscheinlich über Konstantinopel und die Städte des byzantinischen Reiches, wo man größere oder kleinere Teile des hl. Kreuzes besaß. In Rom führte sie gegen Ende des 7. Jahrhunderts der griechische Papst Sergius I. ein, der sie wohl in seiner Heimat kennen gelernt hatte. So erklärt sich auch, dass der Papst bei der Prozession vom Lateran zur Sessorianischen Basilika mit dem Rauchfasse selbst die Kreuzesreliquie inzensiert, ein ganz ungewöhnlicher Brauch in der lateinischen Liturgie; bei den Orientalen hingegen ist er häufig, und schwingt der Bischof oft das Rauchfaß selbst. Ebenso verrät das Trisagion, das heute bei der Verehrung des hl. Kreuzes in griechischer Sprache gesungen wird, seine Herkunft aus dem byzantinischen Ritus. Späterhin wurde der römische Karfreitagsritus durch Aufnahme von Elementen aus den fränkischen Liturgien erweitert und auf diesem Wege kamen in das römische Rituale auch ursprünglich spanische Bräuche.
Die Verehrung des hl. Kreuzes bezog sich eigentlich nur auf die Partikel, welche die hl. Helena dem Papste zum Geschenk gemacht hatte. Erst als die römische Liturgie die Mauern der Ewigen Stadt verlassen hatte und allmählich vom Abendland angenommen worden war, da setzte man an Stelle der Kreuzpartikel, die nicht in allen Kirchen Und Kapellen vorhanden war, ein Kreuz mit dem Bilde des Heilandes aus Holz, Eisen oder einem anderen Metall. Bei der Enthüllung dieses Kreuzes sang der Priester gleich dem Papste die Worte „Ecce lignum crucis“; es scheint das freilich weniger passend, wenn der Crucifixus aus Silber oder einem anderen Metall ist. Anfangs war eben die Zeremonie nur für die Kreuzreliquie der hl. Helena gedacht und wird auch heute noch in den Patriarchal-basiliken der Stadt so ausgeführt.
Wenn der Priester das hl. Kreuz enthüllt, so singt er dreimal, jedesmal in höherem Tone:
„Seht das Holz des Kreuzes; an ihm hing das Heil der Welt.“
Darauf antwortet der Chor, kniend, jedesmal in gleicher Tonlage:
„Kommt, lasst uns anbeten.“
Bei der Verehrung des hl. Kreuzes legt der Klerus die Schuhe ab, eine Erinnerung daran, dass einst der Papst und die Kardinäle barfuß an der Stationsprozession teilnahmen. Der Chor singt unterdessen das Trisagion und die Improperien; in diesen wirft Gott dem jüdischen Volke seine Undankbarkeit gegen die Wohltaten des Herrn vor. Ihr Inhalt ist zweifellos vom Heiligen Geiste eingegeben, dagegen ist der Text dem apokryphen Buch Esdras (Kap. 1, 13-24) entlehnt.
„Mein Volk, was hab‘ ich dir getan? womit dich betrübt? antworte mir!
V. Weil ich dich aus dem Lande Ägypten befreit, hast du das Kreuz gezimmert deinem Heiland.“
1. Chor: „Heiliger Gott.“
2. Chor: „Starker Gott.“
Beide Chöre gemeinsam:
„Heiliger, Unsterblicher, erbarme dich unser.“
Der Gesang des Trisagion bei der Verehrung des hl. Kreuzes hat einen tiefen Sinn, denn der Tod Jesu ist der Vollkommenste Akt der Anbetung der Allerheiligsten Dreieinigkeit, vollzogen vom Hohenpriester des Neuen Bundes. Die unendliche Heiligkeit Gottes, seine Allmacht, sein ewiges Sein, empfing die höchste Verherrlichung durch das Sühnopfer von Golgotha, in dem das göttliche Opferlamm sich für die Sünden der Menschen darbrachte. Die Monophysiten Versuchten einst den trinitarischen Charakter des Trisagion zu verwischen, indem sie die missverständlichen Worte einfügten: „der du für uns gekreuzigt worden bist“ ; diese Auffassung wurde aber als häretisch verurteilt, denn nicht die drei göttlichen Personen wurden gekreuzigt, sondern nur die menschliche Natur der zweiten.
„Weil ich dich durch die Wüste geleitet vierzig Jahre und mit Manna dich gespeist und in ein Land geführt habe, reich und gut, hast du das Kreuz gezimmert deinem Heiland.“
Chor: „Heiliger Gott“ (wie oben).
„Was hätte ich dir mehr tun sollen, und tat es nicht? Ich habe dich gepflanzt, meinen auserlesenen Weinberg, aber du bist mir herb geworden; hast mit Essig meinen Durst gelöscht, stießest den Speer in die Brust deinem Heiland.“
Chor: „Heiliger Gott“ (wie vorher).
V. „Ich habe dir zulieb Ägypten geschlagen und seine Erstgeburt; und du hast mich den Geißeln überliefert.“
R. „Mein Volk, was hab‘ ich dir getan? womit dich betrübt? antworte mir!“
V. „Ich habe dich aus Ägypten herausgeführt und den Pharao im Roten Meer ertränkt; und du hast mich an die Hohenpriester verraten.“
R. „Mein Volk …“ (wie vorher).
V. „Ich habe das Meer vor dir aufgetan, und du hast mit der Lanze meine Seite geöffnet.“
R. „Mein Volk“ (wie vorher),
V. „Ich bin vor dir hergegangen in der Feuersäule, und du hast mich vor den Richterstuhl des Pilatus geschleppt.“
R. „Mein Volk …“
y. „Ich habe dich mit Manna in der Wüste gespeist, und du gabst mir Schläge ins Gesicht und Geißeln.“
R. „Mein Volk …“
V. „Ich habe deinen Durst gestillt mit dem Wasser des Heils aus den Felsen, und du hast mich mit Galle und Essig getränkt.“
R. „Mein Volk …“
V. „Ich habe dir zulieb die Könige der Kananäer geschlagen, und du hast mich geschlagen mit dem Rohr aufs Haupt.“
R. „Mein Volk …“
V. „Ich habe dir das Königszepter gegeben, und du hast mir aufs Haupt die Dornenkrone gesetzt.“
R. „Mein Volk …“
V. „Ich habe dich erhöht mit großer Macht, und du hast mich aufgehängt am Kreuzespfahl.“
R. „Mein Volk …“
Die tiefe Schmach des Kreuzes darf uns die Göttlichkeit des Opferlammes nicht vergessen lassen, denn das Kreuz umgeben ungezählte Engelscharen und rufen immerdar: Heilig, heilig, heilig ist der Herr. Vereinen wir uns mit ihnen Und stimmen wir anbetend mit ihnen in den Triumphgesang der Auferstehung ein:
V. „Dein Kreuz, o Herr, verehren wir, preisen Und erheben deine hl. Auferstehung; denn siehe, durch das Holz kam Freude in alle Welt. (Ps 66, 2.) Gott erbarme sich unser und segne uns.
R. Er lasse sein Antlitz über uns leuchten und sei uns gnädig.“
V. „Dein Kreuz“ (wie vorher bis zum Psalm).
Es folgt nun der herrliche Kreuzeshymnus des Venantius Fortunatas, den er verfasste, als die Königin Radegundis eine Kreuzpartikel von Konstantinopel zum Geschenk erhielt und ihrem Kloster zu Poitiers vermachte.
„Treues Holz, vor allen
Einzig du an Ehren reich;
Denn an Zweigen, Blüten, Früchten
Ist im Forst kein Baum dir gleich.“
„Süßes Holz, o süße Nägel!
Süße Last (der Leib Jesu) beschweret euch.“
„Von dem lorbeerreichen Streite
Töne meiner Stimme Klang,
Auf des Kreuzes Siegeszeichen
Sing‘ sie den Triumphgesang,
Wie der Weltheiland sich opfert
Und das Lamm den Tod bezwang.“
„Süßes Holz, o süße Nägel!
Süße Last (der Leib Jesu) beschweret euch.“
„Trauernd ob des ersten Menschen
Überlistung, hatte Gott,
Als der Biss des Sündenapfels
Uns gestürzt in Todesnot,
Schon den Baum gezeigt, der Sühnung
Für des Baumes Schulden bot.“
„Süßes Holz, o süße Nägel!
Süße Last (der Leib Jesu) beschweret euch.“
„In dem Werk der Menschenrettung
Tat die Weisheit jenen Zug,
Dass die Kunst verdarb die Künste
Des Verführers voll von Trug.
Und von daher Heilung brachte,
Wo der Feind uns Wunden schlug.“
„Süßes Holz, o süße Nägel!
Süße Last (der Leib Jesu) beschweret euch.“
„Als der Zeiten heil’ge Fülle
Endlich angebrochen war,
Schickte Gott den Weltenschöpfer,
Seinen Sohn vom Himmel dar,
Den mit unserm Fleisch umhüllet,
Einer Jungfrau Schoß gebar.“
„Süßes Holz, o süße Nägel!
Süße Last (der Leib Jesu) beschweret euch.“
„Eingeschlossen in der engen
Krippe, wimmert er als Kind,
Da in Windeln seine Glieder
Ihm die reine Mutter wind’t.
Gottes Hände, Gottes Füße
Schließet ein in enge Bind‘.“
„Süßes Holz, o süße Nägel!
Süße Last (der Leib Jesu) beschweret euch.“
„Aber als er auf der Erde
Hingewandelt dreißig Jahr‘,
Sieh, da gibt er als Erlöser
Willig sich dem Tode dar,
Und das Gotteslamm als Opfer
Wird erhöht am Kreuzaltar.“
„Süßes Holz, o süße Nägel!
Süße Last (der Leib Jesu) beschweret euch.“
„Er erschlafft vom Gallentranke;
Durch den zarten Leib mit Wut
Bohrt man Dornen, Nägel, Lanze,
Wasser fließt heraus und Blut;
Erde, Meere, Sterne, Welten
Waschen sich in dieser Flut.“
„Süßes Holz, o süße Nägel!
Süße Last (der Leib Jesu) beschweret euch.“
„Neige, hoher Baum, die Äste,
Deine Fasern beug‘ erschlafft;
Deine Härte soll verschwinden,
Die der Ursprung dir verschafft;
Deines hohen Königs Glieder
Spanne aus auf zartem Schaft.“.
„Süßes Holz, o süße Nägel!
Süße Last (der Leib Jesu) beschweret euch.“
„Du allein warst ausersehen
Zu des Lammes Schlachtaltar,
Zu der Arche, die entrissen
Uns des Untergangs Gefahr,
Zu dem Pfosten, der vom Blute
Heil’gen Lammes bezeichnet war.“
„Süßes Holz, o süße Nägel!
Süße Last (der Leib Jesu) beschweret euch.“
„Ewig sei dir Ruhm und Ehre,
Heiligste Dreifaltigkeit!
Gleich dem Vater, gleich dem Sohne,
Gleich dem Heil’gen Geist geweiht.
Einen in den drei Personen
Lobe alle Welt und Zeit. Amen.“
„Süßes Holz, o süße Nägel!
Süße Last (der Leib Jesu) beschweret euch.“
Nach der adoratio crucis bringt der Diakon das Kreuz zum Altar und breitet dann mit dem Subdiakon das Altartuch aus. Darauf trugen nach dem alten römischen Ritus die Diakone die tags zuvor im Lateran konsekrierten heiligen Gestalten zum Papste; im Exil von Avignon hatte sich jedoch der Brauch gebildet, dass der Papst selbst die Eucharistie von einem Neben-altare abholte und zum Hochaltar übertrug. Auf dem Wege singt man einen anderen Kreuzhymnus des Venantius Fortunatas, der jedoch mit einer eucharistischen Prozession nichts zu tun hat.
„Des Königs Banner wallt hervor,
Hell leuchtend strahlt das Kreuz empor,
Wo unserer Menschheit Stamm und Stolz
Gefesselt hängt am Marterholz.“
„Wo ihn der scharfen Lanze Stich
Noch traf, als er im Tod verblich;
Um abzuwaschen unsre Schuld,
Floß Blut und Wasser voller Huld.“
„Erfüllt ist, was in heil’gem Drang,
Im gläub’gen Liede David sang,
Da er den Völkern prophezeit:
Vom Holz als König Gott gebeut.“
„O Baum, so schön und lichtumstrahlt,
Vom Königspurpur reich umwallt!
Des edler Stamm erkoren ward,
Zu tragen Jesu Glieder zart.“
„Heil dir, in deinen Armem lag
Der Preis der Welt; du bist die Wag‘
Des Leibes, die das Lösgeld wog,
Der Hölle ihre Beut‘ entzog.“
„O heil’ges Kreuz, sei uns gegrüßt!
Du unsre einz’ge Hoffnung bist;
Den Frommen mehr‘ die Heiligkeit,
Den Schuld’gen schenk‘ das Gnadenkleid.“
„Dir, höchster Gott, Dreieinigkeit,
Sei aller Geister Lob geweiht;
Die du am Kreuz von Schuld befreit,
Regiere sie in Ewigkeit. Amen.“
Messe der vorgeweihten Opfergaben.
War das Allerheiligste auf dem Altare, so folgte nach den Ordines Romani das Paternoster und die hl. Kommunion; später fügte man, um die Andacht zu erhöhen, noch andere Gebete hinzu, die den Ritus der „Sanctificati“ einer Messe ähnlich gestalten. Der Priester gießt Wein und etwas Wasser in den Kelch, stellt ihn auf das Korporale, inzensiert die „Oblata“ und spricht: „Dieser Weihrauch steige, von dir gesegnet, empor zu dir, o Herr, und hernieder steige auf uns deine Barmherzigkeit.“
Der Weihrauch ist ein Sinnbild der Anbetung, die wir Gott schulden; deshalb sieht Johannes in der Apokalypse den Engel mit dem goldenen Rauchfaß vor dem Altare Gottes. Im Weihrauch erkennt der Seher die guten Werke der Heiligen. Die Engel üben ein Mittleramt zwischen Gott und den Menschen aus. Sie tragen der göttlichen Majestät unsere Anliegen und Gebete vor, und erlangen uns dafür Barmherzigkeit vom Herrn.
Bei der INZENSATION des Altars spricht der Priester nach gewohnter Weise (Ps 140, 2-4):
„Mein Gebet, o Herr, steige auf wie Weihrauch vor dein Angesicht. Die Erhebung meiner Hände sei wie ein Abendopfer. Setze, Herr, eine Wache vor meinen Mund und eine Türe rings um meine Lippen, damit mein Herz nicht neige zu bösen Worten, um meine Sünden zu entschuldigen.“
Bei der Rückgabe des Rauchfasses an den Diakon:
„Der Herr entzünde in uns das Feuer seiner Liebe und die Flamme ewiger Minne. Amen.“
Das abendliche Rauchopfer des Alten Bundes, von dem hier der Psalmist spricht, wird im Neuen Bunde vom Opfer des Kreuzes abgelöst, an dem Jesus seine Hände ausbreitet, um sich für uns darzubringen.
Nach der HÄNDEWASCHUNG betet der Priester:
„Ob des Geistes der Demut und unseres zerknirschten Herzens mögen wir Aufnahme finden bei dir, o Herr, und unser Opfer vollziehe sich heute so vor deinem Angesicht, dass es dir wohlgefalle, Herr und Gott.“
Heute unterbleibt zum Zeichen der Trauer die Darbringung des eucharistischen Opfers. An seiner Statt stellen wir Gott die Verdienste des blutigen Kreuzopfers Von Golgotha vor Augen. In Vereinigung mit diesem Opfer schenken wir ihm ein demütiges und zerknirschtes Herz.
Zum Volke gewendet:
„Betet, Brüder, dass mein und euer Opfer Gefallen finde bei Gott, dem allmächtigen Vater.“
Der Kanon wird heute nicht gebetet und es folgt sogleich das Gebet des Herrn, das Vorbereitungsgebet der alten Christen auf die hl. Kommunion.
In der römischen Liturgie haben alle Weihegebete und auch das Gebet des Herrn, um sie hervorzuheben, eigene Einleitungsformeln. In der Mitte des Altars spricht daher der Priester:
„Lasset uns beten. Durch heilsamen Befehl ermahnt und durch göttliche Unterweisung angeleitet, wagen wir zu sprechen:
Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name; zu uns komme dein Reich; dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden; gib uns heute unser tägliches Brot; und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldnern; und führe uns nicht in Versuchung.
R. Sondern erlöse uns von dem Übel.“
Priester: Amen.
„Erlöse uns, wir bitten dich, o Herr, von allen Übeln, den vergangenen — indem du uns die wohlverdiente Strafe im unsere begangenen Sünden erlassest, — gegenwärtigen und zukünftigen. Und auf die Fürbitte der seligen, glorwürdigen, allzeit reinen Jungfrau und Gottesmutter Maria, der seligen Apostel Petrus und Paulus und Andreas und aller Heiligen gib gnädig Frieden in unsern Tagen, auf dass wir durch die Hilfe deiner Barmherzigkeit von Sünden allzeit frei und vor jeder Beunruhigung sicher seien. Durch ihn, Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Herrn, der mit dir lebt und als König herrscht in Einheit mit dem Heiligen Geiste, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
Nun erhebt der Priester die hl. Hostie und zeigt sie dem Volke zur Anbetung. Dann bricht er ein Stückchen von der hl. Hostie ab, senkt es in den Kelch und weiht so Wein und Wasser, die heute nicht konsekriert werden, weil sie das Blut und Wasser der durchstochenen Seite Jesu symbolisieren.
Vor der hl. Kommunion betet der Priester:
„Der Genuss deines Leibes, Herr Jesus Christus, den ich, dein unwürdiger Diener, zu empfangen wage, gereiche mir nicht zum Gericht und zur Verdammnis, sondern sei mir nach deiner Güte ein Schutz für Leib und Seele, und ein Heilmittel: der du lebst und als König herrschest mit Gott dem Vater in Einheit mit dem Heiligen Geiste, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
„Ich will das Himmelsbrot nehmen und den Namen des Herrn anrufen.“
„Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehest unter mein Dach; aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ (Dreimal.)
„Der Leib unseres Herrn Jesus Christus bewahre meine Seele zum ewigen Leben. Amen.“
Nach den alten Ordines Romani trat auch das Volk zum Tische des Herrn hinzu. Die Teilnahme an den göttlichen Mysterien hatte am heutigen Tage eine ganz besondere Bedeutung, auf die uns der hl. Paulus hinweist: sie drückt die innigste Vereinigung des Opfernden mit dem Opfer aus, und wendet uns die Verdienste des Todes Christi zu.
Nach der hl. Kommunion:
„Was wir mit dem Munde genossen, o Herr, lass uns mit reinem Herzen aufnehmen, und was wir hier in der Zeit empfangen, werde uns zum Heilmittel für die Ewigkeit.“
Die missa Praesanctificatorum ist nun beendet. Daher werden die Tücher und Leuchter vom Altare wieder fortgenommen, wie das in den alten Zeiten nach jedem hl. Opfer geschah.
Im Mittelalter betete der Papst am Karfreitag außer dem gewohnten Offizium — in den letzten drei Tagen der Karwoche hat dieses die alte römische Form gewahrt, ohne Deus in adiutorium, ohne Hymnus und Gloria Patri — privatim das ganze Psalterium. Diesen Brauch ahmten auch viele Laien und religiöse Genossenschaften nach; in manchen Klöstern findet er sich noch heute.
Jesus ist auch für mich gestorben. Er hat mich so geliebt, dass er sein Leben für mich hinopferte. Und damit ich seiner Liebe nicht vergesse, setzte er das eucharistische Opfer ein, die Erinnerung an das Kreuzesopfer, und wendete mir dadurch seine Verdienste zu. Täglich erneuert die Kirche deshalb das Todesopfer Jesu, sie, die heute aus dem anbetungswürdigen Herzen Jesu hervorging, wie einst Eva aus der Seite des schlafenden Adam. Welch tiefes Geheimnis liegt in der heutigen Liturgie verborgen Jesus stirbt und die Kirche wird geboren. Entblößt haucht er seinen Geist aus, nachdem er all sein Blut dahingegeben, um die Kirche mit dem Gewände der Unsterblichkeit zu schmücken und ihr unvergängliche Jugendkraft zu verleihen. Um das Übermaß der Liebe Jesu zu vergelten, haben wir eine zarte Andacht zur hl. Eucharistie und zum Bilde des gekreuzigten Gottessohnes! Schauen wir nie ohne Rührung und Tränen der Dankbarkeit auf ihn. Handeln wir darin wie der ewige Vater, den stets eine hingebende Liebe zu den Sündern erfasst, so oft wir ihm das Bild des Gekreuzigten vorstellen — so offenbarte er der hl. Gertrud. —
Antiphon aus der griechischen Liturgie:
„Deine lebenspendende Liebe, o Jesus, benetzt gleich der Quelle im Paradies deine Kirche und bewässert sie wie einen geistlichen Garten. Der Strom aus dieser Quelle teilt sich in die vier Evangelien, befruchtet den Erdkreis, erfreut die Schöpfung und lehrt die Völker dein hl. Reich zu suchen.“ .
(Ildefons Schuster. Liber Sacramentorum III.)
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