Klarheit durch die Wahrheit

Warum es im Leben Wahrheit und Klarheit braucht

Bereits im Jahre 1948, nur wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, veröffentlichte die Kölner unbeschuhte Karmelitin Sr. Teresia Renata (de Spiritu Sancto) Posselt (1891–1961) „Ein Lebensbild, gewonnen aus Erinnerungen und Briefen“ über ihre Mitschwester Teresia Benedicta (a Cruce) – Edith Stein (1891–1942) –, die im Konzentrationslage Auschwitz umgebracht wurde und damals schon längst als Heilige verehrt wurde. In diesem Buch findet sich ein herrliches Wort, das die Philosophin Edith Stein von sich selbst und über ihre eigene Suche nach Gott, so formulierte: „Meine Suche nach der Wahrheit war ein einziges Gebet.

Dieser kurze Satz beruht auf ihrer langen Suche nach der Wahrheit, die 1921 ein erstes Ziel fand, als die gläubige Jüdin zum wahren Glauben entdeckte. Sie las das autobiographische „Leben der heiligen Teresa von Avila“ in einem Zug in einer Nacht: „Als ich das Buch schloß, sagte ich mir: Das ist die Wahrheit!

Edith Stein hatte die Wahrheit gesucht und Gott gefunden. Sie ließ sich taufen und in die katholische Kirche aufnehmen. Denn sie hatte in einer einzigen Nacht die Wahrheit gefunden – nicht die Wahrheit der Philosophen, sondern die Wahrheit in Christus, dem menschgewordenen Gott.

Der Priester und Theologe Ralph Weimann, der Autor des vorliegenden Buches „Klarheit durch die Wahrheit“, stellt im Vorwort fest: „Wenn es keine Wahrheit gäbe oder wenn der Mensch sie nicht erkennen könnte, dann wäre er vergleichbar mit einem Blindgeborenen. Er würde umherirren und unterschiedlichen Meinungen und Ideen folgen, nichts ließe sich mit Gewissheit sagen.

Gegenüber CNA Deutsch äußerte der Autor des Buches: „Nicht wenige Menschen meinen, die Wahrheit sei zu groß für sie, nahezu unerreichbar, andere behaupten, es sei Anmaßung, von Wahrheit zu sprechen. Doch ohne Wahrheit gibt es keine Klarheit, ohne Wahrheit gibt es auch keinen katholischen Glauben, zumal sich Jesus Christus als die Wahrheit (vgl. Joh 14,6) geoffenbart hat.“

Wenn wir uns heute umsehen, scheint uns tatsächlich die Wahrheit völlig abhanden gekommen zu sein. – Oder sie ist inflationär, wird sie doch allenthalben und von allen möglichen Heilsversprechern verkündet. Es fehlen Orientierung und Klarheit in der Gesellschaft wie in der Kirche. Es entstehen Willkür und Ungerechtigkeit. Nur Wahrheit führt zur Klarheit. Für Weimann gehört es zu unserer Zeit, dass viele Menschen sich „nicht mehr auf den Weg machen, um die befreiende Kraft der Wahrheit zu suchen“.

Leben heute nicht viele nach ihren eigenen „Wahrheiten“? Suchen sich Menschen nicht hier und dort jene angepassten „Wahrheiten“, die es ihnen bequem machen, weil sie erahnen, dass die echte Wahrheit unbequem ist?

Und wie steht es da um die Kirche? „Das Licht der Wahrheit ist der Quell- und Bezugspunkt christlichen Glaubens. ‚Christus ist das Licht der Völker‘, und die Kirche soll dieses Licht auf ihrem Antlitz widerspiegeln. Ihre primäre Aufgabe besteht darin, die in Jesus Christus geoffenbarte Wahrheit den Menschen zugänglich zu machen.“

Der Kirche kommt die Aufgabe zu, diese Wahrheit, die aus der Vergangenheit kommt, in die Gegenwart zu vermitteln, wobei sie auf die Zukunft ausgerichtet bleibt.“

In den Ausführungen des Autors wird deutlich, „warum es Klarheit durch die Wahrheit braucht, denn die Wahrheit ist die Mitte christlicher Verkündigung. Jeder Abstrich davon, jeder falsche Kompromiss oder jede Verwässerung ist kein Fortschritt, sondern ein Abkommen vom Weg. Die Wahrheit weist den Weg zu Gott, und die Wahrheitsfähigkeit ist jedem Menschen ins Herz geschrieben.“

„Die Lehre der Kirche ist dann authentische Lehre, wenn sie der göttlichen Wahrheit entspricht“, schreibt Weimann. „Denn die Kirche erfindet den Maßstab ihres Handelns nicht – so wie es Anmaßung wäre, wenn ein Mensch das tun würde –, vielmehr ist die Wahrheit, die Jesus Christus geoffenbart hat, der Maßstab. Wer in Christus und in seinem Leib – der Kirche – verbleiben will, der muss sich seiner Wahrheit unterordnen.“

Weimann betont: „Auch wenn es unangenehm sein kann, sich der Wahrheit zu stellen und sie zum Maßstab für das eigene Leben zu erheben, zumal sich der Stolz und die Bequemlichkeit als Haupthindernisse erweisen, so gibt es doch keinen anderen Weg, um zum Ziel zu gelangen.“

Die „Gemeinschaft“ ist nach Weimann „Gemeinschaft in der Wahrheit“, der jede Gemeinschaft verpflichtet sei. „Die Erkenntnis der Wahrheit ist die Bedingung für die Liebe, weil nur das geliebt werden kann, was erkannt wird und was wahr ist.“

„Wenn es Klarheit durch die Wahrheit“ gäbe, könne man sich „an vielen Punkten reiben“, deren Herausforderungen zahlreich sind. Jedoch müsse man „auf dem Weg bleiben, der wahrhaft frei macht, weil er zum Ziel führt“. Und so könne nur in der Klarheit der Wahrheit „eine wirkliche Erneuerung des Glaubens und der Kirche“ vorangetrieben werden.

Zuerst erschienen bei CNA

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Ralph Weimann
Klarheit durch die Wahrheit.
Beiträge zur Erneuerung des Glaubens und der Kirche
Media Maria Verlag 2024
160 Seiten; 17,95 Euro
ISBN: 9783947931590

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Erziehungsperspektiven aus den Quellen der christlichen Tradition

Das Buch „Große Ziele, kleine Schritte. Überraschende Erziehungsperspektiven aus den Quellen der christlichen Tradition“ des orthodoxen Professors Philip Mamalakis beginnt mit der Überzeugung, dass Väter und Mütter für die Erziehung als Eltern ihrer Kinder nicht nur die Zeitlichkeit im Blick haben sollen. Vor allem dürfe die Perspektive der Ewigkeit nicht aus dem Blick geraten: „Wir erziehen unsere Kinder nicht nur für den Erfolg in diesem Leben, sondern auch für das ewige Leben.“

Ganz gleich, wie fähig wir als Eltern sind – wenn unser Leben nicht auf Christus und sein Reich ausgerichtet ist, werden unsere Kinder den lebendigen Glauben an ihn nicht durch unser Vorbild kennenlernen und verinnerlichen können. Andersherum gilt aber auch: Wir können noch so viel fasten, beten und regelmäßig in die Kirche gehen – wenn wir nicht wissen, wie wir unsere Kinder und ihre Schwierigkeiten respektieren, eine gute Beziehung zu ihnen pflegen und angemessen auf ihr Fehlverhalten antworten sollen, dann werden ihnen all unsere religiösen Aktivitäten hohl vorkommen.“

Das Buch konzentriert sich nicht darauf, glückliche, wohlerzogene und sanftmütige Kinder in einem friedlichen Zuhause zu haben. Vielmehr geht es darum, ein Vater oder eine Mutter zu sein, der oder die es Kindern ermöglicht, ihre eigenen Probleme zu bewältigen und die Tugenden zu entwickeln, die sie brauchen, um ein „heiliges Leben“ zu führen.

Kinder werden nicht mit Bedienungsanleitung geliefert“, schreibt der Autor – und wird für diese Aussage von Eltern keinen Widerspruch erfahren. Aber er schätzt den Wert seines Buches sicherlich richtig ein, wenn er schreibt: „Dieses Buch ist die Bedienungsanleitung, von der ich wünschte, jemand hätte sie meiner Frau Georgia und mir in die Hand gedrückt, als vor 21 Jahren unser erstes Kind Kyranna geboren wurde.

Auch wenn es in dieser Buchbesprechung nicht darum geht, Eltern in Deutschland und in anderen deutschsprachigen Ländern ein schlechtes Gewissen zu vermitteln: Alle Eltern müssen für sich die Frage beantworten, warum sie Kinder haben.

Unsere Kinder sind nicht dazu da, um uns ein friedliches Leben zu bescheren“, auch nicht um „stolz zu sein, wenn unsere Kinder sich freundlich oder großzügig zeigen“: „Wir sind dazu da, ihnen beim Wachsen zu helfen, egal wie sie sich benehmen.

Ein großer Teil des Buches ist der Frage gewidmet, wie wir unseren Kindern bei ihren Schwierigkeiten helfen können und wie diese Kämpfe ihnen dabei helfen, Tugenden zu entwickeln, die sie durch das eigene Leben tragen können. Das Buch konzentriert sich darauf zu zeigen, dass Eltern nicht für ihre Kinder kämpfen, sondern ihnen zeigen sollten, dass sie als Eltern in den Kämpfen ihrer Kinder an ihrer Seite sind. Und Mamalakis erörtert dazu auch, wie es möglich ist, die Probleme der Eltern von denen der Kinder zu trennen.

Er betont, dass Eltern ihre Kinder, die nach dem Bild Gottes geschaffen sind, respektieren sollen – wozu auch gehört, ihre jeweiligen Fähigkeiten und Entwicklungsstadien zu respektieren. Es bedeutet, ihre Gefühle zu respektieren, sie nicht herabzusetzen oder zu ignorieren: Verständnis und Mitgefühl für die Kinder zuhaben und gleichzeitig Festigkeit zu zeigen und Konsequent zu sein.

Das 360-seitige Buch „Große Ziele, kleine Schritte. Überraschende Erziehungsperspektiven aus den Quellen der christlichen Tradition“ ist nicht immer leicht zu lesen – aber es lohnt sich. Und man muss nicht alles auf einmal lesen. Man kann reinschnuppern, das Gelesene sacken lassen, nachdenken: Es gibt viel zum Nachdenken.

Mamalakis macht es einfacher, Dinge in die Praxis umzusetzen, indem er wichtige Prinzipien zusammenfasst, auf die man sich in schwierigen Momenten der Elternschaft leicht berufen kann. Einer dieser Grundsätze lautet: „Kinder suchen nach Verbindung, nicht nach Aufmerksamkeit.“

Wenn sich unsere Kinder schlecht benehmen und scheinbar nach Aufmerksamkeit streben, versuchen wir innezuhalten und darüber nachzudenken. Kinder möchten Verbindung zu ihren Eltern herstellen. So verändert sich auch unsere Reaktion auf das Verhalten der Kinder.

Kinder verlangt es ständig nach Verbindung zu uns: durch körperliche Nähe, indem sie Zeit mit uns verbringen, uns kennenlernen und sich uns zu erkennen geben. Verbundenheit gehört zum Kern unserer menschlichen Natur, und Kinder sind so angelegt, dass sie danach streben. Verbundenheit ist Nahrung für die Seelen unserer Kinder. Wir sind geschaffen als Beziehungswesen nach dem Ebenbild eines Beziehungs-Gottes, der drei Personen in einer Liebesgemeinschaft vereint. Durch unsere Beziehungen zueinander und zu Gott erfahren wir Intimität und entwickeln uns als Menschen. Kinder wachsen als Personen in den und durch die Verbindungen, die sie zu ihren Bezugspersonen haben. Bei der Erziehung geht es deshalb immer darum, die Verbindung zu unseren Kindern zu suchen, während wir gemeinsam durchs Leben gehen, und ihnen beizubringen, wie man auf positive Weise Verbindungen schafft.

Vergebung und Reue sind nicht nur etwas für Kinder. Auch Eltern müssen nach Vergebung und Reue streben und diese sogar vorleben. Wenn Vater und Mutter vor ihren Kindern eine Meinungsverschiedenheit haben, sollten sie Wert darauf legen, sich vor ihren Kindern wieder zu versöhnen. Ja, die Kinder sollen wissen, dass es in Beziehungen Meinungsverschiedenheiten und Konflikte geben kann, aber sie sollen auch wissen und lernen, dass es einen Weg zur Versöhnung gibt, der die Liebe nicht nur wiederherstellt, sondern vermehrt. Wir bitten also unsere Kinder um Vergebung, wenn wir Unrecht tun oder überreagieren, auch wenn wir vielleicht dachten, wir wären im Recht gewesen.

Dem Thema Buße widmet der Autor ein ganzes Kapitel: „Freude an der Buße zu vermitteln muss das Herzstück unserer Erziehung sein, denn Buße ist das Herzstück unseres geistlichen Lebens in Christus.“ „Um das zu erreichen, sollten wir unsere Fehler nicht leugnen oder uns von Schuldgefühlen überwältigen lassen. Stattdessen dürfen wir unseren Kindern die Freude an der Buße nahebringen.“

Wenn wir zugeben, uns falsch verhalten zu haben, dann machen wir damit deutlich, dass es ein ‚richtiges‘ Tun gibt und dass wir diesen Maßstab verfehlt haben. Dies ist doppelt wichtig: Durch unsere Buße zeigen wir unseren Kindern sowohl den richtigen Weg als auch die Art und Weise, wie wir wieder darauf zurückkehren können.“

Buße und Vergebung schützen „vor der destruktiven Kraft der Sünde und machen es möglich, Gott und anderen Menschen trotzdem nahezukommen“.

Die Absicht des Buches, so kann sicher behauptet werden, ist es, dass unsere Kinder sehen, dass sich unser Handeln aus der Kraft der Liebe Gottes speist. So können auch sie lernen, Gott als die ultimative Quelle der Liebe zu erkennen. Sie spüren, dass er im Zentrum unserer Familie steht und gemeinsam alle gemeinsam als Familie auf dem Weg sind.

Zuerst erschienen bei CNAdeutsch

Philip Mamalakis: Große Ziele, kleine Schritte.
Überraschende Erziehungsperspektiven aus den Quellen der christlichen Tradition;
Fontis-Media 2023; 332 Seiten; 19,90 Euro;
ISBN: 9783038482475

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Der Rosenkranz als wirkmächtiges Werkzeug, um in der Welt bestehen zu können

Der heilige Ludwig von Montfort ist einer der besten Lehrer des Rosenkranzgebetes. In seinem Buch „Der heilige Rosenkranz. Das wunderbare Geheimnis der Bekehrung und des Heiles“ drückt er sein Bedauern darüber aus, dass die Priester oft „keine tiefgründige Belehrung“ dieses Gebetes vermitteln würden. Eine Beschreibung des Zustand in der katholischen Kirche auch unserer Tage.

Pater Donald Calloway MIC ist Marianer (nicht zu verwechseln mit den Maristen) und gehört somit der Congregatio Clericorum Marianorum sub titolo Immaculatae Conceptionis Beatissimae Virginis Mariae an. Als Marianer-Priester legte er im Jahr 2016 in den USA sein Buch Champions of the Rosary: The History and Heroes of a Spiritual Weapon vor, das nun in deutscher Sprache erscheint und den Titel trägt: „Kämpfer des Rosenkranzes. Die Geschichte und die Verkünder einer geistlichen Waffe“.

Pater Calloway berichtet, dass der Rosenkranz der Auslöser für seine Bekehrung war: „Dieses kleine 20-minütige Gebet half mir, mich unsterblich in Jesus und den Katholizismus zu verlieben. Der Rosenkranz half mir, von einem Leben in Sünde zu einem Leben in Freiheit zu gelangen.“

Er beschreibt den Rosenkranz als wirkmächtiges Werkzeug, um in der Welt bestehen zu können: „Die Menschen von heute müssen die Waffe kennen, mit der sie Unmoral und das Böse bekämpfen und besiegen können.“ Sie müssten „Kämpfer des Rosenkranzes“ werden. Der Rosenkranz sei die übersehene „Waffe“ himmlischer Absicht. Diese Waffe sei geschmiedet worden, um dem Unglauben, dem Hedonismus mit seiner Sucht nach sich selbst und der geistigen Gefühllosigkeit unserer Zeit entgegenzutreten und sie umzukehren. Der Rosenkranz, so Calloway, sei ein „biblisches Gebet und ein geistliches Schwert“, welches „aus dem Wort Gottes geschmiedet wurde, um den Drachen und die Schlange zu bekämpfen“.

Der über 650 Seiten starke Band von Pater Calloway ist gleichermaßen ein Buch über die Geschichte des Rosenkranzes, eine Sammlung höchst bemerkenswerter Zeugnisse und Ereignisse, sowie ein Leitfaden zum Rosenkranzbeten.

Der erste Teil des Buches beleuchtet die Geschichte des Rosenkranzes und bringt historische Tatsachen in die für die meisten Menschen dunkle Vergangenheit dieses Andachtsgebetes. Im zweiten Teil werden 26 Zeugen als Kämpfer des Rosenkranzes vorgestellt, deren jüngster Papst Benedikt XVI. ist. Der dritte und letzte Abschnitt enthält praktische Hilfestellungen, wie man den Rosenkranz beten kann, sowohl auf persönlicher als auch auf gemeinschaftlicher Ebene.

Pater Calloway versucht, die „fromme Tradition“ des himmlischen und dominikanischen Ursprungs des Rosenkranzes zu vermitteln. Die Kirche hatte die Geschichte seit Jahrhunderten voller Stolz weitergegeben: Die heilige Jungfrau Maria erschien dem heiligen Dominikus in einer Vision mit der Anweisung „predige meinen Psalter“ und bezog sich dabei auf den Rosenkranz. Sie gab ihm also das „Schwert“ an die Hand, das er brauchte, um die Häresie der Albigenser, die die Inkarnation leugneten, zu besiegen.

Calloway geht sodann dem Skeptizismus nach, der sich aus den theologischen Polemiken und im Zusammenhang mit der modernen historisch-kritischen Forschung ergeben. Unter Berufung auf konsequente päpstliche Lehren, die die „fromme Tradition“ würdigen, beschreibt der Autor, wie einige Gelehrte begannen, die Historizität dieser Tradition in Frage zu stellen. Auch wenn es nur wenige Beweise dafür gibt, dass der heilige Dominikus den Rosenkranz wirklich von der Muttergottes empfangen hat, weist Calloway auf Erkenntnisse hin, welche die Plausibilität der jahrhundertealten Geschichte untermauern.

Es gibt „auf rein historischer Basis Beweise für frühe Formen des Rosenkranzes im Leben des heiligen Dominikus selbst, im Leben von Dominikanern aus dem 13. Jahrhundert“. Diese „Beweise für frühe Formen des Rosenkranzes im Leben des heiligen Dominikus“ sieht Calloway „im ‚Rosarius‘-Text (ca. 1300) und in den Predigten und Schriften der frühen Dominikaner – die alle vor dem großen Befürworter des Rosenkranzes, dem seligen Alanus de Rupe, entstanden sind“.

Nur wenig mag es den Leser verwundern, wenn er erfährt, dass es ein deutscher Dominikaner war, der „die fromme Überlieferung scharf kritisierte“. Es handelt sich um Pater Thomas Esser OP (1850–1926), der als Sekretär der Indexkongregation im Jahr 1917 sogar durch Benedikt XV. zum Titularbischof von Sinis ernannt wurde.

Der Autor unseres Buches stellt fest, dass „das Jahrzehnt von 1965 bis 1975 als das „Jahrzehnt ohne Maria“ „und/oder“ als das „dekadente Jahrzehnt“ zu bezeichnen sei. Und leider trifft dies nicht nur auf die Theologie der Gottesmutter zu. Calloway notiert: „In der Tat wurden in den Jahren unmittelbar nach den 1950er-Jahren nur sehr wenige gute Bücher über Maria geschrieben. Die klassischen theologischen Werke über Maria, einschließlich derjenigen, die dem Thema Rosenkranz gewidmet sind, begannen bis Anfang der 1980er-Jahre in den Regalen der katholischen Hochschulen zu verstauben.“ – „In dieser Zeit wurden viele Männer, die sich auf das Priesteramt vorbereiteten, sogar davon abgehalten, den Rosenkranz zu beten. In einigen Seminaren wurde das Rosenkranzgebet in der Kapelle des Seminars verboten!

Calloways Beschreibungen von göttlichen Hilfen, die durch das Beten des Rosenkranzes bis in die jüngste Zeit erlangt wurden und werden, sind beeindruckend. Ein Beispiel ist jenes des Seligen Bartolo Longo (1841–1926). Er wuchs in einer gläubigen Familie auf, engagierte sich in der nationalistischen Bewegung in Süditalien und gab schließlich seinen katholischen Glauben auf. Gleichzeitig entwickelte er eine Faszination für das Okkulte und wurde sogar zum satanischen Priester geweiht. Ein solcher Lebensstil führte ihn nicht in die Freiheit, sondern in tiefe Depressionen und Angstzustände. Auf Empfehlung eines Freundes konsultierte er einen Dominikaner, der ihm half, sich vom Okkulten abzuwenden und Licht und tiefen Frieden in der Rückkehr zu Christus zu finden.

Bartolo kämpfte mit seinem immensen Schuldgefühl für den Schaden, den er als Satanist angerichtet hatte. Doch hatte er die Hoffnung, am Leben zu bleiben. Er wurde Dominikaner des Dritten Ordens und begann, „den heiligen Rosenkranz nicht nur zu beten sondern auch zu fördern“. Sein Glaube trug Früchte und bald errichtete er als Frucht seiner Bekehrung und seiner Dankbarkeit Krankenhäuser, Waisenhäuser und Schulen. Er und seine Frau wurden zu Zeugen von Wundern, wie die Errichtung des berühmten Heiligtums Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz von Pompeji.

Die Kenntnis der Geschichte des Rosenkranzes und Zeugnisse wie jene des Bartolo Longo können Gläubige wie dem Glauben fernstehende anregen, das große katholische Gebet des Rosenkranzes wiederzuentdecken bzw. neu zu entdecken. Hierzu können auch die im dritten Teil des Buches angebotenen Anleitungen, Meditationen und Informationen dienlich sein.

Pater Calloway hat mit seinem Buch einen inhaltlich dichten, nützlichen und umfangreichen Begleiter für diejenigen erstellt, die sich intensiver mit dem Rosenkranz beschäftigen möchten – und jenen, die katechetisch für die Kirche tätig sind und andere führen möchten, einen großen Fundus an die Hand gegeben.

Kämpfer des Rosenkranzes“ zu sein, bedeutet, das eigene Leben in das Evangelium einzutauchen, damit es darin verwurzeln kann. So wird der Rosenkranz zum „Schwert“ des Sieges des Evangeliums und eine „Rose“ der persönlichen Heiligkeit.

Erstveröffentlicht bei CNAdeutsch

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Donald H. Calloway MIC
Kämpfer des Rosenkranzes.
Die Geschichte und die Verkünder einer geistlichen Waffe;
mit zahlreichen Abbildungen;
fe-Medienverlag 2024;
656 Seiten; 19,80 Euro;
ISBN 978-3863574086

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Julianus Pomerius – Das kontemplative Leben

Das noch druckfrische Buch „Julianus Pomerius. Das kontemplative Leben“ besteht aus zwei großen Teilen: erstens dem Leben und Werk des Julianus Pomerius und zweitens der Übersetzung des Werkes „De vita contemplativa“.

Über Leben und Werk im ersten Teil des Buches schreibt Daniel Bartels (1971–2020), das viel zu früh verstorbene Gründungsmitglied des Instituts St. Philipp Neri in Berlin. Es handelt es sich dabei um seine Lizenziatsarbeit, die er noch kurz vor seinem Tod fertigstellen konnte.

Julianus Pomerius lebte im 5. Jahrhundert und stammte aus Afrika, wahrscheinlich aus Mauretanien. Er ging nach Arles in Gallien, wo er ausgebildet und später selbst Lehrer der Rhetorik wurde. Es mußte ihm ein guter Ruf vorausgeeilt sein, denn verschiedentlich versuchte man, ihn von dort in andere Zentren des wissenschaftlichen Lebens locken. In Arles war der spätere heilige Bischof Cäsarius von Arles einer seiner Schüler. Wie dieser war auch Julianus Pomerius Kleriker geworden und führte ein Leben der Askese.

Die bekannteste Schrift des Pomerius, De vita contemplativa, ist wahrscheinlich zu Beginn des 6. Jahrhunderts und zum Ende seines Lebens hin entstanden. Sie besteht aus drei Büchern mit insgesamt 84 Kapiteln. Doch dieses Werk ist nicht, wie man dem Titel nach vermuten könnte, ein Lehrbuch über das kontemplative Leben. Vielmehr handelt es sich um ein pastorales Werk, das im Auftrag eines Bischofs geschrieben wurde. Dieser Bischof befand sich in einer Amts- und Lebenskrise.

Das Werk sollte ihm wieder Mut geben und ihm „zu einem neuen Verständnis seiner wichtigen Aufgabe“ verhelfen, damit er wieder Kraft und Zuversicht habe.

Das Buch, einfach, geradezu elegant verfaßt, ist nicht nur literarisch, sondern vor allem in asketischpastoraler Hinsicht bemerkenswert, was es gerade für unsere Zeit einer gewaltigen Kirchenkrise bedeutsam macht.

Pomerius wendet sich ja an Bischöfe und Priester. Und die Originalität des frühchristlichen Autors liegt gerade darin, daß er den Klerus – Priester und Bischöfe – sein Geheimnis lehrt, eben das Leben der Kontemplation mit dem Leben einer eifrigen apostolischen und pastoralen Tätigkeit zu verbinden.

Im ersten Buch wird das kontemplative Leben behandelt und der Unterschied zum aktiven Leben. Es macht deutlich, wie der Priester zum kontemplativen Leben gelangen kann. Sehr deutlich sind die Verweise auf bestimmte Grundpflichten des Bischofs: Verkündigung, Züchtigung, Armut und die Verwaltung der kirchlichen Güter.

Das zweite Buch befaßt sich mit den Tugenden, den Lastern, den priesterlichen Pflichten und Befugnissen: der Befugnis zur Sündenvergebung, der Beständigkeit des Lebens, der Nachahmung Christi, dem Wert der Askese und der Abtötung.

Im dritten Buch werden fast ausschließlich asketische Themen betrachtet. Es führt die Behandlung der Tugenden und Laster fort, die bereits vorher angesprochen wurden. Nun werden insbesondere der Stolz, die Demut, die Habgier, der Neid und die Kardinaltugenden behandelt.

Prof. Dr. Michael Fiedrowicz hat dem im Carthusianus Verlag 2023 erschienen Buch ein Vorwort vorausgeschickt. Er stellt darin fest, daß das Werk De vita contemplativa des Julianus Pomerius im Mittelalter weit verbreitet gewesen sei. Obwohl diese „Schrift in fremdsprachigen Übersetzungsreihen patristischer Texte Aufnahme“ gefunden hat, sei sie in die deutsche Sprache zuletzt im 19. Jh. übertragen worden.

Fiedrowicz verwundert diese „mangelnde Beachtung“ angesichts der Tatsache, daß Julianus Pomerius in diesem Werk „durchaus aktuelle Fragestellungen“ behandele, wie z. B. „die Spiritualität des kirchlichen Amtsträgers, das Verhältnis von actio und contemplatio im pastoralen Dienst sowie Formen der vita communis für den Klerus“. Und er weist darauf hin, daß auch heute zeitgemäße Fragestellungen wie „die von der theologischen Ethik der letzten Jahrzehnte geforderte ‚Rehabilitierung der Tugend‘“ thematisiert werden.

Tatsächlich müssen sich die Leser der Texte des Julianus Pomerius immer wieder vor Augen halten, daß seine Abhandlungen einem konkreten Bischof galten. Dennoch gelten sie gleicherweise auch heute noch jedem Kleriker, jedem Priester und Bischof – und sei es auch dem höchsten Würdenträger. Sie alle tragen die Verantwortung, sich um die Seelen der Gläubigen sorgen zu müssen. Doch können sie das nur, wenn sie selbst wissen, wie sie leben und (pastoral) handeln sollen.

Aus dem 2. Kapitel des 3. Buches, das überschrieben ist mit: „Der Hochmut ist die Ursache aller Übel“, wird folgend ein Abschnitt zitiert, um zu erkennen, wie der Autor in seinem Werk argumentiert:

„Der Anfang aller Sünde ist der Hochmut.“
Was kann Offenkundigeres gesagt werden,
was, das größere Zustimmung verdient?

„Der Anfang“ nicht von irgendeiner, sondern „aller Sünde ist der Hochmut“, so sagt sie [die Heilige Schrift], um einleuchtend aufzuzeigen, daß er die Ursache aller Sünden ist; denn nicht nur ist er selbst Sünde, sondern es konnte und kann gegenwärtig oder zukünftig ohne ihn auch keine Sünde geschehen, ist doch jegliche Sünde nichts anderes als eine Verachtung Gottes, wodurch seine Gebote mit Füßen getreten werden.

Zu dieser Verachtung Gottes verleitet den Menschen nichts anderes als der Hochmut, der auch beim Teufel selbst zur Ursache ewigen Verderbens geworden ist, so daß er aus einem Engel zum Teufel wurde. Schließlich hat auch er selbst im Wissen, daß er durch Stolz aus den himmlischen Gefilden gestürzt ist und in diesen Kerker voll finsterer Luft gestoßen wurde, dem Menschen, den Gott ohne eine Sünde gemacht hatte, zu dessen Zerstörung mit schlangenhafter Schläue das Laster des Stolzes eingeredet, und zwar in der Gewißheit, daß der Mensch nach Aufnahme des Stolzes, der die Ursache aller Übel ist, nunmehr leicht alle Sünden begehen würde, die nur von einem stolzen Sinn erdacht werden.

Daher kommt es, daß derselbe erste Mensch, durch die Überheblichkeit seines stolzen Geistes verdorben, seine gesamte Nachkommenschaft, die in ihm wurzelhaft angelegt war, der Unausweichlichkeit der Verderbnis und der Sterblichkeit anheimgab, so daß er, verderblich und sterblich geworden, verderbliche und sterbliche Wesen hervorbrachte und so das, was bei ihm der strafwürdige Hochmut angerichtet hatte, bei allen von ihm Abstammenden zur Strafe für die Sünde wurde.

Und darum können wir nicht mehr in der Weise der Sünde widerstehen, wie jener es konnte, für den nicht zu sündigen nichts anderes bedeutete, als es nicht zu wollen. Uns aber genügt es nicht, untadelig leben zu wollen, wenn nicht die göttliche Kraft unserem Wollen selbst zu Hilfe kommt, das aufgrund seines schwachen Vermögens versagt. Denn jenen konnte auch noch die gesunde Natur dabei unterstützen, nicht zu sündigen; uns jedoch hindert daran die bereits geschädigte Natur; und zum Sündigen veranlaßte jenen allein der Wille zu sündigen; uns nötigt sogar zumeist der bereits entstandene Zwang zur Sünde. Darum rufen wir zu Gott und sagen: „Aus meinen Nöten befreie mich.“

(Zuerst erschienen in Kirchliche Umschau, 2.2024)

Julianus Pomerius – Das kontemplative Leben
Carthusianus-Verlag 2023;
256 Seiten; € 29,90;
ISBN 978-3941862333

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Tolkiens Werk – ein „Aufruf zum inneren Wachstum“

Anlässlich der 50. Wiederkehr des Todestages des britische Schriftstellers und Philologen John Ronald Reuel Tolkien (1892–1973) konnte der aus Ost-Belgien stammende Publizist, Historiker und Kulturwissenschaftler David Engels im Renovamen-Verlag einen Sammelband herausgegeben, in dem sich die Beiträge von zehn Autoren mit der Gedankenwelt von J. R. R. Tolkien auseinandersetzen.

Tolkien wurde weltweit bekannt durch das monumentale Werk „Der Herr der Ringe“. Der dreibändige Roman diente zu Beginn des Jahrtausends einer ähnlich monumentalen Film-Trilogie als Vorlage.

In seinem bekanntesten Werk setzte sich Tolkien, der selbst ein überzeugter und praktizierender Katholik war, mit dem Kampf zwischen dem Gutem und dem Bösen, dem Wahren und dem Falschen, dem Schönem und dem Hässlichem, sowie der Einigkeit und Zerrissenheit in der Welt- und Heilsgeschichte auseinander.

„Aurë entuluva!“ – der Titel des vorliegenden Buches – entstammt der von Tolkien entwickelten Elbensprache Quenya. Er ist freilich nicht dem Hauptwerk Tolkiens entnommen, sondern seinem Spätwerk „Silmarillion“, das erst nach seinem Tod durch seinen Sohn im Jahr 1977 herausgegeben wurde.

Aurë entuluva! Der Tag wird wieder kommen!“ Das ist der Schlachtruf des Helden Húrin, den er siebzigmal ausrief, bevor er im Kampf gefangen genommen wurde. Am Ende wird der Held zwar wieder freigelassen, doch findet er keine Ruhe mehr. „Dann wandte er sich ab, und ging fort aus den Tausend Grotten, und alle, die ihn sahen, wichen zurück vor seinem Angesicht; und keiner versuchte ihn aufzuhalten, noch wusste einer, wohin er ging. Doch heißt es, Húrin habe danach nicht mehr leben wollen, ohne jeden Zweck und Wunsch, und sich zuletzt ins Westmeer gestürzt; und so endete der gewaltigste Krieger der sterblichen Menschen.“

Für Engels ist Tolkien so etwas wie ein Missionar. Er schreibt, es sei „wohl kaum übertrieben zu sagen, wenn ich neben Martin Mosebachs ‚Häresie der Formlosigkeit‘ und Ratzingers ‚Einführung in das Christentum‘ Tolkiens Werk – und zwar eher noch das ‚Silmarillion‘ als den ‚Herrn der Ringe‘ – als die drei ersten Marksteine auf meinem (Rück-)Weg ins Christentum bezeichne.“

Ähnliche persönliche Aussagen tätigen auch die neun weiteren Autoren des Bandes, darunter Joseph Pearce, Anna Bineta Diouf, Marco Gallina, David Boos, Marion du Faouët, Ryszard Derdziński, Damien Bador, Charles A. Coulombe und Michael K. Hageböck. Alle Autoren beschreiben die Auswirkungen des Geistes von J. R. R. Tolkien auf ihren Lebensweg.

Für diese Autoren wurde das literarische Schaffen Tolkiens in einem wichtigen Augenblick ihrer persönlichen Entwicklung sehr bedeutend und hat ihr Denken und Wirken beeinflusst. Grundlegende Überzeugungen, die der jahrtausendealten kulturellen Tradition des Abendlandes entsprechen, wurden ihrerseits entweder entdeckt oder neu verinnerlicht. Dies meint vor allem auch eine tiefe Religiosität.

Tolkien bietet der heutigen modernen Menschheit einen „moralischen Kompass“ an, „ebenso wie seinen Sinn dafür, inmitten von Verfall und Unordnung weiterhin das Schöne, Wahre und Gute zu bewahren und zu pflegen“.

Die Auflösung bestehender gesellschaftlicher Grundordnungen und die Aufgabe unbestrittener Gesetze, besonders das Naturrecht betreffend, führen zur „Verwirrung der Menschen im Labyrinth widerstreitender Treue“. Dies und „das schleichende Wirken von Verrat und Feigheit, das Schwinden der Schönheit aus der Welt, alles gebündelt im nahezu metaphysischen Leid um den ‚Verlust des Königs‘“, finden sich in der heutigen mainstreamgesteuerten Informationsgesellschaft wieder.

Engels notiert die wohl kaum widerlegbare Behauptung, dass Tolkien, der Professor in Oxford war, für die „zeitkritischen Anmerkungen“ in seinen Briefen „heutzutage wohl mit der Aufgabe seines Oxforder Lehrstuhls hätte büßen müssen“. Und man kann hinzufügen, dass seine Äußerungen heute als populistisch, rechts und demokratiefeindlich abgestraft würden. Auf diese Weise sind alle Autoren von „Aurë entuluva!“ konservative Rechte und rechte Katholiken.

Das mindeste, was Leser aus der Lektüre des Buches mitnehmen können, ist der Ansporn zum eigenen Denken. Nach Engels ist Tolkiens Werk alles andere als „bloße Fantasy“. Vielmehr ist es ein „Aufruf zum inneren Wachstum, und zwar nicht nur in dem Sinne, wie jedes beliebige Buch zum richtigen Augenblick Katalysator persönlicher Entwicklung werden kann, wenn der Leser nur die entsprechenden Bedürfnisse bzw. Erwartungen auf die Lektüre projiziert, sondern als ein absolut für sich stehendes Werk, das eben nicht lediglich als Spiegel zu betrachten ist, sondern als eine in sich abgeschlossene Welt, die ihren Wert in sich selbst trägt und ihre ‚Botschaft‘ mit jedem Leser gemäß seiner jeweiligen Stufe der Reifung und Selbstwerdung teilt.

(zuerst bei CNAdeutsch erschienen)

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David Engels (Hrsg.)
Aurë entuluva! – Der Tag soll wieder kommen.
J.R.R. Tolkien zum 50. Todestag
Renovamen-Verlag 2023
272 Seiten; 19,95 Euro

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Tagebuch eines amerikanischen Exorzisten

Was ein amerikanischer Exorzist in seinem
„Tagebuch“ über Begegnungen mit Satan berichtet

Jesus wurde vom Geist in die Wüste geführt, damit er vom Teufel versucht werde. Er fastete vierzig Tage und vierzig Nächte. Dann hatte er großen Hunger. In dieser Situation trat der Teufel an ihn heran um ihn zur Sünde zur verführen. Er sprach: Wenn du Gottes Sohn bist, dann befiel, dass Steine zu Brot werden, und er versprach ihm – als könnte der Teufel Gottes Sohn etwas versprechen –, wenn er sich von der Zinne des Tempels hinabstürzen würde und auf die Knie falle, um ihn, den Satan, anzubeten, würde er ihm alles auf der Welt übergeben. Jesus sprach: „Weiche Satan, denn es steht geschrieben: den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm alleine dienen.“ Daraufhin verschwand der Teufel (vgl. Mt 4,1-11).

Mit diesem Evangeliumsbericht beginnt die Fastenzeit. Katholiken fasten, um sich darauf vorzubereiten, dass sie endlich entschieden für Gott und gegen den Teufel kämpfen. Es geht um die eigene, persönliche Umkehr. Wir sollen und müssen unser Denken und Tun ändern. Nicht Ruhm, Genuss und Vergnügen ist das Ziel der geistlichen Umkehr – es geht um Leben und Tod. Fasten ist ein starkes Mittel, damit Matanoia – Umkehr – möglich wird. Gott begegnen kann nur, wer den Satan und seine Teufelsschläue verachtet und sich nicht von seinen Versprechungen verführen lässt.

In seinen abschließenden Bemerkungen in seinem „Tagebuch eines amerikanischen Exorzisten“ schreibt der Priester Stephen J. Rossetti: „Ich habe nicht übertrieben. Ich habe nichts aufgebauscht. Ich behaupte nicht, dass meine Überlegungen als de fide zu bewerten sind. Ich nehme keine besondere Autorität für mich in Anspruch. Vielmehr beziehe ich mich in allem auf die Lehre der Katholischen Kirche, die die Botschaft Jesu Christi vermittelt. Es sind nur meine Erfahrungen und meine Einschätzungen, die ich wiedergebe, die durchaus Irrtümern in Wahrnehmung und Interpretation unterliegen können. Zweifellos werden einige Exorzisten bei dem einen oder anderen Punkt anderer Meinung sein. Damit habe ich kein Problem. Ich gehe davon aus, dass es zu gewissen Punkten unterschiedliche Auffassungen gibt. Im Austausch mit anderen Exorzisten merke ich allerdings, dass wir überraschenderweise sehr ähnliche Erfahrungen machen.

Rossetti ist promovierter Psychologe. Er blickt auf eine langjährige Erfahrung als Exorzist zurück. In seiner Tätigkeit als Exorzist ist er täglich mit Dämonen konfrontiert und erlebt, wie sie ihn „bedrohen und zuweilen geistig sowie körperlich angreifen“. In seinem Buch berichtet er von der heilenden Kraft Christi für die Besessenen, aber auch für den Exorzisten, und von „erstaunlichen Momenten, in denen Christus und seine Kirche sichtbar über Satan triumphieren“.

In jedem der 95 kurzen Kapitel, die der Beschreibung einzelner Exorzismen bzw. damit zusammenhängender Themen gewidmet sind, können viele der wahren Begebenheiten beängstigend und sehr traurig sein. Besonders tragisch, aber auch deutlich und klar, ist die Geschichte von „Jason“ (Kapitel 42 und 71). Diese Person, die bereits in verschiedene sündige Verhaltensweisen verstrickt war, hatte Satan um des „geschäftlichen und finanziellen Erfolges willen“ gebeten, ihm zu helfen. Eines Morgens wachte der Mann mit einem auf dem Kopf stehenden Kreuz auf, das auf seiner Schulter eingebrannt war. Bei der ersten „Sitzung“ mit Rossetti rief „Jason“ dreimal aus: „Ich gehöre zu Jesus. Jesus ist mein Herr und Erlöser.“ Tatsächlich aber hatte sich der Teufel in „Jasons“ Seele verschanzt, und ihm vorgegaukelt, er sei Jesus. Die vermeintliche Annahme, selbst Jesus in sich reden zu hören oder zu meinen, Jesus würde das eigene Tun und Lassen leiten, ist leider allzu oft verbreitet.

Nicht nur solche subtilen, im Innern des Menschen vorgehende Einwirkungen des Teufels, auch „Wut- und Gewaltexzesse sind oft auf dämonisches Einwirken zurückzuführen“, weiß der Autor zu berichten.

Hexerei und andere okkulte Praktiken können zum Einfallstor werden, die es dem „Satan und seinen Dämonen erlauben, in das Leben eines Menschen hineinzukommen“. Rosetti zählt einige dieser Einfallstore auf: Totenbeschwörungen, Hexerei, Zauberei oder Flüche, heidnische Rituale, Ouija-Bretter, Seancen, Voodoo, Ahnenkult oder andere heidnische oder dämonische Beschwörungen von Geistern. „Besonders verhängnisvoll wirkt es sich aus, wenn jemand einen Pakt mit Satan schließt oder sich ihm weiht.“ So können Menschen von Satan zu seinen Lakaien gemacht werden, was nichts anderes heißt, als dass sie sich ihm ausgeliefert haben und zu seinen Erfüllungsgehilfen geworden sind.

Der Autor scheut sich nicht, Tätowierungen – modern, beliebt und heute weit verbreitet – als verdächtig zu bezeichnen. So sei es zumindest keine gute Idee, „sich Abbildungen bösartiger oder okkulter Dinge als Tattoo stechen zu lassen“. Denn diese könnten bereits ein „Einfallstor für die dämonischen Mächte“ sein. Rosetti erinnert in diesem Zusammenhang an den ersten Korintherbrief, in dem „unsere Körper als Tempel des Heiligen Geistes“ bezeichnet seien und entsprechend behandelt werden sollten.

Gerade in der soeben zu Ende gegangenen Karnevalszeit wurde wieder das Lied von den „kleinen Sünderlein“ gesungen und das entsprechende Tun halb entschuldigend verniedlicht.

Rossetti betont ausdrücklich, man müsse beachten, dass es so etwas wie eine „kleine“ Sünde nicht gibt: „Jede Sünde ist schlimm.“ Denn jede Sünde biete den Dämonen den Spalt, „in den Satan seinen Keil treiben“ könne. „Hast du ein Problem mit Alkohol? Mit der Sexualität? Mit Pornografie? Mit Ungehorsam? Mit Hochmut? Mit Selbsthass? Mit Zorn? Sieh zu, dass du das zuerst in Ordnung bringst, und dann komm zurück.“

Die Sünde verschafft dem Bösen immer mehr Zugang zu unserem Leben.“ Der Appell ist klar: sich niemals auf okkulte und Praktiken einlassen, Drogen und Pornografie vermeiden, Abtreibungen und Selbstmord ablehnen. Christen leben in der Hoffnung und vermeiden das Gefühl der Hoffnungslosigkeit.

Hier ist die Aufgabe für Exorzisten wie Stephen J. Rossetti. Sie beten explizit im Namen der Kirche über Besessene oder für auf unterschiedlichste Weise bedrängte Personen.

Das in einem verständlichen Stil geschriebene Buch vermeidet geheimnisvolle Begriffe und Verweise. So ist es für jeden leicht lesbar. Man muss kein praktizierender Katholik sei, um das Buch zu lesen, aber allen Katholiken – auch den Priestern – sei das Buch zur Lesung empfohlen.

Erstveröffentlicht bei CNA

Stephen J. Rossetti
Tagebuch eines amerikanischen Exorzisten:
Dämonen, Besessenheit und der heutige Kampf gegen das Böse
Media Maria 2024
304 Seiten; 1995 Euro
ISBN: ‎ 978-3947931576

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Vorsicht: Römische Fälscher

Manchmal laufen wir Gefahr, das Wort Gottes zu verfälschen, uns von dem zu entfernen, der gesagt hat:
‚Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben‘,
und die Offenbarung und die immerwährende Lehre der Kirche zu verraten.
Einige Schriften oder Erklärungen [aus Rom]
scheinen nicht darauf bedacht zu sein,
den gläubigen Christen zu helfen, Jesus Christus zu begegnen,
die radikalen Forderungen seines Evangeliums voll anzunehmen
und ihren Glauben zu festigen, damit wir ihm wirklich gleichgestaltet werden können.
Wir neigen dazu, christliche Realitäten
im schlechten Sinne des Wortes zu „vergeistigen“.
Wir machen sie tatsächlich zu Geistern.

Kardinal Sarah

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Robert Kardinal Sarah: Für die Ewigkeit
232 Seiten, 16,80 Euro
ISBN : ‎ 978-3863573577

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Katholiken

Katholiken“ heißt ein Roman des nordirisch-kanadischen Schriftstellers Brian Moore (1921-1999), der 1972 unter dem Titel „Catholics“ bei Jonathan Cape in London (Neuausgabe 2006) erschienen ist. Eine deutsche Übersetzung erschien zuerst im Jahr 1975 in Düsseldorf unter dem Titel „Insel des Glaubens“ (ISBN‎ 978-3546468015). Unter dem Originaltitel „Katholiken“ wurde das Buch 2018 bei Diogenes verlegt (ISBN 978-3257608946).

Brain Moore schrieb seinen fiktiven Roman „Catholics“, als die sogenannten römischen Liturgiereform den Katholiken zum einen als Frucht des 2. Vatikanischen Konzils und zum anderen als Frucht des Heiligen Geistes verkauft wurde. Die Handlung des Films spielt sich im Jahr 2000 ab. Zu dem Zeitpunkt gab es nach Moore bereits zwei weitere Konzilien, deren Glaubensinhalte von einem gemeinsamen Ökumenischen Rat der Kirchen bestimmt wurde. Die Feier der Messe hat nur noch symbolische Bedeutung. Die Konfessionen wurden angeglichen. Die Katholiken leiden.

Doch in jenem kleinen Kloster an der Westküste Irlands wird die alte überlieferte Messe zelebriert und das erlangt weltweite Aufmerksamkeit.

In dieser Situation wird von Rom ein Kommissar in das traditionelle Kloster geschickt. Er soll die Mönche endlich auf Linie bringen.

Das erinnert uns stark an Papst Franziskus, der überall dort wo er Widerstand gegen seinen Kurs der Liberalisierung erkennt, einen päpstlichen Kommissar aussendet. Wir kennen die Ergebnisse: Klöster werden aufgehoben, Mönche und Nonnen müssen ihr Kloster verlassen, Bischöfe werden suspendiert

Einige Zitate aus „Katholiken“:

„Wußten Sie, daß Irland früher das einzige Land in Europa war, wo jeder Katholik am Sonntag in die Messe ging? Jeder, sogar die Männer?“

„… als die neue Messe eingeführt wurde, versuchten wir’s damit und taten, wie uns geheißen. Doch wir bemerkten, daß die Männer mit ihren Familien nach Cahirciveen kamen und rauchend und schwatzend draußen vor der Kirche blieben. Als die Messe aus war, gingen sie mit ihren Frauen nach Hause.“

„Die neue Messe ist weder Mysterium noch Gespräch mit Gott, sondern lediglich ein Singsang. Ein Unterhaltungsprogramm, weiter nichts. Latein ist die Sprache der Kirche, daher ist die lateinische Messe allumfassend. Das lateinische war eben ein Teil des Mysteriums. Man sprach nicht einfach so zu seinem Nachbarn, man sprach zu Gott, dem Allmächtigen.“

„Wir haben nichts getan um das alles in Gang zu bringen; haben einfach drüben in Cahirciveen weiter die Messe gefeiert, wie sie immer gefeiert wurde und wie wir sie immer gefeiert haben und wie wir unterwiesen wurden, sie zu feiern.

Die Messe auf lateinisch, wobei der Priester der Gemeinde den Rücken kehrte, weil er und die Gemeinde, beide den Altar anblickten, wo Gott ist. Hier brachten sie Gott das tägliche Opfer der Messe dar. Verwandelten Brot und Wein in Leib und Blut Jesu Christi, wie Jesus es seinen Jüngern beim Letzten Abendmahl gebot, das sie’s tun sollten. ‚Das ist mein Leib und das ist mein Blut. Solches tut zu meinem Gedächtnis!‘ Gott hat seinen Sohn gesandt uns zu erlösen.

Sein Sohn kam in die Welt und wurde für unsere Sünden gekreuzigt, und die Messe ist die Gedächtnisfeier jener Kreuzigung, jenes Opfers vom Leib und Blut Jesu Christi für unsere Sünden. Der Priester und die Leute beten zu Gott und nehmen an einem Wunder teil, bei dem Jesus Christus wiederkommt und unter uns ist: Leib und Blut in Form von Brot und Wein auf dem Altar. Und die Messe wurde auf lateinisch gefeiert, weil Latein die Sprache der Kirche ist, und die Kirche war die eine weltumfassende, und ein Katholik konnte in jede Kirche der ganzen Welt gehen, hier oder in Timbuktu oder in China, und die gleiche Messe hören, die einzige Messe, die es gab, die lateinische Messe.

Und wenn die Messe lateinisch war und die Leute nicht lateinisch sprachen, so war das eben ein Teil des Geheimnisses, denn die Messe war kein Gespräch mit unserem Nachbarn, sie war ein Gespräch mit Gott. Mit dem allmächtigen Gott!

Und so haben wir’s getan seit fast zweitausend Jahren, und in der ganzen Zeit war die Kirche ein Ort, in dem man still und ehrerbietig war, es war ein Ort der Stille, weil Gott dort war, Gott auf dem Altar, im Tabernakel in Form von einer Brot-Oblate und einem Kelch mit Wein.

Es war Gottes Haus, in dem sich jeden Tag das tägliche Wunder ereignete.
Gott, der zu uns herniederkommt.
Ein Mysterium.

Genauso wie die neue Messe kein Mysterium ist, sondern eine Farce und ein Lallen, kein Gespräch mit Gott, sondern mit dem Nachbarn, und deshalb ist sie englisch oder deutsch oder chinesisch, oder was immer für eine Sprache die Leute in der Kirche zufällig sprechen. Sie ist eine Theateraufführung, das ist sie. Und die Leute durchschauen es.“

Das Buch KATHOLIKEN bestellen.

Der gleichnamige Film „Catholics
wurde unter der Regie von Jack Gold im Jahr 1973 gedreht:

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Kwasniewski: Der alte und künftige Römische Ritus

Das einzige, was helfen würde, damit die traditionelle lateinische Liturgie bestehen kann, seien mutige Priester: „Was wir vor allem brauchen, ist ein Priester, noch ein Priester, und noch ein Priester, viele Priester, immer mehr Priester, die sich unter allen Umständen weigern, die lateinische Messe, das Rituale, das Brevier und so weiter aufzugeben – auch unter Drohungen, Verweisen oder Strafen.“ Solche Priester seien Helden, „welche die Laien brauchen und die unser Herr verdient und belohnt“, schreibt der Theologe Peter Kwasniewski in seinem Buch mit dem provokanten Titel „Der alte und künftige Römische Ritus“.

Der Autor bezeichnet die Bemühungen von Papst Benedikt XVI. im Jahr 2007, den Novus Ordo und die traditionelle lateinische Messe sich gegenseitig befruchten zu lassen, indem er sie „zwei Formen“ des Römischen Ritus nannte, als aufrichtig. Doch spätestens seit Papst Franziskus sei daraus ein wirkungsloses Mittel zur Quadratur des Kreises gemacht worden.

In seinem Vorwort nennt Kwasniewski das entscheidende Kriterium, wie in diesen Zeiten die überlieferte Messe gerettet werden, überleben und existieren kann. Denn entgegen der Meinung so Vieler, mit Eingaben, Bittschreiben und Petitionen Erfolg haben zu können, damit ein Priester in einer Kirche auch nur eine einzige traditionelle Lateinischen Messe zelebrieren dürfe, meint der Autor: „Vergessen Sie Petitionen.“

Priester müssten verstehen, dass man es mit einer Krisenzeit zu tun habe. Man müsse jetzt das tun, was man tun könne – und alles Übrige Gott überlassen. Priester müssen „den Reichtum der göttlichen Vorsehung von den Laien her erfahren“, „die ihnen zu Hilfe eilen, so dass die Glieder, indem sie natürliche und übernatürliche Güter geben und empfangen, sich gegenseitig unterstützen“. Es geht um die „Rückkehr der traditionellen lateinischen Messe nach 70 Jahren aus dem Exil“.

Kwasniewski ist mit seinen Fragen und Antworten nicht zimperlich: „Wird es chaotisch und hässlich werden? Ganz sicher wird es das. Aber es ist eine große Ehre, das, was wahr, richtig und heilig ist, gegen seine perversen, kleinkarierten Verfolger zu verteidigen.“ Nur das ermögliche die Rückkehr der traditionellen lateinischen Messe, genauso wie die Tradition in den 70er Jahren gerettet wurde.

Martin Mosebach, der das Vorwort zum Buch beigesteuert hat, betont ausdrücklich, dass „die liturgische Katastrophe“ „nicht einfach nur das Werk anmaßender Prälaten“ war, die „am Schreibtisch einen protestantisierenden Gottesdienst zusammengeschrieben“ hätten. Vielmehr sei der Liturgiereform unter Papst Paul VI. „ein in vielen Jahrzehnten gewachsenes Unverständnis der Liturgie vorausgegangen“, und er meint damit, dass dies auch „bei frommen Priestern“ so gewesen sei.

Kwasniewski belegt – und damit gesellt er sich zu den zahlreichen Verteidigern der alten liturgischen Riten –, dass es sich bei den vielfachen und gravierenden Eingriffe in die Liturgie, die seit über 70 Jahren vorgenommen wurden, offensichtlich nicht um sorgfältige, umsichtige Anpassungen oder ein legitimes Wachstum fördernde Verbesserungen handelte, sondern um einen Prozess der radikalen Neufassung der liturgischen Bücher samt Theologie-Verständnis. Die heute sichtbaren theologischen Konsequenzen für den Ausdruck des Glaubens sind erschütternd.

Dieses Buch sollte dazu anregen, noch einmal über die Liturgie nachzudenken, über ihre Bedeutung, ihren Sinn. Kwasniewski wirft wichtige Fragen auf – auch jene, ob Papst Franziskus der Hüter und Meister der Liturgie und der heiligen Tradition ist. In dem Buch geht es nicht darum, zu zeigen, wie schlecht der Novus Ordo sei; vielmehr präsentiert das Werk ein starkes, überzeugendes Argument für die traditionelle lateinische Messe.

Ohne zu verleugnen, was die Anhänger der lateinischen Messe Papst Benedikt zu verdanken haben, hält der Autor fest: „Historisch und theologisch gesehen ist das, was Benedikt XVI. die ‚Ordentliche Form der Messe‘ nannte, das Indult, die Ausnahme, der es erlaubt wurde, das Gebiet zu besetzen, das rechtmäßig einem anderen gehört; während das, was er als ‚Außerordentliche Form‘ bezeichnete, in Wirklichkeit der ungebrochene Brauch ist, der nie aufgehoben wurde und nie aufgehoben werden konnte.“

Man könne demnach den Novus Ordo immer und immer wieder den römischen Ritus nennen, dies sogar per erlassener Gesetzgebung behaupten, aber die wesentlichen Bedingungen eines liturgischen Ritus beugen sich nicht den Launen des Rechtspositivismus. Man könne den Novus Ordo als römischen Ritus bezeichnen, aber Erklärungen dafür seien inhaltslos.

Peter Kwasniewskis Buch „Der alte und künftige Römische Ritus“ deckt viele Bereiche zum liturgischen Verständnis ab. Insbesondere die Frage: „Was macht den historischen Römischen Ritus aus?“ Weitere Fragen, die behandelt werden: Was ist ein Ritus? Wie entstehen Rituale? Was haben alle Riten gemeinsam? Was unterscheidet einen Ritus von einem anderen? Was sind die charakteristischen Merkmale des Römischen Ritus? Warum bewahrt der Novus Ordo den historischen Römischen Ritus nicht?

Damit füllt das Buch Lücken, die weithin im traditionell-katholischen Denken bestehen. Obwohl viele „erkennen“ oder „fühlen“, dass die traditionelle lateinische Messe dem Novus Ordo überlegen ist, bleiben sie einfach stumm, ohne Wissen und ohne vernünftige Argumente.

Kwasniewski entlarvt die eigenen Anhänger, die Traditionalisten, die bisher immer der Überlegung nachgingen, ob der Novus Ordo gültig sei, ob er möglicherweise schädlich für die Kirche sei, etc. Der Kern der Sache bestehe darin, was das richtige Verständnis der Natur des historischen Römischen Ritus sei.

Gegen Ende des Buches schreibt Kwasniewski: „Ich habe die Meinung gehört, und ich bin geneigt, ihr zuzustimmen, dass es einer besonderen Gnade der Vorsehung zu verdanken ist, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt die nachkonziliaren Liturgiereformer in ihrem überzogenen Stolz die alte liturgische Tradition einfach weglegten, wie in ein Grab oder eine Tiefkühltruhe, oder sie wie einen unliebsamen Heiligen in eine entfernte Provinz verbannten, und dann mit leeren Notizblöcken praktisch von vorne anfingen. Hätten sie weiter mit endlosen Updates und Überarbeitungen an den tridentinischen liturgischen Riten herumgebastelt, dann hätten wir heute einen chaotischen Mischling aus Alt und Neu – etwas, das weitaus inkohärenter und schizophrener wäre als die in sich recht stimmige Bauhaus-Ästhetik der paulinischen liturgischen Bücher, die wir heute haben. Die Reformer wählten einen gewagteren Weg, einen Weg, der für einen gläubigen Katholiken unvorstellbar wäre, und steuerten damit auf ein komplettes Scheitern zu; gleichzeitig blieb die traditionelle Liturgie mehr oder weniger intakt und konnte neu entdeckt werden. ‚O glückliche Schuld, durch die uns eine so herrliche Liturgie aufbewahrt blieb!‘“

Schlussendlich drückt der Autor seine Hoffnung aus, künftig beobachten zu können, „wie die Liturgiereform entweder in sich selbst implodiert oder langsam von einer immer stärker werdenden, an der Tradition orientierten Bewegung überholt wird. Wir genießen den hart erkämpften Vorteil, zu wissen, was man seinem kostbaren Erbe niemals antun darf, begleitet von einer unerschütterlichen Entschlossenheit, dieses Erbe zum Heil der Seelen immer wieder neu zu entdecken und zu fördern.“

Nach dem ebenfalls im St. Stephani Verlag erschienen Buch „Wahrer Gehorsam in der Kirche. Ein Leitfaden in schwerer Zeit“ ist „Der alte und künftige Römische Ritus“ bereits das zweite Buch von Kwasniewski, das dort in deutscher Sprache verlegt wurde.

Erstveröffentlichung bei CNA: Was ist der alte und künftige Römische Ritus?

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Peter Kwasniewski: Der alte und künftige Römische Ritus.
Die Rückkehr der traditionellen lateinischen Messe
nach 70 Jahren aus dem Exil
St. Stephani Verlag 2023
396 Seiten; 29,99 Euro
ISBN 978-3981932676

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„Christophorus. Weg der Wandlung“

Es ist nur wenig bekannt, wer der heilige Christophorus war bzw. welche Bedeutung er hat – und das, obwohl Christophorus-Medaillen oder Christophorus-Plaketten im Auto oder am Schlüsselbund überall anzutreffen sind. Notarzthubschrauber mit dem Namen Christoph können von verschiedenen Stützpunkten aus an jeden Ort in Deutschland und Österreich gelangen, um Menschen zu retten und sie schnell in eine Klinik zu verbringen.

Sicher wurde der heilige Christophorus einst mit Bedacht ausgewählt, als man den Rettungshubschraubern einen Namen geben wollte. Ob die Piloten immer die Bedeutung des Namens kennen? Oder ist er für sie wie für die allermeisten der Millionen Autofahrer auf deutschen Straßen nur ein anonymer „Schutzbegleiter“?

Der fe-Medienverlag, der das vorliegende Buch des Priesters Peter Dyckhoff mit dem Titel  soeben veröffentlicht hat, notiert auf dem Bucheinband: „Das Leben des Christophorus zeigt einen erlösenden Weg der äußeren und inneren Wandlung. Sein Leben macht deutlich, dass religiöses Leben nicht nur aus Gebet besteht, sondern auch aus aktivem Tun – auch für andere.“

Das wunderschöne Buch, das mit zahlreichen Farbbildern ausgestattet ist, verweist auf die „Legenda aurea“, die „Goldene Legende“, in der Heiligengeschichten aus der Frühzeit des Christentums bis ins Mittelalter hinein aufgezeichnet sind. Aus diesem Buch erfahren wir mehr über den heiligen Christophorus, nämlich wie der heilige Mann das Kind – das Jesuskind – durch die Fluten getragen hat.

Er sprach zu dem Kind: „Du hast mich in große Gefährlichkeit bracht, Kind, und bist auf meinen Schultern so schwer gewesen: hätte ich all diese Welt auf mir gehabt, es wäre nicht schwerer gewesen.“ Darauf antwortet das Kind: „Des sollst du dich nicht verwundern, Christophore; du hast nicht allein die Welt auf deinen Schultern getragen, sondern auch den, der die Welt erschaffen hat. Denn wisse, ich bin Christus, dein König, dem du mit dieser Arbeit dienst …“

Manche mögen sich an diese Stelle aus dem Leben des heiligen Christophorus erinnern. Der Autor unseres Buches, Peter Dyckhoff, gräbt tiefer und nimmt seine Leser mit hinein in die spannende Lebensgeschichte eines sich verschenkenden Menschen. Viele großartige Künstler haben sich um treffende Darstellungen des Heiligen bemüht. Dyckhoff geht ihnen entgegen und untersucht, was sie uns heute mitteilen können.

Das Buch endet mit dem Gedicht von Rainer Maria Rilke aus dem Jahr 1913 mit dem Titel „Sankt Christofferus“. Der Schluss lautet:

„Da ist doch keiner, oder bin ich blind?
Warf er sich vor und ging noch einmal schlafen,
bis ihn dieselben Laute zwingend lind
noch einmal im verdeckten Innern trafen:
Er kam gewaltig:
Draußen war ein Kind.“

Am Ende der „Legenda aurea“ kommt der große Kirchenlehrer Ambrosius zu Wort, der betet: „Herr, du hast dem Christophorus viel Kraft und Weisheit gegeben, dass er mit vielen Wundern eine große Zahl von Menschen zum christlichen Glauben führe … Das Blut des Heiligen, mit Erde vermischt, gab dem König das Licht wieder; und mit der leiblichen Blindheit wurde auch die geistige Blindheit von ihm genommen, denn er fand Gnade vor dir.

Mögen all jene, die zu dem empfehlenswerten Buch greifen, die Gnade erhalten, dass ihnen ihre Blindheit genommen werde und sie sehen.

Zuerst erschienen bei CNAdeutsch

Peter Dyckhoff
Christophorus. Weg der Wandlung
FE-Verlag 2023
128 Seiten; 15 Euro
ISBN: ‎ 978-3863573935

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