Komm Heiliger Geist

Herr Jesus, ich glaube ganz fest, dass Du der Mensch gewordene Sohn Gottes bist. Ich nehme Dich in meinem Herzen an, als meinen Herrn, meinen Erlöser und meinen Gott. Ich bitte Dich um Verzeihung meiner Sünden und meiner Schwächen. Ich glaube ganz fest an Dein Versprechen, mir den Heiligen Geist vom Vater her zu senden. Taufe mich mit diesem Heiligen Geist. Tauch mich ein in diesen Ozean des Feuers und der Liebe, und hilf mir die Gaben und nötigen Charismen anzunehmen, um mit Dir die Werke des Vaters in der Kirche und in der Welt zu vollziehen.

Danke Jesus, dass Du mir dieses gewährst. Dein Wort ist Wahrheit, und mein Glaube an Dich ist grenzenlos. Ehre sei Deinem Vater, und Ehre sei Deinem Namen, Herr Jesus, in Ewigkeit. Amen, Alleluja.

Komm Heiliger Geist,
erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!
Sende uns deinen Geist und sie werden geschaffen werden.
Und du wirst das Antlitz der Erde erneuern.
Lasst uns beten.
Gott, du lehrst die Herzen deines Volkes durch das Licht deines Heiligen Geistes.
Gewähre uns durch denselben Geist, dass wir alle Dinge richtig beurteilen
und uns immer seines Trostes erfreuen mögen.
Wir bitten darum durch Christus unseren Herrn.
Amen.

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Bernardin von Siena, der Heilige des Namens Jesu – 20. Mai

Die Liebe des hl. Bernardin von Siena zum heiligsten Namen Jesu.

Bernardino di Betto, „Das Begräbnis des Heiligen Bernhardin von Siena“, um 1486. Fresko. Rom, Kirche S.Maria in Aracoeli, Cappella Bufalini.

Um das Jahr 1380 schien das Andenken an den süßesten Namen Jesus und die Liebe zu ihm in den Herzen der Völker Oberitaliens untergegangen zu sein, so sehr hatten Hass und die Zwietracht den himmlischen Sinn in den Gemütern vertilgt.

Da erschien, von Gott gesendet, der heilige Bernardin und stellte diesen hochheiligen Namen als ein Zeichen des Friedens und der Einigkeit den Parteien vor Augen, von feinen Lippen ertönte unaufhörlich der Name „Jesus“ und durch die Kraft dieses heiligsten Namens bewirkte er eine wunderbare Umgestaltung der Sitten; die Geister der Hölle mussten fliehen, das Reich Christi begann wieder aufzublühen.

Am Feste Maria Geburt war er geboren; ihm sollte Maria fortan eine treue Mutter und er ihr treuester Diener werden.

Sein Wahlspruch:
„Alles mit Maria!“

Mehr über den hl. Bernardin von Siena hier:
Der Name Jesus sei euer Gruß

Täglichen Anmutungen des heiligen Bernardin. Er seufzte:

Am Sonntag: O guter Jesus! gib, daß ich Dich inbrünstig liebe!

Am Montag: Jesus, süße Liebe, lass mich die unermessliche Liebe fühlen, die Du zu den Menschen hast.

Am Dienstag: Liebenswürdigster Jesus, ich möchte dich lieben, aber ohne dich kann ich es nicht!

Am Mittwoch: Jesus, meine Liebe, lass mich sterben aus Liebe zu Dir!

Am Donnerstag: Jesus, meine Liebe, gib mir eine inbrünstige, demütige, dankbare Liebe zu Dir, damit ich Dich lobe, damit ich Dich preise für Deine unaufhörliche Güte.

Am Freitag: O mein Jesus, der Du für mich gekreuzigt worden, möchte ich mit Dir gekreuzigt werden.

Am Samstag: O mein Jesus, meine glorreichste und süßeste Liebe, wann werde ich doch ganz trunken von Dir sein und wann werde ich so der Welt erscheinen? Wann wird unsere Vereinigung so vollkommen sein, dass ich Dich nicht mehr beleidigen kann? Warum sollte ich mich von Dir entfernen? Ohne Dich sein ist Schmerz und Tod. Dein herrlicher, süßer Name sei gepriesen!!

Wie wäre es, christliche Seele, wenn auch du diese Seufzer täglich oder doch öfter machen würdest!!

(nach: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858)

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Veni, Sancte Spiritus – Komm herab, o Heil’ger Geist

Veni, Sancte Spiritus,
Et emitte caelitus
Lucis tuae radium.

Veni, pater pauperum,
Veni, dator munerum,
Veni, lumen cordium.

Consolator optime,
Dulcis hospes animae,
Dulce refrigerium.

In labore requies,
In aestu temperies,
In fletu solatium.

O lux beatissima,
Reple cordis intima
Tuorum fidelium.

Sine tuo numine,
Nihil est in homine,
Nihil est innoxium.

Lava quod est sordidum,
Riga quod est aridum,
Sana quod est saucium.

Flecte quod est rigidum,
Fove quod est frigidum,
Rege quod est devium.

Da tuis fidelibus,
In te confidentibus,
Sacrum septenarium.

Da virtutis meritum,
Da salutis exitum,
Da perenne gaudium.

Amen. Alleluia.

 

Komm herab, o Heil’ger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.

Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.

Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not,

In der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.

Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.

Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.

Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.

Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.

Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.

Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit.

Amen. Alleluia.

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Veränderungen am Missale von Pius V.

In traditionalistischen Kreisen wird manchmal behauptet, daß das von Pius V. promulgierte Missale, das lediglich den römischen Ritus auf die westliche Kirche ausdehnte, bis zur Reform von Paul VI. keine Änderungen erfahren hat. Das ist falsch.

Im Jahr 1604 veröffentlichte Papst Clemens VIII. mit einigen Änderungen eine neue Editio typica des Missale mit dem Titel Missale Romanum, ex decreto sacrosancti Concilii Tridentini restitutum, Pii Quinti Pontificis Maximi iussu editum, et Clementi VIII. auctoritate recognitum.

Die Rubriken wurden in mehreren Punkten geändert. Die beiden wichtigsten Reformen dieser Editio sind:
1. die Worte „Haec quotiescumque feceritis, in mei memoriam facietis“, die im Missale des hl. Pius V. vom Priester gesprochen wurden, während er dem Volk den konsekrierten Kelch zeigte, sollen nach der Konsekration des Kelches und vor der Anbetung durch den Priester gesprochen werden.
2. Der Segen am Ende der Messe, der im Missale des heiligen Pius V. vom Priester mit drei Kreuzzeichen erteilt wurde, soll mit einem Kreuzzeichen erteilt werden.

Natürlich wurde durch diese Art von Reformen nichts abgeschafft und nichts hinzugefügt, und das Opfer wurde in keiner Weise beeinträchtigt.

Viel schwerwiegender waren jedoch die Reform von Pius XII., die den ordo der Karwoche völlig veränderte, und, wie wir alle wissen, der Charakter der vollständigen Reform von Paul VI.

Es ist auch wahr, daß Johannes XXIII. eine Reform durchgeführt hat, die vielen Liturgikern nicht gefiel, weil er zum ersten Mal seit 1500 Jahren den römischen Kanon änderte, indem er den heiligen Josef unter die genannten Heiligen aufnahm. Das ist nicht mehr und nicht weniger als eine Veränderung des Kanons, obwohl er Kanon ist. Und selbst wenn es ein Heiliger von der Größe des heiligen Josef ist, wurde dadurch Hand angelegt, wo niemand zuvor es gewagt hatte, Hand anzulegen.

Der heilige Pius X. hatte das lebendige Fohlen gekitzelt, indem er das Brevier radikal änderte; Pius XII. zähmte es mit der Reform der Karwoche; Johannes XXIII. zähmte es noch mehr, und so war das Fohlen, als der liturgische Wahnsinn von Paul VI. kam, zu einem lahmen alten Gaul geworden und regte sich nicht einmal auf.

Dies notierte „Caminante Wanderer“, ein argentinischer Blogger.
Übersetzung: Giuseppe Nardi bei katholisches

(K)ein Grund ins Kloster zu gehen (?)

Was eine klösterliche Berufung madig machen kann, also jemandem, der sich berufen fühlt, den Eintritt in ein Kloster verleidet und verdirbt, kommt manchmal von den Ordensleuten selbst. Die Damen dieser beiden Fotos sind US-amerikanische Benediktinerinnen: einmal ein Gruppenbild und einmal während ihres Chorgebetes.

Im konkreten Fall handelt es sich um Benediktinerinnen des „Baltimore Emmauel Monastery„.

Natürlich gilt auch hier die Redeweise „Eine Kutte macht noch keinen Mönch oder Nonne„, und es soll hier auch nicht über die Berufung dieser Personen geurteilt werden. Doch darf man sich fragen, für wen diese Frauen als Ordensleute so anziehend sind, dass sie den Wunsch haben, selbst in deren Kloster einzutreten.

Hinter diesem Beitrag steht die Frage, die sich Ordensfrauen und Ordensmänner stellen sollen:

WIE werden wir als geistliche Gemeinschaft
– werde ich als geistliche Person –
von jungen Menschen wahrgenommen,
die sich fragen,
ob sie „berufen“ sind
und sich mit dem Gedanken tragen
„einzutreten“.

„Grund für eine Berufung“ (2/2)

Jesus sagte „Komm!“
(Offb 22,17).

Ich hatte Gelegenheit, die reine Luft und den lieblichen Wohlgeruch des vollkommen der Kontemplation geweihten Lebens einzuatmen, in einer Gemeinschaft […] der Unbeschuhten Karmelitinnen […].

Eine Klausur, die „als Geschenk empfangen und als freie Antwort der Liebe gewählt“ wurde (vgl. Nachsynodales Apostolisches Schreiben Vita consecrata, 59): zwanzig Frauen, junge oder junggebliebene (es ist wirklich wahr, daß die Kontemplativen einfach nicht älter werden!).

Wer in dieses Kloster kommt, wie in die vielen kontemplativen Männer- oder Frauenklöster auf der ganzen Welt, nimmt diese tiefe, reine Freude wahr, die hier herrscht; kann erfahren, wie schön es ist, mit offenen Armen aufgenommen, auf ewig geliebt zu werden, wie schön es ist, statt des eigenen rissigen und versiegelten Kruges, so eifersüchtig bedacht auf sich selbst und seine wenigen bitteren Tropfen Wassers, einen bis an den Rand gefüllten Kelch vorzufinden, ein Herz, das offen ist für die großen Bedürfnisse der Menschen und der Geschichte, offen für den, der die Begegnung sucht, die Gemeinschaft, offen für alle nach Gott und seiner Liebe Hungernden und Dürstenden.

Ihre tiefempfundene Freude zeigt sich in dem offenen Lächeln, dem wir in den von der Begegnung mit Gott verklärten Augen und Gesichtern begegnen, die nach und nach verwandelt; zeigt sich in einer Gemeinschaft, wo für Vulgarität und Falschheit kein Platz ist, sondern vielmehr für eine Atmosphäre der Wahrheit und der Aufrichtigkeit, eine Zuneigung, die sich nicht von menschlichen Dingen beeinflussen läßt.

Somit wird die Klausur, „Ort der spirituellen Gemeinschaft mit Gott“, Ort der Liebesgemeinschaft „von Brüdern und Schwestern“, wo „die Raum- und Kontaktbeschränkung zum Vorteil der Verinnerlichung der evangelischen Räte gereicht“ (VC 59).

Wie Terese von Lisieux schrieb, ist der Platz der Kontemplativen im Herzen der Kirche, und ihre Berufung ist Liebe: „Im Herzen der Kirche, meiner Mutter, werde ich Liebe sein, und werde alles sein“.

Diese Männer und Frauen stellen ihr Leben ganz in den Dienst der Kirche, der Bischöfe, der Priester, der Zweifelnden, der Leidenden, derer, die fern sind von Gott, aller Tragödien und Bedürfnisse der Menschheit: trotz der Klostermauern – oder, auf irgendeine geheimnisvolle Weise vielleicht gerade durch sie –, die sie von der Welt trennen, durch den engen und unendlichen Raum ihrer Klausur, sind sie mit ihrem Leben im Verborgenen präsent, diesem Leben der Liebe und des Opfers für alle Dramen der Welt und der Kirche. Werden zur Quelle, aus der jeder Mann und jede Frau Kraft, Freude, Ruhe, Mut schöpfen kann, in einer kontinuierlichen Gemeinschaft, gemacht aus einfachen Worten, geistlichem Beistand, was jeder, der an diese Klosterpforten klopft, konkret erfahren kann.

Die Klausur ist also der Ort, wo die Braut Kirche ihrem Bräutigam Ruhm verleiht und ihm, bewegt von dem in ihr wohnenden Geist, zuruft:

„Komm!“
(Offb 22,17).

Alle Kontemplativen wiederholen gern und voller Staunen das Gebet der hl. Maria Magdalena de’ Pazzi:

„O Bräutigam, o Wort, so will ich dich immer nennen. Bewundert meinen Bräutigam, das Wort, seht, wie schön er ist, wie groß, wie würdig, wie strahlend sein Antlitz. O Bräutigam, o mein geliebtes Wort! O, Geschöpfe, die ihr von ihm geschaffen wurdet, was tut ihr? Euch alle lade ich ein, seine Größe zu bewundern und zu betrachten, seine Pracht und seine Herrlichkeit.“

(von Franc Kardinal Rodé CM, notiert in 30giorni, 12, 2004)

Franc Kardinal Rodé CM (* 23. September 1934 in Ljubljana, Slowenien), Mitglied der Kongregation der Mission (Congregatio Missionis – CM), auch bekannt unter den Namen Vinzentiner oder Lazaristen. Rodé war Erzbischof von Ljubljana. Ab 2004 war er Präfekt der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens. 2006 erhielt er von Papst Benedikt XVI. den Kardinalshut.

Einkleidung einer Karmelitin im Karmel Himmelspforten
Foto: http://www.karmelitinnen-wuerzburg.de.jpg

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„Grund für eine Berufung“ (1/2)

Jesus sagte „Komm!“
(Offb 22,17).

Schon immer hat sich aus dem Herzen des Menschen eine Frage erhoben; eine Frage, die das ausdrückt, was letztendlich das Wesen der Menschheit ist. Eine Frage, die sich von jedem Ort und seit allen Zeiten erhebt, in der Tiefe des Herzens, im Innersten des menschlichen Wesens zuhause ist:

„Gott, du mein Gott, dich suche ich,
meine Seele dürstet nach dir“
(Ps 63,2).

Wie die hl. Teresa von Avila in ihrem Camino de perfección [Weg der Vollkommenheit] schreibt, „drückt der Durst das Verlangen nach etwas aus, aber ein derart großes Verlangen, daß wir sterben, wenn wir es nicht stillen können“ (Camino de perfección, XIX).

Der Durst ist kein Problem trister Tage oder ungünstiger Bedingungen, ist kein Zufall, nichts Gelegentliches, sondern eine gewöhnliche, normale, ewige Befindlichkeit. Dieser Durst zeigt sich im Verlangen nach einem authentischen Leben, das in der Tiefe des Seins, und nicht an der Oberfläche, verwurzelt ist, in der Mitte, im Herzen der Person, und nicht am Rand: es ist Durst nach Gemeinschaft, Liebe, Begegnung, nach Blicken, nach Wahrheit und Schönheit. Es ist Durst nach einem Gott, der herabkommt, um in der Abendbrise im Garten spazierenzugehen.

Dieses Verlangen nach Gott ist Verlangen nach Unendlichkeit, nach Vollkommenheit; ist die Antwort auf die Fragen, die unsere menschliche Befindlichkeit aufwirft; ist das Wissen, daß der Mensch sich nicht allein erklärt, daß wir und die Realität nur im Licht einer noch größeren Realität Sinn machen, die zwar vor unseren Augen verborgen ist, aber von unserem Herzen wahrgenommen und ersehnt wird.

Dieser Durst nach Tagen und nach Ewigkeit – des Lebens –, Verlangen nach einer Quelle, aus der das ewige Leben sprudelt, kann gestillt werden:

„Wer Durst hat, komme zu mir,
und es trinke, wer an mich glaubt“
(Joh 7, 37-38).

Augustinus beschreibt im Ersten Buch seiner berühmten Bekenntnisse dieses ununterdrückbare Verlangen, das den Menschen dazu treibt, das Antlitz Gottes zu suchen: „Denn geschaffen hast Du uns zu Dir, und ruhelos ist unser Herz, bis daß es seine Ruhe hat in Dir.“

Die Kontemplativen haben mit einer Liebe auf diesen Ruf geantwortet, die ihresgleichen sucht. Gott allein ist ihr Bräutigam, Er allein kann (nach dem hl. Bernhard) ihren Durst stillen: „Capacem Dei, quidquid Deo minus est non implebit“ („Das Herz dessen, der zu Gott fähig ist, kann nicht mit etwas Geringerem als Gott gefüllt werden“).

Das dem Gebet, der anbetenden Fürbitte, der einfachen Arbeit, der demütigen Brüderlichkeit geweihte Leben der Kontemplativen ruft die Kammer des Herzens wach, den Ort der Begegnung mit dem Geliebten, an dem jeder gerufen ist, die Union (Vereinigung) mit dem Bräutigam zu leben, jenen Ort, wo die gesamte menschliche Existenz eine bedeutungsreiche Fülle und Freude findet.

Die Klausur ist ein Ort der Wüste, an dem Gott die Geliebte mit sich vereint, in einer tiefen und unlösbaren Beziehung: „Darum will ich selbst sie verlocken. Ich will sie in die Wüste hinausführen und sie umwerben“ (Hos 2,16). Die Wüste, wo das Bedürfnis nach Wasser, der Durst, schlimmer wird, unerträglich, eine Frage von Tod oder Leben.

(von Franc Kardinal Rodé CM, notiert in 30giorni, 12, 2004)

Franc Kardinal Rodé CM (* 23. September 1934 in Ljubljana, Slowenien), Mitglied der Kongregation der Mission (Congregatio Missionis – CM), auch bekannt unter den Namen Vinzentiner oder Lazaristen. Rodé war Erzbischof von Ljubljana. Ab 2004 war er Präfekt der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens. 2006 erhielt er von Papst Benedikt XVI. den Kardinalshut.

Karmelitinnenkloster Sora, Slowenien

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Klarheit durch die Wahrheit

Warum es im Leben Wahrheit und Klarheit braucht

Bereits im Jahre 1948, nur wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, veröffentlichte die Kölner unbeschuhte Karmelitin Sr. Teresia Renata (de Spiritu Sancto) Posselt (1891–1961) „Ein Lebensbild, gewonnen aus Erinnerungen und Briefen“ über ihre Mitschwester Teresia Benedicta (a Cruce) – Edith Stein (1891–1942) –, die im Konzentrationslage Auschwitz umgebracht wurde und damals schon längst als Heilige verehrt wurde. In diesem Buch findet sich ein herrliches Wort, das die Philosophin Edith Stein von sich selbst und über ihre eigene Suche nach Gott, so formulierte: „Meine Suche nach der Wahrheit war ein einziges Gebet.

Dieser kurze Satz beruht auf ihrer langen Suche nach der Wahrheit, die 1921 ein erstes Ziel fand, als die gläubige Jüdin zum wahren Glauben entdeckte. Sie las das autobiographische „Leben der heiligen Teresa von Avila“ in einem Zug in einer Nacht: „Als ich das Buch schloß, sagte ich mir: Das ist die Wahrheit!

Edith Stein hatte die Wahrheit gesucht und Gott gefunden. Sie ließ sich taufen und in die katholische Kirche aufnehmen. Denn sie hatte in einer einzigen Nacht die Wahrheit gefunden – nicht die Wahrheit der Philosophen, sondern die Wahrheit in Christus, dem menschgewordenen Gott.

Der Priester und Theologe Ralph Weimann, der Autor des vorliegenden Buches „Klarheit durch die Wahrheit“, stellt im Vorwort fest: „Wenn es keine Wahrheit gäbe oder wenn der Mensch sie nicht erkennen könnte, dann wäre er vergleichbar mit einem Blindgeborenen. Er würde umherirren und unterschiedlichen Meinungen und Ideen folgen, nichts ließe sich mit Gewissheit sagen.

Gegenüber CNA Deutsch äußerte der Autor des Buches: „Nicht wenige Menschen meinen, die Wahrheit sei zu groß für sie, nahezu unerreichbar, andere behaupten, es sei Anmaßung, von Wahrheit zu sprechen. Doch ohne Wahrheit gibt es keine Klarheit, ohne Wahrheit gibt es auch keinen katholischen Glauben, zumal sich Jesus Christus als die Wahrheit (vgl. Joh 14,6) geoffenbart hat.“

Wenn wir uns heute umsehen, scheint uns tatsächlich die Wahrheit völlig abhanden gekommen zu sein. – Oder sie ist inflationär, wird sie doch allenthalben und von allen möglichen Heilsversprechern verkündet. Es fehlen Orientierung und Klarheit in der Gesellschaft wie in der Kirche. Es entstehen Willkür und Ungerechtigkeit. Nur Wahrheit führt zur Klarheit. Für Weimann gehört es zu unserer Zeit, dass viele Menschen sich „nicht mehr auf den Weg machen, um die befreiende Kraft der Wahrheit zu suchen“.

Leben heute nicht viele nach ihren eigenen „Wahrheiten“? Suchen sich Menschen nicht hier und dort jene angepassten „Wahrheiten“, die es ihnen bequem machen, weil sie erahnen, dass die echte Wahrheit unbequem ist?

Und wie steht es da um die Kirche? „Das Licht der Wahrheit ist der Quell- und Bezugspunkt christlichen Glaubens. ‚Christus ist das Licht der Völker‘, und die Kirche soll dieses Licht auf ihrem Antlitz widerspiegeln. Ihre primäre Aufgabe besteht darin, die in Jesus Christus geoffenbarte Wahrheit den Menschen zugänglich zu machen.“

Der Kirche kommt die Aufgabe zu, diese Wahrheit, die aus der Vergangenheit kommt, in die Gegenwart zu vermitteln, wobei sie auf die Zukunft ausgerichtet bleibt.“

In den Ausführungen des Autors wird deutlich, „warum es Klarheit durch die Wahrheit braucht, denn die Wahrheit ist die Mitte christlicher Verkündigung. Jeder Abstrich davon, jeder falsche Kompromiss oder jede Verwässerung ist kein Fortschritt, sondern ein Abkommen vom Weg. Die Wahrheit weist den Weg zu Gott, und die Wahrheitsfähigkeit ist jedem Menschen ins Herz geschrieben.“

„Die Lehre der Kirche ist dann authentische Lehre, wenn sie der göttlichen Wahrheit entspricht“, schreibt Weimann. „Denn die Kirche erfindet den Maßstab ihres Handelns nicht – so wie es Anmaßung wäre, wenn ein Mensch das tun würde –, vielmehr ist die Wahrheit, die Jesus Christus geoffenbart hat, der Maßstab. Wer in Christus und in seinem Leib – der Kirche – verbleiben will, der muss sich seiner Wahrheit unterordnen.“

Weimann betont: „Auch wenn es unangenehm sein kann, sich der Wahrheit zu stellen und sie zum Maßstab für das eigene Leben zu erheben, zumal sich der Stolz und die Bequemlichkeit als Haupthindernisse erweisen, so gibt es doch keinen anderen Weg, um zum Ziel zu gelangen.“

Die „Gemeinschaft“ ist nach Weimann „Gemeinschaft in der Wahrheit“, der jede Gemeinschaft verpflichtet sei. „Die Erkenntnis der Wahrheit ist die Bedingung für die Liebe, weil nur das geliebt werden kann, was erkannt wird und was wahr ist.“

„Wenn es Klarheit durch die Wahrheit“ gäbe, könne man sich „an vielen Punkten reiben“, deren Herausforderungen zahlreich sind. Jedoch müsse man „auf dem Weg bleiben, der wahrhaft frei macht, weil er zum Ziel führt“. Und so könne nur in der Klarheit der Wahrheit „eine wirkliche Erneuerung des Glaubens und der Kirche“ vorangetrieben werden.

Zuerst erschienen bei CNA

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Ralph Weimann
Klarheit durch die Wahrheit.
Beiträge zur Erneuerung des Glaubens und der Kirche
Media Maria Verlag 2024
160 Seiten; 17,95 Euro
ISBN: 9783947931590

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Dein Antlitz suche ich!

Erhör mein Rufen, Herr,
mit dem ich zu Dir flehe,
alleluia.
Es spricht zu Dir mein Herz:
Dein Antlitz suche ich.
Ja Herr,
Dein Antlitz will ich suchen.
Dein Antlitz wende nicht hinweg von mir,
alleluia, alleluia.

Der Herr ist mein Licht und mein Heil,
wen sollte ich fürchten?

(Introitus am Sonntag nach Christi Himmelfahrt)

Exaudi, Domine, vocem meam, qua clamavi ad te, alleluia: tibi dixit cor meum, quæsivi vultum tuum, vultum tuum, Domine, requiram: ne avertas faciem tuam a me, alleluia, alleluia.
Dominus illuminatio mea, et salus mea: quem timebo?
[Introitus (Ps. 26, 7 8 u. 9)]

Photo: Daniel Ibanez/EWTN – Veil of the Holy Face of Manoppello

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