Katharina von Siena, + 29. April 1380

Katharina hatte 22 ältere Geschwister. Sie war eine Tochter des Pelzfärbers Giacomo Benincasa und seiner Frau Lapa und wurde am 25. März 1347 in Siena geboren. Von Kindheit an empfand Katharina eine tiefe Zuneigung zu Gott und Maria. Bereits mit 5 Jahren konnte sie das „Gegrüßet seist du, Maria“ voller Andacht beten. Später empfahl sie immer wieder, man möge sich mit allen Anliegen an Maria wenden: „Maria ist unsere Fürsprecherin, die Mutter der Gnade und der Barmherzigkeit. Sie ist ihren Dienern gegenüber nicht undankbar.“ Mit knapp 6 Jahren hatte Katharina ihre erste Vision, die sie in ihrem Glaubenseifer weiter bestärkte: Christus segnete sie. Im Rahmen ihrer religiösen Erziehung las sie viel über das Leben von Heiligen, Einsiedlern und Wüstenvätern und versuchte bald, diesen durch ein asketisches und zurückgezogenes Leben nachzueifern. Katharina fühlte sich sehr zum Dominikanerorden hingezogen und legte bereits mit 7 Jahren ein Keuschheitsgelübde ab.

Ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester Bonaventura zuliebe ließ sich Katharina ab dem Alter von etwa 12 Jahren sehr elegant kleiden. Im August 1362 starb Bonaventura im Wochenbett. Nach der Trauerzeit sollte Katharina bald verheiratet werden, doch sie wehrte sich heftig. Tommaso, ein junger Dominikaner erkannte die Entschlossenheit Katharinas zu einem gottgeweihten Leben und riet ihr, sich einfach die Haare abzuschneiden. Katharina wurde in der Familie bestraft, gehänselt und aus ihrem Zimmer vertrieben, wo sie viel Zeit allein mit Beten verbracht hatte. Ihre Mutter hatte keinerlei Verständnis für sie und zwang sie nun, fortan die Magd im Haus zu ersetzen. Da beschloss Katharina, in ihrem Inneren gleichsam eine „kleine Klosterzelle“ einzurichten, in die sie sich während der Arbeit mit Jesus zurückzog. Um ihre Andacht und ihren Gehorsam zu steigern, stellte sie sich vor, ihre Mutter sei die heilige Gottesmutter, ihr Vater Jesus, ihre Geschwister die Jünger Christi und die heiligen Frauen. So konnte Katharina dank ihrer Vorstellungsgabe inmitten der Welt kontemplativ leben; sie konnte in der Welt sein, ohne weltlich zu sein, und dem Alltagsleben viele Gelegenheiten zur Begegnung mit Gott abgewinnen. Ihre Schüler lehrte sie später: „Alle Werke, die wir für unseren Nächsten oder für uns selbst aus Liebe tun, und mögen sie noch so äußerlich sein, sind ein Gebet, sofern sie in heiliger Absicht verrichtet werden.“

Eines Tages erschien Katharina der heilige Dominikus im Traum und überreichte ihr das Ordenskleid einer Dominikanerin. Angesichts ihrer Entschlossenheit war ihr Vater schließlich doch damit einverstanden, dass sie sich den Bußschwestern des heiligen Dominikus anschloss (die wegen ihres schwarzen Umhangs – italienisch mantellata – Mantellaten genannt wurden); die Gemeinschaft bestand im Wesentlichen aus Witwen, die sich karitativen Werken widmeten und einmal wöchentlich zusammenkamen, um gemeinsam die Messe zu besuchen und religiöse Unterweisung zu erhalten. Katharina wurde allerdings zunächst einmal abgewiesen: Die Schwestern fanden sie zu jung, vielleicht auch zu schwärmerisch. Aber schon bald konnte Katharina sie durch ihre mutige Haltung während einer schweren Krankheit so beeindrucken, dass sie sie doch aufnahmen: Sie wurde Ende 1364 eingekleidet.

Bereits während ihres Noviziats wurde der asketisch lebenden Katharina die Gnade von Erscheinungen sowie von Gesprächen mit Jesus zuteil. Diese mystischen Gaben waren mitunter von Momenten des Zweifels, der Angst und starker Versuchungen begleitet. Nach einer solchen Versuchung wurde Katharina mit einer Erscheinung des Herrn belohnt: „Gütiger und sanftmütiger Jesus“, sprach sie zu ihm. „Wo warst du, als meine Seele von solchen Qualen gepeinigt wurde?“ – „Ich war in deinem Herzen, Katharina, denn ich lasse diejenigen nie im Stich, die sich nicht als Erste von mir abwenden, indem sie der Sünde huldigen.“ – „Wie? Du warst in meinem Herzen, während es von den abscheulichsten Gedanken überschwemmt wurde?“ – „Sag mal, Katharina, haben dir diese Gedanken Freude oder Traurigkeit bereitet?“ – „Ach, Herr! Unbeschreibliche Traurigkeit und unermesslichen Abscheu.“ – „Und was bewirkte deine Traurigkeit, wenn nicht meine Gegenwart in deinem Herzen? Wenn ich nicht dagewesen wäre, wärst du den Versuchungen erlegen: Ich habe bewirkt, dass du ihnen widerstehen konntest und dass du traurig warst. Und ich habe mich gefreut über deine Treue während dieses schmerzhaften Kampfes.“ In einem Brief zog Katharina folgende Lehre aus diesem Erlebnis: „Gott lässt die Versuchung zu, damit unsere Tugenden sich bewähren können …, damit wir der Versuchung nicht erliegen, sondern sie besiegen dank des Vertrauens auf die göttliche Hilfe, das uns mit dem heiligen Apostel Paulus sagen lässt: Alles vermag ich im gekreuzigten Jesus, der in mir ist, und der mich stärkt (vgl. Phil 4,13).“

1368 starb Katharinas Vater. Im gleichen Jahr hatte Katharina eine Vision, die sich ihrem Herzen für immer einprägte. Sie wurde von der Gottesmutter Jesus als Braut präsentiert, und er schenkte ihr einen herrlichen Ring mit den Worten: „Ich, dein Schöpfer und dein Heiland, verlobe mich mit dir in dem Glauben, den du immer rein erhalten sollst, bis du im Himmel deine ewige Vermählung mit mir feierst.“ Katharina konnte den Ring an ihrem Finger spüren und sehen, für andere blieb er unsichtbar. Von da an widmete sie sich vermehrt den Armen und Kranken und vollbrachte wahre Wunder für sie. Sie musste jedoch zugleich auch viel Spott und Verleumdung einstecken: Man warf ihr unter anderem einen üblen Lebenswandel vor.

Katharina besaß die Gabe der Tränen. Diese brachten eine tiefe Empfindsamkeit, eine große Emotions- und Liebesfähigkeit zum Ausdruck. „Denkt an den gekreuzigten Christus“, schrieb Katharina in einem Brief. „Blickt auf den gekreuzigten Christus, bergt euch in den Wunden des gekreuzigten Christus, versenkt euch in das Blut des gekreuzigten Christus“.“

Katharinas Ruhm verbreitete sich, und sie entfaltete eine rege spirituelle Beratungstätigkeit für Adlige und Politiker, Künstler und einfache Leute, geweihte Personen und Kleriker. Es entstand eine Gruppe von Schülern um sie, die sie anhielt, sich für das Heil ihres Nächsten einzusetzen. Diesen Einsatz nannte sie „die Lehre Mariens“, denn, so erklärte sie, „als Mensch war der Gottessohn von dem Wunsch getragen, zur Ehre seines Vater und für unser Heil zu wirken; und dieser Wunsch war so mächtig, dass er in seinem Eifer Leid, Schmach und Schande bis hin zu seinem elenden Kreuzestod auf sich nahm. Den gleichen Wunsch hegte auch Maria, denn sie konnte nichts anderes wünschen als die Ehre Gottes und das Heil seiner Geschöpfe.“ Als Katharina auch zu reisen begann, stieß ihre Rührigkeit sowohl in Siena als auch beim Dominikanerorden auf Befremden, und sie musste 1374 vor dem Generalkapitel der Dominikaner in Florenz erscheinen. Man wies ihr als geistlichen Ratgeber den heute noch als Seligen verehrten künftigen Generalmeister des Ordens, Raimund von Capua, zu, der nicht nur ihr Beichtvater, sondern auch ihr geistlicher Ziehsohn wurde.

Zu Pfingsten 1375 empfing Katharina die Stigmata Christi: Die Wundmale des Gekreuzigten an Händen, Füßen sowie an der Seite prägten sich ihrem Körper unsichtbar ein, wie sie darum gebeten hatte. Geistliches Leben bestand für sie in der Einheit mit Gott, der ein „Weg der Wahrheit“ sei; die beste Führung auf diesem Weg biete die Passion Christi: Sie sei „allen Büchern vorzuziehen“. Die Liebe wies Katharina den Weg in die Nachfolge Christi durch ein Leben der Askese, der Buße und des Dienstes am Anderen.

Ab 1375 engagierte sich Katharina für die Rückkehr der Päpste aus Avignon (wo sie aus politischen Gründen seit 1309 residierten) nach Rom sowie für die Einheit und Unabhängigkeit der Kirche. „Die Kirche ist nichts anderes als Christus selbst“, schrieb sie, sie vermittle die Liebe Gottes zu den Menschen; die hierarchisch organisierte Kirche versehe ein unentbehrliches Amt für das Heil der Welt. Katharina ging es nicht darum, die Strukturen der Kirche zu verändern, gegen Geistliche zu rebellieren oder im Bereich des Kultus sowie der Disziplin Neuerungen einzuführen, sondern darum, der Braut Christi ihre ursprüngliche Berufung wiederzugeben. Denn „obwohl die Kirche in der Kraft des Heiligen Geistes die treue Braut des Herrn geblieben ist und niemals aufgehört hat, das Zeichen des Heils in der Welt zu sein, so weiß sie doch klar, dass unter ihren Gliedern, ob Klerikern oder Laien, im Lauf so vieler Jahrhunderte immer auch Untreue gegen den Geist Gottes sich fand.

Katharina liebt die Kirche, wie sie ist, nicht wegen der menschlichen Verdienste derer, die ihr angehören oder die sie repräsentieren. Bedenkt man die Bedingungen, unter denen die Kirche damals existierte, so erkennt man, dass ihre Liebe anders motiviert war … Die heilige Katharina schwieg nicht zu den Verfehlungen der Kirchenleute; indem sie ihre Stimme gegen die Dekadenz erhob, betrachtete sie diese sogar als einen zusätzlichen Grund, als eine Notwendigkeit, noch mehr zu lieben. – Die Erneuerung der Kirche betraf zunächst die Kleriker, von denen Katharina eine hohe Meinung hatte. In ihrem Dialog über die göttliche Vorsehung lässt sie Gott sagen: „Ich wählte meine Diener zu eurem Heil aus, damit sie das Blut des einzigen, demütigen und unbefleckten Lammes, meines Sohnes, an euch weitergeben.“

Katharina setzte sich aber auch für eine Umkehr der Laien ein. An einen Mann, der fleischlichen Leidenschaften verfallen war, schrieb sie: „Geliebter Bruder, dämmere nicht länger in der Todsünde dahin! Ich sage dir: Die Axt rührt bereits an die Wurzel des Baumes. Nimm die Schaufel der Gottesfurcht und lass die Hand der Liebe sie führen. Leg die Verdorbenheit deiner Seele und deines Leibes ab. Sei nicht dein eigener Henker, indem du dir das sanfte Haupt, Jesus Christus, abschlägst! Mach Schluss mit deinen Ausschweifungen. Ich habe es dir gesagt und wiederhole es: Gott wird dich bestrafen, wenn du dich nicht besserst; aber ich verspreche dir auch: Wenn du umkehren und die Zeit, die dir noch bleibt, nutzen willst, wird Gott so gütig, so barmherzig sein, dass er dir vergeben, dich in seine Arme schließen, dich am Blut des Lammes teilhaben lassen wird, das mit so viel Liebe vergossen wurde, dass es keinen Sünder gibt, dem keine Barmherzigkeit zuteil werden kann; denn die Barmherzigkeit Gottes ist größer als unsere Sorgen, sobald wir nur unser Leben ändern wollen.“

Die heilige Katharina wusste, dass der Weg zur Heiligung über die Sakramente der Buße und der Eucharistie führt; an einen Schüler schrieb sie einmal: „Ihr müsst eure Seele oft vom Schmutz der Sünde reinigen durch eine gute und heilige Beichte und sie mit dem Brot der Engel nähren, das heißt mit dem süßen Sakrament des Leibes und des Blutes Jesu Christi, der Gott und Mensch zugleich war.“ Sie ließ unter ihren Schülern die selten gewordene Gewohnheit der häufigen Kommunion wiederaufleben; die beste Vorbereitung auf die sakramentale Kommunion war ihrer Ansicht nach die spirituelle Kommunion: Diese bestehe darin, die Eucharistie mit echtem, innigem Verlangen zu empfangen; dieses Verlangen müsse nicht nur im Moment der Kommunion, sondern zu jeder Zeit und an jedem Ort vorliegen.

Auf Bitten der Stadtoberen von Florenz brach Katharina im April 1376 nach Avignon auf, wo sie den Papst traf. Sie bat ihn um dreierlei: nach Rom zu fahren, einen großen Kreuzzug zu unternehmen und schließlich gegen Laster und Sünde inmitten der Kirche vorzugehen. In der Stadt Avignon wurde Katharina wegen ihres wachsenden Einflusses auf den Papst, aber auch wegen ihrer – mitunter in aller Öffentlichkeit stattfindenden – Ekstasen mit einigem Misstrauen beobachtet. Der Papst ließ sie insgeheim überwachen, doch man konnte ihr letztlich nichts vorwerfen.

Der kränkliche französische Papst Gregor XI. verließ Avignon am 13. September 1376 in Richtung Italien, wo gerade heftige Unruhen tobten, und traf am 16. Januar 1377 in Rom ein. Katharina fuhr zunächst nach Siena, dann im Auftrag des Papstes in die immer noch gegen das Papsttum rebellierende Stadt Florenz, die sie unter Hinweis auf den „gekreuzigten Christus und die sanfte Maria“ zu besänftigen suchte. 1378 hatte sie mehrere Ekstasen, die sie in ihren von fünf Schreibern aufgezeichneten Dialogen verarbeitete.

Am 27. März 1378 starb Papst Gregor XI. Bald darauf wurde Urban VI. zu seinem Nachfolger gewählt. Doch die – vor allem französischen – Kardinäle, die mit dem autoritären Stil des neuen Pontifex unzufrieden waren, hielten am 18. September 1378 eine Versammlung in Fondi ab und wählten ihrerseits Kardinal Robert von Genf zum Gegenpapst Clemens VII. Ein schwerwiegender Akt für Katharina, denn er führte zu einem (vierzig Jahre währenden) Schisma. Sie verließ Siena und kam am 28. November 1378 in Rom an. Sie wurde von Papst Urban VI. empfangen, der in ihrer Anwesenheit eine wichtige Unterstützung sah. Da die Spaltung der Kirche sie überaus schmerzlich berührte, begann sie einen Gebetskreuzzug und appellierte an alle, mit christlicher Liebe zu handeln, um die Probleme der Christenheit zu lösen. Sie rief Fürsten und Städte zum Gehorsam gegenüber dem Papst auf und bat Ordensleute und Einsiedlermönche um Unterstützung für den Papst. Am 29. Januar 1380 geriet Katharina bei ihrem letzten Besuch im Petersdom in Ekstase und sah Jesus, wie er zu ihr trat und das schwere, unruhige Schiff der Kirche auf ihre schmalen Schultern legte; unter der gewaltigen Last brach sie ohnmächtig zusammen.

Durch ihre vielen Bußübungen zusätzlich geschwächt und krank, verabschiedete sie sich bald danach von ihren Freunden. Als sie am 29. April ihr Ende nahen fühlte, betete sie noch einmal insbesondere für die katholische Kirche und für den Heiligen Vater. Bevor sie starb, erklärte sie: „Ich habe mein Leben in der Kirche vollendet und für die heilige Kirche hingegeben; das ist für mich eine einzigartige Gnade.“ Dann sprach sie mit strahlendem Gesicht die Worte des Erlösers „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“ (Lk 23,46), neigte sanft den Kopf und entschlief im Herrn im Alter von 33 Jahren.

Quelle

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Das Sakrament in der Monstranz

Die höchste Wirklichkeit der Heiligen Messe ist Christus selbst, wahrhaft gegenwärtig in seinem geopferten und verherrlichten Leib in der kleinen konsekrierten Hostie. Jeder Gläubige muss, wenn er sich dem göttlichen Leib Christi im Augenblick der Heiligen Kommunion nähert, Ihm gegenüber nicht nur die innere Reinheit der Seele bezeigen, sondern auch die äußere Anbetung des Leibes und Ihn begrüßen, indem er niederkniet und in einer Haltung der Demut und geistlicher Kindschaft den Mund öffnet und zulässt, dass er gleichsam von Christus „genährt“ wird durch die Hand des Priesters, der in der Heiligen Messe in persona Christi handelt. Wahre Größe zeigt sich darin, dass sie sich klein macht, sich niederbeugt.

Ein Beispiel solcher Demut gegenüber dem Eucharistischen Herrn in der Heiligen Kommunion können wir bei König Heinrich VII. von England sehen, das der heilige Kardinal John Fisher in der Grabrede für den König bezeugte:

Er empfing das Altarssakrament mit so großer Ehrerbietung, dass alle Anwesenden darüber erstaunt waren. Denn sofort bei seinem Eintreten in die Kapelle, in der das Sakrament aufbewahrt wurde, nahm er seine Kopfbedeckung ab, kniete sich hin und kroch andächtig auf den Knien voran, bis er zu dem Platz gelangte, an dem er das Sakrament empfing. Zwei Tage vor seinem Tod war der König so schwach, dass er es nicht noch einmal empfangen konnte. Dennoch wünschte er, die Monstranz zu sehen, in der es aufbewahrt wurde. Sein guter Beichtvater war so gütig und brachte es zu ihm, wie es angemessen war. Der König küsste es mit solcher Ehrerbietung, schlug sich immer wieder an die Brust, mit so lebhaftem, lebendigem Ausdruck, mit einem so sehnsuchtsvollen Herzen machte er dort seine demütige Verneigung und küsste nicht die Stelle selbst, an der sich der heilige Leib unseres Herrn befand, sondern den untersten Teil, den Fuß der Monstranz, so dass alle, die um ihn herum standen, sich kaum der Tränen und des Weinens erwehren konnten.“

(Athanasius Schneider, Corpus Christi. Gedanken über die heilige Kommunion und die Erneuerung der Kirche, Dominus-Verlag 2014)

Video – DIE MONSTRANZ

Sakramentaler Segen. – Sankt Maria Rosenkranz Mönchengladbach

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Der Subdiakon und die Patene

Das Levitierten Hochamt ist nach dem Pontifikalamt, das ein Bischof oder Abt zelebriert, die zweite Form ist die Missa solemnis. Dabei handelt es sich um eine vereinfachte Form des Pontifikalamtes für Priester ohne Pontifikalien. Mit der Assistenz des Diakons und Subdiakons (den Leviten) wird das levitierte Hochamt in großer Feierlichkeit begangen. Der Priester spricht dabei die von Diakon, Subdiakon oder Chor laut gesungenen Texte leise mit.

Eines von vielen ergreifenden Bilder des tridentinischen Ritus sehen wir beim Levitierten Hochamt: Nach der Bereitung der Gaben erhält der Subdiakon vom Diakon die Patene in die rechte Hand. Er bedeckt sie mit dem Velum und stellt sich vor die unterste Stufen, wo er in der Mitte, die verhüllte Patene in Gesichtshöhe haltend, bis zum Ende des Pater noster zum Altar gewandt stehen bleibt. Nur zum Sanctus tritt er neben den Priester an den Altar. Während der Wandlung kniet er auf die unterste Stufe nieder.

Die Verhüllung der Patene entspricht dem Ritus in der nicht levitierten Messe, in der der Priester die Patene teilweise unter das Korporale schiebt.

Es geschieht in besonderer Ehrfurcht vor dem Leib Christi, der, zunächst als Hostie, auf der Patene liegt, und allegorisch mit dem Sichverbergen Jesu vor seiner Passion gedeutet.

Zur Brechung des Brotes nimmt die Patene auf dem Altar die konsekrierte Hostie auf.

(Vgl. Josef Andreas Jungmann: Missarum Sollemnia.)

Es ist wichtig, dass die religiösen Akte und Zeichen erläutert werden. Zuerst vom Bischof den jungen Theologen, besonders anläßlich ihrer verschiedenen Weihegraden.
Aber auch den Gläubigen und, wenn die Möglichkeit besteht, den dem katholischen Glauben Fernstehenden, sollen Zeichen und Riten erklärt werden. Vorzüglich den Priestern obliegt diese Aufgabe. Immer wieder sollen sie dies erklären und beschreiben, was am Altar und bei der Spendung der anderen Sakramente vor sich geht. Dies geschieht viel zu selten. So vieles wird nicht verstanden.

Dies ist auch ein Grund dafür, dass so viele beim Zweiten Vatikanischen Konzil gejubelt haben und froh waren, dass die Muttersprache eingeführt wurde, und dass die ersten Rubriken, die festgeschriebenen liturgischen Handlungen, verschwunden sind: sie haben es nicht verstanden; man hat es ihnen nicht erklärt. – So verschwinden auch heute noch Wissen und Ehrfurcht.

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Ein gutes Beispiel

Wie dem zu begegnen ist hat Bischof Fellay anläßlich seiner Predigt bei den Subdiakonatsweihen am Samstag dem 21.3.2015 in Zaitzkofen deutlich gemacht. Er erläuterte mit wunderbaren Worten diese immer wieder ergreifende Zeremonie. Mgr. Fellay sprach zu den Weihekandidaten, den Seminaristen und Gläubigen und sagte (einige Auszüge):

[…] Schon bei der Weihe von Akolythen wird vom Licht gesprochen. Diese werden das Licht tragen, sie sind die Lichtträger, und die Kirche will auch ihnen das Licht übergeben; sagt doch der Heiland selbst: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Und es ist so: Je mehr man sich dem Altar nähert, desto größere Reinheit verlangt die Kirche.

Beim Subdiakonat wird dieses Versprechen sogar zu einem impliziten Gelübde: Auf ewig verzichte ich auf eine Familie, verzichte auf die Lust, die der liebe Gott an den Eheakt gebunden hat, ich verzichte darauf. Der liebe Gott, der reiner Geist ist, will, dass seine Diener, diejenigen, die ihm am nächsten sind, irgendwie wie Engel werden. Wir wissen wohl, dass wir keine Engel sind, wir sind Menschen, aber umso größer, umso fordernder das Opfer ist, desto kostbarer ist es für den lieben Gott.

Auch die Exorzisten haben mit dem Licht zu tun. Luzifer war ein Lichtträger, doch jetzt bringt er die Finsternis. Der Exorzist soll das wahre Licht, das Licht Gottes bringen und diese Finsternis des Teufels, der Sünde bekämpfen. Wie wird die Sünde weggewischt? Was geschieht im Beichtstuhl? Wir sprechen von „wegwischen“, von waschen. Ganz besonders bei der Taufe haben wir dieses Bild vom Wasser. Aber wir wissen auch: Wenn die Sünde getilgt wird, dann bleibt die Seele nicht in einem neutralen Zustand, sie geht vielmehr von einem Abgrund des Elends, der Zerstörung zu einer großen Erhebung in der Gnade über. Die Gnade ist es, das Eingießen der Gnade wird die Sünde vertreiben. Und ich glaube, dass eines der Bilder, das dies am besten beschreibt, das Licht ist: Nehmen wir ein ganz dunkles Zimmer, finster, als Bild der Sünde. Wie wird man diese Dunkelheit, diese Finsternis los? Durch das Licht! Kommt das Licht, fällt das Licht in dieses Zimmer, in diesen Raum ein, so vertreibt es die Dunkelheit, die Finsternis. So könnte man sagen: Jedes Mal bei der Beichte wird nicht nur die Sünde verziehen – es ist die Gnade, die gleichzeitig eingegossen wird. Die Gnade Gottes. Dieses unbeschreibliche Licht. Ich glaube, der liebe Gott hat uns eben mit dem natürlichen Lichte, mit der Sonne, etwas gegeben, was uns irgendetwas vom lieben Gott verstehen lässt, wenn ich das Wort verstehen benutzen darf. Dieses Licht der Sonne ist vollkommen rein, es ist nur Licht.

Gestern gab es eine partielle Sonnenfinsternis. Wahrscheinlich haben einige versucht, die Sonne zu beobachten. Ich war an einem Ort, wo 70 % der Sonne vom Mond bedeckt waren. Es war unmöglich, in die Sonne zu schauen, sie war einfach zu stark. Und prompt sind sehr viele Leute jetzt im Krankenhaus; sie haben unvorsichtigerweise versucht, die Sonne zu beobachten, das war einfach zu stark.

So hat das Licht Gottes eine Stärke, eine Größe, dass es die Sünde, die Finsternis der Sünde überstrahlt, wegwischt; das geschieht im Beichtstuhl. Das ist der Kampf zwischen dem Teufel, der versucht, sich in einen Engel des Lichtes zu verwandeln, versucht zu täuschen, glauben zu lassen: Ich bin Licht. Welche Täuschung! Welcher Betrug! So empfängt schon der Exorzisten diese Kraft – nicht die Sünden zu vergeben – wohl aber den Teufel, diesen Urfeind Gottes, der so viel Übel anrichtet und die Menschen zu so vielen Sünden verführt, zu vertreiben. Es ist eine unglaubliche Macht, die da verliehen wird. Wir können das nur im Glauben verstehen. Jene, die schon Exorzismen vorgenommen haben, werden versichern, dass es eine große Stärkung im Glauben ist. Wenn der Teufel sich zeigt, hat man gleichsam eine sinnliche Berührung mit dem Übel, mit diesem unbeschreiblichen Hass gegen Gott, gegen alles Gute. So hasst der Teufel den Priester abgrundtief. Hier sieht man diesen Kampf um die Seelen, deshalb werden Sie Priester: Um Seelen zu retten! Es gilt gerade, diese Seelen aus der Sünde, aus den bösen Einflüssen der Welt, die das Reich des Teufels ist, herauszureißen und sie zu Gott zu führen; sie aus der Finsternis zum Licht zu führen. Man darf gemäß den Worten des Heilandes von diesen lichten Seelen, diesen klaren Seelen sprechen, von den klaren Augen der Seele.

Wann sind sie klar? Wenn sie rein sind! Wenn sie die Sünde hinter sich gelassen haben. Die Reinheit, die vom Subdiakon verlangt wird, ist das Bild von dieser Trennung von der Welt. Es ist eine andere Reinheit, die die erste, die Reinheit von der Sünde, mit einschließt. Nur dann, wenn der zukünftige Subdiakon dieses Versprechen gemacht hat: Ja, auf ewig verspreche ich, wenn ich diesen Schritt auf den Altar hin mache, mich von der Welt zu trennen -, erst dann wird die Kirche es wagen, dem Subdiakon die Gegenstände anzuvertrauen, die im direkten Kontakt mit dem göttlichen Heiland sind.

Nur der Subdiakon darf die Patene, den Kelch, das Korporale, jene Tücher, die in direktem Kontakt mit dem Heiland stehen, berühren.

Wegen der Heiligkeit dieser Gegenstände sagt die Kirche den anderen: Nein, ihr dürfen sie nicht berühren! Nur ein Subdiakon darf es. Betrachten wir diese Achtung der Kirche, diese Ehrfurcht, diesen Respekt vor der Größe Gottes, vor der Majestät Gottes, die sich bis zu den materiellen Gegenständen erstreckt.

Wenn man diese Ehrfurcht mit der Art und Weise vergleicht, wie man heute in der modernen Kirche die heiligen Gegenstände berührt und behandelt, dann sind das zwei Welten! Als Folge ist ein großer Teil des Glaubens verschwunden, aufgelöst. Man nimmt den Heiland einfach in die Hand, man will jetzt sogar die Kommunion Unwürdigen, die im Stande der Sünde leben, spenden. Das ist wirklich ein Verlust an Anerkennung dieser Größe Gottes. Und doch sagt Gott, er werde es nicht dulden, dass etwas Unreines in seiner Gegenwart sei – im Himmel gibt es nichts Unreines. Stirbt jemand im Stande der Gnade, hat aber noch irgendwelche kleinen Flecken, eine Anhänglichkeit, eine Neigung zu einer Sünde, einen Gefallen am Irdischen oder lässliche Sünden auf dem Gewissen, stirbt er mit diesen, so kann er nicht in den Himmel eingehen. Er muss durch das reinigende Fegfeuer gehen.

Nur das Reinste kann in den Himmel eingehen. Das gilt für das Ende unseres Lebens, aber es gilt auch schon jetzt. In der Tat will die Kirche, dass wir von solch einer Sehnsucht nach Reinheit erfüllt seien, wenn wir uns dem göttlichen Heiland, dem Altar nähern.

So wollen wir zur Gottesmutter, zur allerseligsten Jungfrau, der Königin der Reinheit, gehen und ihr unsere Weihekandidaten anempfehlen. Wir wollen von ihr alle Gnaden erflehen, insbesondere diese Reinheit, diesen Weg zur Heiligkeit an ihrer Hand beschreiten.

Wenn wir von Reinheit sprechen, drücken wir nicht etwas Negatives aus, wir sagen vielmehr etwas Positives. Es ist nicht einfach ein Verzicht, vielmehr wird die Dunkelheit durch das Licht ersetzt. Die Reinheit ist eine Tugend. Es ist nicht bloß die Sündlosigkeit; es ist eine Tugend, also etwas, das gut macht, heilig macht!

Und wie weit kann diese Fülle der Reinheit gehen? Es ist wie mit der Liebe: Es gibt keine Grenze und kein Maß, weil der liebe Gott selber die Reinheit ist, und diese Gnade der Reinheit nähert uns dem lieben Gott an. Alle Bindungen an das Irdische werden allmählich ausgelöscht. Man kann nicht sagen: Jetzt habe ich genug getan, es genügt, das geht nicht. Es ist immer ein Weiterkämpfen, das ganze Leben hindurch, bis zum Tode. Ja, mögen Sie diese Gnade empfangen, möge die Gottesmutter Ihnen diese Gnade erlangen, uns allen erbitten! Damit wir so würdig wie möglich in diesem heiligen Gottesdienst dem lieben Gott dienen, und so Gnaden verdienen, Gnaden des Heiles für viele, viele Seelen. Amen.

Quelle

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Heiliger Petrus Canisius – 27. April

– der zweite Apostel Deutschlands, Kirchenlehrer.

Petrus Canisius – 8. Mai 1521 Nijmegen/Niederlande, – 21. Dezember 1597 Fribourg/Schweiz. — Fotoquelle – http://sacerdos-viennensis.blogspot.de/2016/04/petrus-canisius-uber-die-ehescheidung.html

BITTE FÜR UNS!

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Das Allgemeine Gebet vom hl. Petrus Canisius,
das täglich zu beten empfohlen wird.

Allmächtiger, ewiger Gott, Herr, himmlischer Vater!
Sieh an mit den Augen Deiner grundlosen Barmherzigkeit unsern Jammer, Elend und Not.
Erbarme Dich über alle Christgläubigen, für welche Dein eingeborener Sohn, unser lieber Herr und Heiland, Jesus Christus, in die Hände der Sünder freiwillig gekommen ist und sein kostbares Blut am Stamme des heiligen Kreuzes vergossen hat.
Durch diesen Herrn Jesus wende ab, gnädigster Vater, die wohlverdienten Strafen, gegenwärtige und zukünftige Gefahren, schädliche Empörungen, Kriegsrüstungen, Teuerung, Krankheiten, betrübte, armselige Zeiten. Erleuchte auch und stärke in allem Guten geistliche und weltliche Vorsteher und Regenten, damit sie alles befördern, was zu Deiner göttlichen Ehre, zu unserm Heile, zum allgemeinen Frieden und zur Wohlfahrt der ganzen Christenheit gedeihen mag.
Verleihe uns, o Gott des Friedens, eine rechte Vereinigung im Glauben, ohne alle Spaltung und Trennung;
bekehre unsere Herzen zur wahren Buße und Besserung unseres Lebens;
zünde an in uns das Feuer Deiner Liebe;
gib uns einen Hunger und Eifer zu aller Gerechtigkeit, damit wir als gehorsame Kinder im Leben und Sterben Dir angenehm und wohlgefällig seien.
Wir bitten auch, wie Du willst, o Gott, dass wir bitten sollen, für unsere Freunde und Feinde, für Gesunde und Kranke, für alle betrübten und elenden Christen, für Lebendige und Abgestorbene.
Dir, o Herr, sei empfohlen all unser Tun und Lassen, unser Handel und Wandel, unser Leben und Sterben.
Lass uns Deine Gnade hier genießen und dort mit allen Auserwählten erlangen, dass wir in ewiger Freude und Seligkeit Dich loben, ehren und preisen mögen!
Das verleihe uns, o Herr, himmlischer Vater!
Durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, welcher mit Dir und dem Heiligen Geiste als gleicher Gott lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

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Altomünster – platt gemacht vom Erzbistum und dem Vatikan

Es hat ein Ende. Gestern, am 25. April 2018 hat Claudia Schwarz, die mit allen möglichen rechtlichen Mitteln gegen das Erzbistum München klagte, die sie aus dem Kloster Altomünster werfen wollte, aufgegeben und das Kloster der Birgitinnen verlassen. Die letzte Instanz, der Vatikan, hat entschieden: das Kloster ist aufgelöst und in einem aufgelösten Kloster kann es keinen Ordensnachwuchs geben. Basta.

Filetstück für das Erzbistum München – Birgitinnenkloster Altomünster. Foto – https://www.augsburger-allgemeine.de/aichach/Das-Birgittenkloster-in-Altomuenster-wird-aufgeloest-id36386752.html

Diese traurige Geschichte ist weithin bekannt, haben doch auch kirchenfeindliche Medien darüber berichtet. Immerhin hat in der vergangenen Woche jemand Stellung bezogen, der sicher mehr versteht als linke Medien. Kein Geringerer als Peter Seewald, der über Jahrzehnte bei Kardinal Ratzinger und Papst Benedikt XVI. ein und ausgegangen ist und mehrere Bücher mit ihm veröffentlicht hat, äußert sich enttäuscht, kritisch und klagend über den Vorgang. In seinem langen Aufsatz, erschienen am 20. April 2014 bei kath.net, schreibt er u. a.:

„Zugegeben, die Situation ist komplex. Es gibt immer den Grund hier und den Grund da, ein Kloster zu schließen. Die berühmten Sachzwänge. Juristische Formalitäten.“

Der Fall Altomünster schreit zum Himmel. Es ist eine Geschichte voller Einschüchterung, Diskriminierung, Schikane und Lügen. Dem Erzbistum München und Freising scheint jedes Mittel recht, ein Kloster zu egalisieren, das zu den Kronjuwelen des Landes zählt, ein spirituelles Kleinod und bedeutendes christliches Zentrum, das die Kultur und den Glauben Bayerns mit geprägt hat. Der Vorgang ist symptomatisch für den Kurs einer Kirchenbürokratie, bei dem nicht mehr der Tabernakel zählt, sondern die Vorgaben von McKinsey; bei dem Management-Kriterien und rein weltliche Nützlichkeit oberste Priorität gewinnen und das Verständnis für geistliches Leben und Denken mehr und mehr verloren geht.

„Millionen unserer Kirchensteuergelder werden in Projekte gesteckt, die mit katholischem Glauben so viel zu tun haben wie Rockefeller mit dem Pfandleihhaus. Gleichzeitig kehren jährlich rund 500.000 Menschen ihrer Kirche den Rücken. In den vergangenen Jahrzehnten traten zehn Millionen getaufte Christen aus ihrer Glaubensgemeinschaft aus. Das Austrittspotential für beide Volkskirchen wird auf weitere zwanzig Millionen geschätzt. Aber wo sind die Zeichen, wo ist das Gegensteuern? Wo ist noch „katholisch“ drin, wo „katholisch“ drauf steht? Die Einladung zum deutschen Katholikentag 2018 in Münster lockt mit folgendem Angebot: „Prominente hautnah, Kunstinstallation, Spaß haben, bummeln, Selfies, in die Luft springen“. Und als besonderes Schmankerl: „Wohnzimmerkonzert im Gotteshaus“. Ja, sie loben Papst Franziskus für seine Demut. Für seine Einfachheit, wenn er in einen Fiat Cinquecento steigt. Neu ist vielleicht, dass jener Kardinal, der die Wächter nach Altomünster sandte, vor Fernsehkameras gerne von Willkommenskultur spricht. Nicht willkommen aber sind offenbar jene, die nicht in ein Kloster wollen, um esoterischen Schnickschnack zu verkaufen, sondern die die Stille am Altar suchen, Kontemplation um Christi willen…

Lesen Sie den ganzen Artikel von Peter Seewald bei kath.net

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Ob Theodor Fonatane nicht an die Birnbaumblüte dachte?

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
Gedicht von Theodor Fontane.

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit

Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn’s Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste ’ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb ’ne Birn.«

So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.

Er fühlte sein Ende. ’s war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?«

So klagten die Kinder. Das war nicht recht –
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn‘ ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Und die Jahre gingen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet’s wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung‘ übern Kirchhof her,
So flüstert’s im Baume: »Wiste ’ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew‘ di ’ne Birn.«

So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

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Eine dieser Begegnungen in Santa Marta, die zeigt, wes Geistes Kind Franziskus ist.

Am 19. April 2018 war Josè Maria Castillo Gast in Santa Marta. Er nahm an der morgendliche Messe des Papstes teil. Anschließend kam es zu einer Begegnung zwischen Franziskus und Castillo.

Papst Franziskus rehabilitierte in vollem Umfang den Theologen Josè Maria Castillo und sein Werk“, so das progressive, spanische Nachrichtenportal Religion Digital. Castillo, ein ehemaliger Jesuit, der sich wegen seiner heterodoxen Ansichten und befreiungstheologischen Ausrichtung jahrzehntelang Konflikte mit seinen Oberen und der kirchlichen Hierarchie lieferte, wurde gestern von Papst Franziskus empfangen.

Begleitet wurde der ehemalige Jesuit von einem Journalisten von Religion Digital. Dieser berichtete folgende Worte des Papstes zu Castillo:

„Ich lese sehr gerne ihre Bücher, die den Leuten so gut tun.“

„Mit diesen Worten ‚segnete‘ Franziskus den spanischen Theologen im Vatikan, dem vor mehr als zwei Jahrzehnten die Lehrberechtigung entzogen wurde“, so Religion Digital begeistert.

Castillo überreichte Papst Franziskus sein neuestes Buch „Die Humanisierung Gottes“. Der Ex-Jesuit sagte zum Jesuiten auf dem Papstthron:

Castillo: „Heiligkeit, wir sind beide Jesuiten ohne Papiere“.

Anschließend erklärte Castillo dem Journalisten, was er damit gemeint hatte:

„Aus der Gesellschaft Jesu steigt man entweder auf wie im Fall des Papstes, oder ab wie in meinem Fall. Beide sind wir Jesuiten und werden es immer bleiben, nun aber ohne offizielle Papiere.“

In der Vergangenheit hatte Castillo von Papst Franziskus bereits einen Brief erhalten, auf den ein Telefonanruf.

Der Papst schätzt Josè Maria Castillo sehr“, so Religion Digital.

Im Anschluß an die Begegnung sagte der Ex-Jesuit:

„Wir müssen aus diesem Papst Nutzen ziehen, der ein Segen Gottes für seine Kirche ist und ihn mit unserem ganzen Sein unterstützen. Denn damit unterstützen wir das Zweite Vatikanische Konzil und, was noch wichtiger ist, das Reich Gottes“.

Lesen Sie HIER, wer Josè Maria Castill ist.
Quelle – katholisches.info 

Pope-Francis-No-Jesus – Photo: thewildvoice.org

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Die kleine Weile

Am heutigen 3. Sonntag nach Ostern weist uns das Evangelium zum ersten Mal auf den Weggang Christi und auf die Ankunft des Hl. Geistes. Die Liturgie ahmt den Heiland nach, der in den Abschiedsreden die Apostel auf das Kommen des Hl. Geistes vertröstet, ihre Gedanken im Himmel verankert und sie im gläubigen Blick nach oben Kraft finden läßt für den Kampt des Erdenlebens. Christus entzieht uns seine leibliche Gegenwart, aber sein Geist bleibt in uns und in seiner Kirche. Das ist die stille geklärte Osterfreude: in seinem Geiste ist er uns nahe, wir sind in seinem Geist ihm verbunden, wir sind Auferstandene mit der Bürgschaft der ewigen Auferstehung.

In jener Zeit sprach Jesus zu Seinen Jüngern:
«Noch eine kleine Weile, und ihr werdet Mich nicht mehr sehen: und wieder eine kleine Weile, und ihr werdet Mich wiedersehen; denn Ich gehe zum Vater.»
Da sprachen einige von seinen Jüngern zueinander:
«Was heißt das, was Er zu uns sagt: Noch eine kleine Weile, und ihr werdet Mich nicht mehr sehen, und wieder eine kleine Weile ihr werdet Mich wiedersehen; denn Ich gehe zum Vater?» Sie fragten also «Was meint Er damit: noch eine kleine Weile? Wir wissen nicht, was Er damit sagen will.»
Jesus wußte aber, daß sie Ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen:
«lhr fragt einander, weil Ich gesagt habe: Noch eine kleine Weile, und ihr werdet Mich nicht mehr sehen; und wieder eine kleine Weile, und ihr werdet Mich wiedersehen. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch, ihr werdet weinen und wehklagen; aber die Welt wird sich freuen. Ihr werdet traurig sein; aber eure Traurigkeit wird sich in Freude verwandeln. Eine Mutter ist traurig, wenn ihre Stunde da ist; nach der Geburt aber denkt sie nicht mehr an die Angst, aus Freude darüber, daß ein Mensch zur Welt gekommen ist. Auch ihr habt jetzt Leid; aber Ich werde euch wiedersehen; dann wird euer Herz sich freuen, und eure Freude wird niemand mehr von euch nehmen.»
[Evangelium (Jo. 16, 16 – 22)]

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Bruder Konrad von Parzham, Kapuziner – 21. April

„Das Kreuz ist mein Buch.
Ein Blick auf das Kreuz lehrt mich bei jeder Gelegenheit, wie ich mich zu verhalten habe. Da lerne ich Geduld und Demut. Da lerne ich jedes Kreuz mit Geduld tragen, ja es wird mir süß und leicht.“

(Bruder Konrad in einem seiner wenigen Briefe)

Anläßlich einer Wallfahrt nach dem fünf Stunden entfernten Aigen lernte der Zweiundzwanzigjährige Johann Evangelist Birndorfer in Benefiziat Dullinger seinen Seelenführer kennen. Alle acht oder vierzehn Tage ging er dorthin, um zu beichten, den Gottesdiensten beizuwohnen, zu kommunizieren und einen Rat zu erbitten. Bereits um ein Uhr nachts brach er auf. Auch strömender Regen, hoher Schnee oder Glatteis konnten ihn nicht davon abhalten. Wenn er nach zehnstündigem Marsch, auf dem er ständig betete, am Spätnachmittag nach Hause kam, war er noch nüchtern. Nach einer kleinen Stärkung zog er sich auf seine Kammer zurück, um zu beten oder ein geistliches Buch zur Hand zu nehmen. An diesem Gang nach Aigen hielt er neun Jahre fest, bis er ins Kloster eintrat.

In seinem Eifer kam er schon um halb vier zur Kirche, wo er dann kniend bis zum öffnen vor dem Portal in Anbetung verharrte. Diese Wertschätzung der heiligen Messe verdankte er dem Volksbuch des Martin von Cochem über die heilige Messe. Er hat es eifrig gelesen, betrachtet und sich zum geistigen Eigentum gemacht. Der sonst so in sich Gekehrte konnte begeistert reden, wenn man von der Eucharistie sprach. Im Glauben wußte Johannes sich bei der Meßfeier auf Golgotha versetzt, das Todesleiden des Herrn stand ihm lebendig vor Augen. Hier holte er sich auch die Kraft zur Nachfolge seines gekreuzigten Herrn für den kommenden Tag. So bildete das Geheimnis der Eucharistie die Mitte und Quelle seiner Frömmigkeit.

Im Kloster genügte es ihm nicht, drei- oder viermal in der Woche, wie es damals üblich war, zum Tisch des Herrn zu gehen. Seine große Herzensreinheit und außerordentliche Sehnsucht nach der eucharistischen Speise bewogen seine Oberen zu einer Ausnahme. Um Aufhebens zu vermeiden, wurde ihm die Kommunion an diesen Tagen vor dem Aufstehen der Klosterfamilie schon um halb fünf Uhr gereicht. Aus Dank für diese Gnade, die ihm neununddreißig Jahre lang zuteilwerden sollte, kniete Bruder Konrad seit drei Uhr vor dem Tabernakel.

Bruder Konrad, Kapuziner – *22. Dezember 1818 Parzham, +21. April 1894 Altötting

Einundvierzig Jahre versah der Kapuziner Bruder Konrad den Pfortendienst des St.-Anna-Klosters in Altötting. Hier waren nicht nur sein Gebetseifer, sondern auch seine Dienstbereitschaft und seine aufopfernde Liebe für Wallfahrer, Wanderer und Arme waren unermüdlich. Jeden freien Augenblick zog es ihn in die Alexiuszelle, einen dunklen engen Raum unter der Klosterstiege mit einem Durchblick zum Tabernakel.

Wenn es am Abend an der Pforte ruhig geworden war, verbrachte er hier noch viele Stunden bis in die tiefe Nacht. In den ersten dreißig Ordensjahren beschränkte er den Schlaf auf ein Minimum von zwei bis drei Stunden. Von diesen Stunden gestand er einmal, sie enteilten ihm im Lieben und Leiden, im Staunen und Anbeten und Bewundern der namenlosen Liebe seines Gottes zu uns armen Geschöpfen; in dieser Liebe seines Gottes komme er an kein Ende.

Wenn Bruder Konrad an einem Kreuzbild vorüberkam, blieb er stehen, verneigte sich tief, küsste seine Fingerspitzen und berührte damit die Fußwunde des Erlösers.

Auf den Tod erkrankt, musste sich Bruder Konrad am 18. April 1884 in der Krankenzelle des Klosters Ruhe gönnen. Ohne jede Klage, ganz in sich gekehrt lag der Kranke auf seinem harten Lager, ruhig, zufrieden, schweigend, gesammelt und ganz gottergeben. Einem Bruder sagte er: „Ich red jetzt nichts mehr, ich muss mich vorbereiten auf die Ewigkeit.“ – Am 21. April 1884 abends, während des samstäglichen Abendläutens, schied Bruder Konrad von dieser Erde.

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