Von Papst Benedikt XVI. in einer Generalaudienz
Was können wir vom hl. Hieronymus lernen?
Mir scheint, vor allem dies: das Wort Gottes in der Heiligen Schrift zu lieben. Der hl. Hieronymus sagt: »Die Heilige Schrift nicht zu kennen heißt, Christus nicht zu kennen.« Es ist deshalb wichtig, daß jeder Christ in Berührung und in persönlichem Dialog mit dem Wort Gottes lebt, das uns in der Heiligen Schrift geschenkt ist. Dieser unser Dialog mit dem Wort Gottes muß immer zwei Dimensionen haben: Einerseits muß er ein wirklich persönlicher Dialog sein, weil Gott mit einem jeden von uns durch die Heilige Schrift spricht und eine Botschaft für jeden hat. Wir dürfen die Heilige Schrift nicht als Wort der Vergangenheit lesen, sondern als Wort Gottes, das sich auch an uns wendet, und müssen versuchen zu verstehen, was der Herr uns sagen will.
Um aber nicht in den Individualismus zu verfallen, müssen wir uns vergegenwärtigen, daß das Wort Gottes uns gerade deshalb gegeben ist, um Gemeinschaft aufzubauen, um uns auf unserem Weg zu Gott hin in der Wahrheit zu vereinen. Obwohl es also immer ein persönliches Wort ist, ist es auch ein Wort, das Gemeinschaft errichtet, das die Kirche auferbaut. Deshalb müssen wir es in Gemeinschaft mit der lebendigen Kirche lesen. Der bevorzugte Ort des Lesens und Hörens des Wortes Gottes ist die Liturgie, in der wir durch das Feiern des Wortes und durch die Vergegenwärtigung des Leibes Christi im Sakrament das Wort in unserem Leben verwirklichen und es unter uns gegenwärtig machen. Wir dürfen nie vergessen, daß das Wort Gottes über die Zeiten hinausreicht. Die menschlichen Meinungen kommen und gehen. Was heute sehr modern ist, wird morgen uralt sein. Das Wort Gottes hingegen ist Wort des ewigen Lebens, es trägt in sich die Ewigkeit, das, was für immer gilt. Indem wir in uns das Wort Gottes tragen, tragen wir also in uns das Ewige, das ewige Leben.
Papst Benedikt XVI. über Hieronymus -I-
Papst Benedikt XVI. über Hieronymus -II-