Heiliger Ignatius von Loyola – 31. Juli

Gebet des heiligen Ignatius

Anima Christi, sanctifica me.
Corpus Christi, salva me.
Sanguis Christi, inebria me.
Aqua lateris Christi, lava me.
Passio Christi, conforta me.
O bone Jesu, exaudi me.
Intra tua vulnera absconde me.
Ne permittas me separari a te.
Ab hoste maligno defende me.
In hora mortis meae voca me.
Et iube me venire ad te,
Ut cum Sanctis tuis laudem te.
In saecula saeculorum. Amen.

Seele Christi, heilige mich!
Betrachtungen zum Gebet des heiligen Ignatius
Seele Christi, heilige mich
Leib Christi, erlöse mich
Blut Christi, berausche mich
Wasser der Seite Christi, wasche mich
Leiden Christi, stärke mich
O guter Jesus, erhöre mich
Von Dir laß niemals trennen mich
Vor dem bösen Feinde beschütze mich
In meiner Todesstunde rufe mich
Zu Dir zu kommen heiße mich
Mit Deinen Heiligen zu loben Dich
In Deinem Reiche ewiglich! Amen.

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Der Tod Jesu – 5/5

Mit Bargil Pixner OSB und Paul Badde auf dem Weg der Kreuzigung Jesu:

Bargil schwieg. Ich schwieg. Er wollte nicht weg. Ich wollte nicht weg. Wir schauten zu dem fahlen Felsen.

»Was ist denn mit den Schachern?«, fragte ich noch, »die doch links und rechts von ihm umkamen und ihn vorher verspotteten und um Hilfe baten? Du sagst doch, er habe die ganze Zeit nur gebetet.«

»Stimmt«, sagte Bargil, »und gut, dass du das sagst. Die beiden haben sein Gebet tatsächlich unterbrochen, und Jesus hat es von ihnen unterbrechen lassen, besonders von Dismas, wie der gute Schacher hier in Jerusalem genannt wird. Dem versprach er, ›am gleichen Tag noch mit ihm im Paradies zu sein.‹ Denn Dismas hatte ihm zugerufen: ›Jeshu, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!‹

Es ist das einzige Mal in der ganzen Bibel, dass der Messias nur mit seinem Namen bezeichnet wird. Überall sonst heißt er entweder Meister, Rabbi, Herr oder König. Hier wird er nur mit seinem Namen gerufen. So, wie Maria ihn als Kind gerufen hat. Wir denken uns nicht viel dabei. In Israel rief damals der Name Jeshu aber vor allem den Heerführer Jeshua in Erinnerung, der das Volk Israel beinahe 1500 Jahre zuvor über den Jordan in das Gelobte Land geführt hatte, das Gott schon Abraham versprochen hatte.

Der gute Schächer ruft Jesus hier also als neuen Jeshua an: als letzten Führer in das letzte gelobte Land.›Ja‹, antwortet ihm der Sterbende, ›ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.‹ An diesem Tag ging Jeshua wieder über den Jordan, zum letzten Mal. Jetzt bahnte er für alle Ewigkeit den Weg ins gelobte, ins letzte wahre und Heilige Land. Kurz danach schrie er auf. Sein Haupt fiel nach rechts auf die Brust, voll Blut und Wunden. Sein Gesicht, in dem Gott uns seine ureigenen Züge gezeigt hatte, wurde mit einem Schlag leichenblass, die Lippen blau. Er hatte ausgelitten.«

Sehr empfehlenswert:

Paul Badde
Heiliges Land.
Auf dem Königsweg aller Pilgerreisen
FE-Medienverlag 2020
ISBN: 978-3863572709
320 Seiten; 12,80 Euro

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Der Tod Jesu – 4/5

Mit Bargil Pixner OSB und Paul Badde auf dem Weg der Kreuzigung Jesu:

Bargil verschnaufte und erholte sich kurz von seinem Eifer.

Bargil (Virgil) Pixner OSB (1921-2002). Mitglied bei den Josefsmissionaren von Mill Hill. Priesterweihe 1946. Missionsarbeit auf den Philippinen. Pätere Missionseinsätze in Norditalien und Amerika. 1972 Eintritt in die Dormitio-Abtei der Benediktiner in Jerusalem. Seit dieser Zeit leitete er biblische Exkursionen und wurde bekannt als leidenschaftlicher und unkonventioneller Archäologe und guter Kenner der zeitgeschichtlichen Situation der Bibel. Ab 1982 lebte er im Priorat Tabgha. Die Entdeckungen und Ausgrabungen in Bethsaida gehen auf ihn zurück. Pater Bargil hat viele Publikationen zu seinen biblisch-zeitgeschichtlichen Thesen veröffentlicht. 1994 kehrte er in die Dormitio-Abtei auf den Berg Zion in Jerusalem zurück.

Dann setzte Bargil wieder an:

»Hier auf dem Golgatha hat Jesus diese Versöhnung vollbracht. So kommt er auch an das Ende seines langen Gebets. Wahrscheinlich hat er den Psalm dauernd wiederholt, bis zum Ende, wo es heißt: ›Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist.‹
Dann das letzte Wort:
›Es ist vollbracht.‹
Das entscheidende Wort kam aber doch aus dem Mund des römischen Hauptmanns, eines hartgesottenen Soldaten:
›Dieser war wahrlich Gottes Sohn.‹
Wie ich schon sagte:
Ein Gott, der leidet, das war in der Antike ganz und gar unvorstellbar. Und jetzt spricht ein Heide dieses Wort über diesen Gemarterten, den seine Soldaten noch mit verhöhnt haben. Das ist sehr, sehr bemerkenswert. Von den Aposteln war hier überhaupt nichts zu hören. Nur Johannes war da. Und die Frauen. Die Frauen haben am meisten standgehalten. Wahrscheinlich weinten und schluchzten sie nur durcheinander.«

»Lass uns gehen!«, sagte ich zu Bargil und zündete bei dem griechischen Mönch eine dünne Kerze an, die ich in das Sandbecken steckte. Draußen musste es bald dunkel sein. Am Fußende der Golgatha-Kapelle setzten wir uns dann aber doch noch einmal auf eine Holzbank und schauten zu der Felskuppe hinüber, knapp 15 Meter vor uns. »Und dann?« sagte ich nach einer Weile.

Bargil steckte das Taschentuch weg. »Jesus war tot. Es war das Ende. Die Frauen sind dort, aufgelöst und hilflos. Die Feinde sind auch dort gewesen. Sie haben ihn verspottet, sie gehen nach Hause. Sie bereiten sich vor, das eigentliche Pessach zu feiern und in ihren Häusern das Paschahmahl zu halten. Dann kommt ein Freund Jesu, Josef von Arimathäa, aus dem heutigen Rantis, am Rand des Westjordanlandes. Wahrscheinlich war er schon da. Er hatte das Ende kommen sehen und eigens ein großes kostbares Leintuch gekauft, um Jesus da hineinzuwickeln. Er geht zu Pontius Pilatus – es war ja nicht weit – und bekommt von ihm die Erlaubnis, die Leiche abzunehmen.

Von den Aposteln ist immer noch keiner zu sehen. Doch Nikodemus ist dazugekommen, der mit Jesus einmal eine ganze Nacht lang debattiert hatte, und er hat kostbare Öle und Spezereien und Duftstoffe mitgebracht. Es war eine Unmenge, mit der man einen König sehr würdig hätte bestatten können. Maria von Magdala hatte Jesus ja schon vorher, als Lebenden, gesalbt und schaute jetzt an sich herab, was sie ihm noch mitgeben könnte. So wird der Leichnam vom Kreuz abgenommen. Man lässt ihn mit dem Balken herunter. Der Nagel wird aus dem Fuß herausgedreht. Die Nägel, die i hm durch die Handgelenke und die Füße getrieben worden waren, sind brutal groß. Es war keine Kleinigkeit, sie wieder herauszuziehen.

Dann wurde er in das Tuch gewickelt. Das neue Grab des Josef von Arimathäa war ganz nah. Bevor der Abendstern am Himmel erschien, musste er da hineingelegt werden. Der Sabbat würde gleich beginnen, und Pessach, das höchste Fest des Judentums. Es ist das Fest vom Vorbeigang Gottes durch sein Volk.«

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Paul Badde
Heiliges Land.
Auf dem Königsweg aller Pilgerreisen
FE-Medienverlag 2020
ISBN: 978-3863572709
320 Seiten; 12,80 Euro

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Der Tod Jesu – 3/5

Mit Bargil Pixner OSB und Paul Badde auf dem Weg der Kreuzigung Jesu:

Jesus hat daran gelitten, bis zum Kreuz hin, bis zu den letzten Minuten. Jetzt sieht er also die Vertreter dieser beiden Familien vor sich. Da, der Jünger, den er liebt, der einer von seinen zwölf Aposteln war, und da Maria, seine Mutter, die als Braut Josefs ja auch Pflegemutter von dessen Söhnen war. Diese Nazoräer mit einem teilweise wohl radikalen Hintergrund, manche vielleicht auch mit fanatischen Streifen. Das waren die, von denen es bei Johannes heißt:

›Auch die Brüder glaubten nicht an ihn.‹

Sie waren nicht einverstanden, dass Jesus ihre Eigenart verlassen hatte, sondern einfach ein ganz gewöhnlicher normativer Jude geworden war, um allen zugänglich zu sein. Jetzt will er am Kreuz, dass die doch noch mit seinen Aposteln zusammenkommen.

Johannes nahm seine Mutter von da an bei sich auf, heißt es danach lapidar. Nicht Jakobus nahm sie zu sich, der Sohn Josefs, der ›Herrenbruder‹ aus dem Nazarethkreis, sondern ein Fremder, der sein Freund und Lieblingsjünger geworden war.

Beide Gruppen kamen von dieser Stunde an zusammen, unter denen es vorher auch große Verletzungen gab. Hier ist seine letzte Versöhnung und Aussöhnung gelungen, als Frucht seines Kreuzestodes.

Später bildeten dann tatsächlich diese beiden Gruppen zusammen die erste Urgemeinde auf dem Zionsberg. Sie beteten zusammen nach seiner Himmelfahrt im oberen Saal. Auf diese beiden Familien ist die Kirche gegründet worden. In diesen beiden Gruppen oder Familien waren auch schon die beiden ›Völker‹ spiegelbildlich vertreten, von denen es im Hebräerbrief heißt, dass Jesus sie in der Kirche vereint und versöhnt hat – und dass er die Mauer zwischen ihnen zum Einsturz brachte.

Jakobus, der Bruder des Herrn, wird der erste Bischof von Jerusalem. Er wird der erste Oberhirte der jüdischen Gemeinschaft, die glaubt, dass Jesus der verheißene Messias war. Er war kein Apostel Jesu gewesen. Die zwölf Apostel hingegen gingen bald hinaus in die ganze Welt, um diesen Glauben unter allen Völkern zu verbreiten.«

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Paul Badde
Heiliges Land.
Auf dem Königsweg aller Pilgerreisen
FE-Medienverlag 2020
ISBN: 978-3863572709
320 Seiten; 12,80 Euro

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Der Tod Jesu – 2/5

Mit Bargil Pixner OSB und Paul Badde auf dem Weg der Kreuzigung Jesu:

Er wird also auf dieses Kreuz geworfen. Die Nägel bohrten sich durch seine Hände. Allein der Klang der Hammerschläge peinigte das Trommelfell seiner Mutter wie ein Schwert, das in ihre Seele fuhr. Die Mitte der Handfläche wäre viel zu schwach, einen Menschen zu halten. Darum wurde der Nagel darunter in den Rist, unterhalb des Gelenks, eingeschlagen. Da ist die Hand viel kräftiger. Es waren grausamste Qualen.

Als die Annagelung fertig war und er beinahe wieder in Ohnmacht fiel, wurde dieser Balken mit Hilfe einer Leiter, die dort war, von Soldaten an Seilen hochgezogen auf den Senkrechtbalken. Oben war eine Art Gabelung, da wird ein Seil darübergeworfen, und dann wird es hochgezogen und kommt an Ort und Stelle.

Wie er dann droben ist, wird oben der Titulus mit dem Grund seiner Verurteilung angenagelt. Dieser Querbalken wird dann mit Stricken festgemacht. Schließlich werden auch die Füße angenagelt. Dafür war da eine Art Höcker, der aus dem Stamm herausragt. Da wird ein einziger Nagel durch beide Füße in dieses Holz geschlagen. Nun hängt Jesus am Kreuz. Es ist furchtbar. Man muss sich das so vorstellen:

Er hängt an den Händen und immer wieder sackt er zusammen. Beim Zusammensacken klemmt die Lunge ein, dass er fast daran erstickt. Um nicht zu ersticken, muss er sich wieder hochziehen. Hebt er sich wieder hoch, mit den Beinen über die angenagelten Füße, für eine Zeitlang, dann sackt er auch schon wieder zusammen.

So geht es hin und her, hinauf und herab. Eine furchtbare Qual. Jesus ist dann ›zu früh‹ gestorben. Nach der Geißelung, nach der Dornenkrönung und allem, was er mitgemacht hat, war er nach sechs Stunden schon tot. Den Verbrechern neben ihm, die vor Beginn des Sabbats immer noch nicht tot waren, hat man nach seinem Tod die Beine zerschlagen, damit sie sich nicht mehr aufrichten konnten. Danach erstickten sie einfach bei den durchhängenden Armen und der eingequetschten Lunge.

Bei Jesus ist das nicht geschehen. Jesus hat man mit einer Lanze durchbohrt, um zu sehen, ob er wirklich tot war. E in Offizier stößt die Lanze in sein Herz, da kommt Blut und Wasser heraus; das Blut zersetzt sich schon. Er war tot, eindeutig.«

»Als Jesus hier hing, in welche Richtung hat er da geschaut?«

»Über die Mauer hinweg, Richtung Stadt und Tempel.«

»Sein letzter Blick ging auf den Tempel, in den ihn Maria schon als Kind getragen hatte?«

»Ja, sehr wahrscheinlich. Das wollten sich die Römer bei diesem König der Juden sicher nicht nehmen lassen. Er schaute wohl nach Osten, auf den Tempel. Diesem letzten Blick entspricht auch sein letztes großes Gebet:
›Eli, eli, lama sabatanu‹ – Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Dabei schaut er auf den Tempel hin. Es ist der 22. Psalm, der so anfängt und der am Schluss mit einem großen Lobpreis Gottes endet. Am Schluss heißt es da: ›Es ist vollbracht!‹ – Doch Gott hat hier alles vollbracht.

Diesen Psalm hat er gebetet mit Unterbrechungen, wie seine Lunge es zuließ. Wenn die Kraft ausging, hat er den Psalm schweigend weitergebetet. ›Mich dürstet‹ findet sich auch in diesem Psalm. ›Die Zunge klebt mir am Gaumen.‹ Alles ist in diesem Psalm 22 drin.

Dann bringt man ihm Essigwasser. Er nippt davon. Er betet dann immer weiter. Dann schaut er herunter. Der Tod kommt näher.

In diesem Psalm 22 heißt es auch: ›Du hast mich aus der Mutter gezogen. Ich bin dein von Jugend auf, von Kindheit an.‹ Da sieht er die Mutter unter sich und sieht, wie Johannes dort steht – und er sagt zu ihnen: ›Mutter, sieh da, dein Sohn‹, und zu dem Apostel: ›Sohn, sieh da, deine Mutter!‹ –

Diese Szene berührt mich ungeheuerlich. Denn diese zwei Familien, musst du wissen, die Familie
Jesu und die Familie der Zwölf standen sich fremd gegenüber: die Brüder in Nazareth und seine zwölf Jünger in Kapharnaum.

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Paul Badde
Heiliges Land.
Auf dem Königsweg aller Pilgerreisen
FE-Medienverlag 2020
ISBN: 978-3863572709
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Der Tod Jesu – 1/5

Mit Bargil Pixner OSB und Paul Badde auf dem Weg der Kreuzigung Jesu:

»Bemerkenswert eindrücklich ist diese Stunde von Gerhard Kroll im Jahr 1964 in Leipzig in seinem Buch ›Auf den Spuren Jesu‹ beschrieben worden«, sagte Bargil.

»Der Mann hatte die DDR nie verlassen und wurde doch einer der besten Kenner des Heiligen Landes. Erst nach dem Fall der Mauer hat er mich einmal hier besucht und gesagt, er hätte sich in seinem Standardwerk nur einmal bei einer Treppe um ein paar Stufen vertan. Bei vielen Orten klingen seine Beschreibungen wie Augenzeugenberichte. Er war ein grandioser Wissenschaftler und ein genialer Visionär. Leider ist er schon gestorben. Doch warte, die Stelle über Christi Tod muss ich dir kurz vorlesen.«

Pater Gerhard Kroll SJ (geb. 1914 in Oppeln, gest. 1997 in Berlin) war seit 1940 Priester der Gesellschaft Jesu. Eine Predigt zum Thema „Hat Jesus gelebt?“ wurde zur Geburtsstunde seines viele Auflage erlebenden Buches „Auf den Spuren Jesu“ (1964). Das konkurrenzlose Standardwerk beinhaltet einen einzigartigen Fundus an Informationen zur Zeit und zum Leben Jesu. Obwohl Kroll damals, zur DDR-Zeit, niemals das Heilige Land besuchen konnte, gelang es ihm durch fortlaufende Forschungen und Sammlungen der Zeugnisse Jesu Christi im Heiligen Land das Leben Jesu in seiner Gesamtheit historisch zu belegen. – Leider ist dieses Buch heute nur noch antiquarisch zu erhalten.

Bargil hatte sie extra in die Grabeskirche mitgenommen, als Fotokopie aus dem dicken alten Buch aus seiner Zelle.

»›Am frühen Nachmittag begann im Tempel die feierliche Liturgie zur Vorbereitung des Pessachfestes‹ schrieb Gerhard Kroll also über diese Stunde.
›Vor den Augen des Hohepriesters wurde ein makelloses Opferlamm geschlachtet. Dann versammelten sich die Ältesten der vierundzwanzig Priesterordnungen, und es begann das hochheilige Sühneritual des Pascharüsttages.

Josephus schätzt die Zahl der Lämmer, die dabei geschlachtet wurden, auf 18.000. –

Posaunen und Hornsignale verkündeten weithin hörbar das große Ereignis, dass Gott an seinem blutbesprengten Opferaltar mit seinem Volk Frieden und Versöhnung schloss – während draußen vor dem Tor der Stadt das wahre Lamm Gottes verblutete, von seinem Volk nicht erkannt, von seinen Jüngern verlassen, nur von einigen Frauen und einem Apostel beweint.‹«

»Wie müssen wir uns die Kreuzigung konkret vorstellen?«

»Nach meinen Berechnungen wird Jesus gekreuzigt um 9 Uhr. Um 12 Uhr ist diese so genannte Finsternis, es verdunkelt sich alles. Gegen 3 Uhr nachmittags stirbt Jesus. Sechs Stunden hat die Kreuzigungsqual gedauert. Die Frauen, denke ich mir, die Jesus gefolgt waren, durften wohl nicht mit auf den Berg, höchstens seine Mutter. Alle anderen mussten drunten im Tal bleiben, da ging ein Weg vorbei entlang der zweiten Mauer, die vom Süden nach Norden ging. Jesus wurden die Kleider abgenommen.

Er wird dann hingeworfen, nackt – vielleicht hat er ein Lendentuch gehabt, vielleicht auch nicht. Das Turiner Grabtuch zeigt einen splitterfasernackten Mann.

Bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts waren öffentliche Hinrichtungen auch in Europa vor allem darum so beliebt, weil viele zur Richtstätte kamen, um die letzte Erektion des Gehenkten im Augenblick des Todes zu beobachten und zu beklatschen. Gekreuzigte in der Antike waren nackt; sie bekamen für ihre letzte Zurschaustellung kein Lendentuch umgebunden.

Die Römer wussten, womit sich die Menschen am ehesten ergötzen und unterhalten ließen.

Manche meinen zwar, Pilatus habe hier die jüdischen Sitten berücksichtigt. Doch andere gut dokumentierte Vorkommnisse seiner Amtszeit zeigen, dass er darauf herzlich gepfiffen hat. Wir wissen also nicht, ob Jesus völlig nackt war oder nicht, ob man ihn so entblößt an den Pfahl genagelt hat, wie seine Mutter ihn geboren hat. Es ist gut möglich, als ultimative Demütigung. Wir können uns die Fleischwerdung Gottes jedenfalls bis zu seinem letzten Atemzug nicht drastisch genug vorstellen.

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Paul Badde
Heiliges Land.
Auf dem Königsweg aller Pilgerreisen
FE-Medienverlag 2020
ISBN: 978-3863572709
320 Seiten; 12,80 Euro

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So etwas stand noch nie auf einem Buch-Cover – Buchempfehlung

Unterwegs zum Paradies

Ein solches Gebetbuch gab es noch nie.
Paul Badde reist dem Erlöser als Reporter hinterher.
Was wie ein Roman beginnt,
führt zwischen Krieg und Frieden
zu vergessenen Räumen und Schätzen
und in die Herzkammern Jerusalems,
der „Stadt des großen König“
wie Jesus von Nazareth den Ort seines Todes nannte,
den er hier auch überwunden hat.
Ein Buch über Wunder und Wege,
auf denen sich in jedem Tal und auf jedem Hügel
ein Fenster zum Paradies hin öffnet.

 

Paul Badde
Heiliges Land.
Auf dem Königsweg aller Pilgerreisen
FE-Medienverlag 2020
ISBN: 978-3863572709
320 Seiten; 12,80 Euro

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Christus

(für alle, die heute Namenstag haben)

Wie hingerissen pilgernde Kroaten
Vielleicht vor unserer Vera Ikon stehen.
Der sie, unersättlich, sich in Sehnsucht nahten,
Betrachtend stehen und noch im Weitergehen
Sich sagen:
„Herr und Christ – so hat hinieden
Einmal Dein heilig Antlitz ausgesehen!“

(Dante. Göttliche Kommödie)

Volto Santo Manoppello – Paul Badde. Christus, das Gesicht der Barmherzigkeit

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„Gott ist unbequem“ – Buchbesprechung

Zunächst klingt der Titel des vorliegenden Buches, „Gott ist unbequem“, ein bisschen unheimlich. Dann aber merkt der Leser, dass es stimmt: Der Katholizismus ist kein Zuckerschlecken, sondern eine große Herausforderung. Darin besteht das Abenteuer, das Aufregende an einem katholischen Leben.

Autor von „Gott ist unbequem“ ist Ulrich L. Lehner, der an der Universität Notre Dame in den Vereinigten Staaten von Amerika lehrt. Immer wieder greift er in seinem Buch auf Erfahrungen aus seinen Vorlesungen zurück.

Prämisse des Buches ist das allgemeine Gottesbild in unserer Wohlfühlgesellschaft. Lehners Studenten hatten bisher „noch nie jemanden so etwas Unbequemes sagen gehört wie ‚Gott ist nicht nett‘ oder ‚Gott ist nicht lieb‘ oder ‚Gott ist nicht zum Kuscheln da‘. Meine Spitze hatte den zentralen Glaubenssatz getroffen, der uns von der Popkultur, sozialen Medien und leider auch vielen Kirchenvertretern eingetrichtert wird: Wenn Gott existiert, dann ist er ‚ganz lieb‘ und tut, worum wir ihn bitten. Er ist kein Gott der Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit, sondern der Gott des Wohlfühlens. Man kann mit ihm alles aushandeln, wie mit einem freundlichen Verkäufer auf einem Basar. Für alles findet dieser Gott eine Entschuldigung, sei es Ehebruch, Pornografie, Gier oder Geiz.

Starke Aussagen wie diese machen das Buch zu einer schönen Leseerfahrung. „Christliche Liebe verlangt von uns aber auch Hass – ja, das tut sie, aber nicht den Hass auf eine Person, sondern den Hass auf die Sünde.“ Eine alte katholische Wahrheit, die man kaum noch hört.

Von kleineren Schwächen abgesehen, speziell auf dem Feld biblischer Theologie, ist „Gott ist unbequem“ sehr zu empfehlen. Gerade die aristotelisch-thomistische Prägung durch die Philosophie des moderaten Realismus, die immer wieder durchscheint, auch ohne ausdrücklich so bezeichnet zu werden, hilft dabei.

(von Martin Bürger bei kathnews)

Gott ist unbequem
von Ulrich L. Lehner
Herder-V. 2019
Kartoniert
208 Seiten, 16 Euro
ISBN 978-3451031656

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Heilige Maria Magdalena – 22. Juli

Botin der Auferstehung Jesu

Eine biblische Frau Maria von Magdala (+ um 50 n. Chr.), die Jesus von der Besessenheit durch böse Geister befreit hat und die nach der Auferstehung des Herrn einer Engelserscheinung gewürdigt und von Engeln beauftragt wurde, Botin der Auferstehung für die Apostel zu sein, das ist Maria Magdalena.

Im Kreise der galiläischen Jüngerinnen Jesu war sie die Anführerin, denn alle Evangelisten nennen sie immer an erster Stelle, noch vor den Müttern der Apostel, wenn sie von diesen getreuen Nachfolgerinnen Jesu sprechen. Ihre Heimat Magdala, zwischen Tiberias und Kapharnaum am Westufer des Sees Genesareth gelegen, hat ihr den Beinamen Magdalena gegeben, um sie von den anderen Marien im Gefolge Jesu zu unterscheiden. Sie muss Schmerzliches gelitten haben, bis der Messias sie aus der Gewalt von sieben Dämonen befreite (vgl. Mk 16,9). Völlig unberechtigt ist wohl die Behauptung, sie sei infolge eines sündhaften Lebenswandels zur Strafe von Besessenheit getroffen worden.

Es entspricht der dankbaren Liebe Magdalenas gegenüber ihrem grössten Wohltäter, wenn sie auch in jener Frauengruppe als die Führerin aufscheint, die am Karfreitag zuletzt vom Grabe Jesu wegging (vgl. Mt 27,61; Mk 15,47) und am Ostermorgen zuerst dorthin zurückkehrte. Die Liebe trieb sie zum Grabe Jesu hin. Magdalena war wohl am stärksten vom Anblick des leeren Grabes Jesu erschüttert worden, hat sich aber auch am schnellsten so weit gefasst, dass sie sich sagte: Hier genügt es nicht, dass wir Frauen Zeuginnen des leeren Grabes sind, das geht vielmehr alle an, die an den Herrn geglaubt haben, in erster Linie die Apostel. So trennte sie sich von den Freundinnen, die noch länger am Grabe verweilten, und rannte in die Stadt zurück, um das Entsetzliche, nämlich den vermuteten Leichenraub, zu melden.

[…]

Aus der Ostersequenz VICTIMAE PASCHALI LAUDES:

Dic nibis, Maria: quid vidisti in via?
O Magdalena künd uns an, was staunend deine Augen sahn.

[…]

(Ferdinand Holböck)

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