Commemoratio Septem Dolorum B.M.V.

Freitag nach dem ersten Passionssonntag

In der Passionszeit gedenkt die Kirche nicht bloß des Leidens des Heilandes, sondern auch der Schmerzen seiner gebenedeiten Mutter. Maria stand heldenmütig unter dem Kreuze, als ihr göttlicher Sohn den Opfertod starb; sie erduldete unblutigerweise alle seine Martern an der Seele und nahm so den innigsten Anteil an dem welterlösenden Opfertod Christi.

Gedächtnis der Sieben Schmerzen der allerseligsten Jungfrau Maria

Stabat Mater dolorosa
Juxta Crucem lacrimosa,
Dum pendebat Filius.

Christi Mutter stand mit Schmerzen
Bei dem Kreuz und weint´ von Herzen,
Als ihr lieber Sohn da hing.

Cujus animam gementem,
Contristatam et dolentem
Pertransivit gladius.

Durch die Seele voller Trauer,
Seufzend unter Todesschauer,
Jetzt das Schwert des Leidens ging.

O quam tristis et afflicta
Fuit illa benedicta
Mater Unigeniti!

Welch ein Weh der Auserkornen,
Da sie sah den Eingebornen,
Wie er mit dem Tode rang!

Quæ mærebat et dolebat,
Pia Mater, dum videbat
Nati pœnas inclyti.

Angst und Trauer, Qual und Bangen,
Alles Leid hielt sie umfangen,
Das nur je ein Herz durchdrang.

Quis est homo, qui non fleret,
Matrem Christi si videret
In tanto supplicio?

Wer könnt´ohne Tränen sehen
Christi Mutter also stehen
In so tiefen Jammers Not?

Quis non posset contristari,
Christi Matrem contemplari
Dolentem cum Filio?

Wer nicht mit der Mutter weinen,
Seinen Schmerz mit ihrem einen,
Leidend bei des Sohnes Tod?

Pro peccatis suæ gentis
Vidit Jesus in tormentis
Et flagellis subditum.

Ach, für Seiner Brüder Schulden
Sah sie Jesus Marter dulden,
Geißeln, Dornen, Spott und Hohn.

Vidit suum dulcem Natum
Moriendo desolatum,
Dum emisti spiritum.

Sah Ihn trostlos und verlassen
An dem blut´gen Kreuz erblassen,
Ihren lieben einz´gen Sohn.

Eja, Mater, fons amoris,
Me sentire vim doloris
Fac, ut tecum lugeam.

Gib, o Mutter, Born der Liebe,
Daß ich mich mit dir betrübe,
Daß ich fühl die Schmerzen dein.

Fac, ut ardeat cor meum
In amando Christum Deum,
Ut sibi complaceam.

Daß mein Herz von Lieb entbrenne,
Daß ich nur noch Jesus kenne,
Daß ich liebe Gott allein.

Sancta Mater, istud agas,
Crucifixi fige plagas
Cordi meo valide.

Heil´ge Mutter, drück die Wunden,
Die dein Sohn am Kreuz empfunden,
Tief in meine Seele ein.

Tui Nati vulnerati,
Tam dignati pro me pati,
Pœnas mecum divide.

Ach, das Blut, das Er vergossen,
Ist für mich dahingeflossen;
Laß mich teilen Seine Pein.

Fac me tecum pie flere,
Crucifixo condolere,
Donec ego vixero.

Laß mit dir mich herzlich weinen,
Ganz mit Jesu Leid vereinen,
Solang hier mein Leben währt.

Juxta Crucem tecum stare
Et me tibi sociare
In planctu desidero.

Unterm Kreuz mit dir zu stehen,
Dort zu teilen deine Wehen,
Ist es, was mein Herz begehrt.

Virgo virginum præclara,
Mihi jam non sis amara:
Fac me tecum plangere.

O du Jungfrau der Jungfrauen,
Wollst in Gnaden mich anschauen,
Laß mich teilen Deinen Schmerz.

Fac, ut portem Christi mortem,
Passionis fac consortem
Et plagas recolere.

Laß mich Christi Tod und Leiden,
Marter, Angst und bittres Scheiden
Fühlen wie dein Mutterherz.

Fac me plagis vulnerari,
Fac me Cruce inebriari
Et cruore Filii.

Mach, am Kreuze hingesunken,
Mich von Christi Blute trunken
Und von Seinen Wunden wund.

Flammis ne urar succensus,
Per te, Virgo, sim defensus
In die judicii.

Daß nicht zu der ew´gen Flamme
Der Gerichtstag mich verdamme,
Sprech für mich dein reiner Mund.

Christe, cum sit hinc exire,
Da per Matrem me venire
Ad palmam victoriæ.

Christus, um der Mutter Leiden
Gib mir einst des Sieges Freuden
Nach des Erdenlebens Streit.

Quando corpus morietur,
Fac, ut animæ donetur
Paradisi gloria. Amen.

Jesus, wann mein Leib wird sterben,
Laß dann meine Seele erben
Deines Himmels Seligkeit! Amen.

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Wer ist dieser, der da Sünden vergibt?

Evangelium am Donnerstag in der Passionszeit

In jener Zeit bat ein Pharisäer Jesus, daß Er bei ihm speise. Er ging in das Haus des Pharisäers und setzte Sich zu Tisch. Nun lebte in jener Stadt eine Frau, eine Sünderin (nach der Auffassung, wie sie in der Liturgie zum Ausdruck kommt, Maria Magdalena). Als sie erfuhr, daß Er in dem Hause des Pharisäers zu Tische sei, brachte sie ein Alabastergefäß mit Salböl und trat hinter Ihn zu Seinen Füßen. Sie benetzte Seine Füße mit ihren Tränen, trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes, küßte Seine Füße und salbte sie mit der Salbe. Als der Pharisäer, der Ihn geladen hatte, dies sah, sprach er bei sich: «Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüßte Er, wer und was für eine diese Frau ist, die Ihn berührt; sie ist ja eine Sünderin.» Da redete ihn Jesus an und sprach:

„Simon, Ich habe dir etwas zu sagen.“

„Meister, rede“, entgegnete dieser.

„Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner; der eine war ihm fünfhundert Denare (Ein Denar = etwa 75 Pfennig) schuldig, der andere fünfzig. Da sie nicht bezahlen konnten, schenkte er beiden die Schuld. Welcher von ihnen wird ihn nun mehr lieben?“

Simon antwortete: „Ich glaube der, dem er mehr geschenkt hat.“

Du hast recht geurteilt„, entgegnete Er ihm. Dann wandte er sich zu der Frau und sprach zu Simon:

„Siehst du diese Frau? Ich kam in dein Haus, und du hast Mir kein Wasser für Meine Füße gegeben; sie aber hat Meine Füße mit Tränen benetzt und sie mit ihren Haaren getrocknet. Du hast Mir keinen Kuß gegeben; diese aber hat, seitdem sie hereinkam, nicht aufgehört, Meine Füße zu küssen. Du hast Mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; diese aber hat Meine Füße mit Salbe übergossen. Darum sage Ich dir: Ihr werden viele Sünden vergeben, weil sie viel geliebt hat; wem aber weniger vergeben wird, der liebt auch weniger.“

Dann sprach Er zu ihr:

„Deine Sünden sind dir vergeben.“

Da sprachen die Tischgenossen zueinander:

„Wer ist Dieser, daß Er sogar Sünden vergibt?“

Er aber sprach zu der Frau:

„Dein Glaube hat dir geholfen, gehe hin in Frieden.“

(Lukas 7,36-50)

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Widerstehe doch der Sünde

Cantata BWV 54 – (Johann Sebastian Bach)

Widerstehe doch der Sünde,
Widerstehe doch der Sünde,
Sonst ergreifet dich ihr Gift.
Sonst ergreifet dich ihr Gift.
Sonst ergreifet dich ihr Gift.
Widerstehe doch der Sünde,
Widerstehe doch der Sünde,
Sonst ergreifet dich ihr Gift.
Widerstehe!
Widerstehe doch der Sünde,
Sonst ergreifet dich ihr Gift.
Widerstehe doch der Sünde,
Sonst ergreifet dich ihr Gift.

Laß dich nicht den Satan blenden;
Denn die Gottes Ehre schänden,
Trifft ein Fluch, der tödlich ist.
Laß dich nicht den Satan blenden;
Denn die Gottes Ehre schänden,
Trifft ein Fluch, der tödlich ist.

Widerstehe doch der Sünde,
Widerstehe doch der Sünde,
Sonst ergreifet dich ihr Gift.
Sonst ergreifet dich ihr Gift.
Sonst ergreifet dich ihr Gift.
Widerstehe doch der Sünde,
Widerstehe doch der Sünde,
Sonst ergreifet dich ihr Gift.
Widerstehe!
Widerstehe doch der Sünde,
Sonst ergreifet dich ihr Gift.
Widerstehe doch der Sünde,
Sonst ergreifet dich ihr Gift.

Die Art verruchter Sünden
Ist zwar von außen wunderschön;
Allein man muss
Hernach mit Kummer und Verdruss
Viel Ungemach empfinden.
Von außen ist sie Gold;
Doch, will man weiter gehn,
So zeigt sich nur ein leerer Schatten
Und übertünchtes Grab.
Sie ist den Sodomsäpfeln gleich,
Und die sich mit derselben gatten,
Gelangen nicht in Gottes Reich.
Sie ist als wie ein scharfes Schwert,
Das uns durch Leib und Seele fährt.

Wer Sünde tut, der ist vom Teufel,
Wer Sünde tut, der ist vom Teufel,
Denn dieser hat sie aufgebracht.
Denn dieser hat sie aufgebracht.
Doch wenn man ihren schnöden Banden
Mit rechter Andacht widerstanden,
Mit rechter Andacht widerstanden,
Hat sie sich gleich davongemacht.
Doch wenn man ihren schnöden Banden
Mit rechter Andacht widerstanden,
Mit rechter Andacht widerstanden,
Hat sie sich gleich davongemacht.
Wer Sünde tut, der ist vom Teufel,
Wer Sünde tut, der ist vom Teufel,
Denn dieser hat sie aufgebracht.
Denn dieser hat sie aufgebracht.

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Ein jeder lasse ab von seinem schlimmen Wandel

Lesung am Montag in der Passionszeit

In jenen Tagen erging das Wort des Herrn abermals an Jonas, also:

„Mache dich auf und begib dich in die große Stadt Ninive und verkünde dort die Botschaft, die Ich dir mitteile.“

Jonas machte sich auf und ging nach Ninive gemäß dem Wort des Herrn. Ninive aber war eine große Stadt, drei Tagesreisen im Umfang. Jonas begann also in die Stadt hineinzugehen, eine Tagreise weit. Er rief und sprach:

„Noch vierzig Tage, dann wird Ninive zerstört werden.“

Da glaubten die Bewohner von Ninive an Gott, riefen ein Fasten aus, und alle, groß und klein, zogen Bußkleider an. Auch zu dem König in Ninive drang die Kunde. Er verließ seinen Thron, legte seinen Mantel ab, zog ein Bußkleid an und setzte sich in Asche. Dann ließ er in Ninive ausrufen und als Befehl des Königs und seiner Großen Folgendes verkünden:

„Menschen und Tiere, Rinder und Schafe sollen nichts genießen, weder auf die Weide gehen noch Wasser trinken: vielmehr sollen sich Menschen und Tiere in Bußkleider hüllen und mit Macht den Herrn anrufen. Ein jeder lasse ab von seinem schlimmen Wandel und von dem Frevel, der an seinen Händen klebt. Vielleicht wendet Sich Gott uns wieder zu, verzeiht und steht ab von Seinem grimmen Zorne, so daß wir nicht zu Grunde gehen.“

Und Gott sah ihre Werke, und wie sie sich bekehrten von ihrem bösen Wandel; und es erbarmte Sich Seines Volkes der Herr, unser Gott.

(Jona 3,1-10)

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Passionssonntag – Passionszeit

Um ihren Schmerz über das Leiden und den Tod ihres Bräutigams noch mehr zu bekunden, läßt die Kirche in den Tagesmessen der Passionszeit im Stufengebet den Psalm Judica, der in freudigem Jubel ausklingt und im Introitus des Passionssonntags wiederkehrt, wegfallen und das Gloria Patri, den frohen Lobruf an die heiligste Dreifaltigkeit, verstummen.

Auch Altarkreuz und Altarbilder werden mit dunklen Tüchern verhängt, um so an die Erniedrigung des Erlösers zu erinnern und das Bild des Gekreuzigten um so tiefer in unsre Herzen zu prägen:
– Altarkreuze bleiben verhüllt bis nach der Kreuzverehrung am Karfreitag,
– Altarbilder bis zum Gloria der Osternacht.

Judica me, Deus, et discerne causam meam de gente non sancta:

Schaff Recht mir, Gott,
und führe meine Sache gegen ein unheiliges Volk;
von frevelhaften, falschen Menschen rette mich;
denn Du bist ja mein Gott und meine Stärke.
Send mir Dein Licht und Deine Wahrheit,
daß sie zu Deinem hl. Berg mich leiten
und mich führen in Dein Zelt.

(Introitus, Ps. 42,1-2)

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Mariä Verkündigung – 25. März

Am Fest Mariä Verkündigung wird die der allerseligsten Jungfrau Maria vom Erzengel Gabriel verkündete Botschaft, daß sie zur Mutter Gottes auserwählt ist, gefeiert.

Wo befand sich die allerseligste Jungfrau Maria, als ihr der Erzengel Gabriel erschien?

Die allerseligste Jungfrau Maria befand sich, als ihr der Erzengel Gabriel erschien, in Nazareth, einer Stadt Galiläas.

Auf welche Weise grüßte der Erzengel Gabriel die allerseligste Jungfrau Maria, als er ihr erschien?

Als der Erzengel Gabriel der allerseligsten Jungfrau Maria erschien, richtete er jene Worte an sie, mit denen wir sie jeden Tag grüßen: »Gegrüßet seist du, voll der Gnade, der Herr ist mit dir; du bist gebenedeit unter den Weibern!«

Wie verhielt sich die allerseligste Jungfrau Maria bei den Worten des Erzengels Gabriel?

Bei den Worten des Erzengels Gabriel erschrak die allerseligste Jungfrau Maria, weil sie eine Begrüßung mit neuen und auszeichnenden Titeln hörte, deren sie sich für unwürdig hielt.

Welche Tugenden zeigte die allerseligste Jungfrau Maria besonders bei der Botschaft des Erzengels Gabriel?

Bei der Botschaft des Erzengels Gabriel zeigte die allerheiligste Jungfrau Maria besonders: wunderbare Reinheit, tiefe Demut und vollkommenen Glauben und Gehorsam.

Wie gab die allerseligste Jungfrau Maria bei der Botschaft des Erzengels Gabriel ihre große Liebe zur Reinheit zu erkennen?

Die allerseligste Jungfrau Maria gab bei der Botschaft des Erzengels Gabriel ihre große Liebe zur Reinheit durch ihre Sorge zu erkennen, die Jungfräulichkeit zu bewahren, eine Sorge, die sie sogar in dem Augenblick zeigte, als sie hörte, daß sie zur Würde der Mutter Gottes bestimmt sei.

Wie gab die allerseligste Jungfrau Maria bei der Botschaft des Erzengels Gabriel ihre tiefe Demut zu erkennen?

Die allerseligste Jungfrau Maria gab bei der Botschaft des Erzengels Gabriel ihre tiefe Demut mit den Worten zu erkennen: »Siehe, ich bin die Magd des Herrn!« Sie sprach diese Worte, während sie Mutter Gottes wurde.

Wie zeigte die allerseligste Jungfrau Maria bei der Botschaft des Erzengels Gabriel ihren Glauben und ihren Gehorsam?

Die allerseligste Jungfrau Maria zeigte bei der Botschaft des Erzengels Gabriel ihren Glauben und ihren Gehorsam, indem sie sprach: »Mir geschehe nach deinem Worte!«

Was geschah in dem Augenblick, in dem die allerseligste Jungfrau Maria einwilligte, Mutter Gottes zu sein?

In demselben Augenblick, in dem die allerseligste Jungfrau Maria einwilligte, Mutter Gottes zu sein, ist die zweite Person der allerheiligsten Dreifaltigkeit in ihrem Schoß Fleisch geworden und hat durch das Wirken des Heiligen Geistes einen Leib und eine Seele angenommen, wie wir sie haben.

Was lehrt die allerseligste Jungfrau Maria bei ihrer Verkündigung?

Die allerseligste Jungfrau Maria lehrt uns bei ihrer Verkündigung: 1. besonders die Jungfrauen, den Schatz der Jungfräulichkeit über alles hochzuschätzen; 2. daß wir uns alle mit großer Reinheit und Demut auf den Empfang Jesu Christi in der heiligen Kommunion vorbereiten müssen; 3. daß wir uns bereitwillig dem Willen Gottes unterwerfen müssen.

Was sollen wir tun am Fest Mariä Verkündigung?

Am Fest Mariä Verkündigung sollen wir drei Dinge tun:

1. mit tiefer Ehrfurcht das Wort anbeten, das für unser Heil Fleisch geworden ist, und ihm für eine so große Wohltat danken;

2. die allerseligste Jungfrau Maria wegen der ihr verliehenen Würde als Mutter Gottes selig preisen und sie als unsere Herrin und Fürsprecherin ehren;

3. uns vornehmen, immer mit großer Ehrfurcht und Andacht den Englischen Gruß, gewöhnlich Ave Maria genannt, zu beten.

Aus: Hl. Pius X. „Kompendium der christlichen Lehre“

Ave Maria gratia plena.

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Auf den Spuren von Kardinal Nguyen Van Thuan

Einer der beiden Autor des vorliegenden Buches ist der aus Belgien stammende Priester Stefaan Lecleir. In seiner Zeit als Programmdirektor von „Radio Maria Nederland“ (2010-13) führte er zahlreiche Gespräche mit der Co-Autorin, der leiblichen Schwester des aus Vietnam stammenden Kardinals Nguyen Van Thuan, Frau Elisabeth Nguyen Thi Thu Hong. In der Folge dieser Begegnungen entstand einige Jahre später diese eindrucksvolle Lebensgeschichte.

François-Xavier Nguyen Van Thuan wurde am 17. April 1928 in Vietnam in eine katholische Familie geboren. Er trat ins Priesterseminar ein und wurde 1953 zum Priester geweiht. Seine Studien setze er danach in Rom bis zu seiner Promotion fort. Wieder in seiner in der Heimat zurückgekehrt, wurde er Professor am Priesterseminar, dann Generalvikar der Diözese Hue und Bischof der Diözese Nha Trang (1967).

Als er am 15. August 1975, kurz nachdem er von Papst Paul VI. zum Koadjutor des Erzbischofs von Saigon ernannt war, wurde er zunächst als freier Mann von den kommunistischen Behörden vorgeladen. Dann wurde ihm vorgeworfen, als Spion des Vatikans und für andere ausländische Mächte tätig zu sein.

Nur Stunden später wird Van Thuan als Gefangener, ohne jegliches persönliche Eigentum von den Vietkong (kommunistische Machthaber) inhaftiert. Es beginnt ein 13 Jahre andauernder, schmerzhafter und zermürbender Überlebenskampf, den der Bischof ohne Prozess und ohne Verurteilung, zwischen Hausarrest, neunjähriger Isolationshaft, Gefangenenlagern und Folter jeglicher Art zu überstehen hatte.

Als François-Xavier Nguyen Van Thuan am 21. November 1988 endlich frei kam, wurde er sofort des Landes verwiesen. Er flüchtete nach Rom ins Exil. 1994 wurde er Vizepräsident und 1998 Präsident der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden (Justitia et Pax). 2001 kreierte ihn Papst Johannes Paul II. zum Kardinal. Am 16. September 2002 erlag Kardinal Nguyen Van Thuan einer heimtückischen, seltenen Krebserkrankung.

Sein Seligsprechungsprozess begann am 8. März 2010. Am 4. Mai 2017 genehmigte Papst Franziskus das Dekret, mit dem François-Xavier Nguyen Van Thuan für ehrwürdig erklärt wurde.

Wer in dreizehn Jahren in kommunistischer Gefangenschaft nicht zerbricht, muss entweder eine starke Persönlichkeit sein oder über einen festen, durch nichts zu erschütternden Glauben verfügen. Auf François-Xavier Nguyen Van Thuan trifft beides eindeutig zu. Der frühere Bischof von Saigon galt bereits während des Vietnamkrieges vielen Christen seiner Diözese als tiefgläubige und inspirierende Persönlichkeit. Dies umso mehr, als er nach der Niederlage Südvietnams gegen die Vietkong zum Gefangenen des kommunistischen Regimes wurde. Hier galt er ihnen als eine Art „lebender Märtyrer“.

Während seiner langen Gefangenschaft gelang es François-Xavier Nguyen Van Thuan immer wieder, handgeschriebene kurze Botschaften, die sein Volk nicht verzweifeln lassen sollten, hinauszuschmuggeln. Diese Papierfetzen wurden von den Vietnamesen als Kopien weiterverbreitet. Später wurde daraus ein Buch, das in Deutschland bekannt wurde unter dem Titel: „Hoffnungswege. Botschaft der Freude aus dem Gefängnis“ (1993 Schönstatt, 2008 Patris-Verlag).

Das uns vorliegende Buch „Auf den Spuren von Kardinal Nguyen Van Thuan“ basiert auf zahlreichen Erinnerungen, die seine Schwester Elisabeth Nguyen Thi Thu Hong sammelte und aufzeichnete. Zusammen mit Stefaan Lecleir ist ein sensibles und menschliches Porträt entstanden. Die Leser lernen einen frommen und intelligenten Mann kennen, der trotz seines Leides mit viel Humor ausgestattet war, immer optimistisch, sehr aufmerksam und großzügig gegenüber seinen Mitmenschen.

Im ersten Teil des Buches wird seine Lebensgeschichte erzählt, während im zweiten Teil sein familiäres Umfeld beleuchtet wird. Der dritte Teil fasst die besonders turbulenten historischen Ereignisse zusammen, die sein Leben begleiteten (Zweiter Weltkrieg, Indochinakrieg, Vietnamkrieg, das kommunistische Regime).

Die Person von Kardinal Nguyen Van Thuan, ein Mann von großer Menschlichkeit und beeindruckender Widerstandskraft, wird zu einer Symbolgestalt für Gerechtigkeit, Frieden und Hoffnung in dieser leidenden Welt.

„Mein Bruder“, erzählt seine Schwester, schrieb, „dass alle Gefangenen jeweils zu zweit aneinander gekettet waren“. Sie wurden auf ein Schiff gebracht, das zuvor mit Kohle beladen war. Sie standen vor einer Reise von 1700 Kilometern.

„Das einzige Licht kam von einer Öllampe, ansonsten waren sie in völliger Dunkelheit.“ … „Er verbrachte die erste Nacht in schrecklicher Angst. Am nächsten Morgen drang ein wenig Sonnenlicht ins Schiffsinnere und er betrachtete die verzweifelten Gesichter der Gefangenen um ihn herum. Einige von ihnen riefen ihn, weil ein Mann versucht hatte, sich mit Hilfe eines Eisenkabels zu erhängen. Thuan sprach mit ihm und am Ende öffnete sich der unglückliche Gefangene seinem Rat.“

Als die Gefangenen wussten, „dass Nguyen Van Thuan unter ihnen war, kamen viele … um ihrer Not Ausdruck zu verleihen. Er verbrachte seine Zeit damit, diesen Unglücklichen zuzuhören und sie, so gut er konnte, zu trösten.“

„In der zweiten Nacht … in der Dezemberkälte des Pazifischen Ozeans, begann ich zu verstehen, dass dies für mich eine neue Etappe meiner Berufung war“, so der Bischof. „Ich verbrachte … die Reise damit, meine Mitgefangenen zu unterstützen und über die Passion Jesu zu meditieren … Nun geht es für mich darum, mit ihm extra muros zu sterben, außerhalb des heiligen Bezirks.“

Zuerst erschienen bei CNAdeutsch

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Elisabeth Nguyen Thi Thu Hong & Stefaan Lecleir
Auf den Spuren von Kardinal Francois-Xavier Van Thuan
FE-Medienverlag 2023
280 Seiten; 14,80 Euro
ISBN 9783863573690

 

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Meditationen über die Passion

Mit erstaunlicher theologischer Weisheit führt uns Susanna Tamaro in das befreiende und tröstliche Geheimnis des Mit-Leidens Gottes ein. Die Theologie lehrt zwar, dass Gott nicht zu leiden vermag, lehrt aber zugleich, dass Er sehr wohl mit-leiden kann.

Wieso? Weil der Mensch in den Augen Gottes einen derart hohen Wert besitzt, dass Er selbst beschlossen hat, unser Fleisch und Blut anzunehmen, um mit dem Menschen mit-leiden zu können.

Die 14 Stationen des Kreuzwegs sind dafür der beste Beweis.

Wie Benedikt XVI. (…) schrieb:

„Von da aus ist in alles menschliche Leiden ein Mitleidender, Mittragender hineingetreten; in jedem Leiden ist von da aus die con-solatio, der Trost der mitleidenden Liebe Gottes anwesend und damit der Stern der Hoffnung ausgegangen.“

Von diesem Ausgangspunkt aus hilft uns Susanne Tamaro zu entdecken, dass die Via Crucis, der Kreuzweg, am Ende Via consolationis, Via amoris, Via vitae ist, ein Weg des Trostes und der Liebe, ein Weg zum Leben.

(Erzbischof Giampaolo Crepaldi von Triest)

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Susanna Tamaro
Meditationen über die Passion
Christiana-V. im FE-Medienverlag 2023
72 Seiten mit 14 Abbildungen; 5 Euro
ISBN 9783717113584

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Umkehr von der Sünde, – Beichte und Buße

Wenn Gott in uns, durch uns und mit uns
ein großes Werk der Liebe vollbringen will,
dann schlägt er es uns zuerst durch die Einsprechung vor,
wir heißen es gut und schließlich stimmen wir zu.

Wie wir zur Sünde auf drei Stufen hinabsteigen
– durch die Versuchung, die Freude an ihr
und endlich die Zustimmung, –
so steigen wir auch auf drei Stufen zur Tugend empor:
durch die Einsprechung,
die das Gegenstück zur Versuchung ist,
durch die Freude an der Einsprechung,
das Gegenstück zur Freude an der Versuchung,
und schließlich durch die Zustimmung zur Einsprechung,
die das Gegenstück zur Einwilligung in die Versuchung ist.

(Franz von Sales. Philothea, 89. Kapitel)

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Die Sünde eine Schande, wenn wir sie begehen;
in Beichte und Buße umgewandelt aber
ist sie ehrenvoll und heilsam.
Reue und Beichte
sind so wohltuend,
daß sie die Häßlichkeit der Sünde
tilgen und ihren Gestank vertreiben.

(Franz von Sales. Philothea, 19. Kapitel)

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Beichten Sie immer demütig
und mit einem aufrichtigen und bestimmten Vorsatz der Besserung.
Vergessen Sie niemals
– darum aber muss ich Sie recht dringend bitten –,
bevor Sie des Morgens Ihr Zimmer verlassen,
Gott auf den Knien um seine Hilfe zu bitten,
und bevor Sie zur Ruhe gehen,
ihn um Verzeihung für Ihre Fehler anzuflehen.

(Franz von Sales. Viertes Buch,
Briefe an Freunde weltlichen und geistlichen Standes)

 

Beichtstühle in einer Römischen Kirche

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