Zum Ende von Himmerod – Die Ordnung bei der Empfehlung der Seele (3/3)

Wenn dann die Seele noch bedrängt wird, werden Psalm 117 Danket dem Herrn etc. und Psalm 118 Wohl denen etc. gebetet, der als Ganzes auf die Horen aufgeteilt ist. Nachdem sie gebetet wurden, geht der Konvent weg, wenn [der Sterbende] bis dahin noch nicht verschieden ist; und es bleibt dort mit dem Kreuz, dem Weihwasser und der angezündeten Kerze ein Priester zurück, der fähig ist, dem Sterbenden zu helfen, der ihn aufmuntert und in Abständen sanft ermahnt:
1. Dass er fest an alle Glaubensartikel, das Symbolon der Apostel glaube, und [es], wenn er kann, rezitiere.
2. Dass er auf Christus hoffe, der ihm gnädig ist aufgrund seiner Milde und durch die Wohltat der Passion, und [dass er hoffe] auf die Fürsprache der seligen Maria und aller Heiligen, die ihn ins ewige Leben begleiten werden.
3. Dass er aus ganzem Herzen einen Akt der Gottesliebe hervorlocke.
4. Dass er Trauer empfinde wegen der Liebe Gottes, die, wenn auch nur leichtest, oft von ihm verletzt wurde, sowohl gegenüber Gott, dem Herrn, als auch gegenüber dem Nächsten.
5. Dass er von Herzen allen verzeihe, die ihn auf irgendeine Weise angegriffen haben, und dass er von denen Verzeihung erbitte, die er irgendwie beleidigt hat.
6. Dass er den Schmerz und die Beschwerde der Krankheit als Strafe für seine Sünden geduldig und willig ertrage, etc.

Er kann ihm auch diese kleinen Bitten eingeben: Miserere mei Deus secundum magnam misericordiam tuam. … [etc.]

Dies und ähnliches kann ein kluger Priester, nach dem Fassungsvermögen der Person, dem Sterbenden in der Volkssprache oder lateinisch eingeben; dann [kann er auch] über ihn Kapitel 17 des Evangeliums und die Leidensgeschichte nach Johannes lesen; und auch andere Gebete über das Leiden [des Herrn] kann er beten, wie am Schluss des folgenden Kapitels [angegeben].

(Aus dem Zisterzienserritus – Rituale cisterciense Deutsch (1892)]

Zwei Mönche sind zur Zeit noch in Himmerod: Pater Stephan R. Senge, der unbedingt in Himmerod bleiben will; sowie Pater Johannes Müller, der letzte Abt des Zisterzienserkonvents Himmerod. –
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hatte angekündigt, sich selbst auf die Suche nach einer neuen Ordensgemeinschaft für Himmerod zu machen.

Klosterruine Himmerod um 1910

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Zum Ende von Himmerod – Die Ordnung bei der Empfehlung der Seele (2/3)

Nachdem sich alle also dort versammelt haben und sich gleichsam in zwei Chöre aufgeteilt um das Bett gestellt haben, besprengt der Obere, nachdem er die violette Stola empfangen hat und das Weihwasser, den Kranken und die Anwesenden, wobei er spricht Besprenge mich, etc. Dann reicht er dem Kranken das Bild des Gekreuzigten zum Kuss und richtet ihn mit gefälligen Worten in der Hoffnung auf das ewige Leben auf: Nachdem das in Kürze geschehen ist und das Bild des Gekreuzigten vor den Augen des Sterbenden aufgerichtet wurde, gibt er in seine Hand die brennende, gesegnete Kerze, wenn nötig mit Hilfe des Infirmars.

Darauf rezitiert er, nachdem er mit den Anwesenden die Knie gebeugt hat, fromm die folgende Litanei, wobei der Chor auf die einzelnen [Anrufungen] antwortet.
Kyrie eléyson. Christe eléyson. Kyrie eléyson. – … – Sancta Maria, Ora pro eo. – [etc.]

Darauf fügt er die folgenden Gebete hinzu, wenn die Seele im Todeskampf ihres Auszugs bedrängt wird. – Proficiscere, anima christiana [etc.]. – Deus misericors. – Commendo te omnipotenti Deo. – Suscipe Domine. – Commendamus tibi. – Delicta juventutis – [etc.]

Unterdessen singt der Konvent, während der Abt mit dem Kantor, dem Sakristan und dem Infirmar die obenstehenden Gebete rezitiert, wechselseitig auf einem Ton die sieben Bußpsalmen. Der Beichtvater jedoch steht dem kranken Sterbenden bei [und] spricht über ihn die Formel der letzten Absolution in dieser Form: Auctoritate Die omnipotenti … [etc.]

(Aus dem Zisterzienserritus – Rituale cisterciense Deutsch (1892)]

Himmerod. Ehemalige Abteikirche der Zisterzienser

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Zum Ende von Himmerod – Die Ordnung bei der Empfehlung der Seele (1/3)

Vor wenigen Wochen wurde das Zisterzienserkloster Himmerod aufgelassen, die verbliebenen Mönche haben sich verstreut. Verlassen zurück bleibt der Friedhof der Mönche. +
Erinnern wir uns, wie einst in den Zisterzienserklöstern die „Ordnung bei der Empfehlung der Seele“ eines sterbenden Zisterziensers gewesen ist.

Wenn der Kranke sich wirklich dem Tode nähert, wird er, bekleidet in das Mönchsgewand, wenn es machbar ist, zu Boden gelegt auf eine Matte oder grobe Decke, die über geweihte Asche in Form eines Kreuzes und eine andere Matte oder Stroh gebreitet ist. Dann schlägt der Infirmar oder sein Helfer die Tabula mit schnell aufeinander folgenden Schlägen im Kreuzgang, der Sakristan gibt in der Kirche das Zeichen mit der größeren Glocke bis zu vier Mal, das heißt ein drei Mal unterbrochenes Schlagen; und alle, die es hören, kommen schnell zum Sterbenden, indem sie mit lauter Stimme und bis zum Infirmitorium [der Krankenstation] wiederholen: Ich glaube an Gott, den Vater, den allmächtigen, etc. Der Kantor bringt das Ritualbuch mit, und der Sakristan, dem Brüder helfen, eine zweifache Stola, von der eine schwarz, die andere violett, ist, den Hirtenstab für den Abt, ein kürzeres Kreuz, eine gesegnete, brennende Kerze in der Absconsa, das Rauchfass, Kohlen, das Schiffchen und Weihwasser mit Weihwasserwedel.

Wenn das Offizium in der Kirche gesungen wird, bleiben wenige im Chor zurück, denen der Kantor einen Wink gibt, [die übrigen] gehen zum Sterbenden: Es sei denn, es handelt sich um ein vorgeschriebenes Offizium, das zu unterbrechen nicht gestattet ist. Denn wenn es ein vorgeschriebener Festtag ist, werden deswegen die Vespergottesdienste oder die Nokturnen nicht schneller gesungen. An anderen Tagen jedoch, verrichten diejenigen, die im Chor zurückbleiben, gewöhnlich schneller das begonnene Offizium und folgen sofort den anderen. Wenn sie im Kapitel sein sollten, gegen sie hinaus; wenn im Refektorium, unterbrechen sie, auch in der vierzigtägigen Fastenzeit, die Mahlzeit und kommen nach der Übergabe der Seele zurück, ohne ein neuerliches Zeichen, einen [neuerlichen] Vers oder Segen des Lesers, nehmen wieder die Lesung auf und setzen die Mahlzeit fort. Wenn sie bei der Kollatslesung sitzen, spricht der Leser bald: Du aber, Herr, und nachdem der Vers Die göttliche Hilfe gesprochen wurde, gehen sie direkt ins Infirmitorium.

(Aus dem Zisterzienserritus – Rituale cisterciense Deutsch (1892)]

Himmerod – Verlassene Chorbücher der Zisterzienser

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Jelena Tschudinowa – „Die Moschee Notre-Dame – Anno 2048“ – im Interview

Einige Ausschnitte aus einem Interview, das Barbara Wenz mit Jelena Tschudinowa für die Deutsche Tagespost geführt hat, welches am 10. November 2017 veröffentlicht wurde.

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Die Heilige Messe – die Wiege unserer ganzen Zivilisation.

Die Versuchung zu hassen ist in einem Krieg sehr groß – und ich denke, dass wir es mit einem versteckten Krieg im Zusammenhang mit der Eroberung Europas zu tun haben, der schon seit längerer Zeit geführt wird. Hass ist aber keine schöpferische Kraft! Ich wollte deshalb in erster Linie damit zeigen, in wessen Name ich lebe, auf welchem großartigen Fundament Europa aufgebaut ist, ein christlicher Kontinent. Ich wollte damit ausdrücken, dass ich liebe.

Denn ohne unseren Herrn Jesus Christus wird Europa nicht standhalten können, das sehen wir schon jetzt. Als Schriftstellerin wollte ich eben nicht nur die Bedrohung Europas durch den Dschihad zeigen, sondern auch die Schönheit dessen beschreiben, was wir beschützen müssen: Die Heilige Messe – die Wiege unserer ganzen Zivilisation.

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[Bezogen auf die Regensburger Rede von Papst Bendedikt]

Um des gesunden Menschenverstandes willen: Wir können doch nicht sagen, dass die Rede von Benedikt XVI. einen Aufruhr provoziert hätte. Es war ein Vortrag, gehalten vor einer wissenschaftlichen Zuhörerschaft. Die meisten Muslime hätten bis heute nichts davon erfahren. Die ganze Empörung war geplant. Das ist der erste Schritt, der zweite ist dann zu verfolgen, was der Papst oder jemand anders dazu sagt.

Papst Benedikt XVI. hat einmal als Modernist angefangen.
Als er sein Pontifikat antrat, war er konservativ genug. Lobet den Herrn!

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Ein europäisches Buch

Die französische Kultur ist unbestreitbar ein Teil unseres europäischen Kulturverständnisses. Die Leser meines Buches sollten dadurch erkennen: Hier geht es nicht um die Probleme Russlands oder Dänemarks, sondern dies ist ein Buch, das von Europa, von europäischen Themen handelt – scheinbar hat das auch funktioniert.

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Die Maske des Bösen

Ich gehöre in keine Schublade, es ist aber schon so, dass ich mit dem Erscheinen meines Romans es geschafft habe, das Thema Widerstand gegen den wachsenden Islamismus und militanter Islam als literarisches Thema aufzubringen. Im Untertitel des Buches „Die Moschee Notre Dame – Anno 2048“ spiele ich insbesondere auf Orwell an, denn meiner Ansicht nach hat Orwell das Genre zu einer absoluten Höhe gebracht. Allerdings, ich sage auch, dass das Böse seine Masken austauschen kann. Wenn es 1948 und auch noch im Buch „1984“, das ja aus den Fünfzigern stammt, der Kommunismus war, der eine Gefahr für die gesamte Menschheit darstellte, so ist es nun in erster Linie der militante Islam.

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Blindheit der Europäer

Ich bin sehr besorgt über die doppelten Standards des Westens im Bezug auf Russland. Im Westen ist es möglich, den Kosovo von Serbien abzutrennen, aber es kann nicht sein, dass die Krim sich von der Ukraine trennt? In Krim, in Novorossija [damit sind die separatistischen Volksrepubliken in der Ostukraine gemeint], in diesen Ländern sind keine Ukrainer, dort gibt es eine russische Bevölkerung. Im Donbass sterben die Kinder durch ukrainische Bomben – ihre Schreie werden genau so wenig gehört wie damals die Schreie der serbischen Kinder.
Ein anderes Beispiel ist die häufig wohlwollende Haltung des Westens zu den tschetschenischen Rebellen – dabei handelt es sich um ein einziges Terrornetzwerk: Tschetschenien-Afghanistan-ISIS.

Jelene Tschudinova – Foto Renovabis-Verlag

Homepage von Jelene Tschudinowa

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Das ganze Interview ist derzeit leider nicht bei der Tagespost einzusehen. Zu lesen ist es aber dennoch, z. B. hier beim kirchfahrter

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Ein weiteres Interview mit Jelena Tschudinova ist am 4. Oktober 2017 bei SEZESSION erschienen:
Die Moschee Notre-Dame – Gespräch mit der russischen Schriftstellerin Jelena Tschudinowa

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Jetzt ist es immer öfter zu hören und zu lesen:
„2050 ist Deutschland ein islamischer Staat“

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Hier geht es zur Buchempfehlung

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Leonhard von Porto Maurizio – 26. November

Sünder, woran denkst du? Bist du härter als Stein?

Der heilige Leonhard von Porto Maurizio war Franziskaner
und lebte vom 20. Dezember 1676 bis zum 26. November 1751.

Unter den Predigern, die die Aufgabe der Heilsverkündigung an alle, ernst genommen haben, ragt der heilige Leonhard von Porto Maurizio besonders hervor.

Am 20. Dezember 1676 kam in Porto Maurizio an der ligurischen Küste in Norditalien ein kleiner Junge auf die Welt, der auf den Namen Paolo-Girolamo getauft und somit dem Schutz des hl. Paulus und des hl. Hieronymus anvertraut wurde. Wie er später selbst berichtete, hatte er sehr gute Eltern. Seine Jugend war vorbildlich: Er konnte seine Freunde mühelos für das Beten und für karitative Werke begeistern. Zu seinen Lieblingsautoren zählte der hl. Franz von Sales, dessen Anleitung zum frommen Leben er stets bei sich trug. Moralischen und geistlichen Beistand fand er in den von Jesuiten und Oratorianern betreuten Jugendkonventen, die seine Begeisterung für ein tugendhaftes Leben sowie seine Bußfertigkeit anfachten.

Paolo-Girolamo fühlte sich zum Ordensstand berufen. Sein Beichtvater riet ihm, seine Gebete und Bußübungen zu intensivieren, so werde er mit Hilfe der Gnade den Willen Gottes erkennen. Als Paolo-Girolamo eines Tages zwei arm gekleideten, bescheiden auftretenden Ordensbrüdern aus dem Reformzweig des Franziskanerordens begegnete, verspürte er sogleich den Wunsch, sich ihnen anzuschließen. Er betrat die Klosterkirche in dem Augenblick, in dem die Brüder gerade die Komplet anstimmten: „Herr, unser Gott, bekehre uns!“ Die Worte gingen ihm so zu Herzen, dass er beschloss, um Aufnahme in den Konvent zu bitten. Er wurde Novize und empfing am 2. Oktober 1697 die Ordenstracht sowie den Namen „Bruder Leonhard“. Ein Jahr später legte er seine Gelübde ab. Der junge Ordensmann diente allen zur Erbauung, vor allem, weil er selbst die unbedeutendsten Regeln getreu befolgte. Er pflegte zu sagen: „Wenn wir, solange wir jung sind, die kleinen Dingen geringachten und bewusst gegen sie verstoßen, dann werden wir uns, wenn wir älter sind und über mehr Freiheit verfügen, auch Verstöße gegen die wichtigsten Punkte erlauben.

Nach seiner Priesterweihe wurde Leonhard zum Philosophielehrer ernannt. Bald darauf erkrankte er schwer und wurde von seinen Vorgesetzten zur Luftveränderung nach Porto Maurizio in seine Heimat zurückgeschickt. Als sich keine Besserung zeigte, betete der Pater zur Jungfrau Maria, sie möge von ihrem göttlichen Sohn eine robuste Gesundheit für ihn erbitten; er werde sie dazu nutzen, Seelen für den Himmel zu gewinnen. Seine Bitte wurde erhört; die Krankheit verschwand.

1708 hielt Pater Leonhard in der Nähe von Porto Maurizio seine erste „Volksmission“. Darunter versteht man eine Predigtreihe, die über mehrere Tage bzw. Wochen hinweg von einem auswärtigen Geistlichen in einer Pfarrgemeinde gehalten wird. Solche Missionen waren damals überaus beliebt und fruchtbar. Traditionell wurde dabei die Notwendigkeit thematisiert, sich zum Herrn zu bekehren, um ein wahrhaft christliches Leben zu führen und seine Seele zu retten.

Heutzutage spricht man nicht mehr so gern vom Seelenheil. Unser kulturelles Umfeld und die herrschenden Ideologien machen die Menschen zunehmend an der irdischen Wirklichkeit fest: Viele leben nur für diese Welt und denken nicht daran, was nach dem Tode kommt. Für andere gibt es sehr wohl „eine Ewigkeit“ nach dem Tode, doch das Heil spielt dabei keine Rolle: Man geht davon aus, dass alle ohne Unterschied ins Paradies kommen. In beiden Fällen ist das Ergebnis gleich: Um sein Seelenheil braucht man sich nicht zu sorgen.

Doch „Gott hat uns ins Dasein gerufen, damit wir ihn erkennen, ihm dienen, ihn lieben und so ins Paradies gelangen… Die verheißene Seligkeit stellt uns vor wichtige sittliche Entscheidungen. Sie lädt uns ein, unser Herz von bösen Trieben zu läutern und danach zu streben, Gott über alles zu lieben. Sie lehrt uns: Das wahre Glück liegt … in keinem Geschöpf, sondern einzig in Gott, dem Quell alles Guten und aller Liebe… Der Dekalog, die Bergpredigt und die Lehre der Apostel weisen uns den Weg, der zum Reich des Himmels führt“ (Katechismus der Katholischen Kirche, 1721-1724).

Unser Herr Jesus ist zu den Menschen gekommen, um ihnen die unendliche Liebe des Vaters zu offenbaren, der will, dass alle gerettet werden und an seinem göttlichen Leben im Himmel teilhaben; doch Jesus betont zugleich, dass die Menschen an ihren Werken gemessen werden und dass denjenigen, die nicht in Frieden mit Gott sterben, kein ewiges Leben zuteilwird. „Jesus spricht öfters von der Gehenna des unauslöschlichen Feuers [Vgl. Mt 5,22.29; 13,42.50; Mk 9,43-48], die für jene bestimmt ist, die bis zum Ende ihres Lebens sich weigern, zu glauben und sich zu bekehren, und wohin zugleich Seele und Leib ins Verderben geraten können [Vgl. Mt 10,28]. Jesus kündigt in ernsten Worten an, dass er seine Engel aussenden wird, die alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und … in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt“ (Mt 13,41-42), und dass er das Verdammungsurteil sprechen wird: Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer! (Mt 25,41). Die Lehre der Kirche sagt, dass es eine Hölle gibt und dass sie ewig dauert. Die Seelen derer, die im Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle erleiden, das ewige Feuer. Die schlimmste Pein der Hölle besteht in der ewigen Trennung von Gott, in dem allein der Mensch das Leben und das Glück finden kann, für die er erschaffen worden ist und nach denen er sich sehnt“ (Katechismus 1034-1035).

Die Betrachtung der letzten Dinge stand im Mittelpunkt von Pater Leonhards Lehre. Er schrieb:

Bedenkt, wie wichtig es für euch ist, euer letztes Ziel zu erreichen. Es geht dabei um alles: Erreicht ihr es, so seid ihr gerettet, ewig glückselig und im Besitz aller Wohltaten für Leib und Seele. Verfehlt ihr es aber, so seid ihr verloren mit Leib und Seele, ihr verliert Gott und das Paradies, ihr seid auf ewig unglücklich, für immer verdammt. Solltet ihr einen Teil eures Vermögens verlieren, bleibt euch immer noch etwas; solltet ihr einen Prozess verlieren, könnt ihr Berufung einlegen; solltet ihr einen zeitlichen Irrtum begehen, er lässt sich korrigieren. Und selbst wenn ihr alles verliert, was soll’s? Ob ihr es wollt oder nicht, einmal wird ohnehin der Tag kommen, an dem ihr alles zurücklassen müsst.

Wenn ihr aber euer letztes Ziel verfehlt, dann verliert ihr alles Gute und zieht euch für alle Ewigkeit irreparables Leid zu. Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewinnt, an seinem Leben aber Schaden leidet? (Mt 16,26). Unser ewiges Heil! Das ist unsere große, unsere einzige Aufgabe. Wenn es um weltliche Dinge geht und ihr vergesst etwas, mag vielleicht ein anderer für euch daran denken; wenn ihr aber die große Aufgabe eures ewigen Heils vergesst, wer wird für euch daran denken? Wenn ihr euch nicht sorgfältig darum bemüht, wer wird sich für euch bemühen? Wenn ihr euch nicht selbst zu eurer Rettung verhelft, wer soll euch retten? Gott, der euch ohne euer Zutun erschaffen hat, will euch nicht ohne euer Zutun retten. Wenn ihr euch aber retten wollt, so müsst ihr daran denken“ (Betrachtung über die Bestimmung des Menschen).

Bevor man ein Werk beginnt, müssen die Hindernisse beseitigt werden, die seiner Verwirklichung im Wege stehen. Dem ewigen Heil steht die Todsünde im Wege: der bewusste Verstoß gegen Gottes Gesetz in einem schwerwiegenden Punkt. „Die Todsünde ist wie auch die Liebe eine radikale Möglichkeit, die der Mensch in Freiheit wählen kann. Sie zieht den Verlust der göttlichen Tugend der Liebe und der heiligmachenden Gnade, das heißt des Standes der Gnade, nach sich. Wenn sie nicht durch Reue und göttliche Vergebung wieder gutgemacht wird, verursacht sie den Ausschluss aus dem Reiche Christi und den ewigen Tod in der Hölle, da es in der Macht unseres Willens steht, endgültige und unwiderrufliche Entscheidungen zu treffen“ (Katechismus 1861).

Pater Leonhard formulierte das so:

Ah! Wie recht hatte doch der heilige Augustinus, als er gegen die seltsame Verblendung, das Gute für böse und das Böse für gut zu erklären, mit einem Wort Jesajas (5,20) protestierte: Wehe jenen, die das Böse als gut, das Gute als böse bezeichnen! Er wusste gar nicht, wie er jene Verblendung nennen sollte, die darin besteht, dass in der Welt kein Übel weniger geächtet wird als die Sünde, obwohl sie doch das abscheulichste Übel der ganzen Welt ist … Genau das ist der Grund für so viele Sündenfälle und dafür, dass so viele Menschen Fehltritte begehen und sich in einen Abgrund von Unrecht stürzen: Man denkt nicht nach, nein, man überlegt nicht, was man anrichtet, wenn man eine Todsünde begeht“. (Predigt über Tücke der Todsünde).

Manche glauben, eine Todsünde werde nur in Ausnahmefällen oder aus willentlicher Missachtung Gottes begangen. Doch Johannes-Paul II. warnt in seiner Enzyklika Veritatis splendor (6. August 1993): „Die einmal empfangene Gnade der Rechtfertigung kann nicht nur durch die Untreue, die den Menschen um seinen Glauben bringt, sondern auch durch jede andere Todsünde verloren gehen … Jene Sünde ist eine Todsünde, die eine schwerwiegende Materie zum Gegenstand hat und die dazu mit vollem Bewusstsein und bedachter Zustimmung begangen wird…. Es handelt sich nämlich auch um eine Todsünde, wenn sich der Mensch bewusst und frei aus irgendeinem Grunde für etwas entscheidet, was in schwerwiegender Weise sittlich ungeordnet ist. Tatsächlich ist ja in einer solchen Entscheidung bereits eine Missachtung des göttlichen Gebotes enthalten“ (Nr. 68; 70).

Der Katechismus (1858) erklärt hierzu: „Was eine schwerwiegende Materie ist, wird durch die zehn Gebote erläutert, entsprechend der Antwort Jesu an den reichen Jüngling: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen … ehre deinen Vater und deine Mutter (Mk 10,19).“

Zu den häufigsten schwerwiegenden Sünden zählen die Sünden gegen das sechste und das neunte Gebot: „Sünden, die entsprechend der jeweiligen Natur des Gegenstandes schwer gegen die Keuschheit verstoßen, sind: Ehebruch, Selbstbefriedigung, Unzucht, Pornographie, Prostitution, Vergewaltigung, homosexuelle Handlungen. Diese Sünden sind Ausdruck des Lasters der Unkeuschheit“ (Kompendium des Katechismus, 492), das, ohne selbst zum Schwerwiegendsten zu zählen, eine völlige Verblendung des Geistes bewirkt.

So mahnte Pater Leonhard zu Recht: „Sünder, woran denkst du? Bist du härter als Stein? Hast du jemals die besondere Gnade bedacht, die Gott dir erweist, indem er dir Zeit zur Buße gibt? Was tust du, um dich in Sicherheit zu bringen? Wären ein paar Kasteiungen schon zu viel?… Wäre die Vorbereitung einer guten Generalbeichte zu viel, um dem gewohnten lasterhaften Leben ein Ende zu setzen?“ (Einladung zur Buße).

Doch Pater Leonhard begnügte sich nicht damit, das Übel zu geißeln, er nannte auch das Gegenrezept: Man soll sich vom Herrn gewinnen lassen, der seine Barmherzigkeit allen anbietet.
Bedenkt, dass die Gerechtigkeit Gottes für die verstockten Sünder ebenso unendlich ist wie seine Barmherzigkeit für die reuigen Sünder. Gott hasst die Sünde unendlich; aber ebenso unendlich liebt Er seine Geschöpfe: Sobald man seine Sünde bereut, findet man die Liebe Gottes wieder; würden sich alle Sünder zerknirschten und demütigen Herzens Gott zuwenden, wären alle gerettet. Seine unendliche Güte will, dass alle Menschen ins Paradies gelangen … Keine Mutter kann ihrem ins Feuer gefallen Kind so schnell zu Hilfe eilen, wie Gott sich beeilt, den reuigen Sünder in die Arme zu schließen. Je größer eure Sünden sind, umso größer ist auch der Triumph der Güte, der Liebe und der Nachsicht unseres unendlich barmherzigen Gottes“ (Betrachtung über die Barmherzigkeit Gottes).

Jesus fordert die Sünder „zur Bekehrung auf, ohne die man nicht in das Reich eintreten kann. Er zeigt ihnen aber in Wort und Tat das grenzenlose Erbarmen des Vaters [Vgl. Lk 15, 11-32] und die gewaltige Freude, die im Himmel … herrschen [wird] über einen einzigen Sünder, der umkehrt (Lk 15,7). Der größte Beweis seiner Liebe ist die Hingabe seines Lebens zur Vergebung der Sünden (Mt 26,28)“ (Katechismus 545).

Pater Leonhard war ein Meister der Seelenführung und hatte oft die Erfahrung gemacht, dass bestimmte religiöse Übungen einem helfen konnten, sich zu bekehren bzw. im wiedergefundenen Stand der Gnade zu verbleiben.

Dazu zählt erstens die Übung der drei Ave Maria. Sie geht auf die heilige Mechtildis († 1258), eine deutsche Benediktinerin, zurück, die Unsere Liebe Frau einmal bat, ein Gebet zu nennen, das ihr gefalle. Da erschien ihr die Gottesmutter mit dem Ave Maria in goldenen Lettern auf der Brust und sprach: „Nichts wird höher gelangen als dieser Gruß, und man kann mich nicht liebevoller grüßen als mit dem respektvollen Sprechen dieser Worte.“ Ein andermal fragte die Heilige die himmlische Königin, wie man die Gnade der letzten Standhaftigkeit und eines guten Todes sicher erlangen könne. Wieder erschien ihr die Gottesmutter und sprach: „Wenn du diese große Gnade erlangen willst, musst du jeden Tag drei Ave Maria zu Ehren meiner Privilegien sprechen, und ich werde sie dir gewähren.“ Der heilige Leonhard warb nachdrücklich für diese Andacht: „Jeden Morgen beim Aufwachen und jeden Abend vor dem Schlafengehen soll der Verehrer Mariens drei Ave Maria zu Ehren ihrer unbefleckten Reinheit beten, ihr seine Sinne und alle Gaben seiner Seele darbringen, damit sie sie als einen ihr geweihten Besitz behüte, und sie um die Gnade bitten, an diesem Tag (bzw. in dieser Nacht) nicht der Sünde zu verfallen.“

Daneben empfahl der Heilige das Stoßgebet „Mein Jesus, Erbarmen!“ und zitierte dazu die Worte eines Missionars: „Wenn ich an einen Ort zurückkehre, den ich bereits missioniert habe, passiert mir oft, dass Leute zu mir kommen und ihre Beichte folgendermaßen beginnen: ‚Mein Vater, ich bin jener Unmensch, der vor Jahren zu Ihnen gekommen ist, um sich zu erleichtern, und einen Sack voller Missetaten vor Ihre Füße gekippt hat; ich weiß nicht, ob sie mich wiedererkennen, aber mit Gottes Hilfe habe ich seit damals nichts Unanständiges und keine Todsünde begangen.‘ – ‚Wie haben Sie das gemacht?‘ – ‚Ach, Vater, ich habe den Rat, den Sie uns so eingeschärft hatten, befolgt und mich oft durch das fromme Stoßgebet Gott empfohlen. Ich habe das jeden Tag gemacht, morgens und abends, und vor allem bei Versuchungen bat ich häufig um den Beistand Gottes mit den Worten: Mein Jesus, Erbarmen! Was soll ich sagen, Vater? Ich fühlte in meiner Seele neue Kräfte wachsen, und bin nie mehr gestrauchelt.’“ Pater Leonhard fuhr fort: „Meine lieben Brüder, hätte ich eine donnernde Stimme oder vielmehr eine jener Posaunen, die am Tag des Jüngsten Gerichts erschallen werden, so würde ich mich, von heiligem Eifer erfüllt, auf den Gipfel der höchsten Berge stellen und von dort aus Leibeskräften rufen: ‚Ihr fehlgeleiteten Völker! Erwachet endlich; wollt ihr euch das ewige Leben sichern, so empfehlt euch Gott und sprecht zu Ihm: ‚Mein Jesus, Erbarmen!‘ Und ich gebe euch mein Wort darauf, wie Jesus Christus vor mir sein Wort darauf gegeben hat in seinem Evangelium: Bittet, und es wird euch gegeben werden (Mt 7,7), bittet um seinen Beistand, und ihr werdet ihn haben, und mit seinem Beistand werdet ihr nicht mehr sündigen. Ich wiederhole, ich gebe euch mein Wort darauf: Wenn ihr euch oft Gott empfehlt, indem ihr aus tiefstem Herzen sagt: ‚Mein Jesus, Erbarmen!‘, so werdet ihr nicht mehr sündigen, und ihr werdet gerettet!

Die Übung des Kreuzweges – das Nachvollziehen des Leidensweges Jesu – existierte bereits damals; sie war jedoch außerhalb des Franziskanerordens kaum bekannt und erfuhr erst durch Pater Leonhard allgemeine Verbreitung. Er nannte den Kreuzweg liebevoll „die Mutter aller religiösen Übungen, da sie ja die älteste ist, die heiligste, frommste, göttlichste, erhabenste und verdienstvollste, die deswegen zu Recht den Vorrang vor allen anderen hat.“ Seine Passionsverehrung stützte sich auf eine lange, bereits vom heiligen Bonaventura gepflegte franziskanische Tradition und ließ ihn 572 Kreuzwege errichten.

Der Himmel segnete die Arbeit des Paters, und die Zahl seiner Volksmissionen in Italien und auf Korsika wuchs stetig. 1715 wurde Pater Leonhard zum Guardian des Klosters San Francesco al Monte in Florenz ernannt, wo er für eine strenge Einhaltung der Regel sorgte. Doch die Einsamkeit eines normalen Klosters genügte ihm nicht; er suchte, wie der hl. Franziskus vor ihm, nach einem abgelegenen Ort, an dem er von Zeit zu Zeit mit Gott allein sein konnte. So gründete er auf einem Berg eine Einsiedelei namens Santa Maria dell’Incontro. Man lebte dort in strengster Armut und widmete sich der Handarbeit. Bald baten Franziskaner und sogar Laien von auswärts darum, an geistlichen Exerzitien in der Einsiedelei teilnehmen zu dürfen. Pater Leonhard liebte diesen Ort so sehr, dass nur sein brennender apostolischer Eifer ihn von dort loszureißen vermochte.

Nach dem Heiligen Jahr 1750 brach Pater Leonhard zu einer neuen Missionsrundreise auf, wurde jedoch bald vom Papst nach Rom zurückgerufen; er machte sich gehorsam auf den Weg. Das Reisen kurz vor Winterbeginn fiel ihm schwer. Er fühlte sich bereits beim Aufbruch aus Tolentino unwohl und hatte noch die Berge vor sich. In Foligno angekommen, wollte er die Messe feiern; als ein Bruder ihn bat, wegen seiner Ermüdung darauf zu verzichten, antwortete er: „Bruder, eine Messe wiegt mehr als alle Schätze der Welt“.

In einem Büchlein Pater Leonhards steht:
Die heilige Messe ist nicht weniger als die Sonne des Christentums, die Seele des Glaubens, das Herz der Religion Jesu Christi; alle Riten, alle Zeremonien, alle Sakramente beziehen sich auf sie. Sie vereint mit einem Wort alles Schöne und Gute in der Kirche Gottes in sich… Ohne die heilige Messe befände sich die Welt bereits gewiss in einem Abgrund, hinabgerissen von der schrecklichen Last so vieler Missetaten. Die Messe ist der siegreiche Hebel, der sie hochhält. Da seht ihr also, wie unverzichtbar das heilige Messopfer für uns ist.“ (Die heilige Messe, der unerkannte Schatz)

Pater Leonhard kam mit dem Te Deum auf den Lippen im November 1751 im Kloster des hl. Bonaventura an und musste mühsam aus der Kutsche gehoben werden: Er war so schwach, dass sein Puls kaum zu fühlen war. Im Krankenzimmer beichtete er und empfing die letzten Sakramente, nachdem er mit erstaunlicher Energie das Glaubensbekenntnis gesprochen hatte. Er nahm etwas von einem angebotenen Getränk zu sich und sagte dann: „Ich kann Gott gar nicht genug für die Gnade danken, dass ich im Kreise meiner Mitbrüder sterben darf.“ Am 26. November 1751 entschlief er gleich nach dem Empfang der Letzten Ölung friedlich im Herrn.

Leonhard von Porto Maurizio wurde vom seligen Pius IX. heiliggesprochen und später von Pius XI. zum himmlischen Patron der Volksmissionare ernannt.

Heiliger Leonhard, bitte für uns um die Gnade eines eifrigen Einsatzes für das Heil der Seelen!

Quelle

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Johannes vom Kreuz – 24. November

Die Bedeutung des Wortes: Sein Kreuz auf sich nehmen.

Sein Kreuz auf sich nehmen, das heißt
aktiv in die dunkle Nacht eingehen.

Der Heilige [Johannes vom Kreuz] gibt dafür einige kurze und bündige Weisungen, von denen er selbst sagt: „Wer sich… allen Ernstes darin schulen will, der wird keine anderen mehr brauchen, da er in ihnen alle hat.“

Sie lauten:
„1) Trage immerfort das Verlangen, Christus in allen Dingen nachzuahmen und dein Leben dem seinen gleichförmig zu machen. Darum mußt du es betrachten, damit du es nachahmen und in allem dich so verhalten kannst, wie er sich verhalten würde.
2) Damit du das ja gut fertigbringst, mußt du auf jeden Genuß verzichten, der sich deinen Sinnen bietet, und ihn fern von dir halten, wenn er nicht einzig zur Ehre und Verherrlichung Gottes gereicht.

Und zwar sollst du das tun aus Liebe zu Jesus, der in seinem Leben keine andere Freude und kein Verlangen kannte, als den Willen seines Vaters zu vollziehen. Dies nannte er seine Speise und Nahrung. Wenn sich dir z. B. ein Vergnügen bietet im Anhören von Dingen, die nicht zum Dienste Gottes beitragen, dann sollst du daran weder Freude haben noch sie anhören wollen …

Ebenso übe Entsagung in Bezug auf alle deine Sinne, sofern du ihre Eindrücke gut abweisen kannst. Denn sofern du dies nicht kannst, genügt es, daß du wenigstens keine Freude daran hast, wenn diese Dinge an dich herantreten.
Sorge desgleichen dafür, wie du deine Sinne abtötest und unberührt bewahrst von jener Lust. Dann werden sie gleichsam im Dunkeln sein und du wirst so in kurzer Zeit große Fortschritte machen.
Als durchgreifende Mittel zur Abtötung und harmonischen Ordnung der vier natürlichen Leidenschaften: Freude, Hoffnung, Furcht und Schmerz mögen folgende Leitsätze dienen. Denn wo diese Leidenschaften beruhigt und wohlgeordnet sind, da können die obengenannten Güter und viele andere gedeihen. Darum sind diese Leitsätze auch von großem Wert und die Wurzel großer Tugenden.

Trage Sorge dafür, daß deine Neigung stets gerichtet sei:
Nicht auf das Leichtere, sondern auf das Schwierigere,
Nicht auf das Angenehmere, sondern auf das Unangenehmere,
Nicht auf das, was dir mehr Freude, sondern was dir Unfreude bringt,
Nicht auf das, was dir Trost, sondern vielmehr auf das, was dir Mißtrost bereitet,
Nicht auf die Ruhe, sondern auf die Mühe,
Nicht auf das Mehr, sondern auf das Weniger,
Nicht auf das Höhere und Wertvollere, sondern auf das Niedrige und Unscheinbare,
Nicht auf das, was etwas sein will, sondern auf das, was nichts sein will.
Nicht das Bessere in den Dingen suchen, sondern das Schlechtere.

Verlange um Christi willen einzugehen in völlige Entblößung und Freiheit und Armut von allem, was es in der Welt gibt. Diese Werke sollst du von Herzen umfangen und dich bemühen, den Willen darin aufgehen zu lassen … Wird das Gesagte recht gehandhabt, so genügt es, um eingehen zu können in die Nacht des Sinnes …“

Daß dieses aktive Eingehen in die dunkle Nacht der Sinne gleichbedeutend ist mit bereitwilligem Aufnehmen des Kreuzes und beharrlichem Kreuztragen, bedarf keiner Erläuterung mehr. Aber am Kreuztragen allein stirbt man nicht. Und um die Nacht völlig zu durchschreiten, muß der Mensch der Sünde sterben. Er kann sich zur Kreuzigung ausliefern, aber er kann sich nicht selbst kreuzigen.

Darum muß das, was die aktive Nacht begonnen hat, durch die passive Nacht vollendet werden, d. h. durch Gott selbst. „Soviel sich auch die Seele bemüht, sie vermag doch nicht durch eigene Anstrengung sich so wirksam zu reinigen, daß sie auch nur im geringsten zur vollkommenen Liebesvereinigung mit Gott fähig ist, wenn er sie nicht in seine Hand nimmt und in jenem dunklen Feuer reinigt …“

(Aus: Edith Stein/Sr. Teresia Benedicta a Cruce. Kreuzeswissenschaft – Studie über Johannes vom Kreuz. § 3. Dunkle Nacht der Sinne. b. Aktives Eingehen in die Nacht als Kreuzesnachfolge)

Johannes vom Kreuz

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Heiliger Clemens – 23. November

Die Kirche Gottes,
die zu Rom in der Fremde lebt,
an die Kirche Gottes,
die zu Korinth in der Fremde lebt,
den Berufenen,
nach dem Willen Gottes
durch unseren Herrn Jesus Christus Geheiligten,
Gnade sei euch und Friede
in reicher Fülle
von dem allmächtigen Gott
durch Jesus Christus.

Clemens wurde um das Jahr 50 in Rom in eine vornehme Familie geboren. Nach der Überlieferung hörte er Predigten des Apostels Barnabas, wurde von ihm bekehrt und folgte ihm und dem Apostel Paulus als Jünger nach. Clemens wurde von Barnabas getauft und zu . Petrus geführt. Von Apostel Petrus wurde Clemens zum Bischof von Rom geweiht. Irenäus von Lyon zufolge gilt er als dritter Nachfolger Petri als Bischof von Rom (92-101). Kaiser Trajan verbannte Clemens zur Zwangsarbeit in die Marmorsteinbrüche von Chersones – das heutige Sevastopol – auf der Krim, wo schwerer Wassermangel herrschte. Viele seiner Jünger folgten ihm ins Exil. Clemens vereinte sich mit allen Christen zum inständigen Gebet und errichtete hier eine Felsenkapelle. Zahlreiche Menschen ließen sich daraufhin taufen. Clemens starb als Märtyrer im Jahre 101 auf der Krim: Kaiser Trajan befahl, ihn mit einem Anker am Hals ins Meer zu stürzen und auch seine Mitchristen zu töten.

Der hl. Clemens gilt als Verfasser der beiden „Clemensbriefe“, dessen erster sich an die Gemeinde in Korinth wendet, während der zweite eine Art ausführliche Predigt darstellt. Der Ausbruch der Dispute innerhalb der Kirche von Korinth, wo einige Kirchenälteste ihres Amtes enthoben wurden, zwang den hl. Clemens einzugreifen. Bis ins 4. Jahrhundert galten seine Briefe allgemein als kanonisches Buch der Bibel. Außerdem sind die Briefe eine wichtige Informationsquelle über das Leben, die Lehre und Organisation der frühen christlichen Kirche.

Brief des Clemens von Rom an die Korinther

Video – Der heilige Clemens

Bitte beachten Sie auch – DIESEN BEITRAG

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St. Clemens, Heiliger der ungeteilten Chtistenheit
tritt für die Kirche ein. Wir bitten dich!

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Privatoffenbarungen – Unterscheidungskriterien

Eine Buchempfehlung

Eines der wichtigsten Kriterien für Offenbarungen wird in dem vorliegenden Büchlein gleich in der Einleitung genannt: Der Autor Ramon de Luca unterwirft sein Werk „ganz und gar dem Urteil der hl. Kirche“. Ein Katholik ist niemals von der Kirche verpflichtet worden, Privatoffenbarungen glaubend anzunehmen; vielmehr ist er ganz frei. Selbst die glaubwürdigsten Privatoffenbarungen, die vielleicht sogar von der Kirche angenommen, approbiert wurden, müssen nicht zwingend geglaubt werden, wenn man sich „auf solide Gründe stützt“.

Echt oder unecht. Die Unterscheidungskriterien der Kirche bei Privatoffenbarungen“ lautet der Titel des im Schweizer Alverna-Verlag erschienen 98 Seiten starken Buches. Es scheint, als sei es für die heutige Zeit geschrieben. Erleben wir nicht allenthalben, wie Privatoffenbarungen um sich greifen? Nicht nur in esoterischen Kreisen kommen sie angeblich vor, sondern auch und gerade dort, wo eigentlich katholische Nüchternheit angesagt sein müsste: unter glaubenstreuen Katholiken. Die mit vielen Anmerkungen und einem ausführlichen Literaturverzeichnis ausgestattete Schrift geht kritisch-nüchtern an die Fragestellungen heran, z. B. „Kann eine Offenbarung unecht sein?“ Sogleich werden Kriterien aufgezeigt, anhand derer die „Unterscheidung der Geister“ vorgenommen werden kann. Alsdann werden Quellen vorgelegt, etwa solche für falsche Offenbarungen und solche von Irrtümern bei echten Offenbarungen. Alsdann wird ein Fazit gezogen, das es ermöglicht, sich ein Urteil zu bilden – und sei es auch, sich eines Urteils zu enthalten.
Ein empfehlenswertes Buch, zu dem all jene greifen sollten, die sich ein Urteil über das Phänomen von Privatoffenbarungen bilden wollen und müssen.

Erstveröffentlicht bei kathnews

Ramon de Luca
Echt oder unecht – Die Unterscheidungskriterien der Kirche bei Privatoffenbarungen.
Zweite, wesentlich erweiterte und überarbeitete Auflage 2015
Alverna-Verlag
96 Seiten; 8,- Euro
ISBN 978-3-9524313-8-2

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MARIÄ OPFERUNG – 21. November

Gemäß einer Überlieferung soll die Mutter Anna nach der Verkündigung der Geburt Mariens durch einen Engel das Gelübde gemacht haben, dieses Kind dem Herrn als Weihegeschenk aufzuopfern. Schon mit drei Jahren soll Maria zum Tempel gebracht worden sein. – Allerdings bietet die Heilige Schrift dafür keine Grundlage.
Die Feier des Festes „Mariä Opferung“ ist dennoch sehr alt. Im Morgenland ist sie schon im 8. Jahrhundert bekannt, und zwar unter dem Titel: „Einzug der Gottesmutter in den Tempel“. Durch einen Gesandten von Cypern am päpstlichen Hof zu Avignon (wo Gregor XI. damals residierte) veranlaßt, wurde dieses Fest in der abendländischen Kirche 1372 zum erstenmal feierlich begangen. Es wurde aber bereits im 11. Jahrhundert mancherorts gefeiert. Papst Sixtus IV. ordnete es im Jahre 1472 für die ganze Kirche an. Pius V. (1566-1572) strich diesen Festtag wieder aus dem römischen Kalender. Sixtus V. führte ihn jedoch 1585 wieder ein. Klemens VIII. approbierte das Offizium in seiner Form, wie es bis nach den 2. Vatikanischen Konzil Gültigkeit besaß.

Mariä Tempelgang – Mariä Opferung

Als der Erzengel Gabriel Maria die inhaltschwere Botschaft überbrachte, sie solle Mutter des Herrn werden, gab die seligste Jungfrau ihre Herzenseinstellung in den schlichten und doch tiefen Worten kund: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn! Mir geschehe nach deinem Worte!“ Maria hätte bei dieser dunklen Botschaft ein solches Wort nicht so schnell und so echt sprechen können, wenn sonst ihr Leben auf etwas anderes ausgerichtet gewesen wäre, als den Willen Gottes zu erfüllen. Wir spüren förmlich bei dieser Szene, daß diese Antwort nur aus einer lebenslang geübten Einstellung auf den Willen des Herrn herausgeflossen ist. Auf diesen Tatbestand möchte das Fest der Opferung Mariens aufmerksam machen. Es hat zwar zum geschichtlichen Ausgangspunkte die Auffassung, Maria sei als kleines Kind von ihren Eltern zum Tempel nach Jerusalem gebracht worden, um dort als gottgeweihte Tempeljungfrau dem Dienste des Allerhöchsten zu leben. Darum Mariä Opferung genannt. Da die Heilige Schrift uns nichts von dem berichtet, was im Leben der Auserwählten der Verkündigungsszene vorangegangen ist, so schweigt sie auch über diese Auffassung. Leider wissen wir auch aus andern Quellen nichts geschichtlich Sicheres, was diese fromme Legende stützen könnte.

Aber der innere Kern, der in dieser Auffassung ausgesprochen werden soll. ist sicherlich echt. Gott bereitet nämlich seine Werke in feinster Weise vor. Da er das Kind Maria von Nazareth nur als die vorausbestimmte Mutter seines Sohnes. ins Dasein treten ließ, so hat er durch seine Gnaden in diesem Mädchenherzen darauf hingearbeitet, daß sie in besonderer und in vollster Weise des Herrn sein wollte. Wollte er doch seine Menschwerdung nur verwirklichen mittels der freiwilligen Zustimmung Mariens. Darum wird er ihre gesamte Seelenerziehung darauf abgestellt haben, daß es ihr stets eine Lebensspeise war, dem Willen Gottes. zu folgen. Maria ist darum nicht nur jenes Wesen, das der Allerhöchste ganz und gar für sich und seine Pläne mit Beschlag gelegt hatte. Sie ist auch ihrerseits in freier sittlicher Entscheidung jenes Menschenkind, das sich ganz und allein dem Herrn hingibt.

Durch Gottes Einfluß lebte Maria als Mädchen injener inneren Haltung, welche später als das Ideal christlicher Jungfräulichkeit bezeichnet wurde. Von ihr sagt ja der heilige Paulus: „Die Jungfrau aber ist um die Sache des Herrn bedacht, sie will an Leib und Seele heilig sein.“ Mit Recht hat man seit unvordenklichen Zeiten diese Haltung aus dem Worte Mariens herausgelesen: „Wie soll mir das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“

In solcher Einstellung, die Maria ein ganzes langes Leben begleitet hat, steht Maria in der göttlichen Heilsgeschichte als die Jungfrau aller Jungfrauen. Leuchtendes Vorbild christlicher Jungfräulichkeit. Kaum spricht man je den Namen „Maria“ aus, ohne hinzuzufügen: die „Jungfrau“. Keineswegs darf bei dieser Aussage Mariens wunderbare leibliche Unversehrheit trotz echter Mutterschaft im Vordergrunde stehen. Das Ausschlaggebende ist vielmehr ihre seelische Unverletztheit oder Sündenlosigkeit, ihre innere Totalhingabe an den Herrn.

Ohne diese hätte Maria niemals jene Heilsaufgaben an der Seite ihres Sohnes Jesus erfüllen können, welche die Liebe Gottes ihr zugedacht hatte. Darum wird auch die Kirche als der fortlebende Christus der jungfräulichen Seelen nicht entraten können. Nie wird das Reich Gottes auf dieser Erde zur Blüte kommen, wenn es nicht Menschen gibt, die in ganzer jungfräulicher Hingabe sich dem Reiche Gottes zur Verfügung stellen, sei es in seiner Ausbreitung unter allen Völkern der Erde, sei es zu seiner Vertiefung in den Seelen der Christen.

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Kirchengebet
O Gott, Du wolltest, daß am heutigen Tage die heilige, allzeit reine Jungfrau Maria, die Wohnung des Heiligen Geistes, im Tempel Dir dargebracht werde; daher bitten wir Dich: gib, daß wir auf ihre Fürsprache würdig seien, dereinst selber im Tempel Deiner Glorie vor Dich gebracht zu werden.

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