Der Kreuzestod Jesu unter medizinischen Gesichtspunkten (5/5)

Der Kreuzestod Jesu unter medizinischen Gesichtspunkten – (Der besseren Lesbarkeit willen wird an dieser Stelle auf die im Original angegebenen Verweise verzichtet.)

Von Dr. med. Ewa Kucharska

(8) Moderne Medizin und Leiden Jesu

Die moderne Medizin wäre im Stande, Christus mit Schmerz mitteln gemäß der dreistufigen analgetischen Leiter zu helfen. Es ist nicht zu vergessen, dass bei so grausamen Schmerzen narkotische Medikamente, wie schnell wirksames Morphin und Morphinpräparate mit modifizierter Wirkung sowie sonstige starke subkutan verabreichte Opioide und Methadon eingesetzt werden können. Es könnte eine Sedation erwägt werden, die in der gezielten Verabreichung von Medikamenten besteht, die das Bewusstsein des Kranken verringern.

Die Sedation ist heute ein allgemein verwendetes Verfahren vor den diagnostischen und behandelnden Eingriffen, die gewöhnlich Angst und Schmerz bei den Patienten hervorrufen. Die Verabreichung von Barbituraten oder Benzodiazepinen verursacht eine Depression des Zentralnervensystems mit Beschränkung des Bewusstseins bis zur Bewusstlosigkeit.

Man könnte darüber diskutieren, ob eine solche Sedation in der Endphase des Lebens eine verdeckte Sterbehilfe ist. Sicherlich würde Trinken und Ausgleich der Wasser- und Elektrolytstörungen die Konsequenzen der Gewebe- und Organschädigungen verringern.

Der Fortschritt der Medizin und die Entwicklung der Technologie beeinflussten die Art und Weise der Beurteilung unterschiedlicher Aspekte des Lebens, darunter auch des Todes. Nach Meinung von Philippe Ariès gab es seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts nachfolgende Änderungen der Betrachtungsweise vom Tod. Das Denken des gegenwärtigen Menschen wird erheblich umgewandelt, von der Erwägungen zum Thema des Todesphänomens bis zur Analyse des Sterbens.

Die Medikation des Todes, also ein Versuch, den Tod durch die Medizin unter Anwendung der zugänglichen diagnostischen und therapeutischen Mittel abzufangen, verursacht, dass die Medizin um jeden Preis versucht, dem Sterbenden zu helfen und der Mediziner die Funktion des gegen den Tod kämpfenden Botschafters übernimmt.

In dem Kontext und angesichts dieser Betrachtungen unterstützt die Medikalisierung der Medizin und der heroische Kampf um das Leben des Kranken den Gedanken, dass die Medizin heute dem sterbenden Jesus bei seinem Leiden helfen könnte. Es ist jedoch zu fragen, wo die Grenze dieser Hilfe liegt.

Ein wesentliches Element bei Jesus ist die Notwendigkeit, ihm die psychosomatische Unterstützung anzubieten, die seine somatischen Beschwerden verringern könnte. Eine solche Unterstützung ist die Nächstenliebe und die Veranschaulichung, dass der andere Mensch mit seiner Liebe ihn in seinem Leiden begleitet.

(Dr. med. Ewa Kucharska: „Der Kreuzestod Jesu unter medizinischen Gesichtspunkten“ – Erschienen in THEOLOGISCHES, Juli/August 2014)

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HIER:

Kreuzabnahme, Rembrandt (1606-1669) 1634, Mus. St. Petersburg

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