Warnung vor sedisvakantistischer Argumentation

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Man kann übrigens ganz allgemein nur vor solchen pseudotheologischen Schriften bestimmter Sedisvakantisten warnen, die immer wieder die Ungültigkeit der modernen Sakramente, v. a. auch der Priester- und Bischofsweihe, nachweisen wollen.

Daß es in der Kirche seit Jahrzehnten bis in die höchsten Spitzen hinein einen erschütternden Verrat am depositum fidei, am überlieferten Glaubensgut gibt, habe ich selbst ja immer wieder nachzuweisen versucht, so daß mich wahrlich niemand der Anbiederung an die derzeitigen offiziellen Autoritäten bezichtigen kann.

Wie jene Leute aber vorgehen, die meist ohne adäquate wissenschaftliche Vorbildung (u. a. auch ohne ausreichende Kenntnis der heiligen Sprachen!) die Gläubigen verunsichern, bedeutet, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Wenn sie recht hätten (Irrealis!), wären mehr als eine Milliarde Katholiken, die vielfach von Schuld ganz oder weitgehend frei sein können, der Sakramente und damit der göttlichen Gnadenmittel beraubt – eine Ungeheuerlichkeit, die Gott angeblich zulassen soll!

Ich habe mir immer wieder derartige Traktate und Traktätchen genauer angeschaut. Sie lohnen keine Erwiderung. Möge das eine oder andere Argument vielleicht sogar überzeugen (was eher seltener der Fall ist), so sind die weitgehenden Schlußfolgerungen stets absurd.

Glauben diese Leute wirklich, theologisch gebildeter, geistig weitsichtiger und spirituell frommer zu sein als jener große französische Bischof, dem der ganze Widerstand gegen das moderne Zerstörungswerk in der Kirche im wesentlichen zu verdanken ist?
Erzbischof Marcel Lefebvre hat immer solche Radikalpositionen abgelehnt.

Freilich empfahl er zugleich beispielsweise, in der Regel die Neue Messe zu meiden, da sie, obwohl meist wohl nicht ungültig, doch aus häretischem Geist stamme und auf Dauer in die Häresie führe.

(Dr. H.-L. Barth, Kirchliche Umschau, Januar 2018 )

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