Den Hirntod gibt es nicht!

(Übersetzung: Renate Focke)

Der bekannte katholische Philosoph Josef Seifert erklärt La Nuova Bussola Quotidiana – http://lanuovabq.it/it/seifert-brain-death-does-not-exist-i-explain-you-why – „den Utilitarismus“, der die neue Definition des „Hirntodes“ hervorgebracht hat, um dadurch Organentnahmen zu ermöglichen, die Rede von Johannes Paul II. und den Gedankenaustausch mit Benedikt XVI. – Klarstellung: „Die Person (Seele) ist ein eigenständiges Wesen und darf nicht auf das Bewusstsein reduziert werden. Außerdem ist die These, dass das Gehirn das Zentrum aller integrativen Lebensfunktionen sei, wissenschaftlich widerlegt worden.

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Professor Seifert, Sie waren einer der ersten innerhalb der katholischen Kirche, der sich gegen das „Hirntod“-Kriterium aussprach. Warum?

Von Anfang an, als ich von dieser neuen Todesdefinition erfuhr […] war ich davon überzeugt, dass die neue Definition bzw. die neuen Kriterien für den Tod infolge einer irreversiblen Fehlfunktion des Gehirns absolut falsch waren.

Meine Gründe waren und sind sehr einfach für jeden nachvollziehbar:

1. Ein Jahr nach der ersten erfolgreichen Herztransplantation wurde das pragmatische Interesse an dieser Neudefinition des Todes, um an Organe zu kommen, öffentlich und unverfroren ausgedrückt (im Report des Adhoc-Kommittees der Harvard Medical School to Examine the Definition of Brain Death: 1868). Die Absicht, Organe entnehmen zu wollen, brachte die Harvard-Kommission dazu, den Tod neu zu definieren. Der „Harvard Report“ führte keinen einzigen Grund an außer zwei pragmatischen Begründungen, warum der „hirntote“ Patient tot war. Es gibt darum viele Anzeichen und Beweise, dass die „Hirntod-Definition“ größtenteils auf ihren Nutzen, aber nicht auf Wahrheit begründet war. Die Tatsache, dass das Harvard-Kommittee nur zwei pragmatische Gründe für diese Neudefinition des Todes angab, macht es zutiefst unglaubwürdig. Menschen aus Nützlichkeits-Erwägungen für tot zu erklären oder „weil man seine Organe benötigt“, macht diesen Menschen noch nicht zu einem Toten. Aber es gab mehr viel Gründe für meine Zweifel:

2. Wie kann man einen Menschen für tot erklären, dessen Herz schlägt, dessen Atmung in der Lunge und allen Körperzellen voll funktioniert, (wenn auch die Spontan-Atmung ausgefallen ist, die aber durch Beatmungsgeräte ersetzt werden kann), und der viele andere Lebenszeichen aufweist? Wie kann man eine „hirntote“ Mutter für tot erklären, die ein Kind in ihrem Leib austrägt und es neun Monate später zur Welt bringt? Wenn man das Beatmungsgerät abstellt, tötet man sie und ihr Kind. Wie kann ein menschlicher Leib „tot“ sein, der noch Reflexe aufweist, ernährt wird und Flüssigkeiten absorbiert, das Wunder des Stoffwechsels aufweist und Nahrung verdaut, Krankheiten mit Hilfe seines Immunsystems bekämpft, eine normale Körpertemperatur aufrecht erhält, normales Körperwachstum aufweist (bei einem chronisch hirntoten Jungen …, der angeblich über zwanzig Jahre hindurch „tot“ war)? Widerspricht es nicht jedem Anzeichen von Leben, zu behaupten, dass jemand tot ist, der zahllose Lebenszeichen aufweist, in die Pubertät kommt, schwanger ist und ein Kind zur Welt bringt? Wann hat jemals eine Leiche ein Kind zur Welt gebracht?

3. Eine bio-philosophische Begründung für den „Hirntod“ behauptet, der Mensch sei ohne ein funktionierendes Gehirn nur noch eine Ansammlung von dissoziierten Zellen und Organen. Nur das Gehirn mache den Körper zu einer Einheit. Wie kann man dem Gehirn, einem relativ spät entwickelten Organ, dem viele Wochen der Entwicklung des lebenden menschlichen Organismus vorausgehen, dessen Gehirn es ist, die Rolle des zentralen Integrators zuschreiben oder den einzigen über das Leben entscheidenden Teil des Körpers? Ein großer Teil von integriertem menschlichem Leben entsteht offensichtlich vor der Entwicklung des Gehirns. Das Gehirn ist das Produkt dieses integrierten und sich entwickelnden menschlichen Wesens, es ist weder seine Ursache noch sein einziger Träger.

4. Der Begriff „Hirntod“ ist sehr vieldeutig und bezeichnet völlig unterschiedliche Dinge: 1) den Tod eines Organs, 2) den Tod eines Menschen infolge einer Fehlfunktion seines Gehirns. Zudem ist der physische Zustand des Gesamt-Hirntodes vieldeutig: 1a )Tod des Hirnstamms), 1b) Tod des Großhirns (zerebraler Tod), 1c) Ganzhirntod usw. Für keines dieser extrem unterschiedlichen Konzepte zur Definition des „Todes“ gibt es triftige Argumente. Dazu kommt, solange völlig unklar ist, welcher dieser „Hirntode“ mutmaßlich der Tod des Menschen ist und solange völlige Konfusion und Unsicherheiten bestehen in Bezug auf die Gründe für die jeweilige Todes-Behauptung, ist jede solcher unklaren Definitionen verwirrend im Inhalt und in Bezug auf die Gründe, warum es der Tod des Menschen sein soll. Es ist vollkommen unethisch und widerspricht den Menschenrechten, aufgrund solcher zweifelhaften Definitionen die Entnahme von unpaarigen vitalen Organen zu erlauben und dadurch in der Tat oder zumindest potenziell einen Menschen zu töten.

5. Die menschliche Person (Seele) hat ein substanzielles Wesen und darf nicht reduziert werden auf die menschliche Fähigkeit, seinen Verstand auf empirisch nachweisbare Weise einzusetzen oder ein Bewusstsein zu haben. Darum sind viele Argumente der „Hirntod“-Befürworter, die mit dem angeblichen Verlust des Bewusstseins, des Denkens oder der Gefühle argumentieren, auf einem völlig falschen materialistischen Menschenbild begründet, das „eine Person zu sein“ gleichsetzt mit „wie eine Person zu handeln“. Auch wenn wir schlafen oder bewusstlos sind, sind wir eine Person, obwohl wir nicht als Person handeln können.

6. Die heftigen Reaktionen von sogenannten toten Patienten bei der Entnahme ihrer Organe analog zu den heftigen Reaktionen von Embryonen bei ihrer Abtreibung, wie es im Film „The silent cry“ dokumentiert wird, weisen darauf hin, dass es zumindest wahrscheinlich ist, dass die „Hirntoten“ etwas spüren können und dass diese Reaktionen nicht auf den „Lazarus-Effekt“ bei einer Leiche zurückzuführen sind. (Nebenbei: Lazarus lebte).

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Lesen Sie den ganzen Aufsatz von Professor Seifert. Frau Renate Focke (KAO) hat ihn dankenswerterweise ins Deutsche übersetzt.
Hier ein LINK zum PDF – Den Hirntod gibt es nicht. Prof. Seifert 2018

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Informieren Sie sich weiterhin über das Thema der Organtransplantation bei der Initiative:
„Kritische Aufklärung über Organtransplantation KAO e.V.“

Website: https://initiative-kao.de/

Email: kontakt@Initiative-KAO.de

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