Mariä Heimsuchung – 2. Juli

Mutter der Glaubenden – hilf unserem Unglauben!

Früher hatte sich das Fest Mariä Heimsuchung großer Beliebtheit beim christlichen Volk erfreut. Dies lag wohl im Festgeheimnis selbst begründet. Liegt doch überaus Liebliches und vertraut Familiäres über die Begegnung der beiden heiligen Frauen, einer Begegnung, die sich so kraftvoll auswirkte in der Heiligung des Johannes im Mutterschoße. Außerdem schenkte uns Mariens Mutterfreude bei dieser Begegnung das unsterbliche Magnifikat! Es ist darum leicht begreiflich, daß dieses bedeutungsvolle Geschehen als Festgeheimnis auch heute noch gefeiert wird.

Die ersten historischen Nachweise reichen zurück bis ins 13. Jahrhundert. Der hl. Bonaventura führte im Jahre 1263 das Fest Mariä Heimsuchung im Franziskanerorden ein. Später eiferten die Päpste Urban VI. und Bonifatius IX. für dessen Feier. Letzterer verpflichtete die ganze Kirche im Jahre 1389 zur Feier dieses Marienfestes, um durch die Fürbitte der Gottesmutter die Beilegung des bendländischen Schismas zu erwirken. Das Konzil von Basel bestätigte am 1. Juli 1441 erneut diese Anordnung. Da am 2. Juli 1849 die Stadt Rom befreit wurde und Pius IX. am gleichen Tage aus Gaeta wieder nach Rom zurückkehren konnte, erhob er 1850 dieses Fest in den Rang eines Doppelfestes 1. Klasse, nachdem Pius V. es als Doppelfest 2. Klasse eingesetzt hatte.

Visitatio – Heimsichung, Mosaik

Der Besuch Mariens bei ihrer Base Elisabeth bietet dem betrachtenden Geiste vielerlei Möglichkeiten, von denen nur eine genommen werden kann. Es sei das bedeutsame Wort, das Elisabeth zu Maria gesprochen hat: „Selig bist du, weil du geglaubt hast.“ Hiermit wird Mariens Glaube und ihr Vertrauen gegenüber der Engelbotschaft als etwas Besonderes und Vorbildliches herausgestellt. Auf Grund dieses Wortes, das nur der Heilige Geist der aus menschlichen Quellen noch nichts wissenden Base eingegeben haben kann, dürfen wir uns die selige Jungfrau im Augenblicke der Empfängnis Christi keineswegs als Voll- Wissende vorstellen, d. h. nicht als eine solche, die etwa in mystischer Erhebung oder gar entsprechend der ewigen seligen Schau das bisher noch unbekannte Geheimnis der Dreifaltigkeit klar durchschaut hätte und ihr somit nichts selbstverständlicher gewesen wäre als die wesenhafte Gottessohnschaft des Kindes, das ihr verheißen wurde. Warum wohl nicht? Nun, weil angesichts einer solchen Erkenntnis nein zu sagen, der zur Entscheidung aufgerufenen Jungfrau ebenso unmöglich gewesen wäre, wie es den Seligen im Himmel ist. Wo bliebe dann Mariens vielgepriesene Vorbildlichkeit in der Verkündigungsszene? Wo bliebe ihr Verdienst? Gewiß wird Gottes besondere Gnade und eine innere Erleuchtung ihr in diesem hochwichtigen Augenblicke der Heilsgeschichte zu Hilfe gekommen sein, aber irgendwie sollte sie doch im Dunkeln und Geheimnisvollen tappen, damit ihr Jawort zu dem wahrhaft großen Beitrag zu unserer Erlösung werde.

Schauen wir es so, dann müssen wir fürwahr die tapfere Glaubenshaltung einer noch zarten Jungfrau von vielleicht vierzehn Lebensjahren als eine Riesenleistung bewundern. Völlig allein steht sie. Keinen kann sie um Rat fragen. Unbekanntes, das für uns Menschen leicht die Gestalt von Drohendem annimmt, liegt vor ihr. Darum gehörte zu ihrem Ja ein starker Glaube und ein tiefgläubiges Vertrauen. Maria blieb Zeit ihres Lebens eine Glaubende. Oder was gehört dazu: Tag für Tag eines Kindes Unbeholfenheit zu Hilfe kommen, einem Kinde das Gehen und Sichgeben, das erste menschliche Wissen vermitteln, es im täglichen Leben sich von anderer Leute Kind nicht viel unterscheiden sehen – und dann glauben müssen: es sei der auserwählte und vorausverkündigte Messias, es sei Gottes Sohn? Welche Kraft es Glaubens Tag um Tag! Gilt da nicht von ihr ihres Sohnes Wort: „Selig, die nicht sehen und doch glauben!“ Maria wird also mit Recht in unsern Tagen gerne die Mutter der Glaubenden genannt. In den Zeiten der modernen Glaubensmüdigkeit möchte man den
Ruf des hl. Petrus an Jesus an sie richten: „Hilf unserm Unglauben!“

Kirchengebet
Wir bitten Dich, O Herr: laß Deinen Dienern das Geschenk
Deiner himmlischen Gnade zukommen, damit allen,
denen die Mutterschaft der seligen Jungfrau
zum Anfang des Heils geworden,
die Gedächtnisfeier ihrer Heimsuchung
den Frieden vermehre.

(vgl.: Feckes. So feiert dich die Kirche)

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