UMKEHR – Johannes von Dalyatha – 8 / 28

Die Menschen auf den Straßen führt sie ins Königreich,
und die an den Zäunen bringt sie zum Hochzeitsmahl hinein (Lk 14,23).

Dunkle Wesen macht sie hell, Blinde sehend.
Den Baum, der tödlich giftige Früchte hat, reißt sie aus,
und den Baum des Lebens pflanzt sie in unser Paradies.

Sie trägt an ihren Seiten Aromen der Gnade,
und diejenigen, die in ihrer Unreinheit
zu stinken begonnen haben,
lässt sie duften, wenn sie sie angenommen haben.

Sie steht am Eingang des himmlischen Bräutigams,
und wer sie durchläuft, begegnet ihm selbst.
In ihre Hand sind die Brautkränze gelegt,
und wer sich vor ihr verneigt,
den lässt sie Teil haben im Brautsaal.

In ihren Händen liegen die Schlüssel des Königreichs,
und wer sie liebt und ihr zugetan ist,
den macht sie zum Schatzhüter.

Quelle: Johannes von Dalyatha: Briefe. Aus der syrisch-aramäischen Sprache übersetzt von Matthias Binder, Beuroner Kunstverlag, Beuron 2020, ISBN: 978-3870713683.
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Johannes Saba von Dalyatha lebte zwischen 690 und 780. Er wurde in einem Dorf der Provinz Beit Nouhadra, das heute nördlich von Mossoul im Irak liegt, geboren. Um 710 beginnt er sein Noviziat im Kloster Mar Yuzadaq. Nach sieben Jahren Ausbildung darf er sein Einsiedlerleben in den Bergen von Dalyatha beginnen, einem einsamen Ort auf über 4.000 m Höhe, der an der Grenze zwischen der heutigen Türkei und dem Irak liegt. Dort verbringt Johannes den größten Teil seines Lebens.

Erst gegen Ende seines Lebens verlässt er die unwirtliche, karge Hochgebirgswelt und geht in sein früheres Kloster Mar Yuzadaq zurück. Hier schließen sich ihm weitere Brüder an. Johannes wird Abt einer Mönchsgemeinschaft und baut gemeinsam mit seinen Brüdern das Kloster Arqol auf. Bald leben hier bis zu vierzig Brüder, denen er eine Lebens- oder Mönchsregel übergibt.

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