Der Kapuziner Pater Martin von Cochem

Die Schriften des Kapuzinerpaters Martin von Cochem gehören zu dem Schönsten, was die deutsche Erbauungsliteratur besitzt, die seit dem 2. Vatikanischen Konzil in der weichgespülten katholischen Kirche keine Rolle mehr spielt.

Wer jedoch dem überlieferten Glauben treu ist und einmal etwas von Martin von Cochem gelesen hat, der wird ihn samt seinen Schriften auch heute wieder liebgewinnen, wie es in vergangenen Jahrhunderten weit verbreitet war. Der fromme Kapuziner war ein Mann mit einer wunderbaren Kindeseinfalt und einem tiefgläubigen Sinn; beides hat zu seiner Beliebtheit im katholischen Volke beigetragen. Der Beinamen „von Cochem“ bezeichnet, wie es in der Zeit üblich war, die Herkunft seiner Person. Pater Martin wurde am 12. Dezember 1634 in Cochem an der Mosel geboren.

Seine ersten Studien wird er im dortigen Kapuzinerkloster gemacht haben, in das er im Alter von 18 Jahren eingetreten ist. Der Kapuzinerorden, der im 17. Jahrhundert die einstige Strenge des hl. Franziskus wieder aufleben ließ, war damals erst wenige Jahrzehnte in Deutschland, hatte aber eine ungeahnte Verbreitung gefunden. Selbst in den Schreckensjahren des Dreißigjährigen Krieges konnte er mehr als 60 Niederlassungen gründen; neben den Jesuiten hat Deutschland hauptsächlich den Kapuzinern die Erhaltung und Wiederbelebung des katholischen Glaubens zu verdanken.

Nach seiner Priesterweihe, die Martin wohl 1660 empfing, bekleidete er zunächst 7 Jahre das Amt eines Lektors im Kloster zu Mainz; er lehrte Philosophie und Theologie. Als erstes seiner Bücher gab er hier 1666 einen kleinen Katechismus heraus. Der Verleger erkannte sofort, wie volkstümlich das Buch geschrieben war, und schlug vor, der Pater Martin solle sich intensiver der volkstümlichen Schriftstellerei widmen. Bald war sein Name in ganz Deutschland bekannt. Mit großem Fleiße sammelte er Material zu immer neuen Büchern, die fast alle bald neue Auflagen erlebten. Hauptsächlich sind es Gebetbücher, aber auch Legenden, Beispielsammlungen, Biblische und Kirchengeschichte, das oft gedruckte „Leben Jesu“ und mehrere Bücher von der hl. Messe.

Pater Martin wirkte außerdem eifrig in der Seelsorge. 1668 kam er als Missionspriester nach Bensheim an der Bergstraße; danach finden wir ihn im Kloster Nothgottes bei Rüdesheim, ferner in Königstein am Taunus und in Dieburg. Wie sehr der Erzbischof von Mainz, in dessen Bistum diese Kapuzinerklöster lagen, ihn schätzte, ersehen wir daraus, daß er ihn wegen seiner Gelehrsamkeit, seines Eifers und seiner Frömmigkeit für die Jahre 1682—85 zum Visitator und Missionar hauptsächlich in der Gegend des Spessart (Aschaffenburg, Unterfranken) bestellte, die in ganz besonderer Weise durch die Kriegswirren gelitten hatte. Hier sollte er die Städte, Flecken, Dörfer und Weiler aufsuchen, in den Kirchen, Schulen, Privathäusern und anderen passenden Orten Unterricht erteilen und predigen und auch bei der Geistlichkeit überall nach dem Rechten sehen.

Die folgenden Jahre konnte er sich wieder in den Klöstern seines Ordens der Schriftstellerei widmen. Als im Jahre 1689 Ludwig XIV. seine Kriege gegen Deutschland wieder begann, mußten die Kapuziner die Heimat verlassen. Auch für Pater Martin begann wiederum eine Zeit rastloser Wanderungen, die ihn bis nach Österreich und Böhmen führen sollte.

Erst 1696 konnte er wieder zurückkehren und versah nunmehr die Seelsorge im Wallfahrtskloster Walldürn. Hier schrieb er seine Erklärung der hl. Messe, die zu dem Besten und Tiefsten gehört, was er verfaßt hat. Die über Jahrhunderte bestehende Liebe des deutschen Volkes zur hl. Messe dürfte zum großen Teile auf dieses weit verbreitete Buch zurückzuführen sein.

Wie hoch Martin von Cochem selbst die hl. Messe schätzte, erkennt man am besten daraus, daß er ungeachtet seiner vielen Arbeiten keine hl. Messe, der er beiwohnen konnte, versäumte. Wenn bei Begräbnissen viele Priester zugegen waren, wartete er mit dem Zelebrieren bis zuletzt, um vorher an den Messen der übrigen Priester beiwohnen zu können.

Schon über 60 Jahre alt geworden, mußte er die Mühen eines Visitators des Stiftes Trier übernehmen. Pater Martin von Cochem hatte ein äußerst tätiges Leben mit vielen Entberungen geführt. Dazu legte er sich mancherlei schwerer Abtötungen auf. Jahrelang trank er keinen Wein und aß weder Fisch noch Fleisch. Ebenfalls gönnte er sich nachts nur 3-4 Stunden Schlaf.

Erst als fünfundsiebzigjähriger Greis durfte er sich etwas Ruhe gönnen. In Waghäusel, einem Wallfahrtskloster in Baden, Bistum Speyer, beteiligte er sich noch, so gut es ging, an der Seelsorge der Pilger; sogar als Beichtvater, obgleich ihm dies nur noch mit Hilfe eines Hörrohres möglich war.

Pater Martin von Cochem starb am 10. September 1712.

Martin von Cochem hat 66 Schriften verfasst. Aus allen leuchtet eine glühende Liebe zum dreifaltigen Gott, zum Allerheiligsten Altarssakrament und zur allerseligsten Jungfrau hervor.

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Ein Kommentar zu „Der Kapuziner Pater Martin von Cochem

  1. Hat dies auf Des katholischen Kirchfahrters Archangelus unbotmäßige Ansichten – ob gelegen oder ungelegen. rebloggt und kommentierte:
    Habe den wunderbaren Beitrag als Anlaß genommen, Pater Martins „Erklärung des Hl. Messopfers“ wieder aus dem Bücherschrank zu holen. Die aufwändig bedruckte 7. Auflage zeigt den HERRN auf dem Einband und wirkt bereits damit angenehm „aus der Zeit gefallen“. Mehr noch der Inhalt, der „verheutigte“ moderne Katholik wird wohl nur schwer einen Zugang dazu finden – „wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder“…

    Allein das Randständige und aus der Zeit gefallene des Inhalts bürgt in meinen Augen bereits für dessen Wahrheit, hat sich doch unsere luziferisch geprägte Zeit, in der das Geschöpf sich zum Schöpfer aufschwingen möchte, schon derart weit von Gott entfernt, dass die einfache Gotteskindschaft, welche aus dem Werk des Paters spricht, kaum mehr verständlich ist. Sind doch deren Grundlagen, wie etwa Einfältigkeit des Herzens, die Liebe des Schäfchens zur Stimme des Hirten oder das Behütet- und Behaustsein im Tempel Gottes – auch und gerade in der Kirche – gezielt verächtlich gemacht worden. Der moderne „Katholik“ sieht sich „auf Augenhöhe“ mit Gott, autonom (also selbstgesetzgebend) und Herr seiner Zukunft.
    Zu „Non Serviam“ fehlt nicht mehr viel…

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