Das Stundengebet bei den Trappisten (12/14) – Die Non

(Ausschnitte aus: Bernardin Schellenberger „Gott suchen-sich selbst finden. Erfahrungen mit der Regel Benedikts“. Kapitel: Das Stundengebet)

Zur Non um 13.15 Uhr kamen wir noch etwas benommen gleich aus dem Schlafsaal. Die Sonne stand bereits leicht im Südwesten und das Licht in der Kirche war wieder etwas behutsamer. Im Hymnus wurde Gott ganz passend als „zähe Durchhaltekraft“, als tenax vigor angesprochen, die zwar unerschütterlich immer sie selbst bleibe, jedoch uns zum Glück eine ganze Abfolge wechselnder Tageszeiten beschere, lucis diurnae tempora successibus determinans. Die Bitte bestand darin, uns bis zum Abend noch einmal einen klaren Sinn zu schenken, largire clarum vespere, und es wurde an den „heiligen Tod“ erinnert, der uns die Aussicht auf eine ewige Herrlichkeit eröffnet habe: praemium mortis sacrae perennis instet gloria. Das erinnerte daran, dass „zur neunten Stunde“ Jesus für uns am Kreuz gestorben war (Mk 15,34–37). Auch die immer gleiche Bibellesung dieser Hore machte täglich darauf aufmerksam: „Um einen teuren Preis seid ihr erkauft. Verherrlicht und tragt Gott in eurem Körper“ (1 Kor 6,20).

Die Psalmen von Terz, Sext und Non waren von Dienstag bis Samstag immer die gleichen, so dass wir sie praktisch auswendig konnten. Dieses Prinzip ständiger Wiederholung war ein wesentliches Moment unseres Psalmengesangs.

Bei den Rationalisierungsmaßnahmen ab dem II. Vatikanischen Konzil ging die allgemeine Weisheit, dass „steter (gleicher) Tropfen den Stein höhlt“, ziemlich verloren.

In der Non motivierten uns etliche Bilder ausdrücklich für die Nachmittagsarbeit. „Ihr mögt traurig hinausgehen und eure Saat ausstreuen“, tröstete uns etwa der 125. Psalm, „aber jubelnd werdet ihr eure Garben ernten.“ Psalm 126 gab uns zu bedenken: „Wenn nicht der Herr das Haus baut, mühen sich die Bauleute vergeblich“ und: „seinen Geliebten gibt es der Herr im Schlaf.“ Außerdem stand darin die lateinische Formel, die ich besonders mochte: surgite postquam sederitis, wörtlich übersetzt ein fundamentaler Satz kontemplativer Weisheit: „Setzt euch erst einmal in Ruhe hin. Dann steht auf“, statt ständig unüberlegt ins Leben zu rennen und „Schmerzensbrot“, panem doloris, zu kauen. So erfrischte uns die Non spürbar, um den Nachmittag anzupacken.

(B. Schellenberger. Das Stundengebet)

DOMINICA AD NONAM
Am Sonntag zur Non
MARIAWALDER MESSBUCH

Siehe: Buchvorstellung

Beachte:
– Das Stundengebet bei den Trappisten (1/14) – Siebenmal und in der Nacht.
– Das Stundengebet bei den Trappisten (2/14) – Nacht+Aufstehen+Auferstehen.
– Das Stundengebet bei den Trappisten (3/14) – Ein Tagesplan.
– Das Stundengebet bei den Trappisten (4/14) – Mitten in der Nacht ist der Anfang des Tages
– Das Stundengebet bei den Trappisten (5/14) – Die Vigilien, das Nachtoffizium (a)
– Das Stundengebet bei den Trappisten (6/14) – Die Vigilien, das Nachtoffizium (b)
– Das Stundengebet bei den Trappisten (7/14) – Laudes
– Das Stundengebet bei den Trappisten (8/14) – Die Morgenzeit
– Das Stundengebet bei den Trappisten (9/14) – Die Prim
– Das Stundengebet bei den Trappisten (10/14) – Die Terz
– Das Stundengebet bei den Trappisten (11/14) – Die Sext

2 Kommentare zu „Das Stundengebet bei den Trappisten (12/14) – Die Non

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