Die Gefolgschaft der Menschen

(Donnerstag in der ersten Adventswoche)

Es gibt drei Arten von Menschen, die sich zur Nachfolge Christi berufen fühlen.

Die erste hört den Ruf, bringt aber nicht den Mut auf, ihm zu folgen. Sie hat ihr Herz zu sehr an die Güter der Erde gehängt. Es geht solchen Leuten am Ende so, wie es den Gästen im Evangelium ging; sie wurden nicht für wert befunden, dem Gastmahle beizuwohnen. Der Hausvater tat den Schwur, dass keiner der Geladenen von seinem Mahle kosten werde (Lk 14,24).

Eine zweite Gruppe will zwar ihrem König folgen, aber sie will es nur halb und unter Bedingungen, wie sie jener Jüngling stellte, der zwar die Gebote Gottes hielt, aber traurig wurde, als ihm der Herr die Befolgung der evangelischen Räte vorschlug. Er senkte den Kopf und ging davon, sagt die Schrift.

Die dritte Art endlich ist die der hochgemuten Seelen, die sich ganz für Christus opfern. Sie überlassen sich ihm ohne Vorbehalt. Sie verzichten aus Liebe zu Gott auf die Güter der Erde und leben nach den Grundsätzen des Evangeliums.

Zu dieser Gruppe gehören die geistlichen Personen, die die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegen. Sie erfüllen die evangelischen Räte buchstäblich und sind gewillt, den Fußstapfen des Heilandes bis zu dem Kalvarienberg zu folgen. Welche Ehre bedeutet es, zu einem so ehrwürdigen Stande berufen zu sein! Es ist, sagt der Weise, nichts besser, als Gottes Gebot zu befolgen (Sir 23,27).

Fühlt man aber die heilige Berufung zu einem Orden nicht in sich, so habe man wenigstens Ehrfurcht vor seinen Mitgliedern. Ja, man soll wenigstens den Wunsch in sich tragen, an den Verdiensten der Ordensleute durch Losschälung vom Irdischen und durch Hingabe an den Willen Gottes teilzunehmen. Man sage seinem Herrgott oft: Ich bin bereit, Herr, ich bin bereit. Ich will in allen Dingen Deinen Willen tun. Ich will selbst Deine Räte befolgen. Nichts soll für mich von Wert sein, was nicht Dein Wohlgefallen besitzt.

Man kann diesen drei Gattungen von Menschen eine vierte beizählen. Es sind diejenigen, die Gott nicht nur zu seiner Nachfolge erwählt, sondern die er berufen hat, andere zu dieser Nachfolge an zu eifern. Mein Gott, welch hohe Bestimmung ist das! Welchen Dank sind Dir Menschen schuldig, die Du so hoch erhoben hast! Ist es nicht ihre heilige Pflicht, kein anderes Verlangen in ihrem Herzen zu tragen als Dich, Gott, zu verherrlichen, Dein Reich auszubreiten und die Seelen zu gewinnen!

(aus: Ludwig de Ponte. Meditationen zum Kirchenjahr)

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