Heiligabend – Siehe, ich komme, Deinen Willen zu erfüllen!

Die Zeit, die Gott von Ewigkeit her zur zeitlichen Geburt seines Sohnes bestimmt hatte, war gekommen. Unser Heiland hatte sich geduldig in diese Stunde gefügt. Er war ihr weder zuvorgekommen, noch hatte er sie verschoben. Dann aber erhob er sich wie ein Riese, seinen Weg zu laufen (Ps 18,6), der ihm von der Wiege bis zum Kreuze eröffnet war.

O anbetungswürdiges Kind, wie viele Kreuze wirst Du finden, bevor Du jenem begegnest, auf dessen Armen Du Deinen Lauf vollenden sollst! Welche Ergebung in den Willen Deines Vaters, der Dir genau vorgezeichnet ist, findet sich bei Dir! Wie sehr muss mich der Gedanke packen, hier einen untertänigen Gott zu sehen, untertänig den strengen Beschlüssen eines Vaters, der die Empörung seiner Knechte am eigenen Sohne rächt!

Durch seine Ankunft in der Welt zu der vom Vater bestimmten Stunde, da er das Heiligtum unter dem Herzen seiner Mutter verließ, schenkte unser Heiland Maria ein Übermaß himmlischer Schätze, einen Überfluss an Gnaden, der sich leichter betrachten als beschreiben lässt.

O liebenswürdigster Jesus, mit welchen Gnaden wirst Du unser Herz erfüllen, wenn wir Dich in der heiligen Kommunion empfangen und Deiner Gnade kein Hindernis entgegensetzen! Findest Du in unserer Seele eine Tugend, die mit jener der gebenedeiten Jungfrau auch nur entfernte Ähnlichkeit hat, so wirst Du gewiss ihren Glanz vermehren, so wie Du die Tugend Deiner heiligen Mutter vollkommener machtest.

(aus: Ludwig de Ponte. Meditationen zum Kirchenjahr)

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